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Dresdner Nachrichten : 22.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189706221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-22
- Monat1897-06
- Jahr1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.06.1897
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Oresäen-^. e. «eiiMl, SsHlie! kievesle lull»- und ^kcnle »NN»'« Iilinocc >iti «»Irlrutial»« it» ^ :t0, 1, ZWO. ^ollelle rkoloerLpdiv', Salw8 Rr. t71. Mgcl: IN! dzrner.clit^wln t^IIlUri- IIINI <^I'UI»I»^«-.»U>- N»I»N»«»I», Viriil.karwn.Lkytosr.'rplü'M >2 8t. 0 Ll., IlüieniPw^v I!nn,iln!<Inr uv (fffl nllnr 1'icMcflI von lOOLllc. n» in nnoiliniint Icllrnjt.lcrrircelr. ^rnclirhrnnrr. Cchmeberrde RefleciinnSkttie Hrflnachrichten. SchicdSgerichtssitzung, Drooduc, Kanfmannschaft, Bogeiflchntzeiigilve. GelichtSvcrhaiidlungen. »Tie Zarrbccsiöte", „Papa Nitsche". LstLt: ^LjsenkLU8sLra886 LG, po^vnübvr änm vi>k>mnl>pon Vicwrin-IIow! t «»«, i»«i: l, x,. Mnthmaßliche Witterung: Theilweis trübe, Ziegen. TieilStll;i, Ää. ^tttti. Politisches. Die parlamentarischen Körperschaften in Berlin nchnien heute ihre Dichtigkeit wieder auf, der Reichstag, »in zunächst die Hand- werkervorlage unter Dach und Fach zu bringen, das preußische Abgeordnetenhaus, um nochmals über de» Torso der Vcreins- gesetznvvelle abznstiiniiieii. Die Volk-Sboten dürste indes; in dem gegenwärtigen Augenblicke weniger das Schicksal dieser beiden Ge sehen twürse, als die schwebende Negierungskrisis interessiren, über deren Ursache, Umfang. Dauer und Bcrlanj noch immer ein mysteriöser Schleier gebreitet ist. Die Politik der Unbeständigkeit und Unberechenbarkeit hat wieder einmal einen Höhepunkt erreicht. Die Volksvertretungen wissen nicht mehr, wen sic überhaupt noch als verantwortlich für die NegiernngSpolilik ansehen sollen. Niemand, welcher Partei er auch angchörcu mag, wird sich der Ueberzeugung mehr verschließen können. daß die Fortdauer solcher Zustände schließlich zum vollständigen Bankerott der Re- glerungswcise führe» muß, die seit sieben Jahren beliebt wird. Es muß die Autorität jeder Negierung, wie sie auch zusamniengeseht sein mag und selbst wenn sie über die tüchtigsten Kräfte verfügt, von vorn herein illusortich mache», wenn die Verantwortlichen Leiter sich völlig außer Stande sehen, zu berechnen, ob und wie lange sie in der Lage sein werden, einen maßgebenden Einfluß auf die Politik, die sie verfolgen wollen, anSzuüven. Minister, die nicht die Fähigkeit bcsihcn dürfen, eine selbstständige, politische Richtung zu vertreten. die gar nicht einmal die Verantwortung für die Zickzacklinien der Politik übernehmen können, weil sie nicht voraus zu sehen vermögen, ob morgen noch vorwärts oder schon rückwärts oder seitwärts gesteuert werden soll, solche Minister könne» niemals dasjenige Maß von Ansehen und Vertrauen beim Parlament und im Volke haben, das unbedingt erforderlich ist, wenn ersprießliche positive Leistungen erzielt werden sollen. So ist es dahin gekommen, daß die Stellung Herrn v. Bötticher's unhaltbar geworden ist. weil er die Angriffe Eugen Richter'-, die den lehten Nest des ministeriellen Ansehens des Staatssekretärs des Innern vernichteten, schweigend über sich er gehe» lassen mußte, weil er die von dem Oppositionsführer ge- brandmarkte Handlangerpolili'k zu bestreiten nicht mehr wagen durste. Wo bleibt schließlich bei diesen