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Dresdner Nachrichten : 13.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189701136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-13
- Monat1897-01
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 13.01.1897
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« -Ml-i» «I »vvrlzeit« -»ntknn , «V»,. Prund»»> age» lil«n>ia<dria>t«» rca. ix» na» bffonlxrkM »arit. lia« Lultrüae nur «tarn onmtb«i »sik klunonn! alter werde» mit «traae nur oeoen «"lammü.Sx wnetubureaur an. ^r-en mit 10 Ma. 42. Jahrgang. ÄL V« SI»ovot»»«tvii, Lmrolvsrlcank 2. Mx: II Dil I-llliikeii— . ^Vailstr. 8. ^ -> kspier-rsdrlk-lLzvr ß kspier-vrossodslllUiwe ^.FLL <9SS / 6 E N <irü»i>Iv» I.uir«-»' a»»r iiorlvll uinl t'arm»>o R « un» IkuUsu iu nlloa lir ^usn. N»t't>r,-II»-. uwl I a>- 7» ^ «elili»x >'»>»>» » Imlttrt. — r« »t^>« I»e — v» t»t — uni Nolltr. « ^7 t-, r^»,»«nt. Hd « t»»>v un l rnnlit^.! A K 6«!a^»uI,«itLp0!>toll. — Iliiii^ta I'roi-o. — Wowptsslo Lsclionuv!?. M ßÜW»IMKd lluNiaklnnt < Mm»rIN.8«o8trL»«o!. > Vollioo FS.-tliolith > Nvrrvn-, Unmvu- m UN» «7 Xliul^rive^teli < ru Man l,°roissn. ^a«v«rlt»n» ^ m Linus»» unä k'Isiäeü'm .» untor Kosteoprei-!. «* AIu«1«ri»8tv HG Ienvr So/'ss/s l 1» «Km »eriiliwtea Willems' IN ^len llemrlvd 2 klLUl, Z LoklisksrLvi ^ Mtlr.Si. Z 8peeiL>ität: VvrniokvlLUL M 8oIiM1svI»uI»oi>. ««H ,Mr»«7. —— - ------- U U I . I attt«n-l> t—2, lffa^ebäml: IS Lwj,ü,s- Auswandcrungswescn, überseeisches Kabclnctz. Hoinachrichlen. Patriotisches Fest der Dresdner > Muthmaßlichc Witlernng: s tzIIiri^-»i,n-4» IS vß»» LS»Fp»rgrr. Kunstgeiwsscirschast. Gesanimtratbslltzuiig. Histvliichcs Klavicrroncert. Friedlich Nietzsche. ! Leichter Frost. Niederichl. j »Illtluivulf LeZ. ^^NUUlN.» Volitisckr». Die kolonialen Kreise des Reichs beschäftigen sich zur Zeit in besonders angelegentlicher Weise mit zwei Gegenständen: der Legnng eines direkten Kabels zwischen Emden und Vigo in Spanien und dem Gesetzentwurf über die Neuregelung des AuSwandcrungs- Wesens, der in den nächsten Wochen, spätestens Anfang Februar, dem Reichstage nach verschiedenen mißglückten Debüts zugelir» soll. Das deutsche Auswanderuiigswescii beruht auf dem Artikel 4 der Verfassung des Deutschen Reichs, auf Grund dessen für Ham burg, Bremen. Geestemünde. Swinemüude und Stettin Reichs- kommissare bestellt worden sind, denen es obliegt, alle ini Interesse der den Seeweg benutzenden Auswanderer erforderlichen Maßregeln und Anordnungen zu treffen. Im Nebligen unterliegt die Aus wanderung selbst keinen Beschränkungen, soweit nicht die Rück sichten aus die allgemeine Wehrpflicht oder eine amtliche Dienst stellung in Frage kommen. Für den Fall eines Kriegs oder einer unmittelbar drohenden Kriegsgefahr sind besondere Anordnungen zu erlassen, die alsdann den ausschließlich maßgebenden Rcchts- boden bilden. Von dreien unerläßlichen Bedingungen abgesehen, besteht aber im Deutschen Reiche vollständige Auswanderungs- fretheit. so zwar, daß nicht nur keine Erlaubniß. sondern nicht ein mal dos Vorhandensein einer Legitimation erfordert wird. Dadurch ist für die Auswanderungslust ein erheblicher Anreiz geschaffen worden, der deshalb in seinen Folgen sich unliebsam fühlbar macht, weil er dem einheimischen Erwerbsstande und Arbeilsmarlte gerade aus den besonders unentbehrlichen Schichten der Kleinbesitzer. Landarbeiter und Dienstboten zahlreiche brauchbare Kräfte entzieht. Eine gesunde Auswanderungspolitik muß