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Dresdner Nachrichten : 29.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188407293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-29
- Monat1884-07
- Jahr1884
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- Dresdner Nachrichten : 29.07.1884
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'S M ^ Außerdem A. bericht ^ Mgl .^he Unternehmungen, in Wrstasrifa ein hat Kapitän Hausse»»-. Chef der Stafton Bo! daß das Land »n der Umgebung de» Station Anpfiam»mgm ji Natt» gestatte. „Die Bevölkerung, welche bei unserer Ankunft sehr zurückhaltend und mißtrauisch war, ist", so heißt eS in dem Berichte, „jetzt zu unseren Gunsten umgcstimmt und bemüht sich nach allen Kräften, uns den Aufenthalt dort angenehm zu machen und »ms zu untrrstntzen". Stanley seinerseits berichtet: „Sobald man einmal über die Fälle hiiiaufgekommen ist. hat man die Hälfte Afrikas ohne Unterbrechung vor sich; nicht, wie in den inneren Regionen des Nils, eine Sandwüste, sondern eine große »md bevölkerte Ebene, so voll Leben, daß ich, mit Ausnahme von Ngoao. keinen Theit Afrikas niit so dichter Bevölkerung renne. Die Bezeichnung Dorf läßt sich nicht auf die zusammenhängende» Gruppen von Wohn stätte»» gar »licht antvenden. Da g»cbt rS Ortschaften von mehreren Stmrdcn Länge, mit breiten Straßen uird wohlgebauten Häusern, wie es in Ostajrika gar nichts AehnlicheÜ aievt. Die Bewohner haben einen stark ausgeprägten Handelssm», überall giebt es Märkte verschiedenster Art Ich kan» versichern, daß drei Generationen »»icht hinrcicheu werden, um all' daS Elfenbein, was man da findet, snruuvrrngen: Tcnivcl. Götzenbilder »nid Hausgrräth« sind von diesem Material. Mit Hilft der trefflichen Wasserstraße des Kongo ist eine Reise nach de» Gold, und Knvicr-Distrlkten sch» leicht. Auch be. sitzen die Eingeborenen eine gewisse Industrie. sie schmelze», Metall »nt einer erstaunlichen Geschicklichkeit. Der obere Konav bietet mehr Borthcile, als das Mündungsgebiet, welches weniger bevölkert und weniger fruchtbar und zuträglich ist." Ob diese Schilderung des Herrn Stanley nicht doch ein wenig zu schön gefärbt ist? Austral«»«. Ueber daS Answanderungswesen nach Australien veröffentlicht die „Boss. Zta." folgende Zuschrift des Arztes eines deutschen Auswandcrungstchiffes: Leider ist die deutsche Auswanderung nach Australien noch immer eine sehr starke. Klagen Derjenigen, die, auf guten Erwerb in der Fremde hoffend, ihre SÄ«,,- (mahlt ist, sofort das man nicht zu glauben, ., denn es wird überall höheren Offiziers besagt, r Franzosen in Berthen aufgeworfen und »en waren längs deutsche Heimath verließen, und Nur bsttere Enttäuschungen erfubrcn, Rindvieh »md stärkere Bestrafung der Butter-, Fett- und Milch dringen nicht über den Ozean, wohl aber führen glänzende Ver sprechungen der Agenten immer wieder Taiyende von tüchtigen Arbeiten» in die englischen Kolonien. Die Kolonie Süd Australien (Hauptstadt Adelaide) bezahlt, um Deutsche zur Urbarmachung ihrer »veiten Gebiete herbcizulvae», den größten Theil des Uebersahrts- gelbes und händigt den Leuten schon in Hamburg Landainveismigcn rin. Ader »vo liegen diese mit Urwald bestandenen Ländereien? Söcit von jeder Eivilisation entfernt, tief im Innern. Wer dann einige Tausend Mark in der Tasche hat, »in» Ackergeräth, Bich und Saatkorn anjuscdasscn. darf nach 3 bis 4 Jahren aus einträgliche Ernten hoffen. Jedoch verfügt naturgemäß Niemand von den Aus wanderen» über so bedeutende Mittel. Statt der