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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187301245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-24
- Monat1873-01
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1873
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Zweite SMge M Lchfiger Tagcvlatt und Anzeiger. ML1. Freitag den 21. Januar. 1873. «uer ilrlcn von Lehrstättcn Bedacht genommen! H-Uc. ist diese Lücke seit Beendigung des deutsch- stulzcsliäieii Krieges in entsprechender und alle Heu« befriedigender Weise durch unsere städti sche» Behörden ausgcsüllt worden. Es entstanden I sind, nach derselben aber diesen eine weitere, zum Thcil berufliche Bildung gewähren wollen, so ist aus Kosten der Stadtcasse noch eine weitere Bil dungsstätte, die gewerbliche Fortbildungsschule, etwa- für die Jetztzeit zu wünschen übrig bleiben dürste. Hauptsächlich ist aber hierbei zu betonen, daß jede der genannten Schulen ein besonderes Ziel verfolgt, daß keine durch Gründung der anderen entbehr lich gemacht worden ist. Diese Mannigfaltigkeit von Schulen für solche tkaben, die über das 14. Jahr hinaus Unter richt erhalten sollen, erschwert aber manchem um die Ausbildung seines Kindes besorgten Vater die Wahl der Bildungsstätte, die dasselbe am zweck entsprechendsten zum Ziele führen könnte. Es scheint uns deshalb an der Zeit, denjenigen Eltern, die für nächste Ostern oder später eine kkivlias öffentliltie tioliere Älkul-I Bildung ihrer Knaben wünschen, ohne dieselben str sL. Achtem man einige Jahrzehnte hindurch in LkUi' 17« "">ähng°" S--iwiUMudic°s,.- bmn Mittlär berechtigt. Diese Anstalt erfordert, bauptfackllch in Rücklicht aus den matheniatischen und sprach lichen Unterricht, den Eintritt schon einige Jahre vor der Confirmation. Aber auch von ihr können ^./'"''7'kn"l gule Früchte nur dann erwartet werden, wenn ^ .-^"UEulen dw eine für Besuch derselben vor erfolgreicher Absolvirung ^ der I. Elaste nicht abgebrochen wird. LA7',krunL. m?» U"" "bc- d-" Wünlchcn ->u« L7l.m ^ schm, "««-»- sat A> Jahren die Segnungen solcher Bildungs- Mcn zu schätzen tvciß (siche auch Tageblatt vom Ij. Januar d. I.), in umfassendster Weise zu schm. Für die allgemeine, wie fachliche Ausbil-, .-4,, . c.. Mjl-»k,ni„ Schulm (Sgnmasiia und R.vilsckuic) »-m-, W.i,° datz m di-s-r Hins.ch, ,°u„. Ä7A.',.'!K..7^. .7 L ckva» üir di? ,n mi,ns.-s>?„ iidvi?, ! Dagesablhnlung, ittun offmn Znchcnsaal und in einzelne UnterrichtScurse für ältere Personen gegliedert ist. Es muß hier eines Umstandes ge dacht werden, der für die Organisation der Schule von wesentlichem Einflüsse gc.pes.-n zu sein scheint. Unsere Volksschulen sind in je 8. Elasten gethcilt; da nun aber den Eltern das Recht zusteht, ihre Kinder, wenn sie ein bestimmtes Älter erreicht und 7 Jahre lang die Schule besucht haben, con- firmircn zu lasten und aus d r Schule zu nehmen, so erreicht nur ein verhältnißwäßig kleiner Theil unserer Kinder die erste Elaste und somit das Ziel der Volksschule. Hierauf ist bei der Ein richtung der gewerblichen Fortbildungsschule, zu- »--In,»-Lml, zu g-b-u. um trr-u ,rc»M>ch-> ^ „>S Nass- der Volksschule hier in die IV., aus der ll. Classe ^ ' .... ... ^, hier in die III. einzutrcten haben, während die