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Dresdner Nachrichten : 02.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188405020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-02
- Monat1884-05
- Jahr1884
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- Dresdner Nachrichten : 02.05.1884
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.. . der getlm Stadtrxrordnetensitzun- > u. >. nach langer Debatte der vom Gtadtrath betreff« de» vielbetlagten BrockS'schen Hau te« am Elbberg neuerdings gefaßte Beschluß. da« Hau« wieder herznstrllen und dann als MlrthhauS zu vcrmictlicn, gegen 6 Stimmen obaelehnt und ein Antrag de« S1.-V. Anvrescn angenommen, wel cher den Natt, ersucht: daö Hauü. abzubrrckren und das Grund-s stück als Bauplatz zu verkauscnZ Parle, r. Mal. Voulevard. «r»ie rs.R. «ul. I»t.7U. . Spa». . <fn>n>trr:r>!>,»>>.e VNomaiic»U7ll,aa. gr»n,.>kc„ - —.I t!oi»dar»k» . >«. iiiurlae. TageKlatt für UokitiK, AickMliW, «esMrvnllelsr. MntE Irkwdmlillk. Sodar SoIu>svd«rK.j Livsm koelivsrsdrton ?udlilcum äisergodooat» llittbsiluax, ckrss iok Sonntag cken 4. >»t ckas ELastk»«« «it Anskchtsihurm »isäsr «rüffus. L.ektun^voU O Welt,«. L-ee» Wffe^vi, ^teUor kiir Llmmvi-Vekoratlon unü 8t^I Nvdol, ^U88l«Nun8 von Nustor-Limmorn oinkaebsu unck rsiabvn 6ourou keil« pragoratranao, kartorro unck «rat« Ltage. ^Nvk kvtzniliSlM' Inventur ewpkekle» wir einen xwEren koeto» 2llrüe!L8686t2te»' 8tielLtzivivn anl (ÄiMiw voizirbrigvr Ilevsin«, nett unter cken Uvratvlluugvprvlevn I«»i tni»n» 8»»»,. Seklosü-Straee« 17, gogeailder <Iem Kgl Leblos«,? Vr»8>»«n!,»««?>' 1«rtt8«r Ktn«I«,r^»ri1vr«,t»v Iß bis rum ^Iter von 16 Hadron ! > Itl»«l«i, 8o«atr,»anv N, p»> t. «. I. lr veatellnug nns Lnetzge nnili SI»»«'« uvlnn« tiir zecke» A Xlter naku. Iteler« »«ri>en«»«Lttir<-tUr KU Sl.tu selnvw w l!I»«vi«t. 0o«ekm,,eI<vü1Io«I/,gsr in 6out«el>on u. oiyxl. Ktostsu. j>! ,— > i i^ > ^7i—n—'rr^ VN kLbrik-kt»l>li«iiient sdlk»«I»«r u. «IvKLUtor Llockor-Krrrckerods »o« Llvxauckor kdvipsolw WM ftch M Lnsorttgnng naei» «Innsa. j MM «» -»> An »« O»» ^ Lr FH ,» k» »» F ««rrenttkvr «1er i Lümmttiehs Xsubeitim clor b'rühphrsk-Liscm in grdSLtor ^usnadlssnäung boroitvilligkt. ! -MO R- OMU^L " R R 0 v- HM«»» > »«, !L,,»«»<^« v,lrI»«>t>i»lIl;. j ^uscvubl kur LuLbou unä Ülückehüu bi« 16 ckukre. Nv.123. 2S. Zalirgting. Auslage: 40,000 Lrpl. Aussichten für den 2. Mai: Anssrischender Nordivcsrwind, ver änderliche Bewölkung, etwas Niederschlag, Temperatur etwas kälter. Dresden, 1884. Freitag, 2. Mai. vera>,Nv»rtltq«r Redakteur dir Pgljt^chkff vr. Umtl »t«re >, t» Dresden. Rechtsfragen, in Parlamente» erörtert, rufen ersalirungSmähig fast nur Journalisten auf die Rednertribüne, scheuchen aber die übrigen Abgeordneten zur Flucht in die Frühstücksräume. Auch das grobe Leserpublikum gewinnt juristischen ParlamcntSdcbattcn wenig Geschmack ab. So lies auch daö materielle WM der Bürger durch Justizgesetze beeinflußt wird, so hat die trockene Art der Besprechung von Rechtsfragen durch verknöchernde Juristen wesentlich die Teilnahme des Publikums abgeschwächt. ES must schon eine außergewöhnliche Rcchtskrage komme», wenn sich das Interesse der Nation dafür regen soll. Das ist nun im allerhöchsten Grade betreffs der Entschädigung unschuldig Perurtheiltcr der Fall. DicS versteht