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Dresdner Nachrichten : 23.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187106238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-23
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.06.1871
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Mn Alle drängen sich nach der Residenz oder sonst großen Städten, und In einer Zeit, wo Miethe, LebciiSinittel u. s. w. «de«e tzlniortcrun'zrn nia.pen, blieb die Gebühr iür das >»ta ren am dein Stanpunkt. nie vor fünfzig odergar Mtndelst !a»ren. Dieser Umstand ist allerdings zu beachten und geben ch die Inhaber von Barvicrsiube» der Hoffnung di», das, man ren Wünschen Nachkomme» werde, ivao jeder billig denkende Man» wooi auck' cinscdc» wird. — Wie wir h.re», sind am vorgestrigen Tage nickst weniaer «l» fünf Gesellen eines diesigen Sck'ui'inact'crgcichäskS gcfänallch cingezoge» worden, weil inan dahinter gekommen war. dass sie ihrem Principal Leder auo dessen großen Vorräthe» stahlen »»tz an einen anderen Schuhmacher verkalltt hatten. — Wie uns iiiitgetdeilt ivird, sind gestern früh wieder ein »nil drei Kü»»»elhlättchenspielcr in der Person von drei Gleisck'ergesclleii verhaltet worden, die am rage zuvor im Dstra- gebe,re einem andrenHandwerksgesellen das Geld im Spiet ab' genommen batten. — Bon den Wohnstätten, Straßen. Giienbalme» .>c. nnserer »cuen L««ndslente im Gl,an nnd Deutsch-Lotl'riiigen i«l im Eoursbnrean dec> Genera! Postamts dco Dentick'c» Reiches eine Post- und Giiendidnkartc d.arbeitet worden, weledc im Preise von 21» Rgr. auM a» das Püdlikui» avgclaste» wird und dureb sämmtiicke Postinslalken bezogen werden sann. — Wir erwähnten vor mehrere» Tage» eines BahnarheitcrS, der, durch lange Krankheit und sonstige Unglnckss.Uck, mit seiner Familie in höchst gedrückte Verhälkniise gerakden war, sich die selben zu Gemütt gezogen haben mochte und, in Folge kessen, mit seinem '« Iabre alte» Kinde seine in der Anronstadt ge legene Wohnung unter Umständen verlassen »itte, die zu der Befürchtung Veranlaiimig gaben, das; der Bedanernöiocithe in einem Ansall von Lchivecinuth gemeinschaftlich uiit seinem alinde den Tod gesucht bade, beider scheint sich diese Befürchtung zu bestätige»; denn wie man uns mittheilt, soll der Betreffende, sammt dem an seinem Leide sestgcbnndenen Kinde, vor einigen Tagen bei Kadis« todt auö der Gide gezogen worden sein. — Im Lchubmachergäsiche» war eo vorgestern ungemein lebhaft. Wegen mehrfacher Grccssc mtlsitc» Militär und Gen darmcricvatrouillcn kort cinschrcite». — Vorgestern »lachiniktag trat ei» Gendarm in Friedrich stakt einen Mann beim Betteln. Alo er ion arretiren »oollte, ergriff der Bettler die Flucht, lief, verfolgt von dem Gendarm und noch einigen andern Renten, die grosic Allee im Dstragchcge binauö vio nach Uebigan nnd dort gerades Wegs hinein in die Gide. Fischer, die dort gerade in Kähnen beschäftigt waren, nötbigten ihn, das Wacker wieder zu verlassen nnd sich seinen Verfolgern zu übergeben. — O c s f c n l l i ch c Gerichtssitzung am 2». Juni. Dem des schweren Diebstahls und der Unterschlagung angcttag- ten Handarbeiter Friedrich Bernhard Louis Bücj'ienichnß von hier gefiel keineswegs der «zurzeit zwangsweise, An'enti'ait in der städtischen Arbcitöanstalt - er hat schon seit z.rei Jahren keine selbstständige Wohnung; seine Ghe'ran lebt mit den vier Kindern getrennt von ibin; — er entwich daher am i.'