Dresdner Nachrichten : 05.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902057
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-05
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- Dresdner Nachrichten : 05.02.1899
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K«»vn«'N-I's»i>etUrlou für it!Is !Lmk.nnss«L. IV. ILoU kttoa Äer tjitcN«. I.»näe8!ott«rl». vlLSVLLroi» D leger Lrt aus cken boäoutsnckstvn VInstEen äse la» «yä /iusl-inlles. empkolilan in rajedk-rlti-rar ^usvLkl § ILiI,I L 8»Nn. kc?I. ttofl'öfyrantM, Z >< nninrlkt II. III». 8k ^»SVVI Rtriril sümmtlioker t'k. «Iviitseil«!' i»ul vNK>>8<'livi' IlItllHHililllN A ivegea voli^tüucli^or 668<:kütt8autiö8unF mit 20^/^ liabatt. 11. H. Hv88v, 20 2lai i«N8tr288v 20 (3 Laken). Ml» Huisgi'f' der Laichivirthe. Hosnachrichtcii, Zinserträgnisse von Stiftungen. Verband deutscher «ilieZV» 8 Kriegsveteranen. -L-iiisonic-EvneertderKgl.5t a pelle, Gelangvereinder Stautscisenbahn-Bcamlen. am- 2 Allmähliche Aufklärung. Sonntag, 5. Februar I8S0. Der Bund der Landwirthc. Tie Landesversammlniig des Bundes der Landwirthe, die vor gestern in Dresden stuttgcfundcn hat. gestaltete sich insofernzu einer über Sachsens Grenzen hinaus beachtenöwerthen Kundgebung, als sie zu der bevorstehenden Generalversammlung des Bundes gleichsam die Ouvertüre bietet, in der die neuen Leitmotive der Politik der großen landivirthschastlichcn Vereinigung zum ersten Mole in voller Deutlichkeit zum Ausdruck gelangten. Die Stnrm- und Drangverivde, die naturgemäß, nach Lage der Verhältnisse. ouS denen heraus der Bund in's Leben trat, die erste Phase seines Entwickclnngsgaiiges bildete, gehört der Vergangenheit an: sie hat die Aufgabe, die ihr zugcwicscn war, erfüllt, indem sie vermöge einer überwiegend agitatorische» Thätigkcit, die in die Massen der landwirthlchafllichcn Bcrufsgenossen zu dringen, sie zu beleben, zum Zwammenschlnß zu zwingen und znm energischen Kamps um dos Dasein anznfciiern hatte, dem Vnndc eine imvonircnde Stärke und eine achtimggebietende. in's Gewicht fallende Machtstellung verschafft hat. Solche Propaganda, die die ersten sechs Jahre des Be ffchens des Bundes charakterisirl, war eine Nothwcndiglcit: lammend mußte sich der Bund seine Position erringen, nach fast allen Seiten waren Hindernisse und Widerstände zu überwinden, nnd so mag c-s selbstverständlich und unvermeidlich erscheinen, daß man urwüchsiger, drastischer und nicht immer allzu wählerischer Mittel nicht ganz entbehren konnte, um die erforderlichen durch schlagenden Erfolge zu erzielen. Herr v. Waiigenheim. der berufen iss, als Nachfolger des so wackeren und verdienstvollen Vorkämpfers v. Ploctz den Bund in seine zweite neue Aera hinübcrznfütnen, hat vorgestern uininiwuiiden eingcraumt, daß cs, als der Bund be gründet wurde, einer offenen und deutlichen Svrnchc bedurfte, um scstcn Fuß zu fassen und sich dauernd zu behaupten; mit starken Mpenilößeii mußten die vielfach schwer beweglichen Landwirthc ausgcrüttclt werden, und nur durch eine unausgesetzt eindringliche Agitation, die mit einer gewissen Schärfe und Rücksichtslosigkeit verbunden ist und der Gefahr, zuweilen das Gebiet der Ueber- treibung und des Extremen zu streifen, nicht fcrnbleiben konnte, war in der großen Masse der Bauern das Bewußtsein der Noth- ircndigkeit des geschlossenen Zusammengehens und des Existenz- lampseS zu wecken und zu erhalten. Ter jetzige Führer des Bundes hat, wie er ja selbst zngiebt, seiner Zeit agitatorisch zu- geipihte Worte gebraucht, und doch wird ihm heute deshalb Niemand die Befähigung absprechcn, seht an erster leitender Stelle zu stehen, wo es gilt, ruhige, maßhaltcudc sachliche Arbeit zu ver richten und in positiven Leistungen die Früchte der