Jedermann und selbst die grösste Gelehrsamkeit der knisslichsten Juristen ist nicht im Stande, die Angelegenheit durch Ausweisung von allerhand Doktorsragcn zu trüben. Umsoweniger, als sich die Fälle von Berurthcilungcn Unschuldiger geradezu crichreckcud mehren. Zwar hat der Bundcskommissar im Reichstage vernicht, die Statistik von 258 Fällen, in denen seit Octobcr 1870 durch Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens die erfolgten Bcrurtheilungen rückgängig gemacht wuiden, möglichst abzuschwächen. Er wies darauf hin, bah nur in 97 von diesen 258 Fällen mit der Vollstreckung der Strafe bereits begonnen worden mar und daß in vielen der verbleibenden Fällen der Angeklagte nicht seine Unschuld bewies, sondern daß ihm nur seine Schuld nicht nochmals nachgewiescn werden konnte. Aber nian denke: in nicht ganz 5Jabrcn sind allein 07 effektive Vcrurthcilnngen von Unschuldigen nachträglich hcrauSgekommen, darunter oft Jahre lang unschuldig abgesesfene Zuchthausstrafe! Man muh da annchinen, daß auch setzt noch eine ganze Anzahl unschuldig Vcrurtheiltcr in den Kerkern sitzen. Das sind Erscheinungen, die lies in das NechtS- bewußtsein des Volke« eingrcisen. Dieses Rcchtsgesühl wird über ans das Empfindlichste verletzt, wenn die Opfer der Justizpslcge keine Entschädigung erhalten. Jedermann ist empört, wenn sich bei nachträglich herausgestellter Unschuld eines Vernrthciltcn die Staatsgewalt daraus beschränkt ihm höflich die Kerkcrtlillrc zu öffnen, sonst aber gar nickt dergleichen tlnit, das bittere Unrecht annähernd wieder gut zu macke,'. Es würde den übelsten Eindruck erzeugen, wenn in einer so cinsachenSacke die verbündeten Regierungen sich dauernd von dcm Rccktsbcwubtiein der Nation getrennt hielten. Es mag ja den Regierungen sauer fallen, zu bekennen, dass die Justiz- pslegc auch nur eine menschliche Einrichtung und mit menschlichen Gebrechen behaftet ist. Diese Erwägung hat aber gegenüber dem verletzten Rcchtsbewublscin des Volkes eben zu fchw-igcn. Alle Parteien, von der äußersten Rechten bis zu den Sozialdcmokraten, flehen der Entschädigung für unschuldig Vcrurtheilte sympathisch gegenüber. Aber da fick in neuerer Zeit solche traurige Fälle von Berurthcilungcn Unschuldiger häufen, so verdient cs eine Untersuchung, warum dies der Fall ist. Der Abg. Lenzmann fand den Grund darin, daß unser Rickterstand immer kriminalistischer, immer staats- anwaltickaftlicher geworden ist. Ter Abg. Ltayscr machte sichs unter dem Sckutze der parlamentarischen Redefreiheit leicht, indem er den Rickterstand beschuldigte, „von Dünkel »nd Hocbmuth besessen zu sein". Herr Käufer übersah bei seiner Aeußerung völlrg, daß die meisten der irrthümlicken Vcrurtheilungcn durch falsches Zeugniß herbeigciührt werden. Meineidige Zeigen wird es leider Gottes immer geben und wenn aus Grund falsch geschworener Aussagen eine Vcrurthcilnng erfolgt, kann man dem R'chtcr daraus keinen Vorwurf machen. Wohl aber sollte nian das Strafgesetzbuch dahin verschärfen, daß, wenn aus Grund eines falschen Zeugnisses ein Unschuldiger verurthcilt wird, der meineidige Zeuge ganz besonders hart bestraft wird. Tie Richter aber mögen ans dem im Reichstag vorgebrachien Material die naheliegenden Nutzanwendungen entnehmen. Wenn z. B. bei dem aus Sachsen angeführten Falle sich ergiebt, daß