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Dresdner Nachrichten : 13.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-13
- Monat1897-03
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 13.03.1897
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48. Jahrgang. O«. LoMslonwt«» 8r. ävs Lüalx^ v«Q 8»clu-va 41I»««vI»ilv>i, 4l»«»o«, IVv««vrt». Linrslvorlc.tnk vi«x«I«n, 2. Dresderr, 1897. kür Lusbsn u. LlLä-Reu «mpssdlsn ru k. t ä. »«MM. 8okl»88«tr. 31. vlLSVLLrsll z«ä«e Irt »u» äso d«äoutonck«ton vlasküttsa 6s« lll- wlck Luslimäo«, ewpfvkloi, in rviedkalti^r L»,.->vM VlUl. klkl « 8oIttl, HokNsfvralltsn, Ni«»«>uitt u. r^«in«i»n««i,«t«u« in». V«I»«tei». <j»8tsv MWklioll!, IIvn'tWti'W« 14. 1*iLtL- uo 1 A4oiiv-Ft»x»rti» Z.1.1». limklmtr M v Mmckt 6 ll»tlt<?kl rant <2«kiiu»«I«t 1818 H fttti"«Ii- und W lIrki»tt»k»4lL Z Iiieici «tot« mir «in« Xouosto »nä kpsto 7.11 dillixstsv krsissa. 8«UÄV, Ilt iil8^1it ä «NNllWvIiv V»«I» va»rvi» viupüodlt in xro88.^rti§8t6r ^usnrüil billigt 41. IT 20 2luri6N8tiU88v 20. keko Anrr?ar6tN6a«ti'888v (3 kadsn). ZonnavenS. 13. M Sr;. M» Kaiheder-Sozialismas und studirende »IA«G<W» Stadtvnordneten-Sitzuiig, Volttische». Die Freiheit der Wissenschaft gehört zu dm gefährlichen Schlagwörtern, mit denen ln neuester Zeit besonders von den Kothedersoziallsten Unfug getrieben wird. Die Wahrheiten der Wissenschaft dürfen nicht Ansichts-, nicht Parteisache sein, und die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung gilt nur insoweit, als sich ihre Vertreter von nichts Anderem leiten lassen, als die Wahrheit In zu erforschen und festzustellen, daß sie als eine allgemein gil- tige. unumstößliche Erkemitniß anerkannt werden muß. So lange die Männer der Wissenschaft kein anderes Ziel im Auge haben als die Erforschung der ewigen Wahrheit, die sich nicht in das Kainpfgetrieb« der schwankenden politischen Meinungen und Ueber- zeiigungen und der materiellen Tagesinteressen hineinziehen und nicht zur dienenden Magd wandelbarer selbusüchtiger und etn- leitigec Zwecke entwürdigen läßt, wird Niemand gegen den Grund- sah der Freiheit der Forschung Etwas einzuwenden haben. Aber die Kathedersozialisten berufen sich auf diese Freiheit, um an den Universitäten Theorien Geltung zu verschaffen, für die eine irgend wie unerschütterliche wissenschaftliche Grundlage noch nicht ge wonnen worden ist, die also als reise und über jede» Zweifel er habene Frucht der wissenschaftliche» Forschung nicht angesehen werden können. Sie behandeln im akademischen Unterrichte Fragen im sozialistischen Sinne als gelöst, deren Lösung, wenn sic über haupt jemals möglich sein sollte, vielleicht erst nach Jahrhunderten gefunden werden und erst dann dem Bereich der zweifelhaften Tagesmeinungen entzogen sein wird. Da der Kathedersozialismus zur Zeit auf dm deutschen Universitäten die fast ausschließlich herr schende Richtung ist, ist eS dahin gekommen, daß heute für einen Theil der akademisch Gebildeten besonders der jüngeren Genera tion die wissenschaftliche Nationalökonomie fast gleichbedeutend ist mit dem Sozialismus. Ein berückender Schein von Wissen schaftlichkeit fällt dabei auf die Lehren, für welche die revolutionäre Sozialdemokratie Propaganda macht, und bei der heutigen akademi schen Jugend gilt vielfach das Bekenntniß znm Sozialismus bei nahe als etwas Selbstverständliches, weil ihre nationalökonomischen Lehrer sie zu dem Glauben verführt haben, daß die Existenzberech tigung der sozialistischen