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Dresdner Nachrichten : 21.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-21
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.03.1897
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MrUllUIKd L» »«« I. U. Ssliuontuaoaoogaaitiw«, IUr 0»s. owbtr. Tiekt. kvtwlsmn. lLsrrsn. 4s, Jahrgang. s/z-6» ^«,r Dresden, 1^9 < L. sVeidiL, Mke»k»NWtr. 34. DWU" Zs«ul»«ltvn «t«8»nt N»ri>r^tvp V»n»vi»I»üt«. Rnoollliä^si^s, porsdulioks Iriokünka nnä älacjostiiäion in Rerlin, Lü>«.L>u-ublw. o^rl VIsiI^iiiann, Uoslislorünt. Ok^r. 1832. k'iiKkvilemn'tnkli vlvüsmsiw's vvri»8telLöUsvk ß mit »Iti-Ko, utwr Xütdl troclliionü, »ic!» klodsaä. ^ z äll«la«il: «srisnstr. 10, /Zmslienrte. 19. r«,IoIraUS5»tr.40. d>'»!U«I.: stsinrjok»tr.(8m>ltt;nrlitr,. kd«t»xr,plijseti« kppLsLle ß ill K roiokstsr ^.usvM d«i ^ LM^MLeLsK HIsrLtL-.tr. 20 Z- fXLks äsr LlLxiniiUaas-^Uov). ^ ^niMNi-Iioksi' C^tLloir >»sol» ^ ^ »mvLrt, ^a^sv 20 ia Kc 6r:sfmsr4L«ll. ^ Z L 4o1«rtIkIIN8 I orrvn - Varäerobs krosses 1,0 Mr iu- unci rmslällck. 8toüe. 8«U«Iv, ilLUiinI« nä «NKI v»lp6vdlt iu xw88^rti^8tvr ^usvnlil billigt 11. H. II «88«, 20 Attl lvll8tra88620. «r. 8«. Kpi-«el: Kaiser Wilhelms I. hundertster Geburtstag. ^ ,, Festlchmuck, Apollotheater, Gerichtsverhandlungen Hofnachrichten, Sonntagsruhe. ?lmtliche Bekanntmachungen, Knnstvereins-Ausstellung. Leks Uarsarvtkvnstrassv (3 littbsn). Sonntag, LI. Mär;. Kaiser Wilhelm'- I. hundertster Geburtstag. Die Zeit ist eine stumme Harfe, singt der Dichter. An Tagen wie der morgen ausgehende aber verleiht die allgemeine Begeisterung ihr gewaltige Töne, die weit hinaus in das Land erklingen und in jedem von heißer Wallung für daS Edle ducchglühten Herzen freudigen Widerhall finden. Die machtvollen Akkorde vaterländischen Hoch gefühls vereinigen sich mit den sanfte» Weisen pietätvollerErinnerung und wie sie, zum Himmelsdom emporwallend, die Seelen aller deutschen Patrioten mit sich hinausführen in den Lichtkreis einer alles überragenden großen Vergangenheit, sluthet auS jenen reinen Höhen als Antwort die Stimme der seligen Geister zurück, die für des Vaterlandes Macht und Herrlichkeit freudig ihr Leben ein- setzten und Preisgaben und jetzt aus den himmlischen Sphären sich mit uns vereinigen, um das Andenken des ersten Kaisers, der die Krone des neuen Reiches trug, bei der hundertsten Wiederkehr sei» neS Geburtstags zu feiern. Wo soviel Größe gepaart ist mit solcher Schlichtheit der Ge sinnung, wie es bei unserem ersten Kaiser der Fall war, bei dem die Tugenden des Herrschers und des Menschen sich so innig in einander verwoben, da ist es doppelt schwer, bei der Würdigung der Persönlichkeit die richtige Mitte zu halten und nicht der Ver suchung zu erliegen, den alten ehrwürdigen Kaiser alS einen Neber- menschen zu preisen und zu verherrlichen. Nichts aber könnte weniger dem edlen Bilde entsprechen, das Wilhelm I. unL hinter- Herrn, die er ihm auch dann noch nnaeschwäcbt bewahrte, , last«, hat. als eine solche Neberschwenglichkell, dieWekkEba cmgtz-sM^kk»Mt. Immvlichen, milden Augen des hohen Hu bracht sein mag, wo eine innere Hohlheit durch äußeren Pomp, durch künstliche Ornamente, durch der Wahrheit nicht entsprechende Zuthaten verdeckt werden soll. Kaiser Wilhelm's I. Heldengestalt aber ist klar und durchsichtig wie ein Demant und darum braucht er seinem Volke nur so gezeigt zu werden, wie er in Wirklichkeit war: dann wird jeder Zug an ihm von selbst zur