Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187310307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18731030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18731030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-30
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.10.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint tS-llch früh 6»/, Uhr. Lrktlis, «,» -PKtN-, Johannisgaffe 32. vrrantw. Rcdacleur Fr. HSttaer. Sprechstunde d. Redaction Bonn«»-,» von ll—l2 Ud, «achmuia,« ,ou 4—i Uhr. Annahme der für die nächst- solaende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3Uhr Nachmittags, an Lonn- »nd Festtagen früh bis V.9 Uhr. Filiale für Znscratcuaanahwe: Ltto Klemm, UniversitStsstr. 22, LouiS Lösche. Hainstr. 21, Part, O n Md Anzeiger. des K-mgl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Ans Inge LI.VA» zh„,rr»5»>»»rrti vierteliLhrlich 1 Thlr. lk Ra> tncl. vringrrlohn > Thlr. 20 Ng> Jede einzeln« Nummer 2'/, Ng' Belegexemplar l Ngr Gebühren für Extrabeilagen ahne Postbefvrderung N Thlr mit Postbefvrderung 14 Thlr Inserate SgespalteneBourgoiSzeile 1'/,Ag' Größere Schriften laut unserem PreiSvcrzeichniß »eclamra unter d. »idatllonesiric; die Spaltzeile 2 Ngr. W 3«3. Donnerstag den 30. October. 1873. Leipzig, den 29. October, Vormittags 9 Uhr. Soeben trifft die Trauerkunde hier ei«, datz am heutigen Morgen L Uhr SS Minuten Se. Majestät der König Johann feinen langen und schmerzlichen Leiden erlegen ist. i i ' > >1 I" i -i Der verewigte König Johann Nepomuk Maria Joseph war am 12. December 1801 geboren als der dritte Sohn des Prinzen Maximilian und dessen Gemahlin Maria Theresia von Parma. Unter der Aufsicht des Paters und trefflicher Erzieher, von denen der General v. Forell, der Freiherr v. Wessenberg und später der General v. Watzdorfs zu nennen sind, wurde der geistig hochbegabte Prinz mit seinen altern Brüdern Friedrich August und Clemens vielseitig und gründlich in allen Kennt nissen, besonders in den Rechts- und Staatswissenschaften, in den alten und neuen Sprachen unterrichtet. Um sich mit dem praktischen StaatSleben vertraut zu machen, trat der Prinz in dem jugendlichen Alter von 20 Jahren mit Sitz und Stimme in das damalige Geheime Finanzcollegium ein. Im Jahre 1821 unternahm er mit seinen Brüdern eine Reise nach Italien, um in Kunst und Literatur sich auszubilden. Leider verlor er dort zu Pisa am 4. Januar 1822 durch den Tod seinen Bru der Clemens, welcher ebenso wie die beiden andern Prinzen an einem hitzigen Fieber erkrankt war ; doch befestigte jene Reise die Liebe des jugendlichen Fürsten zur italienischen Literatur, für welche er sein ganzes Leben lang eine ausgesprochene Vorliebe hegte. Am 21. November 1822 vermählte sich Prinz Johann mit der nun trauernden Wittwe Amalie Auguste, eitler Tochter des Königs Maximilian Joseph von Bayern, und das häusliche Glück, welches ihm diese Verbindung schuf und länger als ein halbes Jahrhundert hindurch erhielt, war dem für die stillen Freuden eines einfachen Familienlebens warm empfindenden Fürsten allezeit die unversiegliche Quelle edelsten Genusses und Innigster Befriedigung. > Im Jahre 1825 übernahm der mit Eifer sich de» Staats- I aagelegenbeiten widmende Prinz das Vicepräsidium im OHeimen Finanzcollegium; außerdem nahm er lebhaften Antheil an den im Jahre 1824 gestifteten Sächsischen AlterthumSvereine und lebte nach wie vor mit emsigem Fleiße seinen Liebling-studim, als deren bedeutendste Frucht die metrische Uebertragnng von Dante'S Göttlicher Komödie mit kritischen nnv historischen Er- > läuterungen zu