Weltanschauung bereits wissenschaftlich bewiesen ist. Es ist schon bedenklich, wenn Universitätsprofessoren, die als Lehrer der Jugend dieser als Vertrete; der wissenschaftlichen Sach lichkeit und strengsten Unparteilichkeit vocanlenchten sollen, sich außerhalb des Universitätslebcns als praktische Politiker bethätigcn, besonders wenn dies ln der verbitternden und verhebenden Manier der sozialdemokratischen Agitatoren geschieht, dergestalt, daß die wissenschaftlichen von den politischen lleberzeugungen nicht mehr streng von einander getrennt werden könn»r und bei den Schülern leicht der Eindruck entsteht, daß die Aufgabe» der Wissenschaft mit denen der praktischen Politik Zusammenfällen. AlS der in den lehten Jahren oft genannte Professor der Nationalökonomie Geh. Nach Adolf Wagner vor zwei Jahren das Rektorat der Berliner Universität antrat, benutzte er seine Antrittsrede dazu, um für leine Richtung, den Kathedersozialismus, offen Propaganda zu »nachm und u. A. die Behauptung als unumstößlichen Grundsatz nufzustellen, daß die heutige Wissenschaft unter dem Zeichen des Sozialismus stehe. Er ergriff ferner diese Gelegenheit, sich mit Gegnern, mit denen er kurz zuvor unerquickliche persönliche Streitereien gehabt hatte, ln polemischer Weise auseinander zu schm. Die geistige und wissenschaftliche Bedeutung der Begründer der Sozialdemokratie, der Marx. Engels. Lassalle, stellte er so doch, daß es nicht auffällig erscheinen kann, wenn seine Zuhörer die Sozialdemokratie als eine vollkommen berechtigte Bewegung betrachten. In einer Rede, die er mehrere Monate vorher bei einem große» studentischen Kommerse gehalten, hatte er eS zwar für bedauerlich, aber doch begreiflich erklärt, daß sich «in Jüngling in die Arme der Sozialdemokratie werfe. Ein Zeichen schlechter Gesinnung sei daS nicht, sondcm es sei das warme Gefühl für die Leiden der schlechter gestellten Mitmenschen, die Hoffnung auf die Besserung ihrer Lage, welche ihn zu radikalen Plänen treibe, weil er von ihnen Besserung erhoffe. Solche Manifestationen von Kathedersozialisten zu Gunsten der sozialistischen Bestrebungen stehen keineswegs vereinzelt da. Im Hörsaale und außerhalb desselben bemüht sich die Mehrzahl der Vertreter der Nationalökonomie, sich in die sozialpolitischen TageSfragen elnzumischrn und für den Sozialismus Partei zu «greifen. Schulter an Schulter mit Naumann und Egidv haben sozialistische Professoren in dem Hamburger Streik zu Gunsten der ausständigen Sozialdemokraten zu Interveniren gesucht, und Prof. Wagner ist in das Gaargebket gereist, um dort den Berg arbeitern eine Brandrede für die sozialistischen Forderungen zu Kälten. Er hat «S sogar fertig gebracht, diese seine Handlungs weise vor seinen akademischen Schülern zu rechtfertigen nnd da durch eine studentische Demonstration zu seinen Gunsten zu provo- ziren. Mit Recht nennt die ,N. A. Ztg." dies zugleich eine Demonstration gegen die preußische Regierung. Den jungen Leuten war aus den öffentlichen Blättern bekannt geworden, daß die Vorgesetzte Behörde sich veranlaßt gesehen hatte, dem oder jenem akademischen Lehrer, der sich in auffälliger Weise an der sozialistischen Agitation betheiligte, einen Wink oder eine Mahitung zutommen,u lasten, er solle die Rücksicht auf sein Amt nicht all. zusehr auS den Lugen setzen. Al» nun Pwfessyr Wagner in keiner Gchtnßvvriesnng mit besonderer Betonung und gehobener Stimme Jugend. Hosnachttchte», Sachsen-Stiftung. Beruf des Adels, Influenza. »Flotlensrage", GerichlLvechandtniracii. I