wahrhaftigen Größe, die gerade durch ihre Innerlichkeit unwiderstehlich wirkt und zur Bewunderung fortreißt. Kaiser Wilhelm l. war jedem Schein- weien abhold. Wie er sich gab, so war er auch im Innersten sei ner Seele, und dieses innerliche Sein des alten Kaisers läßt sich nicht besser bezeichnen alS durch die Worte seines Wahlspruchs: „Mein Gott, meine Pflicht, mein Schwert." In dieser Dreiheit verkörperte sich der ganze überwältigende Ernst seiner Lebensauffass ung. in ihr lag der Schlüssel zu seinen beispiellosen Erfolgen, ans ihr beruhte die geheimnißvolle Macht, die ihn trotz der scheinbar unüdersteiglicheii Schranke seiner fürstlichen Souveränetät doch steis in innigster Fühlung mit seinem Volke hielt und ihm die Herzen überall in treuer Liebe entgegenschlageir ließ. »Mein Gott!" Aus einem wahrhaft demüthigcn und sromm- gläubigen Herzen rang sich dieser Ruf empor, wenn der alte Kaiser seine Gedanken auf Den lenkte, von dem er all' seine Macht ab- leitete, als dessen Lehnsmann aus Erden er sich ansah. Als Wil helm I. in Königsberg als König von Preußen gekrönt wurde, that er gegenüber einer Deputation der Studentenschaft den denkwürdi gen Ausspruch: „Ich werde stets daran sesthalten, daß Meine Macht von Gott kommt", und nach dieser Richtschnur hat er sein Leben lang gehandelt. Welche Riesenerfolge ihm auch daS Schick sal in den Schooß warf, er geriet!) niemals in Versuchung, seinen persönlichen Stolz darüber anfschwellen zu lassen. Mit einer Be scheidenheit und Selbstverleugnung, die nach gewöhnlichen mensch lichen Begriffen kaum faßbar erscheinen, schob er den Ruhm der welterschütternden Tharen seiner späteren Regterungszeit von sich ab und führte alles auf die göttliche Vorsehung zurück, die ihm als ihrem Werkzeug nur die Hand geleitet habe. Bei alledem war aber die Frömmigkeit des Kaisers frei von jedem Anfluge von Mystik und Pietismus. Sie beruhte nicht auf unklaren GesühlS- wallungen. sondem auf dem ernsten, festen und klaren Willen, Gott allein die Ehre zu geben und das ganze Denken und Handeln als Fürst wie als Mensch ans eine Grundlage zu stellen, die Gott wohlgefällig sei, Wie das Leben des Kaisers überhaupt offen dalag vor Jedermanns Augen, wie ihm jeder auf den Grund seiner Seele sehen und die Schrift der vollkommenen Aufrichtig keit und Wahrhaftigkeit dort lesen konnte, so war auch nichts Falsches und Gemachtes an der Religiosität Wilhelm's I. Eine so reine Gottesverehrung, wie sie den alten Kaiser auSzeichnete. muß mit Nothwendigkeit auch auf das persönliche Verhalten im Verkehr mit der nähere» und entfernteren Umgebung zurückwirken. Daraus erklären sich die ungemeine Leutseligkeit Wilhelm's I.. daS thetlnehmende herzliche Wohlwollen, das er jedem seiner Unter thanen entgegenbrachte, mit einem Worte alle die liebenswürdigen Züge, die das Urtheil über ihn rechtfertigen, daß er aus der schwindelnden Höhe seiner kaiserlichen Macht immer ein Mensch blieb, dem nichts Menschliches fremd war. Das empfand auch der Altreichskanzler tief, wie sein Urtheil bezeugt: „Der Kaiser ist Mensch kn allen Stücken. Er ist einer von den Menschen, deren Güte die Herzen gewinnt, er ist unablässig mit dem Glücke und dem Wohlergehen seiner Unterthanen und seiner Umgebung be schäftigt." Durch den Zauber seiner Persönlichkeit, gegen den eS keinen Widerstand gab, weil er ganz ungekünstelt war, entwaffnete Wilhelm 1. selbst seine Gegner und mancher „Mußpreuße" wurde zum glühenden Patrioten, wenn sein günstiges