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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187601194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18760119
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18760119
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1876
- Monat1876-01
- Tag1876-01-19
- Monat1876-01
- Jahr1876
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1876
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Hrscheiut täglich früh 6»/, Uhr. Achattto» «1 <rp«Mo> JvhcmniSgaflr LZ. OMMtwortlichrr «evacteur (Kr. Hüttner i» «eudattz. Sprechstund« d. Nevactiou »», 11—ii Uh« NochmtNa,« »»a 4—L Utzr. chmuchme »er für die uSchst- vlacnde Nummer befttmmteu durste au Wochentagen bis 5Uhr Nachmittags, an Sonn- «d Festtagen früh bis '/,S Uhr. 1» s«, Filiale» für Z,k. Looahmrr Ott» Klemm, UniverMtSstr. 22, KipMer Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtc, Handels- and GeschäMerkehr. «I»«,- 14.««». At»»»e«r»t»prrt» viertelt. 4'/,Mt, incl. Brinarrtohn ü Mt!, durch die Post bezogen K Mt. Jede einzelne Nummer ZV PI. Belegexemplar 1V Pf. Gebühren für Extrabeilagen ahn» Postbesvrderung 30 Lik. Mit Postbefvrderung 45 Mk. Znstrair 4aesp. BouraeoiSz. 20Pf. Größere «vchrifteu laut unserem Preisverzeichniß. — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, «rclame» »vier dem Sl,»art1im,IikUr die Svaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet« an d. «rpedltio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praennmsranäo oder durch Postvorschuß. W IS. Mittwoch den 19. Januar. 187«. Gewerbekammer zu Leipzig. Aratlag de» 21. Januuar I87V »rachmtttag» S Uhr findet eine öffentliche Sitzung der Gewerbekammer im Saale der ersten Bürgerschule hier statt. ra-«<ord»«»g: 1) Registrardenvortrag. 2) UuSschaßberickt über die Anfrage deS Stadtrath- zu Leipzig die Verkürzung der Messen betreffend. 3) Ausfchußbericht über den Rudloff'schen Antrag, die Fortbildungsschulen betreffend. Leipzig, den 12. Januar 1876. Die Ge»erhe-a««er dafeldch. Krause, stell? Vorsitzeuder. Bekanntmachung. Denjenigen Grundstücksbesitzern bez. Garteniuhabcru, welche ihre Bäume, Sträucher, Hecke« :e. bi< jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern lassen, wird hierdurch unter Hin weis auf die Bestimmung in tz. 368. 2 de- Strafgesetzbuches bei Vermeidung von WeltzOrwf« »iS zu sechsztg Mark oder ertiprechender Hast aufgegrbeu, «»g»sL»«t »ud längste«» hls G»d« Fehraar diese» Jahre» gehSrtg raape» sowie die Ma«ve»»esier »ertilge» zu lasse». Dabei machen wir noch besonder« darauf aofmerksam, daß nach hier erstatteter Anzeige gerade « diesem Jahre die Rauven de« Goldafter (v«»b. Uparis ekr^sorrdov» — auch Nrstraupeusalter, Weißdorvfpiuuer geuauut) namentlich auf Obstbäumen und Weißdornhrcken in so großer Anzahl vorhanden find, daß, wenn nicht rechtzeitig und energisch die angeordneten Vorkehrungen getroffen werden, die Vernichtung nicht nur der ganzen Obsternte, sondern sogar der Obstbäume selbst zu befürchten fleht. Leipzig, den 17. Januar 1876. Der -Rath der Gtadt Leipzig. vr. Koch vr. Reichel. Städtischer Verein. * Leipzig, 18 Januar. Ja der gestrige» Ver sammlung veS Städtischen Verein- erstattete der Vorsitzende, Herr Aovocat Rud. Schmidt, zu nächst einige geschäftliche Miltheilungen Der Vorstand de» Museum» sür Völkerkunde hat den Verein zur Teilnahme an einer Reihe von Vor lesungen «iugeladev, desgleichen die Gemeinnützige den Vorstand de» Vereins veranlaßt hat, die ge wöhnliche wochensersammlung einen Tag früher abzuhalten Ts ergriff hierauf Herr Professor vr. Reclam da» Wort zu einem Vortrag über das Thema „Die obligatorische Fleischbeschau und die Einrichtung »ou Schlachthäusern." Die Frage der Fleischbeschau habe im Laufe de» letzten Sommer» drei größeren Versamm lungen Anlaß gegeben, sich mit