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Dresdner Nachrichten : 31.05.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188905318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18890531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18890531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1889
- Monat1889-05
- Tag1889-05-31
- Monat1889-05
- Jahr1889
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 31.05.1889
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«ch«n. Nach brr, Richtungen hin haben sich grundsätzstch« Abweichungen von der Rügei schen Vorlage geltend aemackt, die von so weittragender Wirkung sein werden, dag es besser erschien, au Stell« von Umänderungen lieber euren neuen Entwurf zu be arbeiten. Die neue Vorlage nun endlich bencht in ihren Grundgedanken aus den eben angcdeuteten Anschauungen. Uebrr einige praktische folgen, welche siir die Steuerzahler der Annahme und Einführung der neuen Vorschläge dervorgehen werden, wird folgendes bemerkt: Im Jahr« 1880 entfielen vom Äesammtaul- k'.'iiuneil der Steuern und Abgaben für die politische Gemeinde 30,30 Pir'z. auf die Ansässigen. 60.70 Proz. auf die Unausäisiaen. für dir L chu'.geiiieinde: 4!>,38 Proz. aus die Ansässigen, 50,62 Proz. aui die Unansäisige». für beide Gemeinden : 41,88 Pro,, auf die An- laisigen. 58.12 Pro;, auf die Unansäisige». Die Einfühlung der Einkommensleuer bat an den prozentualen Verhältuissen der Be- sicuerung der Amcsssigea gegenüber den Unansässigrn nahezu nichts oeränder!. Ji» Jahre 1887 baden sich unter der volle» Einwirkung der Erhöhung der indirekte» Abgaben und der Erhebung der Ein koiunniisleuer lieft» ovn r die Verhältnisse folgendermaßen gestaltet: ES dem Abgabenbetrage sür die politische Gcorrlllde: ent- aut oie unamaingen Proz. (i8vo --° Proz.-. -va uw >o bedeutende Ennägigung des den Anralsiaen zufallendcn meilidestcuer-Amheils nicht ausreichend rechtfertigt, so soll die neue Vorlage auch m dieser Hinsicht eine mäßig beinessen . ... . . ^ . ansäNlgeu 03,07 Proz. (1880 ----- 50.82 Proz.) und für beide Ge meinden: ans die Ansässigen 38,68 Proz. (1880 ---- 41P8 Proz.), aus die Unaniaisigen 01.32 Proz. (1880 --° 58,12 Proz.). Da sich eine ' ' " den Ge- durch bcmcsiene Er höhung herbe-igeuikrt werde», zumal das BelaslungSverhäliniß der 2liiiäii>geii zu den iluarisäisigen sich bei der politischen Gemeinde wie 35,5 : 04,5, bei der Schulgemeinde wie 48.35 : 51,65 und für beide Gemeinden wie 39,5:61,5 stellt, d. i. günstiger kür die An sässigen als im Jahre 1880 und etwas ungünstiger als im Jahre 1887. Der Billigkeit dürfte dadurch ausreichend Rechnung getragen worden sein. Dadurch, das; nun der Grundbesitzer sür seine Woh nung im eigenen Hause zur Mrethsteuer hcraiigczogen werden soll — deren Betrag ihm indessen an der Grundsteuer gekürzt wird — wird sich immerhin ein ansehnliches Mehr der Mielhsteuereilinabme ergebe» und feslhalte» lasse». Die sonstigen Aognbenvechältnisse scheinen m der neuen Vorlage nicht weseiulich berührt zu werden und in wie weit sich dies und jenes der Vorlage in Ziffern auS- ipricht, wird erst die in Arbeit befindliche statistische Rachweisung erkennen lassen. — In einer veröffentlichten Auslassung „widerdieSch wieger- multerhctzc" wendet sich der bekannte Hnmonst Slettenkeim energisch gegen de» rohen Ton, der wider die Schwiegermütter letzt so vielfach angeschlagen wird: ..... Dieser Ton ist Mode, Ge wohnheit geworden. eS schlagt ihn in der Ucberzcugung, keinen Widerspruch zu finden, ia, Jcoem willkommen zu rein, nicht nur mit wenigen vernünftigen Ausnahmen jede und leder Vrrhetrukhcte, sondern