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Dresdner Nachrichten : 08.11.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189011084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1890
- Monat1890-11
- Tag1890-11-08
- Monat1890-11
- Jahr1890
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- Dresdner Nachrichten : 08.11.1890
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ans französische Protektorat über die Katholiken tm Orient nicht schwächen lassen. Schließlich wurden alle Kapitel de- Budget« des Auswärligen ohne Abänderungen angenommen und wurde d>e Berathnng de» KrirgSbudgets begonnen. Der Berichterstatter Eochery erllüite bierbei, es leien alle mir erdenkliche» Ersparnisse voigciivmmen worden. Wenn man das srauzvsischc Budget »>" dein deulschen vergleiche, so müsse man »narbe», daß man in Frankreich sür dir rnijprrchendcn Posten 10 Millionen mebr au«- aebe als in Denlschland. lm Ganzen 510 Mtlllonen gegen 500 'ffiillivnen. Da» seien die ordentlichen Ausgabe». Allein lür die »nkervidciilllchen Ausgaben im Jahre 1801 ivürde in Frankreich da» Bridge« 308, in Deutschland dagegen 325 Millionen betragen. In der Vermehrung des Effektivvestcindes seiner Armee solar Frankreich nur dem Beispiel der Nachbar-Nationen. Frankreich wisse, dab der Friede nolhwendig sei, aber e» werde kein Obs« scheuen, uni seine Existenz und seine Würde zu wahren. ES sei vvrauszu- schen. dab in einigen Jahre» dem Lande wettere 50 Millionen zur Unterhaltung seiner milttlirilchen Macht ausgebürdet würden, allein die Kammer werde sicher nicht» unterlassen wollen, was für deren moralische und materielle Größe nvtdwendig sei. Hieraus winden dir ersten 11 Kapitel deS KriegSbudgelü debattelos ange nommen. Der Touloner Stadtrath bei'chlob nahezu einstimmig, die Ent lassung de» verhafteten Bürgermeister« Fouroux gegen Sicherheits- slcllung zu foidern. Lei Eisfelllinrni in Paris, der »unmehr sür den Winter ge schlossen wurde, hatte in diesen, Jahre IM,000 Bestich«. Atalicn. Tie „lliisorma", das Organ Erispi's, sagt in einem Bearuiiuug»lclegra»iin anläßlich der Neise des Reichskanzlers u Enpiivi, Italien habe bereits i» der kurzen Zeit seiner ÄmtSstlh- uuig die ta'iuorrageudeu Eigenschaften des Reichskanzlers würdige» löinien In dem Akte der Höflichkeit, welchen die Begegnung des Reichskanzlers mit dein Mlnisterpräsidenten CriSpi dnrstelle, drücke sich auch eine politische Idee ans. welche von ollen Italiener», die Anhänger einer svstcnintischen Opposition ausgenommen, entspre chend geschäht werden winden. Der Reichskanzler General v. Eaprivi wurde aus dem Bahn- Hose in Mailand, wo sich eine zahlreiche Menichenmenge ringe st,»den batte, von den, Ministerpräsidenten CriSpi, dem Präfekten und dem Polizeiches der Stadt, sowie dem deutschen Bollchastsrath v. Drönberg empfangen. Die beiden Staatsmänner begrüßten ein ander aus'S Herzlichste und fuhren alsdann gememschaitlich in daS Hotel Canon,, wo sie das Frühstück einnabineu. Lvnnadend be weist sich der deutsche Reichskanzler nach Monza, um dem Könige Hinüber! ein eigenhändiges Schreiben des Kaisers Wilhelm zu überreiche». Tie Mailänder Blätter bringen anläßlich der Ankunft des Reichskanzlers v. Eapiivi sympathische Begrüßungs-Artikel. Tie ..Lembardla" lagt, die ösfrniliche Meinung Italiens sehe es gern, wie sich die Baude der Zuneigung und de, Interessen zwischen Italien und Deutschland enger und enger schlössen zu Gunsten einer sruchN'arcn 'Arbeit des Friedens. Schweiz. Die Wahl einer neuen Negierung im Tessin er leidet erhebliche Verzögerung und durste schließlich nicht zu Stande