daher darauf bedacht sein, die der engeren Heimath verloren gehenden Krüste möglichst dem weiteren Vaterlande zu erhalten. Der Auswanderer darf nicht ohne Weiteres preiSgegeben, nicht von vornherein für das Reich als verloren angesehen werden. Freilich, mit Zivaiigsmaß- regeln zur Erschwerung und Verhinderung der Auswanderung läßt sich dieses Ergebnis; bei dem heutigen Stande deS Weltverkehrs nicht erreichen. Es kommt vielmehr darauf an, dem AnSwandcr- ungSstrom eine der Heimath möglichst günstige Richtung zu geben oder mit anderen Worten ihn in die Kolonien abznlcnkcn. Unser großer englischer Nebenbuhler auf kolonialem Gebiete hat es ver standen. diele Aufgabe erfolgreich zu lösen, indem er Auswander- migs- und Kolonialpolitik dadurch in engen Zusammenhang brachte, daß er ein besonderes AnSwanderungsamt als Untcrbehördc vom Kolonialministerium abhängig machte. Der angedentete Gesichtspunkt der Verbindung von AnS- wandcrungs- und Kolonialpolitik erscheint so einleuchtend, daß cS schwer begreiflich wäre, wenn ihn die Negierung bei der Aus arbeitung des neuen Entwurfs außer Acht gelassen baben sollte. Die ersten Nachrichten über den jetzt zur Vorlegung kommenden Entwurf besagten, daß die in Frage kommenden Wünsche des Deutschen Kolonialraths weitgehende Berücksichtigung gesunden hätten. Es solle darnach ein AuswandcrungSnmt in's Lebe» ge rufen werden. daS als ReichSausknnftSbureau für auswanderndc Deutsche zu funktioniren habe. Ein solches Amt Hütte sich damit zu befassen, den Auswanderungslustiacn in authentischer Form alle diejenigen Mittheilungen zugehen zu lassen, die für Aus wanderer von Wichtigkeit sind: also die Lage des Arbeitsmarkts, die Ileberfahrrskosten, die Preise der nolhivendigsten Bedürfnisse, ln'malijche Verhältnisse, hauptsächliche Erzeugnisse des Bodens. Verkaufspreise des Grund und Bodens. Tie Thätigkcit des Aus- ivanderungsamts würde ohne Zweifel in sehr wesentlichen. Um fange dazu beitragen, den, Auswandererstrom die in, nationalen Interesse dringend wünschenswerthe koloniale Richtung zu geben. Leider werden aber neuerdings Meldungen verbreitet, die. aus anscheinend gut unterrichteter Quelle stammend, eine Trennung des Auswanderungswesens nach den Kolonien und dein Auslände als beabsichtigt erklären. In Kolonialkreisen beginnt man deshalb bereits einige Unmhe zu hegen. Thatsache ist jedenfalls, daß der gegenwärtige Entwurf im Herbste des vergangenen Jahres den, Kolonialrath nicht wieder vorgelegt worden ist, während der im Jahre 1895 umgearbcitete Entwurf von 1SS2 93 im Januar 1896 der genannten Körperschaft zur Begutachtung unterbreitet worden war. Sollte ln dem i» Rede stehenden Punkte Etwas nicht stimmen, so weiden hoffentlich die ReichStagsverhandlungcn das fehlende koloniale Moment in den Entwurf hineinbringcn. Das ist im Interesse unserer überseeischen Entwickelung unbedingt von- nöthen. und bureaukrattsche Bedenklichkeiten dürfen uns auf keinen Fall einen Strich durch diese Rechnung machen. Wir können hier am besten von England lernen, das durch seine geschickte Aus- ivanderungspolitik den großen Erfolg davongetragen hat. daß es dm weitaus größten Theil des Kapitals und der Arbeitskraft seiner Auswanderer dem britischen Weltreiche sicherte und beides daurmd für die Ausbreitung seiner Handelsmacht verwertbete. Ein Verkennen der kolonialen Bedeutung der Auswanderungs politik von Seiten der NeichSregierung würde geeignet sein, die nationale Freude an dem zweiten hier zur