auch der Mann an, der noch mit keinem Fuß m der Ehe steht. Jeder, der die Schwiegermutter nur vom Hörensagen keimt, jeder Ehe Laie, jeder Hagestolz und iede alle Juugier. Kurz. Alle, speziell die Witzlosen, wetzen idren Witz an der Schwiegermutter, an der Frau, die iür ihr Kind Ovwr gebracht, gespart, gearbeitet, gesorgt, ichlastoie Rächte, kummervolle Lage durchlebt, vielleicht ge hungert hat. lieber eine Mutter, welche einem Schwiegersohn oder einer Schwiegertochter das Liebste, was sic besah, gegeben, über eine Frau, die ihre Tochter vielleicht m den Händen eines argen Mannes, ihren Sohn vielleicht an der Seite eines unwriblichen ^Weibes weiß, erschöpfe,! sich die Tölpel beiderlei Geschlechts aller ARalioiien »i iaden Erfindungen, ohne zu ermüden, gedankenlos, Id ohne Logik als die der Ungerechtigkeit. Das klingt vielleicht Manchem übertrieben. Ader man darf überzeugt sein, daß hier nicht übertrieben werden kann. Ich, länger als ein Vierteljahr- veriallcn, humoristische Blatter zu teilen, ^cFhundcit dein sccilckm ^H^.wciß °- V- »ur zu gilt, mit welcher Fähigkeit, mit wie viel An- ^ -L.s^sirenguirg die Schwiegermutter immerfort in die Anekdote, in das ß U" Epigramm, in das Lies hinemgcpreßt wird. Der Eine grüßt seinen —- --- ^.eiausarrt niebl liiebv weit SerieMe seine iSeOwienennniwe iw». WZewer ! - Hausarzt nicht mehr, weil derielbe seine Schwiegermutter vom rode gerettet hat, der Andere schlägt vor. um die Tragfähigkeit Drücke zu prüft», aui dieselbe seine Schwiegermutter zu ^ ^SLstellen, da sie die größte Last ici. Ter Dritte beneidet Adam, weil ^ uK^er der einzige Gaste der Schöps nag war, der keine Schwieger- luntler hatte. Der Vierte hat nur em einziges Mal seine Schwieger- "^>x^:nutter u» arn.t und das geschah, wie er brnzusügt, der Gelegenheit 'LAeincs Erdbebens. Der Fünne macht Anspruch aus das eiserne wegen Tapferkeit vor der Schwiegermutter d. h. vor dem .Feinde: der Sechste behauptet, seine Familie besiehe aus zehuPer- A^ionen: er, seine Frau und iri» Knid machen dreh und die Schwieger- .ZVrinrrtter seine dose Sieben, alio zusammen zehn. Ein anderer Barbar xA ininmert, es fti rin Unglück paisirt, sie sckwiegerinuttcc iei lebcr- ^.Mtldidcnd »ach Karlsbad gegangen und leider icbcno bcimgekehn: ein den man nach dein Befinden der kranken Schwiegermütter ss .-V?cagt, antwortet: .'Danke, eS gehl rhr schon wieder viel schlechter", Je: und ein Arzt, der gefragt wird, ob cs einer seiner Patientinnen L -wirklich io schlecht ginge, wie es deren Schwiegersohn sage, ant- .D wartet: „Ach, der sieht Alle» gleich rosigsten Licht". Das sind <-r> v -L-: die gestohlensten Witze des Komikers und der Soubrette über sich ergeben z» lassen, und im Lustspiel erscheint sie n»r, um Liebespaare j auscluauderzureißen und Eheleute an den Rand der Scheidung zu j bringen, dis ihr unter stürmiichcm Gelachter irgend ei» Onkel oder gar der Diener den Sinn gickst und sie bmaristurneportirl. Man - zeuge mir ein Lied zum Lobe der Schwiegermutter. ES rxislirt i keines. Selbst ein helleres, das die Tugenden der Schwieger-! mutter ironisch bciauge, von wiche» aliv doch immerhin freundlich spräche, hat die humoristische Literatur nicht auiznwciseii. Um io! lebhafter erinnere ich mich, daß in der nun beendeten Saison ein! Gassenhauer graisirte, welcher sich mit dem Refrain brüstete: „Wir brauchen keine Schwiegermamama", und, ohschon der trivialste seines Genres, iibcrall bis znm Ueberdruß gehört worden ist. Sic brauchen keine schwiegermama. Den Teufel auch! Ob sie sie nöthig babcn. die Schwiegermutter! Soll ich sic daran erinnern, wie sie sie nvthig