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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187707187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770718
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770718
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1877
- Monat1877-07
- Tag1877-07-18
- Monat1877-07
- Jahr1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1877
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrtarltoo imS Johanuisgoss« Lorrchstuodeo brr Nedactloo: Aormrtta^S 10—l 2 Ubr. NachmiltagS^—S Uhr. Auuahme der sür bie nächst» «Uslarndk Rumm« bestimmt«, Inserate au Wochmtagm bis Uvr «achmtttags. an Lonn- mb fitst tagen früh bis '/,i> Uhr. I z, »t,/uralt, für Zas -^anahmr: ' Otto Klemm, llniversttätsstr. 22. ÄMt» Lösche. Katbarinenfir. l8,p. »ar bis '/.3 Uhr. Kipzigcr.TaMtl Anzeiger Organ fiir Pviittk, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. W 18S Mittwoch den 18. Juli 1877. ««finge 15.25« L»m>t»t»t,prrt« viertelt. 4'/, ML, incl. Bringerlohn b LÄ., dnrch dir Post bezogen 6 SN- Jede einzelne Nummer 30 Pt- Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbe'brbcrung 30 Mt. ^..tt Postbesvrderung 4b Mt. ZuftlMr tgesp BouraeorSz. 20 PH. Größere Schriften laut unferr» Preisverzrichniß — Tabellarisch« Satz nach höbcrem Tarif, iieclamr» unter dem Urbaciloovßrlch die Spallzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. Leprdm»» zu senden. — ifiabatt wirb v chf gegeben Zahlung pr»«i.tu»^nu»ä» oder durch Postvorfchnß. 71. Jahrgang. Bekanntmachung. An unserer ITr«lsötz«le II. Ord««»M ist sobald wie möglich eine ständige Oberlehrer» «eile für den Unterricht in Deutsch. Geschichte und Geographie mit dem IahreSgehalt von 210» zu besetzen, und fordern wir daher akademisch gebildete Bewerber hiermit ans, ihre ^ Gesuche nebst den PrüsungSzeugnissen und einem kurzen LebenSlauf baldigst bet unS einzureichen. Leipzig, am 1«. Juli 1877. Drr Math der Stadt »etpztg. vr. Georgi. Wilisch, Res. Bekanntmachung. Die User«a»er der Parthe zwischen der Gerber« und der Bliicherbrücke soll erhöht und diese Arbeit in Accord vergeben werden. Die Bedingungen hierüber liegen im Bauamte au-, woselbst auch die PreiSsorderungen b S Moataa de« A3. dsS. Mt». Abead» 3 Uhr versiegelt und unterschrieben, mit der Aus- schrist: „Üser«a»»r der Parthe" versehen, eiuzureichen sind Leipzig, am 16. Juli 1877. De» Rath» Baa-Depatatto*. Leidig, 17 I«U. Im Serail herrscht noch immer eitel Freude und Jubel, und man kann sich nicht satt lesen an den SiegeSbulletinS Moukhtar Pascha'-, den man vor Kurzem noch alS einen Tölpel ansah nnd vor ein Krieg-gericht stellen wollte, während man ihn jetzt mindesten- an die Seite Moltke'S stellt Auch die Türkenfreunde aller Länder thun sich noch immer gütlich an den armenischen Er folgen und verzehren täglich mit Wollust einige hundert Rüsten zum F ühstück. Inzwischen aber ist der Krieg in aller Stille auf dem eigentlich maßgebenden, europäischen Schauplatze in sein dritte- Stadium und damit der Moment näher gerückt, in welchem sich da- Schicksal der Türkei in Europa erfüllen wird. Theile der russischen Armee, die von Tirnowa au- vorgeht, haben den Balkan überschritten und sich jmseit» destclben festgesetzt. Schon am