erhofften Neich- thiimer kehren gar zu bald Hunger und Noch ein. Sticht selten sind cS vor Jahren ansgewanderte gute Freunde »md Verwandte, die durch goldene Versprechungen »md glanzende Schilderungen ihre Bekanntschaft nach Australien locke»», um die Gimpel, welche aus de» Leim kriechen» als gute und billige Arbeitskräfte auSzuimtzen. Ntit unglaublichen» Leichtsinn gehen die Menschen in die Fremde. In Melbourne befand sich an Bord eines Auswaiidcrerschisfes ein Ehepaar, dessen Reiseziel über UX) deutsche Meilen landeinwärts lag. Aber dir Leute besaßen keinen Pfennig Geld, um die Reisekosten zu bestreiten. Dabei erwartete die Frau jeden Tag ihre Niederkunft. Der Ankömmling ist erstaunt, zu hören, daß in den großen nnstra- liichen Seeplätzen Arbeiter, welche Schiffsladungen loschen, täglich IO ViSIllMk. verdienen. Dabei wird geflissentlich verheimlicht, daß bei dem großen Andrange auf einen Arbeitstag wvchenlange Arbcits lvsigkeit solgt. Erst neuerlich verpflichtete sich wieder ein Agent in Siduey, monatlich IOO Deutsche nach Neu-Süd-Wales zu bringen. Es ist kaum anzunchmen, daß hierdurch daS LooS der bereits vor handenen Ikrästc gebessert »st. Unkemftniß der Landessprache thut ein klebriges, daS Maß der Leiden und Unziiträglichkeiten voll zu machen. In Melbourne und Sidney halten sich viele junge Kaus- leutc auf, die in Deutschland auskömmliche Stellung i»ne hatten. Jetzt sind sie Hausknechte und Kellner, und kämen, wenn sie nur die Ueberfahrt bezahle.» könnte», nach der Heimath zurück. Die bitterste» Erfahrungen machen Dlcjenigen, welche in der Hoffnung, Gold zu finden, nach Australien gehe». Im internationalen Ans- stellnngSgebände zu Melbourne veranschaulicht eine große Pyramide die Menge GoldeS, die im Peudigo-Distrikte in den Jahren 1851 bis 1878 gesunden wurde: ein Werth von 680 Millionen Mark. Das klingt ungeheuerlich viel. Berechnet man jedoch, daß demnach täglich die rundichnittlichc Ausbeute 8«;,000 Mk. betrug, eine Summe, die sich auf wenigstens 50,000 Gotdlucher vcrthcilte, so entfiel auf jede» pro Tag 1 Mk. 75 Pfg. von den» geschätzten Metall. Was will oas besagen in Gegenden, wo Nahrungsmittel und Kleidung mit Gold amgcwogen werden ? Gegenwärtig ist der Ertrag ein noch viel geringerer, da die Felder fast ganz ausaeraubt sind. Borthcil von der deutschen Einwanderung in Austraiien hat der englische Kauf mann» der bei ziinebmendcr Bevölkerung reicheren Absatz seiner Waaren findet. Die Engländer sind nicht so meiischensreimolich ge sinnt, daß sie, nur um armen deutschen Arbeitern eine neue goldene Heimath zu schaffen, das theure Ueberfahrtsgeld bezahlen. -sie er halten m kürzester Zeit ihre Auslagen mit Zins »md Zimcszinsen zurück; sie stecken in die Tasche, was der Deutsche in» Schweiße seines Angesichts sauer erarbeitet. Ort»-Oorr. vom 20. Juli. Paris. So hätten wir denn nun glücklich diese Revision, vo» der so viel gesprochen wird, weit sic Niemand will und wie ihr Tcbiit, jo ist auch ihre Losung heute »och zweifelhaft, denn wie gesagt, Niemand will sie: der Senat nicht, »veil sie ihm Rechte rauben könnte, aber er wagt es auch andererseits nicht, dem Senat einen so wichtigen Dienst abzn- schlagen. Das Ministerium selbst hängt »icht an dem Projekt, nur kann es den Radikalen nicht eine so gefährliche Waffe zu den nächsten Wahlen überlassen. Die Kammer hat auch keinen großen Enthu siasmus. ihr Wunsch geht dahin, dem Senat die Berantwvrtlichkeit des Verwcrfens anszubürden und eben deshalb werden »vir sie hin- nchmen wie eine lustige