kommen, da seiten» der in Aussicht genommenen Roniervativen Echwieiigleiten erhoben werden. Hiermit scheint das Gerücht, daß es den Konservativen in, Tessin überhaupt uni eine Verständigung Mil Len Liberalen nicht zu thun sei, bestätigt zu werde». Tie Forderungen in, außer ordentlichen Militärbudget pro 1801 sür neue Gewehre und Munition, sowie sür die Landesbesestigung betragen 12'/- Millionen FrcS. Belgien. Die Arbeiterpartei veröffentlicht einen in starken Ausdrücken gehaltenen Aufruf, in dem sie das allgemeine Stimm recht verlangt. Ter Ausruf bezeichnet sodann die Ltraßenzüge am nächsten Sonntag als die letzte friedliche Kundgebung. Rach der selben werde ein allgemeiner AuSstand organjsirt. Holland. Tie Kammern sind stir Mittwoch d. 12. November z» einer Signng eiiiberufen. Denselben wird ein Gesetzcniwurs zngchcn. durch welche» die Königin Emma als Regent!» bestellt wi>d. Ter Zustand des Königs wird mehr und mehr ungünstig, die Kräfte nehmen erheblich ad; der König ist im höchsten Grade auigercgt. Luxemburg. In feierlicher Ka»»»ersitzii»g trat Herzog Adolf die Ncgeimchait von Luxemburg an. Die Tribünen waren über füllt, von Damen in der Mehrzahl. Eine Deputation empfing den Herzog Adolf an der Treppe de» Käminergcbäudes. Der Herzog trug die Gala - Uniform eines nassanischen Generals, der Erbprinz österreichische rothe Huinren-Unisoun: Neide trugen das Band deS niederländischen Löwen. Der Herzog sprach mit fester Stimme die Thronrede, welche lautet: Ein neuer Rus ist an mich ergangen, hier, neben dem Throne stehend, die Luxemburger Fahne zu ergreifen, dir wir nicht finken lassen dürfe», (sie sind mit mir m die tnnnige Lage verletzt, abermals den König sür rcgierungs- nnsishig zu erklären. Wie peinlich auch im Augenblick die Aus übung meinet Pflicht ist. so habe ich doch meinerseits angesichts »imior Pflichte» gegen Krone und Land geglaubt nicht säumen zu butten. hier zu erscheinen Ich nehme die Regenlichast an. <S»uchl die Eidesiormel.i Wäre es nicht iiberslüifig, den, Eide weitere Eikläningen hi»z»z»fügcn k Ich könnte ja nur wieder holen. was ich bereits hier erklärt habe. Dem. was ich damals an? üeberzeiigung und Pflichtgefühl gesprochen, Hobe ich nichts Henningen, nichts iveg,u»eh,ncn. In den wenigen Wochen, welche iw hier weilte, ist es mir vergönnt gewesen, wich zu überzeugen, das; Ihre iheucrslen Hoffnungen mit meinen innigsten Wünschen bMlanwg übeicinslimmen und daß die Herzen der Luxemburger und des Herzogsregenkcii in ae»ieimamen Gefühlen schlagen. Flehen wir zni» Himmcl, daß er die Leiden des Fürsten lindere, dem das Land eine lange Aera der Freiheit und des Fortschritts i'ccdankl und an den mich zahlreiche starke Bande knüpfen. Möge de, Hinnncl ihm Kruft lind Ausdauer verleihen und jenem Engel der Ansopfkning und Mildihäligkeit, welcher ohne Ermüde» a» dein Schmerzenslager des Kranken wacht. Schließlich bitten wir die ".m'ehnng, daß sie die Arbeiten segne, welche wir zum Wohles des Vaterlandes zu uiitcruehnieu im Bearifse sind. Ich erkläre! die Cessio» von 1800 für eröffnet. ES lebe der König! — Bei! der Verlesung de» Rede wurde der Herzog verichicdeiitlichc Mule durch lanie Prcivornfe unterbrochen. In der Autwortadresse dankt die Kammer dem Herrog und rimnst Akt von dem Eide. Die Luxemburger häkle» bereits bewie sen. daß sie Wehls sehnlicher wünsche». als einen lieben und ver ehrte» Fürsten, der zu ihnen tomnii init dein Wunsche, stir das Mick ihres lieben kleinen Valerlnudes zu arbeiten Im Ilebrigcn bring! die Adresse Wnwche für den König und die Königin als die Muhle des Landes zum Ausdruck. Sie wurde mit