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Dresdner Nachrichten : 03.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189706037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-03
- Monat1897-06
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.06.1897
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,.«s° QL!-.. Ns' -W-uNL. Xoniaae ed«r na>, »- »qmilininamri, nach beton loe «ütlrltae n»r ^ilirautbr/akiluna. InMichlaimani nebmen lai namhaft« An Arliadlaltrr ü »W'LSSLTE- M, Dr»s»n«r Nachrichlrn erschat»« «taltch AI«««««». . »NnUtch, tnnoncendurraur, >erb,n mit lv !t. 42. Jahrgang. ^miixe, keinkl«i<!«r, 8M«ü. .iWe«. 8vI»K»1roc;lLtrauenst»-288s 7.> Dresdk,i^8S7 Sin»«»'« (im Ovatrum 4or »4 »Msl8tLüäL-llütol :- kür ttosaktlttk- uitti ^ Vor^nil^unie«-liviuenäs, ^ b'aaulion im'I ll'ouriutoo. Nür^orl. Lilnnor. !». Xorsklistr M k Mmsrlit 6 IIt»rit«»ren»nt AM «««rLnUst 184» uaä VilLl»ALt1r»I»nNL blswt «tvtn nur chm I4s»ont« unä Lest« -IN dillixnwn Lroiicm. voll IK.'Nni'It »n. Horwrum LruSt It!»u1/.n<>r»tr»E Sri. — (!at«inL korpitvillivüt. — L Lt ^ «vit. unter den »onst ükliokvll Vsrkaukproinsll ^obsnzsäsr/oit ad 7»p«telldsim VIctorts-tr. lli'ezlliie!' VvinLekvIull88 -Lu8lLL1 von Otto Lüttuvr, '7«»"«.-, «r. 1S8. Z .Köln. Eiseiiberg- Jür die Jade- und KeisesaislM. Die geehrten Leser der „Dresdner Nachrichten" in Dresden, welche unter Blatt durch die hiesige Geschäftsstelle beziehen und dasselbe nach d 8ornin«p-^»s«ni>,al1««», t«»ii nachaesendet zu haben wünschen, wallen der Unterzeichneten Geschäftsstelle daniver Mittheilung zugehen Iahen behuss L>I»«rrr«»t«unL de». Zustellung durch die Kaiserliche Post. Dem UebcrweisungSantrage ist deutliche Namen«-, Orts- und Wohnunasangabe beizufügen, auch ist die erforderliche NeberweisungS- gebiihr <>m ersten Monat des Vlerteljahre« 6V Psg., im zweiten Monat zu Psg. und im dritten Monat 20 Psg.) nebst etwa noch zu entrichtender Bezugsgebühr vor der Abreise an uns einzuschicken. Die werthen auswärtigen Bezieher (Post-Abonnenten) dagegen wollen sich in gleicher Ängelegenbeil »ur an da« Postamt ihres Wohnortes wcnden, bei welchem ihr lausendes Abonnement erfolgt ist. llcbcrwkisungen inner halb de« deutschen Reichsgebietes werden seilen« der Pacht ml er gegen emc Gebühr von 50 Psg., im Berkehr mit Oesterreich und fremden Andern gegen eine solche von I Mark auSgesühri. Für die auf Reisen befindlichen Leser unseres Blattes, welche ihren Aufenthalt und somit ihre Adresse häufig wechseln, bringen wir unser Ittxv-^dnnnein^nt in geneigte Erinnerung, durch welche« ihnen »ach jeden« Aufenthaltsort unser Blatt alltäglich von unserer Geschäfts stelle direet durch Kreuzband (bis 50 «er Gewicht — ca. 0 Bogen) bis in die Wohnung zugestellt wird. Der Bezugspreis eines Reisc-Abonnc- menls (eiujchl. der BersendnngSgebühr) beträgt monatlich 2 Mark 40 Psg. sin Sendungen iin Deutschen Reich mit Einschluß sämmllicher Bade- und Kurorte Oesterreichs: 0 Mk. nach dm Ländern im Weltpostverein. Geschäftsstelle der »Dresdner Nachrichten". Politische». Die Nationalliberalen sind zumeist besser als ihre Presse und es kann daher nicht sonderlich auffallen, dak in wichtigen politi schen fragen zwischen den Auslassungen der nationalliberalen Füll er und den Kundgebungen der Parteiorgane nicht selten er- bedliche Unterschiede in prinzipieller und formeller Beziehung zu Hage treten. Tie hetzerische Tonart, die besonders in den nach links gerichteten nationalliberalen Blättern mit