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Dresdner Nachrichten : 07.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189702079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-07
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.02.1897
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«nur«««» «^»NI >>,c> ndn««ur q». mit ui itzl,. lNK, ««Mi- v»- »»Ulli-, llllreil-. »»»im-, u«t>-, «»s! «i>w»-liillm " iilntn l^iir ! «.Jahr,«»» VIII..»«k«»vl,tr. « > Dresden, I8S7. N«t»V»»Uivh« kplisrstir in wiedstei dsi Lmil WünLe^s HIoplEr-tn. 20 ^u»sU^r!iokvr U» »ruB^rt- ^«leon 20 ?kx. vriofm»r^On. , üotliolonwt. Osxr.ISkSS. kmsiIleKl«8»i'-^kIif»i'I>eii Ntr lt«,Ii«>, VLllä» a. ». V. Xnniv,»d„ 6», »o Intimi IUU> U«u»<u>»it to »»icklo«,»«» n»uw„ öm>»„<I d«ÜL-i. >1ck«r ?»wnn«n i» tvwwt mid i»i 0«rlItolUi»lt»i> rm II«»»»«N»ni »vn l>«n»»»irt«>n n. ,. «. U»r1«»»tr. 10, L»»ll«n»tr. lv, K«>nrivli»1r. vomossaluki» «>»»is» krstd» ! DeMrd». »od V,r»«M. l» »II. 8r»»l«a, U»r»,a» R»»l,r und <)»dr»uvN»» tl-»»» -dotxu». katent- ZLMLu kkickelt.o^lien-ki LiLvrUlL«lSi»«ßttt,l!L" 2 Drvnilim, Zooniiniz«« 5», I. H08t»Ni»8«t«I1„N«is Snsirnnkt üo^vnlo». iiauptLti'.^ mn^nvr: > ln».n. knt»at-^Z»». 8«»Ii«Iv, «?ÜSßff»NR« SlVÜRS«!»« unä «NKlISVl,« vmpffoklt In xrassvtisstvr ^usvslll billigst <1. n. INv»«v, 2V Urlrlvn»trr»«8v20. kok« Anrr»n rv»»»p»»vi,»«vii« ui?. I. d»,<m«-»-X»p»d>lI»n flir »II» /'.nl'un»«» II. 8>II»t-V»»k»uI' Itir din etiv»r»r. III. ÜIs»It<»»-lt>>nI»«>t» uni»r >t«r»n0o. IV. d»r 8tirl>». Ixi«d»»>nl«»rl». VlRVl» Htz »»I^VItz U»r^arvtl»«i»8tra88« (3 kLbvn). M» ÄU <ß»i«U»s' Lützow-Leckert-Prozeß tm Reichstage. Hosnachrlchien, Wohlthätigkeitsbazar. Radsahrer-Fest, Zoologischer ! Muchmahliche Witterung: WGA« SO« Fffirßrr» Garten, Gerichtsverhandlungen. Ocpheus-Concert. I Unsicher.mäßig talt. druck. Als nämlich die rechte Seite bei seiner Nertheldig- Reichsvriwallung veiöffentlicht. Sonntag, 7. Z-cbr. «»um»-«. Ausgesprochen hat sich der Reichstag bei dem Titel »Etat für den Reichskanzler" am Freitag gründlich, das mutz man chm lassen. Ob aber mehr dabei herauSgrkommen ist als es sonst bei derartigen Gelegenheiten in .diesem" Reichstag üblich ist, dars billig bezweifelt werden, soweit der Chorus der vereinigten frei» sinnigen und sozialdemokratischen Stimmen in Betracht kommt. Wa» von dieser Seite bei der Erörterung des a»S dem Schooße der freisinnigen Volkspartei hervorgegangenen Antrags zum Prozeß L«kert-v. Lützow vorgebracht wurde, ist einfach als ein .Platsch" in'S Wasser zu bezeichnen. DaS ist noch «in recht mllder Ausdruck für dm thatiüchlichen Werth der gebotmen Leistungen. Etwas derber hatte sich ein Sozialdemokrat auSgedrückt. indem er statt der Anfangsbuchstaben .Pl" in dem vorgedachtm Worte ein .Qu" setzte. Ter parlamentarisch geschulte Herr wollte damit allerdings seiner Absicht nach die Ausführungen eines konservativen Redners beleuchten, wofür er die gebührende Zurechtweisung vom Prüsidentcntisch einzusteckm hatte. In Wirklichkeit hat er aber nichts als eine unfreiwillige Selbstkritik des Gedankeninhalts ge» liefert, der von seiner eigenen Partei in den großen