Akklamaiio» angenommen. Bei dem Festessen brachte Lei Herzog zuerst seinen Toast ans den König der Niederlande aus. dem das Land eine lange Reihe von Jahren deS Gedeihens und Glückes verdanke. Ec snbi fort! Achtzehn Monate Kirn vergangen, seit er das erste Mal in die Mitte der LändcSbeittetung aelommen, um i» der LaubcSiprachc sein Programm z» culwickel»: wtzt brauche er dasselbe nicht zu wiederholen. Er sei u»ch ei» Lnxembnig« und komme wieder in seine Familie: Gott möge iluu die »öthige Kraik »nd Einsicht schenket,, um seine Pflicht zum Wolile und Gedeihen deS Landes zu erfüllen. Ec leere iein Glas aus duS Wohl Luxem burgs — TerTvas! wurde >i»i wiederholte» Hochs ans de» Regen- le» »»iaenoininen. Dnneninrk Im Namen der geographischen Gesellschaft in Keveubogcn überreichte deren Vicepräsident dem Entdeck,mgs- icsienden Naiven die goldene Medaille in Anerkennung seiner Fmictunjzeii ans Grönland. Nansen dankle und checkte mit. er beabsichtigte, ,m Juni 1602 eine Fahrt nach dem Nordpole z» mileinehmen: mit einem leichten Schisse wolle er von der nord- sibirischen Käste slromwärlS nach Spitzbergen gehen: er berechne die Ausführung seines Planes ans die Tauer von 2 Jahren, er nehme jedoch Proviant ans 5 Jahre und lern« eine» Ballon mit. rltnstlnnd. Das „Jonrii. de St. Pcl." bespricht den herz lichen Empsai'.g, welcher deni Großsnrsten-Throitsvlgcr i» Wien bereitet worden sei, und sagt, der Empfang de» Großfürsten an dem Hole der Habsburger hülle nngrsichls der srenndichastlichen Äezlelnin.ntn. welche die erlauchte» Snuveränc der beiden Reiche und ihre Tvnasticii verbinden, kein anderer sein könne». Tie rus sische Bevolkeiung könne die Beweise herzlicher Shmpathie. welche i» O stei reich »nd ganz besonders i» Wien dem niisischen Thron erben gegeben seien, nur mit dem Gefüllte dankharcr Gculigthunng entgegcnnchmen. Derartige Zeichen und Sympalhie müßten einen Mablihäligen Einfluß aus die Beziehungen zwilchen de» Rnchbar- velkern ansnbe», indem sie zur Alisrechterhaltuiig und Befestigung cinci friedlichen Lage beitrüge», welche alle wünschten. Tas v. Krainsta'sche Kohlenbergwerk Ignatz Mortimer steht seit dem 23. v. M. noch immer in Brand. Man läßt kein Mittel unversucht, um das Feuer wenigstens zu lvlalifircn und den unleren Thcil des BergweikS zu retten, da der obere unrettbar verloren ist. Per der Errichtung vo» Schutzdämmen ist leider auch das Unglück passirt, daß eine Schutz,nauer. welche dem Andrange der Gase nicht wi! s«k her, konnte, umgeh man die Vtrungli! siqt ist und fünf Arbeiter verschüttet hat. Als man die Verunglückten bervorzog, waren zwei tvdt, drei Huden lebensgefährliche Bralidwunden davonaetrage». denen der Eine bereit« in, Spital erlege» ist. Man ist allgemein der Ansicht, daß der Brand „och mehrere Tage dauern wird Au« der ganzen Umgearild. ja sogar au» Galizien und Schlesien strömen Tausende von Neugierigen herbei, um da- grausige und seltene Schauspiel anzulehen. Türkei. Unter den Armeniern in Turlai geht rin mckrübre- rtsche» Rundschreiben herum, decken Wortlaut die .Daily New«" veröffentlicht ES beißt in dem Schreiben, baß die Hilfe der euro päische» Mächte nicht länger zu erwarten sei. Die Zeit sei erschie nen. daß da» Volk sich selber verlbridige. Der Ausruf schließt mit der Mahnung an alle Männer und Frauen, reich und arm, alt und jung, sich dem heiligen Unternehmen für die Befreiung Armeniens anzuschließen. Serble«. Vier ungarische Viehhändler landeten in Telia und be gaben sich nach dem Dorfe Petrowo, wo der OriSvorstand ihnen Vieh zum Kaufe anbvt, nachdem er sich überzeugt hatte, daß sie über eine Baarichast