Fliege, die schon den ganzen Sommer über zwischen den Spalten der Zeitungen schwirrt. Eines scheint Ferry als rin nothwendigcs Gepäckstück seines Rcformlastzugcs alizilsehen. Tie Veränderung der Scnatorcmvahlei», indem ihm die letzten Miinizipalrathswahlcn von einer Strömung Kenntnis; gegeben haben, welche leicht die Majorität im Senat einer aiidereil Partei zusühren konnte, entweder den Radikale» oder den Monarchisten. Walloi». familiär der „Vater der Verfassung" genannt, wollte zuerst seine iinioigsame Tochter vcrtheidiaen: aber wie eö de Broglic letzthin that, fing auch er mit der Ableugnung der Vaterschaft an. Er ist nur der Verfasser des Gesetzes von» 25. Februar 1875 »md wollte gewühlt werden, was man wünschen könnte, wenn die cinmcnte Per sönlichkeit. welche jetzt diese Funktion bekleidet, sie etwas weniger in dem Sinne seines famosen Aiiicndcments von 1318 ansnbcn würde. «Gelächter.) Beklagt man sich über das Anflösungsrccht der Kammer ? Es ist gar »licht die Rede davon, und um in 20 Tagen die Wieder wahl anordnen zu können, lohnt cs sich doch nicht, die Verfassung einer Revision zu unterziehen und wegen der Erklärung „für ewige Zeiten Republik!" doch wohl auch nicht. Seit wann hat eine ähn liche Proklamation die Völler gehindert, ihre Negierung zu wechseln und dann ist dies durchaus kein dcinokratischcr Grundsatz: der Volks- Wille hat stets das Recht, zu wechseln, was er auch thut, denn so steht es in den „Rechten der Menschheit" von 1/93 geschrieben. Will inan eine Republik mit göttlichen Machtbefugnissen? Das ist schädlich > Wird ein Kongrcß Nicht das Recht ailszlilösen haben, was ein anderer Koiigrcß.beschlossen hat ? Darum »ützl ein Kongreß nichts, cs müßte eine neue gesetzgebende Versammlung einberufen werde», der man anstatt des Schlosses Versailles die Arena von NinicS Her richten lassen müßte." (Gelächter.) Er diskutirt nun mit einem »hi» eigenen Eifer die einzelnen Artikel, welche vorgelegt »verdcn sollen und verwirft schließlich daS ganze Projekt. Sensationelle Bewegung kommt erst ,n das Haus durch die Rede Leon Say'S, welcher er klärt, daß die retzige Lage ganz anders wie IM sei und die veutige Revisionsvorlnge blvS einen RegirnmgS-, keinen Volkscharakter trage. Leon Say findet, daß die Revision geschehen soll ohne Ver kürzung derScnatsrcchte. Was die LebeiiSlängllchtcft der Sena toren anbelangt, so fühlt, der Redner täglich seinen Widerwillen , sie enthielten den unrcvublikanischstcn Finaiijbcsuanisse will Redner jedoch bei- .. Die änßcrste Linke »st zu einer Sitzung zusammen- aetrcten, um über die Wahl der nach den Eholcrcidistrikten zu entsenden den Delcgirten zu derathen und dieselbe zu vollziehen. — Bezüglich EbinaSistdicRegiemngnichtgcsonnen, eine neue Frist zu geben, sondern bat Admiral Eonrbct Befehl gegeben, nach Ablauf derselben, falls digungSzustaiid zu fetzen aiifingen. Wälle waren Schanzen überall, wo nur Raum, errichtet; die letztere» des FlusseS aufgestellt, eine Menge kriegsbereiter Dschonken, mit den besten Truppen besetzt, umgaben die chinesischen >megSdampfer, die auch zum Auslaufen bereit waren. Die Landung des Admiral« Eourbet unterbrach diese Vorbereitungen. Unter Androhung eines sofortigen Bombardement- wurde jede verdächtige Bewegung der Chinesen untelfcigt und ließ der Admiral den Generalissimus des Arsenals zu sich kommen, dem er strcnge Weisung erthciltc. Die Franzosen haben trotzdem Wachen ausgestellt und sind eines lieber- falls gewärtig. Gegenüber diesen Meldungen verlautet, daß die fraiizösischc