Umständen die Autorität der Minister der ihr untergebenen Beamtenschaft gegenüber? Die in den „Hamb. Nachr" ausgesprochene Befürchtung ist leider nicht ungerechtfertigt, daß die strenge Zucht, in welcher sich das aus der Schule der preußsichc» Tradition hervorgcgangene Benmtenthnm selbst zu halten gewöhnt war, eine Lockerung erfahren hat, die. wenn sic anhielte, zu den bcklagenswerlhesten Folgen führen müßte. Angesichts der schwebenden Rcgierungstcisis wäre es in erster Linie Pflicht der Wortführer der konservativen Partei, der doch die Erhaltung der staatlichen Autorität besonders am Herzen liegen muß, in den Parlamenten nachdrücklicher als es brsher in der konservativen Presse geschehen ist — selbstverständlich in würdigen Formen und innerhalb der Schranken der Loyalität — ans die be drohlichen Folgen der anhaltenden Unzulänglichkeit der herrschen den Negierungsweife hinzuweise». Man sollte hier die Kritik nicht der Opposition überlassen, die damit keinen anderen Zweck ver folgt, als daraus Kapital für die bevorstehenden Wahlen zu schlagen. In der That Ist dies bereits in einer Weise gelungen, das; die nächsten Wahlen, wenn nicht rechtzeitig eine entscheidende Wendung eintritt, zu einem so drastischen Ergebnis; führen werden, daß die Fühlung einer nationalen und staatserhaltenden Politik im Reiche kaum noch möglich erscheinen wird. Schon jetzt ist der »Zug nach links" unverkennbar. Daß der Kurs der oppositionellen Parteien bedeutend gestiegen ist, haben diese freilich nicht ihren eigenen Verdiensten und Leistungen zu verdanken. Selbst in den Organen der konservativen Partei vermag man sich der Einsicht, daß die Ltnksströmung wächst, nicht mehr zu verschließen. S« erblickt z. B. die »Kieuzztg." in dem Schwellen der KMgen Segel eine Folge der Unsicherheit der bisherigen Regierungspolitik. »Nur zu deutlich," schreibt dieses Blatt, »war bis in die untersten Schichten des Volks erkennbar, daß die Negierung zwei Seelen in ihrer Brust fühle, und alle offiziösen Bctheuernngcn, sie sei »homogen", vermochten darüber nicht hinwegzutäuschen. Dazu kamen die häufigen Wendungen des Staatssteuers. Oft wurde nach einer bestimmten Richtung hin ein energischer Vormarsch unternommen, aber schon nach wenigen Togen wendete man um. Bald wurde Stellung gegen die Frei sinnigen, bald gegen die Agrarkonservativen genommen, sodaß man zuletzt kaum mehr wußte, welche Parteien die Regierung als feind lich und welche sie als befreundet ansehe. Es war eine Politik, zu deren Bezeichnung das geflügelte Wort: .Zickzackcours" in Ausnahme kam. Solche Zustände nützen naturgemäß am meisten den Parteien, die von der Agitation leben und anti-autoritär ge richtet sind- Denn erscheint die Regierung unsicher und schwankend, so muß das natürlich ollen Parteien, welche gegen die Autorität kämpsen, Wind in die Segel geben." Ist eine Besserung zu erwarten? In Bielefeld 'hat der Kaiser sein Programm kurz durch folgende Worte skizztrt: »Schutz der nationalen Arbeit aller produktiven Stände, Kräftigung eines gesunden Mittelstands, rücksichtslose Nieder werfung jedes Umsturzes und die schwerste Strafe Dem, der sich untersteht, einen Nebenmenschen, der arbeiten will, an sreiwilliger Arbeit zu hindern." Bet dem Festmahl im Gürzenich in Köln hat der Monarch noch wesentliche Ergänzungen hinzngefügt, indem er die Erhaltung des Friedens als vornehmstes Ziel der auswärtigen Politik hervorhob