von 130 NapolevnSdor verfugten. Aus dem Wege zur Besichtigung d-s Viehes hörte ein zurückgebliebener Bauer i» einem Wäldchen mehrere Schüsse Er eilte zum OrtSvorstand, be nachrichtigte denselben von dem Geschehenen und sprach den Ver dacht auS. daß die Leute erschossen winden Der OrtSvorstand verweigerte, eine Untersuchung etnzulriten. Erst am nächsten Tage verfügte dle Bezirksbrhördc die Untersuchung Am Thatort winden die Leiche» der Viehhändler, dreier Vanern und eines Führer , vorgcsuiide». Die Thal« sind bereits verhaltet 'Nach einem amtlichen Belichte sollen die vier Ermordeten siebcnbürgische Vichtreiber gewesen lei» Amerika. Die Größe des Triumphes der Demokraten übcr- trisst die sanguinischste» Hoffnungen der demokratischen Partei und bereitet im ganzen Lande die ärvßle Ueberraschinig. 'Nach den neuesten Berichte» wurden 242 Demokraten, i»8 Republikaner und ein Arbeiter-Kandidat für de» Kongreß gewählt. Die demokratische Mehrheit beträgt demnach 143 Stimmen. Diese Ziffer dürste nicht wesentlich geschmälert »verden. Die stärksten Bollwerke der republikanische» Partei wurden von der demokralischk» Hochfiukh iveggeschwrnimt. Die Tmwklaten vergrößerten tlne Slätke in jedem Staate der Union ohne Ausnahme. Die republikanische» Burgen im Osten, Westen, Süden sind demvlraliich geworden, darunter Penmvloanien, Rhode Island, Rew-Hampshire, Wisconsin. Minnesota, Iowa, Kansas, Nevraska. Massachusetts, Illinois. Tie meisten Republikaner gestehen z», daß die neuen Toriszölle die Ursache ihrer Niederlage sind. Der nächste Kongreß wird das neue Tarisgeietz unfehlbar nushebe». Mac Kinley hat, wie verlautet, bestätigt, baß er um 300 Stimmen weniger erhalten habe, als sein Gegenkandidat, also nicht gewählt sei. Der große Wellsiche Getreide Elevator in Buffalo, welcher einen Werkt, vo» 3oo,lxx» Dollars hatte, ist mit Getreide an Werthe von 225.000 Tollais abgebrannt. Stauten und seine Gemahlin find nach Mimischer Ueberfahrt an Bord des „Tenlonic" in Rew-?)ork eingetroffen. Kunst und Wissenschaft. ch Könial. Hvsoper. Ne u e i n st u d ir t: ,Alceste große Over in drei Akten von Calzabigi, Musik von E. W. v. Gluck. Die reiorinatvificheil Ideen, unter wclchen die „Alceste" entstand, finden wir in jenem berühmte» Vorworte, daS Gluck ber rin Jahre 1700 erschienenen Partitur, die er dem Großhcrzog Leopold von Tos cana widmctc, vvranschickt. Lichtvoll« hat niemals ein Musiker üher seine Kunst geurlheiii, auch Wagner nicht, schärt« hat kein 'Neuerer sein Wollen und seine Forderungen bezeichnet, als er. Gebrochen und zerrissen ist hier der alle traditionelle Vertrag mit dem damaligen einfältigen uno albernen Opernstiel, an Stelle des früheren blöden Recttutivs, hat er reines und natürliches Empfinden gestellt, der frühere sinnlose Orchcslerunfiig ist unter seiner Jeder das Spiegelbild der seenischen Vorgänge geworden und u» stelle der alten Opcrnaiie, die bis dahin nur eine Evncerlane im Kostüm war, hat er ein charakteristisches Tonslück gesetzt, das eine Srelrii- cmpfindiing klar und würdig dartegt, eine Seeleiienipsindung. wie sie an» den dramatiichen Texten seiner Wahl orgaiiöch hervorwuchs. Schon die Ouvertüre der „Alceste" ist ein Meisterstück, das allein von dicien genialen Reformen spricht und den erhabenen Inhalt deS dramatische» Gedichtes wieder,piegelt. In großen Schritten schreitet das Schicksal lPoiaunen) daher und Sorgen und Weh wälzen sich durck die rastlos stürmende Tonsluth, bis der Satz, aus der Tonitnante endend, also ohne eigentlichen Schluß, sofort i» die Handlung einiührl — eine herrliche „Jntrada", die mit der allen