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Dresdner Nachrichten : 17.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189702177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 17-18 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-17
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.02.1897
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rln,elaiidt> «o D«a. slru»d»tile «ür kontagk oerr »ach gksttaern A>P«a. Lmiliknnaitnichlc» rc.>, bei. so Hm >m» bell>n»erem Tari>. »uswarilar Aullril»? nur aeae» VowuSliemlilima. »nkündlliunaen nekmen MmmIliL« n-iinb-iie Snnoncinbureaur teablatler gerben ^ mit Mt« Lr»»»»e« diiihrtchlc» erschrlnr» «MN«««««««« 42. Jahrgang ^VIv»«r So^ss/s »»<« R!«Irr-itt«Ijei' ,?»I«rw»' i» M«o llslurlod klavl. 2oM»kor»i VM.SS. NalUstsrollt«» 8r, ckov ULniz« vo» Luobi,«» OI»vvoI»«1vi», IZv«»vLt». Linrelverkauk Vre>»«1vn, 4Un»»>^Itt 2. ^bs^SL* kspivr-kadrUl-lLgsr «»- k»plor-SrossokslläIiu»8 -»- ^.FIL «8» SS ^6 I»»vv »Ilsr 8oetou uo,I »rm.Is unU NoNsn in »U«n rliil-uv». nn>t I >»» Iintltrl. — — voll» — »nck Nu«t<^r- HV« 1»,^ nnä et»rt«Ix« ti< ttl»»p»>>t< r^. Volvxsllksitüpostsn. — IlNIixslo Irrsinn. — kroinptosto NvlNvuuns. Dresden, 1897. Vor/ügliedo» Lttlsktsuär-llüwl kür Oesctiiifl.-,- und Vor- ^llüffullt.'3-liei8pnäv, Emilien uuä 'l'ciuriLtöll. k» Im LvntrrlM ä«r 8taät. ' Ite ^t»uii»»t ' Lürssvrl. l'iisiwr. 4MS«r«r«ANWMrÄ«LrL^-?EL»4^Kk^t Aax: liunrltli, >Vr»N«tr. 8. ?ko1o§rLpdlv M Kakll 8 Mchs Nr. 48. M«tl: »pveinlitätou: unä «> app«»- ^ukttnl»u«n, Vmitkurt«» - Ubotoxrapliien 12 8tüeß 0 älarß, Vei'»ri'Ü8»,«i'unir«» uuvli sodom Li Id in lriiimtl. ^uslükrung. VAi8vnli»u88ti'. IS, ssoxonflkor äsm kksinüli^ön Viotoria-Iioivl. Nr de« Munk Niirz werden Bestellungen auf die „Dresdner Nach richten" für Dresden bei Unterzeichneter Geschäfts stelle zu 80 Pfennigen, für auswärts bei den Kaiserlichen Postanstalten im Deutschen Reichsgebiete zu 92 Pfennigen, in Oesterreich-Ungarn bei den K. K. Postämtern zn 85 Kreuzern angenommen. StlchäslsScljt der „vresdner Zlachrichlen". Kritische Situation auf Kreta. Brand der Krenzkirche. Hoknachrichten, Gesammtrathssitzung. StaatSclsen- bahnarbeiter, Gerichtsverhanolniigen. Dritter Kammecmusitabend. durch den Wunsch Unruhen hervorzurusen. veranlaßt worden. Die Regierung sei entschlossen, ihre Trnppensendunaen sortzuietzen, um die Ordnung hcrzustellen. Die Äusstäg-ischen in Kreta wurden in drei Abthciiungen gelhellt und stehen unter dem Befehle von Offizieren, die ans der griechischen Armee ausgetreten sind. Die erste Abtheilung steht in der Nähe von Relhvmo unter einem Artilleciemajor, die zweite bei Kandia unter einem Geniehanpt- mann und die dritte bei Kanea unter einem Arlilleriehauptmann. Angesichts dieses Verhaltens Griechenlands haben sich die Mächte endlich entschlossen, gemeinsam zu handeln. Die Okkupa tion Kretas hat begonnen: Kanea ist durch die Truppen der Großmächte beseht worden, und zwar durch ein Detachement von lOO Russen, IM Franzosen. IM Engländern, 100 Italienern und 50 Oesterreichern. Das Detachement war befehligt von eineni italienische» Offizier. Ein zweites Detachement, besehligt von etnem französischen Offizier, in gleicher Starke und Zusammensetz ung. hält sich bereit, sich