Regierung dock noch in eine Verlängerung der Be denkzeit gewilligt hat, aus Gründen, die in dem ungünstigen Klima des Landes zu suchen sind. Augenblicklich herrscht schon unter Land- nnd Secariiiee dort der Typhus, welche Epidemie sich während des Winters nur noch vermehre» kann Die Beieüung von Fon Tcheon allein würde die Ehinesen nicht abjchrecken und weiter in s Land zu dringen »väre unter solchen Verhältnissen ganz unmöglich, daher ei» Verbleiben aus dem 8<Ltun ärm am räthuchsteu und eine halbwegs friedliche Einigung als das Beste erschein! Viele Blätter, „ TeinpS" und „Telegraph" a» der Spitze, plaidiren dcffür - Casimir Pcrier, Artillcrielelttiiant und Lehrer an der Artillerieschule in Fontainebleau, der zu riucc wissenschaftlichen Mission »ach Peru geschickt wurde, ist ür Lima infolge des ungesunde»» Klimas gestorben. Seine Leiche wird nach Paris gebracht werde». Er ist Bruder des Ilnterstaats- sekretärs »»» KriegSnliuisteriuni und Sohn des ehemaligen Ministers Napoleon III. — DaS 8. deutsche Bundesschieben hat auch in Paris Beachtung gesunden, nur leider nicht in dein von uns aewünschtei» Sinne. Ter Toast deS Herrn Hoyer wird in einer Wege kvinmcn- tirt, wie sie nicht beleidigender für uns sein kann. Tie „France" sagt: „Er wird bald aus die Vernichtung des uneinigen Deutsch lands trinken können" re. rc. — Der Ackerbamiiinister legte seinen Kollegen ein Projekt betreffs Vemiehrung des Einsuhrzolles aus Verfälscher vor. — Das Ehcscheidnnasgesetz wird »nit den» 1. Ang. in Kraft treten und werde», wie cs heißt, gleich mehrere Abgeordnete davon Gebrauch machen. — Ein aus Senatoren und Abgeordneten zusaminengesetztes Koniitee hat beschlossen, Feste zum Vesten der Nothlcioenden in den von der Epidemie heimgesuchten Departements zu arraiigirc». Das erste Fest soll in einer Fahrt mit 35 Luft ballons besiehe». — Den sämmtlichen hier cingetrofsenen Meldungen auS Marseille zu Folge ist der Stand der Cholera etwas gebessert uno glaubt man aiinchmen zu können, daß sie ihren EulminationS- punkt überschritten hat. Leider ist der Änssennangel nach wie vor groß und eine Thenernng in Mineralwässern cingetreten, die jetzt viel kostspieliger als Wein sind. Die unzufriedene» Arbeiter haben jedenfalls, um eine» gewaltsamen Truck ans die Behörden ausznüben, das Sarginagazin erbrochen und ausgcranbt. Ter Mistral weht fort und ist die Temperatur sehr schwer. Einige Kranke fahren fort, die Medikamente zu verweigern und sich den Aerften gegenüber störrisch zu zeigen. Die Polizeikommissaricn hüben Zulagen von lio Francs pro Tag erhalten, ebenso die Gendarmen und Kranken wärter, den Steuererhebern »st nochmals maßvolles Benehmen em pfohlen worden und Nachsicht mit Unbemittelten. Die Aerzke meine», daß wir nun bei der dritten Periode der Cholera angclangt sind, die sich nun bald ihrem Ende nahem wird. Doch so sehr man über Toulon ansangen kann beruhigt zu werden, so ist der Zustand von den Vororten ein um so trailrigercr, als die Unreinlichkcit dort noch immer viel, wenn nicht Alles zu wünschen übrig läßt. Die Aus wanderungen wenden sich jetzt den Pyrenäen zu. Ein Priester durchzieht die Straßen mit einem Karren und vertheilt Medikamente, trotz der Warnungen der Aerzte. Feuilleton. ff Nesidenztheater. Eingehendere Besprechung des am Sonntag erstmalig von dem Wallnerthcater-Ensemblc zur Aufführung gebrachte» -lästigen Schwankes: „O. diese Mädchen!" von Julius Rosen für morgen vorbchaltend, sei hier nur koustatirt. daß das zahlreiche Publikum die Novität (für