Borlicbe gegen die stluilervativen angeschlagen wird, ist von den parlamentarischen Perlreiern der Partei im Reichstage und in den Einzcllandtagen wob! niemals beliebt worden, schon um deswillen nicht, weil innerhalb der maßgebenden nationalliberalen Kreise die Ueberzeug- ung von der Nothwendigkeit eines engeren Zusammengehens mit bei, rechtsstehenden staatserhaltcnden Parteien weit mehr verbreitet «st als in der nationalliberalen Presse. In dem wüsten Entrüst- angSrummel. der aus Anlak der preußischen Veretnsgesetznovclle mürnirt worden ist, waren die lautesten Schreier und Raddau- macher naiionalliberale Blätter, die mit den Organen der demokra- tnchen Demagogie in Ausdrücken des AbscheuS über Reaktion und Iimkerlhum, über Konflikts- und Staatsstreichs-Gelüste und mit Phrasen erfolgreich konkurrirtrn, durch die dem liberalen Spieß bürger das Politische Gruseln deigebracht wird. Wie immer schreitet die »Kölnische Ztg.", die noch heute als das hervorragendste Blatt des Nattonalliberallsmus angesehen wirb, ihren gesinnungsverwandten Fcaktionslchwestem um einige Nasenlängen voran, sobald es gilt, sich durch den Mangel aller dcrienigen Eigenschaften hervorzuthun. die vorhanden sein müssen, wenn ein Blatt mit nationaler staatserhaltender Tendenz den An- wruch ans Unabhängigkeit, Selbstständigkeit und Folgerichtigkeit in der Bciirtheilung der schwebenden politischen Fragen erheben will. Tic „Köln. Ztg." ist das Musterexemplar eines national- liberalen Blattes, wie cs nicht sein soll. Heute vertritt sie den nationalen Gedanken dergestalt, daß jedes Liebäugeln mit den Tendenzen des extremen Liberalismus ausgeschlossen scheint, morgen ist sie liberal im Sinne des ödesten ManchesterthumS. das für die Bethättgung wahrhaft nationaler Gesinnung keinen Raum läßt. Bald fordert sie die Bekämpfung der Sozialdemokratie mit allen staatlichen Macht- und Gewaltmitteln nnd vertritt dabei die Anschauungen des Jreiherrn v. Stumm: bald sucht sie das unauf hörliche Bedangen nach verstärkten Abwehrmaßrcgeln gegenüber der sozialrevolutionären Strömung als die gefährlichste Umsturz- hewegung zu brandmarken. Zu einem offiziösen Handlangerthum, das sich am liebsten dem hingiebt, der in der Stufenleiter der Macht und des Ansehens augenblicklich am höchsten steht, ist sie in schamloser Weise stets bereit und gleichzeitig ge- bcrdet sie sich als die unabhängige stolze Borkämpferin der Gesinnungen und Interessen des gebildeten Bürgerthums und sieht eS alS ihr gutes Recht an. in pflichtgemäßer Aus übung der freien Meinungsäußerung sachliche Bedenken gegen die leitenden Männer und die Reglerungspolitlk geltend zu machen. Auf der einen Seite lehnt sie voll biedermännischcr Entrüstung die Zumuthung ab, das Banner, das ihr bisher vorangeleuchtet hat. einem äußerlichen Wechsel zu Liebe z» senken und Ideen zu vertreten, welche sie bis dahin als verderblich bekämpft hatte: aus der anderen Seite hat sie dieses Banner bereits gesenkt und ist geflissentlich an der Arbeit, eS eigenhändig durch den Schmutz zu ziehen. Je nach Bedürfniß bringt sie Artikel gegen den Vncan- tiniSmuS und Srrvilismus oder LobeShymnen auf den jeweiligen Kurs und die Machthaber, die gerade am Ruder sind. Heute feiert sie Bismarck nach Gebühr als nationalen Heros, morgen hat sie alle Bewunderung für den Begründer des Deutschen Reiches vergessen, um ihn zu verunglimpfen in einer Art, die ihres Gleichen iucht. Je nachdem der Wind hoch oben weht, wird in Bismarckbegeistcrung