auszuichisfen. Ans den Wällen der Stadt Kanea sind englische, russische, italienische und österreichische Fahnen aufgepflanzt. Dem griechischen Geschwaderkommandanten wurde die Okkupation Kaneas notisizirt. Der neue Gouverneur von Kreta. Ismail Bey. hat eine Note an die fremden Admirale gelichtet, worin es heißt, ec sei mit ihrer Besetzung der Stadt Kanea vollkommen einverstanden, fltach einer offiziösen Wiener Meldung haben die Botschafter in Kvnstantinopel den Vorschlag Englands angenommen, Kanea, Herakleion und Rethymo durch Mannschaften der Schisse der Großmächte zu besetzen, die griechische Flotte von Kreta zu entiernen und die Entsendung von Verstärkungen skr die türkischen Truppen zu verhindern. Der osterreichilch-ungariscke Schiffskominandant ist bereits angewiesen, mitzuwirken. Die Maßnahmen bezwecken die Hintanhaltung, eventuell gewaltsame Verhinderung weiterer feindseliger Aktionen der griechischen Schisse. Uebec Maßregeln zur Verhütung des Blutvergießens aus Kreta stehen die Mächte vor einer Einigung, wenn sie nicht bereits einig sind. Die Geschwader der Grotz- mächte berathen unter dem Vorsitz des französischen Admirals als des Rangältesten auf Grund übereinstimmender Instruktionen der Kabinette. Die Konsuln in Kanea beantragten di» Landung aller iiche Witterung:! Heiter. Frost. Mittwoch, 17. Fcbr. Politisches. Es ist ein eigenartiges Schauspiel, das die Neugriechrn vor- sühren: ohne Kriegserklärung, unter Nichtachtung der Grundsätze des Völkerrechts, im offenen Gegensatz zu dem Willen von beinahe ganz Europa haben sie den Kamp» gegen die Türkei eröffnet. Mit einer erstaunlichen Selbstüberhebung haben sie bisher den Einsprüchen der Großmächte getrotzt: mit einem fast heroischen Kampsesmutbe hoffen sie alle Widerstände zu' überwinden, und ein geradezu beispielloser Leichtsinn ist es. mit dem sie sich über die völlige Unzulänglichkeit ihrer finanziellen und militärischen Kräfte binwegletzen. Man könnte einen Augenblick geneigt sein einen Vergleich mit den Helden des alten Hellas zu ziehen, das den nationalen Unabhänaigkeitskampf gegen das ungeheure Perser reich mit stolzem Slegesbewußlsein ausnahm. Aber die Parallele mit den Kämvtern von Marathon und Salamis ist sofort erschöpft, wenn man sich die Unfähigkeit der Neugriechen vergegenwärtigt, sich eine politische Machtstellung zu schaffen, die auch nur die ge ringsten Ansprüche aus internationales Ansehen zu rechtfertigen vermöchte. Zwar berufen sich auch die Neuhcllenen auf ihre natio nalen Pflichten gegenüber ihren Stammesbrüdern, sie sprechen von dem Geist der Freiheit und Gerechtigkeit, der ihnen gelüstet, für die Erlösung Kretas von der türkischen Zwangsherrschaft bis zum letzten Blutstropfen zn kämpfen. In der Note an die Mächte, in der sich die griechische Regierung zu verantwoUen sucht, heißt es u. A.: Lflr können nicht unsere Wichten einer stammverwandten Insel gegenüber vergessen, und eben zur Erhaltung des Friedens und um den Gefühlen der hellenischen Nation gerecht zn werden, erbitten wir NamenS der ganzen Kulturwelt die Fürsorge der Mächte." Aber dergleichen Worte prahlerischen Ehrgeizes können nicht darüber hinwegtäuschen, daß das bankerotte Griechenland eine abenteuerliche Politik treibt, die allen