Eintritte m eine praktische Veschastigung besucht I n. und I. als Fortbildungsclassen zu be- mrden soll. ,,! unbedlngt dic Entscheidung darüber I trachten sind. Es ist dadurch Knaben, d.e das von wesentlichem Emfluste, wie lanac d. h. wie I ^.j Volksschule nicht erreicht haben, die Ge- viclc Jahre hindurch das Kind dieselbe besuchen I wqenheit geboten, vorhandene Lücken in den wich- soll. Tenn nach unserem Ermessen ist der Besuch! tigsten Fächern auszusüllen, aber auch eine all- emer sogenannten höheren Schule nur dann zu I nemeinc, wie berufliche Ausbildung sich zuvor ^diehKn, wenn es dw errzstc Absicht der Eltern l schaffen. Die Tagcsabtheilung dieser Fortbildunqs- ch, bas Kmd blS >n die oberste oder doch eme I schule hat sich sowohl un Zeichnen, als auch in der obersten Stufen derselben zu belasten. Im I h^u wissenschaftlichen Fächern höhere Ziele gesteckt, anderen Falle möge dasselbe der Volksschule ver-1 als die Abendschule und es ist dieselbe namentlich dtnvcn weil es sonst weder deren Ziel noch das-1 ^che,, jungen Leuten zu empfehlen, die ihre prak- semge der höheren Schule erreicht, also nur rm-1 tische Berufsbildung zum Theil sich schon erworben mer mit Bruchstücken seine Bildungsstätte verlaßt. I Die Errichtung der Realschulen Erster Orb- jzgr specielle Berufsbildung, z. B. für Kaus- ^ucr Zeit m>^ ^ßem Rechte freudig l sxute, Buchhändler, Buchdrucker, Bauhandwerker >c. begrübt worden und ihr . , vgrerches Wirken wird I jg thcils durch die Regierung, theilS durch Cor- durch immer neue Begründung derartiger An-1 porationen, theils durch Privatthätigkeit an un- stalten hinreichend documentirt. Und boch kön-1 si-rem Platze in erfreulicher Weise gesorgt, nen wir, obgleich aufrichtige Freunde der Real-1 Wir glauben, mit Vorstehendem manckjem Vater schule, dem Vater die Wah. derselben nur dann l^ Wahl- der Schule, die sein Sohn künftig be- empfehlen, wenn er seinen Sohn nicht schon zur I such^u soll, zu erleichtern, und machen nochmals Konfirmation oder eine kurze Spanne uachhar I herauf aufmerksam, daß der Schulbesuch nur dann aus derselben hcrauszunehinen beabsichtigt, son-1 Erfolg begleitet sein wird, wenn der strcb- dern wenn er die feste Absicht verfolgt, ihn wvr t ^„ic Schüler das Ziel seiner Schule erreicht hat möglnh bis zur Erlangung de« Reifezeugnisses' ^ ^ ^ ^ daselbst zu belasten. Die Realschule bietet streb sameu Schülern viele-, auch für das praktische Leben Werthvolle; aber be» einem Abgänge in den unteren oder mittel» Elasten kann sich der Schüler nur di« Ansangsgrüude aneignen, er hat auf diese West« viel a»gefangen, aber wenig be» . ^ ^ ^ ^ überhaupt da-Ziel, waS sich die Schule I geHrlgen Vortrags lag dem allgemeinen und «ftcckt hat, nicht errelcht. Wie wenig em ssicher I joccllen Juteresieakreise scheinbar nicht nahe. Erfolg nn praktische» Leben nützt, tedarf wohl IP^ter Paul RubenS ist aus unserm städtischen i Daß aber du I Museum nur in der von Stadtrath vr. Lampe melfltü Besucher der Realschule höchsten- nach I so patriotisch geftstteten Kupferstichsammlung ver- de» Berechtigungsschein zum einjährigen frei-1 treten, nicht aber durch eins seiner zahlreichen wllliaen Mililärdieuste und mcht nach dem Zeug-1 Gemälde. Die Sammlung enthält bei dreißig ocr Reife