Geschick ihn mit dem alten Kaiser persönlich in Berührung gebracht hatte. „MeinePflicht!" Diese beiden Worte waren der Leitstern de- Kaiser- bei allen,, was er that und in jedem Widerstreit zwischen persönlicher Neigung nnd den Geboten des staatlichen Interesses opferte er seine eigenen Wünsche so gründlich dem, was die Pflicht verlangte, daß er mit der Wurzel jede entgegenstehende Regung aus seinem Herzen riß, und wenn es hundertfach darüber blutete. Während sonst Monarchen nur zu leicht geneigt sind, mit einer ost an's Kleinliche streifenden Eifersucht über die starre Aufrechterhalt ung ihrer Souveränetät zu wachen und auch ihrem erprobtesten Diener gegenüber allezeit die trennende Schranke der fürstlichen Gewalt in unverminderter Höhe aufzuthürme», waren dem alten Kaiser derartige Regungen gänzlich fremd. Er trug eben im Herzen die wahre fürstliche Größe, die nicht zu fürchten braucht, daß die Abtragung des Zolles der Dankbarkeit an fremde Ver dienste sie selbst beeinträchtigen könnte. So wurde jenes einzig artige Verhältnis; möglich, wie es zwischen dem alten Kaiser und seinem gewaltigen Kanzler bis an's Ende bestanden hat. Nicht müde wurde Wilhelm I., immer wieder im Angesicht der Oeffent- lichkcit cs auszusprcchen, daß Fürst Vismarck's Genie die Ereig nisse. die zur Gründung des Reiches führten, vorbereitet und ge leitet habe, und stets knüpfte der Kaiser bei jeder solchen Gelegen heit den Ausdruck seines wärmsten Dankes an. Mit denselben Ge fühlen begleitete der Kaiser seinen Kanzler auch aus dessen fernerer Laufbahn während der inneren Ausgestaltung des Reiches, erkannte auch hier seine schöpferische Initiative rückhaltlos an und dankte ihm wiederholt in bewegten Worten in seinem Namen und In dem des gesummten Volkes. Der Kanzler aber crwiederte Treue mit Treue und ging völlig aus in der Liebe zu seinen, kaiserlichen als der . . .. rrn für immer geschlossen hatte. AnS teuer Zeit ist der deutschen Nation die Zusammengehörigkeit von Kaiser nnd Kanzler als rin treues Vermcichtniß verblieben. Wenn das deutsche Volk seines ersten Kaisers gedenkt, so muß es unwillkürlich auch den Blick nach Friedrichsruh lenken, um den Kanzler an die Seite seines kaiser lichen Herrn zu stellen, wir es vordem war. Das Bild des alten Kaisers aber erstrahlt in noch hellerem Glanz, wenn sein Kanzler zu ihm herausstcigt und ihm huldigt. Wilhelm I., der kaiserliche Heros der Pflicht, vergaß keinen Augenblick die oberste Pflicht der Dankbarkeit gegen seine getreuen und erfolgreichen Berather. Deß gesenkt heute sein Volk und heiße Sehnsucht paart sich mit der Erinnerung.... „Mein Schwert!" Der Kaiser hielt es fest in tapferer Hand, das treue scharfe Schwert, und stand unermüdlich mit ihm ans der deutschen Wacht. Er sorgte auch dafür, daß es scharfgeschlifsen blieb, alS eine verblendete Mehrheit es rosten lassen und schartig machen wollte Da ries er seinen Kanzler und focht mit seiner Hilfe den guten Kampf durch bis zum Ende, bis der grandiose Frieden seinen Einzug hielt. Niemals aber trachtete Wildelm I. nach fremdem Recht. Frivole EroberungSgelüste hätten die Ehre seines Schwertes verletzt. Der alte Kaiser hatte keinerlei Begehr nach etwas anderem als was ihm und den Deutschen von Rechts wegen gehörte und so durfte er mit Kurfürst Friedrich H. von sich sagen: „Es ist wohl Jedermann bewusst, daß wir all' unser Leb tag nicht daraus ausgingen, Hader oder Kriege zu bestehen, und noch heute begehren wir nichts anderes als