internationalen Verpflicht ungen Hohn spricht und auch nicht mit gerechten nationalen An sprüchen in Einklang zn bringe» ist, weil sie in ihren äußersten Konsequenzen nicht zur Wiedergeburt, sondern zum Untergang des modernen Hellas führen niuß. Mit Ausnahme einiger bedentungs- und einflußloser Kreise, die ihre demokratischen Völkerbeglückungs- Utovien gewöhnlich nicht anders als in garibaldianischer Räuber manier zn bethätigen wissen, ist die öffentliche Meinung in Europa in der Verurthellung des widerrechtlichen Vorgehens Griechenlands einig. Besonders in Italien suchen uch philhellenistlsche Demon stranten Geltung zu verschaffen. Der berüchtigte Jmbriani will sogar mit den üblichen „1«>0d Freiwilligen" nach Kreta abgehen. Brächte er das Wirklich fertig, so würde wahrscheinlich das Fiasko, das dem Danditenstreich Garibaldi'S im Jahre 1870 ln Frankreich zntheil wurde, eine neue Auslage erleben. Von der thatkrästigen Begeisterung, die der Befreiungskampf der modernen Griechen vor 70 Jahren in Europa erweckte, ist herzlich wenig zurückgeblieben; Im Gcgcnthell. nian würde heute allenthalben lebhafte Genng- thuuna empfinden, wenn den Griechen ihr verbrecherisches, den europäischen Frieden bedrohendes Handwerk gelegt würde. Tic Aussichten hierfür haben sich erheblich gebessert. Die Großmächte haben einoeseheii. daß die Jntcrventionspolitik, so lange sie nicht über das diplomatisch-akademische Verfahren hinaus kommt. keineswegs genügt, den von Griechenland entfachten Brand zu ersticken. Denn trotz aller Vermahnungen und Drohungen seitens der europäischen Kabinette baden sich die Griechen nicht davon abbringen lassen, de» Kretern Hilfe zu brimzen und die Vereinigung der Insel mit dem Königreiche zu vollziehen. Die nach Kreta entsandte gtiechische Truppenabthcilung Ist bei Platanias nächst Kanea an's Land gegangen. Bald darauf ist in Platanias der Korpskommandeur und Jlügeladjutant des Königs von Griechenland, Oberst Vasson, gelandet, dem nach einer amtlichen Bekanntmachung der Befehl crlheilt worden ist, im Namen seines Monarchen von der Insel Besitz zn ergreifen, die Türken zu ver jagen und die Festungen zu besetzen. Thatsächlich hat Oberst Vasson bei seiner Landung sofort eine Proklamation an die griechische Bevölkerung mit der Aufforderung erlassen, Kanea zu übergeben. 'Nach einer Meldung der .Times" aus Kanea sollen ferner durch vier griechische Schiffe griechische reguläre Truvpeu an der Westküste Kretas gelandet worden sein. Auch auf der Ostkuste der Jnicl sollen bereits vier griechische Bataillone mit Vier Batterien aus- geschisst worden lein. In Griechenland werden die Rüstungen eitrig fortgesetzt und die chauvinistische Strömung wächst. In Athen schritt der Kronprinz die Front der für Kreta bestimmten Truppen ab und sagte, er erwarte, Laß die Soldaten dort, wohin sie jetzt geschickt werden, ihre Pflicht als echte hellenische Soldaten erfüllen würden. Der Kronprinz stellte sich an die Spitze der Kolonne und begleitete sie über den Boulevard de l'AkropoliS bis zum Bahnhof für den Piräus. Tie Königin und die Kronprinzessin «Prinzessin Sophie von Preußen) wohnten dem Vorbeimarsch an dem Triumphbogen Hadrians bei. Prinz Nikolaus soll mit einem Artilleriereainiente nach Larissa