und zugleich die Aufgabe betonte, nach außen die Ehre des Reiches in jeder Weise Hochhalte» zu können, unserer vaterländischen Arbeit und der Industrie der produzirendcn Stände die Absatzgebiete zu sichern und zu erhallen, die wir brauchen. »Mein Wunsch ist", sagte Kaiser Wilhelm ferner In Köln, »die Bahnen Meines Großvaters zu wandeln." Niemand war mehr i beruien, in diesen Bahnen das SlaatSichiss mit sestcr erprobter j Hand zu lenken als Fürst Bismarck, nach dem heute selbst seine per- > bissensten Gegner Sehnsucht empfinden. Ter große Kanzler ninßie gehen, obwohl das Programm des Kaisers ini Großen und Ganzen sein eigenes ist, und nach Bismarck mußten auch alle diejenigen Männer in leitender Stellung über knr; oder lang wieder ab- trcten, die Charakter und Selbstständigkeit des Willens besaßen und deshalb nicht dazu kamen, etwas ausnchtcn zu können. Geblieben sind und gewirkt haben seitdem die Handlanger, die Männer, deren Ehrgeiz darin bestand, bloße Vollstrecker fremden Willens zu sein. Man wird voraussetzen dürfen, daß das soeben verkündete Programm des Kaisers auch das des Herrn v. Miauet ist, von dem alle Welt letzt aunimmt, daß er dazu berufen ist, die Führung in der Regierung zu übernehme», wenn auch vorläufig noch unter der allen Firma Hohenlohe. Die Hauptfrage ist die, ob mich die Art der Ausführung dieses Programms durch Meines dauernd die Znstimmunz des Kaisers behalten wird. Eö wird ver sichert. daß Miauet zunächst die uothwendige Voraussetzung sür jede erfolgreiche Politik, die volle Einheitlichkeit und Geschlossen heit im Reiche wie in Preußen, schassen wolle. Sind denn aber jetzt anf einmal die Garantien geschussen worden, daß in Zukunft diese Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Negierung nicht mehr von außen durch unvorhergesehene Impulse und unkontroürbare Einflüsse durchbrochen und »usgehvben werde»? „Tr. v. Miguel", heißt es weiter, »wird zweifelsohne ein straffes Regiment sichren und die Zügel stramm in de .Hand halten, im Reiche wie in Preußen. DaS entspricht ictnem Naturell, das an» Herrschaft gerichtet ist. Er wirv ohne Zweifel das preußische StaakSmiiiistcrinm in ähn lichem Sinne leiten wollen, wie Fürst Bismarck die Stellung des Premierministers verstand." Fürst Bismarck ist ja aber deswegen gestürzt, weil er ein straffes Regiment führte, weil er die Zügel stramm in der eigenen sicher führenden Hand Hallen wollte. Der Kaiser wollte sein eigener Kanzler sein. Soll das fernerhin nicht mehr der Fall sein? Ter Krone gegenüber, meint die »Freis. Zig." hat Herr v. Miauet seine Selbstständigkeit noch nicht erprobt. Daraus kommt eS aber in der Hanvffachc an, und das ist es, was vor Allem im Reiche wie in Preußen noth thut. daß der leitende Minister dauernd das volle nneiugcschränkte Vertrauen der Krone befisch dergestalt, daß leine Willensenergie nicht durch irgend welche plötzliche WilleiiSeiilschlicßuiige» und Strömungen, über die er keine Macht hat, gehemmt oder lahm gelegt wird. Minister ohne Autorität der Krone gegenüber und ohne Las feste Vertrauen der Krone können nicht Anspruch aus Autorität und Vertrauen seitens des Parlaments und deS Volkes erheben. Das gedeihliche stetige ruhige sichere Regiment in unserem engeren Batcrlnnde Sachsen verdanken wir nicht zuletzt dem Umslande, daß unser erhabener vorbildlicher Monarch die veraniworllichen Ralhgebec, denen er einmal als den rechten