halten, wie sie sie ausbeuteten, wie sie ohne sie keinen Schritt vorwärts machen konnten, wie sie vielleicht verloren gewesen wären, wenn die überflüssige Schwiegermama nicht Alles, was sie an Geld und guten Worten hatte, opferfreudig bergegeben haben würde? Wenn dann die Schwiegermania mit dem Bettelstab, an den sic vielleicht gebracht worden war, den Tact zu einem Liede von der Ueberflisssiakeit gewisser Schwiegertöchter und Schwiegersöhne geschlagen batte, so tviilde ganz gewiß em Schrei der Entrüstung über w viel Herzlosigkeit dir Melodie übertönt haben. — Tie Mutter ist Jedem d«S Heiligst«. Nun. eine Schwiegermutter ist »wies ach Mutter, sie ist um einen Sohn oder um eine Tochter reicher geworden und umfaßt nun Tochter und Sohn mit derselben Liebe, mit der sie bis dahin ihr Herz ihrem Sohne oder ihrer Tochter gewidmet hat. Das weiß ich von meiner eigenen Schwiegermutter, das weiß Jeder von der seinen. Jede von der ihren. Und aus solche Frauen sendet die Welt die vergrstete» Pieile ihres Witzes und wird nicht müde, ihr alles Häßliche anzu dichten ! Das ist zugleich unbegreiflich und unheimlich, aber nicht erklärlich. — Bor fünfzig Jahren. Aus den Erinnerungen eines alten Dresdners. Es ist jetzt die Zeit der Landpartien, und Ge- iellichastSouSstüge. Da- war auch schon vor fünfzig Jahren um die Psinastzrit der Fall: ober srestich lagen damals die einschlagen- den Verhältnisse ganz anders, als jetzt. Es wurde in bürgerlichen »reisen schon zur Winterszeit über eine im Frühling« zu unter- nehmende Pari» lebhaft diSkutirt» eS wurden in geselligen Kreisen Wochen? oder Monatssteuern der Mitglieder einaefübrl: eS wurden Gesellschaftsspiele, insbesondere daS beliebte Lotto, an bestimmten Abenden, gewöhnlich Sonnabend, selbst ia Restaurationslokalrn an- arstellt, wobei die Gewinne in die Reisekasse kamen und eS wurde beizeiten, noch wenn es im März oder April schneite und granpelte, mir dem betreffenden Lohnkutscher akkordirt. der einen Omnibus stellen konnte. Merkwürdigerweise hatte man eine Scheu vor dem HinimelsabrUtaae. weil ln der Regel «m diesem Tage Neaenivett« emtrat. Das letzte große Gcwitter, welche» um Himmelfahrt viel Schaden und Unglück üb« Wachwitz und Umgegend brachte, war allerdings auch an diesem Tage 1844. — RlS kürzlich dir Mitglieder eines UnterstlitzungSvereinS ihr« längst geplante Sommervattie in die Sächs. Schwei; unternahmen, so fuhren sie mit einem Separat- Lampsschisfe früh 4 Ubr von Dresden ob ohne Unterbrechung bis HerrnSkretichen, bestiegen von dort ans das Prrbiichthvr. machten von da aus dir Partie üb« den Wintnbera. Kuhstall und üb« die Ostrau« Scheibe nach Schandau, fanden noch Feit, daS im Kirnitzsch- arunde befindlich« Schießhou» zu besuchen und dort zwei Stunden dem Tanzvergnügen zu huldigen und kamen, 40V Personen, nach Mitternacht glücklich wieder in Dwstde« an. Und diel« Tour war eine Tageipartie! Wie wäre auch sonst die Tbeilnabme der Meisten möglich gewesen, die an de» Wochentagen uieoialS frei haben! Aber vor fitnizig Jadren und früher wäre so etwas nicht möglich gewesen. Und unwillkürlich dachte ich bei der begeisterten Schilde rung vorerwähnt« Partie von Seiten unteres Dienstinkdchens. welches daran theilg, nommen hatte, an die Pfingstreise, die vor fast fünf Jahrzehnten eine Gesellschaft von siebe» Herren und eben so viel Damen nach der Sachs. Schweiz unternahm, und wobei ich auch brtheiligt war. De»» damals war eine solche Tour das non plus ultra der Rciscwüniche uicd man war zusrieden, wenn man in uniere Schweiz kam und dachte nicht an die veiilabie, die »ia» in der Regel zum Unterschiede die „sranzviiiche" nannte. Es war am Tage vor Pfingsten 1811. alS stütz 3 Uhr aus dem Postplatze die fröhliche, aus 14 Personen bestehende Gesellschaft den ge räumigen Wagen des LvhnkutscherS van de Walle bestieg und, da ans daS Zuipälkominen eine Konventionalslraft von 5 Neu- groschen gesetzt war. pünktlich die Fahrt zum Pillnitz« Schlage hinaus antretcn konnte. Etwas war jedoch von den Meiste» »ichl vorgesehen wurden: der Morgen war anbervrdentlich irisch, die Müdigkeit in Folge ,u zeitigen Auiitekrnö macht noch frostiger, und io wurde Senn im Gasthose zu Pillnitz auf allgemeines Ver- langen ein Fainiliciikassee eingenommen, waü allerdings schon gegen das Programm war. Denn der Wage» war nur bis Uttewalde ge- nnelhet und sollte an demselben Tage zeitig wieder in Dresden rm- treffcn. In Lohmen wurde jedoch wieder Halt gemacht, wo mau sich in den doriigen Gnslhösen aui die Ueberuachtung von mehreren Hundert Touristen rüstete. die tliahrungSgeinäb am Spätadend vor dem 1. Pfingsttagc dvrt ankaineii, uin irühzeitia dle Fclsengründe und die Vaslei zu brlnche». Unsere Gesellschaft kam in vergnüale- stcr Sliniinnng aus der Bastei an. ivo ireilich noch nicht solcher Komfort wie jetzt herrschte und wo die böhmischen Harseiunädchen den ersten Wlllkommengniß brachten. Als wir um die Mittags stunde inHohaslein ankannm, war derWirth ganz erstaunt, «halte eben erst ein geniästetks Kalb für die Fciertagsbraken geschlachtet und mit einiger Müde bekamen wir das primitive MittaaSeffc»: Rühreier mit Salat. Wir zog<» daher bald ab und auf den „Brand", wo vamalü noch kein Haus stand, iondern nur ei» hölzernes Restau rationslokal: hier wurde längere Feit gerastet bei einer Tasse Mocca und der herrlichen, darnniS noch nicht w allgemein als letzt geschätzten Aussicht, denn der Brand ist unstreitig einer der schönsten Punkte der Sächs. und Böhmischen Schweiz. Unter Sang und Klang zogen wir spät Abends in Schandau ein. Das war damals freilich noch nicht ein so stattlicher, wettderühmler Ort. wie jetzt; eS gab an der Elbe weder die Hotelvaläsie, noch im Kirnitzschlhai dir Menge schöner Villen, und vollends das Bas selbst machte einen etwas kläglichen Eindruck. Aber die Höhen und Thal« rings um Schan dau waren dieselben, sie sind uns zugänglicher geworden im Laufe der Zelt, und das SchießhauS ist «n stattlicher Neubau und die „Hartungvromenade", die längs des Verzugs bis weit hinein in's Kwnitzschthal führt, sucht ihresgleichen an Anmuth und frischem Waldesgrün. Ab« damals konnten die nach dem Kuhstall wan dernden Touristen nur die schmale staubige Fahrstraße patsircn, sodaß wir endlich todlmüde am ersten Feicriage gegen Mittag aus dem großen Winlerberge ankamen, wo eben daS jetzige geräumige Restaurationsgebäude im Rohbau fertig war. Die Küche befand sich noch in einem hölzernen Nebengebäude, und als eben z» Mit tag gegessen werden sollte, brach Feuer aaS. wodurch Schrecken und Tumult unter den sehr zahlreichen Fremden entstand, zumal meh rere Gcbett Federbetten, wwie eine Anzahl Matratzen und Stroh säcke das Feuer vergrößerten. Hungrigen Magens zogen wir ab, alle von Lee Dresdner Verproviaiilirung no.h vorhandene» Rudern wurden bervorgcsucht und lednsüchtigen Herzens rttckien wir in die kleine Wirtdichast am Prebiichthore ei«, wo wir gifte Verpflegung und Unterkommen für die Rächt fanden. Aber das Wetter war io schön und der Mond gab der großartigen Lcencrie eine io magische Beleuchtung, daß erst sehr spät Schicht gemacht wurde, znnial ein sächsischer Schulmann, der sich mit seinem Sohne unserer GFell- schast a»aeichlossen hatte, die Gabe der interessanten Unterhaltung