an dem Orte eines Diebstahls Stiefeln ausgesunden wurden, von denen ein mit Zuchthaus vorbestrafter Zeuge aussagt, daß sie wol,l die Stieseln des Angeklagten sein könnten, wenn sie nicht die eines anderen wären, wenn sodann bei der Wiederaufnahme des Verfahrens Sachverständige feststellen, daß die Stiefeln über haupt nicht auf die Füße des Verurtheiltcn pe.sscn — dann zeigt die Rechtspflege denn doch eine zum Nachdenken herausfordernde Seile. Auf Antrag des Abg. vr. Hartmann (sächsischen Staats anwalts in Plauen) wurde die Frage der Entschädigung unschuldig Vcrurtheilter einem Ausschuß zugewicscn, der wohl schleunigst die spruchreife Materie erledigt. Der Reichstag wählte einen besonde ren Ausschuß, u»r dem Vertreter sür Neustadt-Dresden, vr. von Schwarze, Gelegenheit zu geben, seine reichen Erfahrungen auö Wissenschaft und Praxis bei der Ausarbeitung des betr. Gesetz entwurfs zu verwcrthen. Selbst der Sozialdemokrat Kayser konnte nicht umhin, sich auf das Zcngniß vr. v. Schwarzes zu berufen, als eines der hervorragendsten Juristen, der ebenfalls eine Ent schädigung unschuldig Verurthcilter verlange. Nachdem Oesterreich in dieser Frage ein leuchtendes Beispiel gegeben, zahlt Deutschland wesentlich nur eine Ehrenschuld ab, wenn es endlich auch daS schwere Unrecht irrtlrümlicher Vcrurtheilungen nach Kräften sühnt. Leise gestreift wurde bei den Verhandlungen über diese Frage auch der Umsiand, daß die Mangelhaftigkeit der Rcichsjustizgesetze auch mit zu Vcrurtheilungcn Unschuldiger beiträgt. Kräftiger be tonte lman diesen Punkt bei der sich anschließenden Verhandlung über die Einführung der Berufung in landgerichtlichcn Strafsachen. Der Abg. Rcichensperger sprach es offen aus, daß die Rcichsstraf« Prozeßordnung mit ihren widerspruchsvollen Bestimmungen daS RechtSbewußtsein erheblich verletzt hat. DaS ganze System der Strafrechtspflege: in der untersten Instanz Schöffen, in der Mitte gelehrte Richter, oben wieder Schwurgerichte, wird Niemand sür ein musterhatteS ausgeben rvollen. Die Berufungsinstanz in mittleren Strafsachen haben seiner Zeit die bis über den Halo studirten rechthaberischen UniversitätSprosessoren abgeichaist. die die Jniiiz- gcictze überhaupt mit so viel Mängeln behaltet haben. Ter Bun- desrath ist damals nur zögernd aus die Beseitigung der Bcrusnng eingcgangc». Nur höchst selten ist cs jetzt möglich, ein Urtheil einer Strafkammer wieder umzustoßcn. Namentlich die Praxis, daß die Gericktsprotokolle nicht mehr den Inhalt der Ver handlungen und der Zeugenaussagen angeben, hat zu einer mangeibaslen Begründung der strafurtheile geführt. DaS materielle Recht leidet sehr darunter, daß gegen ein solches Ur theil eine Appellation blos wegen Formfehlers durckzusetze» ist. Mit dem Wegfall der Berufung bat sich bei den Strafrichtern eure bedenkliche Neigung zu Vcrurtheilungen eingestellt. Tie Ständigkcit und Stabilität der nur aus gelehrten Richtern zusam mengesetzten Strafkammern führt zu einer Verödung und Ver- fhc knöckerung, vor der,die in nnanfliörlicher Erneuerung und Er- Li srilckung begriffenen Schwurgerichte bewahrt sind. Die Einführung der Berufung gegen Urtheile der Strafkammern ist namentlich auch »och darum geboten, weil es fick hier so häufig ereignet, daß der ! Angeklagte erst k»»ch das Urtheil über den