oder in Bismarckhrtz; gearbeitet. Wenn von einer anderen Seite gewagt wird, an der Regierungspolilik Kritik tg". Hosnachrichtrn. Staatsbahnen. Oskar Köhler st, Bürgerhospital. Volksbad. l Muthmaßliche Witterung: «oripdurg, Gerichtsverhandlungen. „Freiwild", „Was lehrte Jesus". > Heiter, warm. zu üben und die Zerfahrenheit und Unzulänglichkeit der obwalten- Worte des Dr den Regierungsweise zu beleuchten, so wird dies als ungerecht- Donnerstag, 3. Juni. fertigt znrückgewiesen und als eine Nörgelei an den Pranger ge stellt: aber sie selbst zieht gegen einzelne Vertreter der Negierung, die nicht im liberalen Fahrwasser segeln wollen, zu Felde, sprengt Krisengerüchte aus und veröffentlicht intrigante Artikel, die geeignet sind, Verwirrung anzurichten, wie es bei jenem Artikel der Fall war, der den Anlaß zu dem Sturze des Grasen Eaprlvi gegeben hat. obwohl nicht dieser, sondern sein angeblicher Gegner, der damaligeMinister deS Innern,Graf Eulenburg, gestürzt werden sollte. Zur Frage der Berclnsgesetznovrlle hat soeben die „Köln. Ztg." unter der Ueberschrift „Die Angst vor der Sozialdemokratie als politisches Machtmittel" einen Artikel gebracht, der ihr gemein gefährliches Treiben in dem angrdcuteten Sinne erkennen läßt. Es heißt darin u. A.: „So hat denn die Vereinsgesetznovelle wieder einmal gezeigt, daß eS etwas Schlimmeres giebt als die Sozial demokratie, und das ist die Angst vor der Sozialdemokratie. Die unrichtige Beurtheilung der Sozialdemokratie, die Wahnvorstell ung, daß wir einem Pöbelaufstand entgegentrieben, ist um so ge fährlicher, als sie immer wieder von machthungcigcn Intriganten ausgebeutet wird. Es war deshalb bezeichnend, daß das Junker thum, das doch wenig Gelegenheit hat. mit sozialdemokratisch ver hetzten Massen in Berührung zu kommen, am ängstlichsten nach Abwehrmitteln schrie, während die Vertreter der Industrie, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, sich für einen Schutz bedanken, der unter unseren heutigen Verhältnissen mehr schadet, als er unter besonderen Umständen nützen könnte." Das Gegentheil hiervon bat am Montag im preußischen Abgeordnetenhaus der nationaliiberale Abg. Hobrecht gesagt, indem er erklärte, in ieiner Partei seien Biete zu der Ueberzeugung gelangt, daß der Sozial demokratie gegenüber rin verstärkter staatlicher Schutz noth wendig sei. Die „Köln. Ztg." meint in dem Artikel, daß selbst die schönsten Hctzphrasen schließlich schäbig werden: aber das gilt vor Allem von den abgedroschenen Wendungen, durch die die „Köln. Ztg." das „machthungrige Junkerthum" nach oben hin zu denunciren sucht. Wester schreibt das rheinische Blatt: „Wir lebe» in ganz unberechenbaren Verhältnissen: Niemand vermag anzugeben, wer ln der nächsten Woche an der Spitze der Geschäfte stehen wird; und da? Dauernde in der Erscheinungen Flucht ist doch wohl das, daß geistig hervorragende und charaktervolle Männer die von dem Bertrauen der Nation getragen werden, es schwer finden, sich zu behaupten, während schmiegsame Streber nnd herzlich unbedeutende Junker, die durch SiriuSsrrnen von dem geistigen Leben unseres Volles getrennt find, krnmpshaste Anstrengungen mache», um an die Obeiflächc zu kommen. Und ans manchen Zeichen kann man heranSlesen, daß der Zeiten Gunst den Dutzendmenschen winkt, die sich nicht durch geistige lieber!egenhest üderlästig machen und das gesteigerte Selbstgefühl des blauen Blutes mit halb schneidigen, halb saloppen Allüren zu verbinden wissen." Als