Abend de- 13. Juli batte der Bortrab der Rüsten — wie officiell auS Tirnowa gemeldet wird — den Balkan ohne Schuß passirt. Am 14. Nachmittag- 2 Uhr de setzte General Gurko Khankioy; 3S0 dort über, raschte Nizaml flüchteten, die Türken zogen sich nach kurzem Kampfe gegen da- Dorf Konar» zurück. — Immer größere Truppenmasten folgten den kühn Vorangeschrittenm nach, und schon am IS Juli hatten 18 russische Bataillone, von Bulgaren geführt, .auf dem Engpaß von Schipka den Balkan überschritten urd waren in Ieni-Zagr« angekommen. Die- wird durch ein Telegramm au» Konstanlinopel bestätigt, welche- meldet: Alle verfügbaren Truppen sind schleunigst nach Avrtanopel dirigirt worden; rufst sche Truppen, bi- jetzt aber noch ohne Artillerie, baben Icni-Zagra besetzt. Durch die Besetzung von Imi Zagra haben die Rüsten einen wichtigen Eisenbahnpunct in ihre Gewalt bekommen; denn von dort führt einerseiti die Bah., östlich nach Iambol, andererseits südlick nach Adrianopel :c., und während sie so sich del kürzesten Wege- in da- Herz de- Feindes be mächtig,, haben sie auch weiter westlich die au Kesanltk mündenden Pässe erstiegen. Zugleich is e» den Truppmtheilm, welche von der Iantra her gegen Rusischuk opcriren, gelungen, die Eisen bahn zwischen Rusischuk und Schumla zu unter brechen; ihre Plänkler sind kurz vor Ra»grad ausgetaucht, wo die Türken den Bahnverkehr ein stellen und sich zurückziehen mußten. ES ist offen bar daraus abgesehen, die Türken in und um Nuflschuk von ihren Verbindungen mit der Haupt armee abzuschmiden und dann einzuschließen, gleichzeitig aber in großen Massen dm Aebergang Über dm Balkan zu erzwingen und Adrianopel zu bedrohen Durch die Besetzung von Nikopoli» feitmS der Russen sind die Türken auch im westlichen Theile de- Kiieg-schauplatzl- zum Rückzuge ge drängt. Für die russische Heere-leitung besteht jetzt die Hauptgesuhr darin, daß die in der vor» wärtsbemrgung begriffenen Heerestheile leicht die Fühlung untereinander verlieren kvuntm; ihr Hauptaugenmerk wird daher darauf zu richten fein, diese Fühlung durch ein möglichst langsame- und vorsichtige- Tempo im Bormarsche fefizu HM«. 2 Doppelt sonderbar »ud unverständlich klingt unter dm d«rgestellten, für die Russen günstigen Umstünden die t»»n türken freundlicher Seite aus -estrenle Rackricht, daß die Ruff« den Augenblick gekommen glaubm, sich mit Hülfe der Mächte an» dm Kneg-nöthm herau-zuziehm. LI wird erzählt, Kaiser Alexander habe durch Vermittelung eine» fremden Diplomatm über die etwaige Ge neigtheit der Pforte zu« Abschluß eine» Frie den» Erkundigungen einztehen lassen. Al» dieser fremde Diplomat ist wohl der Botschafter de» veutschm Reiche» in Konstantinopel, Prinz Reuß, anzunehmm. Thalsächlich ist jedoch von derarti gen Einleitungen zu einer vermittelnden Thätig Kit bi- jetzt keine Rede; vielmehr könnm alle Berichte über Frieden-Wünsche und Friedens« Unterhandlungen in da- Gebiet völlig haltloser Tom binatioum verwiesen werden Richtig mag es immer hin fein, baß namentlich zur Zeit, all durch den glücklichen Dona» Nebergaog der Russen bei Ststowa m dm ReaierungSkreism m Konstantinopel eine allgemeine Bestürzung bervorgerusen wurde, »on Seiten der Pforte beim Fürsten Reuß, von dem »an anvimmt, baß er über