vorbereitenden agitatorischen Wirkungsweise zeitigen zu lassen. Kein Wunder war cs ferner, daß sich während der Sturm- und Drangpcriode des Bundes hier und da auch Elemente von zweifelhaften! Wcrthe und mit demagogischen Absichten hcranzudrängen trachten, wie sie bei jeder neuen großen Bewegung zur Förderung ihrer Sondcr- intcreiscn an die Oberfläche zn gelangen trachten, Elemente, die. weil sic zu schöpferischem Thun unfähig sind, wie überflüssige und unreine Schlacken abfallen, sobald bleibende Werke geschaffen werden Tie Propaganda, wie sie vorzugsweise in den ersten Jahre» ne» dem Bunde der Landwirthc gepflegt wurde und gcpslegt werde» mußte, konnte nicht Selbstzweck, sondern mir das Mittel sein, um dem Ziele näher zu kommen, um dessen willen der Bund besteht. Mit bloßem Agitircn, das niemals zu positiver Wirkiam- lcit gelangen läßt, ist der nvthleidcndeu Landwirthschast nicht zu Helsen- Was durch muthigen Kampf der Abwehr wie des Angriffs und durch entschlossene Opposition erreicht worden ist. soll seht vcrwcrthet werden, um die Landwirthschast als unentbehrlichen Ve- standtheil unseres gesummten staatlichen und wirtlffchastlichcn Organismus betriebsfähig zn erhalten. Erreicht worden ist vor Allem, daß die Ucbcrzcugnng von der hilfsbedürftigen Lage der Lcmdwirthschaft und von der dringlichen Rothwcndigkeit, diese Er- tciintniß praktisch zu bethätigen, ein so starker Machlfaktor geworden ist, daß ihm Rechnung getragen werden muß. dergestalt hoffentlich, daß er bei den wirthschastspvlitiichcn Entscheidungen der nächsten Zeit den Ausschlag geben wird. Aus dem Grunde dieser Ueber- zcugung, die nunmehr bei den Regierungen sowokl wie bei den großen Mehrheiten der parlamentarischen Körperschaften siegreich zum Durchbruch gebracht ist. gilt es aufzribaucn, zu schassen und zu Wirten, damit fortan die agrarischen Interessen so gefördert und gehegt werden, daß die Landwirthschast auf derjenigen Höhe der Lebenskraft und Leistungsfähigkeit bleibt, die das Gesammtwohl des Vaterlandes erheischt. Herr v. Waiigenheim hat «s vorgestern mit hinreichender Deutlichkeit ausgesprochen, daß seht die Haupt aufgaben darin bestehen, die erzielte Uebereinstimmung mit den Regierungen in positiver Richtung zu Pflegen und dahin zu streben, alle politischen Parteien und prodnktiven Stände, soweit sie über haupt zu ersprießlichem Mitarbeiten an dem Ziele der Neugestaltung der wirthschastSpvlitlschen Verhältnisse befähigt sind, auf der Grund lage einer nationalen Wirthichaftspolitlk. deS Schutzes der vater ländischen Arbeit, der Erhaltung des Mittelstandes und der Wieder herstellung einer günstigen Erwerbslagc für die deutsche Landwirth schast zu sammeln und in gemeinsamer Arbeit zusammenzufassen. Wiederholt und nachdrücklich ist in der Dresdner Lairdesversamm- lung von allen Rednern betvnt worden, daß der Bund keineswegs einseitige Agrarpolitik treiben will, daß seine Bestrebungen viel mehr daraus ausgchen. die Interesse» oller produktiven Erwerbs- klassen zu fördern, und daß ihm dabei ganz besonders am Herzen liegt, die echt Bismarck schc Interessengemeinschaft von In dustrie und Landwirthschast berzustellc» und zu verwirklichen. Um diese Hauptaufgaben auszusührcn. soll und wird, wie dies auch .Herr v. Wangenheim am Freitag in Dresden angcdcutet hat. der Bund der Landwirthc sorgsam bestrebt sein, die Gegensätze, wo sie in der vorausgegangencn Kampfesperiode verschärft und erweitert worden sind, zu mildern und zu mindern, Borurthcile und Verbitterungen, die etwa noch zurückgeblieben sind, zu beseitigen, unter den ver schiedenen politischen Partei- und wirthschastlichen Jnteressentcn- gruppen vermittelnd und ansgleichend zu wirken. Auch aus wirth- ichaftspolikischem Gebiete