streben, beweist zur Genüge auch I Kunstblätter in Steindruck, m Kupferstich, in Holz, imserr Leipziger Realschule Erster Ordnung. Denn I sH^tt (Clairobscur), alle nach Werken de- un- m Scbulzahre 1871 und 72 machte sich bei der-1 Üblichen Niederländer-, drffen Charakteristik der selben fite die Elasten V und IV die Bitdurm von I Donator in seinem gedruckten „Berzeichniß der ParallKabtheilungen nölhig, für Elaste III I Kunstblätter im städtischen Museum zu Leipzig" ^sta^rndrren 3, für Elaste II nur 2 und die i in treffender Weise qiebt. höchsten Puftn der Schule. Classe l untere Midi Und doch fehlt c-nicht an andern Beziehungen obere Stufe waren von 13 beziehentlich 7 Schülern I pc« Namen- RubenS zu Leipzig. Vom 24. besetzt, tr-tzdmi der Gesammteötu» 584 betrug. I bi- 31. August de- Jahre- 1561 ging eS auf dem Lr^aAwn Anstalten gleich«! «rt mag diese»>Nachhause zu Leipzig überaus glänzend und «MchLltniß m noch höherem Srcch« v-rhau-1 rauschend her; e- ward da- fürstliche «eilager de- dar jeur und wohl deshalb wurdq «st der letzten I Prinzen Wilhelm von Oranien mit Prinzessin Anna, Mmcinen dei chen Lehrerversammlung zu Hav^ I Tocktcw- des Moritz von Sachsen, mit uageheurer bnä MrS Wort wieder m Erinnerung gebracht, I Pracht gefeiert. Aber die Ehe war eine Unglück xbH.dw. Realschulen m,t Personen zu vergleichenI Ückv. und zwar um eines Rüben, willen. die unten Pie Wassersucht und oben die I In de,, Niederlanden herrschte ei» sehr srechr «dimgdspcht ygde». I Dvll am Hose, der sogar den Hofdamen mißfiel, IHastalls Ist eS wünschen-werth, daß der Real» I die der Prinzessin von Oranien vom kursächsischen schür ihre Schüler nicht erst nach der Eoustrma-1 Hofe «»itaeaeße« »nni-v?» ein trvil m»d noch später, sondern schon in den un-1 Bierth . , teren Elaste» zuaeführt «erden. I beide ^osträulcm ihren Abschied, da sie „sich mit Das oben Gesagte gilt, thellweise i» n»ch er. Z etlichen Syrien de« NyderlandeS nicht einlästen höhtm« Grabe, von dem stückweisen Besuche der I wollen, sonderlich sych nicht wollen küssen ZWMtsjkn. Rur desjenigen, die sich für diel lassen" («rief der Hosmeistenn von Miltitz, Prari« eines. Apothekers oder LrchhLndler« rc.I ck. <1. Breda 24. Oetober 1581» in, Archiv s. d. »jWgrschrittcnen Alter entschließen, dürft« ein I Eächs. Geschichte N. 275). Anna selbst entartete " etwa aus der Secunda sulche, A»stalte»^ in dsn Niederlanden durch Berschwenduag und Dorlesuvgen im Saale drAlVe»ch«dha«se- zvat Besten de- AlbertvereinS Leipzig. II. G Leipzig, 21. Januar. DaS Thema des estri . - . - sein. Ob bei frühzeitiger Lntfchtre- "erussarten nicht etwa, der! bleiben sein' l aber, die eiue höhere Au«- pigkeit aänzüch. kam 1568 als W und führte dort, em so < dop dem Hofe v tVtt LEjMÄier» tvurdl. »gen über AV rt und zu > sie starb. Prinzessin gab Rubcns Vater, der wegen seiner Religion aus Antwerpen geflüchtete Schösse vr. Jean Rubens, der in Kötn seinen Ausenthalt genomnlen und »ut Anna von Sachsen in ein sehr intimes Verhältniß gekommen war. Rubens Vater hatte setbst eine edle, großmülhige, vortreffliche Frau. Dies hielt ihn nicht ab, Anna von Sachsen als Rath und Vertrauter auf ihren Reisen »ach Hessen, nach Frankfurt, nach Leipzig z» be gleiten. Man schrieb das von der