Männern am rechten Platze sein Vertrauen geschenkt hat, mit seinem Vertrauen festhälr, damit sie auch wirklich die Pflicht der eigenen Verantwortlichkeit in dem vor- geschriebrneii staatserhaltenden Kurse selbstständig dethätigen können. F-ernickreid- «:id Feruwrckii-Bcrtchte vom 21. Juni. * Berlin. Die heutige von 7t)0 Personen besuchte außer ordentliche Generalversammlung des Vereins Berliner Getreide- und Prvdilktcnhäiidler sprach ihr Einverständniß mit den Maß regeln des Vorstandes ans und erklärte ihr volles Vertrauen, daß man in dem dem Hondelsstandc ailfgezwungenen Kampfe nicht erlahmen, denietben vielmehr mn allen Krusten sornetzen und nicht eher ruhen werde, bis dem KcmsmannSstande die ihm als produk tivem und unentbehrlichen Faitor des nationale» und wirth- schaftlichen Lebens gebührende Stellung in der Gesetzgebung und im sozialen Verkehr wieder eingeräuml sei. Berlin. Der deutsche Kaiser wird bei dem Gegenbesuch, den er im August dem russischen Hof abstattet, vom Reichskanzler Fürsten Hohenlohe begleitet sei». — Das preußische Staats- ministerium ist heute unter Vorsitz des Fürsten Hohenlohe zu einer Sitzung zusammengetreten. Der Kaiser hat. wie der »Reichs- anzeiger" amtlich bekannt giebt, nach Maßgabe des Gesetzes vom 17. März 187c» zur Stellvertretung des Reichskanzlers im Bereiche der Marineverwaltuna den Staatssekretär Kontreadmiral Tirpitz beauftragt. — Die vsiiziöse »Nordd. Allg. Zkg." schreibt: An die Thatsache der Berufung des Herrn Finanzministers von Wies baden nach Berlin, wie an das Gerüchl, der Staatsminister v. Bötticher beabsichtige, vom Reichsamt des Innern zurück- zutrelen, werden in der Presse die mannigfachsten Vermntb,rngen geknüpft, welche den Ereignissen weit vvrgreifen. Eine Widerruf ung im Einzelnen halten wir zur Zeit für nnnötbig. solange der thalfächliche Boden dazu fehlt. Nur das Eine möchten wir schon jetzt zurückweifen,, daß Fürst Hohenlohe beabsichtige, sich aus den »Atten-Dhcil der auswärtigen Angelegenheiten" znrückzuziehen, die ausschließliche Leitung der iniieren Politik aber anderen Händen zu überlassen. Solange Fürst Hohenlohe Reichskanzler und Ministerpräsident ist, kann er sich der Leitung der inneren Ange legenheiten Preußens und des Reiches nicht entziehen. Eine selbst ständige Vertretung sür die gelammte Innere Politik Deutschlands und Preußens ist unabbängig vom Reichskanzler und Minister präsidenten nach der Verfaffuna nicht zulässig. — Die .Kreuzztg." schreibt: Der Rückrntt der Staatssekretäre v. Bötticher und b. Marlchall dürste in absehbarer Zeit erfolgen, lieber den Nach folger des Letzteren steht noch nichts fest, aber es ist wohl anzn- nehmen, daß er dem Kreise der im auswärtigen Dienste eriabrenen Diplomaten angchören wird. Dem Flnanzminister Dr. v. Miguel soll die Ausgabe zufallen, einmal den Reichskanzler zu entlasten, und zwar nicht blos iormell. dann aber die feste Einheitlichkeit der inneren Politik Preußen» auch in ihrem Zusammenhänge mit der deutschen zu erzielen. Unent'chirden ist Ins jetzt dir Art, wie dies zu erreichen ist. Entweder übernimmt Dr. v. Miguel die Stelle des Dr. v. Bötticher und damit zugleich die formale und reale Vertretung deS Reichskanzlers für die innere Politik Deutschlands und Prcuhens, in Letzterem als Vwcpräsideut des Stualsmüiiste- ririms, vermuthlich legt er dann die Leitung des preußischen Finanzministeriums nieder und erhielte rm