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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187308028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-02
- Monat1873-08
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1873
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Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt uni» Anzeiger. keffm. gatwaa^a «brr «r. LL, S8i. »81 . «r'l. Li». ^ ivl- ttt». lhl livneu ans >m 1. still', 4 briLnl 187« «urs. en Partirl-x, lowie Ln j,, ft Rr M, ea vetnzs D Ll4. Sonnabend den 2. August. 1873. iu-7, ^en i »cltlj tsche»! > der bürg «elater «genfiud rKzeil.^ auztmerWrl Ml IN» Lagesgtschilhtliche Aeberßcht. Mrichsam um die Errichtung des ReichS-Eisen- bahaamtt noch nachträglich zu rechtfertigen, hört mnjetztallerwärt? von Eisenbahn- Unfällen, d,e in dieser Fülle doch schwerlich dem unverant wortlichen Zufall zugefchricben werden können. Hach Mittheilungen Sachverständiger rächt sich qkzevwärtiz das'während de- Krieg S vielfach 'mterlasscne gehörige Nachanfchasfen und Re- pariren d.r Transportmittel, und da die Ueber- ouspanMnz des Materials auf einem sehr großen Mete die gleiche war, ist cs leicht erklärlich, tiß wir fast gleichzeitig von dem Zusammen- kechni und Steckendleiden von Maschinen und Lagen und dadurch veranlaßten Unfällen hören. M denselben Quellen hat allerdings auch die gesteigerte Fahrgeschwindigkeit. der ein Theil de in Deutschland verwendeten Bahnmaterials nicht gewachsen scheint, an den Betriebsstörungen Schuld, obgleich unsere Fahrmartma keineswegs an die in England gebräuchlichen hcranreichen. DaS Nit diesem Gegenstände eng zusammenhängende Arsetz Über die EntschädizungSpflicht bet Unfällen dal merkwürdiger We.se noch wenig praktische Hiweudung gefunden, ohne daß anzunehmen ist, w Fälle, wo daS Publicum sich darauf gegen W LahnvrrWallungen berufen konnte, feien so M gewesen. Vielleicht gewinnt dasselbe einen gHeren Einfluß — und feine entsprechende W>rk- KMt würde entschieden dazu dienen, die Rei- sarm mit größerer Sicherheit zu umgeben —, mu uaä> den Vorschlägen neuerer angesehener ziristen die CirUjury auch bei un- eingeführt »id uamentlich bei Entschädigung«klagen zur An- muduug gebracht würde. Auf dem diesjährigen Jmsteulage wird, wie da- soeben veröffentlichte Programm ersehen läßt, auch dieser Gegenstand zar Verhandlung kommen. ES ist nicht zu läugnen, ratz sich gerade bei Entschädigungöklagen und der Lutschridung, ob ein zum Ersatz verpflichtendes Maß von Verschuldung im einzelnen Kalle vor- liezt, da» Urtheil gebildeter Nichtjuristcn in gritzner Zahl große Vorzüge vor dem Spruch der Fachjuristen haben kann, welche viel mehr oouden sich oft sehr widersprechenden Auffassungen der Sachverständigen abhängig sind, welche letztere ihrerseits doch häufig nur Fragen der all- gemeinen Lebenserfahrung zu beantworten haben. Velanvtlich war gegen den Erzbischof ^Melcher» von Köln, den Weihbischos Baudri und de» Verleger Bachem die Anklage erhoben wnb« wegen der im amtlichen „Kirchlichen ikintzlqpl" veröffentlichten Excommunication gegen ltn Priester Rabbertz und Paffcatt und wegen ^EchmHnng der Allkatholiken. In der öffent licha und überdies in beschimpfender Weife er ! fotzten Bekanntmachung crneS solchen Straf smittckt ist eine Verletzung des Gesetze- vom lZ. Mai enthalten. ES geht jetzt die über I raschende Mitteilung durch die Zeitungen, daß die Kathßkammer de- LandeSgerichtS in Köln diese Anklage zurückgewiesen habe. Bei der Vernehmung de- Erzbischof- durch den Unter- !sllchll»g<richler, dre, nebenbei bemerkt, mit un- gcrrchlferligler Rücksichtnahme