Trichter der sozialdemokratischen Phrasenmühle geschüttet wurde. Zu dieser psychischen Grundsttmmung paßte die Physiognomie, die das HauS üußerlich darbot. vortresflich. Die Tribünen waren, in der heißen Erwartung, daß doch endlich einmal wieder einige sensationelle Broiamen vom Tische des Hauses fallen würden, überfüllt, wahrend die meisten Abgeordneten auch dieses Mal daS innere Grauen vor der Oede deS Sitzungssaales nicht zu kberwindm vermocht hatten. Len Mittelpunkt der Verhandlungen bildete die große Rede de« Staatssekretärs Frhrn. v. Marschall. Der Staatssekretär hatte offenbar die Beschwerden, die ihm in d« letzt«« Arik durch empfindliche Verdauung bereitet wurden, gänzlich überwunden. Er sprach warm, lebhaft, eindringlich und formvollendet, sodaß selbst der im klebrigen gar nicht zufrieden gestellte Gras v. Mirbach ihm ein aufrichtig gemeintes Kompliment nach dieser Richtung zu Theil werden ließ. Sachlich freilich konnte der Vertreter der konseivativen Partei dem Herrn Staatssekretär nicht beipflichtrn. Was die nationalgesinnten Kreise von Anfang an an dem Vorgehen des Frhm. v. Morschall au-ztisetzen hatten, faßte Graf v. Mirbach in rein thatsüchlichen, durchaus nnpolcmlschen Feststellungen noch einmal zusammen »nd erklärte diese Ausstellungen als nicht er» ledigt durch die Rechtfertigungsrede des Staatssekretärs. ES bleibt daher bei dmi längst gefällten einmüthigen Urtheil des für den nationalen Gedanken maßgebenden ThetlS der öffentlichen Meinung im Reiche, daß der Weg der geheimen Unschädlichmachung de« Herrn v. Tausch dem allgemeinen Interesse dienlicher gewesen wäre. DaS sichtbare Vergnügen, mit dem der Herr Staatssekretär erklärte, er habe sich niemals mit größerer Dankbarkeit seiner früheren Thätigkeit als Staatsanwalt erinnert als bei der Auf deckung jener Jntrignen, ließ auf'S Neue das Bedauern darüber aufkeimen, daß ihm der dunkle Drang seiner vergangenen Amts- thätigkeit dieses Mal nicht den rechten Weg gezeigt, sondern ihm ein staarSanwaltschafllicheS L für ein diplomatisches U gemacht hat. Herr v. Marschall wird sich allerdings durch den Standpunkt der nationalen Mehrheit deS deutschen Volks nicht abhalten losten, auch ferner in ähnlichen Fällen dieselbe Richtschnur zu befolgen, nach der er im Prozeß Leckert gehandelt hat. Er bekundete näm» sich zum Schlüsse seiner Rede mit einer seden Zweifel ousschlirßen- den Bestimmtheit, er werde jederzeit den Weg gehen, der für Hoch und Niedrig der gleiche sei. den Weg zum Gericht. Damit glaube er ebensowohl die preußischen Traditionen zu wahren wie die monarchischen und öffentlichen Interessen. Der gute Glaube bei diesem Verfahren soll dem Herrn Staatssekretär keineswegs be stritten werden. Ec wird dann aber hoffentlich auch seinerseits so gerecht sein, die rein patriotischen Beweggründe denenigen rückhalt los anzuerkennen, di« sich nach ihrer gewissenhaften Ueberzrugung mit der behaupteten segensreichen Wirkung der Oefsentlichkeit in Fällen wie der vorliegende nicht einverstanden erklären können. Graf v. Mirbach hat nur die Empfindungen der besten Patrioten verdolmetscht, indem er aus die Frage, ob