betrachten ist, ivelche er unter de« Autsrnamen Philalethes von 1839 bis 1849 in drei umfangreichen Bänden ^ausgab. Seit dem Jahre 1826 hatte der geistvolle Prinz einen -reis von hochgebildeten und vielfach ausgezeichneten Männern um sich versammelt, welche er in häufigen zwanglosen Abend gesellschaften bei sich sah und denen auch sein Bruder, der spä- ! me König Friedrich August, da- wohlwollendste Interesse wid mete. Es waren die- Männer wie Christoph August Tiedge, Ludwig Deck, Friedrich Kind, Christian Friedrich v. Ammo» (der evangelische Oberhofprediaer), d« Dichter und Eomponift Sarl BorromäuS v. Miltitz, Karl Christian Vogel v. Vogels I kerl Maria v. Weber, Hofrath Böttiger, Theodor Hell rath Winkler), Oberbibttotbekar Friedrich «öS Eb«t, CabinetSrath Friedrich Ludwig Breuer, der Profeffar dek akademie Hartmann, General v. Gersdors und Andere, und Unterhaltung, welche in diesem Kreise gepflogen wurde, umfaßte 1 Literatur und Kunst, Pädagogik, Verfassung und Regiment. Durch die Ereignisse des Jahre» 1830 wurde Prinz Johann I mehr in die Oeffentlichkeit gedrängt. Sein älterer Bruder war zum Mitregenten berufen worden, er selbst übernahm den Ober befehl über die neu errichteten Eommunalgarden de» Lande-, den er viele Jahre hindurch führte. Ferner erhielt er Sitz und Stimme im Geheimen Rathe und nach dessen Auflösung den Borsitz im StaatSrathe. In dieser wichtigen Stellung erwarb n sich große Verdienste um das Zustandekommen der neuen TtaatSverfassung von 1831, durch welche er auch zum Mit- 1 gliede der Ersten Kammer der neu gestalteten Ständeversamm- g berufen wurde. Mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit kMd Pflichttreue widmete er sich fortan den Arbeiten und Be- urchnngen des Landtags, und viele umfassende und gediegene Arbeiten, die er als erwählter Referent über die wichtigsten tragen abfaßte, werden für alle Zeiten ein Denkmal der Tüchtigkeit sund Hingebung des Verewigten bleiben. Die nun folgenden Jahre verflossen verhälmißmäßig still > und gestatteten dem Prinzen, die Freuden des häuslichen Leben- m vollem Maaße zu genießen. Und dieses musterhafte und in tter Beziehung tadellose Leben de- fürstlichen Ehepaars war durch die Gunst des Himmels reich gesegnet, wenn auch harte Schicksalsschläge oft Trauer über die Familie brachten. Neun Kinder erblühten dem glücklichen Paare, aber die meisten von den Heißgeliebten mußten die schwer geprüften Eltern einem frühen Tode zum Opfer fallen sehen. So starben die Prinzessin Maria Auguste, geboren den 22. Januar 1827, in ihrem 31. Lebensjahre am 8. October 1857; der am 5. April 1831 geborene Prinz Moriz Ernst am 12. Mai 1847; die am 16. August 1834 geborene Prinzessin Maria Sidonie am 1. März 1862; die am 4. Januar 1836 geborene Prinzessin Anna Maria, vermählt 1856 mit dem Erbgroßherzog von Toscana, am 10. Februar 1859 zu Neapel; die am 24. Mai 1840 geborene Prinzessin Margarethe Karoline, 1856 mit dem Erzherzog Karl Ludwig von Oesterreich vermählt, am 15. eptember 1858 zu Monza ; die am 15. März 1845 geborene Prinzessin Sophie Marie Friederike, 1865 vermählt mit dem Prinzen Karl Theodor, Herzog in Bai^ern. am 9. März 1867. Zur Freude der Eltern und des Landes sind am Leben ver blieben drei Kinder: 1) der zeitherige Kronprinz mW jetzige König Friedrich August Albert, geboren am 23. April 1828, vermählt am 18. Juni 1853 mit der Prinzessin Carola Wasa; 2) die Prinzessin Maria Elisabeth, geboren am 4. Fe bruar 1830, vermählt am 22. April 1850 mit dem Prinzen Ferdinand von Sardinien, Herzog von Genua, und seit dem 10. Februar 1855 dessen Wittwe; 