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Dresdner Nachrichten : 05.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188709052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-05
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.09.1887
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U Lsbertdrau, ImWiM v( »MMM sstpüt > vittirmiaeousnqie» ,ür »r« L. «,»»»».: Beritiidkrltchcr Wind von mittler«- > «r Ä32 Aabrci -r>ai)reS'A.Usl. w iLM. «,,rk« »si durchschnittlich starker «ewülkana. mit,rit- und stellenwelsrn Nieder, z g. Ouartal'ZuwaiilS 1,400 > ' schliigeu. Lemderalnr wenig veränreit. ! ZreSden, 1887. Montag, L. Septbr. Telegramme »er „Dresdner Nachrichten". New-vor», 2. September. Mebl s,«>. Mollier Winlerweiten si. ver Scvlember so'/,, vrr Octvber si. ver Dezember 23'/«. Mai» «New! ro'/». Krackt l' >. Lokales und Sächsisches. — Se. Majestät derKönig bcgiebt sich nächsten Donnerstag nach Bauden zur Eröffnung der dortigen landwirthschastlichen Ausstellung. — Excellenz Staatssekretär Dr. Stephan ist vorgestern von Leipzig nach mehrtägigem Aufenthalt wieder nach Berlin zurück- gekehrt. — Lehrer Karl Otto Bär inPuschwitz erhielt daS Kreuz zum Alvrechtsorden. — An Festen hat unser Dresden dieses Jahr wahrlich keinen Mangel gehabt! Es reiht gar nicht ab mit Festen und Ausstell ungen. Was diente nicht Alles zum Anlatz festlicher Zusammen- liiinte! Die Wissenschaften, die gelehrten Bernte. die Künste, die gewerblichen Interessen, der Patriotismus, die Woblthätigkeit und das blöke Bergnügen. Eine Ausstellung giebt der anderen die Hand. Erst die der Pferdehändler, dann die der Gärtner, zulebt die der Bäcker und gleichzeitig die der Maler mit ihren herrlichen Aaunrcllen. Die Aerzte und Pharmaceuten hielten im Juni und Juli ihre Kongresse hier ab; kurze Zeit daraus die Täschner, Sattler und Riemer, ein Weniges später die deutsche» Korbmacher; im September soll noch der Schriftstellertag abgchalten werden, der Oktober ist für den deutschen Sprachverein in Aussicht genommen. Soeben beging Dresden wie alle anderen guten reichstreuen Städte das erhebende Scdansest. Von den Wettspielen der Radfahrer, den Ruderregatten und anderen Sports wollen wir nur der Bollstän- digkeit halber Notiz nehmen. Zwischen alle diese festlichen Zu sammenkünfte und Ausstellungen hinein fielen die dreihundert jährigen Feste der Scheibenschüben und die Vogelwiese und nun hat sich auch das Gartenfest des Albertvereins ein gestellt. Es war schwer, ihm eine» passenden Platz inmitten so vieler Festlichkeiten auszusuchen; inan hat es später gelegt als sonst und auch der Raum ist nicht der alte geblieben. Man könnte gar Manches über die schier endlose, kaum durch wenige Arbeitswochen unterbrochene Reihe festlicher Anlässe schreiben. Sie haben ihre Licht- und ihre Schattenseiten. Volksfeste sind nicht zu entbehren, sie sind eine nothwendige Ergänzung unseres öffentlichen Lebens, eine willkommene Unterbrechung der schweren Werkeltaasarbeit. Eine Grokstadt kann auf sie und die Veranstaltung von Ausstell ungen gar nicht verzichten. DaS verlangt das allgemeine Wohl. Ein Ncbermaß ist allerdings auch schädlich. Man braucht das nicht im Einzelnen zu begründen. Niemandem, keinem Jnteressenkreise Andrangs ,, . leiden zu lassen, namentlich eine Woblthätigkeit, die sich ein so edles Ziel gelebt hat, wie die Krankenpflege und die dieses Ziel auf dem anmuthigcii Wege eines Volksfestes zu fördem versteht. Der Albertverein hat Recht daran gethan, aus die Abhaltung seines all« tthrlichen Sommerfestes nicht zu verzichten - ist