im erzbifchös- liLen Palai» stattgesunden, soll derselbe sich ch ein Decret Napoleon- I. berufen haben, wel ltet den Erzbischöfen und Bi chöscn dieselbe Ikmmrte Gerichtsbarkeit zusprach wie den Richtern. IDie» Decret ist jedoch längst abolirt und zwar ILorch da» Gesetz vom 20. August 1848, demzu- Isolge der eximirte Gerichtsstand nur für die I richterlichen Beamten, Militairpersonen und Ala rmier aufrecht erhalten worden ist. Man darf aus Begründung dieses AbweisungSdecretS äußerst pgnut sein. Man versichert übrigen-, daß die sliaatSanwaltschast Berufung an den Anklage- Mt de- Lppellhose» erhoben hat. Im welfischen Lager scheint man neuerdings Lir Bildung einer neuen Legion zu beabsich tigen. Eine hannoversche Corrcspondenz des tz„Mainzer Journals" plaidirt für die carlistischen bnugen, die neuerdings hie und da in Deutsch slrnL bemerkt worden sein sollen, und meint, das Sieg de- Don Carloö für ganz Europa, l,besonder» aber für unser Vaterland", von nütz slichen Folgen begleitet sein würde. DaS „Mainzer sjonrnal" bemerkt dazu, daß Don Carlo- keine I-tländer annehme, meint aber trotzdem, daß der Imps für diesen Fürsten ein Kamps für eine " e und kein Land-knecht-dienst sei. Lands- htSdirnst ist nach Meinung de» bischöflich «zischen Organ- nur der Kampf „um Sold Earriire, um Dotationen, um Orden". Wat ach in der Meinung de» Ketteler'schen Or- riaentlich Landsknechte sind, unterliegt wohl i Zweifel; die siegreichen Generale der letzten ! stehen dabei in erster Linie. >u» Kassel, 31. Juli, wird gemeldet: Eine l Präsidenten de- BuchdruckcrgehülfenvcrbandS ctel für gestern Abend zusammenberusene ^erbaud-versammlung wurde, als nicht »eher polizeilich angemeldet, polizeilich auf- «llsi. Härtel bot daraus heute brieflich den efigen Buchdruckerprincipalen seine Vermittlung > deren Differenzen mit den Gchülfen an; die - wurde aber abgelehnt, weil ein großer Theil Buchdruckergehülsen, zum Theil unter AuS- au» dem Verband«, die früher erfolgte rurückgenommeu hat und weil für die hülfen «»-reichender Ersatz beschafft ist. Die Zeit der schweizerischen Volksvertretung wird seit einigen Tagen durch die Beschwerden de- Herrn Mermillod, vormals Bicar in Genf und Bischof ... in xartidun iuückelium, in An spruch genommen. Herr Mermillod erklärt indeß nicht, daß er den Gesetzen seiner Heimath und eine» Vaterlandes gehorsamen wolle, sondern verlangt vielniehr, daß die Gesetz: seinen An- prüchcn, als deS Vertreters de-UltramontaniSmuS, zemäß modisicirt werden Nachdeyr der National rath dieses Ansinnen bereit» abgewiesen, hat sich auch der Ständerath diesem Votum in nament licher Abstimmung mit 28 gegen 14 Stimmen an- geschloffen. Im Nationalrath ist sogar der BundcS- wäsident Herr Ceresole selbst in dieser Angelegen heit interpellier worden. Die Ultramontanen haben bekanntlich, und vor allen Dingen Herr Mermillod selbst, in ihrer gewöhnlichen lügneri schen Manier behauptet, daß die Genfer sowohl wie die Bundesregierung in dieser Angelegenheit unter dem Druck einer auswärtigen Macht, spe- cicll Deutschland-, gestanden haben, und diese Be hauptung damit begründet, daß daS „Märthrer- thum" dcS „Bischost' Mermillod in der deutschen Presse nicht nur kein Bedauern hervorgeruscn, sondern vielfach sogar als eine Pflicht de- Staate» gegen sich selbst anerkannt und gebilligt worden war. Herr Ceresole hatte erklärt, daß bei dem BundcSrath kein Interventionsversuch irgend welcher Art geltend gemacht worden, Der- artige- vielmehr auf anderer Seite zu suchen sei. Auf eine über den Sinn dieser Worte an ihn gerichtete Anfrage erwiderte Herr Cere sole: „ES seien sowohl