ManneSehre und Recht." Möge es nie anders werden unter seine» Nachfolgern i Nur wenn Deutchland sein Schwert immerdar ebenso scharf, aber auch ebenso fleckenrein erhält wie unter Kaiser Wilhelm's l. Re giment. wird der deuttche Name der erste bleiben unter den Völkern, wie es zur Zeit des alten Kaisers und seines eisernen Kanzlers war. Kaiser Wilhelm I hat durch Gottesfurcht, Pflichterfüllung nnd Tapferkeit seinem Volke ein dauerndes ideales Vorbild geschaffen und darin ist noch mehr an sortwirkender Kraft seines Andenkens enthalte» als ln den glorreichsten Erfolgen seiner ruhmgekrönten Regierungszeit. Wenn daher heute das deutsche Volk still und in ernster Sammlung an der Bahre seines Heimgegangenen Kaisers steht, so kann es sei» Andenken nicht besser feiem als durch das Gelöbniß, sich edel zu machen nach dem Vorbilde, daS Wilhelm l. jedem seiner Unterthanen ausgestellt hat, durch Frömmigkeit, Pflichttreue und Mannesmuth. Dieses Gelöbniß legt die Nation im bräutlichen Festgewand dieser Tage als Morgengabe an dem Fuße des Denkmals nieder, das in der Relchshauptstadt zur Hundertiahrsfeier enthüllt wird, und dann wandelt sie. neu ge stärkt an Leib und Seele durch den erauickenden Trunk aus dem Born der Erinnerung, unter den Fittichen des KaiieraarS weiter ihre Straße, hinein m die wallenden Nebel des kommenden Jahr hunderts. dem Ziele der endgiltigen Erfüllung der Mission des Äcrmanenthums entgegen. Aerrischreib- nud Aernsprech-Berichte vom 20. März. * Berlin. Der König von Sachsen traf nach 10'/» Uhr, empfangen vom Kaiser, dem Prinzen Heinrich, dem Prinzen Albreckt mit dessen Söhnen und anderen-Fürstlichkeiten, hier ein. Die Maiestäten küßten sich und das Publikum brach wiederholt in stürmische Hurrabs auS. Der Kaiser begleitete den König nach dem Schlosse. Gegen II'/« Uhr traf der König von Württemberg mit fast halbstündiger Verspätung ein. weshalb Prinz Heinrich in Vertretung des Kaisers den hohen Gast empfing und nach dem Schlosse geleitete. "Wien. Bei den heutigen ReichSrathswahlen in Wien wurden 9 Antisemiten gewählt. 8 Antiliberalc kommen zur Stich wahl. * Wien. Der Kaiser ist auS Mentone zurückgekehrt. Berlin. Reichstag. Die Berathung des Marine- etatS /Extraordinarlum) wird fortgesetzt. — Abg. Barth tfreis. Ver.): Weltpolitik haben die Deutschen schon lange getrieben, aber gerade bei der ganzen jetzigen politischen Lage in Europa dürfe keinesfalls eine abenteuerliche Politik getrieben werden. Leider scheine nun in einflußreichen Kreisen sehr viel Neigung zu einer schneidigen Weltpolitik zu bestehen, nnd dieser Neigung müsse allerdings entgegen getreten werden. Eine weitere große Rolle haben in diesen Tage die Zukunsisvlänc für die Marine gespielt. Aber je mehr wir uns aus den Standpunkt der realen Thatlachen stellen, dos Maß des Nothwendigen festzustellen, um so geringer wird die Gefahr uferloser Zukunfisvläne sein. Wenn der Versuch gemacht worden wäre, unsere ZukunstSvläne zu er läutern, ko wäre auch wohl daS Eenlrum geneigt gewesen, über das Maß der Bewilligungen in der Kommission hmauszugehen. Mnthmaßliche Witterung: i Kühl. naß. ! Um was dreht sich eigentlich der ganze Streit ? Auf die Abstriche bei den Torpedobooten scheint die Marineverwaltung kein großes Gewicht zu legen Was die Abstriche bei den zweiten und dritten Raten betrifft, so ist eine zn große Verlangwmung der Arbeit gleichbedeutend mit Verschwendung. Weshalb man diese Abstriche gemacht hat. kann ich daher nicht recht begleiten. Und