Rußland» und befon- der» auch de» deutschen Reichskanzler» geheimste Pläne sehr gma« unterrichtet sei, mehrfach der« trauliche Anfragen über etwaige russische Forde- ruvgen gestellt wnrden. E» ist bekannt, daß unter dm türkischen Ministern große Meinungs verschiedenheit herrscht, und daß e- unter ihnm nicht an solchen fehlt, welche noch heute durch Vermittelung Deutschland» zu einem Separatabkommm mit Rußland bereitwillig die Hand bieten möchten. Ihnen gegenüber steht in erster Linie da» jetzige Haupt der Krieg-Partei, der SeraÜkier Redls Pascha, welcher seine zum Friedm geneigten College» beseitigen möchte, und veffm Einfluß, durch die türkischen Erfolge in Asien gestiegen, jene Frieden-Wünsche durchkreuzt und die beim Sultan zu Tage getretenen milderen Anwandlungen verscheucht hat. Nicht- desto weniger bleiben die gesteigerten Bemühungen der Pforte, mit dem Prinzen Reuß möglichst enge Fühlung zu ge winnen, bestehen - au- ihnm ist dann fälschlicher Weise da-Gerücht entstanden, Rußland habe die Initiative ergriffen und durch den Prinzen Reuß der Türkei seine Bereitwilligkeit zum Friedm au-sprechm lasten. Kehrt man da- Verhältniß um, setzt man statt Rußland die türkiside Regierung und verlegt man dm Zeitpunct der angeveutetm diplomati schen Fühler um etwa zwei Wochen zurück, so wird man da- Richtige treffen. Auf eine schleunige, schnell bevorstehende Beendigung de- russisch türkischen Kriege- ist bet der setzigm militärischen Lage schwerlich zu rechnen, da Rußland mit Recht erwartet, durch siegreiche Schläge in Europa die erlittenen Schlappen in Asien gut zu machen, den Türken aber der gesunkene Math durch jene glücklichen Nachrichten wieder gestiegen ist. Daß aber der deutsche Botschafter au- eigmem Antriebe irgmdwie au- seiner bisherigen streng zurück haltendm Stellung herau-getreten sei, wird schwerlich von irgend einer Seite angenommen werden. Aus keinm Fall dürfen wir auf eine Beendigung de- Kriege- vor größerm und ent« scheidenden Erfolgen der Russen hoffen. Die Bewegung, welche in studentischen Kreisen durch die Remotion de» Prtoat-Docm- tm vr. Dühring verursacht ist, hat vor aller Welt an- Licht gebracht, wa- freilich »ach zahl- reichen Anzeichen schon längst zu befürchten stand, daß die Socialdemokratie unter der Jugend der Universitäten eine erfolg reiche Propaganda betrieben hat. Bei der dieser Jugend eigenen Begeisterung sür alle Ideale kann «ne solche Erscheinung kaum Wunder nehmen; denn wie gemein materialistisch die prak tischen Zwecke der heutigen socialistischen Agi tation snn mögen, ihre Theorie entwirft ein Ideal, welche- jedem jungen Mann »on lebhafter Phantasie und humanem Streben gefährlich werden ^ann. In mehr als einer Beziehung hat die Er- cheinung ihre traurige Seite. Man hätte glaubm ollen, daß nach unserem letzten großen Kriege da- Nationalgefühl unter der studireudm Jugend, ähnlich wie nach den Freiheitskriegen, mächtig er- starken «erbe. Statt besten trägt die erste selbst ständige Bewegung, welche im neuen Reiche auf dieser Seite an» Licht tritt, bm Stempel einer Partei, welcher alle» Nationalgefühl, alle Vater- land-liebe verhaßt ist! E» hat in der Jugend unserer Universitäten ganz wie in anderm Ländern immer eine Richtung gegeben, welche auf der