bis dabin üblichen Schablone nichts mehr zu thun hat. Unzäh lige andere Schönheiten treten uns aus der Partitur entgegen, die nlle als Neuerungen und geniale Erfindungen Gluck s zu be zeichnen sind. Man höre aus vie Scene der Alceste: ,,TH»t Ein halt Euer,» Gram, der nur die Seele bricht" — sie schweigt. Ein Instrument (Elarmclte) beginnt eine klagende Melodie, welche vo» anderen Instrumenten (Violinen und Violen) fortwährend mit einer Art langsamer, in der zweite» Note stets uceenluirten Ar- peggle begleitet wird. Diese wrtwährendc Wiederholung desselben Accents, an demielden Oite, mit derselben Intensität drückt den unaushörlich nagenden Schmerz unvergleichlich charakteristisch aus, wclchen Alceste, von Gram und Verzweiflung gefoltert, bei jedem Schlag ihre» Herzen» empfindet. Wie Gluck diese Stelle und den Aktschluß .Weh' mir, welche Marter" rc.. wo Alceste ihre Kinder «schultert an die Brust drückt, vollendet hatte, soll er gesagt haben: .Ich habe den aiiliken Schmerz wiedergesunden." Ferner der Mo nolog im Tempel ..Deine Rettung Hofs ich vergebens", mit seiner Wahrheit und Kraft des Ausdruckes, die Alcestc-scene während des Festes. die berühmte Arie .Ihr Töchter ewiger Nacht" rc. Nicht minder groß, wie es Gluck im ausdrucksvollen und leide»- ichastlichen Stile ist. zeigt er sich m der malernchcn Darstellung dcr TartaruS-Scene». Bei den Worten: .Entlaubt ist jeder Baum — Das Geklickt nackt und steil — Kein Hali», kein GräScheu sprießt — aut dteier öden Stelle" ist das Orchester von einer er habenen Düsterheit, stockend und wie stillschweigend. Ei» lang- dauerndes Murmeln rollt in der Tiete. während darüber daS Ge schrei der Nachtvogel sich hören läßt: dazu die dusteren Akkorde und der Rick dcr Höllcngelst« ..Unglückselige zurück", das monotone: „Warle ab den Augenblick", die einfache Eihabenhcit dcr Jnva- ealio» Aleesten s, die Arie des Todesgoiles keines der bciühi»- tellen Stücke oc> Partitur. daS Mozart als Vorbild sür de» stei nerne» Gail seines „Don Inan" diente), der Muscheirio Caron'S, der Elior der Dämonen, weiche Alceste zu hole» tommen — das Mid Alles Gemelhaicn, die heule noch nicht überholt worden sind und die vor 120 Jahren als etwas Unerhörtes gellen mußten. Bei der Erwähnung des MuichelrufeS Earvn'S sei übrigens aus eine Eigenlhninlichkeit dies« Stelle hingewiejen. Sie wurde vorgestern «ns I'-Höriier» mit offenen Tönen geblaien. DaS klingt zwar stark, aber gewöhnlich. Diesen Effekt wollte Gluck keineswegs. Er ließ die Oeffiumgen beider Hörner dicht aneinander halten. Tie beiden Instrumente dienten solcherweise gegen einander nlr Dämpfer und indem die Töne beim HeranSgestoßenwerdeii ans einander prallte», war der von Gluck gesnchle ungewöhnliche Klang gesunden. — Bei allen Schönheile» deS Werkes lassen sich verschiedene Schwächen nicht verkennen. Die Scenen des Schmerzes, des Schreckens und dcr Verzweiflung svlgen sich einander inst uiiiinlervroche» n»d müsse» den Zu'chaner »othwendigcrlveisr ermüden. Daher kamen auch die Vorwürfe, welche man >. Z. sowohl in Wien wie in Pacis dcr Musik Gluck'S machte, Vorworte, welche allein das Sw« v«-> dicnle. Tenn was die Musik anbelangt, Io kan» man nicht genug den Gednnk.nrcichthum, die Ersiiidungskrasl, wie die Gewalt des Ausdruckes bewundern, womit Gluck vom Anfänge bis zum Ende, so viel er vermochte, gegen diese Monotonie anzu kämpfen suchte. Ter Schluß des Werkes fällt leider gegen alles Vorhergehende total ab: die Gatte» sagen sich Lebewohl und können nicht enden, die Larven des Todes reißen sich viel zu lange um Alceste, Ädmrr will sich in sein Schwert stürzen — Herr Riete versuchte sich in dieser Pointe zwar nicht, denn er hatte kein Schwert bei sich — da erscheint Herkules und hoch in de» Wolken oben Apollo, dessen Weisheit durch die Rettung des Herkules völlig unnütz geworden ist, und Beide. Herkules und Apollo, ende» al» echte Maschinen- aötter das grausame Spiel: Die Gatten sind sich zurüctgegeben. DaS ist lahm und inl«ejsirt heutigen Tages keinen Menichen. Die Aufführung leitet, erhob sn Tariicllnng des .. siellimg löste ihre Ausgabe tu gewöhntet Bortresflichkeit dir Kvnigl. Kapelle. Dcr Charakter der Hauptfigur, der Alceste. wrlcke die Oper fast allein zu tragen hat, edelsinnig zwar, aber nicht un erschrocken gtittig, um vor der Ausführung eines Gelübdes zu er zittern. das sie nichtsdestoweniger vollzieht, ist von «grrffend« Majestät »nd fordert «ne Künstlerin ersten Ranges. Frau WittiL hat die Figur fleißig und sorgfältig stndtrt und sie ' lovrnswnthe Da ' Zunächst war Fra» Witilch kn der Partle üchtt. um s nrurniveffe unnchrlhett wurde auch Grinio z„ vei,chtcveiie,i i sicheren Jntonirungen. Für die Darstellung fand sie zwar au t lecksten Ausdruck, aber ihr Schmerz war mebr ein Milgeilllst weckender und conventioiieller. al- ein erschütternder und ergreif. i uno micleinri »onimen ^oges lernen wlrnicycn. — mg, von Herrn Hvslavellmrisl« Hagen vorzüglich ge- sich stellenweise zu «»er ütteressnnleii und fesselnde» ?es gewaltigen Werkes und mit dem Leiter der Vor- etne lovrnswnthe Darste tlg stndlrt und lung gesunden, ad« hat dafür auch ergriffen und er schüttert hat sie nicht. ^ noch nicht so fest und sicher, um sic ohne Aengstlichkeit oussühren zu können. Einig« Male hing sie sogar bedeutend am Tciklstock und die Ruhe und Ueberlegenbelt deS Dirigenten half ihr u. A. gleich in der ersten Scene über einige Klippen hinweg Diese stellenweise Unsicherheit,wurde auch Gruno zu veischtevene,, „n den «- ergreifen der. Wohl mag rS ichwer sein, während drei langen Allen sinm« demselhen Jammer, derielben Sorge und Qual einen neuen und gesteigerten Ausdruck zu verleihen, aber es ist und bleibt denn doch Sacke der darstellenden Künstlerin, diesen Ausdruck zu finden. Gelingt ihr da- nicht, so reicht ihre Kraft für eine solche Partie eben nicht aus. Den Admet sang und spielte Herr Riese wieder einmal unter Entfaltung seines unvergleichlichen Stimmglanzes nach „seinem Stile" — wollte inan hierüber mehr lchreiben, so würde inan daniit weniger sagen. Vortrefflich war Herr Schrauff al- Herkules »nd Herr Nebulchka als Oberpriester. DaS Gleiche ist von Herrn Decarli als Thanatoc z» berichten. Die übrigen kleinen Partie«, wurden zufriedenstellend ansgesührt Herrn Jenien'ö Avollo ist eine bcmerkenswerthe egnilibrisusche Leistung — es ist keine Kleiniatelt aus einer bloßen Wolke drei Stock hoch in den Himmel zu fahren Herrmann Starcke tz D« erste diesjährige Vortragsabend der Drchßig'sche» St»g-A ka del» ie wurde von hervoiragendem künstlerischen Genuß. Em zahlreiches, distingilirtes Publikum folgte im Saale des Reustädler Casinos mit Antl,eil »nd.Hingabe de» Darbietungen des interessanten Programms, das des Guten fast zu viel bot und die Receptivität der Hörer bis ans de» Grund ansichövite. 