Fürst Bismarck einst das Svstem deS Caprivismus schan kritisirte, da bemerkte die „Köln. Ztg.", daß der Einsiedler von Friedrichsruh nörgelnd und polternd hinter dem Staatswagen lierlause: aber das hindert sie nicht, daß sie letzt leibst gegen die Regierung in einer Wetze Front macht, die nicht mehr berechtigte Kritik, wie es die von Bis marck geübte war. sondern gemeine Hetzerei ist. Die „Köln. Ztg." spricht von unfaßbaren Potenzen nnd verworrenen Zuständen, in denen Niemand weiß, wer Koch, wer Kellner ist Am ltz. Februar d. I. veröffentlichte sie Reichskanzlers einen schrieben stand: „In . . .. .. Hohenlohe stets de» Auslchlag ... die Lüning der großen leitenden Fragen setzt er stets nach fernen Ueberwugnngen durch . . mit ruhiger Hand, mit vornehmer Znrückhaltnng und mit festem Ziel steuert er das Staatsschiff." Wie paßt das ans die „verworrenen Zustände, in denen Niemand weiß, wer Koch, wer Kellner ist" ? Eugen Richter hat Recht, wenn er sagt: Die „Köln. Zlg." hat nun einmal den Berns, irden Reichskanzler, so lange er im Amt ist, möglichst zu schützen, mag eS nun Fürst Bismarck, Graf Enprivi oder Fürst Hohenlohe sein oder wer sonst noch »ach diesen kommt. Afernschreib- unv Fernsprech-Berlcktte vom 2. Juni. * Madrid. Der Ministerpräsident Canovas überreichte an gesichts der schwierigen Verhältnisse in de» Kammern der Regentin die Demission des Ministeriums. Die Entscheidung der Regentin wird in der morgenden Konseilsitzung erwartet. * Kvnstantinopel. Morgen findet auf der Pforte oV erste Sitzung, in welcher über den FliedenSschlnß verhandelt werden soll, statt. Der Minister des Aenßeren und die Botschafter nehmen an der Sitzung theil. Es wird gehofft, man werde zu einer raschen Verständigung nnd znm Abschluß der Verhandlungen kommen. Berlin. Prozeß Tnnsch (8. Tag.) Die Zeugenvernehmung wird fortgesetzt. Der erste Zeuge ist der Redakteur der „StaotS- bürgerzeltung" Berger, welcher bekundet, in journalistischen Kreisen lei schon vor dem Prozeß Leckert-Lützow verbreitet gewesen, ein Höherer Polizeibeamtrr. »nd »war v. Tausch, werde „fliegen". Zeuge verneint die Frage des Präsidenten, ob der Angeklagte jemals es versucht habe, der „StaatSbürgerztg." politische Informationen zu übermitteln. Als weiterer Zeuge wird vernommen Dr. Grültefsien, Redakteur deS „Berl. TM.". Er bestätigt, daß Levysohn am 2l Oktsber im Nebenzimmer der Redaktion eine Unterhaltung mit v. Tausch gehabt habe: als dieser sich entfernte, habe Dr. Levywhn dem Zeuge» tm Vorüvcrgchen mitgetheilt, daß Tausch daaewcjen sei. Tausch habe, wie Dr. Lcvhsvhn weiter mitgetheilt habe, sich bemüht, den v. Lutzow weiß zu waschen und Lcckcrt als Hauptschuldigen binzustellen. Präs.: In der Vorvrrnchmung hat der Zeuge behauptet, daß Dr. Levvioini's Aciißernng dahinging: Leckert sollte doch im Auswärtigen Ainte empfangen werden. Zeuge: Ich konn nicht mehr lagen, ob das Wort „doch" gebraucht worden ist, ich habe den Eindruck gehabt, daß Dr. Levhsvhn nicht blvs seine eigene Schlußfolgerung andeulen wollte, sondern i» in direkter Weise wiedergcben, was er in direkter Rede gehört hat. Präs.: Der Zeuge kann nicht mehr eine genaue Wiedergabe der Worte des Dr. Levysohn bringen, wir haben nun hier, wo der Angeklagte unter der schweren Anklage des Meineids fleht, natür lich die Pflicht, aus das Minutiöseste zu prüfen, inwieweit er seine Eidesvflicht verletzt hat. Der nächste Zeuge ist Schriftsteller Hans Kraemer. Seine Vernehmung nimmt einen breiten