nun die Kreuzer! Es handelt sich doch nur darum, ob wir in diesen: Jahre bewilligen oder im nächsten — und darum Räuber uiw Mörder?! uno darum die Drohung mit dem Konflikt, mit dein Ministerkladderadatsch, mit einer Regierungskrisis! Das kann doch dem Ansehen Deutschlands wahrlich nicht dienen. Herr v. Ma> schall hat nun die Nothwendigkeit neuer Kreuzer mit den Ansorber ungen des auswärtigen Dienstes begründet und der Notbwendigkc i neuer Ervortquellen. Aber diese Aufgabe der Kreuzer bat doch absolut nichts zu thun mit den Tabellen für die Vergleiche mii den verschiedenen Marinen. Mehr als 20 Prozent nniecer Ausfuhr geht nach England. T>e Möglichkeit, durch Kanone» und Kriegs schiffe unsere Handelsinteressen zu wahren, wird von Jahr zu Jahr kleiner. Ein Konflikt zwilchen uns nnd einem amerikanische» Staate kann durch Kriegsschiffe nicht enstchicvcn werden.- Es giebb. noch Länder, aus die wir mit Kanonen wirken können, aber die Handelsinteressen, die dabei in Frage kommen konnten, sind doch verschwindend geringe: man muß sich also vor Uebertreibuiigeiö hüten. Bei China wird möglicherweise das Erscheinen von Kriegs schiffen eventuell zweckdienlich sein können, aber auch dort nicht zum Zweck des Schutzes von Handelsintcrcsse». Ich sage nicht, unsere Finanzlage sei nicht derart, baß wir. wenn es nothwendig wäre, nicht nur große Lasten aus uns ncbmeu könnten, aber eben nur, wenn es nothwendig wäre! und ich habe mich nich^ über zeugt, daß jetzt schon beide Kreuzer nothwendig seien, — Staats sekretär Hollmann: 10 Prozent des Welches der Flotten müßten mindestens jährlich an Ersatz geschafft werden, dazu komme aber noch die Ausrüstung. Herr v. Vollmar habe freilich gestern von unerhörten Forderungen gesprochen, aber von diesen müsse er doch eine große Summe ansichciden, denn von den 00 Millionen seien nicht weniger als 80 Prozent fällige Raten. 10 Millionen seien allerdings neue Raten, aber sei denn das so überrafchend? Für 1895/96 habe der Reichstag 8 bis 9 Millionen Mark bewilligt und sich daniit ans 33 Millionen Mark verpflichtet, ebenso 1896/97: sei da die jetzige Forderung zu hoch? Nur 7 bis 8 Millionen erste Rate, dnrch welche sich der Reichstag ans 31 Millionen Mark verpflichten solle, da sei doch eher er selbst berechtigt erstaunt zu sein. Weiter sagt Vollmar. wie könne man sich aus das Programm von 1873 berufen, wo doch der Gefechts- Werth der Schiffe der 2- und Mache gewesen sei. Es sei eine un verschämte Forderung lHeiterkeiti. Das wäre richtig, wenn nicht mit dem Jahre 1873 die anderen Staaten ihre Schiffe nnd Schiffs- werthe stark erhöht hätten: England allein verwandte in diesen, Jahre ISO Millionen Mark lediglich für Schifssbanten, in diesem Jahre habe England allein :N0,000 Tonnen ans Stapel liegen, die sich auf 108 Schiffe verthe,len Seien Sie überzeugt, daß das, was Ihnen die Manneverwaltung hier vorschlägt, nicht über das hinausgeht, was sie Ihnen Vorschlägen müßte. Herr v. Vollmarl sprach auch vom Admiralstab, ober cS wäre doch Unrecht von mir. wenn ich aus dessen Ansicht nicht Gewicht legen wollte, beim im Großen und Ganzen ist doch meine Arbeit an den grünen Tiich gesellest und was soll es heißen, wenn die Flotte wirklich einmal einen Tag aus Parade verwendet. Die Flotte hat thatsächlich nicht einmal so viel Ruhetage im Jahre, wie Sonntage. Solche Angriffe können doch nur den Zweck haben, die Marine herabzn setzen, als ob wir uns nur amiisirtcn Unsere Ausgaben sind sehr ernster