'An dcr Spitze stand als Hanvinumnl« des Abends der „Fetin? l,.i--n'U8". die Kirchen Eanlale „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" von Bach. Für die wohlgelnngene Aufführung dieses großen und schönen Werkes wird gewiß jeder kunstverständige Hörer dcr Trehßig'schei, Sing-Akademie Dank wisse» Es ist jedenfalls der Gitzsel und höchste Ausdruck der Kunstgattung, der cs angehört. Ein piolestan- tisches Regniem könnte inan es nennen, denn es hat den leiiendcn Grundgedanken: anö der 'Nackt des Todeö zu den lichten Höhen des Glaubeiis und dcr Liebe emvorzuiühren. und sicherlich hat es Bradms direkt zu seinen, deutschen Requiem uiipirirt, einem Werke, das der Form nach als eine im moderne» Geist modifiziric Bach iche Kirchen-Caiitale «scheint. Wie eine Predigt voll nposlolochcr Kraft, die den Hör« bis in's innerste Herz erschüttert und mit einer geistig und sittlich kräftigenden Knkhnrsis entläßt, wirkt so eine Eäntate vom Allvater Bach heule und fort in alle Ewigkeit .Herr Musik direktor Müller-Reuter, der das Werk in feiiisnhiigsler Weise aus dem Flügel begleitete, kann mit Befriedigung aus die Wiedergabe zurückblicken. Die schwierigen, kompl'zictcn Chöre waren gut vo> bereitet mn die Solisten, die Herren Kammersänger E. Glömme, der Concerff'äiig« Max Ronneburg« und die Vertreterin der Alt- Partie. eine dem Verein angchörige Dame, thalen ihr Möglichstes, ihrer Ausgabe gerecht zu werden. Besonders schön kam die Stelle zur Geltung, wo in die Baß-Arie „Heute wirst Tu mit mir im Paradiese sein" der All des Chores voll Glc>ube»Siv>irdiqkeiI den Omt»« lirinu^ „Mit Fried' und Freud' fahr' ich dahin" erklingen läßt, lind auch die mächtige, sicgcsfceudige Topvelfnqc mit den Worten „Durch Jeium Christum Amen", womit das gewaltige Werk gnstlingt, verdient als besonders gut gelungen hervoriehoben zu werden. Dcr Enntctte folgten die Kündigen Variationen ntzec ein Thema von Rob. Schumann von Brahms (op. 23. Ein «- gleisendes, wunderbar innige» Thema aus dcr Iieftranrigcii Zeit Schiim inn'S, wo auf de» herrlichen Meister bereits die finsteren Schatten icincS iurchtbaren Geschickes sich nievecieiiktcn, hat seinen Jünger und tünstleriichen Erbe». Brahms, zu einem Werk be geistert. das zu den nnserleiensten Perlen der 4hä»digcn Clavier- iiinsik gehört. Wie zu «warten stand, war die Wiedergabe durch die Herren Pianisten Bnchiuay« und Müller-Reut« von hoher Vollendung. Herr Pianist Vucbmayer würde sich durch eine» die lange Reihe der Bokal-Nnmmeni unterbrechenden Solo-Vortrag den größlen Tank des Auditoriums «warben haben, ui» so niehr, weil die,er ausgezeichnete Künstler so selten an die Oeffentlichkeit tritt. Von den folgenden Vokal-Söerken kamen 2 Nummern aus op. 00 von Rob. Schumann, EiiiemblcS iur >e 5 und 0 Frauen stimmen, sowie daS prächtige Ostimmige Madrigal von Hans Leo Hasler „Ich scheid' vo» Dir" zu schönster Wirkung. Drei nn- svreckende ILed« für Bariton von Müller-Reuter und von dem Heren Kammenäng« Glömme vorgctragen brachten Sänger und Komponisten lebhaften Beifall ein, eines davon mußte wiederholt w«de». u eupellir-Eböre von Palästrina, Peri und Schumann („Sommerlicd" und „Jägerlied") beschlossen den gen»ß>eichen Abend v Das Rcsidcnzlheat« bringt heule zum ersten Male das Wildcnbmch sche Schäuipiel „Die Haubenlerche" mit Herrn Earl Sontag als Ale Schwalenbach zur Ausführung. v Vesper in der Kreuzkirche, beule Nachm. 2 Uhr: 1) Tvccala (v-moll) für Orgel von Joh. Seb. Bach. 2) »Tu os kolrns et »»per inne i-etr-un", siebeiisrimmige Motette von G- F. Saute da Palestrina (1521—04). 