bei der Regierung de» Präsidenten Thier- wie bei derjenigen Mac Mahon'S auf eine Intervention abzielende Schritte gethan worden; glücklicher Weise hätten aber die Urheber jener Schritte dort keinen An klang gcfundcn." Danach werden die Herren llltramontanen sich durch den Borwurf vater - landSlofer Gesinnung nicht länger beschwert fühlen und eS behalten jedenfalls diejenigen Stim- men Recht, welche behaupten, daß Vaterland und UltramontanismuS zwei unvereinbare Gegensätze sind. DaS unantastbare Zeugniß de- Herrn Bundcspräsidenten ist für unsere Zeit von un schätzbarem Werth. Es reißt jener in allen Län- dern gleichgesinnten Partei die LohalitätSmaSke ab und zeigt die landeSverrätherischen Physio gnomien in ihrer ganzen schamlosen Nacktheit. Der SchahvonPersien traf am Mittwoch Abends 7 Uhr auf dem Penzinger Bahnhose in Wien ein und wurde daselbst vom Kaiser be grüßt. Nach Besichtigung der aufgestellten Ehren compagnie und nach erfolgter Vorstellung dcS beiderseitigen Gefolge- gab der Kaiser dem Schah auf der Eiscnbahnsahrt nach Laxenburg da- Ge leite, wo zwei Ehrcncompagnien mit der Musik capelle ausgestellt waren und Kronprinz Rudolf mit sämmtlichen hier anwesenden Erzhcrzögen, der Generalität und den Spitzen der Behörden zum Empfang sich einzefunden hatte. Vom Penzinger Bahnhofe bi- zum Lustschlofle Laxenburg dilvcte zu beiden Seiten der Eisenbahn eine dicht gedrängte Volksmenge Spalier. Nach dem nunmehr definitiv angenommenen Armee - Organisation? gesetz wird die künftige französische Feldarmee au» vier Armeen bestehen; jede dieser Armeen au» 3 Infanterie und 1 Eavallerie-CorpS, jede» Infanterie-CorpS auS 3 Infanterie- und 1 Cavallerie-Division, jede- Cavallerie» CorpS aus 2 Cavallerie - Divi sionen, jede Infanterie-Division auS 4 Regi mentern Infanterie zu 2800 Mann und 1 Jäger- Bataillon zu 900 Mann, jede Cavallerie-Division auS 4 Regimentern zu 5 EScadronS mit 800 Pferden. Von der Regierung erforderte Gut achten der französischen Artilleric-Officiere sprechen sich nun dahin auS, daß sich die Artillerie wie folgt aus diese Truppenkörper verthcile: ES sollen erhalten: die Infanterie-Division 4 leichte montirtc Batterien (Bier- oder Fünfpsünder), die Cavallerie- Division 2 reitende Battenen (Vier- oder Fünf pfünder), die CorpS-Artillerie eines Infantcrie- Corp» 4 schwere Batterien (Zwölf- oder Sieben- pfünder), 2 Mitrailleusen-Batterien, 2 reitende Batterien, die CorpS-Artillerie eine- Cavalleric- Corp« 3 reitende Batterien, darunter 1 Mitrail leusen-Batterie, die Armeereserve 6 schwere Batterien, 4 reitende Batterien, darunter 2 Mitrailleusen-Batterien. Die französische Feld armee würde daher 332 Batterien mit 1992 Ge schützen im Kriege zählen. DaS Telegramm, welche» den vom spanischen Krieg-minister acceptirten Au-tausch von „Krieg-, gefangenen" mit den Carlisten meldet, ist eigent lich die treffendste Schilderung der Sachlage, welche versucht werden könnte. Die Carlisten hören damit auf, Rebellen zu sein, mit denen man überhaupt nicht pactirt, sondern sie treten zu der derzeitigen Staatsleituna in Madrid in da» Berhältniß von Macht zu Macht. Der Vor theil bei diesem Verfahren liegt natürlich aus Seite der Carlisten, für welche jeder Mann von Werth ist und für welche andererseits die gefan genen Republikaner höchst unbequem werden. Die Madrider „Prensa" vom 25. Juli giebt über die Zustände in den tnsurgirten Süd-Provinzen folgende Schilderung: „Die Souverainetät der Eantone beginnt sich in einer wenia tröstlichen Form zu manifestiren. Granada hat folgende De crete erlasse«: den Reichen wird eine Abgabe von 100,000 