Schwerpunkt der An- ! fchuldigung ausgeklärr wird, weil namentlich Personen von geringer ! Bildung und Erfahrung erst durch die Hauptvcrhandlung und die > Entscheidung des ersten Richters zun, rechte» Verständnis! der Sache gelangen und weil für diese sich in der zweite» Instanz erst cur eigentliches Feld wirksamer Vertlieidigung öffnet. Wenn man da gegen Gründe der juristischen Technik anfiilnt, so können diele nicht ins Gewickt fallen, wo cs fick um die höchsten Guter der Mensch heit, um Ehre und Freiheit, mitunter auch um die Existenz selbst handelt. Jetzt Hilst einem von der Strafkammer ' irrthümlich Verurtheillen nur der Umstand, wenn er vor dem Reichsgerichte einen Form- oder RechtSfchler der Strafkammer Nachweisen kann: vermag er dies nicht, io nutzt cs dem Verurtheiltcn nickt, daß das Reichsgericht das Urtheil nickt sachlich begründet findet, da cs ja nicht aus die Sache selbst cingchen darf. W>c Viele mögen, selbst wenn sie sich eines Vergebens schuldig gemacht, dock unter einer allzu hohen und batten Strafe leiden^ weil das Reichsgericht auch zu einer veränderten Bemessung des Strafmaßes nicht befugt ist, wie sehr e« fick auch von der Ungerechtigkeit desselben über zeugt habe» mag. Darum: Einführung der Berufung gegen Urtheile der Strafkammern! wieder schwach und leblos. Spekulative Banken waren durchweg etwas schwacher, Kassabanken kaum verändert, deutsche Bahnen recht belebt und anziehend, österreichische Bahnen »nd Prioritäten gut bc hanptet. Bergwerke ziemlich fest. Industrien ohne einheitliche Ten denz. doch überwogcn Besserungen. Deutsche Fonds waren fest, fremde Renten gut gekragt, besonders ungarisch-russische Noten und türkische Tabakaktun anziehend. ceraiiriu« ». »>., I. M,u. eredil res",. Siaiusdalm 20L-'«. Lombardei! «0er Looi« —. yciicrr. Tilbcrrcnle —. Varnerrcnte —. Galizier 2rr-i,. Oeiierr. Goidrenie —. «"/» Uns. GoidreiUc . 77cr Ruileu —. «ver Nulle» —. 2. Oriciilanleibe —. Nrnelle Ungar. Goida»leil>e—. L. Orienlauictiic —. Unaer. Pavler,.—. Dtdcoiiio202.0.1. italivierL.'.üo. Äoitbardb. —. Malicnburger—. Liin. wie», I. Mai. Credit 0il>.80. Liaatdbaiui Ll.',,e,0. Lombarde» Il.'.sd. Rardwiib. 162,70. Marlnalen as.42> ». Ung.Crcd. itio.dv. Tabak-Ali. . Gclchäitblod. Var>». r. Mai. lSchlub.i Nenie 76.82. Anleihe ,07.70. Italiener 02.70. klaaidbal», 6Ü2..7V. Lombarden »2o.10. do. Lrioriiäien —. Sabbier nlo. Leiterr. »oiorenle -. Spanier «c>.8>. i! lamancn e,7:>. Tabal-Aclien —. Jcll. Bari». An der Miiiagobörlc herrschte'ffrstigkel, ln ilalienlfcher und französilcher Mente, trlroife Einkäufe fanden in Suez-AcNen stak». Die Konferenz mcgln Egyptens tft ziorifklhaf«. ES Iierrscht Einvrrmtznicu zwischen Spanieu und graiilreich in vckrrff Bor,rde»ü I» Marokko London. Tie Börfc ivar ycntc geschlossen wegen des NkinlgungStageS. Neueste Telearammc der „Dresdner Rachr." vo», 1. Mai. Berlin. Die Ko»n»iffion für das Sozialistengesetz nahm die zweite Lösung der Anträge Windthorst's vor. Die Abstimmungen entiorach.m durchweg denen der ersten Lösung. Dann folgte die Debatte über die Vcrlängcriingsparagrophei, der Regierungsvorlage, wobei Windtlwrst erklärte, daß seine und seiner Freunde Abstimmung nur eine provisiorische sein würde. Hierauf stimmten von 21 Mit ... T g ist aho mit Stil die konservativen, freikonkervatwen und