Erörterung stehenden Eceigriih erheblich herabzustlmmen. Immerhin darf mit der An erkennung nicht zurückgehalten werden, daß die Legnng eines direkten Kabels zwischen Emden nnd Vigo in Spanien und feiner in Aussicht genommenen Fortführung über die Azoren nach Nord amerika wenigstens den Anfang einer Befreiung Deutschlands ^on dem englischen Kabeljoche bedeutet, in das der englische Groß- kapitaliSmuS mit einem Anfwaude von über einer Milliarde Mark so ziemlich die ganze Welt zu spannen gewußt hak. Die Noth- Wendigkeit einer völligen Seldslständigmachuiig Deutschlands aus diesem Gebiete wird jetzt wiederum von dem Organe der Deutschen Kolonialgesellschnft nachdrücklich betont. Das Blatt macht bei der Besprechung des Gegenstands zunächst der Neichspostvcrwaltung daS Kompliment, daß sie es verstanden habe, in verhältnißmaßig kurzer Zeit nnd mit großem Geschick sowohl die einzelnen Küsten plätze unter einander zn verbinden, als auch das so gewonnene Netz an die bestehenden unterseeischen Kabelspsteme anzuschlicßen. Stur Südwcstascika steht noch außer Verbindung mit dein Welt verkehr. Neuerdings wird aber ernstlich daran gearbeitet, auch diesen Ma»gel zu beheben. Bezeichnender Weise kommt indeß der ausgestellte Plan wieder aus das alte Lied hinaus, das mit dem Refrain „England überall" versehen ist: die Hauptstadt des Landes, Windhock, soll nämlich mit einem Punkte verbunden werden, von dem ans der Anschluß an das große englische Kabelnetz vermittelt werde» kan». Da säßen wir dann also wieder glücklich in der englischen Tinte. Mit vollem Rechte spricht angesichts dieser Verhältnisse das erwähnte Kolonialblatt die Mahnung aus, daß wir uns allmählich daran gewöhnen müßten, unsere Kolonien als Stützpunkte für eine größere Politik der Vertretung überseeischer Interessen anzusehen und den Fehler zu vermeiden, durch Ueberlassung der Kabelverbind- ungen on die Engländer deren politisches und kommerzielles Ueber- gewicht in der ganzen Welt zu sichern. Tie Franzosen regen sich jetzt auch gewaltig und rühren alle Hände, um von der englischen Kabclherrschnst loszukommen, die sich über 500.009 Kilometer er streckt. Die Franzosen besitzen zur Zeit nur ein direktes Kabel über den atlantischen Ocean nach Nordamerika und sind im Uebrige» so sehr ans englische Linien angewiesen, daß sic nicht einmal ihr bereits seit Jahrhunderten in Besitz gehaltenes west- afrikanisches Gebiet ohne englische Inanspruchnahme erreichen können. Was ein solcher Zustand in kricgeri,chen Zeiten bedeutet, braucht nicht erst auSgemalt zu werde». Die Forderung einer direkten deutschen Kabelvcrbindimg mit den Kolonien erscheint daher als eine der dringendsten Aufgaben der nächsten Zukunft, da der kolonialpolitischc Gegensatz zwischen Deutschland und England in Afrika denn doch ungleich schärfer ausgeprägt ist. als der zwischen England nnd Frankreich. Das nationale Interesse ver langt gebieterisch die Herstellung einer solchen Verbindung, die zu schassen keine Mühe nnd keine Kosten gespart werden dürfe». Wann wird endlich der Augenblick kommen, wo das große deutsche Kapital nach englischem Vvrbilde für nationale Unternehmungen solcher Art freudig Opfer bringt nnd dadurch der überseeischen Machtstellung Deutschlands nicht nur kräftige Impulse, sondern diejenige sichere Grundlage verleiht, die ihre dauernde Aufrecht- erhaltung gegenüber dem fremden Wettbewerb erheiicht? A-tNlsü>re»b- nnd ^erns-rech-Berlchte vom 12. Januar. Berlin. Reichstag. Am