Prinzessin 157 t geborene Kind diesem Verhältnis zu. Rubens wurde dafür vom März 157 t bis zum Sommer 1573 zu Dillcnburg vom Grafen Johann von Nassau in Haft gehalten, dann bis 1578 in Siegen internirt, seine Gattin blieb in Köln. Dort ward auch Peter Paul Rubens ge- wren (1577), wie Historiker von der Bedeutung eines vr. Enncn, vr. Eorcmans u. A. Nachweisen. Hosrath Vr. v. Zahn au« Dresden hatte sich )ie Aufgabe gestellt, den bochbcrühmten nieder ländischen Maler, den auch als Diplomat aus getretenen Cavalier des 17. Jahrhunderts nach einem Leben und seinen Werken zu zeichnen. Die Zuhörer gehörten zum großen Theile Kreisen an, welche die Schöpfungen der Meisterhand RubenS an den Hauptstätten der Kunst autz eigener Anschauung kennen gelernt hatten. Redner hatte es mithin wahrlich nicht mit Personen zu thun, für die der Meister, wie er sagte, „eine unbe kannte Größe" war! Zuerst hob er an Rubens die ungeheure Frucht barkeit hervor, die ihn vor seinen Zeitgenossen und vor andern Malern überhaupt auszeichnet. Eine vollständige Rubens-Ausstellung würde allein eine ganze Gemäldegallerie füllen. Man zählt gegen 1300 Bilder von der Hand des Meisters, beziehentlich aus dessen Atelier. Dresden allein besitzt einige dreißig „RubenS", darunter ein Genrebild unvergleichlicher Art, eine Züchtigung Amors, sowie das köstliche Doppelportrait der beiden Knaben des Meisters. München und Wien haben ebenfalls große Sammlungen von Rubens- schen Bildern. Die Fruchtbarkeit deS Rubens'schen Pinsels er klärt sich aus seiner Vielseitigkeit. Er malte Alles, was darstellbar war, kirchliche, wie welt liche Schildereien, Allegorien, Geschichtsbilder, Genrescenen, Landschaften, Thiere und Fruchtstücke. Dian glaube also nicht, daß RubenS etwa meist als Grandseigneur lebte und nur nebenbei auch malte. In seinem Hause ging es wie in einem Kloster zu, herrschte die angestrengteste Thätigkeit Die diplomatischen Missionen, die er bald mit Glück, bald ohne Glück ausführte, waren es, welche er wohl nur gelegentlich übernahm. Nicht nur äußerst fleißig war er, sondern er wußte auch sonst das Geschäftsinteresse zu wahren, wie er bei jenem Tausch gezeigt hat, wo er einmal alle fertigen Bilder seiner Werkstatt hingab für eine Antikensammlung, die er nachmals für i00,000 Gul den zu Gclde machte! Redner erzählte Rubens Leben von dessen Ge burt zu Köln oder Siegen bi- zur italienischen Reise (1600), die ihn neun Jahre im gelobten Lande der Kunst festhielt und dort zu der Größe reifen ließ, welche ihn für alle Zeit in die erste Reihe nicht blos der Maler, nein der bildenden Künstler überhaupt ge stellt hat. Dies darzuthun, darauf lief der ganze Vortrag v. Zahn's hinaus. Dies Ziel ward denn auch erreicht. Der Tod seiner edlen Mutter — pruäontis- 8im»6 et leotigsiwLS koemmae, schrieb der Sohn aus ihr Grab — ries ihn 1609 nach der flandrischen Heimath zurück. Die österreichische» Erzherzoge in den Niederlanden wußten Rubens Meisterschaft vald zu würdigen und beschäftigten dessen Pinsel in der ausgevcbntesten Wsise. Dank diesen reichen Bestellungen hat Wiest eine erlesene Samm lung Ruven'scher Meisterwerke auszuweisen. Im Jahre 16l1, dem Jahre wo dieWceuzabnabme fflr den A»twerpcvcr Dom entstand, stand , bereit- astfdem Gipfel seiner