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Dresdner Nachrichten : 01.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189706011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-01
- Monat1897-06
- Jahr1897
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- Dresdner Nachrichten : 01.06.1897
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Hosnachiichleil, Kircbensond, Politisches. Den sog. moralischen Katzenjammer werden die modernen Hellenen wohl niemals kennen lernen. Ihre Ansprüche sind nach ihrer schimpflichen Niederlage beinahe noch grösser geworden als vorher. Sie empfinden diese nicht als eine Demüthigung und Blamage, nicht als eine Mahnung zur Einkehr und Selbsterkennt nis sondern sie konstruircn sich ein ganz besonderes Recht, das Recht als Besiegle unverfroren und unverschämt zu bleiben. Ein angesehenes athenisches Blatt hat allen Ernstes erklärt, daß viel bewnndernswcrther als die Tapferkeit der Sieger der Mnth der Besiegten sei, wenn sie ihre Niederlage als Männer ertragen: dazu werde ein höherer Seelenmuth erfordert. Dieser höhere Scclenmnth ans Seiten der Griechen belhiitigt sich dadurch, daß sic die Jriedensbedingungen des Siegers sammt und sonders zurückgewiesen haben, obwohl de» Türken der Zugang zu den Thoren ihrer Hauptstadt so gut wie offen steht »nd die Griechen nicht den geringsten Widerstand mehr zu leisten vermöchten, wenn die Psorie ihre Forderungen mit Waffengewalt geltend machen würde. Es giebt kein kläglicheres Bild, meint jenes athenische Blatt weiter, als das des Hundes, der den Schwanz zwischen die Beine klemmt und bellend davonlänst; ebensowenig giebt es etwas Maiestätischeres, als den Löwen, der besiegt zurückweicht. Nach dem militärischen, nationalen und moralischen Zusammenbruch und angesichts einer drohende» Revolution im Innern fühlen die modernen Griechen die Majestät des Löwen in ihren Adern, die sie an den Tag legen, indem sic jetzt, nachdem der unaufhalt samen Löwenrctirade durch den von ihnen mit Hilfe der Mächte erbetenen Waffenstillstand ein Ziel gesetzt ist, von Neuem mit dem Munde ganz Europa Trotz bieten. Wie ausgezeichnet patzt das Bild des majestätischen Löwen ans die Nachkommen des Helden- lönigs LeonidaS! Der einzige verwundete höhere Offizier der Griechen, der Oberst Mavromichalis, der letzt zum Generalmajor befördert worden ist, erhielt die leichte Berletzung auf demjenigen klörperlheil, dem man dem Feinde beim Ausccitzen zuzukehren pflegt. „Es wurden der Ahnen Wunden", singt der „Kladderadatsch", .vorn a» der Brust gesunden: die Wunden aber der Enkel sitzen am.Hinterschenkel." Am meisten scheinen sich die Griechen darüber aufzuregen, daß die Türken die Anmaßung besitzen, eine Kriegsentschädigung zu fordern. Tie Einen sagen, eine solche kann nicht gewährt werden, weil darunter die europäischen Gläubiger leiden würden; Andere, die etwas weniger naiv sind, behaupten, ihr Land sei gar nicht in der Lage, irgend eine nenncnswerthe Kriegsentschädigung anfzubringen. Demgegenüber weist die „Köln. Ztg." nach, daß Griechenland sehr wohl im Stande sei, eine recht ansehnliche Kriegsentschädig ung zu zahlen und seine alte Schuldenlast dazu nach und nach abzutragen, wofern nnr mit fester Hand eine vernünftige und gerechte Verwaltung dnrchgeführt und die bisherige schreckliche Mitz- wuthichnft beseitigt wird. In dem griechischen Staatshaushalt für 1896 werden die Ausgaben sür das Heer auf 15,999,585, süc die Marine aus 5,599,300 Drachmen (gleich Franken), also zusammen aus 