>. April Abends in der achten Stunde. letsch mit dem verbrecherischen Vorsatz, des 'Raclstö noch einmal znrnckzntehren, um Dache» zu Hehlen, durch deren Verkauf er sich Geldmittel zu verschaffe» beabsichtigte. Büchsenschuß wirbelte, um das nächtliche Gin «steigen leichter zu ermöglichen, einige Fenster auf, fand alxr 'dieselben bei seiner nach Uebersicige» der Umfassungsmauer er folgten Rückkehr wieder geschlossen; der schon mehrmals wegen 4H.gc»ttumspe« gehen mit Geiängnif« Bestrafte iül-ric dennoch Hin Vorhaben ans, indem er ein Fenster zerbrach. Die Ent wendung crsteccttc sieb ach Leibwäsche, Handtücher nnd graue KlcidungSstücte, an Geiammtwertb über i l Thaler. Der Dieb verkaufte die sämmtlichen Sachen iür :i" - Tbtr. an einen Un bekannten; auch seine ihm von der Anstalt zum Gebrauch über gebenen Tgaill- und Kleidungsstücke, a» Asertl' beinahe 2 ristr., verkaufte er stir 2" Star. Sedon am I c. 'April erfolgte seine Verffaltuig, aller Geldmittel eiitolößt. t'-s ttifft den 'Rncklälli ge» des neuen tScstlzes Schivere. Mich pd» Herrn Staats Anwalt i'r. Franke gestelltem Straststirragc und von Herrn Adv. Fränzcl geführter Verthcidignng bernrlhcckt der Gerichte" >Hvt tobnc Schönen, den 'Angeklagten zu 2 Jahre» st Monaten .Zuchthaus, zu Verlust der bKgcrlichen Ghrenreckste auf st Jahre und erklärt denselben der Stellung unter polizeiliche 'Aussicht zulässig. — Etbstötie: Donnerstag Mittag l" 2" unter (». Dresden, 22. Juni. Der Vnndrsrach des deutschen Reichs hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Pres;- Gesetzgebung beschäftigt, die bekanntlich aus Antra« mchrerer süddeutschen Staaten jetzt ebenfalls 'Bundessache geworden ist, und das Reichskaiizlerainr mit der Ausarbeitung eines betreffen den Gesetzes beauftragt. Da nun die Erfahrung lehrt, daß bei Reichsgesetzen allemal die preußische Gesetzgebung zu Grunde gelegt wird wir erinnern nur an das Gesetz über den Unter stützungswohnsitz, gegen das sich Sachsen leider so vergeblich gewehrt hat, so lieest die Gefahr nahe, baß wir mir einer neuen Auflage des aus der Äantenffel sehen Zeit stammenden preußischen Preßgeseycs beglückt werden. Dann aber ade, übe' rales sächsisches, bayrisches, wnrtteinbergisches Gesetz, dann ade l Preßfreiheit überhaupt — In Testerreich noch immer die j alte Misere, Intrignen des Ministeriums mit Gzechen, Polaken - und Slovaken gegen Bersassnng, Dentschlhum nnd Enstur. j Der Ausgleich mit den Polen, der ihnen Alles gewahrt, was sie verlangen, ist den neuesten Nachrichten nach eine vollendete Thatsache, und mir den Herren Böhmen soll man auch ziemlich weit in den Verhandlungen gekommen sein; vorerst ist das österreichische Schlesien die Beule, welche den beiden slavischen Ländern zusallen soll, der eine Ttzeil an die Wencelkrone, der andere an Galizien. Die Deutschen sind nnterdeß auch nicht müßig und rüsten sich, der kommenden Gefahr zu begegnen. Vor Kurzem tagte in Wien eine Deutschen-Versammlung zum Zweck« des gemeinsamen Zusammengehens der Slammesgenossen in den einzelnen .Grönländern, nnd ganz in neuester Zeit or- ganisirte ein mährisch deutscher Parteitag in Tlimütz