Seiteber radicalen polrtischm Bestrebungen stand; aber diese Brauseköpfe erglühtm wenigsten» von Patriotismus. Tolle Streiche sind von ihnm bei paffenden Gelegenheiten genug au-geübt wor den ; aber einen biederen Cigarrmmächer als den MessiaS der Freiheit der Wissenschaft zu feiern, diese kindische Geschmacklosigkeit war dm aka demischm Bürgern von heute Vorbehalten. Kurz, die Erfahrungen, welche die Affaire Dühring nach dieser Richtung gebracht hat, sind so unerfreulich wie möglich. Selbstverständlich wird man darauf sinnen müssen, dem Wettergreism der socialistischen Verpestung der akademischen I« gmd Emhalt zu lhan. Aber die Wahl der richtig« Mittel wird nicht leicht sein. Durchs»» nicht empsehlmSwerth würbe eine Verfolgung wegm socialdemokratischer Ansichten sein Wa ist in der traurigen Periode der zwanziger Jahre durch die Burschmschasterhetze erreicht worden? Man hat höchst«» Märtyrer geschaffen. Freilich, wa» die Burschenschaften «strebten, die nationale Einheit, war ein Urrecht de» deutschen Volke» und insofern könne» sie mit dm akademischen Social- demokratm von heute in kein« Weise vergliche» werden Dem Martyrium der Letzt«« würde dies« Unterschied indeß keinm Eintrag thun. Mau wirb sich nicht täusch«, w«n man aunimmt, daß e» b« dm Meist« die Unreife de» Urtheil» ist, welche sie dm Helden d« focialdemokratischm Volk-ver fammlungm zujubeln läßt. Darum wird man auch von bm Meisten «wirten dürfen, daß sie nach Erweiterung und Vertiefung ihr« Kmntniß von dem Wesen de» gesellschaftlichen OrganiSmu» dm Jrrthum einsehm werden. Jede Maßregelung ab« würde für diese Erkenntniß nur hindernd sem könnm. Wollte man gar bi» zur Relegation schreiten, so würde da- eine sicherlich nicht geringe Zahl der Betreffenden direct in die Bahnen der socialdemokratischen Agitatoren treiben heißm. Hier kann nur da» Mittel der Belehrung von guter Wirkung sein Die „National! Corr.' fragt mit Recht, ob diese» Mittel bisher in gehöriger Weise in Anwmdung gebracht worden, ob die sogenannten Staat-Wissenschaften, in welche man die Gesellschaft-Wissen- schüft mit einzufchließm pfl.'gt, und daneben auch die Geschichte in ein« Werse gelehrt werben, welche vollauf dev Hör«- Interesse «weckt unv ihn zu klarem Denken, zu richtigem Urtheilen über diese Dinge anleitct Die L«hrer der BolkSwirth- schaft zumal haben heute ein überaus verant wortungsvolle- Amt. Ist dasselbe bi-her stet- in der richtigen Weise verwaltet worden? Mit d« gehörigen Berücksichtigung der genannten Fächer allein lst e- jedoch nicht gethan. Es wäre inter essant, zu erfahr«, au- welchen Facultätm die socialistischen Schwärmer sich hauptsächlich recru- tirm; durchaus nicht unmöglich wäre, daß die Mehrzahl »«selben dm StaatSmiffenschastm vollkommen sem stände. Um auch diesen Theil zu richtigem Urtheil zu gewöhnen, würde c- angemessm scheinen, die Vorlesungen über „Fragen der Tagespolitik," wie man sie an einzelnen Hochschulen, wenn auch unter großen Hindernissen, bereit- eingesührt hat, überall dem Lehrplane alS festen Bestandtheil einzu- ügen. Da- Interesse an den aktuellen poli tischen Vorgängen ist in der akademischen Jugend sietö ern lebhafte- gewesen; aber die herkömmliche Praxi- sorgte ängstlich dafür, daß dasselbe in dm Räumen der