derartige Vorkommnisse unter dem Fürsten BtSmarck in die Oefsentlichkeit gedrungen sein würden, mit einem kernigen »Nein!" antwortete und erklärte, der AlireichSkanlzer hätte von vornherein mit eiserner Faust zugegriffen und den ganzen Skandal Im Keim« erstickt. Sogar der freisinnige Abgeordnete Munckel, der tm klebrigen dem Staatssekretär ein schmachtendes Loblied sang, konnte nicht umhin, einige Zweifel zu äußern, ob die Nothwendigkeit der Fluch« In die Oessentlichkell gerade als ein Beweis von besonderer Einigkeit innerhalb deS Staat-Ministeriums zu betrachten sei. WaS Herr Munckel sonst vorbrachte, bestand ln zahllosen Witzchrn Über die politische Polizei, unter denen ». B einer besagte, daß am Ende Herr v. Tausch erst durch den Umgang mit dem »Unter» tertianer a. D." Leckert »verdorben" Wochen sei. Herr Munckel litte doch bedenken sollen, wie schwer der allverehrte Karlchen nämlich die _ una der »Flucht in die Oestentlichkrlt" eine Helle Lache auischlug, ries der freisinnige Abaeoidnete pathetisch aus: .Lachen Sie nicht, meine Herren l Die Flucht v"» Mekka nach Medina leitete die große Zeit des Mubamedanismus ein." Darnach scheint es, als ob Herr Munckel der Meinung wäre, nach dem Prozeß Leckert würde bei uns eine Art von türkischer Dirthichast beginnen, ander Herr Munckel leibst sich als Pascha zu dcn drei Rotzschweisen wohl persönlich zu bett-eiligen hofft Aus derselben Höhe wie die Ausführungen deS Abgeordneten Munckel stand die Rede Herrn Richier's. der sich daraus beschränkte, die Abgeordneten Gras v. Mirbach und Graf zu Limbura-Stirum persönlich »anzuulken", über die kleinen deutschen Bundesstaaten zu spötteln, einen Ausfall gegen den Fürsten Bismarck zu machen und der politischen Polizei die Anerkennung zu zollen, daß sie sich bei aller Mangelhaftigkeit doch wenigstens ein Verdienst erworben habe, indem durch die .Blamage", die sie sich zugrzogen habe, die Aufhebung deS Verbots der sozialdemokratischen Parteiorganisation bewirkt worden sei. Zu dieser Liebenswürdigkeit gegenüber leinen sozialdemokratischen Freunden fühlte sich Herr Richter offenbar ver pflichtet durch die Art, tn der vorher Herr Bebel seinem Herzen über daS »BiSmarck'sche Regiment" Luft gemacht hatte. Leider mußte im Zusammenhang damit die gegenwärtige Negierung sich gefallen lasten, von dem sozialdemokratischen Führer gelobt zu wer den. Der StaatS'ekretär deS Auswärtigen lieg sich aber durch die elpendete gute Ceuiur Herrn Bebel'S nicht abhalten, diesem zur Milderung einen sofortigen Verweis «u ertheilen. weil er die Perlon des Botschafters Grasen Eulenbura zum Zwecke der bei den Sozialdemokraten üblichen beweislosenVerdächtigungen in die Di-kussivn gezogen harte. Der Ton freilich, in dem der Herr Staatssekretär den Abgeordneten Bebel rektifizirte, ließ dieienige Entschiedenheit vermissen, die kein RegierungSvertreter bei der Zurückweisung von sozialdemokratischen Anmaßungen außer Acht lassen darf, wenn draußen tm Lande das Vertrauen sich emsinden soll, daß dt« leitenden Stellen envlich gewillt sein werden, den Kampf gegen den Umsturz auS dem Stadium der theoretischen Er örterungen