vom Katheder herab die Versicherung gab, er für seine Person werde dabei bleiben, die „Veibrertung sozialer Gesinnung" als eine der vornehmsten Aufgaben des Lehrers der Nationalökonomie zu betrachten, konnte der tosende Beifall, der sich bei diesen Worten erhob, nur einen Sinn haben, den einer Aufforderung, sich durch keine Meinungskundgcbung der Behörde in der Fortsetzung der bisherigen »sozialen" Bcthätigung beirren zu lassen. Das Widerstrebe» gegen die Autorität der Staatsbehörde, ineint die »N. A. Ztg.", war es, das von dem Auditorium beifällig aus gezeichnet wurde. Das offiziöse Blatt setzt Hinz»: „Gefördert aber wird dies Werk der Demagogie, wenn auch vielleicht meist un bewußt. durch «ine unklar agitatorische Rhetorik von Männern, die in einer Stellung, welche den Nimbus einer »Leuchte der Wissenschaft" verleiht, dennoch in einer den Ansorderungen der Wissenschaft widersprechenden Weise ihre Zuhörer mit Schlag- Wörtern irreführen, wie es z. V. der Ausdruck »Soziale Gesinnung" ist. Dagegen, gegen den Mißbrauch des Katheders zur Verbreitung agitatorischer Zweideutigkeiten unsere Stimme zu erheben, ist unsere unabweisbare Pflicht." In der That ist cs die unabweisbare Pflicht alter staats erhaltenden Kreise geworden, gegen das sozialistische Demagogen- ihum, daS aus unseren Universitäten unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit lein Unwesen treibt, Stellung zu nehmen. An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen! Schon der tosende Beifall, den Pros. Wagner bei der erwähnten Demonstration erntete, be weist. daß das sozialistische Gift von den Kathedersoziatisten nicht ohne Erfolg in die empfänglichen Gemüiher der Jugend gesät worden ist. Die Wagner und Genossen haben Schute gemacht. Ter sozialistische Student, der ans die Jahne Bebel s oder Nau- mann's schwört, tst nicht mehr blos eine seltene Ausnahme. Auch hier sollte der Staat nicht mir, verschränkten Armen zuschauen, auch nicht, wenn man in Anschlag bringt, daß sich viele von den Studenten, die sich zu sozialistischen Anschauungen haben bekehren lassen, später, durch die Erfahrungen des praktischen Lebens, durch die dringlicheren Bedürfnisse und Thaüachen der Wirklichkeit er nüchtert, einer besseien staatserbaltcnden Einsicht zuwenden werden. Ein Theil der Stuviiendcn betrachtet den Sozialismus als eine Modesache, die man mitmacht, ohne daß man sich mit Leib und Seele dauernd dafür cngagirt. Man muß ferner die Neigung der leicht zu entflammende» Jugend zu sentimentaler Schwärmerei für utopistische Theorien berücksichtigen nnd ihren Hang zu einem oppositionell gerichieten Radikalismus, der die Welt den Gesetzen aller historischen Entwickelung zuwider aui einmal von Grund aus verbessern will. Wie aus die breiten Massen, so wirken auch auf den Jüngling weit mehr die bcrauichenden agitatorischen Phrasen und das leidenschaftliche Pathos des Ideologen als die ruhigen, besonnenen Erwägungen des Realpolitikers. Aber wie die große Menge, so ist auch die Jugend wandelbar und bald hier, bald dort hin zu lenken, und Derjenige wird ihre Herzen erobern, gleichviel für welche Sache, der über das erforderliche Matz zündender Be- redtsamkclt veriügt. Kein akademischer Lehrer hat seit Fichte's Zeiten so große Begeisterung unter den Studenten zu erwecken ge wußt, als Heinrich v. Trclllchke, der so scharf wie kein Anderer seiner Kollegen gegen den Sozialismus und seine Gönner auf den Universitäten gekämpft