den Wider stand gegen die slavisch seuval - clericalen '.Angriffe. Daneben laufen täglich Mißtrauensvoten an die fahnenflüclitigen Abge ordneten ein und Aufforderungen an sie, il^re Mandate nieder zulegen. Mebrere haben diesem Anstichen schon entsprochen. — Roch ein Euriosum aus Testerreich: In Krakau wurde auch das Papstjubiläuin gefeiert, Abends mit großer Illumination Wunderbar ist aber dabei, daß Diejenigen, die am glänzendsten erleuchtet hauen. Juden waren; jedenfalls geschah dies aus Angst vor dem polnischen Pöbel, der jeden Anlaß benutzt, um sich das Vergnügen einer Iudenheye zu verschaffen. Die Herren Mraeliten in Krakau hätten eigentlich gar keine Ursache, Furcht 1» haben, denn ihre Anzahl übersteigt dort die der Christen um Zehntausend. — Die großen deutschen osfieiojen 'Blätter be schäftigen steh jetzt mit der letzten Rede des Generals Trochu und cs geht dabei dem ehemaligen Pertheidiger von Paris sehr schlecht. Er erzählt nämlich ,n seiner Selbsivertheidigung, daß Bismarck an dem Anfslanve der Eommnne die Ursache sei, er be.Aurch._ir.itze Accenten das Volk zur Insnneetion ausstacheln ------ > - browsky an, der auf die Anzeige einer liederlichen Dirne hi», die ihn hatte wollen deutsch sprechen hören, früher einmal von Trochu verhaftet, von Gambetta aber wieder befreit worden war. Das ist, beiläufig geßrgt, derselbe Dombrowüky, der muthig auf einer Barrikade allein deir Tod fand, als alle das Pariser Gesindel ihn verlassen. Würden solche Ränberg.schichten von einem Versailler oder Pariser Scandalblatt »ütgethcilt, so könnte man höchstens darüber lachen; wenn sie aber das frühere Haupt der französischen Republik von der Tribüne herab und unter dem Beifall der Volksvertretung von rechts und links ausspricht, so habcm sie mehr Bedeutung, zumal wenn die Mi nister nichts thun, um diese Jnfamieen zu widerlegen. — Wie groß die Denunciationü Manie, die während dem Be lagerungszustand in Paris grassirte, gewesen sein muß, läßt sich am besten daraus entnehmen, daß während des Zutraums vom 22. März bis Ist. Juni bei den jetzigen Machthabern nicht weniger denn st7U,d>2F anonyme Denunciationen cmgegangen sind. — Der parlamentarische Ton scheint sich von Tag zu Tage zu verbessern; kaum haben wir über die Ungezogenheit des Baron Kolz berichtet, so erzählen die Zeitungen von einer noch größeren Flegelei des Bautenministers in Belgien, Herrn Wasteige. Ein Mitglied der Linken zog gegen seine Verwalt ung los, und was that der Herr Staatsmann statt zu ant worten? Er machte dem Abgeordneten eine — lange Rase! DaS ganze Haus hatte diese höhnische Bewegung gesehen, nur Der nicht, der am aufmerksamsten auf Alles, was vorgeht, sein sollte, der Herr Präsident. Mit den Worten : „Ich habe nichts gemerkt!" schlug er jede Reclamation nieder. Dafür ging es aber dem Minister in den Journalen des nächsten Tages spott schlecht, so daß er sich genöthigt sah, in der folgenden Sitzung der Kammer eine Entschuldigung zu machen, es sei nur eine ganz hannlose, unschuldige Bewegung gewesen. „Sie lügen, Herr Minister!" rief darauf ein Brüsseler Abgeordneter, „so haben Sie'ö gemacht!" und er wiederholte dabei die ungezogene Geste Waffeige's. Die Rechte heulte Wuth, die Linke klatschte Beifall und der Präsident wußte den Sturm nur