Duero- auferll^t; alle Kirchen werde« niedergeriffen; die Glocken werden eingeschmolzen, um Münzen daraus zu prägen, zu welchem Zwecke sofort eine Münzstätte zu errichten ist; im Namen de- CantonS werden alle Staat»- domainen in Besitz genommen und für den Canton verwaltet; alle richterlichen Personen sind ab- zesetzt... ! In Sevilla ist alle» Eigenthum für Gesammtbesttz erklärt worden. Die Arbeiter werden Mitbesitzer der Fabriken und allen Zu behör-, nur mit dem Unterschiede, daß die bis herigen Besitzer die Steuern weiter zu zahlen haben" Da» Blatt schreibt weiter: „Ern bis zu solchem Grade gediehene- Delirium, eine solche Verirrung scheint für ein menschliches Gehirn unfaßbar. Bei solchen Monstruositäten noch temporisiren heißt sich zu Mitschuldigen derselben machen." Gustav - Ädols- Lüftung. * Leipzig, 1. August. Die erste diesjährige Versammlung des Leipziger Zweig-Verein» zur Gustav-Adolf-Stiftung fand am gest rigen Abende im Saale der ersten Bürgerschule statt. Herr Pastor Schmidt (Schönefeld) 'eröffnet«: dieselbe mit einem kurzen Gebet und verschritt hierauf zur Erledigung de- ersten Gegenstände» der Tagesordnung, der Berichterstattung über vie den HülsSbedürftigen evangelischer Gemeinden zugewendeten Gaben. Bekanntlich steht jedem Zweig-Vereine das Recht zu, über ein Dritttheil seiner Einnahmen selbstständig verfügen zu können, während über die anderen zwei Dritttheue der Haupt-Verein Beschluß faßt. Da nun, nach der Mittheilung de- Herrn Berichterstatter», die diesjährigen Einnahmen, obgleich die Sammlungen noch nicht gänzlich abgeschloffen, dennoch voraus- sichtlich mindesten- die Höhe der vorjährigen Collecte erreichen werden, so wird dem Zweig- Verein die Möglichkeit geboten, über ca. 1100 Thlr. als den dritten Theil der Gcsammt - Einnahme von 3300 Thlr. verfügen zu können. Nach einer alten Regel sind immer nur solche Gemeinden unterstützt worden, die der Central- Verein, weil derselbe ja die eingehendste Kenntniß von der Bedürftigkeit und den Verhältnissen der Petenten hat, den Zweig-Vereinen empfiehlt, auch wird ferner der Grundsatz befolgt, solchen Ge meinden Unterstützung zukommen zu lasten, welche bereit» unterstützt worden sind, damit ihnen ganz geholfen werde. Für diese» Jahr also werden der Versammlung folgende Gemeinden vorgeschlagen: Die Gemeinde Eg er i. B., die vor zehn Jahren noch 200 Seelen zählte, jetzt aber bereit» bi-auf 800 br» 900 Seelen angewachsen ist und 89 Schul kinder zählt, so daß jetzt eine zweite Claffc ein gerichtet werden muß. Die Gemeinde Eger ist feit etwa zehn Jahren selbstständig, besitzt seit etwa zwei Jahren eine schöne, den Bedürfnissen allenthalben entsprechende Kirche, welcher nach der Einweihung (wir erwähnen dies als Curiosum) vom Fürsten BiSmarck und vom Grasen Neust gemeinschaftlich ein wcrthvoller Abend mahl Skelch gespendet wurde. Die Gemeinde Eger verzeichnet eine Bauschuld von 14,000 fl. und wird mit 100 Thaler Unterstützung in Vor schlag gebracht. Für die Gemeinde Reichenberg in Böhmen, welche, seit 1883 selbstständig, eine zur Zierde der Stadt gereichende Kirche besitzt (zu welcher der katholische Gras Clam-GallaS um em Billige- den Baugrund hergab), gleichzeitig aber noch 20,000 fl. Schuldenlast zu tragen hat, werden ebenfalls 100 Thaler Unterstützung vorgeschlagen. Eine gleiche Summe ist für die Gemeinde Te plitz auSgeworfcn worden. Dieselbe besitzt eine im Jahre 1864 vollendete hübsche Kirche; die Schule besuchen 80 Kinder, die aushastcnde Bauschuld aber beziffert sich auf 20,000 Thlr. In Cza Stau (ebenfalls in Böhmen) haben sich 300 evangelische Familien zusammengcthan, um rin