Raum der heutigen Verhandlung em. Der Zeuge bekundet: Ich muß vor- ausichicken und das sehr lebhaft betonen, daß ich srerwillig hier nicht als Zeuge gegen den Angeklagten v. Tausch erscheine, son dern daß das die Folge eines Gesprächs ist, das ich in einem Privatkccise von 4 oder 5 Personen gehabt habe und das, wie ich annehme, durch Denunziation der Staatsanwaltschaft bekannt ge worden ist. v. Tausch besuchte mich etnes Tages und fragte mich, ob ich geneigt wäre, eine Anfrage, die er an mich richten wolle, zu beantworten. Ich sagte: Ja, soweit ick kann »nd so weit es sich mit meiner Ehre verträgt. Zeuge schildert dann weiter, wie bekannt geworden wäre, daß Gras Henckel v. DonnerSmarck die „Zukunft cmknnsen wolle, worüber sich der .Kaiser gewundert haben soll. Weiterhin bekundet der Zeuge, er gebe gern zu. daß er das Gespräch ans den Gesundheitszustand des Kaisers gebracht habe. Da sagie mir v. Tausch: Der Gesundheitszustand des Kaisers ist allerdings ein sehr ungünstiger, wenn es auch abgeleua- net wird. Es ist zweifellos, daß der Kaiser ernstlich erkrankt ist nnd sich in Abnzzia einer Ohrcn-Operation durch Geh. Rath v. Bergmann unterziehen müsse. Er drückte sich dabei ganz be stimmt aus, er nahm sogar ein Blatt Papier und zeichnete mir eine Stelle aus, wo am Ohre des Kauers sich angeblich ein Eiter Herd gebildet haben sollte. . Wenn v. Tanlch behauptet, daß nicht er mir, sondern ich ihm Mittheilungen dieser Art gemacht habe, io ist das von vornherein unwahrscheinlich. Präs.: Sie müssen vie Situation v. Tansch's berücksichtigen. Er stand damals, als er das von Ihnen sagte, unter der Anklage des Meineids und ver- theidkgte sich vielleicht nur ungeschickt. Der Zeuge erklärt weiter, er hatte nicht die Empfindung, daß Tausch z» ihm gekommen sei, um ihm Etwas auszuhängen. In weiten Kreisen war der Giaube ver breitet, daß der Kaiser krank sei, und ich war mehrfach von meinen Zeitungslesern ausgesordert worden, über den Gesundheitszustand des Kaisers Etwas zu bringen. Oberstaatsanwalt: Die Aussage dieses Zengen ist insofern von Wichtigkeit, als daraus entnommen wer den wll, ob cs glaubwürdig ist, vaß der Angeklagte v. Tausch auch seinen Agenten v. Lutzow beauftragt hat, Artikel politischen Inhalts in die Presse zu bringen. Zweifellos habe v. Tausch in taktloser und unverantwortlichster Weise Bemerkungen über den Gesundheitszustand des Kaisers gemacht. Es wurden verschiedene Zwischensragen von den einzelnen Veriheidigern gestellt, wobei ii. A. Tr. LubSzynski erklärte, daß ei den Zeugen Kraemer zum ersten Maie sehe, daß er atzo von ihm keinerlei Wissenschaft be zogen haben könne. Dr. LubSzynski betont die Nothwendigkeit, daß Zeuge eingehend Alles betreffs des Gesundheitszustands des Kaisers berichtete. Er giebt anheim, die Oeffeuilichkeit so lange aiiszuschließeii. Zeuge führt weiter ans: Ich weiß nicht, wie eine Mittheilung über den Gesundheitszustand des Kaisers geeignet sein soll, das Ansehen Sr. Maiestät herabzuwürdigen Verihridiger Dr. Schwind: Diese Erklärung genügt mir durchaus. Schließlich bekundet noch Zeuge, daß ihn sein Bruder und Redakteur Harden vor Tausch gewarnt haben mit den Worten: Hüte Dich vor Dem. der will Dich doch nur aushorchen. Uebrigens habe v. Tausch un mittelbar nachdem er aus Abazzia zurücklam, ihn ausgesucht und ge sagt: Aus der Operation ist nichts geworden, die Kaiserin war dagegen. Der nächste Zeuge ist der Redakteur Dr. Piötz. welcher leine Beziehungen zu dem Angeklagten