dadurch zu beschwören, daß er erklärte, er habe zu jener Zeit die Minister- bank nicht im Auge gehabt; hätte er aber etwas Unschickliches von Herrn Wässrige gesehen, so würde er nicht angestanden haben, demselben den Trdiinngsrns zu ertlx'ilen. Wien, Mittwoch 21. Juni. Fcltzengn,elfter v. Gablcnz ist gestern von Berlin hierher zninckgekehrl und hatte heute Audienz heim Kauer, weichem er ein eigenhändiges Antwort schreiben des Kaisers Wilhelm überreichte. Feldzengiiieister v. Gablenz wurde vom deutschen Kai cr durch Verleihung des Giosttrenzes des rotten Adleiordens mit Brillante» ausgezeich net. tDr. I.» Versailles, Mittwoch, 21. Juni. DicßRationalvcr- sainnllniig nahm in iurer heutigen Sitzung den Aiilrag an, den anSwandciiike» Glsästcrn p'andnriel'c in Algerien zu bewillige». Hieraus erfolgte durch geheimes Scrutiiiiuni die Wahl der Gom- inisiion von lä Mitgliedern, welche Ramens der Ralionalver gewalt das Recht der 'Begnadigung >ür Perionen hat, die im s Iusammcvhang mir dem leinen 'Aufstande zu Paris und in den ^ Dcparrcmcnio vom lä. März IMI ab wegen Handlungen. > welche das Gesetz a s Verbrechen bezeichnet, vcrnrthcilt worden ; sind. <Dr. F.', Paris, 1^. Juni. Die große Revue, welche heute statt- finden sollte, ist niel't in Scene gesetzt wordgii. DaS schlechte Wetter ist als willkommener Vorwand dazwnchcii geloinmc», und cd heißt nun, daß dieselbe nächste» Donnerstag oder Sonn- i tag abgel alten werde» soll. Indes; ist das wahre Motiv ein ganz anderes. Go war ruchbar geworden, daß die Depnlirte» der Linken entschlossen waren, die Gelegenhcil zu einer cnelgi- > scheu Demonstration zu Guasten der Revublit zu benutzen. Sie ! hatten »ich vorgciiommeii. beim Dcfilircii der Luippen de» ^ Rn>l ,.GS lebe die Republik!" ertöne» zu lassen. Run hatte ! aber bereits die „Gaze.te de Fiau.ce' angcknndigt. laß die Rechte ! entschlossen war, einen deranigcii Vusnch nicht nngcstrast hin- i geben zu laue», sondern ihm n.it einem „Go leoe die Bio- j narchie!" entgegen zu treten. Herr Kertrei hatte sich mit einige» j Gra'lülen der legitimistische» Partei am vorigen Freitage vcr- «chweren, bei jener Gelegenheit Heinrich V. lehe» zu lassen. ^ Man begreift ohne Blühe die Verlegenheit des Herrn Ll ierS, j namentlich da cs leicht möglich war, daß die Parlier Arbeiter sich dem Ghorns mit Lebehochs aur die Goiniiuinc angcschiosscn i hätten. «'Rach der Londoner „Post" wurde die Revue au>gc- i Hobe», weil man eine Demonstration zu Gunsten 'Rapoieon'ö j erwartete.) Die Revue ist ansgeichobca, aber die Gefahr derar tiger Demonstrationen damit nickst aufgehoben. Die Geister cr- ^ hi>«c» fick« ohnehin täglich mehr, und eine derartige Grpiosion f dürfte später um so deftiger werden. Und soviel slebt iest, mit ! der Verlegung der Rational Verfanimlniig und der Regierung l nach Paris ist cS vor der Hand noch nichts, aller Wünsche des i Herrn Tiners zum Trotz. Die neuen ManHestc der Internat!»