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Dresdner Nachrichten : 27.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-27
- Monat1897-03
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 27.03.1897
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üoNlvfonuitoa Kr. -L»».jo»itLt äos 88ot^» vo» kLirturva >> 4s. Jahrgang. Ljllrvlvorkauk I»i-«^«ivo, ^Iliua^t 2. !> Dresden, I8N7. kär Luudvn u. äUbicbeu «mzckoklen ru dIN>8«t«n k»r«I»«i» k. t I. lirniinsr, kvliluWntr. 21. Vapbt««. üztsr IlitWdolö, NoritWtrWe ll. ÜSNiSSSllhnkt, wLimxs Kroiäs. «. u> -,l 8r»»r.k, UvL«t„ u»»l»r luiL (j.tir.ao^A» ül»st«N»»88>vII'INIs Lnairnakt irvutsnlos. V«I.v!l. Lmt ll. »r, SN UauptskM !NN8Nnr: s Knill Iltr 1«1ic;1t, In^r. u. katsut-^L». <8psrisUtLt). 11. »Iter L8«v" liar« in vi-ixinslklasekbii. Vre»«1nvr IKreimIivlei»- und Itopnsplrltii«-^ akrrllt »v»8t I- »raiui,«!«, l'riodriok^trLsss 52, ^Vilsärulksr sttrit««« 35. Io» LWLLIIL »LmmUSukor üsaisollvil Wll vuslisodo» ktzrsellvl ^ 8vImvi<I«i' , uv»»»»» V«. krützjLdlA-IVoukvitsll r«>M orgedolist r». 8<-i>«m>i,tr»»»v 1». M» iü/t Neue Handwerkervorlogr. Hofnachrtchlen, Konvertlrung der Stadtschilidscheine. Stadrverordneten- Vr»» ov» F^Ilksll. sitzung. AlmeeverSnderungen, Ci CircuS Krcmbser. Schuch-Jubiläum, Königin Luise. Mnthmaßllche Witterung: Aufklärung. Sonnabend, 27. März. Politische«. Uebcr die neueste Handwrrkervorlage, deren Berathung im Reichstage bevorsteht, gehen die Ansichten weit auseinander, wie wohl man Anfang- in den Kreisen der entschiedenen Handwerker- srcunde darin kbereinstinimte, daß der Entwurf ln den wesent lichen Punkten beträchtlich hinter dem zurückbleibt, was unbedingt gefordert werden müsse. Der Befähigungsnachweis wird rundweg abgelehnt, da sich die Verbündeten Regierungen weder von der Zweckmäßigkeit noch von der Durchführbarkeit dieser Maßregel haben überzeugen können. Aber auch in Bezug auf dir ZwangS- innung Ist der BundeSrath nicht nur nicht entgegengekommen, sondern seine Vorschläge gehen noch hinter das zurück, was be reits in dem letzten Berlepsch'schen Entwürfe geboten worden war. Hl« sollte^ die ZwangSinnungen obligatorisch vorgeschrieben wer den: nur dann sollte von der ZwangSorgantsation Abstand ge nommen werden, wenn die Mehrzahl der dabei betbeiligten Ge werbetreibenden widerspricht. Jetzt wird der umgekehrte Weg vor- geichlagen: Zwangsinnungen sollen nur dort gebildet werden dürfen, wo die Mehrheit der bechriligten Handwerksmeister sich dafür ausspricht. Schon dies allein bedeutet eine wesentliche Er schwerung für die Durchführung des Zwanges, da es doch ungleich schwerer sein würde, die erforderliche Mehrheit für die Errichtung einer Zwangsinnung zusammenzubringen, als umgekehrt der gesetz liche» Forderung der Errichtung von ZwangSinnungen ein wider- sprechendes MehrheitSvolum der betheiligten Gewerbetreibenden entgegenzusleüen. Dazu kommt aber noch, daß die höhere Ver waltungsbehörde ganz allgemein von der Errichtung einer ZwangS- lnnung absehen kann, wenn durch andere Einrichtungen alS die jenige einer Innung für die Wahrnehmung der gemeinsamen ge werblichen Interessen der betheiligten Handwerke ausreichende Fürsorge getroffen ist. Da hierunter die Gewerbevereine und sonstigen gewerblichen Bereinigungen zu verstehen sind, so ergiebt sich, daß überall da, wo diese Vereine