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Dresdner Nachrichten : 21.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-21
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.06.1880
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vr«sÄsn, 1880. U»»ii»e«c»i»»r«i» vt«rt«ljahrllch , «,tt « durch dl- >0 vlge. «un„, 3S000 riemdl. 8»r di-Rllikiadc «inaclandlkr Ma» ,»scrl»lr mach, sich dt- R-d,c»>,» nicht »crdindUch. R»s«at-n-«»»al»ne audwdrt», H«->I«nst-Inu. «xal-r iuüoiu- »uri. v-rli», wir«, Lelpilg. valrl. Bretlau, grsnliurt a. M.— Rud. M«ft« I» L!»Ii». Lcivltg. Wi««, chimbura. graniiurt» M.. Mün ch-».— Land« L «o. In graniiurt «.M. — «nrenur d „Anvaltdk»- G««r". — II»r»», lollll-, vnlll-r ck L«. iu Pari». Tageblatt für MlM, Unterhaltung, Geschästsverkehr. Sörsenbcricht, Frem-euliste. 25. Anlirxknx. Snirraie werde« M,rlenlir»t« l> bi» »ldd». L Udr an,rn»>nnre«. S»nnIa,«bI»MIIt»ü«»iiUl,r. I» Slruliadt nur an Wochentagen: ar. chlollergali« Nr.üdi»!NLchm.«Uhr — De, Raum einer etnlpaltigen Petitjetle kollet lüPIge. (ilngelandt dt, Zetlc Li, Me. Sin, Larantic sür da» nLchN- tügi»r Srlcheinen der Jnlerrt« wird nicht,tg«d«n. Suiwiiriige Annoncen» ilultroge non und unbekannrenFirmen und Perionen inierirrn wir nur »egen ivriintimerando-^aitlnng durch vrtetmarkcn oder Posteintahlung. Acht Silben losten IS Psac. In ierate iür die Montag« .Nummer k »ach einem Festioge die Peiii- ' ra Pige. »erl« ro v»8 ürmkxvselilltl von Nitltd Xol»l«did>»>it>i>b,«ii; ttt, Kolcv äor Lpororgnsso. LUrxr- unä LravLttsn-I's.brik kivkarll popps L Vfe>8ö, tVilatlrusserstrasso 29, part. unit I. tztags, emptioliit ilir roicdlialtixes vager allon Ooiianmonton. PIgc. von »1. äVilkärust'vrstrassu 43 empfiehlt ein rviehhaitigos vager elogn-iter <-ur«1oi«»Iie kür Knaben u>ul üläiielion b>8 xnm ^Itcr von 16 äalirvn. Ilosteiiungvn naeli b1aL88 weilten in eigenen Ateliers prompt erlociigt. Nr. 17S. wilteniug vom -S. Juni: Barometer noch Ltiar Bbsotd, Wallsir. IS IMitt. I Uhr), 7S7 Milt., icit gcsicr» „»verändert. Ll,crniomcl>ogr. n. tliconm.: 27 "LS., niedr. Tciuv- 12" höchste 27 » Lö. Rordoslwtud. Lollcntoo. AuSstchten flirten 2l. Juni: gung zu Gewittern. Zeitweise heiter, warm, Nei-s lg, 21. Juni. Neueste Telegramme vrr..Trrsvncr Nachrtcliteu." ^ E m S, 20. Juni. Se. Majestät ter Kaiser hat beute früh fm besten Wohlsein tie Brunnenkur begonnen. Später untcr- »iabm Se. «Aajettät einen Spaziergang. Berlin, 2». Juni. Die Dclegirtenkoininlsslon bat sich erst gestern konslltulrt. Zum Vorsitzenden ivurde Oberst Blume, zum Sekretär Kapitän Lafcronayö gewählt. Die Kommission bc- schältlgte sich tbellweiie mit Prüfung deSKarlenmaterialS. Unter ten Bevoilmächtiglkn erscheint eine völlige Uebcreinslimmnng über die Hauptsrage bereits so gut wie hergettrllt. Oesterreich. Die „Montagörebue" bespricht die Slufgaben der Kvnierenz. Sie gelangt zu dem Schluffe, daß die'Ausgabe der europäischen Politik im Oriente Im Probleme besieht ln dem nöthigcn Schub, welcher der Türkei zu Theil werben mutz, o lange man Ihr Erbe keiner anbcrcn nationalen Potenz an- zuvertraucn vermag» mit ter Begünstigung unb Förderung auozugleicpen, welche man bem zur einstigen Uebcrnahme der Erbschaft besähigsien und ten Interessen Europas ent sprechendsten BolkSclcmente aus ter Balkanbalbinscl entgegen »»bringen hat. Die Mcvrzabl ter Konierenzmächte nehmen die sen Standpunkt ein, welcher Europa vor den überstürzten Lösungen bewahren, aber Griechenland diejenige Berücksichtigung angeteihen lassen wild, auf welche taS griechische Bolk als relativ bcrvor- ragcndsleS und entsprechendes Kulturelcmcnt des europäischen OrienlcS Anspruch erheben darf. Bor Allem wird tie Koniercnz darüber zu wachen haben, baß die Kontroverse eine lokalisirte bleibe und aut das Gebiet der europäischen Frage nicht übergreife. England. Ein entsetzliches Unglück aut ter Londoner Lo kalbahn! Ein Güterzug passirte in der letzten Nacht die Brücke über den Fluß Wve zwischen Hai) und Brecon. als die Brücke rinstürzte. Der ganze Zug stürzte ins Wasser, Führer und Heizer würben getödet. Einige Stunden früher batte ein Zug, der mit Ausflügwrn gefüllt war. die Brücke passirt. Ncw-i-urk. IS. Juni. Mehl i> D. 4<>E. Roihcr Wiltterwkiicn ID. 21C. Mai lolä wiisö) HL C. Fracht ü C. Dresden, 21. Juni. — Ihre Mascstät die Königin wird im Laufe des Som mers die Wässer von TaraSp in ter Schwez (Engadin), die br aus Grund guter früherer Kurersolge ärztlicherseits einpsohltn wurden, wieder gebrauchen. — Der auf der Rückkehr von der Contolenzreise nach Peters burg bicr eingetroffene Prinz Hermann von «achten-Weimar meldete sich, kurz nach seinem Absteigen im „Hotel Victoria", bei bem kommanbircnden General deö sächsische» Armeccorpö, P lnzcn Georg, K. K., unb zwar, wie dies alle von auswärts ankommenten ccutschen Olstziere thun. aut der Statt-Konuna»- dantur. Prinz Hermann gehört nämlich dem deutschen Heere als General-Lieutenant L la kuito an. Er besichtigte sodann mit seinem Sobne, dem als Lieutenant im Schützenregimcnt stehen den Prinzen Alexander die Jägerkalerne in der Alberlstatt. Am Freitag speisten beide Prinzen von Weimar. Baicr und Sohn, an der königl. Tafel im Lustschloß Pillnitz mit der ge- sammten königlichen Familie. Am Sonnabend Abend ist Prinz Hermann, nachdem er in ten Vormittagsstunden dem Zoologischen Garten einen eingehenden Besuch abgestattct und seine Hohe Be friedigung über dessen Einrichtung und Tbicrrcichthum ausge sprochen, auch in mehreren der ersten Gewölbe Dresdens einige Einkäufe für seine in «tuttgart weilende Familie bewirkt hatte, dahin abgercist. — Am Donnerstag überreichte der Oberbürgermeister von Berlin. Herr von Forckenbeck. dem Reichsgerichts-Präsidenten Li. Simsvn in Leipzig die demselben vom deutschen Reichstage ge widmete kostbare unb im edelsten Geschmack gehaltene Easette. — DaS gestrige Fest ber Fabnenweibe deö „Deutschen Krlezervercinö" wurde mit dem Kellenest in den festlich dekorir- len Räumen der Feldschlößchen-Brauerei am Sonnabend Abend einacleltct. Zu den Tausenden von Gästen, welche die unter irdischen Lokalitäten, sowie een kleinen Garten des Etablisse ments belebten, stellten natürlich die Milttärvereine Dresdens unb Umgegend deö Hauptkontingent, aber auch Mitglieder von auswärtigen, sowohl preußischen als österreichischen Militär- und Veteranen-Vereinen gaben sich ein „Stelldichein". Im Keller musieirte die Kapelle bcS Lcivgrenadtcr - Regiments, wah rend das Trompetrrchor der rothen iZiethen«) Husaren aus Rathenow im Garten conccrtirte. Gestern Morgen entwickelte sich aut den gelammten Bahnhöfen und bem Dampsschifflande- platze an der Elbe ein riesiger Verkehr. Mitglieder des deutschen Kriegervercins empfingen die ankommenben Gäste und dienten alv Wegweiser nach dem Ecntralpunktc in Ublust'S Restaurant, woselbst vom Eomitö dieQuartierbilletS zur Vertvellung gelangten und die Vorkehrungen sür den Festzug getroffen wurden. Die Straßen, durch welche sich letzterer bewegte, namentlich die Wilsdruffer- straßc, hatten schon Tags vorher Anordnungen getroffen, um der Feier durch entsprechende Dekorationen und Flaggcnichmuck ein allgemeines festliches Gepräge zu verleihen. So imposant sich der Festzug betreffs der Fahnenweihe des „Deutschen Kriegervcr- einS" gestaltete, so wenig zufriedenstellend waren die Einrich tungen aus dem Festplatze selbst. Wir kommen speziell hieraus zurück und bemerken sür beute nur. daß der äußere Verlaus der patriotischen Feier allgemein befriedigte. Mindesten- >50 Mili- tärvcretne auS fast allen Gauen teS deutschen Vaterlandes und deS nachbarlichen Böhmen waren in dem Festznge. dessen Vorbei marsch eine halbe Stunde dauerte, vertreten und naturgemäß entwickelte sich zwischen den Kameraden auS allen Gegenden der Windrose, ohne Unterschied der politischen Grenzen, ein herzliches Einvernehmen. Vor dem Etablissement selbst war der Verkehr, ehe die König!. Majestäten rintraten. ein Io gewaltiger, daß die zahlreich beorderten Organe der Gendarmerie und die zur Aus rechterhaltung ter Ordnung delegirten Milttärvcreinler nur mit äußerster Blühe ten Anprall der Fahnenweiheiustigen und zum größten Theile mit Eintrittskarten versehenen Menschenmenge zu bewältigen Im Stanke waren. Kurz nach >/,4 Uhr erschienen die Königlichen Majestäten, tausendfach herzlich durch Hochrufe begrüßt von den Festthrtinehmern. die zum größten Theile vor Jahren unter dem Kommando deö gefeierten GeneralselbmarschallS ihre Treue zu König unb Vaterland in Feindesland bethätlgt hatten. Der Vorstand deS deutschen Kriegervereinö, Kamerad Llppold, begrüßte die Königlichen Majestäten. in deren Begleitung sich u. A. außer hochgestellten Militär- Herr Oberbürgermeister Stübel, Polizeipräsident Schwauß, Holrath Ackermann. Schul direktor Heger re. betanken und nach der trefflichen Wciberede des Herrn Archldiakonuö vr. Frommhold, die von den mitwirkenden Gesangökräften unter Direktion deö Herrn LicbermelsterS Hück« mann durch den Vortrag patriotischer Lieber gedobcn wurde, be gann der eigentliche Wetbeakt. wobei Se. Majestät der König elnen goldnen Nagel in den Schaft der geweihte» Fahne ein- schlug unb Ihre Malestät die Königin huldvollst eine Schleile an dle Favne beiestlgte. Fast l'/r Stunde schenkten die Malestäten der SsMichkett ihre direkte Tbellnadme und bei der Abfahrt ber allerhöchsten Herrschaitcn turchbraustc» wieder tausciidstiiiimlgc HochS den schönen Conccrtgartcn. — Der gestern Vormittag vollzogenen feierlichen Ein weihung der neuen Kirche ber böhmischen Exulantcn- Gcmelnde in Striesen wohnte» die Herren Uhbe. Präsident des evangelisch-lutherischen LandeöcoUeglumö, Oberbürgermeister 1)r. Stübel. Eonsislorialratb Hoipredlger I)r. Kohlschütter. viele Geistliche im Ornat und 'Andere mehr bei. Vom Schulhof aus bewegte sich der Zug, voran tie Schulkinder der Stricscncr Ge- »rcinve. Vor dein Hauptctngang übergab Herr Architekt Möckcl, der Erbauer der mit wabrem Schönheitssinn, im Styl der Früh, gotblk auögesübrten Kirche, Herr» Präsident Uhde den Schlüssel, welcher denselben sodann dem Herrn Eonsistoricilrath 1)r. Franz, alö Kirchcninspector, überreichte, auö dessen Hände» ihn der Pfarrer ter Kirche selb», Herr Pastor Keller empfing. Eonsistorial- raih Or. Franz hielt die Weibrede und tauste die Kirche nach dem Namen der in Prag gestandenen Kirche, die einst vor über 200 Jahren die Vorfahren unserer hiesigen Exulanlcngemeindc flüchtend verlassen mußten: St. Salvator, b. h. zu deutsch: Erlöser- Kirche. Nach Geber unb allgemeinen Gesängen hielt sodann Herr Pastor Keller die erste Predigt. — Bet der Prämlirung der Fischerei - Auöstellung zu Berlin sielen noch solgende Preise nach Sachsen: Sil berne Medaille Prot. W. H^s in Leipzig iür Wachömodelle. die Entwickelung des LachveicS darstellend, die brvnccne Medaille C. A. Lohs in Einsiebei dei Chemnitz iür Fischbrutkasten von Scvle- scrsteiu, die Forstakademie zu Tharandt iür Saimoniden-Taieln, Pros. 0r. Räuber unb Or. Welökcr in Leipzig iür natlicwlssen- schattliche Wachöpräparate, H. Mendelssohn in Leipzig für Roß- mäßlerS Süßwasser-Aguarlum, 4. Slufl., und Lausitzer Fischcr- verein sür lebende Karpken, ehrenvolle Anerkennungen endlich Or. Peschuel-Loesche unv Prof. Avollo in Leipzig. - Die hiesige Deutsche Gert chtözei tung", deren 50. Nummer gestern erschienen ist, inacht ancrkennenöwerthe An strengungen , auf dem von Ihr cultivirten Gebiete vielseitig und schnell zu sein. ES dürste z. B. Viele interessiren, den mehr- erwähnten Prozeß gegen Beiger unv die Engler'schen Eheleute In ter ganz auölührllchcu Weise dieses Blattes zu lesen. — Seit 15. b. M. erscheint auch in Dresden eine neue Zeitung, die „Dresdner Landwirthschattliche Presie"; sie ist groß angelegt unb die erste Nummer bietet einen reichen Inhalt, der iür die Landwtrthe rc. allerdings von vielem Interesse sein bürste. Diele von Herrn Wilhelm Bruck, hier. herauSgegebcnc Zeitung erscheint nur Sonnabends. TaS 'Abonnement beträgt vierteljährlich > Mk. 25 Pf. — In Anerkennung ber großen Umsicht und Tbätlgkclt, welche die gesammte Lchutzmannschast von Zwickau zur Ent veckung Denen entfaltet, der dc» dortigen Hotelier Iungbäiidel raubmorderisch überfalle», hat ber Sradtiath von Zwickau öffent liche 'Anerkennung ausgesprochen unb 200 Mark In die Schntz- mannschattö - Wachkasse geschenkt. — DaS Gerücht von dem In Grünbach bei Falkenstcin ausgetretenen HungcrtlipvuS bestätigt sich nicht. — Auf die Entdeckung deö Grab- Räuberö, der kürzlich in die Gräfi. Lnckncr'sche Begräbnißkapelle im Kirchhofe zu Obcr- pcstcrwltz cingcbrochcn ist. werden 500 M. Belohnung gesetzt. — In der Unglücklichen, die sich jüngst im Wacvwttzcr Re vier selbst verbrannt hat, ist die Gesellschafterin einer i» Augustusbad ansässigen Hausbesitzerin erkannt worden. ES ist durchaus nicht bekannt, was die Veranlassung zu dieser schauder haften That gegeben hat. — ES ist nickst das erste Mal, daß das Wcberdorf Oderwitz von gräulichen Wolkenbrüchen heimgeiucht wird. ES zieht sich bekanntlich, Immer In unmittelbarer Nabe der OberlausitzcrBerge, niedrere Stunden zu beiden Ufern des PlicßnltzbachcS hin, jeder der 3 Dorstheile Over-, Mittel- und Nicdcrodcrwitz hat seine Bahnstation. Oberwitz wurde bereits am >?. Aug. 1505 durch einen nächtlichen Wolkenbrnch zerstört, wobei zahlreiche Opier an Menschenleben fielen. Im Jahre lOOV, am 14. Juni (demselben Dalum wie diesmal» wurde das Dort wieder von einemWclken- bruch dclmgcsucht, ter 18 Menschen das Leben kostete. Am 19. Mai 1732 wiederholte sich bie Katastrophe und der 14. Juni 1880 bildete das letzte Glied in der traurigen Kette. Diesmal fielen vier 9 Menschenleben; eine 'Anzahl Wohnungen Ist zuiam- mcngenürzt unv 03 Häuser im Orte sind alö zur Zeit unbe wohnbar erklärt. — Der 62jährige