hat. Unsere Studenten schwärmen für iozialistüche Bestrebungen und zu gleicher Zeit huldigen sie dem Fürste» BiSma ck, dem größten Gegner des Sozialis mus. Alle nicht sozialistischen Universitätslehrer sollten es sich darum angelegen sein lassen, ihren Einfluß dahin geltend zu mache», daß dein unreisen sozialistischen Dilettantismus Schranken gezogen werde». Vor Allem sollten sie nachdrücklich vor den Gefahren einer vorzeitigen Parteinahme in politischen oder .wirthschastlichcn Taqeskämpfen warnen. Nur im vaterländischen, nationalen Sinne solle die Jugend Partei ergreifen. Diese Partei nahme aber, daS Bewußtsein des nationalen Idealismus, muß irglichen Sozialismus ausichließcn, weil dieser in seinen Zielen International und antlnational ist. Mögen die schönen Worte Beherzigung finden, die auf dem Wagner-Schmoll«-Kommers vor zwei Jahren der damalige Rektor der Berliner Universität Professor Pfleidrrcr seinen Kommilitonen zurirf: »Warum wollen Sie sich die herzhafte Freude am einigen und starken Vater lande dadurch trüben und vergällen lassen, daß csie sich vor zeitig und ohne jeden sachlichen Nutzen in das leidige Partei getriebe unserer Zelt Hineinstürzen? Wahren Sie sich doch daS goldene Vorrecht der Jugend, in ungetrübtem Idealismus, un bekümmert um das fatale Gezäntc der politischen Parteien, sich der gemeinsamen hohen Güter des Vaterlands zu erfreuen, desien Einheit und Stärke, von Ihren Vätern in schwerem Kamps er rungen, noch keineswegs so feslgelvnrzell ist, daß sic nicht immer noch der treuen Hingebung und Pflege seitens der Söhne nnd Enkel bedürfte. Gepflegt wird aber die Liebe zum einigen dcnt- lchen Vaterlande wahrlich nicht dadurch daß die Jugend schon wieder In die alte deutsche Erbsünde deö Sondergelstes und Partel- wcsens zurückfällt und mir philiströser Griesgrämiakeit an allem Bestehenden undankbar nörgelt, sondern dadurch, daß sie der nör gelnden Unzusiiedenhett der Alten den eckt deutschen Idealismus des Glaubens und den jugendlichen Optimismus deS HoffenS ent gegensetzt und der dankbaren Freude an den reichen Gütern unseres nationalen Lebens bei >eder Gelegenheit frisch und froh, fromm und frei Ausdruck glebt. Ja, das Heu erfüllen mit treuer, warmer Liebe für Deutschlands Herrlichkeit, die mit seiner Einigkeit steht und fällt, und zugleich durch fleißige Arbeit sich für den besonderen Berus tüchtig vorbilden: das wäre die beste Vorbereitung für kräftige Erfüllung Ihrer Bürgerpflichten, viel bester als alles lettlr " " ' " Mnlhmaßliche Witterung: Wechselnd. Duettlren und Agilsten im Sozialismus." Ferakbreib- und FeruivrechrVerlchte vom 12. März. -Berlin. In Angelegenheiten der für Kreta in Aussicht genommenen Autonomie enthält der heutige hier eingetroffene .TemoS" einen längeren Artikel, ln dem es heißt: ES darf nicht vergessen werden, baß Kreta schon einmal Im Jahre >869 dicht davor stand, Dank der Bemühungen Europas eine vollständige Homemlr zu erhalten. Ebenso bringt in der »Times" der damalige amerUaaffche Konlnl in Kanea. der mit diesen Verhandlungen auf ,1 da- Engste vertraut war. tn Erinnerung, daß es damals Griechen- > 1 land war. welches aus ehrgeizigen Absichten diese glückliche Idee zum Scheitern brachte und Kreta zu weiteren 28 Jahren des Lkrdcs und der Unterdrückung verdammte. Berlin. Reichstag. Zur zweiten Berathung steht zu nächst das Schuldentilgunasgeiek (Verwendung von Ueberschiissen der Ueberweiiungen über die Matriknlarbeiträge für 1897/98 zur Schuldentilgung). Als 8 1 hat