Hochschule selbst möglichst gar keine Befriedigung fand. Da wird nicht der geringste Grund gewesen sein, wenn die politisirende Studentenschaft mit Vor liebe dm radicalen Worthelden in die Hände fiel Wie wäre e», wenn ihr fortan in einem Publicum eine sachliche, gemeinverständliche, möglichst un parteiische, aber doch fesselnde Beleuchtung der hervorragendsten Fragen de- praktisch-politischen Leben» geboten würde? Wohl stehen einer zweck- ntsprechmden Lösung dieser Aufgabe nicht ge ringe Schwierigkeiten im Wege, ab« wir denk.n doch, daß der Vorschlag einer ernsten Erwägung werth wäre. Tagesgeschichtliche Aeberficht» Leipzig« 17 3*li. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fetzt wird« einmal die ReactionS-Trompete an. ,,L» kann nicht bestritten werden", daß nebm der ultra- moutanm Agitation „unsere neuere Gesetz gebung wohl dm wesentlichsten Antheil an de« rapidm Umsichgreifen der Socialdemokratic hat". ES ist ein bekannt« Kunstgriff All«, welche «ne Unwahrheit für Wahrheit au-gebm wollen, ihre Beweisführung mit „e< kann nicht bestritten werdm" und ähnlichen Redm-artm zu beginn«. Anstand-Halber wird dann ab« gewöhnlich noch eine längere Deduction hinzugefügt, um dm zu Ueberzeugendm vollkommen sich« zu machen. Auch die „Nordd. Allgem. Ztg " befolgt diese» Recept. doch ist die Au-führung von unbeschreib licher Kläglichkeit. Die neuere Gesetzgebung fußt auf dem liberalen Grundsätze der voll« Gleich- heit vor dem Gesetz; volle Gleichheit Aller ist ab« die Losung d« Socialdemokratie; folglich hat die neune Gesetzgebung bezw d« Liberalis mus da- rapide Umsichgreifen d« Socialdemokratie verschuldet. Die- die Beweisführung d« „R A. Z." Freilich ist sie so ehrlich, hinzuzusügm, daß der Socialbemocratie die Gleichheit vor dem Ge setz nicht genüge, sondern daß sie die sociale Gleichheit Aller «strebe. Ab« wa» e» mit dieser Ehrlichkeit aus sich hat, «hellt darau-, »aß dieser grundsätzliche Unterschied zur Bede» tung einet ganz unwesmtlichm Nebenumstan- de» herobgedi tickt wird. Gnade in d« all« jüugstm Zeit erst hat da» kmtral-Organ der Socialdemokcatie Deutschland» auf» Nachdrück lichste «klärt, daß sem« Partei an der Gleich beit vor dem Gesetz gar Nicht» gelegm sei, so lange die sociale Gleichheit fehle. Unsne neune Gesetzgebung geht von der Absicht au», dm Ein zelnen möglichst zum Herrn seine» Schicksal» zu machen; die gesetzlichen Bedingungen, unt« dmm die Individuen ihre Kräfte entfalten könnm. soll« für Alle gleich sein, die Verantwortung aber dafür, wie sich unter diesen Bedingungen die Lage de» Einzelnen gestaltet, soll lediglich diesem selbst überlasten bleiben. Dagegen verlangt der SocialiSmu» eine unbedingte Für sorge de» Staate» für jeden Einzeln«; ob fähig od« unfähig, ob fleißig od« faul, Jeder soll vom Staate mit dem gleich« Lebm-uuter- halt bedacht werden wie alle Anderm. In Wahrheit heißt die-, die Gleichheit vor dem Gesetz in ihr Gegmtheil verkehren. Ein schroff«« Gegensatz al» der zwischen unser« heutig« Gesetzgebung und derjenigen de» künftigm social» demokratischen volk-staatcS sein würde, ist nicht dmkbar. Nicht- desto weniger findet die „N. A. Z." am Schluffe ihrer höchst zusammenhang-losen vxpectoration, daß sich die Notbwendigkeit ein« Abänderung der