vorherrschen, ZwangSinnungen überhaupt nicht zugelassen werden. Damit Wörde für einen großen Theil des Deutschen Reich- die praktische Durchführung des Ge setzes ausgeschlossen bleiben. Aber auch da, wo an sich ein geeig neter Boden für dir ZwangSinnungen gegeben sein würde, werden sich die Handwerker und Innungen schwerlich zur Aufgabe ihrer Bewegungsfreiheit entschließen und bereit sein, gegen den einzigen Bvilhkil, daß nunmehr alle Handwerker im Bezirke der Innung beitretcn müssen und die Leistungsfähigkeit der Innung gehoben wird, die zahlreichen Nachtheile, wie schärfere Aufsicht, Verbot der ilebcruohmc gemeinsamer Geschäftsbetriebe, Aufnahme auch der bcicholteuen Handwerker u. s. w.. in den Kauf zu nehmen. Als die Hauptbestimmnngen des Entwurfs noch vor keiner offizielle» Veröffentlichung bekannt wurden, da überwog fast überall, besonders in den Reihen der konservativen Partei und der un mittelbar detheiligten Kreise, das ablehnende Urtheil. Die »Kreuz- zcitung" meinte, das Beste an dem Entwürfe werde wohl sein, bas; er nach keiner Sette hin befriedige; nach links werde man nicht liberal genug gewesen sein, denn schon daS Wort Innung rege hier aus. und nach rechts hin lasse er die Grundsorderungen, ohne deren Erfüllung ein gesetzlicher Schutz des Handwerks kaum dcnkbar lei: Zwangsinming und Befähigungsnachweis, entweder nur als Phantom in der Luft schweben oder berühre sie garnicht- Tas Gesetz sei weder Fisch noch Fletsch. An ausschlaggebender Stelle möge man sich wohl überlegen, welche Verantwortung man durch eine weitere EnttSmchung und Hinhaltung des Handwerker stands auf sich lade: man solle sich hüten, daß nicht für diesen Stand, der neben der Landwlrthschaft den Hauptstock des monar» chiich und national denkenden und fühlenden Mittelstands bilde, die Brücken hinüber ln ein anderes Lager mit offen gemacht wer den. an dessen Grenzpsählen alles Andere, nur nicht die Worte .Vaterland und Königstreue", zu lesen sieben. In ähnlichem Sinne äußerte sich am 7. März auf der konservative» Parteiversammlung in Dresden der Referent über die Organlsatiou des Handwerks. Als die Vorlage dem Reichstage zugegangen war. bezelchnete sie die parteiossiziöse „Conservative Lorrespondenz" als eine beding ungslose Kapitulation vor dem Manchesterthum, vor dem Geschrei de, Gemerbevereine und Handelskammern: es sei nicht eine Orga nisation, die dem Handwerk geboten werde, sonder» ein Chaos, eine Konfusion. Im BunvcSrathe werde man doch wohl kaum auf die Annahme dieser Vorlage im Reichstage spekulirrn können. Dieselbe Ansicht äußerte der „NeichSdvte". Der neue Entwurf, meinte dieses Blatt, bringe nicht eine Organisation des Hand werks. sondern eine Organisation der OrganisattonSlosigkeit; er gebe den Einen, die die nackte Cewerbefreiheit wollen, noch immer zu viel, und den Anderen, die die Ueberzeugung haben, daß dir uackle Gewerbesreiheit der Ruin des Handwerks ist, viel zu wenig. Inzwischen ist innerhalb der konservativen Partei die Frag« ausgeworsrn worden, ob man im Interesse der Handwerker nicht besser thun würde, statt die Vorlage abzulehnen, daS Angebot deS BundcSrathS als ein Mindestmaß besten, was zu fordern sei, an- zunchmen oder wenigstens den Versuch zu machen, durch eine Nm- gesialtung der Borlage mehr heiouSzuschlagen, al« waS zunächst von den Regierungen geboten werde. Der konservative