an der tbessalisch-türkischen Grenze obgehen. Die Erregung in Athen ist sehr groß. Die Reserven der Jayresklassen 1872 und 1873 wurden einberufen und müssen sich in 18 Stunden stelle». Die Kammer wird von der Bevölkerung umlagert, welche begierig Nachrichten aus Rethhmo, Kandia und Kanea erwartet. Aus die Nachricht von der L indung griechischer, Truppen auf der Insel Kreta wurden zahlreiche Kundgebungen veranstaltet. Die Bevölkerung war vor Freude außer sich. Eine große Menschenmenge durchzog unter den Ruten: .CS lebe Kreta !" die Straßen bis zum Königlichen Schlöffe und brachte dem Könige begeisterte Huldigungen dar. Tie Menge wandte sich dann nach dem Finanzministerium, wo Delhannis von der Terrasse herab zur Menge sprach, ihr für die zum Ausdruck gebrachten Gefühle dankte und Ruhe anempsahl. Tclnannis schloß mit den Worten: .Laßt uns hoffen!" Auch aus den übrigen Städten Griechenlands werden begeisterte patriotische Kundgebungen gemeldet. Aus die vo» dem französischen Gesandten Bourä überreichte Kollektiv- Verbalnote erwiderte die griechische Regierung, ihre Intervention aus Kreta lei durch die Metzeleien gerechtfertigt und keincsivegs euroväijchen SchlffSmannich'ttten. Gegenüber dem offenbaren Ent schluß seitens der griechischen Kriegsschiffe, die Wünsche der Mächte zu mißachten, sandten die europäischen Flotienbefehlöhaber dem griechischen Kommandeur eine Note, die ihn anffordert. die Be stimmungen des Völkerrechts zu befolgen. Ferner drohte der Be fehlshaber der britischen Kriegsschiffe dem Prinzen Georg von Griechenland, wenn dieser die ihm vom König und der griechischen Regierung ertheillen Befehle ausfühce, so wurde er zur Anwend ung von Gewalt ihm gegenüber gezwungen sein. Der Komman dant des griechischen Kreuzers „Admiral Miaulis" erklärte dem Befehlshaber des englischen Grichivaders, er habe den Bcsehl zur Beschießung des tückischen Avisos nur ans eigener Initiative und unter eigener Verantwortung gegeben und werde knnstig Feind seligkeiten vermeiden. Aus allen Hauptstädten der Großstaaten liegen Meldungen vor. welche die augenblickliche Einmüthtgkeit der Mächte in der kretischen Frage bestätigen. Auch dle Haltung des offiziellen Englands läßt vorläufig nichts zu wünschen übrig. Im Oberhaus erklärte der Premierminister Salisburst: „Die britische Regierung bleibe bei ihrer bisher beobachteten Haltung, indem sie mit den übrigen europäischen Mächten znsammengehc und mit denselben gemeinschaftlich handle. Die Offiziere der britischen Flotte seien angewiesen, in kein isolirtes Voigchen einzutrelen, sondern mit den Offizieren der Flotte der übrige» Mächte gemeinsam vorzugeben. .Natürlich." fuhr der Premierminister fort, „sei eine der Folgen dieses gemeinschaftlichen Vorgehens, daß man nicht mit Sicherheit über die Richtnngslinie sprechen könne, welche die Mächte wohl einschlagen werden. Dies sei schwieriger, als wenn man unab hängig handle und es würde außerdem unangebracht sein. Er könne daher lediglich sagen, daß das sympathische Einvernehmen der Mächte vollkommen bestehen bleibe, »nv daß kein Grund zu der Annahme vorhanden sei, daß dasselbe werde gcrinaer werden, ober daß bei den Mächten irgend eine Absicht, von der bisher ver folgten Politik abzuachcn. bestehe." 