hinauSzusühren. Dos Ergebnitz der Verhandlungen «kann nach alledem nicht als csn solches bezeichnet werden, mit dem die Regierung auch nur einigermaßen glücklich abgeschnitten hätte. Die freisinnigen Herren, die mit ihrem Antrag auf Schutzvolkehrungen für die obersten RelchSbehorden gegen Verdächtigungen durch die politische Polizei «ine nach oben hin höchst wohlgefällige Aktion auSzuführen dachten, hätten der Regierung einen wett größeren Dienst erwiesen, wenn sie still geblieben wären. Das gab ihnen auch der Reichs kanzler Fürst Hohenlohe selbst zu verstehen, indem er die Freunde des Herrn Munckel darüber ausllärte. baß die politische Polizei in das Ressort der Verwaltung der Einzelstaaten gehöre und daß der Reichskanzler nicht besiwt sei. in vieles Gebiet einzugreifen. Auch wendete sich der Herr Reichskanzler mit Entichiedenheit gegen das aus Anlaß deS Prozesses Leckert hervvrgetretene Bestreben, daS ganze Institut der p.'lltischen Polizei tn Bamch und Bogen zu verurthrilen und meinte zuletzt lakonisch, nach den von der preußi schen Regierung aus eigener Initiative bereits getroffenen Äender- ungen häile es der Anregung der Antragsteller überhaupt nicht bedurft. Das war deutlich. Nicht ganz so bestimmt klangen die Austastungen, tn denen sich am Eingang der «»itznng der Reichs kanzler über die Polensrage erging. Fürst Hohenlohe ließ in die ser Beziehung die Absichten der Negierung mehr durchbticken, alS daß er sie in klare» Umrissen grunosätziich vorzrichnele. In den nationalen Kreiien, die in der Bekämpsung der polnischen Propaganda nach BiSmarck'schem Muster das einzige Mittel zur Be'chwöruna der polnischen Gefahr sehen, dürste daher der Eindruck Zurückbleiben, daß die Negierung noch immer nicht von der rechten Eniichiostenhett zum Kamp-e gegen das Polemhum er füllt sei. So ist auch dieser Theil der Erörterungen nicht geeignet, die Anhänger einer streng nationalen Politik mir voller Befriedig ung zu erfüllen. Auch in die antisemitischen Zeit ungen habe sich Normann ringcichlichrn. um Verwirrung zu stiften. In den von ihm gebildeten Versammlungen, an denen unzu rechnungsfähige Leute wiePaaich und Ahiwarvt theilnahmen, seien die bösartigen Klatschgeschichten erfunden und weiter verbreitet worden. Wie komme es, daß man Normann nicht ausgegriffen habe, man sei doch im Auswärtigen Amt schon längst über sein Treibt» unterrichtet gewesen. Normann müsse sich sehr sicher ge fühlt haben, denn noch während des Prozesses hielt er sich hier aus. Auch das Auswärtige Amt wußte das Warum hat man ihn nicht vor Gericht gebracht? Aus jeden Fall >ei die politische Polizei starker Reioimen bedürftig. — Abg. Friedbrrg (nat.-lib.): Wir haben den Antrag Ancker dankbar begrüßt, wenn wir ihn auch nicht annnehmen können, da der Reickskanzler aus formellen staatsrechtlichen Gründen nichts mit demielben onzufangen weiß. Im Lande hat der Prozeß allerdings den Anschein erweckt, als fehle cs an einer einheitlichen Regierung Auch ich hatte anfäng lich diesen Eindruck, bin aber durch die gestrigen Aeußerungen des Reichskanzlers und des Staatssekretärs eines Anderen belehrt wor den. Es ist konstatirt, daß durch den Prozeß nur volle Klarheit geschaffen werden sollte, und daß olle Schritte im Einoemehmen mit dem StaatSministerlum geschahen. Damit ist olles Gerede Micßnlck mit seinem ewigen Quartanerthum durch eine solche An spielung sich geärgert suhlen muß. Die Tertia bildet doch für Karlchen Meßnick eine Höhe der geistigen Eniwickelung, zu der er .... 