Dresden ist das Stück neu) außerordentlich freundlich aufnahm und daß vor allen Dingen die Heiterkeit von A bis Z eine ununterbrochene blieb, ja, daß eS viel fach jenes besonders crauickliche unisono-Gelächter gab, welches nur durch den echten schlichten .Humor, nicht durch die jetzt so doinini- renden mehr oder minder mühsani zusamniengesnchtcn Bonmots und Kalauer wachgeriifen werden kann. Neu — ist freilich an dein Schwank wohl auch nichts — allein seine Durchführung »st nnter Verwendung einiger Prächtiger Figuren reich an lustige», ja selbst aemüthvollcii Einzelheiten. Dazu kommt wiederum die brillante Darstellung durch die hochtalentvollen Gäste, von denen die Herren Blenke, Guthery, Kurz nnd Frau Carlien die Hauptrollen haben und diese originell und unvergleichlich durchfuhren. W s- Herr Mar Grube »st nunmehr nach Dresden nbcrgesicdelt. Sein erstes Anftreten »vird voraussichtlich nächsten Montag, den niit welcher Partie der nid lebendigstes Interesse , . . Hoffnung hnigebe», daß durch das Engagement dieses strebsanien Charakterspielers frischeres Leben ii» das Schauspiel-Repertoir kommen und daß speziell das Shakespeare-Drama wieder mehr alS in letztercrZcit hervortrcten wird. ff Ein musikalischer Dresoncr hat uns ans Bayreuth über Eindrücke derParsifaI - Vorstellungen u. A. Folgendes berichtet: „Dem Wagner'schen Mnsikdrama ans voller Neigung nnd innerster llebcrzeugung zugethan, glaubte ich bisher doch »icht recht an die Notlnvenoigkeil nnd Lebeiisfnhigkeit der Bayrcuther Festspiele — nun aber bin ich bekehr!, nachdem ich selbst sehen und hören durste, was eine ParsisalVorstelliing ist nnd zu wirken vermag. Man bringt freilich die Empfänglichkeit »nd Erhebung, thcilweüc durch äußere Ilmständc veranlaßt, schon mit i» das Hans. Hier ist em VercinigungSpnnkt für alle Freunde erhabener Kunst ans aller Her ren Länder, und das Gefühl der Erhebung theilt sich Allen mit, sodaß Alle zur Begeisterung gestimmt werden müssen. Die Wirkung des nnsichtbarcn Orchesters ist zanbechcfft, insbciondcre, was die Blasinstrumente anlangt, während die Streichinstrumente infolge der Klangabdämpfung »icht zu der gläiizenden Wirkung gelangen können, wie nian sie z. B. im Dresdner Hvftheatcr zu bewundern hat. — Hier in Bayreuth ist jetzt Alles „Parsifcil!" Motive ans Parsifal hört man aut allen Straßen summen und pfeifen. Aber auch In dustrie und -Handel haben sich^der Parsisal-Slinnnnng veinächtigt. denn überall werdet» Bilder, Schriften, Gedichte, Postkarten, Zeich nungen rc., die sich ans Parsifal beziehen, ausgebvtcn. Sogar ein Klingsor-Zanberüank ist in Gestalt eines Rheinweines am Wagncr- theater zu haben. Bei der dritten Parsifal-Anstührung (Wiener Garnitur) ist besonders der Gnrnemcmz des Herrn Scaria wiederum als eine sehr vorzügliche Leistnna herbvrgetretcn. Spiel. Ge stalt, Gelang, Aussprache und Deklamation — Alles »nistcrhast. Unter den Zuhörern sind anßerordentich viele Ausländer. Am Fest- spielhansc hört man fast ebensoviel Englisch und Französisch als Dentsch reden." s Ter an» 5. Juli verstorbene Direktor deS Hamburger Barmte Theaters. Herr I. B. Wagner, hat sich durch eine Schenkung an den Pensionssonds der Genossenschaft deutscher Bühncn- angchörigcr, welchem er testamentarisch die Summe von 500 Mk. überweisen ließ, ein ehrendes Andenken bewahrt. Es verdient dies um so größere Anerkennung, da der edle Geber gar nicht der Ge nossenschaft angchörte. -s- Das Leipziger Theater besitzt in Herrn Stürmer einen Knnstvetercmcn von seltenster Ausdauer und