Abg. JacobSköitrr vertritt den Standpunkt, daß eS durchaus falsch wäre, die neue Vorlage kurzer Hand zurückzuweisen. well sie nicht Alle» mit einem Mal, biete. Sie bedeut« einen guten Schritt weiter zur Organisation deS Handwerks, und die Hand werker würden sich jedenfalls täuschen, wenn sie durch Ablehnung deS Gebotenen mehr zu erreichen hofften, da Ihnen umer den gegenwärtigen Verhältnissen die Hand kaum wieder so weit ent- aeaengeslrrckt werden dürste. Auch dle .Kreiizztg." und der »Reichs- bote" scheinen sich, im Gegensatz zu ihrer bishrrigen Haltung, zu dieser opportunistischen Auffassung bekehren zu wollen. Die „Krenzztg." melnl, der Gesetzentwurf enthalte, aller Mangel un geachtet, einen entwickelungsfähigen Keim, da er auch in seiner jetzigen Fassung sicher einen Jvilschritt gegen das Bestehende be deute. Es sei aber um so weniger wohlgethan, daS .Bessere" den Feind deS .Guten", d. h. in diesem Falle immerhin Brauchbaren, sein zu lassen, als die Regierungen nach der Ablehnung mit einem gewissen Rechte sagen könnten: Mehr können wir nicht thun: wollt Ihr das nicht, dann lasten wir die Sache eben rnben. Alles bliebe dann beim Alten, und die Gegner hätten dann ihr Ziel erreicht. Auch der „Reichsbote" betont, eS ici jetzt Pflicht, zu erwägen, ob man sagen dürfe: Wenn nicht Alles, dann lieber gar nicht«. ES sei noch nie ein Gesetz zu Stande gekommen, mit dem alle Interessenten zufrieden gewesen wären: vielmehr handele es sich immer nur um relative Befriedigung: aber man nehme dieselbe hin in der Hoffnung, daß damit die Grundlage zu einer Weiterentwickelung geschaffen werde. Anders werde eS mit einer soviel angefochtenen Sache, wie die Reorganisation des Handwerks, auch nicht gehen, und man werde schon froh sein können, wenn man erst eine» kleinen, gesunden Anfang gewonnen habe, von dem aus die Sache an der Hand weiterer Erfahrungen fortgesührt werden könne. Im Gegensatz hierzu behauptet das Organ des Bundes der Landwinde, dle „Dtzch. TgSztg.", daß di? BundeS- rathSvoriage .gerade das Gegentheii von einem entwickelungssähigen Keim enthalte". Zugleich betont daS Blatt, daß es sich mit dieser Ansicht in voller Ucbecelnstimmung mit dem offiziellen Organ der konservativen Partei, vor Allem aber mit den Ansichten der über großen Mehrheit des orgonisiNen Handwerks selber befinde. In keinem Falle sind die parlamentarischen Aussichten der Vorlage günstig. Bei der gegenwärtige» Geichästslage des Reichs tags ist es fraglich, ob der Entwurf wird zu Ende bernthen wer den können. Aber selbst wenn sich dies wider Erwarten ermög lichen lasten sollte, blelbl es nicht minder fraglich, ob die verbün deten Regierungen zu der Umgestaltung der Vorlage, die von der handwerkerfrcundlichen Reichstagsmchrbeit zweifellos beichlossen werden wird, Ihre Zustimmung erlbellen werden. Wenn es wahr ist. daß die Vorlage da§ Höchstmaß besten darstcllt, was der Bimdesrath dem Handwerke zu bieten willens ist, so dürste schwerlich eine Verständigung zwischen den beiden gesetzgebenden Faktoren zu Stande komme», da sich die Mehrheitsparteien des Reichstags, in diesem Falle die Konservativen und das Centrum. kaum überzeugen lassen werden, daß dieses Höchstmaß das Mindest maß dessen darstellt, was sic ihrerseits fordern müssen, wenn die Handwerker-Interessen wirham geschützt und gefördert werden