'An dem letzten gcmeimamen Protestschritt der Mächte in Athen hat sich auch Rußland de- lheiligt. Der Minister des Aeußern Graf Murawiew führte gegen über dem Vertreter Griechenlands in Petersburg eine Sprache, die diejenige der anderen Mächte an Schärfe und Deutlichkeit noch übcrttaf. Es herrscht somit vollständige Einigkeit der Mächte. Rußland entsendet den Admiral Anoresew besonders zn dem Zweck, die etwa bevorstehenden Operationen in den kretischen Gewässern zu leiten. Trotz dieser Einigkeit der Mächte bleibt die internationale Situation eine kritische. Niemand kann Voraussagen, ob nicht der kommende Tag Ucberraschungen bringt, durch die die gemeinsame Aktion in Frage gestellt wird. In erster Linie komnit cs darauf an, ob die Türkei auch fernerhin die fortgesetzten Herausforder ungen Griechenlands unbeantwortet lassen wird. Im Ministerium des Äeußeren in Konitantinopel sollen die Pässe des griechischen Gesandten bereit liegen, um ihm zugestellt zu werden, und der türkische Gesandte in Athen soll- bereits angewiesen worden sein, sich zur Abreise bereit zu halten. In Konstantinopel wird zivar offiziell bestritten, daß die Pforte angesichts des energischen Ein greifens der Mächte an inililärische Maßregeln gegen Griechenland denke, dagegen wird aus Belgrad gemeldet, daß in der ganzen europäischen Türkei nach Kräften gerüstet wird. Dem türkischen Krtegsminister wurden die durch die nationale Subskription für Heereszwecke aufgebrachten Gelder zur Verfügung gestellt. Trnppen- verschiebungen von Konstantinopel über Dedeaghadich nach Saloniki stehen bevor. Ferner überreichte dle Pforte neuerdings eine Note, in welcher sie aus den Zwischenfall der Beschießung des türkischen AvisoS „Fnad" hinweist, aus die Gefahren einer der artigen Handlungsweise am Frieden aufmerksam macht und um entsprechende Interventionen der Mächte ersucht, da sic sonst andere Maßregeln ergreifen müßte. in seiner ganzen Ausdehnung eine mächtige Rauchsäule, aber noch war keine Helle Flamme sichtbar. Diese zeigte sich erst nach 4 Uhr, zuerst wieder «m östlichen Dachrande, von wo der Brand über haupt seinen Ausgang genommen zu haben scheint. Vermulhlich ist derselbe durch einen Defekt in der Eeniralheizung entstanden: es ist wahrscheinlich, daß der erste Brandherd ichon lange Zeit glimmend bestanden hat. Unmittelbar nach den ersten Wahr nehmungen von dem Brande war die Feuerwehr in voller Stärke mit allen Geräthschaften unter dem Kommando des Herrn Brand direktor Thomas am Platze erschienen und hatte die Löscharbeiten mit bewunderungswürdiger Energie in Angriff genommen. Aber das massige, zum Theil sehr trockene Holzwerk und Gcbälke unter dem Dach hatte dem Brande io viel empfänglichen Stoff geboten, daß auch die gewaltigsten Wassermassen, welche durch das Dach im Innern der Kirche niederströmten, sich wirkungslos zeigten. Weiter wurden die Löscharbeiten in hohem Maße er schwert durch die furchtbare Glntb, welche von der schmelzenden Zink- nnd Kupserbedachung ausging. Die Hauptaufgabe der Feuerwehr lag darin, den Zusammenbruch des Inches nach innen zu verhindern. In einer von Heim Orerkonsistorinlrath v. Dibe- lius und Oberbürgermeister Beutler mit Herrn Branvdirekior Thomas a»f dem Brandplatze ', »5 Uhr