Bundesrathstisch: Minister v. Bötticher. — Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Spahn (Eentr,), daß ihm in seinem in der letzten Sitzung vor den Ferien gegenüber dem Abg. Gmnp gebrauchten Ausdruck „Lassen Sie doch die Dummheiten!" jede persönliche Bezugnahme fern- gelegen habe. — Tic zweite Lesung des Etats begrnnt mit dem Etat des Innern. Bei dem Titel „Gehalt des Staats sekretärs" erbittet Abg. Hitze (Centc.) vom Rctchsamt des Innern eine statistiichc Zusammenstellung über die Wirkungen.der Arbeiter- schntzvorschriftcn in den 120a—e der Gewerbeordnung, sowie Auskunft über den Stand der Dinge bezüglich der Organisation des Handwerks. — Staatssekretär v. Bötticher: Die gewünschte Zusammenstellung wird dem Reichstage demnächst zugcbcn. Red ner theill dann mit. was seitens des Buiidcsraths ans dem Gc biete der Gcwerbc-Hngiene geschehen sei mw augcnblickttch vor bereitet werde. Ucvrr die Gesabren der Milzbrand-Infektion in Noßhaarfabriken würden zur Zeit Untersuchungen angestelll. ebenso über die Gefahren der Verwendung von Schwefelkohlenstoff bet der Vulkanisirung von Gummi. WaS die Organisation des Hand werks betreffe, so liege der preußische Entwurf noch im Ausschuß des BundesrathZ: daß derselbe zurückgezogen sei. iei nicht wahr. .... .!— - Der BnndeSrath habe eine Suvkonimistion eingesetzt, welche be züglich des Prinzips eine Vorlage ansarbcitcn solle, die wohl mehr Beifall finden werde als die im Ausschuß abgclehnte» Vor- ^ abgclehnb schlüge. Er selbst werde jedenfalls bestrebt sein. Alles zu Ihnn, daß unter allen Umständen eine Vorlage an den Reichstag komme. - Abg Dr. Schneider (Frcis. Vp.) erkennt an. daß in Preußen eine erhebliche Vermehrung der Gewerbe-Inspektoren einaetrckcn sei: ob aber die Arbeiterschntzbestimmungen überall bereits hin reichend wirlsam durchgcsührt würden, sei gleichwohl noch zweifel haft. Er bcmüiigclt. daß die Tabellen in den Berichten der Fabrik- Inspektoren nicht nach einheitlichen Grundsätzen ausgestellt seien. Durchaus unzulänglich sei ans den Arbeilerschutzgcbieien die Thätigkeit der Berufsgeiiossenschaftö-Beauftragten. Redner em pfiehlt schließlich die Anstellung auch weiblicher Fabrik-Inspek toren. Die Beschäftigung weiblicher Vertrauenspersonen unter dem Arbelterinnenperional genüge nicht, denn diese Lectcauens- perionen bleiben als Angestellte immer abhängig. —Staatssekretär v. Bötticher bemerkt, die einzelnen Jabrlk-Jnspektorcn-Bcrichte würden letzt schon in allen größeren Staaten vollständig veröffent licht, sodaß daS NeichslaqSburean dieselben nur z» beschaffe» brauche. An sich seien die Jnspeltoren-Berlchte durchaus zweck mäßig und unvarteiijch abgefaßt. denn sie brächten im Wesent lichen nur Thatlachen und nicht Ürtbeile der Verfasser. Das Ver- hältniß zwilchen der Zahl der vorhandenen und der revidirtcn Betriebe habe sich in den letzten Jahren erheblich gebessert. Auch eine Besserung des Verhältnisses zwischen Inspektoren und Ai- beitern ergebe sich ans den Berichten. Was die weiblichen Jn- spcktoren bez. deren Einführung in das System der Gcwcrbeauß sicht anlange, so könne er nur anbeimgeben, sich mit den bezüg iden. wo sie ' ' " iichen Bestrebungen dahin zu wen an die preußische Regierung. - Abg. Aufsicht sei noch immer wirkungslos» man mal anzubringen seien: ' Die Fabrik, e doch die Fabrik- Aussicht zur Reichssache. Sogar unter Herrn v. Berlepsch, der l^ >, berufen worden, anscheinend um Wunderdinge zu vernchwu, habe nicht einmal eine einzige