SchulhauS zu bauen; für diese Zwecke sind gleichfalls 100 Thlr. auSzcworfen worden. Die Gemeind: Klaaenfurt in KLrnlhcn, auch ein alte- liebe» Pflegekind in der Diaspora, da- im Anfang dcS 17. Jahrhundert- fast noch ganz protestantisch war, nachher aber vorwiegend katholische Bevölkerung hatte und erst vor etwa zehn Jahren wieder 300 Protestanten zählte, welche Zahl sich bi» heute auf nahezu 800 ge steigert hat, bedarf, da die Schuldenlast 8000 Gulv. beträgt, ebenfalls der Unterstützung, die man gleichfalls aus 100 Thlr. bemessen hat. Für die im Jahre 1862 durch Feuersbrunst schwer heimgesuchte evangelische GemeindcNtedcr- Eide sch in Siebenbürgen, welche 152 Schul kinder zählt und welche einen auf 28,933 Guld. veranschlagten Kirchenbau auSsühren will (zu welchem eine Anleihe von 12,000 Gulden aus genommen werden soll), sind ebenfalls 100 Thlr. m Vorschlag gebracht worden. In Fahrka» Vorsand (Ungarn) haben sich 40 arme Tagelöhner-Familien zusammengcthan und im Jahre 1869 einen Platz zum Bau einer Kirche und eine» Rathhause- gekauft; e- sind aber 4000 Gulden Schulden geblieben. Da nun specrell diese Gemeinde die Empfehlung der Unga rischen HilfS-Anftalt mit sich führt, so sind dieser Gemeinde 150 Thlr. in Au-sicht gestellt worden. Die Gemeinde Reinerz in Schlesien, welche mit dem Plane umgeht, ein eigene- Hau- für eine Ktuderherberge und Confirmanden-Anstalt zu gründen, mn die Kinder evangelischer Eltern er» ziehen zu können, und zu diesem Zwecke bereit» 1500 Thlr. gesammelt hat, wird ebenfalls mit 100 Thlr. Unterstützung in Vorschlag gebracht. Die Gemeinde HerSpiz in Mähren, selbst ständig und 307 Seelen zählend, hat an ihrer Kirche durch den Blitz vielfachen Schaden erlitten und betraf, bet einer Schuldenlast von 4000 Guld. nicht minder der Berücksichtigung, we-halb 100 Thlr. in Vorschlag gebracht werden. Endlich aber wird für Algerien, wo noch immer der alte treue Pfarrer Dürr unter un säglichen Schwierigkeiten wirkt und 80 Waisen aller Nationen in seinen Schutz genommen hat, eine Gabe von 100 Thlr. zur Berücksichtigung empfohlen Nunmehr bleibt noch die bekannte allgemeine Liebesgabe übrig, die von allen Zweigvereinen alljährlich gespendet wird und für welche laut Beschluß des CentralvereinS drei Gemeinden vor geschlagen werden; die CentralvereinS-Versamm lung stimmt alSdann in der Hauptversammlung darüber ab, welcher Gemeinde die große Gabe, die sich auf ca 4000 Thlr. beläuft, zugesproche» werden soll. Der Zweck dieser Maßregel liegt in dem löblichen Bestreben, mit einer solchen Summe einer besonder- bedürftigen Gemeinden auf einmal gründlich ausjuhelfcn. Die Gabe de» hiesigen Vereins für dieses allgemeine Liebe-Werk beträgt alljährlich 50 Thlr. Die Versamlung erhob gegen diese Vorschläge keinerlei Widersprüche, gab vielmehr mit dem BcrthcilungSmodus ihre Zufriedenheit zu erkennen und erledigte den zweiten Theil der Tagesordnung damit, daß sie als Abgeordnete zu der am 5/6. August in Penig stattfindenden Haupt» Vereins-Versammlung die Herren Buchhändler Rost hier, Lehrer Kresse in Neuschvnefeld und kanä. tkeol. Sicbenhaar hier wählte. Schließlich entwickelte noch Herr Buchhändler Rost ein kurzes, erfreuliche- Bild de- frischen und fröhlichen Sinnes der Gemeinden in Salz burg und Steiermark, welche, wie sich Redner auS eigner Anschauung überzeugt, sich kräftig entwickeln und mit ihren Verhältnissen volle Zu friedenheit zeigen. Mit dem Gebete des Herrn schloß die Ver sammlung. Literatur. Selten wohl vereinigen sich Autor und Verleger in so glücklicher Weise und mit so hervorragender Sach- kenntniß, wie in dem kürzlich bei