3) Prinz Friedrich August Georg, geboren am 8. August 1832, vermählt am 11. Mai 1859 mit Donna Maria Anna, Prinzessin von Portugal. Bedauernswerthe Ereignisse wie die der Jahre 1845 und 1849 vermochten da- Band der Liebe und Eintracht, welches sich von jeher um das Königliche Haus und die Bevölkerung ds- Lande- schlang, nicht zu lösen, und in altgewohnter Ver «PWWD und Hochachtung blickte nach wie vor das sowohl an Zahl wie an Wohlstand stetig wachsende sächsische Volk hinauf zu dem Throne, welchen Friedrich August zierte und an dessen Seite al- der erste und treueste Rath und Freund de- Königs der Prinz Johann eine höchst beachtenSwerthe und segen-reiche Wirksamkeit entfaltete, wohl nicht ahnend, daß ein traurige- Geschtck, welche- dem königlichen Bruder ein frühe- Ende de- rettete, ihn selbst schon nach kurzer Zeit auf diesen Thron be rufen werde. Am S. August 1854 verschied zu Brennbichl in Tirol der ändertest König Friedrich August, 57 Jahre alt, in Folge eine« unglücklichen Sturze« au« dem Wagen. Mtt Blitze-schnelle durch- ßl«G die Lranerkunde da« Land und schon am 10. August erschien eine öffentlich« Proelawatn»» in welcher der nunmehrige König Srhan» rrntrte, daß er die Rechernng Sachsen« nach dem ver- Crbrrchte Übernommen habe. „Ich ergreife die der Regierung", heißt es darin unter Ander«, „mit dem Borftttzf, in kW- bah« Bollwcheten Sinn und Geist fort- zuwalten, in dem Geiste jener Gerechtigkeit und Milde, jener Umficht und Festigkeit, jener Neuen Liebe zu Meinem Volke, die Sein Andenken stet- in Segen erhalten werden. Kommet auch ihr Mir mit Vertrauen und Liebe entgegen, so wird das alte Band, welches die Sachsen und ihre Fürsten seit Jahrhunderten umschlingt, auch uuS innig vereinen." In der Thal führte, der König die Regierung in dem an gedeuteten Geiste fort, und die Bevölkerung Sachsen- trug ihm unbeschränktes Vertrauen entgegen. Unter seinem Regiments hob sich das Wohlbefinden des Landes nach allen Richtungen hin in erfreulichster Weise,' auf allen Gebieten des Lebens war unab lässiger Fortschritt deutlich erkennbar, da- treue und redliche Streben de- Herrscher-, für alle seine Unterthanen nach besten Kräften zu sorgen und zu schaffen, wurde überall mit innigem Danke anerkannt und gepriesen. Selbst da- schwere Verhängnis welche- eine unglückliche Politik im Jahr 1866 über Sachsen und sein Fürstenhaus heraufbeschworen, trug nur dazu bei, den König und die Seinen noch scher und inniger mit dem Volke zu ver binden, welches an dem ehrlichen Willen, den lauteren Beweg gründen und den guten Absichten seine- Monarchen auch in jener schlimmen Zeit nicht einen Augenblick lang zu zweifeln vermochte. Die unantastbare Aufrichtigkett, die vorbehaltlose Hingebung, mit welcher König Johann, nachdem sich All«- wieder zum Guten . , ' !< ' ,0.1 7>,»1 n gewendet hatte, die neuen staatsrechtlichen Verhältnisse Deutsch lands anerkannte, achtete und stützte, haben ihm nicht bloS in den engeren Kreisen der Heimath, sondern im ganzen deutschen Vaterlande, ja weit über die Grenzen desselben hinaus die un- getheilte Hochachtung der Mitlebenden erworben, und der hohe Kriegsruhm, welchen sein braves Heer unter der tapfern und erleuchteten Führung seines Höchstcommandirenden im Kriege gegen Frankreich sich erwarb, wob noch einmal neuen Glanz um das Haupt des greisen Herrschers. Der Abend seines Lebens verfloß dem König in ungestörter Rübe, welche nur durch wiederholte Krankheitsanfälle getrübt wurde. Mit innigster Theilnahme verfolgte man überall im Lande die Nachrichten über das Befinden des geliebten Herrn, die freilich