Rüstigkeit, welcher vor einigen Jahren bereits sein goldenes (MährigeS) Knnstlcrjubilüum feierte und damals noch in Gutzkow's „Zopf und Schwert die be deutende Rolle des Preußischen Soldatenköiügs ganz rühiiiciiswerth durchsiihrtc. Obwohl Herr Stürmer auch setzt noch als höchst ge wissenhafter Vertreter der Schaulpielkmist ;cdc seiner Rolle» tapfer durchführt und keine Altersschwäche spürr, gedenkt er »nn doch die Bühne zu verlassen und wird am 31. d. zum letzten Male austretcn. um alsdann die wohlverdiente Ruhe zu genießen -j- Die deutsche Oper im Covcntgarden zu London, welche am 4. Juni mit so großen Hoffnungen eröffnet wurde, hat hinsicht lich des pekuniären Erfolgs Enttäuschungen gebracht. Die Direk tion mußte am Tage vor der letzten Lobengrm - Aufführung ihre ZahlungSunsähiakeit bezüglich der letzten fälligen Gage erklären und um Erlaßdcr e»ncn Hälfte bitten. Letzteres wurde von der Mehr zahl der Mitglieder bewilligt, obgleich auch sonst noch Rückstände von Frau Lnger und Heim GuvchuS zu fordern wäre». An» nächsten Tage erhielt der Chor und ein Tbcil der Solisten die Halste der letzten fälligen Gage mit der Vertröstung, die andere Hälfte würden sie später nachgesendet erhalten. Diese Zusicherung vlomivys »»» »O, FM 1884 Hai sich aber^bi» jetzt als imaginär erwiesen. Doch haban dt/früher der deutschen Oper: Frau Schuch, dir Herren , . „ , chrötter ihre vollen Gaaenbetrcige erhalte», f Ausstellung von Kunstwerken ans Privat« vesitz im Königl. Orcmaeriehnnse Tie VI. »nd letzte Abtheilnng der Ausstellung ist meist nur mit älteren Bädern, und diese in großer Aiuahl durch Verfügung Sr. Majestät des Königs aus den, Gardemeuvle, geschmückt. Eitze große Phase sächsischer Geschichte finden wir hier in Porträts von Anton Grass, Schmidt, Sylvestre, SubletiraS, Tischbein u. A. vertreten, deren 'Namen schon neben dein historischer», zugleich den künstle»ischen Werth dieser Bilder .sichern. Mit einem gewissen 'Neid blicken wir aus diese Bilder, die, trotz unserer heutigen Technik, die modernen Porträls Iveit über rage». Nicht nur, daß sic »» der Gewandung geschmackvoller, wie dies schon die Mode niit sich brachte, sind auch die Gewandstofse »esser gemalt und was die Hauptsache ist — die dargesielften Per- önlichkeiten sind nicht nur »vie bei den heutigen Porträts, getroffen, oiidern auch individualisirt, d. h., der ganze Mensch in seinem Wisse» »nd Können, in seinem Range und in seiner Macht spricht aus der Figur den Beschauer an. — .Man sehe sich nur einmal Aräss's „Dlldi'.ißgruppe der Familie von Stieglitz" (93) an. »vie hier »icht nur Porträts aneinander gereiht sind, sondern eine leben dige Szene vvrnesührt wird, die für die Nachkommen dieser Faiinln ein« stete Ouelle heuerauickenden Andenkens sein muß. Neve» de» fürstlichen hier in» Porträt zu sehenden Personen sind auch ander weitigc von großem Interesse, so z. B. dos von Benjamin,,rantlm (74) Vv» Dupleffis: Hoskapellmeister Reumann (97» von Gross; die unglückliche Prinzessin von Lamballe (167) von Madame Lebrun und viele andere. — Die anderen Bilder dieser Abtheilnng, gleich falls aus älterer Zeit, sind auch meist von Werth, wem» auch die aus denselben beze»chnete» Namen »icht die ganz richtigen sind; »vir wollen bei dieser Gelegenheit dankbar sein und Hcroennaincn der Hals, Brvuwer, Lstade, Helft, Hvlbcin und Cranach kritiklos hin nehmen, kommt eS doch erst einstmals beiin Wechsel des Besitzers darauf an, weß' Geistes Kinder die cm nnd für sich guten Bilder sind. Eine Nachsendung von zwei