ihm doch die Huld unseres Königshauses wie die werkthätige Synipathre des Publikums in allen Gesellschaftskreisen gesichert und treu. Ent schlossen griff daher das Direktorium des Vereins zu und ver tauschte den gewohnten Platz in der Mitte des Großen Gartens mit dem prächtigen Raume am westlichen Eingänge. Hier boten die Fcstbaulichkciten von der Gärtner- und späteren Bäckerei-Aus stellung ei» passendes Gehäuse für das Fest selbst. Die Haupt halle. in welcher der t>ust der Blumen von dem Dufte frischen Gebäckes abgelöst worden war, wandelte sich in einen Konzertsaal um, der ein Podium für viele Hundert Sänger, eine stattliche Loge für den König!. Hof und Sitzplätze für ca. 2000 Personen bot. lieber den Festplatz waren 12 leichte, lustige bunte Kioske ausge» streut, in welchen eine Anzahl Damen, unterstützt von Offizieren. Lome zum Besten des Vereins verkauften. Es waren dies die Frau Oberst v. d. Planitz und v. Hodenberg, Frau v. Fink, Frau Dr. Unruh, Frl. Anna Hopffe und Frl. Preil, sowie vom Hostheater: die Frls. Ulrich, v. Cyavanne, Tullinger, Diacono und Flösse!, sowie die Tochter des Hofschauspielers Schubert. Die Damen sänimtlich in den elegantesten Toiletten, waren schon vor 1 Uhr, wie die Franzosen sagen würden „erzbereit", um die anrückenden Schaaren der Festbesucher zu empfangen und sie mit Nieten oder Gcwinnen zu beglücken. Die letzteren waren in einer langen Gabenhalle kunstvoll aufgebaut und boten in ihrem bunten Durch einander den Anblick einer zwerghasten Industrie-Ausstellung. Hoch oben thronte der Hauptgewinn, das hochfeine blitzende Dreirad, das Herr Fabrikdirektor Naumann (wie immer ein grotzmüthiger Förderer des Albertvereins) außer mehreren Nähmaschinen gestiftet hatte; auf langen Tafeln breiteten sich die 850 Kunstgewerve- und Gebrauchsgegenstände sowie Genußmittel, welche den glücklichen Niederschlag der Nietengewässer bildeten. Des Amtes, diese Gaben den Gewinnern zu ertheilen,'.'vertraten ebenfalls, von Offizieren als Ehrencavaliere unterstützt, die Frauen Oberappellationsrath Preil, Sieg, Oberstlieutnant Lechler und Oberst Verlvüren, sowie die FrlS. v. Hauäk, Köhler, Sieg, Kaufmann und Winkler - Der Fcstplatz füllte sich bereits von 1 Uhr ab. Da er nicht so viele Jestbesucher faßte, wie der am Teiche, so war stellenweise das Gedränge sehr arg. Schlag 3 Uhr erschienen die allerhöchsten und höchsten Herr schaften von Pillnitz und Hosterwitz kommend, nämlich Ihre Maje stäten der König und die Königin. I. Kal. Hoh. Prinz Georg mit seinen Söhnen, den Prinzen Johann Georg, Ma sowie Prinzessin Mai Hilde. Im Gefolge der hohen fanden sich u. A. der wirkt. Geheimrath von Littst stallmeistcr von Ebrenstein, Frau v Silvanska, Gräfin Einsiedel und v. Vitzthum. Zur Begrüß „ Herrschaften hatten sich eingefuuden vom Direktorium des Albert- Vereins Herr Kommeuienrath Hopffe, Divisionsaudtteur v. Sütz- milch, Geheimrath Dr. Günther, Generalarzt Dr. Roth, sowie Stadtkommandant Generalmajor O Byrn. Polizeipräsident Schwauh, Vlatzmaior v. Haupt n. A. Beim Betreten des FestplatzcS durch die höchsten Herrschaften stimmten die Musikchöre des Orpheus, des Pionier- und des Train-Bataillons (Dir. Kleber, Schubert' und Stock) die Sachsenbhmue an. Das Publikum begrüßte die! hohe» Herrschaften sehr sympathisch. Dieselben traten nun einen Rund gang an, der sie zunächst zu sämmtlichen LooSverkaufsstellen führte. Bei Frau v. Hodcnbcrg wurde angefangen, überall entnahmen die Majestäten sowohl, wie die prinzlichen Herrschaften sehr viele Loose und der Scherz, wenn sie Niete auf Niete zogen. war fast noch wenn einmal ein Treffer gemacht worden war. Die richteten an die anmuthigen Verküuierinnen längere mit Frl. Ulrich plauderte der König über , und Mbert, Herrschaften be hau, der Ober- die Hofdamen der hohen größer, als Maiestäten duldvolle S ^ dm Aufenthalt kottland. len der Gewinne ge schah durch die Herrschaften persönlich und machte ihnen sichtlich viel Vergnügen. Die Gewinne waren nämlich incist recht nett, aber keineswegs kostbar. Prinz Albert hatte ein halb Dutzend Kragen gewonnen — leider waren sie viel zu weit: die Prinzessin Mathilde wies triumphirend auf ein Fläschchen Eau de Colvgne und ein Pfund Kaffee hin. Der größte Gewinn der Königin schien ein Thermometer zu sei». Hieraus besuchte Se. Ma>cstät der König mit Sr. Kgl. Hoh. dem Prinzen Georg die Lass italiana, die er noch von der letzten Bäckerei-Ausstellung im besten Gedücht- niß hatte und schlürfte mit Behagen ein Glas herzhaften Turiner Wermuth, der aus einem grün-weiß-rothen Fäßcheu verzapft wurde. Dann ging die Wanderung zu der Molkerei von Gevr. Pfund. Einer der Besitzer des Etablissements hatte die Ehre, den Herr schaften Ausschlüsse über dasselbe zu ertheilen: aus der Hand der Frau Hofbuchhändler Lehmann nahmen die Königin und die Prin zessin Mathilde ein Glas köstliche Milch entgegen. Mittlerweile kosteten der König und die Prinzen von dem frischen Bier, das die Brauereien Gamorinus, FclsenkeÜer und Feldschlößchen, sowie Gebr. Hollack schänkten. Im späreren Verlaufe wurde auch dem Kaiser bräu zugesprochen, welches in dem mit der Schützenlies'l geschmück ten Zelte des Hofbrauhauses verzapft wurde. Der Rundgang führte sodann zu dem echt waidmännisch aufgeputzten Jagdpavillon des Oberförster a. D. Müller. Er hatte die Ehre, eine sehr stattliche Strecke vorzuzeigen, deren reizende Bestandthcile ebenfalls durch Loose zu gewinnen waren. Der Hauptgewinn war ein vom König selbst erlegter Damhirsch mit Geweih, er war garnirt von langen Reihen von Hasen, Kaninchen, Enten Wildenten, Rebhühnern, Wilvtauben und anderem Federvieh. Ein im Ganzen gebratenes Wildschwein war gleichfalls zu erloosen. Der König und sein er lauchter Bruder sprachen als kundige Wachmänner ihre hohe Be friedigung über das treffliche Arrangement aus und verfügten sich sodann mit ihren Angehörigen und dem Gefolge zu den Konzert- Vorträgen des Bandonion-Virtuosen Herren Otto Major und dessen Künstlertrnppe, deren Produktionen sie eine Zeit lang zubörien. Dann ging es nach der Collektiv-Ausstelluim der Dresdner Condi- tor-Jnnung. Diese wollte nicht blos dem Publikum, sondern ganz besonders auch den Bäckern zeigen, was sie leisten könne und hatte zu diesem Zwecke ans einem langen Aufbau einen sehr appetitlichen und überzeugende» Beweis angetreten. Man gewahrte Baumkuchen, feine Gebäcke und namentlich Marzipane in verführerischer Menge und Auswahl. Den Ausstellern wurde die allerhöchste Anerkenn ung mehrseitig ausgesprochen. Nachdem sodann die automatischen Apparate besucht waren, wendeten sich die Herrschaften dem unter einer großen Eickie aufgcschlagenen und mit seinem Geichmack ausgestatteten Verkaussstand der Firma Hartwig u. Vogel zu. Hier war schon lange zuvor ein starker Begehr besonders nach dem unter der Marke „Cacao " verkauften Cacao. Diese kleinen Packete in zierlicher Verpackung fanden reißenden Absatz und was mehr sagen will, einstimmigen Beifall. Das Etablisse ment von Hartwig u. Vogel, das in gewöhnlichen Geschäfts zeiten über 500 Arbeiter beschäftigt und wohl eines der größten m Deutschland ist, hat mit der Ausgabe des Cacao vero einen