schon seit längerer Zeit das Schlimmste in Aussicht stellten. Jetzt aber, wo der gefürchtete Augenblick eingetreten, klagt in tiefer Wehmuth das Volk um den Verlust eines Fürsten, dem es in Liebe und Treue so innig zugethan war, zu welchem es mit gerechtem Stolze aufzublicken sich gewöhnt hatte. Ja, Sachsen konnte stolz sein auf einen solchen König. Die beschranken Verhältnisse deS Mittelstaats und den mäßigen politischen Einfluß, welchen ein solcher seinem Regenten gestattet, überragte wett die hohe Bedeutung, welche dem verewigten König willig und gern von seinen Zeitgenossen beigelegt wurde. Makellose Reinheit de- EharakterS, unerschütterlicher Rechtssinn, feste Ueberzeugungstreue, »«geheuchelte Herzen-güte und ächte Frömmigkeit verbanden sich in ihm mit hoher geistiger Bega- bung, mit warmem Empfinden für alles Schöne und Gute, mit feinem Sinn für die heitere Kunst, mit ernster Hochachtung vor der strengen Wissenschaft, der er selbst ein würdiger Prie ster war. In allen Theilen der gebildeten Welt wurde der Name des Verewigten nur mit Achtung und Ehrerbietung ge nannt, und seine hohen Tugenden fanden selbst bei solchen Na- tionen, welche jeglicher Fürstenhnnschaft abgeneigt find, unge zwungene Anerkennung. D«S LH«- weiß Niemand bester als das treue Volk, wel- cheS ihm jesst heiße Thränen nachweint. Der gute König war i durch zahlreich« Reisen und durch persönliche Anschauung mit 'den Zuständen seine- Landes und mit den GesinnüngeN und 'Wünschen, den Sitten und Bräuchen seines Volke- innig ver traut, und eS wird wohl nur wenige Bezirke des Königreichs geben, deren Einwohnerschaft den geliebten Herrscher nicht von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt hätte. Unter seinem Volke ohne Zwang sich zu bewegen, mit allen Ständen einfach und lüttselig zu verkehren, mit eigenem Auge und Ohr zu lernen und zu prüfen, Da- war eS, was der Verewigte vorzug-weise liebte, und eben deshalb wird die Trauerkunde, welche nun durch da« Land ertönt, um so schmerzlichere Gefühle erwecken, Denn Biele find bei un«, dir seine Grotzmuth Und seiner Sitten Freundlichkeit erfahren, Und Ale rührte sein ««schick. Doch dem Lande und Volke steht für dm großen Verlust, welchen es ebm erlitten, ein reicher Ersatz in sicherer Aussicht, denn der neue Herrscher ist ja ebenfalls bereits durch tausend fältige Bande der Liebe und Verehrung mit uns verbunden, und die vorzüglichen Eigenschaften seines Geistes und Herzen- bürgen dafür, daß er in seines Vaters Fußstapfen treten und in Johann's Geiste die Leitung der Geschicke Sachsens weiter führen werde. Mer kein Ersatz für das tbeure Leben, welches ihnen viel zu früh erlosch, winkt der tiefgebeugten königlichen Wittwe, welche dm langjährigen treuen Gefährten ihres ereignißvollen Leben-, und den Kindern und Enkeln, welche den besten und treuesten Vater, das ehrwürdige Oberhaupt der Famüie ver lieren mußten. Möge eS der greisen Königin vergönnt sein, in ihrem tiefen Schmerze Trost und Erhebung des GemütheS nicht vergeblich zu suchen I Möge ibr Fassung und Festigkeit verliehen werden, daß sie sich ihren Kindern und Enkeln noch lange er halte! Wir Alle aber wollen, vereint mit der königlichen Familie, da« Andenken des Heimgegangenen in treuem Herzen Pflegen und bewahren und stets mit Freude und Dank uns'de- Ver- ewigten erinnern, dessen leuchtendes Bild Allen, die ihn kannten und liebtm, unvergänglich vor der Seele schweben wird. Er hat ein langes und mühselige« Tagewerk vollendet; möge er sanft ruhen in dem Frieden Gotte-! .. r' io-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite