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Dresdner Nachrichten : 29.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188006296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-29
- Monat1880-06
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 29.06.1880
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Vrvsäon» 1880. I«, Kld'U^ch » M-rienllrate II. ^ »leUeyidelt» gl»rt L0 VI»c. durch dir Po» I Mir» » *>«'.. Nntrl. «um«. I« «NU. «»fl.« 38000 «r dl«»iur,,»e «itt.rlandlrr M». lulrrl»!« macht st» »lr «ed,rU«> »tcht »«rdmdttch. - »««IN», „ »«Ml«« - »« tn verlln, Lct»jiq, Wim». Hamdu^. granM-rr« M„MLn. che«. — O«»d« Lvo. tn ^rauisurt ,M. — Bureau» d „AiivaU»«». ck c«. t. Pan». rs. g-dr»»»». M'M7^.7L!ALr «»«ntaßldt» «I«ta»>I»Udr. z» Meuliadt nur an pacheot^cht:»». t»lol>clgaiie Nr.üdttSI.chm. LUHr. — Der Raum einer clnl»,ltt»nt «ne ch.r.uti, für ».» «Ich». ««»«» ttrichei«,» »er gnler.« »tk» »tcht,»»,»««. Hageökatt für Uolilik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörseubericht, Frelndenliste. Iut»irlt,e «nnoncr»-»l«ftr»ß. »an un» »nb«Ianntr»8tr»e»u«» Peel.nen inierire» wir »ue»«»e« iveLnnmrrand.-^atitu«, durch «rietMirlen oder P.jletnz»««»». Acht Eildcn loile» t» Pme. 2»- j«r«te sür dt« «,nt.^»«es»»er »Irr «chetnem^e^ic»« die Prlld- LM- ^lai;!it ^ele>rrauin>«. Berlin. 28. Juni. Die Konferenz nahm einstimmig die von dem sranzöschen Botichaiter cntwvrsencKomercnzentscheidung an. Dieieloe wird von den Botschaitern den Regierungen untcr- breitet, welche dielcibe in Aide» und Konstantinopcl notlfizircn werden. Die Grenze beginnt östlich bei rer Mündung des Flusses MauroiongoS und bicidt daun aui den Höchsten Höben des OlympeS und PtnkuSgeblrge. bei Kanbaltackt erreicht sic den Lauf keo Kalamao und folgt tcmsclbc» bis zur Mündung. Die Zagoritischen Bezirke bleide» bei der Türkei. Die Konicrcnz er ledigte dann einige Sekinidärsragen, darunter die Gleichberech tigung und ^rcibeit der religiösen.Nulte, oiedlegelnng dccGrunb- tlgentbumSverhältnisjeaugwandkrndcrMnielmänncr und die Höbe ! des von Griechenland zu übernehmenden türkischen SchuidanthcilS. Alle diese Frage» find gemäß den Bestimmungen des Berliner Ver- träges. Ferner die Fragen über Grenzpolizei und SchissiabrtS- vcrvaltnisse. Morgen Sitzung, nach welcher noch eine Sitzung ! in Aussicht steht. ! England. llnterbanö. Gladstone kündigte an, er werde j Donnerstag beantrage», das, jedes ParlanientSinitglied, welches j veanspruchl gesetzlich eine Erklärung an Eides ttatt jetzt abgcben ! zu tülicn. solche an Stelle deö EibeS abgeben dari. Labvuchrre ! wird in Folge dessen seinen Antrag nicht cinbringcn. Frankreich. Die Bureaus deö Senats wählten elne Amnestie- kottiintsiivn. Dieselbe besieht ans 6 Gegnern und :r Anhängern der Vorlage. Erslcre wurden mit 112, letztere mit 103 Stimmen gewählt. Iu : ln BuenochArircs ein und sordericu die Garnison ans, innerhalb 24 Stunden zu kapituliren. 8 »älel sum Ls.ä in IdarLiiät, ü i>olrö»8tor. rrusronolimLtoi Futsntdalt in '1'Irsrandt, oniptiodlt ornsin lroolrjevolntvn ttuldilciii», tzeusson und kleinon Oo- k«Il8ol>alton «sin Ilotcd und l'ousionat, Oarten, l(e8tsura- tion8-vu>culo und 8sai. tticcno zur gosülligen lienut/nog. 8tot8 trrsolio OarcIIc», rruto IvU»lr» und lrellor. ^U8- spLnmrng. iloclurclitun^voil II II Idounor. Rr.181. M'Uenln^ vom 28. 2»»I: Barometer noch v«kar Bchold, WalMros^c 1» iMds. ' a,!,!. ,,rU!-ar„. Tüenuoulcl.ogr. II. Rcoum.: I.-.i'üo.. <67 Mai., sei: gestern 2 Milü I r«»!». »'-«..uSchlieL.^-Ä. ei' 7 U.N „ - . »iedr. re ni.w„>:>. 2>o>i,!.„.Maiag>'l,cwö>II,Add!>.I>c0clt> l Aussichten für den 29. Juni: Veränderlich, vorwiegend, wolkig, zeitweise Regenschauer. Temperatur dieselbe. Dienstag, 29. Juni. A b o n » e in e n t. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten' bitten wir das Abonnement sür das dritte Quartal 1880 baldigst erneuern zu wollen, damit wir die Nummern ohne Unterbrechung weiter liefern können. Sämintliche Postanstalten des deutschen Reichs und Aus landes nehmen Bestellungen auf unser Blatt an. In Dresden abonnirt man (inel Bringerlohn) vierteljährlich mit 2 Mark 50 Pfg., bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 75 Pfg. Expedition der Dresdner Nachrichten« Maricnstr. IS. Politische». Noch ein Paar Reden und Abstimmungen — und das Kirchen diktaturgesetz hat die Zustimmung des preußischen Abgeordneten hauses. Das Kompromiß, auf dem sich dieses Ja aufbaut, ist nicht mehr zu erschüttern. Voraussichtlich wird die Mehrheit, die für das Gesetz stimmt, nicht sonderlich anständig aussehcn, nachdem sich nur 4? Nationalliberalc dafür und nicht weniger denn 44 dagegen er klärt haben, aber eine Mehrheit bleibt doch eine Mehrheit, wenn sie auch nur -s- 1 über die Hälfte der Anwesenden beträgt. Die Ne gierung setzt ihren Willen voll durch. Scheinbar fügt sie sich den Nationalliberalen, indem sie den Bischofartikel (Z 4) prcisgiebt, aber sie braucht diesen angeblichen Kernpunkt des ganzen Gesetzes gar nicht. Die Bischöfe kehren zwar nicht auf Grund gesetzlicher Erlaub- uiß, wohl aber königlicher Gnade in ihre Sprengel zurück, und was etwa noch an Formalitäten zu ihrer Wiedereinsetzung in Amt und Würden fehlen sollte, das hoü die Rcgiemng am nächsten Landtage nach. Diesem legt sie als einzigen Gesctzesartikel den 8 4 des jetzigen Entwurfs vor und läßt ihn sich durch eine conservativ-clerikale Mehr heit bewilligen, was sie jetzt noch nicht haben kann. Zum Scheine sträubt sie sich ein wenig gegen das jetzige Fallenlassen des Bischof paragraphen, beantragt auch nicht, bei Leibe nein! selbst dessen Streichung, sondern läßt dies verdrießliche Geschäft durch die kon servativen besorgen. Wie bemerkt, Alles ist wohl arrangirt. Die Reden, die noch gehalten werden, könnten sich die Abgeordneten er sparen. Höchstens können noch Zwischenfälle und Uebcrraschungen Vorkommen. Eine solche Episode bot die Zänkerei um eine Stelle aus dem Buche des Jesuitcnpater Perone. Zuerst hatte der Gegner Bismarck's, Graf Harry Amim, in seinem Buche: „Der Nun tius kommt", worin er scharfsichtig den bevorstehenden Canossagang des Staates prophezeite, die jetzt vielgenannte Stelle aufgestochcn. Der Abg. v. Eynern brachte sie auf die Tribüne des Abgeordneten hauses. Ihm entgegnete am Sonnabend der klerikale Abg. vr. Lieber. Aus dem pro vt contra ergiebt sich soviel, daß der italienische Jesuit di« zum Protestantismus übergetretenen katholischen Italiener meint, wenn er sagt: „Die Protestanten sind der Abschaum der Büberei und sind sittlich Das, was physisch die Pest ist." Es ist also zwar nicht richtig, daß Perone die Protestanten ohne Unterschied mit sol chen unfläthigen Ausdrücken zu besudeln sich crdreistet, aber so viel bleibt doch bestehen, daß er unsere neuen Glaubensgenossen so regalirt. Es ist ein durchsichtiges Mäntelchen, wenn der Jesuit behauptet, seine Landsleute hätten sich ihren GlaubenSwechsel mit Geld bezahlen las sen. Vielmehr sind höchst ehrenhafte italienische Gelehrte, lediglich ihrer Ueberzeugung folgend, zum Protestantismus übergctreten. Die giftige Wuth, mit welcher die Jesuiten die Bildung einer evangelischen Gemeinde in Rom, die Gründung evangelischer Schulen in der Stadt der Päpste, die Eröffnung einer evangelischen Kirche in der Nähe des Petersdomes ansehen müssen, legt ihnen solche Schmähungen in den Mund. Ein deutscher Abgeordneter aber sollte nicht den traurigen Muth besitzen, von der Tribüne des preu ßischen Abgeordnetenhauses derartige giftgeschwollene Beschimpfungen der protestantischen Glaubensgenossen zu beschönigen, zu rechtfertigen, zu den seinigm zu machen. Das hat vr. Lieber gethan, der sich auch nicht schämte, den Hetzantrag der Tiroler Bischöfe zu rechtfertigen. Der Kultusminister v.Puttkamer, in dem sich der Protestant empörte, fand treffliche Worte, diese römischen Anmaßungen zurückzuweisen. Im klebrigen hindert diese Episode durchaus nicht das Zustande kommen des Gesetzes. Der Papst kann zufrieden sein. Er hat nicht das Geringste nachgegeben, der preußische Staat kommt ihm entgegen, er war schon in Canossa und wird wieder dahin pilgern. Einstimmig hat die griechische Conferenz dem Vorschläge Frank reichs zugestimmt, was und wieviel von Thessalien und Epirus von der Türkei an Griechenland abzutreten sei. Es ist das nicht so viel, als Rußland in seiner plötzlich erwachten höchst verdächtigen Griechen schwärmerei dem bisher von chm mit Mißtrauen und Abgunst be handelten Hellenenvolke zu gewähren beflissen war. Den Griechen lag aber mehr daran, ein einstimmiges Gutachten der Großmächte Europas zu erzielen, als sich eine noch größere Gebietsanweisung seitens einer einzelnen Macht ausstellen zu lassen. Von der Ein mütigkeit Europas versprechen sich die Griechen einen unwidersteh lichen moralischen Druck auf die Türkei. Die Diplomaten sind nicht wenig stolz auf ihr Berliner Werk, sie thun so, als ob von „dem Bis chen Janina", das die Türken hergeben sollen, kein großer Conflikt zu befürchten sei. Andere Leute halten das für eine der vielen mehr oder weniger freiwilligen Selbsttäuschungen, in denen die Staats künstler unserer Tage so stark sind. Noch niemals hat sich die Türkei um dm Ausspruch einer Diplomaten-Conferenz gekümmert, eö sei denn, die Waffen lagen bereit, um dem Beschlüsse nachdrücklich zur Ausführung zu verhelfen. Sie weiß nur zu genau, daß die jetzige Einigkeit der Mächte in der gewünschten Frage nur leerer Schein ist und daß Europa nicht um des Bischen JaninaS willen einen Kreuzzug gegen den Halbmond unternimmt Vor den Griechen allein fürchtet sich aber der Sultan nicht. Ist auch der türkische Staat vcr- kault und »ertrümmcrt. so ist doch die türkische Nasse, die muhame- danische Religion und vor Allein ein sehr tüchtiges türkisches Heer vorhanden. Nirgends in der Welt bessere Soldaten als die türkischen! Wird von ihnen Griechenland, mit dessen Streitkräften es nicht zum Besten steht, geschlagen, können dann die Großmächte, die es zum Kriege ermuthigte, eü ün Stiche lassen? Eine europäische Interven tion aber im Oriente entfesselte den allgemeinen Krieg. Die Mei nung also, daß die Konferenz trotz ihrer Einmüthigleit, statt ein Friedcnswert zu schaffen, nur sehr bedenklichen Zündstoff aufgchäust hat, ist sehr berechtigt. Wenn außer dem Kriege zwischen Türken und Griechen noch der Kampf zwischen Albanesen und Montene grinern entbrennen, die Bulgaren aber, wie es scheint, sich Europa zun, Trotz mit Oftrumclien vereinigen sollten, dann stünde Europa vor neuen schweren Erschütterungen. In Oesterreich hat sich das Ministerium Taaffe zum dritten Male gehäutet. Alle deutschen Minister, die treu zur Verfassung standen, sind abgegangcn. In der redlichen Absicht, eine Versöhnung der Nationalitäten Oesterreichs herbeizuführen, hielten die Herren v. Stremayr, v. d. Horst und v. Korb in der Regierung aus; sie brachten das Opfer ihrer politischen Uebcrzeugungen umsonst; vergebens Unterzeichnete der Justizminister Stremayr die vielberufene Sprachenzwangsverordnung. Wie sehr sie dadurch auch die Deutschen schädigten — den Slaven thaten sie noch viel zu wenig. Es hat dem Landesvertheidigungsminister v. d. Horst Nichts genutzt, daß ihm allein zu Liebe zahlreiche deutsche Abgeordnete für das zehnjährige Wehrgesetz stimmten. Auch dieser der Krone geleistete enorme Dienst rettete thn nicht vor dem Sturze durch die Ezcchen und Römlinge. Verbraucht, gebrochen, von den eigenen Landsleuten zurückgestvßen, von den Ezcchen verhöhnt, treten diese vier deutschen Minister zurück. Möge ihnen die Pension leicht werden! Die Schaufel Erde, die der Staat in so ein Ministergrab schüttet, kommt den Bürgern hoch genug zu stehen, denn in Oesterreich giebt cs viele Dutzende Exminister mit sehr hohen Ruhegehältern. Ihre Nachfolger sind scheinbar nur Arbeits- und Fachministcr, keine Politiker. Bon dem polnischen Professor der Nationalökonomie, Dunajewski, besorgt man, er werde als Finanzchef zur Aufbesserung der österreichischen Finanzen eine Herabsetzung der Zinsen der Staatsschuld vorschlagen; als Justiz- minister dient Herr v, Streit, bisher Präsident des mährischen Landesgcrichtcs, ein Jurist von vielen Kenntnissen; als Handcls- minister Herr v. Kremer, ein gründlicher Kenner des Orients, als Landesvertheidigungsminister Graf Welserheimb, ein ausgezeichneter Generalstäbler, der das Ministerium mit demselben Pflichtgefühl und Gehorsam in Besitz nimmt, mit dem er eine feindliche Batterie stürmen würde. Wie lange werden diese „Fachminister" ihres Amtes walten, da sie den Ezcchen und Römlingen zur Slavisirung Oesterreichs schließlich doch nicht genügen werden? Gestern, am Montage, sollte der Senat Frankreichs die Amnestie beschließen. Würde er sich ihr widcrsetzen, so würde der Präsident Grevy den Nest der Kommunarden ohne Weiteres begnadigen. Dann kehrten diese Herren zwar nach Frankreich heim, hätten aber kein Anrecht auf politische Ehrenämter. Wie dies auch ausläuft, Gambetta hat dadurch, daß er sich zum Anwälte der Amnestie machte, keineswegs die Radikalen versöhnt. Diese sind vielmehr wüthend, daß Ganibetta ihnen denjenigen Agitationsstoff, mittelst welchem sie auf die Massen vorzugsweise wirkten, entzogen hat. Er zerbrach mit kraftvoller Hand das populäre Instrument, das sie mit Erfolg zu spielen verstanden. Sie fürchten ferner, daß Gambetta die Amnestie nicht sür, sondern gegen die Kommunarden gemacht hat und daß er für sie ein sehr gefährlicher Gegner werden und die Umsturzbestrebungen der Heimgekehrten mit rücksichtsloser Energie unterdrücken könnte. Deshalb verlangen sie, daß er Ministerpräsident werde, damit der Diktator Frankreichs sich auf diese Weise allmälig abnutze und aufbrauche. Der Pariser Gemeinderath erschöpft sich mittlerweile in Huldigungen der Helden der 1789er Revolution. Er hat beschlossen Gedenktafeln an den Häusern von Camille Desmoulins, der im Garten des Palais Royal daS Signal zum Sturm auf die Bastille gab, und von Danton, dem großen Blutmenschen der Revolution, am 14. Juli dankbar und feierlich enthüllen zu lassen. Die nächste Sorge Frankreichs aber bietet die morgen bevorstehende Schließung der geistlichen Ordenshäuser. Die meisten derselben haben Bor bereitungen zu ihrer Auslösung getroffen. Ein Mitglied wird in jedem Kloster Zurückbleiben und ein Dokument vorzeigen, womach das Gebäude sein Eigenthum ist. Die anderen Ordensleute sind seine „Gäste", soweit sie nicht in ihre Familien zurückgekehrt sind, was wohl Viele thun werden, da die Nachbarstaaten Frankreichs, selbst Belgien und Spanien, von den, Jcsuitenzuzuge Nichts wissen wollen. Die Ausführung der Märzdekrete wird den republikanischen Justizbehörden zwar noch manche Sorge bereiten, sie wird aber erleichtert dadurch, daß freiwillig eine Masse Richter und Justiz beamter auf ihre Aemter verzichten, um nicht jene ihnen verhaßten Gesetze vollstrccken zu müssen. .Klostervorgängc zu Münder verliest er die Erklärung eines Fräuleins tn rer „Westrbäl. Prov -Ztg.", wonach dasselbe alS Büßerin ln el» Kloster eingesperrl und wider seine» Willen ge fangen gcbalte» wurde. Sie habe nur mittelst StcigenS durch taö Feniier in Freiheit gelangen können. Kultusminister von Putt kam er: Die von dem Abg. von Evnern geforderte Erklärung sei vielleicht in der parlamentarischen Praxis obne Vorgang. Durch die kurze Dauer des Ecietzeö erledige sich dieselbe übrigens, vr. Virchow „zerpflückt" eine» Briet teS Reichskanzlers an den Abg. v. Rauchhaupt. der in irgend eine», KreiSbiättchen abgctruckt ist und persiflirt unter großer Heiterkeit daö „Princip" des Abg. v. Ranchbaupt: „Wir retten, was zu retten ist". Das sei doch kein Printtv, höchstens das deö Flüchtlings, der seine Prinzipien bmler sich läßt und nur sein Leben zu retten trachtet. Daö Gesetz sei ein RückzugSgcsetz; dafür sehe eö das Volk an. daö die Lachen nur immer im Ganzen be trachte. v. Schorlcm e r - Alst erklärt, daß daS Mävcttcn, auf welches v. Ehnern erempllficirte, einen anderweiten Brie! an ihren Vater gerichtet bade, i» dem eö mlttbcllt, nur einige Tage In einem Zimmer zurüctgcbaltcn worden zu sein. DaS Zimmer sei amtlich unteiiucht und für ordnungsmäßig befunden worden, v. Eynern: In dem Bcleie des Mädchens siebt, daß das Zimmer verdunkelt worden und weder Tisch, noch Stuhl, noch Lampe sich dari» befunden habe. V. Rau ch h a u p t nennt die Fortschrittler prinzipielle Neinsager, vr. Virchow rcmonstrirt dagegen. Es wird In die Einzclberathung cingetrcten, welche Anlaß zu ausführliche» Erörterungen über die Grenzen des GnabenrechtS deö Monarchen gaben, v. Leo «Hardt legte eingehend dar, daß die Begnadigung eine», Vernrtheliten nicht daS Amt, dessen er nach dem Gesetz entictzt worden, wiedergebcn könne, ebenso wenig, als sic eine bereits abgrbüßte Strafe nicht wieder auf« leben könne. 