ZimmermannTraugottSperling inWur» zen hat sich am 16. d. erhängt; InRudelSdors »bängte sich der Pserdejunge Seidler auö Atzdors aus Furcht vor Strafe we gen unsittlichen Handlungen. — Am Freitag Abend ertrank zu Kleinzschachwitz der Rohproduttenhäridler Kulke. Er hatte unterhalb ber Vieblg, schen Restauration seine beiden Pferde in die Schwemme geritten, sich zu weit gewagt, war von dem Pferde, auf welchem er ritt, berabgerutscht und von der Flutii songrrlssen worden. — Berliner Bummelbriese. Diejenigen meiner lie ben Dresdner, die ab und zu eine Spritze nach der Ncichsbaupt- stabt machen, werden sich freuen, wen» sie aus dem neuen An halt« Bahnhos hier ankommcn. Derselbe liegt dem Mittel punkte der Stakt um eine Viertelstunde näher als der provi sorische. Man kommt gleich in ein angenehmes und verkehrs reiches Stadtviertel - hundert Schritt und man ist aui der nob len WllbelmSstraße, hundert Schritt weiter und man ist aus der großen Frscdrlchstraße, freilich auf dem Theile derselben, wo cö noch Rinnsteine glcbt. Außerdem kreuzen sich dicht vor dem neuen Bahnbose zwei Pserdebahnllnleii. wovon die eine bis zur Passage führt. Der Bal noos selbst ist ein Prachtgcbäude; die innere Einrichtung namentlich ist großartig. Aber auch her Außenbau, ein mächtiger Ziegelrohbau, wirkt imposant. Beim Eintritt ist'ö Einem fast zu Muthe, als trete man in ein groß- NäbtitchrS Theater. Im Vestibül befinden sich links hie Billet- anögabcn, rechts die Gepäckannahme, ein großer begucmcr Raum. Nun steigt man eine schöne breite Treppe hinan unb gelangt In die luxuriös auSgefiatteten FoyerS — Korrikorö wollt ich sagen, welche Abenvv durch Lustreö rc. glänzend erleuchtet sind. Am Korridor rechts liegen die Wartesale. Die eine Wand des Wartc- saalv 3. unb 4. Klasse bedeckt eine mächtige Elienbalmkarte von Mitteleuropa. An den Wartrsaai ?.Klasse stoßen ein besonderes Damenzimmer (deutscher wäre es vielleicht, man sagte ein „Frauen zimmer"), ber Speisesaal und der Warlesaal 1. Klasse. Uedcrall schöne und komfortable Einrichtungen, namentlich gilt dicS auch von den „Toiletten", welche mit besonderen Watchzellen auSge- stattrt sind. Ein besonderer Unterschied ist zwischen den Walte sälen 1. und 2. einer- und 3. und 4. Klasse andererseits eigent lich nicht zn erkennen: er müßte denn darin bestehen, daß die Reisenden l. und 2. Klaffe ibr Bier In Stangen, die 8. und 4. Klaffe dagegen in gemeinen Klügeln »«gesetzt bekommen. Dieser Unterschied hat vielleicht seine Berechtigung: man letzt bci den Menschen 3. unv 4. Klaffe ein gröscr-S Mmidmcrk voraus, sür welches die Berliner Krügel allerdings bcgucmcr ing-, während! man wahrscheinlich annimmt, haß die Menschen 1. und 2. Klaffe! im allgemeinen großnaßiger sind und man wird zugcbcn, daß eine 'Aase schon sehr lang sein »inß. wen» sie beim Trinken auo einem Stangenglase auf den Bcdcn desselben aussioßcn soll, was bei den gewöhnlichen Krügel» gewiß viel eher ter Fall sein würbe. Treten wir auf dc» Perron hinaus. Derselbe in in ganzer Länge in mächtige»! Rundbogen überdacht und 'Abends durch mehr a>S ein Dutzend elektrischer Flamme» crbellt. Es macht cinc» rigen- lbümlicben Eindruck, wen» man auö dem goldenen Gla»>c, den das Gaslicht in den Korridors, Wcntcsaicii :c. vcri i wcntcrisch verbleitctct, aui den mit dem silbernen Schimmer des hellsten Vollmonds überstutheten Perron iommk. Tao Gaklicht ist ein Abglanz des lebensprühenden Sonnenlichts. Wie