Kustst. Er wir! noch beinahe dreißig Jahre fort, Unvergängliches für seine Zeit, für die Kunstgeschichte schaffend. Seine Häuslichkeit anlangend, war er zweimal verheirathct, zuerst mit Elisabeth Braut, deren Liebe ihn eigentlich in Brabant fesselt«, da cs ihn anfangs immer wieder nach Italien zog, dann mit der schönen Helena Forman, deren Bildniß er in seinen Gemälden immer und immer wieder aubrachte. RubenS malte vorwiegend nur auf Be stellung, wie es damals Sitte war. Dies kann seinen Werth nicht mindern, da der Kunst sinn der Besteller ein feiner und hoher war. Die Gesellschaft Flandern- war leichtlebig, aber von einer internrtionalen, meist von Italien entlehnten Eultur getragen. Auch die Kirche verschmähte die blühende Kunst, wie sie die vornehme Welt jener Zeit liebte, keineswegs. Ganz anders ist eS heute, die kirchliche Kunst greift heutzutage lieber zu den herben, ernsten Formen einer weit hinter un- liegenden Zc»t zurück. WaS sogar die Jesuiten für die Kunst gethan, stellt die Geschichte in semer ganzen Bedeutung dar. weil cs nicht hinweg zu lcugncn ist. Wenn RubenS in Gegensatz tritt zu der rea listischen Derbheit der Holländer, so ist das nicht etwa ein Protest des Rationalismus zu nennen. Rnhgns lebt« und wirkte ganr in der Atmosphäre seiner Zeit, der em gewiß« Lug Idealen i» Studinm der Antike, den archäologischen Studien, welche zu den noblen Passionen der Aristokratie gehörten. Am deutlichsten zeigt sich diese klassische Basis der Zeitrichtung in dem Vorwiegen allegorischer Darstellungen, wie sie auch RubenS auf Bestellung ausführte. Die Allegorie greift sogar in die Historienbilder hinein, die Rubens zu malen hatte, und geben ihnen einen eigenthümlichen, wenn schon unserer Auffassung sernsteyenden Reiz. Ueberall finden wir Ideen personisicirt, überall Vas Bestreben, Höheres, Bedeutendes zu geben, Uebermcnschliches. Rembrandt dagegen hält sich streng an die Wirklichkeit und giebt sie nach ikrem ganzen An- schauungSwcrth. Wenn jeder bedeutende Künstler zu einem Theile aus den Schultern seiner Vorgänger steht, so ist Rubens ein Meister, welcher, wie Redner in einen» kühnen Bilde ausführte, einem gewaltigen Ath leten des Eircus vergleichbar, der auf den Schul tern von Mehreren zugleich stehend, über Alle hinwcgraat. Rubens umfaßte in seiner universell künstlerischen Bildung alle Kunstsormen semer Zeit, weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus, wenn er auch im Wesentlichen den ita lienischen Kunstschulen angehört. In diesem Betracht steht er in der Mitte zwischen den Caracci und Earavaggio. Letzterer ist der Hauptmeister der italienischen Naturalisten, in deren Darstellungen die Leidenschaft verwal tender Grundton, deren Einseitigkeit zur Poesie des Häßlichen entartet (Kugler). Erstere, die Caracci, rcpräsentircn die italienischen Eklektiker. Die Kunstakademie der Caracci zu Bologna suchte idealistisch die Zeichnung der Antike nachzuahmen, die Farbcnbchandlunq der Venezianer, das Colorit der Lombarden, die Natürlichkeit des Tizian, die Großartigkeit des Michelangelo, den reinen und erhabenen Stil des Eoreggio, die edle Symmetrie Rafaels u. s. w. zu vereinigen. Beide Richtungen wirkten auf Rubens. Mächtig war aber besonders der Einfluß Venedigs auf