21,598,885 Drachmen angegeben. Es ist ohne Weiteres klar, siibrt die „Köln. Ztg." aus, daß fortan diese Summen um min destens die Hälfte, ja, noch mehr verringert werden können: denn auch die Mächte, nicht bloß die siegende Türkei, haben ein dringen des Interesse daran, dafür zu sorgen, daß Griechenland sich aus schließlich der Entwickelung des eigenen Landes, den Aufgaben des Friedens widmet und Alles fortan unterläßt, was auf Ausdehnung seines Gebietes und ans abeimaligc Gefährdung des europäischen Friedens abzielen kann. Griechenland bedarf keines starken Heeres zum Schutze seiner Grenzen. Die Großmächte gewährleisten that- tächlich Griechenland seinen Besitz, und sie sind darin erfolgreicher als das griechische Kriegsheer. Dieser Schutz der Großmächte bleibt auch Griechenland secner. io lange es nicht dem Willen Europas sich entgcgenftemmt. Es genügt also vollkommen, daß das griechoche Friedensbeer sortan auf demjenigen Stärkcznstand gehalten wird, der erforderlich ist, um die innere Sicherheit und Ordnung zu verbürgen. Dazu dürfte ein Heer von 5000 bis 70«D Mann, gegenüber dem bisherigen angeblichen Flicdensstande von 27,000 Mann einschließlich der Flotte, vollkommen anSreiche,,. Tie Unterhaltung einer Kriegsflotte — abgesehen von den wenigen sür den Zolldienst erforderlichen Schissen -- ist vollends aus geschlossen. Der Verlaus des Krieges hat bewiese», daß Griechen land von den schweren Kosten, die eS im Lause der letzten Jahre sür die Beschaffung guter Schisse aufgewendet hatte, nicht den geringsten Nutzen gehabt hat, daß die Schiffssührer sich vielmehr nur dazu haben verleiten lassen, offene türkische Städte zwecklos in Brand zu schießen, wodurch sie sich schwere Bölkerrechtsverletz- ungen auf Kosten des griechischen Ansehens haben zu Schulden kommen lassen und ihrerseits zur Erhöhung der jetzigen türkischen Kriegskostenrechnung beigetragen haben. Wie »nverhältnißmaßig hoch Griechenland leine Kosten sür das Heerwesen zum Zwecke der Verfolgung einer abenteuerliche», sür de» europäischen Frieden gesährltchcn und für daS eigene Land recht verhängnisvoll gewor bene» Politik in die Höhe grschraubt hat, ergiebt sich daraus, daß es aus den Kops der Bevölkerung nach dem letzten dreiiährigen Durchschnitt lähriich im Frieden sür sein Heer und seine Flotte eimchiießlich der außerordentlichen Erfordernisse 8 Mark ausgiebt, während die entsprechenden Ausgaben z. B. in Serbien 4,1, Bulgarien 5,4, Oesterreich-Ungarn 5,8, Rumänien 0 Mark betrage». Selbst in dem kiiegSaerüsteken Rußland belaufen sich diese Kosten nur auf 7,8 Mark. Die Forderung, daß Griechenland sortan diese Kosten höchstens aus 4 Mark wachsen läßt, erscheint durchaus gerechtfertigt und durchsührbar. das würde schon ollem eine Erspar nis von rund 10 Millionen Mark im Jahre geben. Auch die jetzige Jahreslost sür Zinsen und Tilgung ist bei guter Verwaltung des Landes noch nicht übermäßig; sie wird ans 8 Mark auf den ' - -- - 2h . Eisenbahnverkehr, nalionalliberalec Landes- verem, Liedertafel, Bra»geno„enschnft. Gerichtsverhandlungen. nach dem neuesten Staatshaushalts, während beisvielsweise diese Zinsenlast betragt sur Serbien 7,7, sür Oesterreich-Ungarn 9,6, sür Rumjmum lo.O, sür Belgien 14, sür Italien lö,7. für Portugal lo,0 Marl. Auch in andere» Zweigen der Verwaltung sind noch nennenswerthe Eovarnisse möglich. Griechenland giebt für die .lbacocdnetenkammer, im Ministerium des Auswärtigen und sne die Pensionen beinahe fünf Millionen Drachmen V»i8vok»ll88tr»s8« IS, xoMniibor >t«-»r eiiemalchen Vi>'t»n.