gcspensiisch- blrich erscheint dagegen trotz aller Inkensivitat daS elekrische Licht! Ucbrlgcnö ist taS unangenehme Zucken, welches Einem das elek trische Licht verleiden kann, hier nur wenig zn bemerke». ES klingelt. Die Komödie geht lob. DaS Publikum stürzt auö ten Wartesälcn, zum Theil schwer bepackt mit Koffer», Tasche», Kisten lind Körben, zum Tbcil mit scderlclchtem Gepäck — je nachdem. Vorn arbeitet die Vmenkung. Ja wohl, auch cinc Vcrscntuiig in da; aber es sinh keine Teufel oder Heren, welche da hinuntcr- sahrcn in die Ticle, sondern eine leere Lowrv. die bald wieder, wohlgesüllt mit Gepäckstücken, an ter Ob erstäche erscheint und aus einem Schienengeleise zu dem Gepäckwagen des Trains hi»- gerollt wird, um hier ihre Last ab-ugeven. Ter Perron liegt niedrere Meter über dein Erdgeschoß, in dem sich Gepäckannahme unv Ausgabe befinden, so daß das Gepäck empor- bcz. hinabge- wnndcn werden muß, was, wenn Ich nicht irre, durch Hydraulik geschieht. ES klingelt zum dritten Maie, ein greller Pfiff — hier sind die Lokomotiven nicht heiser, wie bei uns — die dankenö- mertbe Einrichtung, ten grellen Pfiff der Lokomotiven im Interesse der ncrvenocgabten Menschheit abzudäinpscn, erislirt hier nicht. Der Zug eutbraust, das Theater ist c,uö. „Haben Sl: Billcts sür den nächsten Zug?" tragt der Aufseher; „bitte, dann per- wellen Sie in den Wartesälcn." Wir steigen zui» Askaiiischen Platze binab, der zu Ehren deS neuen BahnhAS mit Anlagen ver sehen worben ist. Hoffentlich werden in den Rundthcilen auch Bänke ausgestellt. In Betreff der Ruhebänke ist in meine»! Elb- florcnz doch besser gesorgt. Solche Bänic, bci deren Konstruk tion au! bcn Körperbau der ermüdete» Spaziergänger, »ciment- llch aus den Theil, aus wclcven beim Sitzen in der Regel daS Hauptgewicht zu lasten pflegt, Rücksicht genommen ist. solche auS- gebogene Bänke gicbt eö hier gar nicht. Waö sind daS sür ver trackte Gestelle, die sogen. Bänke unter den Linbcn! So mögen sie die alten Piablbauern der Schweiz-/»Jahre nach Ablauf der Eiszeit iür Ihre Bcgueiniichkeit zusaiuiiiengeziimncrt haben. Da neben stehen allerdings ziemlich begueme Gartenstüble — warum will sich denn daS Publikum nun partout aus die Bänke setzen? In der Thal werden bie Bänke derart bevorzugt, daß, alö sie neulich irisch angcstrichcn worden waren, die Leute gar nicht erst warteten, bis sie trocken wäre»; natürlich ist in Folge dessen gar nicht viel von der Farbe geblieben, wenigstens nicht aus den Bänken. Also warum läßt man tie Stühle unbenutzt? Einfach weil die Benützung derselbe» einen „Sechser" kostet. Ein Ber liner „Sechser" sind nach deutschem Gelte fünf Rcichöpienniac. Man sollte meinen, die Leute hätten froh sein müssen, ihre unbe- gucme Duodezimalwobnung ausgebcn zu können. Nichts da - sechs Dreier sind 15 Pfennige und zwei Schrippen kosten einen Sechser. AlS Ich neulich SldcndS zu später Stunde von der Neuen, d. i. eigentlich der alte», Frictrichstraße nach der Münz- siraße zu durch die Kochstraße Vordringen will, tritt mir ein Iungsränlein von semitischem Schnitt im Halbdunkel entgegen und fragte mich flüsternd: „Verßcihcn Se, beßahlc Se cn Sech ser ?" Ich muß gestehen, daß mir diese Frage in so später Stunde von einem jugendlichen weiblichen Wesen an mich gerichtet, höchst — unmoralisch erschien. „Nein", erwietcrlc ich bestimmt. „Ja. 