abgehaltenen Besprechung wurde die Frage erörtert, ob nicht mit der Räumung der Kirche, namenk-, sich mit der Bergung der kostbaren Kirchcngerälhe, des Archivs und der Bibliothek begonnen werden sollte: Herr Branddirektor Thomas sprach indeß die Hoffnung aus. den Brand ans den Dachstuhl lokalisiren zu können. Inzwischen freilich loderten wech-^ selnd an verschiedenen Stellen die Hellen Flammen empor, wäh rend an anderen mächtige Helle und dunkle Rauchwolken dem Dachstuhl entquollen. Der nach Tausenden zählenden Menge, welche sich in den auf die Kirche ausmündenden Straßen anqe sammelt und durch die Königs. Gendarmerie sowie die WohliahrtS- volizeibeamten unter den Herren Hauptmann de Rubber und Maior v. Bock in Schranken gehalten wurde, bot sich in dem brennenden Gotteshause, welches erst vor zwei Jahren aus das Prächtigste renovirt worden ist, ein furchtbares Schauspiel, dessen erschütternde Wirkung noch durch den Gedanken gesteigert wurde, daß oben auf dem Thunne noch zwei Menschen, ein Jeuerwächter Bon einer furchtbaren Katastrophe ist gestern, am 400jährigen Geburtstage unseres großen Kirchenlehrers Melanchluon, unsere altehrwürdige Krenzkirche heimgesucht wor den . Der stolze prächtige Ban istheuteeine R u i n e! Während einer Trauung, die Herr Archidiakonus Neubect vollzog, zeigte» sich Plötzlich, etwa ' «4 Uhr am Ostende der Kirche unterhalb der Sakristei kleine Rauchwolken. Wenige Minuten später er schienen dergleichen aber auch am Dach und nach kaum einer Viertelstunde drangen a»S allen Fenstern am Dachrande geringere und stärkere Ranchmassen. Gegen -V«4 Uhr entstieg dem Dachstnbl und ein Calcant (Bälgetreter der der Orgel), weilten, denen infolge ihres zn langen Ausharrens auf ihren Posten der Wig vonsi Thnrme durch den Rauch versperrt war. Ja dieser war nicht nur in den Glocken- nnd Uhrranm und in die Gänge des Thurmes eingedrungen, sondern das dort befindliche Balkenwerk war gegen 3 i5Uhc auch bereits vom Feuer ergriffen worden, und so mußte dew beideiuLeuten, die an dem eisernen Geländer in der großen Laterne des Thurmes immer wieder sichtbar wurden, nun von außen Hilfe ge-! bracht werden. Hierzu wurden von der Straße aus mittelst Stricken Steigleitern auf das Dach gezogen. Nach 5 Uhr gelang die Rettung des Thürmers. Es waren Augenblicke voll höchstes Aufregung. Der Thurm hüllte sich immer mehr in dicke, qnal- mendc Wolken: undurchdringlich, unathmenbar füllten sic dw Treppenaufgänge. Oester wurde der Thürmer oben über der Uh< sichtbar, unten aber auf der Flur eines Hauses der Psarrgasse lag' tn Krämpfen seine Frau, während sein Schwiegervater, der bis herige Thürmer Schindler, seinem Schwiegersöhne Sohr (?) hinauf rief : „Blitzableiter!" Immer unheimlicher wurde die Lage. Die Feuerwehrleute auf dem brennenden, rauchenden Dachstuhle riefen endlich vereint hinauf: »Am Blitzableiter herunter!" Und der wackere Mann that's! Cr schwang sich, rin gewandter Turner, über das Gitter und kletterte vorsichtig, bisweilen in Rauch wolken gehüllt, herab bis auf den Dachstuhl. Als er dort an- gelangt, erschöpft, rauchgeschwärzt in die Arme der Feuerwehr leute sank, entrang sich unwillürlich den auf dem Altmarkt Stehenden ein: Gott sei Dank! und ein vielhundertstimmigcs Bravo! drang