-, I o»I»«I : ^ II» t l, >1 Mnthmaßliche Witterung: Meist günstig. -IHM Tienstilg, 1. Zimi. lährlich mehr aus ol > Serbien, ohne daß dazu irgend ciu sachlicher Grund vorhanden ist, Auch hier würde also eine energische Hand eicht weitere Millionen Mark ersinnen lönnen. Ferner ist bekannt, wie sehr durch griechische Mißwirthschast die Enwickelnng des Ackerbaues zuriickgeblteben, das Land durch Zerstörung der Wälder verödet, der Straßen- und Bahnbau vernachlässigt worden ist, wie ungerecht die Steuerlasten vcrthcilt. wie wenig namentlich die reichen Griechen im AuSlnnde zur Theilnahme au den Staats- -lmmMzvgcn sind. Daß die Griechen selbst außer Stande sind, Ordnung i„ ihren Finanzen zu schassen, die innere Berwalt- ung neu zu regeln und zn bessern, die K raste des Landes nach Thmilichkcrt zu heben und zu fordern, das bat die Geschichte des Landes I» den letzten Jahrzehnten genugsam bewiesen: Finanz- männer.folgten an» Finanzmänner, Ministerien aus Ministerien, immer tiefer ist das Land in Schuldenlast gcrathen, und das Er gebnis: war schließlich ein Bankerott, wie er schlimmer und für Griechenland entehrender kaum gedacht weiden konnte. Eine Besserung m diesen Zuständen kan» nur von außen her kommen und durch die Einsührung einer eurvväischen, mit ausreichenden Besngnissen ausgestalteten Staaksschiildenverwaltniig erzielt werden. Je länger Griechenland zögert, sich dieser allein wirksamen und allem seinen baueriidc» Interessen förderlichen Maßregel zu lügen, um so mehr vergrößert es die aus ihm ruhende Last der türkischen Kriegskosteiientschädigung, um io länger behält es ein starkes und kostspieliges türkisches Heer in seinen fruchtbarsten Provinzen, die notl,wendig so lange auch unter türkischer Verwaltung bleiben müssen, um so mehr erschwert es seine spätere wirihichaftliche Lage. Wir sürchien, sagt die „Köln. Ztg." am Schluß ihres erwähnten Artikels, daß Griechenland noch Weiler von den Großmächten herab- gedrückt werden muß, che cs einsieht, was ihm kommt, und worin es sich zu sägen hat. Kopf drr griechischen Bevölkerung wird berechnet Äuct, uns tonn der umslano, oa,; oie mcgieciing nver vlt c> Aushebung des Coalitionsverbots hinanSgcgangcn ist. nich onlassen, ihr auf diesem Wege z» folgen: wir müssen daher de» Antrag stimmen. Abg. Freiherr von Zedlitz sfr« 'erd Nalionalltbecale abgelchnt und Artikel2 unveränkerl angenommen. Zn Art. 3 bezw. dessen letztem Absatz: „Unterläßt oder verweigert der Vorsitzende die Erlassung der Aufforderung und der zweckdien lichen Maßregeln zur Durchführung derselben, so treffen ihn die Strafen u. s. w." beantragt Abg. Tr Lohnian» (nat.-lib.s die Streichung der Worte „und der zweckdienlichen Maßregeln zur Durchführung derselben" als unnütze Erschwerung des Amts des Vorsitzenden. Abg. v. Zedlitz bekämpft diesen Antrag als eine weieiillichc Abschwächnng deS aus seinen Antrag in zweiter Lesung beschlossenen letzten Absatzes des Artikels. Abg. Tr. Bachem (Centr.) erklärt sich für den Antrag Lohmann, aber gegen den ganzen Artikel. Der Antrag Hc»debcaiid aus Wiederherstellung der Regierungsvorlage wird gegen die Rechte abgclehnt, der An trag Lohmann mit derselben Mehrheit angenommen und der so abgeäuderte Art. 3 durch die Rechte und die Natioiialliberaleu aufrecht erhalte». Zur Einleitung und Ueberichnst erklärt Abg. Gras Limburg: Die konservative Fraktion bleibt ans dem Boden der Regierungsvorlage fest stehen: nnr um uns die Möglichkeit zu verschaffe», bei den weiteren Stadien hier und im