- j nale «die hiesigen Blatter tteile» dieicibcn vollständig mit! ve- j z Iglich der 2L..H e» vom 2. Juli sind sehr bezeichnend. Ihr Ton ! ist aiima' ciid, üSermüthig uav drohend. Ihne» zntolge ist der j Kamp'i noch lange nickit beendigt. Den 'Arbeiter» wird der Sieg gehören trotz alledem und alledem. Wen» man sich ver stellt. daß cs teine 2«) Tage her ist, seit der Anistand niederge schlagen ist, wenn m >» a» die zahlreichen Grschicßungen und Vu hast »»gen d-ciikt, so wird man sich sagen müssen, daß jene Maniicsic Docnmeiiie von äußerster Wichtigkeit sind. Freilich, was die Pariser betrifft, so ist daö ein so leichtsinniges, gedanken loses und unpraktisches Volk, daß sic dieser verwegenen Bewe gung der Internationale tanin ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Sie haben bereilS den ganzen Schrecken kargesten, was freilich um so leichter war, als die Mehrzahl nach dem März die Beine an« die Schultern genommen hatte nnd erst i», Geivlge der Versailler Armee wieder beiingekchrt ist. Diese Leute wissen also über die Zustände von Paris unter der Gommune nichts mehr, aiö was sie in den Zeitungen gelesen hohen. Sie sind einmal hingegangcii, um ihre Reuaicrde andern 'Anblicke der Trümmer du Tuilcricii und des Stadihausco zu befriedigen, nnd haben sieb dann ruhig zu ihre» kleine» Be schäftigungen gewendet, wie vorher. DaS Tbeat rc de ia Gatt- hat die Vorstellungen der „Ghattc blanche" weißen Katzei mit der famose» Tbcrrsa wieder ausgenommen, die Gouccrte ans den klvsecischen Felder» sind wieder eröffnet nnd a»> dein Boiüe- vard des Italiens schwärme» die GocotteS in erklecklicher An zahl. AMs fehlt alio dieser entarteten Bevölkerung wcilcr, ihr, deren Sinne» und Trachten sich heute nur noch um diese beiden Worte des römische» Kaiserreichs dewcgt: Brod und Shielc! Tie Weiber in Parts. Ginem sehr interessanten Fenillcton der „R. kr. Pr." ent nehmen wir einige charakteristische Ginzclheitc» über die Wubcr i» Paris, welche zu de» eifrigste» 'Anhängern der Kommune geboren: „Während In Paris eine große Anzahl der männlichen Ge fangene» mit einer Haltung cinhcrschlottutc. wie zum «Schind anger bestimmte räudctiankc Hunte und säst imiiier die Augen an, dem Pflaster ruhe» ließ, Manchc sogar, »m ihr Lebe» flehend, die Knlce der Soldaten umklammerten, sobald sie tcü bercitgchaltencn Grabes, in daö die Pfingslsonne leuchtete, an- ........ »a. »Melder" fast offne Ausnahme dem Haltung entgegen. die deS Mädchen- von Saragossa wllrdkg gewesen wäre. Eine» der Weiber sah ein Gewährsmann, die nackte Schnitte von einem Zuai'ensäbrl zerschlitzt, mit langem, blondem Haar nnd flammenden Anacn, die längst mit Scham oder Furcht Icden Pakt gebrochen, allen gegen sic auvgcsioßcnku Verwünschungen der gaffcndcnden Meiigc ohne eine Silbe der Gnvidernng znhörcn. Rickit ui» die lclseslk Schatilrung ver änderte fick« ihre Gkslci'tSsarbe. Rur als sie »och wenige Schritte zu der Stellv zu tim» Ritte, wo sic den letzten Hauch anSathmc» sollte, rief In ffe-Iio pätlc.iow«,'" (die schöne Petrolenses, wie der begleitende Oiitzier sie nannte: „kn «niiui! t.ävl»^!" svvr- wärtS, Feigiinge!» Eine andere hatte zwei Sergeanten »leter- geschosscn nnd ivnrde niitten in s Herz getroffen. als sie. mit ranck-geschwärztci» Gcsicl't — eine Furie vom Sch itel VIS zur Sohle — die Patrone abblß, um von p'truem zu lade». Eine Dritte kämpttc hinter einer Barrikade, mit einem Säugling auf den Rücke» gebunden. und lcuerte die zagenden Männer an. AIS sie zum Tode geführt wurde, übergab sic daö Kind, ohne mit einer Wimper zu zucke». einer berbeigeruienen Wärterin und stellte sich lest an die