ihr zu befassen Zunächst behandelte sie der Deutsche Aerztetag zu Eisenach, welcher nur die bescheidene Resolution faßte, daß sich die Einführung der Fleischbeschau empfehle. Die Deutsche Gesellschaft für Gesund heitspflege ging einen Schritt weiter und bezeich- nete die Einführung als nothwendia. Die dritte Versammlung aber, der zum ersten Male in Gotha versammelte Deutsche Schlächter- oder Fleischer-Eougreß, ging direct auf da- Ziel los, «de« er sich an da» vielgrplagte Deutsch« Reichs- kauzleramt mit dem Gesuch »endete, dasselbe möge gesetzliche Einrichtungen »egen Einführung der Fleischbeschau treffen. Die Besprechung einer solche» Krage sei daher sehr zeitgemäß. Freilich könnte Jrmaud die Krage auswerfev, wie es komme, daß nun auf einmal Etwas, was unsere Vorfahren »icht gekannt, als nothwerdig erklärt werde; indessen die Antwort darauf sei leicht. Weil »nsere Vorfahren so viel io Hinsicht Dessen, was der Allgemeinheit nützlich ist, versäumt habe», mn so Mehr lieht der gegenwärtigen Gene ration zur Last und wrr empfinden Das gar sehr »» unsere« Geldbeutel. Da» Thema der Kleischbescha» ist riesengroß. Der RGuer will sich auf die drei Kragen be schränken: Weshalb ist die Kleischbescha» ein öffentliche« Besürsuiß? Wie wird sie gegenwärtig ««»geübt? Wie soll sie zukünftig gehandhabt werden? Die Fleischbeschau ist nöthig, weil die Fleisch- »ahrnug allgemein al» etwa» Naturgemäße» und Nothwendige» angesehen wird. Dadurch wird wieder bedingt, daß man da» Fleisch hinsichtlich feiner Reinheit un» Unversälschtheit prüft. E» ist nicht zu leugnen, daß man sich mit Pflanzen kost nähren kann. Aber wenn wir auch nicht im Staude find, Wahrnehmungen über die Ein wirkung de, Pflanzenkost au den Einzelnen zu machen, so wissen wir doch, daß alle diejenigen Völker, welche sich ausschließlich von Pflivzen nähren, sich geistig nicht hrrvorgethan haben und bei dem Auftreten von Epidemien stark betroffen worden sind. Die Fleischnahruvg giebt mehr Intelligenz und härtet gegen Epidemien ab. Diese Be obachtung verdankeu wir dem Material im Großen. Die einrelneu Mitglieder der hier und da bestehenden Pflanzenkost-Vereine können nicht in Betracht kommen, well sie »icht von Haus au» dieser neuen Leben»- und ErnährnugSweise huldigten. Die Fleischbeschau ist »öthig, well «nßerordent- lich viel Fleisch vou weither bei uuS eingeführt wird. Die Fleisch- bez. die Thterprodnctiou hält ^tn Deutschland leider nicht Schritt mit der Ber- chrnng der Bevölkerung. ES ist dringend »n wünschen, daß in dieser Beziehung Abhülfe ge schehe und daß man von Frankreich lerne, welche» in seiner ganz bedeutenden Hühner- »ud Kanin- chenzucht der Fleischbeschaffung eine wirksame Concurrenz entgegensetzt und eine beträchtliche Quelle de» Wohlstände» besitzt. Wenn e» einmat in Deutschland der Bauer über sich gewinnen sollte, die Obstbäume, die Bieneu, die Hühner und Kaninchen besser zu pflegen, dau« wird sich anch »er deulsch« Rationalwohlstaud um ein Be trächtliche» -»Höhen, «a» spricht ferner stk die Fleischbeschau? Die enorme «ermehruag de» EonsumS von Pferdeflleisch, welche iuSbesondere in Berlin zu Lage tritt. Nicht auf die Masse de» Fleisches kommt es deim Tonsum au, sondern auf die Güte desselben. Bei der Fleischbeschau wird vorerst das Fleisch ganz junger Thtere auszuscheiden sein, weil es nicht genügende Nahrungskraft besitzt. Zurück- gewesen muß werden ferner das Fleisch von kranken Thieren, namentlich solchen, die mit Milz brand. Finnen rc. bohastet gewesen. Ja Augsburg hat sich im dortigen Schlachthaus ergeben, daß die Zahl der einaelieferten kranken Thiere wie t : 12S sich verhält. Dieses verhältniß ist sicher in Städten ohne Fleischbeschau ein noch weit ungünstigeres. Wünschenswerth ist. daß auch da» Fleisch ruberculöser Thiere, von Kühen, die an der Perlsucht leiden, nicht