zu dem pflichtgetreuen städtischen Beamten empor. Unien aber versicherte lein Schwiegervater, der alte Thürmer: „daß nun doch sein Traum bei seinem treulichen Jubiläum in Er füllung gehen werde — nämlich, daß er »och eine neue Krenztirche bauen sehe." — Gegen Uhr ordneten Oberbürgermeister Beutler und Oberkonsistorialrath Dibclins das Forffchassen der Kirchenbücher aus der Sakristei an. was sehr bald erfolgte. Hoffent lich erweist sich der eingemanerte Kassaschrank als wirklich „feuer fest". Kurz daraus sahen die Feuerwehrleute vom Jnnenschiff der Kirche aus ein Loch in der Decke: das Feuer hatte durchgcbrannt und einzelne feurige Holztheile fielen aus das Altar nicvcr. Die Oefsnung erweiterte sich immer mehr und mehr, schon leuchteten die Kirchenfenstcr von außen und 7 Minuten vor 0 Uhr stürzte mit einem furchtbaren Krach der Dachstuhl ein in das Innere der Kirche. Eine Feuersäule, himmelhoch emporlodernd, gab den Außenstehenden Kunde von diesem mächtigen Fortschreiten des Brandes. Nun aber wandte sich alle Sorge den Feuerwehrleuten zu, die man auf dem Dache hin und hcrlaufen sah. Bereits vor einer Stunde hatte der Oberbürgermeister gesagt, das Dach sei nicht zu halten, man möge die Leute zunickrufen. damit Keiner verunglücke — doch blieben die Mannschaften bis »ach 6 Uhr oben. Man holte vom Altmarkt die Rettungkleitern und das Sprungtuch herbei, doch haben sich die meisten der Fciienvrhrleute noch durch den Thurm gerettet. V«7 Uhr gewahrte man jedoch noch 3 Mann a»s dem Dachstuhl, die eine Leine herabwarfen. Die Dunkelheit des Abends verhinderte ein genaueres Erkennen. — Die brennende Kirche bot einen furchtbar-schönen Anblick. Tie Fenster platzten und die, weiche zunächst noch ganz bliebe», leuchteten blutroth. Das Feuer fand ersichtlich an dem Holze der Emporen und des Schiffs reiche Nabrung: bisweilen stammte eine mächtige Garbe, aus der der stolze Thurm als letztes festes Boll werk in dunkler Abendbelenchlung sich abhob, hoch empor. Das geschmolzene Kupfer floß in violetten nnd gelben Farbentönen rn das Blutrot!) der Flammen. Ein schauerlich schöner An blick, zumal wenn ein Luftstoß brennende Holztheile weit hin hcrumstrcnte. Als ein glücklicher Umstand ist eS Immer hin nocy anznielien, daß vollkommene Windstille herrschte, so- daß eine eigentliche Gefährdung der umliegenden Häuser nicht eintrat. Die Hitze in denselben war jedoch theilweisc sehr groß. Außer den bereits genannten Persönlichkeiten hatten sich aus dem Branvplatzc alsbald Ihre Königs. Hoheiten Prinz und Prinzeß Friedrich August, viele Mitglieder des Raths und des Stadt- verordnetenkollcaiiims. hohe Polizeibeamte, darunter der Vertreter deS Polizeipräsidenten Rcgirruugsralh Kvttig. Rcgieriiugsralh Manitz, Polizeiratb Hohlfeld:e.. der Präsident des Limdeskeusisio- riums v. Zahn, viele Geistliche und Kircheuvorsliindc riügesiinden: später erschienen Se. Eyrell. Staatsminister v. Mci-.ich. dcr Stadt kommandant Ezccll. Geucralleutnaul v Zeichau, dieHviüini'chnlle v. Earlowitz und v. Reitzcustriu :c. Se. Mcuestäk der König ließ sich über den Brand wiederholt eingehend Bericht crstaüe». — Schoir vor 700 Jahren hat an der Stätte, wo die Krenzkirche L> tz
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