Hcrrenhauie nnseren Standpunkt noch zur Geltung zu bringen, werden wir Heine in der Gcsammtabstimmnng sür das Gesetz stimmen. (Heiter keit.) In der Gesammtabslinimung wurde hieraus das Gesetz gegen? Ecntnim. Freisinnige nud Polen in einfacher Abstimmung an genommen. Präsident v. Koller stellt alsdann ohne Wider spruch seit, daß das Gesetz als Verfassungsänderung anzuschen und! daher nach 21 Tagen eine zweite Abstimmung erforderlich ist. — Tie vom Herrenhanie beschlossene Abänderung der Hesseii-Nassauiichcn Landgemeiiideordnuug wird i»il 205 gegen 188 Stimmen bcr- worien, womit das Zustandekommen des Gesetzes in Frage ge- stclli ist. Berlin. Prozeß Tausch. 6. Tag. In der Fortsetzung des Zengeiiverhörs wird Geh. Raki, b. Philippsbocii vom Ministerium des Innern vernommen, der sich erinnert, einen an das Ministe rium des Innern gerichteten, den Vureaudircktor des Reichstags Geh. Negierungsiath Knack verdächtigenden Brief gesehen zu haben, den Lützow im Austrage Tausch's geschrieben haben soll Ter folgende Zeuge Geh. Oberregiernngsrath Friedheim vom Polizei- piäsidium sagt ans: Als v. Tausch mit der Ermittelung der Her kunft des Artikels der „Welt am Montag" betraut war, theilie b. Tausch einmal mit. es sei erstaunlich, daß der Artikel ans dem Auswärtigen Amte stammen iolle: er glaube zwar nicht an die Richtigkeit dieser Nachricht, doch habe sein Gewährsmann behauptet daß Leckert im Auswärtigen Amt empfangen werde. Der von Tausch über die ganze Angelegenheit erstattete Bericht sei vom Polizeipräsidenten in dienstlichem Interesse eingesordert worden. Vor der Verhandlung des Prozesses Leckert-Lützow drückte Tausch seine Freude aus, öffentlich darlegen zn können, das; die politische Polizei keine Politik treibe. AIS der „Tagblatt"-Artikel crichien, beklagte Tausch, daß Lcpysohn vertrauliche Mittheilungen bcrvsseut-? licht habe und noch dazu unrichtig. Auf Befragen des Verthciff digerS Scllo stellt Oberregierungscath Friedheim dem Angeklagten v. Tausch das Zengniß eines vstichtgetceiieii Beamten und wahr heitsliebenden Mannes aus. Es wird alsdann der deutsche Bot schafter in Wien Graf Euleubürg vernommen. Der Zeuge stellt jede nähere Beziehung zu Lausch durchaus in Abrede. Er habe Tausch in Abazzia kennen gelernt und halte es nicht sür nn- wahrscheinlich. zu demselben gesagt zu haben, wenn er einmal etwas Interessantes habe, solle ec es ihm mitthcilen. In dem Briese, den Tausch an ihn gesandt habe, hätte er lediglich eine Aufmerksamkeit sür sich erblickt. Den Brief besitze er nicht mehr, denn er habe ihm weiter keinen Werth beigelcgt. Zeuge habe in Stettin dafür gesorgt, daß Tausch auf die österreichische Ordensliste gesetzt worden sei, und ihn zur Verleihung brieflich beglückwünscht, iveil er Tausch als freundlichen, liebenswürdigen Menschen kennen gelernt habe. Als Zeuge den Artikel der „Welt am Montag" em pfangen hätte, habe er nicht den Eindruck einer besonderen Jntrigne gehabt. Der nächste Zeuge ist Generalsekretär Bucck, der mit Tausch vom Stammtisch bei Siechen bekannt ist. Ter Zeuge giebt Aufklärung über das Verhältniß des Herrn Schweinbnrg znm Eentralverband der Industriellen. Danach giebt Herr Schwcin- burg im Aufträge des Verbands eine Reichskorrespondenz heraus, sür die er 12,000 M. bezieht. Diese Korrespondenz diene zur Be kämpfung der Sozialdemokratie und werde an die Redaktionen der kleineren Zeitungen gesandt. Das Geld für diese Korrespondenz erhalte Schlveinbiirg nicht durch die DiSkontogescllschaft, sondern durch ihn. den Zeugen. ES