8 1 (Erlaß deö Nachweises wtssenschalt» licher Vorbildung und der deutschen ReichSangebörigkelt), 8 2 (Berufung gegen die Entscheidung der kirchlichen Behörden) und 8 4 (Rückkehr der Btschöiei werden abgeiebnt. Hieraus wird daS ganze Gesetz mit 206 (Konservative und der Haupttbeil dcrN'ailonalliberalcn) gegen 202 Stimmen (Centrum. Polen, Fortschrittspartei und ein Tbeil der Liberalen, darunter auch vr. Falk» angenommen. — Die Kommission deö Herren- bauieS zur Bedachung der Kirchenborlage tritt am Donnerstag zusammen. Frankreich. Eingeweihte Kreise halten es nicht tür ernst lich, daß die Pforte gegen die AuSsübrung des Griecken- K onserenzbcsch lus»eS Schwierigkeiten bereiten wird, da die bei der griechische» Frage interessirten Mächte der Pforte Erieichteningen ihrer finanziellen Schwierigkeiten gewähren wollten. Berliner Börse vom 28. Juni. Der Uilimo «st glücklich überwunden und die Spekulation engagirt sich von Neuem. Die Börse setzte ihre steigende Bewegung bei lebhaftem Geschäft sort. Meldungen von günstigen Ernte-Erträgnissen beeinflussen wohltbätig die Eoursc der österreichischen Elsenbahnwerthe und ungarische Nenten, wie überhaupt alle Staaterenten. Diese ziehen nun auch die übrigen Papiere auf allen Linien mit empor, io daß von speciellcr Begünstigung irgend eines bestimmten Pa« piereö nicht die Rede sein kann. Dazu kommt, daß auch von den auswärtigen Börsen befriedigende Stiimnungöbcrichte Vorlagen. Sächi. Werlbe. namentlich Industrien, beliebt. Lokales und Sächsisches. — Se. Mai. der König kam gestern Vormittag behuiS Erledigung von Reglerungsgeichätten von Pillnitz aus »ach dem königl. Residenzichloß. Höchstberselbe nahm gegen '/»12 Ubr die Vorträge der Herren Staatöininisler, sowie die Rapporte der höhere» Hoibcamtcn :c. entgegen idcn zur Audienz erschienenen Comttcemitglicdcr» sür das vom II. b>S >5.Juli in Pirna statt findende Bundesschießen, den Herren Eberlcln. Ihle und Rudolph, sicherte Se. Maicstät höchsticine Thcllnahme zu» und erfolgte die Rückfahrt nach Pillnitz gegen 2 Ilhr Nachmittags. Auch Se. K. H. der Prinz Georg war von seiner Villa Hosterwitz aus nach der Residenz gekommen und begab sich behulS Abwickelung von tlenstliche» Angelegenheiten nach den BurcauS kcS königl, GeneralkonnnandvS. Die Rückfahrt iiach Hosterwitz erfolgte gegen '/s2 Uhr Nachmittags. — Auch dieses Jabr hat Se. Mai. der König daS In teresse, welches er an dem humanen Gevanken der Ferienkolo nie n nimnit, wiederum betbätigt. Gedern zahlte aui Befehl Sr. Maiedät die königliche Ehatouillenkasse unserem Redacteur vr. Bierey. als einem Vorstandömitgliete der Ferienkolonien, die Summe von 150 Mark auö. — Der Lehrer SN ulke tn MeinSberg hat das Aibrechtö- kreuz erhalte». — Der frühere Gerichtöreserenbar, dermalen bet der Königl. Polizeidircktion Dresden als Accesslst sungirende vr. zur. Georg 1lhleinann ist bei her nurgedachten