in den Verkehr ge langt. Zurückgewiesen sollen werden nicht minder diejenigen Thiere, von welchen nachgewiesen wird, daß sie vergiftet worden, schlecht gefütterte, nicht mastfähige Thiere und verfaultes oder fauliges Fleisch. Eine besondere Beobachtung verdienen die Würste, welch« gar zu gern als Ablaaerunasplatz alle- nicht guten, nicht bankmäßigen Fleisches benützt werden. Stehe ein Stück Vieh um, so «erd« das Fleisch desselben immer noch in die Würste ver arbeitet. (Hört, hört!) Das Wurstgist sei schwer erkennbar, aber es lasse sich unter allen Umständen vermeiden, wenn frisches Fleisch ge nommen, wenn die Würste an kühle« Ort auf bewahrt und gut geräuchert werde«. Ja neuerer Zeit hat sich die Verfälschung Namentlich auch auf die Lervelat- oder Mettwurst geworfen. Der Rrdurr erklärt, er habe sich au» den ersten Delikatessen-Handlungen hier Eerve- latwurst holen lasse». Sie habe schön roth ansgesehen, indessen bei ver Unter suchung ergab sich, daß sämmttiche Wnrst mit Anilin gefärbt war. (Bewe- gung.) Auf Federvieh, WUd werde sich die Kleischbescha» fchwerlich «usvehnen lassen, denn es stehen hier zu große praktisch« Schwierigkeiten i« Wege. Trost gewähre der Umstand, daß bis jetzt eine vehastung der Gäus« rc. mit der Trichi nose noch nicht coustatirt worden. Der Redner ging nunmehr auf seine zweite gestellte Frage über: „Wie wird gegenwärtig die Fleischbeschau ausgellbl?", und er »erlas zu diese« Bebuse den Worilaut der Anleitung zu einer Instruction für Kteischbeschauer vom 11. Februar 18S0. Sodann beantwortete Redner die Frage „Wie ist die Fleischbeschau rationell einzurichteu?' damit, daß er die Errichtung eines gemeinsamen Schlachthauses für unerläßlich erklärte. In diesem Schlachthaus müsse der Thierarzt wohnen, damit er das Thier vor dem Schlachten untersuchen und nach Befinden eine weiter« Untersuchung des grschlachtitev Thier es anstelle« könne. Sehr ver schiedenartig sei da» Bersahreu tu Betreff de» al» uugeuießhar befuudeue» Fleische». In eiue« Orte werde e» einfach znrÜckaewiesen, ohue Rücksicht darauf, wa» »au mit ihm voruehme. in einem anderen Orte »erd« da» Fleisch der Thierarznei schule zur Beobachtung übergeben, und wieder in anderen Orten übergreße man da» Fleisch mit Petroleum uad mache e» dasurch für die ver- speisuug gänilich »»brauchbar. Höchst wünschen»- werth sei, daß die Schlachthau» Ordnung sich »icht blo» aus da» an Ort und Stell« geschlach tete, sondern auch cus da» eingeführte Fleisch erstrecke. Zu den Erfordernissen eine» gut eingerichteten Schlachthause» gehören vor Alle« ein weite», geräumige», lichte» Areal, getrennt«, aber nicht weit von einander entfernte Schlachthallea sür Großvieh unv Kleinvieh, in den Schlachthallen gut gepflasterte, geneigte Boden, Helligkeit, guter Abzug »er Flüssigkeiten, praktisch eingerichtete Ställe, tu denen die Pflege der Thiere vor dem Schlachten zu geschehen hat rc. Rach verschiedene« Mtttheiluvgeo, die dem Redner zuaegangeu, deren Wahrheit er aber dahin gestellt sein läßt, ist die Pflege der Thier« im hiesigen Schlachthaus keine sehr gute, i« Gegen- thetl, sie scheinen daselbst nicht genügend getränkt und gefüttert zu werden. Endlich müsse auch die Quälerei aushören, der die Thiere bei ihrem Schlachten durch vie bisherige Tödtungsweise auSgrsetzt find. Es berühre stet- sehr uvange- veh-r», ein Schwein, da- sich unter den Händen des Metzgers befinde, fürchterlich schreien zu hören. Am Schluffe feine- Vortrage» schilderte der Redner die Einrichtungen der Schlachthäuser in Mailand, Pest, Dresden, Berlin, welche durch ausgehaugeue Skizzen veranschaulicht waren, und bemerkte, daß er die Beschreibung de» projectirten großen Münchener Schlachthaus,» einem späteren Vortrag Vorbehalte. Die Versammlung dankte dem Redner durch lobhaften Beifall. Au den Bortraa knüvfte sich eine knrz« Debatte. Herr Fleischermetster Lane-Rltzfchman» er klärte, er hätte gewünscht, daß manche» Wort de» Vortragenden, dem er in vieler Beziehung Dank ausspreche, etwa» weniger herb «»»gefallen wäre. Er glaube entschieden die Behauptung als unbegründet zurückwelsen zu können, daß von den hiesigen Fleischern vieles kranke Vieh ge- schlachtet werde. Bezüglich der Würste hätten die Fleischer ihre Ehre darein gesetzt, kein schlech- tes Fleisch dazu zu verwenden, unv es sei nur ein einziger Fall constatirt, daß ein hiesiger Flei scher amliugesärhte Wurst verkauft habe. Ge freut habe ihn die Bemerkung hinsichtlich der Delikatessen - Handlungen. Der Redner suchte auch eine Anzahl anderer Behauptungen Reclam'S z« entkräften und versicherte namentlich, daß an die Schlachträumeder hiesigen zunftmäßigen Fleischer hohe sanitütrpolizeiliche Anforderungen gestellt würden, daß aber seiten» mancher Restaurateure die Abschlachtung der Thiere in den erbärmlichsten, un- saubersten Räumen geschehe, und hier empfehle sich ein Eingreifen. Herr Pros. vr. Reclam beharrte dabei, daß viele Thiere, namentlich die Schweine, in grau samer Weise geschlachtet werden. Ueber da» Schlachthaus der hiesigen Kleischerinnung könne man i« allseitigen Interesse nur den Mantel der christlichen Lieb« decke«. Im Uebrige» erkläre er, »icht die Absicht gehabt zu Hab«, angriff-weise vorzugehen. i« Segentheil, er Hab« es nur für seine Pflicht gehalten, seine Beobachtungen i« öffentlichen Juteresse frei uud offen «itzutheilen. Es nütze nicht, wenn Schäden vertuscht «erden. Die Fleischer möchten sich übrigens beruhigen, den Aerzteu gehe es nicht besser, auf diese werde noch ganz ander« geschimpft. (Allgemeine Heiterkeit) Die Anerkennung wolle er deu hiesigen Kteiscderu »icht voreuthalteu, daß das vcn ihnen gelieserle Fleisch den Vorzug vor dem vou auswärls gelieferten verbleue. Herr Laue-Ritzschmauu: Er sei herzlich über diese Anerkennung erfreut, denn durch sie würden gewisse Angriffe, die vor längerer Zeit im Tageblatt gestanden, am besten widerlegt. Die Kleischeriuuuag wünsche Nichts sehnlicher, als daß die Stadtgemeiude ihr ein neues, großes, gut eingerichtetes Schlachthaus baue. (Heiter- teil (Rufe: „Gelbst ist der Manu!") Nachdem sich noch die Herren Anger, Ulbricht ». A. au der Debatte betheiligt, wurde der Gegenstand skr erledigt erklärt. In Betriff des letzten Gegenstandes, die vallotage über drei neuangemeldete Mit glieder, erklärte der Vorsitzende, daß «egen die Aufnahme dieser Herren aus dem Kreise der Mitglieder heraus Protest erhoben worden. Da die heutige Versammlung von de» Mit gliedern nicht sehr zahlreich besucht fei, so empfehle es sich, die Eutscheidung einer stärker besuchte« Versammlung zu überlasse». Dieser Vorschlag fand Zustimmung. Wie »us mitgethetlt wordeu. haudelt es sich >« drei Socialdemokraten, die Herren Peter Ullrich, Hadlich uud Hammer, vou deueu auch der Vorstaud wünscht, daß sie nicht in den Städtischen Verein ausgeuommeu werden. Mngliuzs-Verein. (RogstraHe S.) Am Montag Abend folgte dem vorige Woche vorausgezangenen Lebensdilde Walthers von der vogelweide ein zweiter Vortrag Herrn vr. Hegewald'« über: „Desdeutfchen Minne sangs Frühling." Die Erinnerung a» je« vergessenen Sänger auf de« Gebiete der Lyrik in der Zeitperiobe 1130 bi» ungefähr 1450 wieder »achzurusen, sie ihrem Schattendasein nach Jahr hunderten zu entreißen, den Frühling ihrer Lieder wieder auflebrn zu lassen, dazu sollte die Stunde de» Vortrag» dienen. Die Zeitverhällnisse, unter drne» jene Minnesänger, deren Zahl fast 300, dichteten, waren traurigster Art; vor allen Dingen tobte damal» der Kamps zwischen Pabst »ud Kaiser, dazwischen schob sich die vußsahrt Hein rich», kein Wunder, daß e» an politischen Säu gern fehlte. Nur Walther von der vogelweide machte eine Ausnahme, indem er