3) Zwei Stücke aus drin „Vater unser" für l Solostimme und Orgeldeglcitnng (op. 2, Dir. 3 und 6) von Peler Cornelius, gesungen von Herrn Eduard Glömme, Herzog!, säckst. Kän»ii«sä»g«. „Kyrie" aus der V-moll-Meffc für zwei Eheste von Ernst Friedrich Richter. e Einen vonügtichen Erfolg hat in Berlin bei dcr Ausführung von „Soeom's Ende" F:l. Käthe Bastö, die Schwester niiierec Hofschittispielerin, davongelragen. Die „Nordd. AÜg. Ztg." sägt: „Einen tiefen Eindruck «zielte Kl. Basts mit der Verkörvernnq dcr anmnthigeii Mädchengestall, welche der Dichter in dcr Pflegewchker Elarchen Fröhlich geschaffen. Es lag ein Hauch poetischer Ver klärung üb« diesem Ciäcchcn." Der Kritiker des „Verl. Tgdl." schreit»: „DaS rührendste und süßeste Wesen verkörperte eine imige Lebutcmtin zElärchen Fröhlich), welche das .Soiiiicwcheincheil des Mises", daS jugendliche, elend verführte Pflegekind de» gewis,entoien NalerS in so vollendeter Weise wicdergab, daß sie sich eine» unbe strittenen Avvlan» bei offener Szene holte." 2»r .Kl. Journ." heißt cS: „Es läßt sich schwer beschreiben, welch' tiefen Eindruck diele junge Darstellerin hervorgerufen. Ihre knospende, jungfräu liche Persönlichkeit, ihr Heller, kindlich« Ton und ihre unbewußt anmuthige und n»lürlich-«njache Eocheiimug gaben e>» so leben diges. Bild der Phaniäs'iegeilall des Dichter-, daß hier in der Tönt Kunst und Natur in Eines verichmvlzen nckieii. Die Debütantin bat nicht zum geringsten Thcil der Novität zum Erfolge verhallen." Frl. Bast'.' ist am Leisingtheak« aus 3 Jahre cngagirl. Temnächil fpielt sie dort die „Maus" i» dem gleichnamigen Stück von Pailleron. V Wie man nachträglich erfährt, wohnten der Generalprobe von „Sodom's Ende" im Leisingtheak« drei Gcheinnäthe ans dem preußische» Ministerium des Innern bei, um zu prüfen, ob durch die vergröbernde Wirkung der Bühne irgend eine Szene, die bei dcr Lcllüre niiverfänglich erschien, aus dcr Bühne nnsiölzig wirke» könne. An Stelle des verstorbenen Hoskapellmeistcrs Ludwig Tepve hat Kapellmeister Wül irrer dle Leitung der icblcsiichen Musik- jcste übernommen, die bekanntlich unter dem Protektorate des Grasen Höchberg ftattsinden. DaS 1l. Mnsikfesl ist für nächsten Sommer in Aussicht genommen -tz 'Nack deni großen Erfolge, welchen der dritte Akt ans „Lohengrin" in der Pariicr Großen Over kürzlich gesunden, ist beichlossen worden, das ganze Werk noch im Lause diese» Winters aus derselben Bühne zur Aufführung zu bringen. V Frl. v. SchnbelSky hat Herrn Lr. Paul Lindau ans Anerkennung ihrer Mitarbeiterschaft an dem Schauspiel „Schälten" verklagt, um damit den Beweis zu erbringen, daß ihre gegen Herrn Lindau vorgebrackten Beschuldigungen gcrcchlseritgt sind. tz Ein Ncw-Aorker Telegramm melde!: „Bcuii ersten Debüt war der Erfolg der.Münchncr" cm glänzender: es herrscht aeradezu Enthusiasmus, der die beste» Aussichten auf das Gelingen des Gastspiels verbürgt." * Eine in St. Louis erscheinende Zeitung bringt folgende harmlose Kritik über eine Anffulmmg des Freischütz: „Tic Auf führung war eine durchaus gncrkcnnciiöwcrthe. Die Damen Pabitzky und Kahmaiin als Caspar und Max zeigte» sich ihren schwierigen Rollen völlig geivachsen." Huk ab! Die Damen müssen wirklich sür ihre 'Rollen nusnahmsweise gut geivachsen sein. Hoffentlich wcrden Agathe und Acnncheii nicht von dem Tenor und dem Bas sisten gkspielt. "Aus Umwegen. „Gras Tudieh!" rief einst ein englischer Hoskaplcm mitten in der Predigt, die er vor dcr ganze» sanft etn- acschlnmnierten Hofgesellschaft hielt. — Erschreckt fuhr dcr Anaeru- sene aus seinen Traumen und sah den Prediger tragend an. „Graf Dudley!" fuhr letzterer laut und ruhig fort: „Schnarchen Sic nicht so laut, daß Seine Majestät der König nicht aufwacht!" * Abwarten. Sic: „Ich werde glücklich !cl», mit Dir Kummer und Sorgen theilcn zu dürfen". Er: „Aber liebes Herz, ich habe weder Kummer »och Soraen". Sie: .O. das kommt schon, wenn wir erst verheirath« sind." 'Z. L r* Ä W -'' fj M: c 1 I l« H ' !l < 'A ? - - ' ''4 t- F >'! . V -
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