sollen. Aernschretb- «nd Ferns-rech-vert»te von, 26. März. Berlin. Reichstag. Ans der Tagesordnung steht die 8. Lesung deS Etats. — Abg. Liebknecht (Soz.): Man habe die Schuld an der .Jltis"-Kataslrophe durch Erregung einer patrio tischen Entrüstung zu verhüllen gesucht. Statt einen authentischen Bericht zu veröffentlichen, habe man einen soziaidrmokratiichen Redakteur In Anklagezustand veisetzt. weil derselbe, der allgemeinen Meinung in der Marine entsprechend, den Zustand des .Iltis" als schon längst seeuntüchtig hingestcllt »nd eS getadelt habe, daß ein solches Schis noch hinausgesandt worden sei. — Kontreadmiral Wüchset erw vert, der .Iltis" sei in irder Beziehung vollkommen seetüchtig gewesen, das ergebe sich aus dem Berichte deS letzten Kommandanten des .JltiS" und daran könnten auch die stückweise» Aeußernngen nichts ändern, welche Liebknecht aus dem Berichte eines früheren Kommandanten verlesen habe, umsoweniger als in zwischen auf dem .Iltis" Verdefferungsumdauten staitgcsunden hätten. — Abg. Lieber (Centr.) stellt noch infolge einer Aeiißcruna Liebknechts an der Hand eiirer Statistik fest, daß die Zahl der aus den Wersten strafweise entlassenen Arbeiter sehr gering sei und daß kein Arbeiter wegen seiner volttischen Gesinnnna allein entlassen worden sei. — Damit schließt die Generaldebatte. — Bei dein Etat des Reichstags befürwortet Abg. Richter «sreis. Vp.s seinen Antrag auf Gewährung von Diäten auf Reichskosten und Reise kosten an die Mitglieder deS Reichstags. Der schwache Besuch des HauseS. welcher durch den Diätenmangel mit verschuldet werde, verlängere die Sessionen. Die Einführung der öiäbrlaen Wahl periode habe für alle Erwerbsthätiaen die Nachthcilc für die An nahme einer Wahl noch erhöht. — Abg. Bassermann erklärt die Zu stimmung des größten ThrilS der Nationalliberalen zu dem An träge. Der Sozialdemokratie und ihrer Vertreter im Reichstage erwachse auS der Diäteniosiakeit keine Nachtheile, den Schaden habe jetzt hauptsächlich der Mittelstand, der des Diätenmangels halber kaum im Stande sei, eine Reihe tüchtiger Personen ans einen Kreisen in den Reichstag zu schicken. — Abg. v. Kardorff Rp.) erklärt NamenS seiner Partei, diese bleibe auf ihrem bis- aen Standpunkt und lehne den Antrag ab. Die Diätenlosig- rit sei die Ergänzung des allgemeinen gleichen Wablrechts und diese Ergänzung abzuschnffen. würde ein schwerer Fehler der Re alem» hier (L . , Antrag. — Abg. v. Levttzov (d.-kons.) erklärt, die Konservativen würden gegen den Antrag stimmen, nicht die Diäten müßten die " geordneten in dieses Haus treiben, sondern vielmehr thr Psiicht- . Abg. Singer ., .. . lerwrnigsten gegen dle Diäten stimmen. Als Ern Herr v. Kardorff sollte doch am :st Keil einmal für die „Gartenlaube" eine Enauete über die Gründer veranstaltet' da hat ihm Herr v. Kardorff geantwortet, er habe sich an Gründungen betheiligt, um ohne Vermögensverlust als Gesetzgeber lhätig sein zu können. (Große Heiterkeit.) — In namentlicher Abstimmung wird der Antrag Richter mit 179 gegen 49 Stimmen angenommen Von den Nationallibecalen stimmten mit Nein die Abgg o Bennigien, v. Cunv. Hofmann-Dillenburg. Marguardsen. Webe, Heidelberg, Merz, Paasche, Placke, Dresler und Mümb Ferbe. außerdem stimmten mit Nein dir Konservativen und ReichSonrtc . — Bei dem Etat des Auswärtige» Amtes bringt Abg. Bebel dm in Barcelona