neueren Gesetzgebung mit Rück sicht auf die Socialdemokratie immer gebieteri sch« ausdränge. So will e- die „freiwillig- gouvernementale Logik!" Gegmübn der Nachricht, daß da- deutsche Mittelmeergeschwader sich mit dem engli schen und französischen in der Besikabai vereinigen werde, wird osficiöS erklärt, daß da» deutsche Ge schwader überhaupt keinen Befehl hat, nach d« Befikubai zu gehen. Dasselbe brsiudet sich jetzk in Haifa und wird nach einigem Aufenthalte an der syrischen Küste Gefchwaderüdungm im ägäischcn Meere unternehmen. Kaiser Wilhelm ist am Montag Nachmittag im besten Wohlsein in München cingetrossm und hat nach einem kurzen Aufenthalte d:e Reife nach Rosenheim fortgesetzt. Vor nicht allzulang« Zeit (so erzählt Jemand der „Nat-Ztg.") stand der Papst mit feine» alten Freunde, dem Abt von Montecastno Luigi Tosti, den der Papst nach Rom berufen hatte, auf einem valcon de- BaticanS. Aus dir italienischen Flaggen deutend, die auf verschiedenen Häusern zu den Füßen d« AuSschaumdm weht«, sagte PiuS IX: „Im Grunde unsere- Herze..- haben wir die doch lieb" PiuS lX und Tosti sind Beide „Ncoguelfen" und Tosti hat längst seinen Frieden mit der Italia an» gemacht und dadurch sein Kloster gerettet. Um so mehr hassen beide Männer Deutschland. Tosti ist übrigen» einer der kmntnißreichstm italienischen Historik« und ein sehr gewandter Mann Der zweite Sohn de- Prinzen von Wale-, Prinz Georg Friedrich, ist bedenklich «krankt. Da» Paris« Zuchlpolizeigericht verhandelte am 13 Juli wieder gegen zwei Individuen, welche sich der Beleidigung de-Präsidenten der Republik schuldig gemacht hatten. Der Kellner Franz Lay« ries in der Rue Sainte-Anne auf offener Straße: „Dieser Mann von Sedan! Dieser Mac-Mahon! Der Berräth«! Die Memme!" D« Tischlergeselle Boutard war im Kaubourg Samt-Antoine mit einem Stadtsergeanten »n Streit gerathm und sagte: „Sie werden mich nicht verhindern, zu erklären, daß Mac-Mahon ein „Eochon" ist." Beide wurdm zu je einem Monat Gesängniß und 1N0 FrS. Geldbuße verurtheilt. Ja einem WirthShruse der Gegend von AmimS hatte ein Mann, d« dm Namen Racine führt, noch gröbere Schmähungen gegm da- Staatsoberhaupt auSaestoßm. Zu einem Mal«, d« eben damit beschäftigt war, da» Contnsei de- MarschallS an die Wand des WirthS- hause- ru malm, hatte er gesagt: „Wie komm« Sie aus die Idee, einen solchen Bummler zu ver ewigen. einen Schuft, der sein Lebtag Nicht» ge- than hat? Bei d« nächst« Gelegmhett werde ich ihm dm Kopf abschneiden od« dafür sorgen, daß « ihm abgeschnittm wird." Racine kam gleichfall» bei dem Gericht von Amim» mit der selben Strafe von einem Monat Gesängniß davon. General Grant ist von Frankfurt a. M. nach d« Schweiz »bgereist uud beabsichtigt zunächst nach Luzern zu gehm. Die „Köln. Zeitunq" meldet au» Schumla vom 14. d., die russische Avantgarde solle vor OSmanbazar «ngelangt sein, da- mittlere russische CorpS habe die Iantra zwischen vjela und Radan überschritten. Kosakm schwärmt« bi» wenige Stund« von Rasgrad. — Dasselbe Blatt veröffentlicht eine nme Depesche Saftet Pascha'» an die Vertreter d« Pforte im AuSlande. worin über die von dm Rossen begangenen Grausamkeiten weitere Einzelheiten milge- theilt werdm.
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