besaß. An eine der mitgcthe>lte» Elmoden habe ich mich jetzt leb haft erinnert, wo es gitk, da» König Johanii-Deiitmal ieieriich zu enthülle». Im Jahre vorher mar unser Erzähler ipät Abends ans den Milleichcmer gekommen, uni daselbst za übernachten und den Soniienausgang zu bcobachw». Nur zwei Herren waren »och zu selbigem Zwecke anwesend. Es enlivann sich bald ei» lebhaftes Ge spräch. das beiondccs von dem älteren der Heiden Herren gciührt wurde. Ter Schulmann kam auch ans Dresden, ans die König!. Familie, insbesondere auf den Prinzen Johann, aus biedre! jugend lichen Söhne desselben und am deren Erziehung, sowie am Erzirbungsgrillidiätze überhaupt zu sprechen. Endlich mahnte der Wlrth zum Zubetigehen, weil er zeitig wecken wollte, was auch ge schah. Ter Morgc n war pracktin gewesen, der Kaiser wurde von den Dreien gemeinschaftlich eingenommen. Endlich brachte der Wirtb daS Fccmdrnbnch. Der altere der beiden Fremden, als er schon die Feder in der Hand hatte, wandte sich ;» unserem Erzähler nut den Worten : „Ihre Unterhaltung ist mir nicht nur sehr angenehm, sondern auch lehrreich gewesen, ich bin Prinz Johann von Sachsen, wenn Sie, wie Sie im Geipräche initkdeilten, in diesem Sommer nach Dresden kommen, !o suchen Sie mich in Pillnitz am!" — Doch ich komme zu unserer Pfiiigstpartie zurück. An einem Hellen, irischen, bethauten Maimorgrn zogen wir »ach Herrnskretschen (der Edmunds- grund war damals noch nicht zugänglich) und bestiegen daselbst eine geräumige bedeckte Gondel, die von zwei Krippen« Fährleuten be dient wurde und die auch ein Fe.ßchen Ai« auS letztgenanntem Orte in sich barg. Diese Wasscrsahrt am 2. Pfiilgstieicriag ist mir lebenslang unvergeßlich geblieben. In Königstem wurde gelandet nnd die Festung bestiege» und ihre Herrlichkeiten besichtigt. In Pirna war der Schützenauszng nach der Scliießwiese am Elbuscr die Ursache, daß nochmals gctandet wurde. Und als wir, schon zu später Abendstunde, bei d« Riederpovritz« Schänke onkomen und die Tanzmusik gar zu verlockeich über das Wasser zu uns hcrüber- tönte, da beschloß die Majorität der vierzehn Seeiabrer (auch die Dame» waren stniiiiisähig): mizutegeu und das Fest mit Tanzen zu beschließe». „Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten und daS Unglück schreitet schnell!" Damals, wo noch Niemand etwas von einer Baagermaichine wußte, gab eS bei „Anions" einige Sandbänke zu vaisiren. Unsere Fährleute waren der Gegend nicht sehr kundig.und am einmal, mitten in der Nacht, saßen wir seit und nnier Schisflein war nicht mehr flott zu machrn. Da hatte Einer einen gescheitsten Vorschlag. Alle Herren entledig ten sich der Stiesel und Strümpfe, traten in'S Wasser und suchten mit gemeinsamer Kraft de« Kahn in's Wasser zu schieden. Es hals ab« noch nicht vollständig. Da wurde noch einmal nach Wieder desteigen des KahnrS mit Hilft der Regenschirme und Stöcke eine Kraftanwcndung versucht. Wir waren gerettet, aber rin noch neuer Familienichirm ging verloren und schwamm dem Meere zu. In meinem damaligen Notizbuche steht die Ausgabe der zu Zweien unternommenen dreitägigen Schweizreise in Summa mit 7 Thal« 5 Nrugroichen verzeichnet. — «Pegasus auf Reisen" ist der Titel einer soeben von der Section Dresden des Gebirgs-Beceins für die Sachs.