ja außer dem Sang der Liebe noch politische Stimmen ertönen ließ. Durch die Kreuzzüge erwuchsen den Deut schen durch die Berührung mit der Außenwelt die mannichfachsten Bortkeile indirekter Weise, die Sillen änderten sich, die Poesie der verschiedensten Völkerschaften berührtesichundsokames, daß dieLite- ratur mächtig emporblühte. Kaiser, Könige. Graf« sangen und dichteten, frei und fröhlich, nicht vor« Tintenfaß die Feder zerkauend; was sie im Au genblick gesungen, hörte das Volk, schrieb es auf und pflanzte es geistig fort. Die Hauptquelle jener altdeutschen Liederdichter ist für «ns die Manessische Sammlung; ein großes Verdienst, herrliche Perlen früherer Gänger dem Publicum zugäagig gemacht zu habe«, gebührt der Firma vrockhau»; eine lohneude Aufgabe, deu Born der wetteren Geiste-schätze zu erschöpfen, muß strebsamem Buchhandel Vorbehalten sein. Unter de» Mmuesängern ragen besouders sie- ieu aus jener Zeitepoche empor. Da ist zunächst Her Dietmar von Ast, der in seinen 16 Ge dichten ein tiefes religiöses Gefühl, lebendige An schauungen mit echt drulschem Herz durchblicken läßt. Der von Kiurenberk zeigt in seinen wunderschönen Liedern, die wie die meiste« ihrer Zeit ganz kurz gedichtet sind, Anlehnen »u« Volk und behandelt vor allen Dingen die Freundschaft und die Klage Uber die Untreue der Geliebten. Her vriderich von Husen, der in sehr nahen Beziehungen zur Hohenstavfen'schen Kaiser- linte fleht, singt die innige Liebe zum Vaterland«, Her Heinrich von voldegge, größer als die vorangegangenen, giebt »ns großen Ausschluß über die Sitten der damaligen Zeit «ud kiagt über die schlechten Zustände in Deutschland. Lw erlauchtes Beispiel des Minnesängers bietet Kaiser Heinrich Vl; von diesem eroberungssüchtigen grausamen Manne stammen zwei reizende Liebes lieder. Her Heinrich von Morunge glänzt durch bewuudernswerthe Formvollendung in seine» 34 Gedichten Der letzte Her Reimar der alte besingt ia rührender Weise die Liebe. Einen Einblick in deu Reichthum der Literatur des MinnesaugSfrühling» zu thun, war jede« Hörer vergönnt. Redner führte tn seinem ge wandten Bortrag herrliche Beispiele des Siugeu» und Sagen« in der Originalsprache an, erklärte die Form, den Bau der Gedichte i» ihrer Reich haltigkeit und schloß mit der Hoffnung, daß sich nicht das Wort des Dichters auch aus die Minne sänger mit dem „versunken und vergessen, da» ist de» Säuger» Fluch" jemals auweuden lassen müßte. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 18. Jauuar. Der preußische Minister de» Jaueru hat da» Recursgesuch, welche» mehrere Gastwirthe gegen die Entscheidung einer Laud- drostei eingelegt hatten, durch welche ihnen die Erlaubuiß zum Betriebe der Schankwtrth- schaft entzogen war, zurückgewieseu uud der Landdrostei seine Befriedigung «»»gedrückt, dass fie zur Anwendung eine» Mittel» geschritten sei, durch welche- voraussichtlich dem weitverbreiteten Mißbrauch der Gastwirlhschafts-Loncessiouirung werde wirksam entgegengelreten «erden. Der ß 53 der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 desttmmt, daß die Genehmigung zur Anlegung einer Gastwirthschast rc. zurvckgeuommen werde» darf, wenn au« Handlungen oder Unterlassungen des Inhabers der Mangel derjenigen Eigen schaften, welche bei Ertheilung der Genehmigung vorausgesetzt werden mußteu, sich ergebe, wobel nicht nur an die persönlichen E,genschasten de» Eoncesstonar». sondern auch an die Eigenschafte» der zum Gewerbebetriebe bestimmten Localien ge dacht sei Dies« Auslegung rechtfertigt sich nach einer Speeialeutscheidung de» Minister» de» Inner» sowohl durch de» Wortlaut der Vorschrift, welche eiue» Unterschied zwischen je««» beide» Kategorie» »icht »acht, al» auch mirch die Erwägung, daß e» widersinnig gewese» wäre, die Ertheiluug de»
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