sehr glücklichen Griff gethan: es giebt sich der Hoffnung hin, mit diesem reinen Cacao allmählig die noch dazu theuerereu c»is- läudischcn Cacaosorten vom inländischen Markte zu verdrängen. Die vortrefflichen Hartwig u. Vcmcl'scheu Cacao-Fabrikate er freuten sich gleichfalls der allerhöchsten günstigen Beurtheilung. Den Glanz- und Höhepunkt des Festes bitdete die grandiose Ge sangs-Aufführung m der Festhalle. Um ein Vokal-Monstreconcert der imponirendsten Art zu ermöglichen, hatten sich die vier vor nehmsten Männergesanavereine Dresdens: Der Lehrergesangverein. die Liedertafel, der Männergesangverein und der Orpheus ver schmolzen und der sich aus dieser Verschmelzung ergebende ca. 400- köpfige Chor war von imponirender und hinreißender Wirkung. Die „Kapelle" von Kreutzer „Bunte Blumen" von Jüngst „Tausend- schön" von Kretschmer „Sandmännchen" von Ehrlich „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwald" von Dürmer rc., die durch diesen Riesenchor unter der abwechselnden Leitung der Herren Becker, Kretschmer, Jüngst und Ehrlich zum Vortrag gelangten, erwiesen sich von außerordentlichem Effekt und erzielten einen unvergeß lichen Eindruck. Zwischen diesen Gesammtvorträgen wetteiferten die genannten Mänuerchöre mit Einzelvorträgen. Welchem von den Vereinen der Sieg in diesem edlen Wettstreit zuzuerkennen war, ist schwer zu sagen, denn der Bestall und Enthusiasmus war bei fast allen Vorträgen derselbe große und ungetheilte, der laut genug bewies, in welch' erfreulicher Weise die Dresdner die Pflege edlen Männergesanaes anzuerkennen wissen. Die mehr als 2000 Zuhörer des Vokal-Monstre-Concertes folgten, trotz der verlocken den anderen Divertissements, einer jeden Nummer des Programms mit außerordentlichem Interesse, das sich bei dem letzten allgemei nen Gesänge „Gott sei mit Dir, mein Sachsenlaud" bis zur er hebendsten Begeisterung gipfelte. — Mittlerweile waren sämmt- liche Loose, und zwar 14000 Stück, womnter fick 3000 Gewinne befanden, abgesetzt worden; wären noch mehr Loose dagewesen — fie hätten ihre Liebhaber gefunden. Frl. Diacono und Frl gl Flösse! rühmten sich. 1900 Loose abgesetzt zir haben. Den Haupt gewinn, das Naumann'sche Dreirad, erhielt Herr Hauptmann a. D. v. Craushaar, der sofort mit seinem flotten Geschirr triumphirend absuhr. Außerdem waren noch zwei überglückliche Gewinnerinnen zu verzeichne», welche jede bei den Frls. Diacono und Hopffe eine prächtige Nähmaschine gewonnen hatten. Hier kam das Glück apropos, denn die Gewiuuerinnen waren wenig bemittelte Leute, die gerade außerordentlichen Bedarf an Nähmaschinen hatte». Nach so vielen Kunst- und anderen Genüssen verlangte es die Herrschaften nach dem scherzhaften Tyeile des Programms. Hierfür hatte, ivie schon seit einer langen Reihe von Jahren, auch diesmal Direktor Karl i» seiner Rolle als „Karlo von Bettelvoigt" mit allen Kräften gesorgt. Stellenweise wußte er durch allerhand überraschende Manipulatio nen einen förmlichen Kainpf an seiner Kaffe hsrvorzurufen, um die Erlangung von Billeten zu seinen sich nimmer erschöpfenden Vor stellungen zu ermöglichen. Sein Programm bestand diesmal aus lauter originellen, humorvollen und außerordentlich drastischen Nummern, von denen daS Karl'sche Couplet „Der Dresdner Spazier gänger" — eine Kollektion humoristischer Verse über den Großen Garten nach einer Melodie aus dem „Viccadmiral" — von ganz besonderer Wirkung sich erwies. Weiter wurden von einigen So listen des Chemnitzer Thalia-Theaters Solo- und Ensemble-Sätze auS der Operette „Prinz und Maurer". Lieder, Duette und