« Böhm. Schweiz herauSgegebenen Sammlung von Pocsiecn ernsteren und heiteren Inhaltes aus den Fremdenbüchern der sächsischen Schweiz. DaS 68 Seiten starke, gefällig ausaestnttetc Werkche» enthält eine reiche Fülle köstlichen, erfrischenden Humors, die Verse trogen nichts Gekünsteltes und Gemachtes an sich, iondern ver danken nur der Eingabe des Augenblicks ihre Entstehung. Das Büchlein enthält somit Bolkspoesieen im wahren Sinne des Wortes und ist der Inhalt der Dichtungen auch bisweilen urwüchsig und derb, die Form wenig geseilt, so »eigen sie doch im Ernst wie im Scherz so recht deutlich, wie daS Volk spricht. Wir lassen aus dem reichen Inhalt hier einige kleine Proben folgen. L« wet«. de« «etnldnk« edle «ade. «all. «Ie Sttahrun, lettt. vier «ell^mien »a»« r LMYertsch soll er ietn, ret», laut« »u« de» fiatz, raivtziilch «mfteklLrt, In »ine« volle» «Ia», «atdoils» zei,t er NN» In Wundern seine Stätte. «n unter« «nge» üdend stet» ,utr «onne wett«. >u« toll er wie ein Jude stet« «ngelontrr sein: So Ichtzelü et» ,««' «Ia» wein »«er «e«,tonen «in. Und wem de« »bend« »am »er Sonne letzte Strahl» «Ich «lltzten durch «ein pmsleechrn »eret». «t, tonnt' sch mlr so Ich»» »le gnkuns» «ala», St« nmtzt» golden wie der blmmel sein. »ln» dann ««riss mich et« uuenoltch Sehnr», Sch wünschte heltz «Ich In die Fenn weit. Jetzt bin Ich lern, es fliehen meine TdrLnra. — 0 Ums» Du wieder, holde Jugendzeit. Sott »er ««echte, nat«, die »Ichdsch« Schwatz Sesölli ,« besten doch ftel» motnem «alz t Ne solcher «egend, so niohrliatttg schal» s Der Litten-, lldnl»«-. lvärenftatn. Der Holender» und «olenthal, Seh Ich alch. denk' sch allemal: Ne« «oltetwunder, »a« '»« -rat» r gch »str «ltte« »an, mir« La» > Glühst»,. Grühlln,. «Irr <«»». welch ein Svlel treibst Su mit mir f wlutti mir um Sen, wanderftade, vilouvst wolii gar, lch salae Dlr t tletgst mir Deine grüne» Selter. Deine bunte «lumenau. Deine »tchtbelaudteu wilder lind de» «eider« ttese« Vlau Zeigest mir die kühl« Duelle. Wo der Vogel ltedltch «Inge, wo Im Spiel »er «tivcrwelle Sorgen!«» da« vttchlei» sprinit. Dte vtliei «m ver»«» Do» Weiber« tm «nn. Der Valer knetpt Natur, Drr Lohn de» wrlu. »och loh w «II Deine« WS». Grsthilu,. »Ich »efllchfl vn nM, Ich mnh Hel de» Bücher» hocke» Und «Ich ruli die ftrenae Ä»1cht. Doch er »eh stch nicht bedeut»«. Und der los» chnabe »lieh. Und Ich «erste wohl »elzelte». Dah ei« sicher Svlel er trte»: Denn er wle« «lt sro»«« Lache» Nut dl, »ernen >ver»e »ln; Und lch könnt e« nicht ertrage« - Nach »ru Sergen muht lch »leh'a. > Da« »lne «acht sell«. I Da« Andre macht war». I Der Vater dezahlle. j Dr» Sohn lieh e« srlu l Freunden eme» gesunden HumorS sei daS Wcrkchrn, welches zum Presse von 50 Psg. in der Arnold'ichen Buchhandlung am Alt- »inrkl und in drr GeichüftSstclle der Section Dresden des Gebiras- vereinS f. d. Sächs.-Böhi». Schweiz, Victoriastraße 23. zu Huben ist. bestens einpiohlen, um io mehr. atS der Reinertrag sür Arme und Hilssbedürstige der Sächs. Schweiz bestimmt ist. — Für das Jach der Zoologie bat sich in Leipzig der Assistent am Zoologischen Institut Dr. A. Lovß an der Universität hnbllililt. Tr. Loos; «hielt vor Kurzem von der tiirstlich Jabl» »owskl lckeii Gesellschaft einen hoben Preis zugelprocbe». der aui dir Behandlung des Themas: „Darstellung der Veränderungen, weiche die GeivedSelemente eines ThiercS der der Rückbildung seiner Organe eingehen". auSgrsevt worden war. — Durch das Unwetter in der Nacht zum Mittwoch iss auch »ui der Grvßenhain - Evttduicr Lutte zwischen den Sta tionen Dchönield und Ortrand der Bahndamm unterwaschen und Iheilwesse sortgeichwrinnit worden. — In Kreischa starb diese Woche Herr Dr. med. Husschmidt au der Genickstarr e. — Den, „Annaberger Wvchenbl." wird aus Meerane geschrieben: In unmltlribar« Nähe »nsercr Stadt hat am letzten Sonnabend eine regelrechte Z > g e u ne r i ch l a ch t statlaeiunden. Im Lause des Nachmittags hatten sich beim Gasthof „Gntcborn", jenieiis