Wand, wäffrcnd iffrc 'Augen mit un sägilchcr Lüwachttliig die Welt ZI, solchem Schauspiel herauS- ziuordcrn schienen. Sie hatte zum sogenannte» „Bataillon der Wiltwen" gehört. Aus einer Seite der blutige» TageSchrvnik lese» wir, daß Damen von imponircnter Haltung und im vollen Glanze der feinsten Toilette auö Feilstem ans die anrückcndcn Versailler geieucrt oder auf der That ertappt wurden, als sie Petroleum ans Gießkanne», mit denen sic ioiist ihre ziel lieben Bluincnbkcte tränkte», in die Keiler der Häuser gossen und dann den eigene» Kindern brennende Zündfföizcr oder Kerzen reichten, um, von Haus zu Haus eilend, eine» Machtbatt »ach dem anderen der Verheerung zu üderiielcrn. GIne ankere Seite schildert als „in ausgezeichnetem Maße" blutdürstig jene (Ailliniöi'ez (Marke tenderinnen». die zur Zeit, wo von den Männern nur »och die mit einem Strick um den gcbrandmarktcn Racken iechteirden ehemaligen Galten.Sklaven Lücken, die Mac Mahon'S Zivanzlgpfündcr rnscn, aussülltcn, unablässig versengten Hyänen gleich kämpften, bis sic in Stücke zerhackt wurden-ohne mehr als einen Scuszer ausznstoßcn. In Reihen lagen diese Weiber gestreckt, das nvch im Tode von Haß verzerrte Antlitz gegen das Mondlicht, sonst den Vertrauten der Liebe, gcwcndet! In der Ruc du Bac wurde eine iunge, schöne Frau standrechtlich erschoßcn, die nchcn den Medaillons ihres Gatten und ihrer Kinder kleine mit Petroleum und Pikrat von Pottasche gefüllte Glaskugel» trug, eine» Schmuck, von dem eine Perle genügte, um zehn Leben zu „pnlvcrisirc»". Sie hatte mehrere dieser „Roiciitränzc" schon atzgclöst und bei icder verschleuderte» Perle einen Fluch statt eines Gebetes ausgestoßcn. Gi» Trupp Gen Ruine» escorlirte, wie ein Brief cs schildert, „ein Bündel von zerlumpter Seite", daö stolperte und fiel und sich wieder aus- rafftc nnd ve» Rcnein stolperte und fiel linter de» Stöße» der Flintenkolben. GS war eine „Petroieusc", welche zur Füsilade geschleppt ivnrde, und als man sic gegen die Wand stellte, be gan» sie ein v. lköthümlichcS Wiegenlied zu singe», das i» deut scher Ucherictznng lautet: Sehlate, süß Kindlci»! Scistai ei»! Schlafe im M'onkcnsckein! Küchc und Keller sind leer! 's rübrt sich kein Mänselcin mehr! lind da»» commandirlc sic: „Fcncr!" Man liest von hundert Webern in Rationaigardc» Unlioim, die I» Booten die Seine hinahgeinhrt wnrdc» — wohinc sie landeten nirgend wo. Gin Bericht sagt, sie überwältigten ihre Gücorte und sprangen in die Fintten! Ans zahllose» Barrikaden hak man koerc pGniiiul'.iilkcii gciunden, davon die meisten mit Schuß wunden im «Rücken; obenauf aber lagen jnnzc Mädchen mit DistzicrS Gpan ctt.n an« Schultern, kie so schön, um in Ge dichten besungen zu werke», mit Wunden am der Brust. Sie hatten, als Alle vom „starke» Geschlecht" stöbe», sich wie Lö winnen, denen dee Rückzug abgcschnitten, mit der rothe» Fahne in der beringten Faust den „pustenden" Mstt'ailtcnsen entgegen geworfen. „Der Husten der Mitrallirnse", so »annte sich ein VollsUed. das in icder Taverne zwischen dem Montiii ntte und Bellcville gesungen, jedem Kinde verkennt geworden war. sowie ein anderes, beginnend: „Montinarttk.daö heißt:!K,-nt.