'cherbleb — . - ll» zu eiiirm nicht mehr zu üvcrbietenden Ideal emporschaut. Demnach soll er nunmehr gezwungen sein, den einen der beiden Herren mit dem L als sein Ideal zu verehren 7 Da kann man es ihm doch wirklich «Ich, verdenken, wenn er sich voll Selbstgefühl in seine Quinta. ContuS U zurückzieht und denkt: .Wir Ouarianer sind doch bessere Menschen." Seinen stark orientalischen Neig ungen gab Herr Munckel durch eine seltsame Abschweifung A»s- Hermckiretb- »uv Herinvrech-Bertidte vom 6. Februar. * Paris. Kammer. Auf eine Anfrage Mun's wegen der Ereignisse aus Kreta, erklärte der Minister Hgnotaur: Tie Unruhen auf Kieta sind vor acht Tagen anSgebrochen. die Ereignisse haben seit dem 3. Februar eine iahe Wendung genommen und es ist zu einem Handgemenge zwischen Chiisten und Muselmanen gekommen. Sechs sranzosiscke Marineiolbaten und sechs englische wurden ge landet. um den Telegraphen zu schützen. Der christfiche Gouveneur nnd die Konsule bemühten sich einhellig, die Unruhen zu unrer- drückrn, dies ist ledoch nicht gelungen. Eine heilige Feuershriuist in einer Vorstadt nölhigte mehr als hundert Perionen, sich in das französische Konsulat zu flüchten. Mannichasten der fremden Kriegs schiffe bekämpften das Feuer. Marinesoldaten vertheidigten das Konsulat, die Kanzlei, die Miisioiisgebäude und den Telegraphen. Demnächst werde ein Gclbbuch bezüglich Armeniens und Krems verlbeilt werde». Tie Anfrage ist hiermit erledigt. * Paris. Kammer. Der Melasse-Gesetzentwurf wurde mit 853 gegen 148 Stimmen angenommen. Berlin. Reichstag. Die Berathung des Etats des Reichskanzlers und deS dazu vorliegenden Antrags Ancker wird sortge etzt. — Aba. Rlckert Isreis. Per.): Auf der linren Seite hier sind wir einigermaßen in Verlegenheit und zwar tn Bezug aus die Person des Herrn v. Marschau. (Heiterkeit rechts.) Die Herren vom Bunde verbreiten ja immer, Herr v. Marschall besorge nur unsere Geschälte, und irgendwo habe ich sogar geleie», der An trag, über den wir eben verhandeln, sei bestell!« Arbeit. Wir sind am meisten erfreut darüber, daß der Staatssekretär den ?lppell an die Öffentlichkeit betonte und begründete. Wir hoffen, daß diese Austastung auch bei anderen Gelegenheiten zur Geltung gelangen werde. DaS Vertrauen des Landes zu der Regierung iit durch diele» Vorgehen gestärkt worden. Zur Verhlnderuim solcher Vor gänge. wie wir sie eben erlebt haben, müssen vor Allem die Ein richtungen resormirt werden; damit wird am besten da» Interesse der Monarchie gewahrt. — Abg. Liebermann v. Sonnenbera iRekormp.) gledt dem Staatssekretär darin Recht, daß der Prozeß nothwendig gewesen sei, aber man hätte den Vorgängen, die ihn nothwendia machten, lieber Vorbeugen sollen. Unverkennbar bade auch der Prozeß eine Ausbeuic für die Antisemiten