gegr» politische Gefangene ausgcüble Tortur zu. Sprache, besonders betonend, daß auch mehrere Deutsche dabei betheillat seien. — Staatssekretär v. Marschall: In Barcelona sind bekanntlich in den letzten Jahren zwei schwere Attentate vom gekommen. Tas letzte, rin Bombcnatleiitat. im Juli 1896, welche nach dortiger Annahme aus Anarchisten znrückzuführen ist, bat zahlreiche Verhaftungen zur Folge gehabt, darunter befindet stzl, nur einer Namens Hüffel, dessen deutsche Nationalität zweifellos nackgeivieien ist. Ueber einen anderen. Namens Walde, schweben noch Erhebungen: eS ist nicht unwahrscheinlich, daß infolge zehn- lähriger Abwesenheit seine deutsche Nationalität verloren gegangen Ist. Hüffel hat ein bewegtes Vorleben, er ist schon in Deutschland wiederholt bestraft worden wegen Bcttelns. HauSsriedeiisbriichS, s und im Jahre 1889 ist er aus Magdeburg desertirt. Wie General konsul Lindau berichtet, ist er auch in Spanien wiederholt bestraft worden, einmal wegen KtrchenraubeS. Als er das letzte Mal aus den, Gefängniß entlassen wurde, wurde ihm aufgcgcben. nicht mehr nach Barcelona znrückzukehren: trotzdem hat er es gethan and als er nach dem letzten Attentat dort gesehen wurde, wurde er als gefährlicher Mensch verhaftet. Nach der dortigen Gesetzgebung besteht bei dem Belagerungszustand, der über Barcelona verhängt ist, unbeschränkte Gewalt. Jemand aus unbestimmte Zeit in Ge wahrsam zu halten. Daß Hüffel im Gefängniß mißhandelt worden sei, ist nicht erwiesen: in acht Bliesen, dir er aus dem Gefängniß an den Generalkonsul gerichtet hat, spricht er kein Wort davon, daß er mißhandelt sei. Es ist auch nicht zutreffend, daß unser Generalkonsul sich seiner nicht angenommen haben sollte. Letzterer hat sich mit ihm und dann mit dem kvmmandtrenden General !n Verbindung gesetzt und auch erzählt, daß Hüffel, wenn das Kriegs gericht gesprochen und nichts Besonderes gegen ihn vorliege, ent lassen werde. Mehr konnte nicht geschehen. Dabei kommt in Be wacht, daß Hüssel Deserteur Ist. Ich will nicht sagen, daß ein solcher ohne Weiteres schutzlos sein soll, aber wer sich seinen Pflichten gegenüber dem eigenen Lande entzieht, der kann auch kaum denselben Schutz beaii'priichen, wie ein Anderer, der diese Pflichten erfüllt hat. lBeifall rechts.) Wenn greifbare Rechts verletzungen vorliegen, dann werden wir einschreiten, aber sonst besteht für nnS der Grundsatz, wenn eS sich nm einen Deserteur bandelt, uns ans das Nochwcndlgste zu beschränken. — Abg. Liebknecht lSoz.) ist davon nicht befriedigt. England nehme das Interesse der Engländer im Auslande ganz anders wahr. — Adg. Bebel (Soz.) geht auf dir Kretafrage ein und verlangt Auskunft! barüber. — Staatssekretär v. Marschall: Der Reichskanzler werde darüber Auskunft geben, sobald die Zeit dazu gekommen sei: dann werde auch die Zeit sein, Kritik an der diesseitigcn Politik zu üben. — Abg. Bebel: Daß sich der Reichstag so von dem Ekantssclretor abspelke» lasse, entspreche nicht seiner Würde. — Staatssekretär v. Marschall: Bei schwebenden Fragen ist es seiten Gebrauch. Auskunft zu verlangen, ohne sich zu vergewissern, ob der Stand der Dinge die Ertheilung der Auskunft zuläßi. — Bei dem Kolonialetat erklärt ans eine Anfrage des Abg. Bebe! Kolonial abtbcllnngsdlrektor b. Nichthoien, die Angelegenheit Dr. Peters komme am 24. April vor der Disziplinarknmmer