Terzette lustig und flott gesungen. Dazu gesellten sich virtuose Konzertvor- Zräae auf dem Contrabaß, der Trompete rc. Vor dein Karl'schen Zelte spielte der „Chemnitzer Harmonika-Club" fröhliche Weisen und «m Zelte begleitete eine Äbtheilung der Chemnitzer Stadtkapelle die Solisten und füllte die Zwischenpausen niit Konzertvortrügen der verschiedensten Art aus. Alle diese ausübenden Künstler, ca. 100 an der Zahl, waren mit Direktor Karl zur Verherrlichung des Festes extra von Chemnitz herüber gekommen und die unermüdliche Hin gebung. mit welcher sie ihre Aufgabe lösten, brachte dem unver wüstlichen Direktor und seiner Künstlerschaar das unumschränkteste Lob der allerhöchsten Herrschaften und der ungezählten Besucher des Festes ein. Der äußere Erfolg des Festes war also ein durch aus gelungener, jedenfalls wird auch der pekuniäre Erfolg eu» früheren Jahren ebenbürtiger sein. — Die zweite Tochter des Herrn Herrmann. Inhaber des bekannten Koistcktions- und Modewaarengeschästs in der Wils- drufferstraße, dessen Frau Gemahlin als frühere Künstlerin zu den Bühnenkreisen in freundlichster Beziehung steht, feierte vorgestern auf dem König!. Belvedere ihre Hochzeit mit einem Herrn ochzeitstafel erblickte man außer anderen Künstler-Notabilitäten Frl. v. Cbavanne und Herrn Gudehus. — Am 17. Oktober und folgende Tage findet im Neustädter Leihhause wieder Auktion statt. — Dem heutigen Blatte liegt eine Preisliste des Holz- Braun- und Steinkohlcngeschäfte 8 von Fr. Wm. Stolz und Cie., Schlesischer Bahnhof, bei. Außer den früheren Kohlensorten liefert dieses Geschäft namentlich auch Westfälische An'hracit- und Oberschlesische Steinkohlen zu wirklich annehmbaren Preisen. — Das Gesetz, betreffend den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter, tritt am 1. Oktober d. I. in Kraft, und es ist- daher allen Betheiligten, namentlich den Händlern, dringend zu rächen, sich mit oem J.chalte des Gesetzes sowohl, wie der hierzu gehörigen Ausführungs-Verordnung, eingehend bekannt zu machen. Das Gesetz ist in Nr. 28, die Verordnung m Nr. 31 des Ncichs- gesetzblattes von diesem Jahre abaedruckt. Einzelne Exemplare dieser Nummern können durch jede Buchhandlung bezogen werden. Die hauptsächlichsten Bestimmungen des Gesetzes und der Aus führungs-Verordnung sind folgende: Die Ersatzmittel für Butter werden Margarine genannt. Darunter sind alle der Milchbutter mit diesen Mischungen, sowie das gewerbsmäßige Verkaufen und Festhalten derselben ist verboten. gDie Gefäße und äußeren Um hüllungen, in welchen Margarine gewerbsmäßig verkauft oder feil- gehalten wird, müssen an in die Augen fallenden Stellen eine deutliche und nicht verwischbare Jnschrstt tragen, welche die Bezeich nung „Margarine" enthält. Für diese Bezeichnung ist das der Ausführungs-Verordnung angesügte Muster: mit der Maßgabe zum Vorbild zu nehmen, daß die Länge der die Inschrift umgebenden Einrahmung nicht mehr als 50 und nicht weniger als 30 Centimerer, sowie nicht mehr als das Fünffache der Höhe betragen darf. Bei Verkauf von Margarine in Gebinden oder Kisten hat die Inschrift außerdem den Namen oder die Firma des Fabrikanten zu enthalten, welcher, bezw. welche unmittelbar über, unter oder neben der vorbezeichneten Inschrift anzubrmgen ist. Die Anbringung erfolgt durch Einbrennen oder durch Auf malen. In letzterem Falle ist die Inschrift auf weißem oder hell gelbem Untergründe mit schwarzer Farbe herzustellen. Bis zun» 1. April 1888 ist es gestattet, die Inschrift auch mittelst Aufklebens von Zetteln anzubringen. Dieselbe ist auf den Seitenmänden