geliefert: Leckert'S jüdische Mutter, Lützow's lüdische Frau und dazu noch Ginaolf-Stärk. alle- »auserwähltes Volk". (Heit«rkeit.s Auch eine Fortsetzung de- Prozesse- sei zur Ansklärung der Dinge eiwünscht. Ueber No,mann-Schumann würde er ielvst wer wclk was alles erzählen können, doch wolle er ' ,s Hans nicht damit aufballe». Außer im »New-Aorler Herals" »Estafette" beleidigende A Der Name Bismarck werde noch lange strahlen, wenn die revolu tionärrn Theorien der Soziatdemokraiie längst über den vaiffen gcworien sein würden. — Abg. v. Kärdorfs lReichsp.): Die von demokratiicher Seite gehegte Hoffnung, daß auch einige Fäden nach Fricdrichsruh gingen, hat sich icdenfallS nicht erfüllt. Nach den gestrigen Ausführungen des «Staatssekretärs v. Marichall ist eS hier allerdings riveiselhaft geworden, ob der Prozeß häkle noch vermieden werden können. (Rufe: Aha, aha! links.) Ich bedauere aber doch, daß der Prozeß hat geführt werden müssen. (Lachen !tnkS.i Unter dem Fürsten Bismarck wäre es sicher nicht noih- wendig gewesen. der hätte Herrn von Tausch mit eiicrnen s Beien weggeseat. Nicht einverstanden bin ich mit d.r Be-! ? Handlung der Piene durch das Auswärtige Amt, bci'piclsweisc Z der »Kölniichen Zeitung", di« von Herrn von Marschall Noti;en'N erhalte, vielleicht ganz harmlose. Und das Blatt bringt dann x eine Aeußerung: Bei den Auslassungen des Landwirlh'chasto-i » Ministers und des Schatzsekretärs über die Handelsverträge handle ^ es sich nur um.Rede-Entgleisungen". Was !oll man da denke» ? »s ^ Nach einer Einheitlichkeit der Regierung sieht das in der Thal. ^ nicht aus. — Staatssekretär v. Marichall: Der Vorredner bc- - 2 Haupte«, durch den Prozeß sei den Sozialdemokraten eine große!" — Freude bereitet worden, zjch meine dagegen, durch Beseitigung der ? K* * Zustände^ dfe den Prozeß vcranlaßtcn. ist den sozialdeniokiaieiijk'v» stnri'^kiK'r sodann «» habe Normann auch noch lrtikel gegen hochgestellte Personen eine große Freude verdorben worden. Wenn Vorredner von einer Notiz in der »Köln. Zlg." sprach, so kann ich nur wiederholt aus das Bestimmteste versichern, daß das Auswärtige » Amt nur Informationen gicbt über auswärtige Angelegenheiten. Ich kann nicht veihmdern, daß ein Blatt, dem ich Informationen über auswärtige Sachen gebe, vielleicht an demselben Tage oder auch an anderen Tagen Notizen über innere Angelegenheiten klingt, die sogar vielleicht dem Auswärtigen Amt unbcgnem sind. Wollte ich einem solchen Blatte überhaupt keine Insormalione» geben, dann würde das nur die Folge haben, daß die Blätter sich unzuverlä sig lnsormirten. Von auncrhalb beschaffte und falsche Nachrichten sind immer die interessantesten. (Heiterkeit.! Das Hauptübel liegt in der Schnüffelei nach offiziösen Nachrichten. In England kennt man das nicht. Das System Tanich, überall Hintermänner zu suchen, hier also ministerielle Hinlermänner für Pceßleislungen, hat Schule gemacht; dem sollte man ein Ende machen. Ja die deubche Presse selbst wird dadurch im Ausland diskreditirt, Schon letzt metni man in England, unsere Presse sei nicht iclbstständig in ihrem Urtheil. Unsere Presse selbst sollte da