der iächssslh-aitenbilrgsschcn Grenze, die beiden Ziacunersaiiiilien Leme- ftri und Tbiecich auö dem Elsaß aus einer ihnen pachtweise über lassenen Wiese gelagert, und am Sonntag wollten die übrigens recht wohlhabenden Leute »ach ihrer Weise eine Kindtauie Mal- teil. Wahrscheinlich »iS Vorfeier dazu aber betranken sich die brau nen Gesellen bereits am Sonnabend Nachmittag und volltührlen einen derartigen Lärm, daß die Pwrde vorübenahrender Geschirre scheu wurden. Endlich aber kam es zu einer Prügelei, in welcher auch daS Messer eure traurige Rulle spielte. In dem Kampfe tru gen nicht nur die Männer, sondern auch viele Weiber z»m Theü recht erhebliche Wunden davon. Es hatte nämlich ein 26jähriger Bursche ei» lüjährigeS Mädchen herrathen sollen, dieses ad« und ihre Familie wollten davon nichts wissen; darob entspann sich der Kumps, in dessen Berlaus der bezcichnete Bräutigam so arg zuge- richtet lvnrde, daß ec schwer perletzt aui eine» Wagen gebracht und ärztlich verbunden werden mußte. Natürlich zog der ungeheure Lärm endlich Polijeimcmnschaite» herbei, welche Ruhe stislm wallten, aber dte Zigeuucr verbaten sich ganz unverfroren deren Einmischung, da sie sich aus altenbmgischem Gebiete bcsanden. In zwischen aber war zu ihrer großen Enttäuschung auch ein Gendarm aus Gößnitz heri eigekomnieii, und als dieftr, da er allein die Ruhe uicki herzi'steUkir vermochte, etliche zwanzig haudscste Feuerwehr leute aus dem benachbarten Ponitz herbetnes, wurde den Zigennecn begreiflich gemacht, daß wir kein rechtes Verständniß snr ihre „romantischen Sitte und Gebräuche" haben. Mil Kind und Kegel wurden sie nlsdutd aus ihre Wage» geladen, diese aui die Straße geschoben, und dann gab man ihnen eine lärme Strecke daS Geleit »> die Nacht hinaus. Natürlich hatte der Vorgang eine Menge Neugieriger herbeigclockt. — A i» tsgcrrcht. Am 8. Mai entwendete der Handarbeiter Heuer einem Soldaten aus der Schühcnlnieriic eine silberne Ehlinder- uhr nebst Kette im Werthe von -10 Mk. DnS Schöfscugcricht unter Vorsitz des Her» Amtsrichters Dr. Wcltz eikeiriu dem An träge des Herrn AmtsnnlvnllcS Wimmer geinntz unter Bkrüctsichti- gn»a der bei Austührung des Diebstahls an den Tag gelegten Grissigkeit des Angeltagten auf 2 Monate Gesäiiguiß. — Sein Nachfolger aus der Anklagebank war gleichfalls ein Uhrdicb uud zwar der Tsschlergesclle Bernhard Friedrich Gcoßmniui, auö Schön- laicke bc> Brombera gebürtig. Merkwürdigerweise entwickelte Gr. gelegentlich seines Aufenthaltes ru Berlin ebmiallS cine gcvßc Vortieve iür irrmde Taschenuhren, loettcr ihm auch Slcase ziidiitirt wurde. Dem Gärtner Schiuzrl. mit dem er die Wohnung lhciüe, Naht ec in der Nacht zum 4. Mac die Taschenuhr auS der Westen tasche. Gleichzeitig vergriff er sich au dem Portemonnaie seines Schlcukauicradeii, worin ein lO-Marssiiick mit dem Bildnitz des Kaisers Friedlich auidewahrt wurde. Das Geld verauSgabie er m eigruem Nutzen. Die Versilberung der Uhr gelang ihm nicht, aber Anderen leine Festnahme. Der 20jähnge Anfänger der Hvoeibank wird zu 10 Wochen Gefängnis vemrtheilt. — Die 18jährige Vec- käiiserin Wilhciimne Auguste Settmami wirkte bei einem hiesigen Bäckermeister. Sie hatte den Verkauf an die Kundschaft zu dc cn- ge» und empfing vom 1. Marz ab ciu »ioimtlichcS Gchult von 12 Mk. nebst freier Station. Bet ihrer Thäiigkeit ließ sie sich zu mehriachen Eingriffen in die Ladenkassr verleite». In ktcinririr Geldbeträgen stahl sie nach und nach 40 Mk., weiche sie zum Ankauf von Kleidungs stücken rc. verwandte. Tie Vclwaudtsckan leistete inzwischen Eoatz, aber trotzdem kann die seit 15. Mai in Untemichungshasl