modernen Bildern haben wi, heute noch nachzutragei», es sind dies zwei wundervolle Damenpo» trat« von Jean van Beers (Paris) „IStv äs ro»v" und „In petita lüll.v" deren Ausführung zu bewundern sogar eine Louve beige- fiigt ist. (Schluß folgt.) chDie von der Jury der Amsterdamer Ausstellung mit Preismedaillen ausgezeichneten Herren haben sich nach genauer Untersuchung der goldenen und silbernen Medaillen davon überzeugt, daß dieselben in einer billigen Metallkomposition hergestellt sind. Das sparsame Komitee scheint demnach leinen besonderen Werft, daraus gelegt zu haben, ob ihren Medaillen ein höherer oder ge ringcrer Werth beigelcgt wird ' -ß Am 7. August wird in Ischl anläßlich deS Besuches des Kcnsers Wilhelm eine Jestvorstellung im dortigen Theater statt finden. Wie im vergangenen Jahre wird das Ballrtkorps dcö Hotopern-Theaterö in Wien das Programm der Vorstellung aus- sübren. Zur Aufführung sind in Ausficht genommen: das Ballct- divertissement „Harlekin als Elektriker" und daS Ballet „Snlvia". v Im Atelier des hici. Glasmalers Bruno Urban (Fried- richstr. l) ist jetzt ein schönes Salonfenstcr (2,5 m hoch und 1,5 u> breit), welches von einem Kunstmäce» nnd Künstler in 'Anstrag gegeben war, vollendet worden. Die Zeichnung, das Künstterwappeii im Obcrlichtfenster, sowie 4 Portrtttflgnren in altdeutscher Tracht aus den beiden Seitenflügeln sind von Herrn Maler Simonson her gestellt: die schwierigen Verbleiunasarbkiten bat der in diesem Fache »vohlcrvrobte Glnsermeister Rietschel (Weißeritzstraßr) ausgesuhrl. Das Gla-Zeinter »vird nun aus einige Zeit in der Akademischen Kniistansstklluiig zur Schau gestellt werden. Ein anderer größerer Auftrag wurde dem begabten Glasmaler Urban von Herrn Hofrath Büttner für das Kgl. historische Museum ertheilt und auch aus der Teplitzer Ausstellnng finden sich einige kleinere Urban'sche Arbeiten trefflichster 'Art. s- mir den Anfang September beginnenden Scbriststcller - tag in Schanda n sollen nach Andeutungen von zuverlässiger Seite originelle tbcatralische Ueberraschnnarn vorbereitet werden. Zur Zeit dürfen wir noch nichts über die Spezialität der Theater Ausführung cmsplaudcm, hoffen aber bald Näheres miftheilen zu können. ff Für das Kgl. Museum in Berlin ist ein ethnologisch sehr interessantes Steindenkmal aus de» Hawaii Inseln den neuen Erwerbungen hinzugesngt worden. Dieses alte Sternnronnmeiit stellt die überlebensgroße Duste eine« Mannes in altspanffchee Trachr, mit großer Halskrause, kurzgcschnittcncm Vollbart nnd eine», Haarzopi dar. Daraus dürften Gekehrte den Schluß ziehen, daß das Denkmal ans der Zeit spanischer Weltreisen, etwa aus dem Ui. Jahr hundert, also sehr lange vor Cook's Ankunft aus den Jincln der Südsee im Jahre 1778, stammt. ffHeinrich Laube hat Karlsbad verlassen nnd ist vor wenigen Tagen, noch immer leidend, nach Wien zurückgekchrt, nn, nun in der Nähe Wien« in einer Kaltwasserheilanstalt Heilung zu suchen. Der Karlsbader Aufenthalt war diesmal ein trübseliger, ganz anders als früher, wo der geiftesstische Greis immer das anregende Element eines distrngnirten Kreises darstcllte. Von der in Karlsbad weilenden Künstlergemeinde hat sich besonders Frau Schratt durch liebevolle, rührende Pflege des Kranken hcrvorgethan und ihm ihre herzliche Dankbarkeit für Alles, was Laube ihr genützt, unermüdlich kundgeircbc». ff Folgender Notiz der,,B. B. Ztg.": „Die Enthüllung des von Angehörigen der Rheinprovinz dem General der Infanterie A u g u st vonÄoebeir in Eoblenz zu errichtenden Denkmals