Konferenz der preußischen Gcwcrbe- Jiispektvrcn staltgesunden, um sich über ein einheitliches Vorgehen zu berathen. Dabei enthalten die Jnfpektoceli-B>.'cichtc nach wie vor lebhafte Klagen über mangelndes Entgegenkommen der Unter nchmcr und der Beauftragten der Berussgenossenschaften. Vielfach litten die Unternehmer nicht einmal, daß sich die Arbeiter mit den Aufsichtsbeamten in Verbindung setzten: der Arbeiter, der das versuche, werde entlassen. Unbegreiflich sei es. daß die Behörden dergestalt mrt sich Schindlnder treiben ließen. Da sollten sich die Inspektoren doch wenigstens an die Arbeiterorganisationen wenden, wie das durchweg in Süddeutschland geschehe. Sogar Sie chris! lichen Arbeitervereine im Westen würden, wenn sie sich nm Ar- bciterschutz kümmerten, letzt von den Unternehmern nicht mehr anders angesehen, als die Sozialdemokraten. Da ergebe sich doch auf das Klarste die Nolhwendigkeit des Klaffenkampfes, zumal auch angesichts der brutalen Stellungnahme zn Gunsten der Unter nehmer, welche man in letzter Zeit sogar an maßgebenden Stellen der Regierung erlebt habe. Air Arbeiterinnen sei cm. wirklich ausgiebiger Ärtzeiterschntz undenkbar ohne weibliche Inspektoren. Wolle man gar nichts thnn. so erkläre man doch einfach: wir wollen nur einen Schutz des Unternehmerthums. — Staatssekretär v. Bötticher: Will der Vorredner, daß die Fabrikaussicht auf das Reich übergehe, so mag ec doch hier einen dahingehenden Antrag stellen. Ick glaube aber nicht, daß der Reichstag darauf eingeht, denn es wird dann noch einer Reihe zwischen Rei Beziehungen anderer Aenderiingeu in den ich und Einzelstaaten bedürfen. Die Darstellung der Fabrikaussicht seitens des Vorredners sei einseitig gefärbt. Ter Vorwurf, daß die Regierung bereit sei, das Koali- tionsrccht der Arbeiter zu verkümmern, während sie die Unter nehmer-Syndikate begünstige, sei ungerecht, wie sich jetzt auch bei dem Vorgänge tu Hamburg gezeigt bade. Die Regierung sei und bleibe vielmehr bestrebt, die geletzlichen Arbeiterschutzvorschriften loyal dulchzusühreii. — Abg. Rvsicke (lib.s plaidirt zunächst für eine Trennung der Keffelrevision von der Gewerbe-Inspektion, weil erstere jedesmal angemeldet werden müßte und gerade das bei der Revision des Gemerbe-Jnspekcors keinesfalls geschehen dürste. — Abg. Wurm (Wz.) versteht nicht, wiew das Verhalten der Be hörden gegenwärtig tu Hamburg das vom Staatssekretär gespendete Lob verdiene. Wie das Koalittonsrechr der Arbeiter beemtchchtigt wird, habe sich zur Genüge in Sachsen gezeigt, wo der Minister des Innern sogar im Landtage unumwunden ausgesprochen habe, daß das Vercmsrecht der Sozialdemokrarie gegenüber anders zu handhaben sei. als gegenüber Anderen. Redner beschwert sich über die Schutzlosigkeit der Zicgeleiarbeiter, über Durchlöcherung der Sonntagsruhe durch die vielen von den Behörden zugelasse- neu Ausnahmen und über zn milde Bestrafung derienigen Unternehmer, durch deren Schuld Arbeiter zu Schaden kämen. — Sachs. Bundesbevollmächligter Geh. Rath Dr. Fischer kon- statirt, daß die das Koalitionsrecht betreffenden Worte des Ministers v. Metzsch von dem Aba. Fischer unrichtig wledergegebcu seien. Die Zusammensetzung der Vereine und die Personen der Mitglieder lvnnlen selbstverständlich nicht ohne jeden Einfluß ans die Ent schließungen der Behörde» lei». lLachcn bei den Sozialdemo kraten.) — Abg. Möller-Waldenburg (soz.) beschwert sich über die Unzulänglichkeit des Arbeiterschutzes bezüglich der