nationafiiberalcn Mitglieder der Kommifsion, sowie auch die Cenlrnmsmänncr F,hr. v. Hertling und Graf LandSberg. Auch Dr. Reichenfperaer hob zustimmcnd die Hand, zog dieselbe aber, einem sanften T,»cke WindtlwrffiL nach- gebcnd, wieder zurück. Windthorst's Resolutionen wegen Ver schärfung des Strafgesetzbuches wurden gegen die sechs Stimmen dcS Ceiitrnms abgelehnt, nachdem Staatssekretär Schellmg erklärt, daß die Resolution für alle Parteien ein zweischneidiges Schwert sei. Frhr. v. Hcttling wurde mit der Erstattung des schriftlichen Berichtes betraut, dessen Vorlesung frühestens am Sonnabend erfolgen kann, fodaß die zweite Beratnung in, Plenum des Reichstages erst Donnerstag nächster Woche z» erwarten ist. Nach Schluß der Be- ratlnmg konserirte Staatssekretär v. Bötticher mit dem NeickStags- präsidentei, v. Levetzow, woraut sich ErstcrcrIfofort zum Reichskanzler Sachsens bezüglich der ZollverwaltungSkosten, sowie der Äusickiuß- berichr über den Antrag Sachsens wegen der Maß- und Gewichts- oidnung. Die Sitzung der Kommission für das Sozialistengesetz erlitt eine Unterbrechung dadurch, daß die preußischen Mitglieder zur Abstimmung über die Jagdordnung nach dem Abgeordneten!,ause telcphoni ck berufen wurden. Die Jagdordnung wucoe mit 101 gegen 188 Stimmen abgelrlnit. Dagegen stimmren die Finionäre und Natronalliberalen (mit einer Ausnahme), zwei Deutsch-Konser vativ'', lacht Frei-Konservative, darunter Graf Bismarck, der Sohn dcS Reichskanzlers und eine Anzahl Mitglieder des Ecntnims. Dann fand die »weite Berathung statt über die Kommuiralstener- vflichtigkeit von Konsumvereinen aller Art, sofern dieselben für ihre Mitglieder Gewinne berechnen, sowie dcS Staats-Fiskus auch für nicht zu den Betriebsverwaltungen gehöcigcÄn'agcn, Grundstücken und Gebäuden. Rkgierungsseits wurde erklärt, letzterer Beschluß gefährde das ganze Gesetz. Außer der Sozialistengesctzkommission tagte auch die RcicbSlagskommission für daS Aktiengesctz, Weiche eine Verschärfung der Bestimmungen über Nachprüfung der Gründlingen beschloß. In der nächste Woche beginnen die Vorbesprechungen »über den Zoll- anschliiß Bremens. Sachsen ist nickt betheiligt, es nehmen nur Kom missäre Preußens, BaiernS und Oldenburgs theil. Paris. Der Botschafter Waddington begicbt sich heute Vor mittag »sch London zurück, um dem englischen Kabinet die Ant wort der französischen Regierung in Betreff des Konsercirzvorschlages zu Überbringer,. Die Antwort erklärt, daß die sranwsnche Regie rung die Ronscrcnz im Prinziv aceeptire, »nd giebt die Gründe an, welche di« französische Regierung veranlassen, anzunehmen, daß die Konferenz nicht aus die Beralhrrng der finanziellen Frage be schränkt sei» solle, sondern sich auch nrit der allgemeinen Situation in Egyvtcn zu beschäftigen haben werde. Die Antwort Frankreichs wird voraussichtlich eine neue Erklärung dcS englischen auswärtigen AnrtcS zur Folge habe», d. h. die Konferenz ist gescheitert. London. Auf der Brandstätte des am 26. April von einer FericrSblunst verzehrten Magazins der KonsektionSsirma Whiteley stürzte eine hohe Mauer ein und verschüttete 50 bis 60 Arbeiter. Tie Zahl der Tobten und Verwundeten ist noch unbekannt. Toronto (Kanada). Unter dem Bureau der Verwaltung der Kronländereien in der» ParlamentSgcbäude wurden am Mittwoch mehrere