des Gefäßes an mindestens zwei sich gegenüberliegenden Stellen, falls das Gefäß einen Deckel hak, auch auf der oberen Seite des letz teren, bei Fässern auch auf beiden Böden anzubrmgen. Im Einzel- Verkauf dgrf Margarine an den Käufer nur in einer Umhüllung abgegeben werden, welche eine die Bezeichnung „Margarine" und den Namen oder die Firma des Verkäufers enthaltende Inschrift trägt. Auf diese Inschriften finden die oben erwähnten Vorschriften sinngemäße Anwendung mit der Maßgabe, daß die Länge der Einrahmung nicht weniger als 15 Centimeter bettagen darf. Wird Margarine m regelmäßig geformten Stücken gewerbsmäßig verkauft oder seilaebalten, so müssen dieselben von Würfelform sein, auch muß denselben die vorbezeichnete Jnschrstt eingedrückt sein, sofern sie nicht mit einer diese Inschrift tragenden Umhüllung versehen stich. Bei den eingedrückten Inschriften findet jedoch eine Be- chränkung hinsichtlich der Größe der Einrahmung nicht statt, auch ----- -7V SS- stündlich nicht. — Das Saccharin, welches wegen seiner fabelhaften Süßig keit berufen zu sein scheint, unter den Genußmitteln eine große Rolle zu spielen, wird jetzt endlich nach langem Zögern seitens der Fabrikanten in den Handel gebracht. ES dient, was seine Ver wendung für Kranke anbelangt, zunächst als Veriüßungsmitlel der für Diabetiker (Zuckerkranke) bestimmten Speisen. -sein chemischer Name heißt: OrtdasnIinmilldenroösLurvallLvsiriä und dürfte dieses Wort auszusprechcn wohl Manchen, zur Freude gereiche». Die Herstellung selbst zu erklären, würde für den Laien unverständlich sein, die Fabrikation ist vatentirt (D. R. P. Nr. 35,211) und beruht darauf, daß Steinkohlentheer bez. das in demselben enthaltene Tol uol mit concentrirter Schwefelsäure rc. behandelt wird. Das Sac charin selbst ist ein weißes Pulver, dessen Süßigkeit so groß ist, daß man dieselbe noch in einer Lösung von 1 Gramm in 70,000 Gramm Wasser schmeckt; eS ist 280 Mal süßer als gewöhnlicher Handelszucker. Wer weiß, ob durch diesen Körper nicht eine vollständige Umwäl zung der ganzen Zuckersabrikation herbeigesübrt wird. Das Prä- arat selbst kann genoffen werden, ohne irgend welche nachtheilige folgen. — Ein heilloser Schrecken fuhr dieser Tage einer Ge- Mchaft in einem Restaurant in einer Ortschaft an der Chemnitz- lnnaberger Bahn in d>e Glieder. Der Wirst» des betreffenden Lokals hatte ein Schwein geschlachtet und eine Anzahl Gäste zum SchweineschmauS eingeladen. Vorher hatte er einen Burschen mit einem Stück des Fleisches nach Zschopau gesendet, um von einem Trichinenbeschauer die Genießbarkeit des Fleisches feststellen zu lasse». Angesichts der verlockenden Schwcinegerichtc vermochten die Gäste ihren Appetit nicht länger zu zügeln. Sic begannen munter den Angriff auf das Borstcntbier und hieben so wacker ein, daß sic kaum noch an das fehlende Attest des Trichinenknndigen dachten. Sie sollten in schrecklicher Weise daran erinnert werden. Da öffnete sich jäh die Thüre, wie eine Bombe stürzte der Bursche in die Gaststube, schrcckenbleich, zitternd, nur stotternd vermag er die Worte herauszustoßen, das Fleisch sei trichinös, wer davon esse, dessen Leben sei Gras! Wie die einzelnen Glieder eines Ameisen haufens. in welchen ein Fuß getreten, schwärmten die Theilnehmer des Schmauses auseinander. Einer jagt der nächstgelegenen Apotheke zu, der Zweite stiegt der Wohnung eines Arztes zu, der Dritte stürzt zn Hause, um wenigstens in seinem eigenen Bette oder in den Armen scincr Frau zu sterben, ein Vierter eilt zu einein
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