Natur. Abg. Richter will den Feind nicht reizen, der cs übel nehmen könnte, wenn wir irgendwo mit einem Kreuzer er scheinen. aber die HandelSwelt kann bezeugen, daß schon sehr osr das Erscheinen auch nur eines K nzeis uns großen Nutzen gebracht hat. Zum Schluß dankt der Redner Herrn v. Leipziger sür die klare Darlegung der Verhältnisse. — Aba. Stumm (Reichsp.) er innert an die Zeit, wo durch Honnibal Fischer die deutsche Flotte unter den Hammer kam, heute wird ein großer Theil des HanieS die Flotte verkümmern lassen. (Lachen) Mit der sogenannten Denkschrift hat man hier im Hause ieltiam hecumgespiclt. Gerade die Gegner uferloser Pläne sollten ihrem Schöpfer danke», wenn die Regierung ans das Programm von 1873 znrück kommt. Ich begreife nicht, wie Abg. Richter, der doch den leider nicht mehr in: Amt befindlichen Fürsten Bismarck (Bravo) jetzt so ost sür sich be ansprucht, so gegen die 1873er. von BiSmarck herrührenden Pläne Front macht. Wer Fühlung in leitenden Kreisen hat, wird wisse,,, daß wir bei einem eventuellen Kriege mit zwei Fronten keinen Mann des Landbeeres zum Küstenschutze frei haben. Da ist noth- wendig eine starke Marine: gerade der Nordostsee-Kanal macht dies nothwendig, und dieser muß aus beiden Seiten geschilpt werden, damit die Flotte nicht etwa im Kanal eingeichlossen wird. Ein unglücklicher Seekrieg würde unseren Handel dauernd ver nichten, wir muffen unbedingt über See für nniere Interessen, nöchigcniallS auch mit Gewalt, eintreten können. Wenn Abg. Richter jagt, die Deutschen gingen nur im Jniercsie ihres Geld beutels nach dem Auslande nnd bedürften deshalb keines Schutzes, >o erwidere ich. wenn Niemand, der etwas des Geldbeutels balbcr thue, Schutz verdiene, dann gelte das schließlich von Jedermann, auch von den Zeitungsschreibern. In Kreta haben wir allerdings ein Interesse. Jetzt hätten wir glücklicherweise ein Schiff hin schicken können, wenn wir aber ein ander Mal das nicht mehr könnten, well unsere Schiffe veraltete», welche Blamage für uns und welcsw Rolle würden wir im europäischen Konzert spielen ? Auch im Interesse unserer Versorgung mit Getreide im Kriegsfälle bedürfen wir einer Sicherung unserer Häsen gegen Blockade. Unsere Finanzlage gestattet sehr wohl diele Ausgabe. — Abg. Bachem (Ecntr.): Die Darlegungen des Vorredners könnten seine Freunde in ihrem Entschlüsse höchstens bestärken. (Beifall.) Abg. Müller- Fulda habe Herrn v. Eynern viel sachlicher erwidert, als dieser Mst vorher im Abgeordirelenhause gegen den Reichstag und seine Marinekommijsion gesprochen habe. Alle Diejenigen, welche die gegenwärtigen Etatforverungen unverkürzt bewilligten, gingen den ersten Schutt auf dem in der Denkichrist des Herrn Hollmanii vorgezeichnete« Wege. ES sei Zeit, den hochfliegendcn Marine plänen Halt zu gebieten. Mit der Steigerung der indirekten Steuern seien wir am Ende. Die oberen 10.000 könnten vielleicht noch herangezvacn werden, aber nicht mehr die große Menge, und wie klagt dir Laiwwirthschast! Ziehen Sie (nach rechts gewendet) doch davon die Konsequenz. (Bestall im Eentrum und links.) Und wenn wir Alles aus Anleihen nehmen. Ist das nicht ein Frevel an unseren Söhnen und Enkeln? Werden diele nicht auch »och sür sich zu sorgen haben, und wollen Sie durchaus, dann appelllrei, Sic an die Kartellparteien und sagen ihnen, greisen Sie doch zu den direkten Steuern! Wenn es sich um neue Ausgaben handelt. 'S Z ^ s 2' Z' «8*
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