's kost' hier en Sechser, wenn ße turchmoilcn", ergänzte sic end lich ihre Frage. Sinn ist die Kochstraße eine Straße, wie jede andere, gepflastert und mit Gaslatcrncn besetzt; aber wer dieselbe pcnttren will, zahlt elnen Sechser, er müßte denn des Kaisers bullten Rock tragen. Ein Sitzplatz in bcn Promenaden 5 Ps. und eine öffentliche Straße, deren Passanten einer Sechser-Kon tribution unterworfen werden das sind Krähwlnkeleicn einer Weltstadt. Wenn s so ktwaö in Dresden gäbe! ich möchte wissen, was die „Dresdner Nachrichten" darüber schreiben würden. — Amtsgericht. Aus dem Gerichlstische werden zwei schmucke Jagdgewehre vom Saaidicner niedcrgeiegt; drei junge Herrchen, die keines Wortes der deutschen Sprache mächtig sind, trippeln resignirt nach der Anklagebank und an Ihrer Seite nimmt ein ehrwürdig dreinschanenbcr Herr in der Person des Prof. Or. Lloyd-Wollen alö Dolliiietscbcr Platz. Es sind drei kaum dem Knabenalter entwachsene „Englisbman", wie unschwer aus dem permanenten „Ues, Sire!" der 'Angeklagten zu entnehmen ist und bei dem angeborenen Iaadsport der Söhne Albiond bedarf cö an gesichts der beiden Cchicßwaffen keines weiteren Nact'sliincnS. um zu dem Schinsjc zu kommen, daß eö sich uni irgend ein Jagd vergehen handeln dürste. Und so war cd auch. Der I71ährige Basti Hambnry auS Schottland, Sobn eines Brauers, der i'stäbo. G. B. Burnand ans London und der Illjähr. Edward William TbwaithcS, Nachkomme eines Kapitäns, ebendaher, sämintüch zum Zwecke der höoercn Schulbildung in ter sächsischen Residenz aus. baltisch, batten sich ans Grund der 88 292 und 293 dcS R.-Str.- G.-B. vor dem Schöffengericht unter Vorsitz deS Herrn Amtsrich ters Kurtz zu Pcrantworlcn. Diese Ucbcrtrcttmgssündc bestand darin, daß zunächst Hamdury und TbwaithcS am 30. April und am nächstfolgenden Tage Hambnry und Burnand bmauö nach Pricßnitzwalde aus die Dresdner Halde promcnirt nnd da draußen diversen Krähen oder Doblcn mit den mitgcnommcncn 2 Jagd- gewehren den GarauS gemacht batten, obwohl sie selbst zugeben, zum Jagen kein Recht gehabt zu haben. Andererseits scheint cö aber ten Landsleuten Jobn PullS nicht recht verständlich zu sein, baß man in Sachsen schon gegen daS Jagdgesetz sündigt, auch wenn man Rebhühner und Schnepfen ungeschoren läßt. Herr AmtSanwcstt vr. Nagel wies in letzterer Beziehung darauf hin. Ausländer könnten sich ebensowenig als andere Menschenkinder wegen GcsetzcSunkcnntniß vor Strafe schützen und beantragic gleichzeitig. Konfiskation oder Beschlagnahme der Gewehre. Der Gerichtshof machte diese Ansichten auch zu den seintgcn und sühnte die Uebertrctnng neben ter Beschlagnahme mit 50 Mk. Strafe iür Hambnry und je 25 Mk. Strafe für Thwoikhes und Burnand. Mit effigiaurcn Mienen entfernten sich die Jagksrebier wieder, nachdem ikmen ihr Dolmetscher den Tenor des Ricbtersprucheö in die Landessprache übersetzt unb vorgetragen batte. - Gustav Moritz Erler aus Brand, ein nicht ganz Vertrauen erweckender Geselle, erhielt eines TageS Anfangs Februar von dem Straßcn- arvciter Müller in Löbtau den 'Auftrag, auS der Kavalcriekaierne KomnstSbrod zu holen und wurde ihm gleichzeitig neben 2 Mk. an baarem Gelte ein zum Transport der Brote geeigneter Ge- trcideiack übergeben. Er brachte aber weder Brot, noch den Sack und Kaffe retour, bcha»vtc!c vielmehr. cS sei ihm daS ganze Hab chen und Babcvcn konficzirt woidcu. nachdem er bcrclls in den Besitz der Brote gelangt aeweien sei. An und für sich erschien 's
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