größere Drmamitpatro»en aufgesunde». Bei weiteren Nach- suchnngen wurde eure ander« Patrone unter der zu dem Zimmer des Sprechers führenden Treppe entdeckt. Die Patronen, welche anscheinend gestern dorthin gelegt und mit Zündern versehen waren, wären geeignet gewesen, einen großon Theil des Gebäudes in die Lukt zu sprengen. Die Berliner Börse «öffnet« ftill und schwach, dann brachten VcrstaatlicbnngSgcricht« und Nachrichten über das Resultat der jetzt beendeten Fniuiizgesctze cinrgcS Leben. Der Schluß war Lokales uud Sächsisches. — Gestern ist Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg mit Familie »ach dem SomnicraufcirthaltHoslerwitz übergesiedelt. An, Dienstag inspizirtc Prinz Georg auf dem Exerzierplatz bei Connewitz die drei in Leipzig garnisonirciidcn Jnsantcrie-Regimcnter. von welcher Jn- speklionsreisc er erst gestern wieder znrnckgc'ommcn ist. — Heute vor 35 Jahren trat -Herr Geh. Rcg.-Rath Nagel, Prof, der Geodäsie am Kgl. Polytechnikum hier, als Lehrer sür dasselbe Jack in die damalige polytechnische Schule ein. Das Audi torium , in welchem er seine Vorlesung wie gewöhnlich früh um 7 Uhr beginnen wollte, war überaus reichlich mit Blumen und Gnirlandcir geschmückt. Eine Deputation der Studircndcn der Ingenieur-Abtheilrnrg beglückwünschte den Jubilar, wobei Herr «tust. in?-. Flemming die Ansprache hielt. Herr Gel,. Reg.-Rath Nagel war sehr überrascht und erfreut über die unerwartete freudige .Kinrdgebimg und gab seinem Dank in ccr herzlichsten Weise Ausdruck. — Bei der in Paris tagenden internationalen Konserenz zur Bestimmung der ciektriichen Einheit ist das Königreich Sachse» durch Hosralh Prof. Dr. Wiedemann aus Leipzig vertreten. — Eine für die Ausübung des Beschwerderechts außer ordentlich wichtige Entscheidung hat letzthin das Reichsgericht ge troffen. Breisach sind Bürger von der Einreichung von Beschwerden gegen Unregelmäßigkeiten eines Beamten dadurch abgchaltcn worden, daß sie nickt in der Lage waren, die vollen Beweise für die Wahr heit ihrer Beschwerden zu erbringe», vielmehr batten warten müssen, daß die anzustellcnde Untersuchung diese Beweise liefere. Aus Furcht nnn. daß die Untersuchung nickt dieses R-lultat ergeben könne und dann eine harte Bestrafung wegen Bcamtenbelcidrguna einttete, sind cst berechtigte Beschwerden unterblieben. Nach der erwähnten Enticheidnng des Reichsgerichts ist nun ein solches Re sultat der Bejchwerdeuntersticbung nickt mehr nöthig, vielmehr ge nügt auch ohne dasselbe zur Slraflosigkert des Beschwerdeführers, wenn er aeglaubt bat, berechtigt zu sein, das Beschwerderecht aus- zuübcn. Zur Ausübung dieses Rechtes sei jeder Staatsbürger befugt. — Eure durch die Blätter gehende Netiz, daß nach beendeter Anerbabnjagd Sr. Mai. dcS Königs am Mittwoch Morgen Hr. Ober förster Blohmer ans dem Balmboi Schandau so erkrankt sei, daß man einen Arzt habe holen müssen, ist, wie »nS telegraphisch vor gestern Abend noch milgetheilt wurde, erfreulicherweise vollständig falsch: wir haben daher die Notiz auch gestern nicht gebracht. — Dem Vortrage des Herrn StrafanstallSdrreklor Geheimrath d'Alingc aus Zwickau über das Prinzip der Jndividualisirung in der Fürionre sür ans Str scmslaltiN Entlassene, gehalten in der vorgestrigen Generalversammlung des schon seit einer Reihe von Jahren segensreich