die Kommission einen neuen Paragraphen eingcsügt, wonach auch für 1899/97 dem Reiche über die ihm aus Zöllen und Tabaksteuer zustehenden 130 Millionen Mark noch weitere lü Mill. M. zur Schuldentilgung verbleiben sollen. Ferner als 8 2, stall 8 l der Vorlage Hai dle Kommission be schlossen. daß für 1897/98 nicht die Häme, sondern Treiviertel des Ueberschusses der Ueberwciiungcn über die Matrikularbeiträae dem Reiche verbleiben sollen. Za 8 3 endlich, dem zufolge von 1899/1900 ein etwaiges Mehr der Matriknlarbeiträge über das EtatS-Soll an Neverwesiungen bis in Höhe des nach 8 2 dem Reiche zufallen- den Betrags uncrlwbcn bleiben soll, hat die Kommiision die Be stimmung hinzugesügl: »jedoch ist hiervon mir in dem Maße Ge brauch zn machen, als nicht das Etats-Soll der Ucberweisungcn durch Mehrbeträge der Ueberweistingsstcuern überschritten wird". — Schatziekretär Gras Posadmvskv erklärt die Zustimmung der verbündeten Regierungen zu dem Beschlüsse der Budgettommilsion. 1 — Abw Richter (Frei!/ Volksp) macht nochmals seine grundsätz lichen Bedenken gegen 8 3. gegen die darin liegende automatische Verquickung der Jahre >89/,98 und 1899/1900 geltend. Der Reichstag werde außerdem im Jahre 1899/1900 nicht behindert iein, nach seinem Ermessen zn handeln durch entsprechende etwaige Nor- mlrnng der Matriknlarbeiträge einerseits und der Neberweisungen deziv. der Anweisungen anoereriests. — Schatziekretär Gras Posir- domskv erwidert, das formale Recht hierzu habe der Reichstag allerdings, es würde aber darin eine Verkürzung des Rechts der Eiiizesilaaten aus tteberweisungen liegen. — Referent Dr. Lieber ,Eenkr.) wocst den Vorwurs einer automatischen Regelung zurück- — Das Gesetz wird in der Fassung der Kommiision angenommen. — Dann wird die zweite Lciung des EtatS bei Zöllen und Ver brauchssteuern sortgoctzt. Der Etat der Zölle und Tabaksteuern wird deballclos erledigt. — Beim Etat der Zuckerstener weist Aba. Schnltz-Lupitz lReichSp.) aus die große Ungerechtigkeit hin, welche das bestehende Zucke, steucrgeictz durch seine Bestimmungen über die Kontingcnlirung im Gefolge habe: neue Fabriken, von bäuer lichen Genossenschaften gegründet, hatten ganz abnorm hohe Be- , triebssteuecn zu zahlen. — Schatzsrkrelär Graf Posadowsky: Daß iBeichwerden über ungerechte Kontingenticung nicht ausblelben würden, war vorauszuscheii. Die Zirständigkeit für Kontingentir-! uiig liegt ober bei den einzelnen Regierungen, nnd an diese wären! die Beschwerden zu richten gewcien. Jedenfalls ist die Kontingen- tirnng. dem Gesetze gemäß, nach der LeistiingSsählgkcst erfolgt. Abg. v. Kardoiff lRelchsv) hält es für nötbig, durch eine beson dere Kommiision nochmals die Konlingentirungsvorschläge prüfen zn lasse»: für dieses Jahr aber wolle er auf einen dahingehenden Antrag verzichten. — Avg. v. Staudt, (konf.s: Es werde ans diesem Gebie>e nicht eher Ruhe nnd Frieden werden, ehe nicht ein Ver- waltungsgcrichishof über Klagen wegen Vertheilung des Kontin gents zu entscheiden baden werde. — Schatzsekretür Gras Poso- dowskp: Das wäre doch ein völliges Novum in unlerer Gesetz gebung. über welches ich mich heute wohl nicht ausznsprcchcn brauche. — Abg. Paasche (nat.