A. E. LiebrSkind, Leipzig, erschienenen Notizbuch und Kalender für Alpen-Reisende 1^73. Abtheilung t und il. Herr Fe ix LtebeSkind, jetziger Inhaber der obengenannten Firma, eines der bedeutendsten 'Mtglieder des deutschen Alpenclubs, ein kühner und ausdauernder Bergsteiger, wie eS wenig« giebt, in allen Gebieten der Alpen zu Hause, der unter andem in Zeit von b Tagen hinter einander die Gipfel der Jungfrau (diesen auf dem sehr schwierigen Wege durch das Roththal), deS AletschhornS. des FinstcraarhornS bewältigte, ebenso früher dre de» Großglockner, die meisten der LrtlrSgruppe. in neuesiec Zeit auch des Triglav oder Tergrou m dm Kärkthnrr Alpen, bat seine und anderer bewährter Fach genossen reiche Erfahrungen zu einer für alle Freunde de» höheren Llpensports unentbehrlichen, aber auch für gewöhnliche Alpentouristen höchst nützlichen Gabe vrr- werthrt. Die erste Abtheilung enthält tu sehr netter handlicher Form eines Taschenbuches zunächst eine» Ka lender vom 1. Juli bis mit 2<). September, jeder Tag sebr zweckmäßig in Rubriken getheilt mit genauer An gabe von Sonnen- und Mondaufgang und Unter gang für jeden Tag, und 6 Rubriken für Beobach tungen der Temperatur in Schatten und Sonne, der Lust und de» Gegenstandes. Aeroid- oder Qucckfilberbarometer, N-tgungSwinkel. Windrichtung und Stärke, Wetter, Zeit und Stunde, daneben noch einen fast eben so großen Raum für Notizen und Bezeichnung der Ontlichkeit. Be,gegeben ist diesem Kalendec ein b'vchst schätzbares Berzeichniß sämmtltcher v-kannten Führer m den Nord-Alpen, Tentral-Alpea und Süd-Alpen, wobei die ausgezeichnetrn durch Sterne hervorgehoben sind; ferner die Tarife für Führer und Träger mit Angabe der Touren uud der Stundenzahl, endlich noch als Anhang ein Berzeichniß der Uuterkunsts- yäuscr und Sennhütten. Vermöge eines betgegebenen OrisregisterS kann man sich leicht jeden Bedarf auS- suchen. Der Kalender besteht aus dem schönsten »rißm Velinpapier, auf welches eS rin wahres Vergnügen sein muß zu schreiben, und das ganze elegant und dauerhaft in Leiuwand gebundene Büchlein ist nur so groß, daß man eS bequem in der Brusttasche tragen kann. Ein Fach für Postkarten und Bauknotm und «in Blristtst- futteral fehlen gleichfalls nicht. Die zweite nicht mmder werthvolle Abtheilung, ein Büchlein in Kleinoctav von I3<> Setten enthält zuerst ein« schöne Abhandlung über Alpenreisen, mit sehr schätzbaren Winken theil» von LiebrSkind selbst, theUS von dem berühmten Bergsteiger LeSlie Stephan, die ebenso der erfahrene Alpeureiseude wie der Neuling mit großem Interest« lesen wird. Dann ein Berznchniß sämmtltcher Alpenverrine, ihrer Sektionen und ihrer Thätigkeit im Jahre 1872, ferner die Führerordnungm der meisten Slpenländrr, die Tarife für Wagen und Rritthiere im Allgäu, Oetzthal, Pusterthal, Hetligen- blnt Raibl, Jnterlaken, einige» über Straßen- und Wege- verbefferungen, MiScrllen, über meteorologische Beob achtungen (ein werthvoller kleiner Aufsatz von unserem oeciellen Leipziger Landsmann lir. Schildbach), ferner ibcr die meteorologischen Stationen Italien-, ein Jta- iener über Führer (sehr zweckmäßige Borschläge für An- tellung zuverlässiger Führers, endlich noch ein BerzetchMß der vom Alpenvereiue empfohlenen Hotel» und Gast häuser in den entlegenen Tbäleru, Ortschaften uud auf weniger bekannten Aussicht» ouncten, alphabetisch ge ordnet. G-mit seien denn beide «btheiluuae» jetzt beim Beginn der eigentltchen »lpensaisou allen Freunden der BebirgSwelt al» «in sehr wrrthvoller uud doch wohl feiler veittag zu« Reffeapparat besten» empfohlen. «. r.
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