folgt alsdann die Vernehmung des Polizeipräsidenten v. WinLhei ni. In Bezug auf de» Fall Leby- sohn bestätigt der Polizeipräsident, daß Tausch ihm erklärt habe, er hätte dem Dr. Levpsohn nicht gesagt, Leckert werde von Herin v. Marschall empfangen. Des Wciieren wird er über die auf fallende Thatsache vesragt, weshalb wohl Tanlch schon zwei Tage vor dem Prozeß Leckerl-Lützow zu Journalisten geäußert habe, daß es in diesem Prozeß auf ihn abgeseben lei. Herr v. Windhcim erklärt, daß er allerdings damals schon denselben Eindruck gehabt habe. Zeuge stellt Herrn v. Tausch das Zengniß eines fleißigen n»d branchbnrcii Beamten ans. hebt aber hcivor, das; erden Angcllagten einmal wegen einer gewissen Selbslnberbebung ernstlich reklisizirt habe. Aus Betragen des Oberstaatsanwalts äußert sich der Polizei präsident dahin, daß nach seiner Ansicht Tausch durch seine Atlachirung bei dem Kriegsministerium seiner Pflichten als Ber liner Kriminalkommissar nicht enthoben worden sei. Zeuge giebt dann einige Aufklärungen über die Organisation der politiicbcn Polizei, ans denen hervorgeht, daß er über die Interna der Agen ten keine Kenntnis; habe. Der Zeuge erkennt an, daß die Entlass ung solcher Agenten Unzuträgiichkeiten für die Behörden mit sich bringe, in'oscrn, als solche Agenten Indiskretionen verbreiten könnten. In Bezug ans die Unterlassung der Strafanzeige gegen Lützow hätte sich Tausch bei dem Ehef der politijchcn Polizei in- iormiren sollen. Tausch erklärt, dies ans dem Grunde nicht gc- than zn haben, weil er das Kriegsministerium in dieiem Falle als bcthciligtc und entscheidende Instanz angesehen habe, un berechtigt gewesen sei, niiznnetzmeii. das; das Kricgsministc» rium eine Verfolgung der Sache nicht wünsche. Der ident hebt hervor, daß Tausch in diesem Falle in Konflikt mit seiner Stellung als einsachcr Kriminal kommissar und als Vcrtraucnspolizelbeamtei des Kriegsministers gekommen sei, welches die Unterlassung der Strafanzeige gegen v. Lützow erklärlich mache. Um cs erklärlich zn machen, daß urc» seinen Antrag bewiesen habe, v. Lützow bei der Urktlnoensälschniig geglaubt habe, im Interesse nne Revision des VereinSgcsctzes > der Polizei zu handeln, bringt Rechtsanwalt Dr. Lnbscbnski zur fache Aushebung des 8 8 betchränken I Sprache, daß die Polizei, um sich in den Besitz einer für hohe A Aeniichreiv- nutz Aer»iliretti-'Scrick>te von, 3l. Mm. Berlin. Abgeordnetenhaus. Hans und Tribünen sind dichtbcsetzt. Am Regieriingstlsche nur Minister v. d. Recke und Schönstedt. Ans der TageSoidnung steht die dritte Leimig der Vercinsgesctznovclle. Die Konservativen, sowie die Freikonser- vativcn haben ihre Anträge aus zweiter Lesung wieder eingebracht Nnr das Präventivvecbot ist von den Koniervaliven nicht wieder beantragt. Außerdem liegt znin Artikel 2 ein Antrag Rickert vor, welcher auch den Frnucn die Theiluahme an politischen Vereinen und Vereins-Versammlungen gestatten will. Abg. Sloetzel (Eentr.s wendet sich gegen den Ausschluß der Minderjährigen von Politi schen Versammlungen und Vereinen, wodurch namenllich in den Jndustriebezirken gerade die evangelischen und katholischen sozialen Vereine getroffen und die sozialdemokratische Agitation mächtig ge fördert würde. Aba. Hobrccht erklärt, die Nalionalltbecalen wür den an den Beschlüssen der 2. Lesung sesthallen, und nicht darüber hinauSgehen. Auch sie hielten eine Stärkung der Autorität des Staates gegenüber der Sozialdemokratie für nöthig (Hört, hört! Rechts). Aber die vorgeschlagenen Bestimmungen seien