für den gedachten Zweck wirkenden Vereins, war crne um fo größere Bedeutung zuzumeffen. als cs nicht philoso phische Theorien waren, die der Vortragende entwickelte, sondern praktische, durch langjährige Wirtsamkert auf dem Gebiete des Strafvollzugs und eingehende psychologische Beobachtungen gegrün dete Erfahrungen. Alle von dem Redner gezeichneten Bilder waren voll tiefster Lebenswalnhcit. Herr d'Alingc wies zunächst die land läufige und auch in der Presse verbreitere Ansicht, die scheinbare Zunahme der Verbrechen, welch' letztere er als die jeweiligen Pro dukte unserer soziale» Verbältniffc bezeichnet, hänge »nt der zu milden Bebandlung der Sträflinge in den Strafanstalten zu sammen, als vollständig unbcarnndet zurück und zeigte, daß das Schwerste für den dem Strafgesetz Verfallenen sei, nach verbüßter Strafe in der Gesellschaft rehabilitirt zu werden. Ebenso wie jeder Mensch eine besondere Plmstognomie besitze, so sei auch sein Cbarakter und Empfindungsvermögen verschiedenartig gestaltet und dieselbe Strafe würde von Charakteren verschiedener Art auch verschieden emvlunden, ihre Rückwirkung nach der Ent lassung sei daher gleichfalls verschieden. 'Nach der Entlastung träte die Fürsorge für den Bestraften erst recht in den Vordergrund. Wie demnach in den Strafanstalten daS Prinzip der Jndivrduali- sirung in der Behandlung der Gefangenen durchacsühtt sei, so müsse dasselbe auch nach deren Entlastung aus de» Gefängnissen ange wandt werden. Für die Bebandlung der Entlassenen seien die in den Strafanstalten üblichen Grundsätze maßgebend. Ilm die In dividualität der Entlassenen zu erkennen, und bei der Trefflichkeit der Einrichtungen des Vereins für die Fürsorge der aus den Straf anstalten Entlassenen könne dies nicht schwierig sein, müsse man dem selben znächst Glauben schenken, dann Hoffnung», ihm erwecken und ilne Liebe eittgegenbringen. Nickt die Geistlichen allein, alle Stände vielmehr müßten sich an dem RettungSwcrke betheiligen. Ferner müsse auch die Individualität der Pfleger berücksichtigt werden. Aus pekuniäre Unterstützung der zu Rcliabilitirenden käme es weniger an. als auf die sittliche Hebung derselben. Unter solchen Umständen dürfte da« Bemühen, den Gefallenen wieder in die Reibe der geachteten Staatsbürger auszunehmcn, die schönsten Früchte tragen. Unter Hinweis auf den bedauerlichen Umstand, daß nicht selten die Bestrafung eines FamilienglieveS die familiären Bande zerreiße oder lockere, bob Redner auch die große Wichtigkeit hervor, in dieser Richtung seitens der Dercinsmitglicder vc.mittelnd »nd versöhnend zu wirken und schloß seinen Vortrag mit den Worten unseres Erlösers: „WaS Ihr gcthan habt an einem meiner geringsten Brüder, daS hobt Ihr mir gcthan!" Der Vortrag wurde ' von der Vorsanimlung mit dankendem Beisatt ausgenommen. — Ein hiesiger Postbote verlor gestern Vormittag ll Uhr an der Ecke der EliaSstraße von seinem eben empfangenen Gehalt einen Fünfzig markschein. Die Wiedererlangung dieses Betrages würde den nnbemittelten Beamten hoch beglücken. — Die hiesige Schneiderinnung hat Herrn Direktor Heiirr. Klemm hier in Anerkennung seiner vielen Verdienste um die europäische Modenakadcii'ie und um das Schiieidergcwcibe überhaupt zu ihrem Ehrenniitgliede ernannt.
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