Abhilfe schaffen. (Beifall.) — Äbg. Lieber (Eenir.) wendet sich zu der polnischen Frage. Unbeschadet seiner vaterländischen deutschen Gesinnung wolle das Eentrnm den Polen volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, um io mehr. alS mit dieser Befehdung des Polvittsmus auch eine Befehdung des Kathoiicismns verbunden scheine. Möchten aber auch die Polen sich zu nichts hinreiße» lassen, was den Gegnern Wasser aus die Mühle liefern würde. Was dcn Anlrag Ancker betrifft, so sind wir mit dem Reichskanzler darin einig, daß derselbe seine Zuständigkeit überschreitet: aber die Sache muß doch hier zur Sprache gebracht weiden. Wir hoffen, daß, wie der Reichskanzler zusagte, fortan Maßnahmen getroffen werden, um der Wiederkehr solcher Vorgänge vorzubeuge». Ganz entgegen den nachträglichen Rathschiägcn der Graten Limburg und Mirbach meinen wir, daß das Ansehen des Staatsministeriums durch den Piozeß nicht vermindert worden, sondern vielmehr ae» stiegen ist, auch sind wir der Ansicht, daß es die Mängel der In stitutionen sind, die solche Früchte wie Herr» v. Tausch gezeitigt haben. Gras Mirbach hat gestern eine Wendung gegen den Prä sidenten gebraucht, eine Anwielung aus dessen Schwerhörigkeit, welche ein unerhörier Angriff nicht nur ans die eiste stelle in diesem Hause, sondern auch auf die Partei war. der der Piäsidenl angehörl und aus die Mehrheit, die ihn zu wählen hat. Graf Mirbach hat da z»m Schluß erklärt, er habe nicht persönlich be leidigen wolle», aber da er sein Bedauern über dcn ticsverletzenden Eindruck seiner Rede nicht ausgesprvchen bat, sonder» aus halbem Wege stehen geblieben ist, so kann ich die Bemerkung nicht untrr- diücken, daß in demselben Alhemzug, wo er von der Vornehmheit des Herrn v. Marichall sprach, »ein eigenes Auftreten keinen Schatten von Vornehmheit peinelt,. — Abg. v. Hodenberg (Welfe): Herr v. Tausch Produkt der Politik der ersten 20 Jahre im Deutschen Reich, und die Konservativen seien, wie sich zeige, die einzigen hier ini Hause, die nicht mit dem Vorgehen des Herrn v. Marichall einverstanden waren. — Abg. v. Siuinin (Reichsp.) bezweifelt, daß Fürst Bismarck ohne Prozeß den Tauich mit einem eisernen Besen hätte wcgkeliren können. Ohne Vewci'e hotte Fürst Bismarck auch nichts ihn» können. Der Prozeß war »ottnvendlg und widerspricht auch in keiner Weise den preußischen Traditionen. Der Art, wie Bebel dcn Prozeß gegen die politische Polizei über haupt verwertbet habe, müsse man allerdings eniichiedeo entgegen- treten. Tic politische Polizei ist unentbkhrlich. — Abg. Bebel <Soz.) bestreitet die Noihwendigkeit der pvtikiiche» Polizei. Die Herren sollten mit ihren Angriffen mit dir Sozialdemokratie etwa» weniger taut seien. Have doch ihr jetziger Heu v. Miguel noch im Jahre 1863 im Nalionalverein gesagt: Die Herren in Berliir. die den liberalen Plänen nichr folgen wollten, müßten daran denken, wie es den Bourbonen ergangen iei. Der Antrag Ancker in der > gehe nicht weit genug. Das ganze System müsse bcieitigl werden, « der' wie es noch von den Zeiten Bismnrck s h-r bestehe. - Abg. -2
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