dazu durch aus ungeeignet Seine Freunde glaubten, mit der Annahme der Beschlüsse 2. Lesung der Regierung ein hinreichendes Entgegen kommen bezeigt »nd einen ausreichenden Dienst geleistet zu haben. (Widerspruch icchts.s Abg. v. Kardorff (sreikons.) bemerkt gegenüber einer Acußcrnna Dr. Lieber's in der 2. Lesung, sür die erste Ver längerung des Sozialistengesetzes hätten schon 12, für die zweite sogar 37 Mitglieder des Eentrums gestimmt. Eine kleine Minder heit könne man dies doch kaum nennen. Späicr, in dem Kartell- reichstag, halten freilich mir 8 Eentriimsniitglieder für die Ver längerung gestimmt, sehr viele Halle» aber gefehlt. Abg. Tr. Lieber (Erntr.): Jedenfalls hat niemals die Mehrheit des Centrums für die Verlängerung des Sozialistengesetzes gestimmt. Die Fehlenden rechnen nicht mit. Wir halten an dem Standpunkt fest, den wir in der 2. Lesung eingenommen. Für ein Ausnahmegesetz, wie es der Antrag Zedlitz will, lönnen wir auch nicht, am wenigsten jetzt und hier, stimmen. Wir sind nach allen unseren Kräften bemüht, mit den rechten Mitteln der sozialdemokratischen Gefahr zu begegne». Mögen auch alle andern, die es angcht. daran denken, daß sie das liebes an der Wurzel treffen, statt an den Svmptomen zu kuriren und dadurch nur die todtbringende Krankheit noch weiter in den Körper zn treiben. — Der Antrag der Konservativen zu Artikel l der ursprünglichen Re gierungsvorlage wird hieraus gegen die Stimmen der Konservativen abgelehnt, ebenso und zwar mit 207 gegen 188 Stimmen der frei- konservative Antrag. Das Ergebnis; wird links und im Centrnm mit lebhaftem Beifall, rechts mit Zischen ausgenommen. Abg. Stöcker stimmte wieder mit Nein, Aba. Bneck (nat.-lib.), der in der 2. Lesung mit Ja stimmte, fehlte heule bei der Abstimmung. Abgclehnt werden desgleichen die weiteren Anträge Zedlitz (zn Artikel 3 der ursprünglichen Vorlage) und Hepdebrand «Artikel 2 und 3 der Vorlage), angenommen dagegen durch Rechte und Nationalliberale der Artikel 1 der 2. Lesung «Äusschlnß der Minderjährigen). Zu Artikel 2 (Aushebung des Verbindungsverbots) empfiehlt Abg. Rickert (sreii. Ver.) seinen Antrag. Das Recht der Frauen werde durch die Fassung 2. Lesung in unwürdiger Weise eingeschränkt. Die Rechte solle bedenken, daß auch Fürst Bismarck die Mitwirkung der Frauen an der Politik snc nothwendig erklärt habe. Geh. Rath v. Pliilippsborn entgegnet, bis ans eine ganz kleine Aenderung habe die Negierung das Recht der Frauen un angetastet gelassen, weil sie den gegenwärtigen Zeitpunkt für ganz ungeeignet gehalten, die Fraucntragc auszurollcn. Politische Flauen könnten übrigens kam» dem Ideal der denischcn Frau entsprechen. Abg. Dr. OSwnlt (nat.-lib ) bittet, den Antrag Rickert abznlchnen, weil man die Aufhebung des 8 8 nicht mit Dinaen vergnicken dürfe, die nicht damit im Zuiammenhange stehen. Abg. Svahn (Eentr.): Auch uns kann der Umstand, daß die Regierung über die einfache nicht ber- her gegen sseeikons) dankt dem Abg. Rickert. daß daß. wenn man einmal an eine hcrangchc, sich nicht auf die einfache Abg. Rick« L." j — (IS Millionen würde. Abg.'Rickert : Sein Antrag sei nur ein eventueller: er politische Zwecke geschriebenen Korrespondenz Wedekind zu setzen, werde selbstverständlich gegen den Artikel im Ganzen stimmen, sich eines geiälschten Brieses mit der nnechtcn Nnterichriit Gras fink l Der Antrag Rickert wird gegen die Freisinnigen und einzelne! v. Earnier, Mitglied des Reichstags, bedient habe. Der Ober-
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