ist und bleibt die Bismarck'schc Kartell- Politik eine dringende rcalpolitische Nothwendigkeit. Wer sich den Verlaus und den Charakter der ersten Landes versammlung des Bundes, die in Dresden vor vier Jahren abgehalten wurde, zu vergegenwärtigen vcmiag und Vergleiche mit der vorgestrigen zweiten Dresdner Landesversammlung unstellt, der wird sich des Unterschieds zwischen der abgeschlossenen Phase in der Entwickelung des Bundes und der neu anbcechenden Aera bewußt werden. Während am Freitag der Grundton ein friedlich- versöhnlicher blieb und sich bei dem vorherrschenden Streben nach sachlicher praktischer Bcthätigung eine rein agitatorische Kampscs- stimmung nicht mehr geltend machte, stand jene erste Dresdner Landesversammlung theilweise unter dem Zeichen einer partei politischen Propaganda, welche die große werbende Kraft, die die machtvolle agrarische Bewegung besitzt, für Sonderzwecke auszubeuten suchte. Ter Leitung bemühten sich damals die Führer volitischer Streber-Cliguen zu bemächtigen, denen es nicht aus die unmittelbare Förderung der kandwirlhichaftlichen Interessen ankam, sondern denen diese zum Deckmantel für Geschäfte persönlicher und srattionspolitischer Natur dienten. Jetzt, wo die agitatorischen Bedürfnisse in den Hintergrund getreten sind und demagogischen In stinkten der Nährboden entzogen ist. jetzt, wo es zu arbeiten un d Posi- kives zu schaffen gilt, sind die fremdartigen betzcrffchen Elemente von der Biidfläche verschwunden, weil sie eingesehen baden, daß in, Bnnde der Landwirthe mit bloßem Schüre» und Wühlen schließlich doch keine Geschälte zn machen sind. Ter Band steht heute stark und fest ans der Position, die die von ihm vertretene gerechte Sache allein zu geben vermag und sichere Gewähr des zu erzielenden Er folgs verleiht. Mehr als dic^Hälste der Vertreter der sächsischen konservativen Fraktion ans Stadt und Land war am Freitag an wesend. in freudiger und dankbarer Anerkennung dafür, da» der Bund der Landwirthe das rechte Fahrwasser, das er ia wohl von Anfang an erstrebte, glücklich erreicht hat, und um zu bezeugen, daß sie den ernsten Willen haben, an der Lösung der großen Ausgaben, die sich der Bund gestellt hat, mit zn arbeite». Vermöge der Position, die sich der Bund der Landwirthc erkämpft hat. werden fortan die staatSerhaltcnden Kräfte, die ihm innewvhnen, mehr noch als seither in Aktion gcietzt werden können, die idealen, wahrhaft konservativen Kräfte jener Weltanschauung, die vorgestern der ReichstagsabgeordneteDr. Ocrtcl in seinen glänzenden Ausführungen als national, als monarchisch und als christlich charakterisirl hat. Kernschreibr and -ernsprecd-vcrtckite vom 4 Februar. * Wien. Der „Neuen Freien Presse" zufolge ist in dem Besinden der an Influenza ertränkten Iran Coffma Wagner eine wesentliche Besserung eiuactreten. Tic Patientin muß zwar noch das Bett hüte», doch hofft man, daß sie in einigen Tagen voll ständig wieder hergestellt sein wird. Berlin. Reichstag. Am BundcSrathStiichc Staats sekretär v. Podbielski, welcher wegen seines Gichtlcideus in den Saal getragen wird, und Staatssekretär v. Thielemann. — Der Antrag der Sozialdemokraten ans Ertheilnng der Genehmigung zurStrasvcrsvlgungdesAbg. Schmidt-Aschcislcbentioz.lwcgenMaje- stätsbeleidignng wird, dem Anträge der Geschäitsordnnngs- kommission entsprechend, angenommen, da der betreffende Abge ordnete selbst die Strafverfolgung nicht verhindert zu sehen wünscht. — Die Berathung des Vostetats wird fortgesetzt bei dem Titel „Gebalt des Staatssekretärs"'. — Abg. Äassermanu (nl.l: Die Postveiwaltung lei im Recht, wen» sie republikanisch gesinnte, auf de» Umsturz der Monarchie gerichtete Personen in der Beamtenschaft nicht dulde. Auch die Sozialdemokratie