-lib.): Die Kontinaentirung iei der einzige Punkt, über den von den Zuckerfabriken geklagt werde, und gerade dafür sei er nicht verantwortlich: er habe über die Koi» tingentirung ganz andere Vorschläge gemacht, die aber gerade von den Herren links obaelehnt und vekämpst worden seien. — Abg. Rösicke (frei,.): Aba Paaiche will sich wegen der Art der Kontingcn- liruna von seiner Vaterschaft am Zuckeisteuergesetz losiagen, aber das Hilst ihm nichts, denn er ist und bleibt der Vater vieles Gesetzes: wir halten den Vater fest. (Heiterkett.) Redner schildert dann die un günstigen Folgen des Gesetzes: Neberproduktion und Preiodruck. — Schatziekretär Gcas Posadowrkv erwidert auf eine Anwoge des Abg. Rösicke, die Verhandlungen über Ablchaffung der Zucke,- Prämien brauchten nicht erst wieder ausgenommen zu werden, denn sie schwebten immer noch Wir würden uns sehr freuen, wenn bei ollen Staaten die Ucberzeugung Eingang fände, daß endgiltig nur helfen kann eine totale Beseitigung der Prämien. Sobald diele erfolgt, würde man auch die Verbrauchssteuer herabsetzen können, — Abg. Dr. Barth lFreis. Äer.): DaS Gesetz habe gerade Jene» am meisten geschadet, denen es helfen sollte, nämlich'den Zucker produzenten. Geschadet habe eS aber auch unleren Konsumenten, nur der Konsument im Auslände habe Nutzen gehabt. — Abg. Stoiber« ikons.) widerspricht dem Wunsche des Avg. Paaiche. das Gesetz ln Bezug ans die Kontingentirung zu ändern und an die Stelle der beweglichen Kontingentirung die feste zn setzen. Ta-., bei dem Zuckerpeuergesetz geschlossene Kompromin sei immerhin das Beste, was sich Hove thun lasten. — Schatziekretär Graf Pom- dowSkli: Die Zucker-Interessenten werde man nie zufrieden stellen können. Die Klagen sind inuner und überall in der Welt unter jedem Gesetz. Er verstehe auch nicht, weshalb so sehr über unser bestehendes Gesetz geklagt werde: man solle doch froh sein, wenn man nur überbanpt erträgliche Preise habe. Mit schuld an dem Preisdruck bätten auch versehtle Spekulationen. Hohe Preise ließen sich eben auf keine andere Weise beschaffen als durch Beschränk ung der Produktion. — Der Titel Zuckerstener wird genehmigt, desgleichen drbattelos Malzsteuer. Be, der Branniweinsteuer geht Abg. Paasche (nat.-lib., aut die Frage der SvirituSbelcilchluna ein. dabei dem Abg. Richter den Vorwurf machend, ffir eine solche landwirthschastliche Frag« habe derielve natürlich kein Interesse. — Aba. Richter (Freis. Volksv.): Gewiß, sogar ein großes Interesse, freilich aber will ich nicht, daß den SpirituSlampenfabrikanten noch Zuschüsse vom Staate gegeben iverden, wie das jetzt bereits vorgeschlogen wird. Dos wäre eine ganz neue Art von Liebes gaben. — Abg. v. Kardorfi (ReichSp.): Natürlich, immer wenn eS sich um das Interesse der Landwlrthschast handelt, sind die Herren Gegner. — Abg. Paasche erwähnt, man könne jetzt bereits Spiri tus ohne Glühstrümpfe brennen, und um dieser Erfindung Ver breitung zu versch iffen, soll das Reich verfügbare Ucberschüffe aus der Branntweinsteuer bergeben. — Abg. Richter legt gegen eine solche Unterstützung einer einzelnen Industrie von Swatswegen abermals Benvahrung ein. Gegen AuSdehnnng eine- solchen landwiethlchastlichcn Konsumartikels überhaupt habe seine Partei gar nichts. — Schatzsckretär Graf PosadowSk» bestreitet, daß aus der Branntweinsteuer solche erhebliche Mittel verfügbar srien. — Der Titel Branntweinsteuer wird genehmigt. — DaS Hans schreit« nun zur ersten Berathung der Vorlage betreffend Errichtung ein« Ged enkh alle für die Opfer des Krieges 1870/71. — Reichs- kandier Fürst Hohenlohe: Meine Herren! Die Vorlage de- ÄS weckt die Errichtung einer Gedenkholle, »n Ehren der im, 87071 Gefallenen oder Gchwervenvundeken. Ick weiß wohl.
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