RubenS, dessen heitere prachtliebcnde Kunstrichtung gerade ihn als Flamänder ganz außerordentlich alnnuthen mußte. Rubens Stil anlangend, verbreitete sich Redner aufs Eingehendste über den Entwickelungsgang, den der Mnster durchgemacht hatte, die Einwir kungen architektonischer und plastischer Forde- rungen an die Malerei, über Rubens als Archi tekt selbst und seine Neigung rum Barockstil, über den Einfluß der antiken Plastik auf Rubens, dessen charakteristische Modellirung im Gemälde, dessen Vorliebe für Darstellung concentrirter Krast- äußerungen der Muskeln. Aus das Colorit übergehend, gab Hofrath V.Zabn eine detaillirte Schilderung der verschiedenen Elc mente der Rubensfchen Farbengebung und ihrer Wirkungen, zeigte, wie sich RubenS die venezianischen Anregungen zu Mtzc gemacht habe^ die Leuchtkraft der Farben z. B. der ältern venezianischen Kunst, dann da- Vorbild Paolo Veronese'-, dem er die ernsthafte Gesammthaltuug nachstudirte, um schließ lich selber in genialer Weise seinen Bildern durch die Farbcnharmonic eine gewisse Stimmung zu geben. Rubens Fleischbehandluna ging Redner besonders durch. Das Fleisch erscheint bei Rüben» gelb- roth leuchtend, mit bläulichen Halbtöncn gemildert, cvntrastirt durch bräunliche Schalten, in denen doch wieder rothe Töne wirken, so daß das Ganze „pulsirendcs Leben" zeigt. . Auch in der Landschaft war Rubens Meister des Coloriz«, Die LvcaUöne in semeü Schlachte«- sccnen, die Farbenspiele in seinen Schauerbildrrn, die aquarellartjgen Hintergründe seiner Portrait», sein klares s-nniges TageSlüht zeigen den Prame» theus de- EPlorttS, wie man ihn genannt hat. Redner ging Mist die verschiedenen KastWricn der Rubcnssschen Farbcnschövfungey in ihren her vorragendsten GtÜckdn d«rch, dre Bildnisse, die Haupt- und Staatsacteonen, dj« Meg-rren, die bens großen dramatischen Scepen, hie Rüben- mit Ve- avrvf sondern Liebe aü-sührte, Kampf, Jagd, Tanz, Gemetzel, und entwarf namentlich von dem Altarbild im Dom zu Antwerpen eine hoch poetische Schilderu»g, die in den Hörern das Verlangen reae machen mußte, da- Meisterwerk mit eigene« Augen.-u schaue«.. .... ^ Der ganze Vortrag, in beredter Weise frei ae» sproche», sorgfältig ausgearbeitet, kunstphilosophrsch zugcsprtzt, machte den vortheilhastesten Eindruck und trug dem Redner reichen, wohlverdienten Beifall ein. , . ' Das Hastpflichtzeseh rrMleLrauken- un- Luappschastscaffen. Man erinnert sich wohl noch der lebhaften Polemik im Reichstage und in der Presse, welche durch den Lasker'schen Zusatzparagraphen zum Haftpfiichtgefttz hervorgernfen w»rd. Bekanntlich besagt dieser tz. 4, daß ein Beitrag de« Arbeit- acbcrs von mindestens einem Drittel ru. einer Arbciterhßlfscasse denselben berechtigen soll, die Leistungen Vieser Kaffe auf etwaige Haftpflichtfälle mit «inzurechne». Wir haben un- damak- mit aller Eatfchtzdenheit gegen diesen Paragraphen ausgesprochen, welcher »Ns Grund einer sehr zweifelhafte» und vielleicht nur den uatücklichest Rechtsverhältnissen entsprechenden Beitragsleistuna GmOru de, hajHÜchtigm A-chÄg^er- Aber s Ligenthum des Arbeiter* verfügt und somit der andere« Hand wieder nimmt, »aß das Gesetz mit der einen gegeben. Die Entwicklung der
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