Gcwcrbeaussichl, namentlich auf bergbaulichem Gebiete und macht u. A. den preußischen Bergbehörden den Vorwurf der Impotenz und Ver lotterung. welchen Ausdruck Präsident v. Buol als unzulässig zurückweist. — Weiterbccathung morgen Berlin. Das Abgeordnetenhaus führte die zweite Leimig des Lehrerbeioldiiugsgesstzes zu Ende. Eine längere Debatte vemnlaßten die Bestimmungen über die Leistungen des Staates. Nach der Vorlage sollte den Gemeinden, die am Grund des 8 72 einen Ausfall gegen ihre bisherigen Siams zuschüsse erleiden würden, dieser Ausfall durch Gewährung eines dauernden Zuschusses aus der Staatskasse insoweit ersetzt werden, bis dieser Ausfall den Betrag von 2 Prozent des Veraiilagungs- zolls der Einkommensteuer übersteigt. ES handelt sich dabei nur eine Verkürzung der Bezüge ausschließlich der Gwßilädlc. Die Nationalliberalen beantragen unverkürzte Erietzung des Ausfalls durch einen dauernden Slaatszuschuß. Der Antrag wurde n. A. vom Jmaiizminister Dr. Miguel unter Berufung ans den vor- fassiingSmäßigeu Grundsatz. Vcrlheitung mich der LcistungSkähig teil, sowie im Interesse des Zustandekommens des Gesetzes bekämp'l und schließlich abgelchnt. Sodann wurde mit den Stimmen der Konservativen und deS EeittrumS eine Resolution um Erlaß eines allgemeine» VolkSschulgesetzes aus christlicher und kousesfiouellec Grundlage angenommen. Morgen: StaatSschuldcnlilgnngsgcsetz. Berlin. Die Berathnng der BnndesrathsanSschmse über den Entwurf des neuen Handelsgesetzbuchs ist soweit gefördert, daß der Enkwurf Ende nächster Woche an den Reichstag gelangen soll. In Negieriinaskreijcil hofft man aus Erledigung des E,u- wurss durch den Reichstag noch ln dieser Session. Tie Annahme, daß der dem Bundesralbe zugcgangene preußische Nachlragsnnirag nr den AilMhrilllüsbcstimlmingeii deS BöcscngeietzeS sich aus die Produktenbörse beziehe, ist unrichtig. Es handelt sich nur nur Genehmigung eines von den allgemeinen Regeln über die Preis feststellung abweichenden Verfahrens für eine cüizeluc Börse. — Die Mitthcilnng, daß der deutsche Gesandte in Athen die uugeb- lichcn Bemühungen der griccbffchcn Naiionalbant in den Verhand lungen mit den «taatsglttubigern unterstütze, wird in der Nat.-Ztg." als durchaus unbegründet bezeichnet. Es fänden überhaupt Ber- landlmigen mit den StoatSgläubigern nicht statt. Man werde änm mit der Annahme fehlgeben, daß solche falsche Nachrichten lediglich im Interesse des mit Recht gesunkenen Kredits Griechen lanos zu dem Zweck verbreitet würden, neue militärische Rüstungen zu ermöglichen. erlin. Der Kaiser wohnte heute in der Technischen Hoch- zu Charlottenburg einem Vorträge des Pros. Linde aus München über dessen ncuerfundene Methode zur Flüssigmachung der atmosphärischen Lust bei. — Zn dem heute Abend bei dein Kaiser stattsiiidenoen Diner waren u. A. der ehemalige rumänische Minister Slurdza und der Generaladmtant des Sultans, v. Grumb kow Pascha, geladen. — Gestern ist nach langer schwerer Krank- heil Prinz Albrecht zu Waldeck und Pyrmont im Alter von 56 Jahren gestorben. — Der König!. Sächs. Gesandtschaft ist i» der Person des Herrn v. Nostitz-Walllvitz. Sohn des früheren langjährigen Gesandten am hiesigen Hofe, ein Attache überwiese» worden. Hamburg. Heilte früh wurde das Freiliasengebiet ffir die lsständischen vollständig abgesperrl. und die Freipatrouillen be decken alle dort ongctrossencu Ansständischen jiver die Grenze v 8' c,- I ^ ff 82.2. r» **
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