v. Lützow in derselben Weise, wie cs im Vorprozeß von ihm geschehen, begründet. Es folgt dann die Vernehmung des Journalisten Dr. Lima», Vertreter der „Leipziger Neuesten Nachrichten". Die Bekundungen desselben bringen nichts Neues weiter zu Tage-, er erzählt, daß Sebald ge kommen sei und eine Unterredung zwischen ihm und Tausch ver mittelt habe. Auf die Frage, ob Tausch erregt gewesen sei, ant wortet der Zeuge: keineswegs. Er war wohl aufgeregt, aber nicht ängstlich, man konnte ibm den Ingrimm anmerlen, dem er Aus druck gab, daß er als Beamter solchen Angriffen ausgesetzt sei. v. Tausch habe sich dann in einer wenig anerkennenden Weise über die Presse ausgesprochen, worauf der Zeuge geantwortet habe, daß es doch eine große Anzahl anständiger Leute in der Presse gebe. Präsident: Haben «sie den Eindruck gehabt, als wüßte der An geklagte, daß Sie für ihn Siimmung in der Presse machen wolltenk Zeuge: Keineswegs. Angekl. b. Tausch: Ich hatte aus allen Anzeichen schon damals das Gesühl. daß eine Aktion gegen mich tm Werke sei. schon der Präsident v. Windtheim und der Geh. Ratb Schmuhi haben mir die Mahnung mitgegeden, mich beim Prozeß sehr in Acht zu nehmen, da Alles vom Auswärtigen Amt aus zugeben und gegen mich gerichtet z» sein icheine. Die weitere Beweisaufnahme ergicbt weiter nichts Hervorragendes. Ober staatsanwalt Drescher hält nun dem Angeklagten v. Tausch rin Aktenstück vor, aus welchem bervorgeht, daß er in dem mehrfach erwähnten Disziplinarverfahren in aller Form und vrotokollnrisch diktirt durch den Geh. Rath Schütt eine Verwarnung erhalten habe. Nach der Mittagspause wird der Schriftsteller v. Schillbach vernommen. Er habe bei Manövern und anderen Gelegenheiten öfter mit Tausch gesprochen, dieser habe niemals in ihm den Ver backt rege gemacht, daß es ihm darauf anlomme, daß seine Mlt- theilungen in die Presse kommen möchten Journalist Vandelow: Giiigolo Staerk, der damals Redakteur des „Beil. Tagebl." war. habe ihm einmal eine Noliz in dir Feder diktirt, des Inhalts, daß die Affairc Koschcmann und Genossen im Sande verlausen müsse. Als Zeuge wird weiter vernommen Max Gingold gen. Staerk. Der Zeuge erzählt, in welcher Wetze er mit Tausch bekannt ge worden sei und daß er etwa zwei oder drei Artikel, zu denen er Informationen von Tausch erhalten habe, in die Presse gebracht habe. Der nächste Zeuge ist der Verlaasbuchhändier Luckhardt. Er habe Herrn v. Tausch etwa vor 8 Jahre» zum ersten Male gesehen, v. Tausch sei zu ihm in einer dienstlichen Angelegen heit gekommen. Bei den eigenartigen Verhältnissen des da maligen „Deutschen Tageblattes" zur Regierung habe die „Poli tische Korrespondenz" mehrfach Mittheilungen von ihm erbeten und er bade sich auch an die politische Polizei in allen ähn lichen Angelegenheiien gewendet, wenn es ihn, möglich erschien. Er bade mit Herrn v. Tausch im Gelvräche natürlich die Politik berührt, v. Tausch habe ihm auch einmal, als sie über die all gemein poiiltzchc Lage sprachen, an die Hand gegeben, „doch einmal den Frack aiiziiziehcn und znm Minister Enlenburg zu gehen". Ganz ausgeschlossen sei es. daß der Angeklagte v. Tausch ihm Direktiven nach einer bestimmten Richtung hin gegeben habe. Der Oberstaatsanwalt sragl den Zeugen, weshalb er den Gang zum Minister gemacht bade. Zeuge crwidett, cs sei dies auf eine An- dculiuig v. Tausch s b>» geschehen, die den Ankauf des „Deutschen «L -,i»ljK -aqiU NNW« A!HA S.««M
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