Schatzlekretur Grasen v. Posadowsky seinen Nachfolger, oder der Eintritt Tr. v. Miciuei's in die Sphäre deS Reiches wäre auch so denkbar, daß er, ohne ein besonderes Ressort zu übernehmen, und unter Beibehaltung des preußischen Finanzministeriums, Stellvertreter des Fürsten Hohen lohe im Reiche und Preußen wird. In diesem Falle dürste vielleicht Graf v. Posadowskr, Nachfolger des Ministers v. Bötticher werden. Sollte aber Finanzministcr Tr. v. Miguel, sei es mit Rücksicht nuf seine Gesundheit, sei es in der llebcrzeugiing, die Parieiverhältnisse des Reicysrags stände» einer gedeihlichen Ent wickelung der inneren Politik des Reiches unter seiner Leilnng als zu erschwerende entgegen, seine Thätigkeit auf Preußen be schränken, so würde er doch die Leitung des Finanzminineriums veibehalten und Vieevräsident deS Siaatsministcrinms werden. Das würde er freilich mi! dem Abgang des Ministers v. Bötticher als nächställcster Minister formell wohl auch geworden sein. — Das Gerücht vom Rücktritt der Minister v. d. Recke und Drefeld ist der „Kreuzzta." zufolge ganz unbegründet, ebenso die Meldung. Minister v. Bötticher werde Oberpcasident von Lchleswig-Holstein werden. Für diesen Posten ist nach wie vor der frühere Minister des Innern Herr v. Koller in Aussicht genommen. Daß Herr v. Bötticher später aber ein Oberpräsidium erhalten wird, darf wohl als selbstverständlich gelten. — Dem „Hamb. Korreip." wird aus Berlin geschrieben: Fcbr. V. Marschall erstatte Näherstehenden bestimmt, daß er seine Rückkehr in das Staalsfekretarint des Aus-' wattigen Zimtes als selbstverständlich erflehe: Niemand sehe ein Zeichen dafür, daß für ihn ein Nachfolger gesucht werde. — Der „Nat.-Ztg." wird aus Weimar geschrieben: Die Reise unseres Großherzogs zur Feier seines 7l>. Geburtstags nach Schwerin an den Hof des Regenten Johann Aibrecht, seines Schwiegersohnes, ist von Anzeichen begleitet, die ihr eine größere Pedeutrrng beizu legen scheinen, als ein Familienfest becupprucht. Ist eS an sich schon wahrscheinlich, daß der Großhcrzog anf dem Wege »ach Schwerin nicht unbeachtet an dem benachbarten Friedrichsruh vmbeirenen wird, so spricht für eine Begegnung mit dem Fürsten Bismarck noch der Umstand, daß Herzog Johann Albrecht bereits den Fürsten in Fiiedrichsruh niisgesilcht Hai. Ta mm vor einigen Tage» der hiksigelprcnßische Geiandte v. Raschdau ans der Wart burg vom Großhcrzog in längerer Audienz empfangen worden ist, so ist der Gedanke nicht abzmvcisen, daß den Großherzog noch andere Motive als eine persönliche Verehrung sür Bismarck nach FriedrichSttih führen. — Wie aus Essen gemeldet wiro, soll Dr Bödiker die Leitung der gelammten Krupv'schen Wohlsahrtseinricht- uugen übernehmen, welche ein selbstständiges Ressort für sich bilden. — Der in der musikaliichen und litterarischen Welt mit so großer Spannung erwartete Prozeß der Mnsikschriststcllcr W. Tappert und Lackowitz wider den Schriftsteller Dr. Aisred Kempner wurde heute vor dem hiesigen Schöffengericht verhandelt. Der Rechtsanwalt des Beklagten hat eine große Zahl von Zeugen und Zeuginnen, die der musikalischen Welt angeboren, geladen. Ein The» von ihnen hat sich durch Abwesenheit von Berlin ent schuldigt, darunter Kammersänger Götze und Frau, die in Karlsbad weilen, Georg Liebling, der eine Kalrwasscr-Hcilanstalt ausgesucht bat u. A. Ter Andrang zu dem kleinen Sitzungszimmer war so stark, daß der Beginn der