Behörde vom 1. Juli d. I. ad als Polizeireferentar angestcllt worden. — Herr Polizeipräsident Schwauß hat am 26. Juni einen mehrwöchigen Urlaub angetreten und wird während Abwesen» heit desselben Herr v. Bose die GeschStl-ieltung bet der Königl. PoUzeidlrektlon übernehmen. — Herr KrciShanptmann v. Einsiedel hat einen Urlaub bis Ende Juli angetrctcn. — Morgen übernimmt der königl. Ordonnanzoffizier Herr Hauptmaim v.Ktrchbkich auf die Dauer von vier Wochen den Dienst bei Sr. MaI. dem König und wird Höchsidenselbrn auch aui der an diesem Tage erfolgenden Reise nach Leipzig und demnächst nach dem Erzgebirge begleiten. — Auö Anlaß der Versetzung des Herrn AmtShauptmanvß Bern dt von hier alö Geb. Rcgierungörath zur Kreiöhaupt« mannschait Bautzen batten, wie bereits gemeldet, die GutSvor- steher und Gemcindevorstänke des hiesigen amtShauptmannschast- llchen Bezirks beschlossen, Ihrem scheidenden Verwaltungs-Ehef ein Andenken In Form eines Photographie-AibumS zu verehren. Bei der am 24. d. M. in LKiutzen durch eine Deputation erfolg ten Ueberrelchung dieses glänzend anögeiührten, auv dem Atelier des Herrn Hoslicierant Packdmann bierbervoraegangrnen Album», welches mit circa illo blö 140 Photographien auögtstattrt «st. hielt Herr Gemcindevorstand Freiherr v. Kap-brrr auö Prohlis die Ansprache an den Herrn Geh. RegicrungSratb Berndt. wel cher seiner Freute über daö prachtvolle Geschenk wiedervolt mit herzlichen Worten Ausdruck gab und die Bitte aussprach, allen bei der Widmung dethciiigten Herren seinen wärmsten Dank auß» znlrücken. Nachdem die Mitglieder der Deputation In der kgl. KrciSbauptman»ichait Bautzen dem Herrn KrriSbanptmann von B eu d vorgedellt worden waren und eine» Spaziergang durch die Statt gemacht hatte», vereinigte sie rin splendides Diner wieder mit dem Herr» Geb. RegicrungSratb Berndt im Hotel »ich auch Herr Kreiöhauptmann von Brust Neueste Telegramme ver..Dresdner Nachrichten." Berlin, 27. Juni. Abgeordnetenhaus. Schlußberathung der Kirchenvorlage, vr. Wlnttborst sucht den üblen Ein» druck der Schrift des Jesuiten Pcronnc und der Unduldsamkeit der tiroler Bischöfe abzuschwächen. Man habe die Verantwor tung sür daS Scheitern deö Friedens rem Eentrum zugeichoben. Könne man die Heuchelei weiter treiben? (Hobo!) Präs.: Kan» ich annehmcn. daß Sie den Anödruck Heuchelei aus keine Partei oder kein Mitglied dieses Hauscö angewcndet habe»? Wlnttborst: Ich habe kein Mitglied des HanIcS gemeint. Wenn die in der Regierungsvorlage iaknltativ gewahrten Concessionen definitiv ausgesprochen gcwesen wären, würde taö Centrum zugcsttinmt haben, und wenn daö HauS die Anträge des Eenlrnmö angenommen - und dieselben stellten in der Thai taö^ Minimum deS zu Fordernden dar — „dann wären wir als! zur Weintraube, wo versöhnte Brüder anscinantcr gegangen". (Heiterkeit., von zur trzefichtlgiing dcS SlibumS clnsand. über dessenÄuSsühmnü'« E ssnern: Er werde nur «ür die Vorlage stimmen, n en» die! sich mit vollster Anerkennung anSiprgch. Regierung erkläre, später keine Vorlage, welche den BsschosS- — Der preußiicssc Minister deö Innern macht daraus ans. Artikel wieder verstellt, einbrinaen zu wollen Anläßlich der>meklam. daß >» jüngster Zeit mehrfach neu« Kaitosteln.
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