-Konti-«-!" «Mörderb.rg». In der Tbak, cs war ein Berg des Mordet», dem Andenken des ersten dort gemordete» Prälaten von Paris, de«« heiligen Dlonvnus, gewidmet. Wie der Kriminalist die Gi'lmordc im überwiegende» Maße als Special-Verbreche» des Weibes verz ichnct, so wählte das von Paris dieBrandstnttmg! Woher die Freude am Feuer beim Weide e Acrztc versichern, daß Franc» im Delirium deoMiichfichers enthusiastische Schil- ternngen von Fencrsbrünstcn rntwcricn, und die Kriminal- 'Acten aller Länder enthalte» Rotizen über junge Mädchen,die im Hanse, wo sie wohnten, Brand anlegten, nur weil „ein ge- i-cininißvoller, unbändiger Tried sie dazu nöthigte". Erkläre »un, rvie es gctomincn, daß Matchen im zarteste» 'Alter, keu chend nntcr der Last, die Fi stick aus bärtige Männer anlegte», mit dem schwachen, zitternden Händchen abdrückten und sich dann zu der danede» sichenden Mutter mit der Frage wende ten: „War das gut, Mama?" 'DaS Lied vor» Herrn v. Plötz. Die „Berliner MontagS-Zcitliiig" ironisirt ten wider seinen Willen so plötzlich berühmt gewordenen Hanptmann p. Plötz in folgenden harm lose» Lchcrrcimcn: Die Leber Ist po» einem Plötz und nickst von einem Aal. Go wohnt allein das Ghrgess hl möblirt beim General. Die Leber ist von einem Plötz und nickst von einem Hay. Der T »erst stürmt den FcsiungsivaU, die Mannschaft steht dabei. Die Leber ist von einem Plötz und nicht von einem Hecht. GS siegt bekanntlich der Major stets »<Ko im Gctecht. Die Leber ist von einem Plötz und nicht von einem Wels. Der Hanptmann trägt schon vor Geburt deö MuthcS dicken Pelz. Die Leder ist von einem Plötz und nicht vom Aug'der Neune Aus F-eldwach liegt der Tsfizier, im Bette der Gemeine. Die Leber ist von einem Plötz und nicht von der Lamprete; Der wahre Sitz der Tapferkeit ist nur die Epaulette. Die Leber ist von einem Plötz und nickst vom Kadi lau. Statt in die Schlacht stürzt der Soldat in'S Lazarett) sich schlau. Die Leber ist von einem Plötz und nicht von einer Brasse. Von jetzt ab zieh» nur in tcnKrieg noch Lieutcnant-ersterElaffe. Die Leber ist von einem Plötz und nickst von einem Stinte. 's Hilst inanchemBu»teöcoini»i,sar kein Gott selbst aus derTinte. * Gine inerkwürdige GiitschädigungS-Klage ist von einem Gbcpaar in London gegen eines der dortigen MzirkShospltäier erhoben worden. Die Frau eines Arbeiters erkundigte sich täg lich nach dem zustande des Kranken unv erhielt meist die Ant wort. daß cö mit Rümmer io nnd so schlimmer gehe; endlich, daß Rümmer so und io gestorben sei. Dem folgte ein Schrei ben, worin sie ausgcwrtcrt wurde, die Leiche begrabe» zu lassen. Der Sarg wurde gekauft, die Leiche h>nei»ge,cgt. Trauerklcider für Weib und Kind angcscrtigt und daS Begräbnis; ln gebüh render Form veranstaltet. Gine Woche später wird dir untröst liche Wittive plötzlich durch eine Ellchcinuna auS dem Reich« der Totsten überrascht: ihr Mann tritt zur Thür hinein und begrüßt sic. Ihr Schreck legte sich bald, aiö sie sah, daß ihr Gatte wirklich Fleiich und Blut besaß; und die Sache klärte sich dahin aus, daß in dem Hospital eine Verwechslung in oen Rttmincrn vorgegangen war, die Frau7alsv einen ihr durcvauS fremden Menschen begraben hatte. Ratürlich sucht daS wieder vereinigte Ehepaar letzt von dem Vorstände deö Hospitals Er satz iür die aus Trauerklcider und Leichenbegängnis, verwandte»
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