Verhandlung längere Zei! verzögert wurde. Als die Sache vom Gerichtsdiener ausgerrisen wurde, stürmte und drängte das Publikum so, daß weder die Parteien noch deren Vertreter Zugang fanden, und der Vorsitzende mic durch wiederholten energischen Hinweis aus den Hansiriedensbruch Paragraphen den nothwendigen Platz schaffen konme. Nach längerer Beweisaufnahme wurde der Prozeß vertagt Zu einem spätere» Verhandlungstermin sollen neue Zeugen geladen werden. Hamburg. Der Packet-Tampser »Gothia". der am 16. Juni mit Stückgütern nach Wcltindien abgegangen ivar, entdeckte an gesichts der englischen Küste Feuer im Schiffsraum. Er kebrte nach Hamburg zurück, woselbst er vergangene Nacht eintraf. Die Feuerwehr löschte mit sechs Rohren das Feuer. Hamburg. Ter Kaiser wohnte dem Tiner aus der ^Columbia" nicht bei, sondern ist nach dem gegen fünf llhr er folgten Einlaufen des »Meteor" als erster» Boot wfort an Bord der .Hohenzollern" gegangen. Heute Vormittag sollte eine Besichtig ung der ans der Rhede liegerwen Kriegsschiffe strlflinden, woraus die »Hohenzollern" noch Helgoland in See geben wird. Apenrade. Gestern fand ans dem Knivsbera ein von im- acsähr M>0 Thcilnehmern besuchte) großes dentsches Volksfest stall, welchem Avmiral Hollmann, Viccndmiral Sckcöier und Geh. Ralh Pros. Dr. Schweningec. die mit dem Geh. Prath Krupp- Essen zum Besuche des Ahgeordncten Jebsen hier angekommen sind, beiwohnten. Wien. Kaiser Franz Joseph empfing gestern den deutschen Botschafter Grafen Culenourg in besonderer Audienz. Wien. Aus Athen wird gemeldet, der Schatz sei leer und das Volk sträube sich zur Zahlung weiterer Abgaben zum Unterhalt der 17,000 dienstthuenden Soldaten. ES sollen nur »och für wenige Tage Mittel vorhanden sein, welche von einigen griechischen Bankiers unter schweren Opfern beschafft wurden. Prag. Kegen den hiesigen denisch-nativnalen Verein wurde wegen Ausrufs zur Theilnahine an der Versammlung des all deutschen Verbands in Leipzig die behördliche Untersuchung einge leitet. In Brünn wurde gegen den Kcankenkaffenarzt Dr. Morgen stern, der in einer Ardeitcrversammlung nach dem dcutichen Reichs- tagsabgrordnrten Molkenbuhi über den Badeni'ichcn Erlaß wegen Uebcrwachung der politischen Versammlungen sprach, worauf die Versammlung aufgelöst wurde, die Untersuchung wegen Storung der öffentlichen Ruhe einaeleitet. Paris. Der Polueipräsckt Leplne stürzte heute bei der Be sichtigung eines Variötätheaters aus einer Höhe von 3 Metern Herablund erlitt ziemlich schwere Verletzungen, sodaß er nach seiner Wohnung gebracht werden mußte. — DleLeputirtenkammer nahm heute eine Vorlage an, durch welche die durch die Tclegravhrn- konsrren; in Pest festgesetzten Tarife sür Frankreich genehmigt werden, sowie ferner eine Vorlage, wonach dir sür Frankreich mit Belgien, den Niederlanden und Luxemburg, dem Deutschen Reich, der Schweiz und Rußland abge'chlossenen Telegraphenvertrüge genehmigt werden. Rom. General Morozzo della Rocca. der älteste Offizier der italienischen Armee, hat anläßlich seines 90. Geburtstags ein Tele gramm des deutschen Kaisers erhalten in welchem der Kaiser dem General feine wärmsten Glückwünsche übermillelt und die Hoff nung auslpricht, daß die Dienste des Generals seinem König und seinem Vaterland noch lange Jahre erhalten bleiben. Kleine » Zc «^ isi öc>ch die j.. ^,/MkM sagt: und Hanshalt
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