findet in Gegen wart des Kaisers ain 23. September d. I., Vormittags 11 Ilhr statt", rügen wir die Bemerkung hinzu, daß das hier genannte Denkmal aus einer vom hiesigen Bildhauer Epler nrrs kararischem Marmor modettirlcn jugendlichen Viktoria besteht, welche dem verewigten Feldberm einen Lorbcerkrcinz widniet. Dieses Denkmal wurde im Oktober 1883 im Gcißler'schen Atelier, hier, ansgestellt und dem Schöpfer desselben, wegen seines Werkes, die allgemeinste (auch in den „Tr. Nachr.") und wohlverdienteste Anerkennung zn Tbeil. ff Ter Chef der hocharigesehenen Hosbuchhandlung Will). Brau müller und Sohn, Herr Wilhelm Brcrumüllcr, ist am 25. d. in Wien gestochen. ff Am 2l. d. feierte der berühmte Philosoph Prof, Kuno Fischer in Heidelberg seinen 00. Geburtstag. Der prinzipiell von dem gesellschaftlichen Treiben sich znrüchichende Gelehrte empfing zu diesem Tage eine studentische Deputation, welche ihm die Glück wünsche der Studentenschaft übeedrachte. ff Ten außerordentlich dankbaren Stoff „Die Krcrn'iche des I b y k n s", welcher unser» Schiller zu dem herrlichen Ge dicht anregte, hat jetzt ein griechischer Dichter StamütiosD. Bülbps zu einem größeren Epos ansgcarbeilet. Die Handlung dieser grie chischen Dichtung intercssirt durch ihre vielfach zu dramatischem Effekt gesteigerte Entwickelung. Ter greise Jdykus befindet sich am einer Seefahrt von Samos nach Grvßgricchenland (Sndrtalicift. Die Sonne ist imtcrgeaanaen, es wird Nacht. Die Schiffslcritc, Nn des Greises nach den Schätzen ses lüstern, verschwören sich gegen ihn, schieben aber den Mord bis zunr nächsten Tage an^ Ein Traum bcnnrnhigt Jbükus nnd kündet ihm die Gefahr. Beim Morgen grauen stürzt sich sein Diener aus ihn nnd wirst ihn rn's Meer. Mit den Wogen ringend, erblickt Jbykns eine Schaar Kffanichc, rust sic noch zn Zeugen des Mordes an und ertrinkt darauf. Das Schiss landet in Kroton. Zwei der Mörder gehe» in's dortige Theater und kommen zufällig neben Eunomos, den alten Freund des Ermordeten, zu sitzen. Als eine Kranichschaar vorübcrzicht, läßt sich der eine Mörser die Worte entlocken: „Sieh' dort, die Kraniche deS Jbvku« '. Das Schauspiel beginnt nnd zwar wird ausgeführt: „Der Wahnsinn deS Orestes." Die rächenden Emilien schreiten, rin düsteres Lied vortrcrgcnd, herein. Alle Hörer sind von Schrecken erfüllt, die Mörder fliehen ans dem Theater, werden aber durch Eunomos vcr hastet nnd alsdann hingcuchtct. ff Der humoristische Vcrsaffcr der köstlichen Satore „Die Familie Buchholz in Italien", Herr I)r. Jul. Slinde, hatte in Erfah rung gebracht, daß ein gewisser Fritz Mar» demnächst ein Stück unter dem Titel „Die Familie Vuchhoiz" aus einer Berliner Bühne zur Aufführung bringen wolle. Im „Verl. B.-Eour." erklärte dar auf Herr Stinde, daß er den» sogenannten Drama fcrnstchc, niit den, pp. Mar, nicht identisch sei und gegen den Mißbrauch des Ti tels den Rechtsweg betreten werde. Zum Schluß heißt cs in seiner Erklärung: „Ich habe gegen den literarischen Lcichcnraub als „alt- geheiligten" Brauch nichts einzuwenden, aber gegen die dramatische «talpirung bei lebendigem Leide möchte ich mich gern verwahren". * In englischen Tanz kreisen will man die ans Ammta stammende Sitte einsühren. jedem Emtrelcndeir ein Slräußlcin an znstecken, das ihn von vornherein für den ganzen Abend zmn Tanz- kavalrer einer bestimmten, ei» ähnliches Stränßlciir tragenden Dame macht. Man verspricht sich von dieser neuen Sitte eine Menge unterhaltender Zwischenfälle,
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