befindliche S. ein« Gesüngiiißstmfe von 4 Wochen nicht entgehen. Es wird ihr die verbüßte Haststraft von 10 Tage» in 'Abrechnung gebracht. — Die Auttvärlenn Margarethe Johanne Joicphiue Mathe ver büßte bereits 67 polizeiliche Vorstcaft». Außerdem wurde sie poch mehrfach vom Gericht aus mit Frechettseirtzichung belegt. Wider stand gegen die Staatsgewalt ist ebenfalls mehftach aus stnem Ec'»to verzeichnet. In der Nacht zum 5. Mai trieb sich die „schier 30 Jahre alt gewordene" Schöne ziel- und zwecklos rn der Johannes-Allee umher. Ein Gendarm hielt sie o». wurde aber gcöblichst beleidigt, am Bart gezaust und was dergleichen Widnssandsicherze sind. Rach vieler Mühe gelang die Unterbringung un Polizeigebande und katic die Angeklagte nun Gelegenheit, sich deshalb vor dem Schössen- gericht zu verantworte». Mit ziemlicher Gleichgiltigkeit empiangl sie ihr Strasurtheil von 3 Monaten Gesang»»;. — Für die Brauer- gescllen des bavccichcn Brauhauses übernahm der Schueidergeielle Fürchlegott Max Otto Henntg, 1867 geboren, zuweilen die Aus besserung ihrer Garderobe. Drr schon w'cdrrbolt nnd mit schwere» Strafen belegte Hennig stahl dem Brauer Göpsert ein Portenwimaie mit ca. 8 Mk. Inhalt. Autzerdem befand sich noch ein '/>» LvoS der sächs. Landeslvtterie. sowie em Siegelring darin. Unter Berück sichtigung des hohen Werthes. sowie der erheblichen schweren Vor strafen «kennt der Gerichtshof aus sechs Wochen Äesängniß. -strafmildernd fällt die nadelicgeirde Versuchung tn'S Gewicht, sowie der Umstand, daß der Angeklagte Ersatz geleistet hat. Wetterbericht " Ort. vod». . Haparnnda Memel. bmndnrg. «il ttlltt lchw. bedeckt -i-sitf-veier«»!,. «2 880 leicht wolkig g-2l Berlin . . München. «S tt sch»,ch haldded. -j-l7 «derdeen. K2 8 schw, heiter -t-l2 sin flacher Lustnttrbel ha» «ihren» der Nacht zum 2V. Mai leinen We, von West nach Oft sorilchreitend üder Lachsen genommen, am Morgen lagcric sein iientrum über der lSchülche« und der »rentzilchen Lausitz. Dieler Weg Ist ^kennzeichnet durch «emitter und üderari« stark« «egengüffe. In «khemnii, flelen vorzugametle in de, S. «osgenflunde W «m. «egen. Nach»«« »er vonoitta, nach «r«d pnmnlen, klarte t» «estrn de, Lm.de« sch«, am «ach- «ttta, der vimmei »irder «rl. und e« steigerte sich die Wirmr «ieder »i» zu 20 «ra». Var Win». Wetter. Dp. Vr». Var «iu». Wetter. 7«l a leicht wolktnl. 4-11» Ldemnitz. 7U 8tt letcht heitcr stü do. heiler -pl:i Wien . . — — — ft» 8 MiKig duldde». -PLI Prag. . . — — — ftt tt8tt Ichw. bedeck, -i-ttt Peterddrg. 6S «w leicht üv 8 Mihi« Dunst -I-Ii' k> ermannst. — — «2 ttlltt icht. heiler -i-20 lrieft . . — — «S tt sch»ach haldded. 4-l7 «derber». Ü2 8 ,chw. hetter Dregden, am 80. Mai. ststrromerer nach Vikar vilol« <«a! strotze l»). Nachmittag« l Utzr: 7»7 Millimeter, k gestiegen. «u»flch »chin. rhermo««tr»,r-v» na» Neammir. r»m»«,tur: dich»« 2t «ra «irm». niedrlgfl« N «r. wir»«, vormittag« tzrstrr. Mittag« molkt Westwind. w aller stand derlstlstea«»». Mal: G «». unter Null. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Kaiser hat daS EntlasstmgSaesuck, de- Obecpräsidentcn der Provinz Westfalen, Herr» v. Hagemeister. aenchinigt. Der Rücktritt desselben hängt mit dem Streik der Kolilenberaleute zusammen; hätte drr Oberpräsident zeitiger rinae- grsssen, statt Alles gehen zu lassen, wle cs ging, so wäre Der Streik nicht zu seiner bedenklichen Höhr dekangewachsen. Der Kaiser erließ den« Chefredakteur der „Köln. Ztg." Schmitt die einmonatllche JrstungShcsst. zu welcher der Genannte weaen Be leidigung des Fürsten von Neuß vemrtheilt war. "
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