zur Verhandlung. — Bei dem Etat des Reichsamts des Innern befürwortet Abg. Dr Schultz-Lupitz eine Resolution, betreffend Errichtung einer lnnd wirtbichaittich - technischen Reichsanstnlt für Bakteriologie und Phvwbakteriologie. — Staatssekretär v. Bötticher hält es nicht für zweckmäßig, so berechtigt auch die Ziele der Resolution seien, des halb eine Reichsanstalt zu errichten. Das ReichSgeinndheitsamt sei schon aus diesem Gebiete thätig. Er werde bis zum nächsten Jahre z» ermitteln suchen, welche Wege sich empfehlen, ob vielleicht dem Gesundheitsamt weitere entsprechende Mittel zur Verfügung — Nach kurzer Debatte wird der Antrag Schultz ,enommen. — Abg. Schmidt-Frankfurt (Sv).) Plaidm nng des Reichsvrrsicherungsamts in rin selbstständige? Reichsamt, für eine Fabrikinspeklion von ReichSwegen und für Anstellung für Rclchsbeamten für die Gewcrbenussicht. — Staat? sekretär v. Bötticher: Dann müßte erst die Gewerbeordnung ge ändert werden, da diese die Gewerbeanfsicht den Eiiizclltaaten nntersiellt. Beschwerden über Impekiivnen gehörten vor das Ab geordnetenhauS, eventuell sollten also die Sozialdemokraten daffir wrgen, Vertreter in das Abgeordnetenhaus zu schicken. «Heiterkeit., — Aba. Wurm (Soz.): DaS würden wir wohl, wenn Sie mir dos Dreiklassenwahlrecht in Preußen abschaffen wollten. — Auf eine Anfrage des Aba. Hahn erklärt Staatswkrctär v. Bötticher: Von hier aus sei in England angeregt worden, den 8 26 der Waihing toner Beschlüsse über das Seestraßenrecht noch vor den: 1. Juli, an welchem die Beschlüsse in Kraft treten, aufzuhcbrn, die englische Regierung scheine aber zu meinen, bis zum I. J»!i werde das jedenfalls nicht möglich sein. — Bei dem Kapitel „Kanalaint" bringt Abg. Halm abermals die Unterbrechungen der Fährbetriebe im verflossenen Winter zur Sprache. — Staatssekretär v. Bötticher: Das Reich hat seinerzeit ollen Anforderungen der preußischen Ne gierung Genüge geleistet, svaar eine feste Brücke mehr gebaut und die Fähren viel besser und sicherer ansgestattet. So weit, wie eS die Interessenten verlangen, könne man aber an die Erfüllung ihrer Wünsche nicht geben; so lange der Kanal noch nicht die Be triebskosten decke, werde der Reichstag schwerlich zu neuen Be willigungen bereit sein. Die Kanalverwaltung werde ledcnfalls Alles thun, nm billige Wünsche zu erfiiAen. — Abg. Gras Holstein (kons.) meint, doß hier eine schwere Schädigung der Adiacenten vorliege; habe daS Reich also ein so großes Werk gebaut, so müsse es auch die armen Lcnte schadlos halten. — Be! dem Militäretai werden lediglich lokale Angelegenhellen erörtert. Noch Erledigung des Ordinariums wird die Weirerberathima ans morgen vertagt. Berlin. Der Großherzog „nd die Großherzogin von Baden verlassen morgen früh Berlin. — Das Abgeordnetenhaus ge nehmigte heute de» Gesetzentwurf über die Stndierweitenmg ocr Ttadt Breslau gegen die Stimmen der Konservativen. — Ueber die jüngste Erkrankung deS Fürsten Bismarck wird aus Frirdrichs ruh gemeldet: Es handelt sich bei dem Fürsten nm ciiic» durch Erkältung hervoraerlUenen ' - - - andauerndem, qualvollem Kräfte herabdrücktc. Geh. V-H ^7- < A L-) : um vei ocm uurltcn nm etnr» oiirch :n starken Jnfluenzaonfall, welcher mit Husten ganz bedrohlich einlebte, und di« i>. Rath Schweninger. der sofort citirt
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