dulde Andersdenkende nicht in ihre» Reiben. Andererseits halte er es nicht für richtig, daß die Postverwattung sogar in die Lektüre, wie überhaupt in die wirthschastlichen Verhältnisse und die persönliche Freiheit der Beamten eingreise, Redner besünvortet eine von ihm eingcbrachlc Resolution, wonach von den Postverwaltungen gegenüber Gchaltsansprüchen von Beamten oder aus Probe An- gegellten ein Veriährungseinwand nicht geltend gemacht werden tolle. Femer tritt Redner für eine weitere Ausgestaltung der Be schäftigung von Frauen im Postdienste ein und schließt mit den Worten: Alles in Allem sehen wie, daß der Herr Staatssekretär aus Ordnung in seiner Berwaltung bedacht ist und sich die Sozial demokraten vom Halse halten will. Dabei hat er ein warmes Herz für seine Beaniten. Wir sehen femer, daß nach Jahren des Stillstandes oder doch nur langsamen Fortschritts wir setzt in einer Periode der Reform sind: das sollte» wir anerkennen. iBeifall.s — Abg. Müllcr-Sagan (srcis. Volks».): Daß unter de» Beamte» so sehr agitirt werde, dafür habe der Staatssekretär den Beweis nicht erbracht. Die Presse sei gar nicht so böse, wie der Herr Staatssekretär sie gestern schilderte, aiiderensalls hätte sie gewiß seine gestrige Rede im Wortlaut gebracht. (Heiterkeit.) Mlt der gegen die unterbeamten geübten Strenge treibe man sie >a erst m die Reihen der Sozialdemokraten. Redner empfiehlt eine Re solution. erstens, daß die Tisziplinarmaßregeln gegen Beamte wegen Abannirens auf den „Postboten" ungerechttemgt und un zulässig seien und zweitens, daß der Reichskanzler jeve Beschränk ung der Postbeamten bezüglich Ihrer außerdienstlichen Lektüre untersagen möge. — Abg. Gras Klinkow ström (koiik ) be dauert lebhaft, daß nach der gestrigen Debatte ein solcher Antrag wie derjenige von Müller hat «ingebracht werden können. Der Antrag sei, wenn er zur Annahme gelange, geeignet, die Disziplin zu zerstören. Herr Singer sprach geltem von unserer kleinen Zahl. Nun. kleine Leute glauben sich immer großer, wenn sic ihren Regenichirm hoher halten. (Heiterkeit.) Herr Singer, heben Sie ihren Regenschirm so hoch wie Sie wollen. (Große Heiterkeit.) Wir sind doch größer, wenn nicht an Zahl, so doch an Einfluß. (Stür mische Heiterkeit links. Rufe rechts: Sehr richtig!) Redner charatterisirt das Nörgeln der Sozialdemokraten und ruft ihnen zu: Wer sich mit Ihnen einläßt, wird meineidig lgroße Unruhe links', er verletzt die Pflichten seines Amtes. (Oho! bei den Sozial demokraten.) Sie sind es, welche Noth und Eiend durch Ihre Agitation in die Familien tragen. Preisen Sie ruhig Ihre Nieder- lagen als Lüge, Eines wissen wir: daß Ihnen in allen Ressorts »nt Energie entgegengetreten wird. (Beifall rechts. Lauter Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) — Abg. Franken (nl.): Man hat uns heute einen Antrag vorgelcgt, der den „Deutsche» Postboten" in besondere Obhut nimmt. Redner beginnt als Kollege eine Reihe von Artikeln des „Deutschen Postboten" vorzulcien, wird aber vom Präsidenten Grasen Ballestrem daran verhindert, worauf sich eine kurze Diskussion zwischen dem Präsi denten und Franken entspinnt. Der Redner ist bei der großen Unruhe im Hanse kaum zu verstehen. — Staatssekretär v. Pod bielski: Die Zeitung des Assistenten-Berbandes „Teutiche Postzeitnng" hat sehr bezeichnend die Artikel des „Deutschen Post boten" als fortgesetzte Papnkakost bezeichnet Sic sehen, daß alio auch ein mir nicht freundlich gesinntes Organ zu demselben Urtheil gelangt wie ich. Was den Fall von Säaiseid anbetrifft, so ist zunächst festzuhaltcn, daß die Post-Aiffstenten bei ihrem Dienst antritt ein Protokoll zu unterschreiben haben, wonach dienstliche Anordnungen nur mit Gencbmignng der Vorgesetzten Behörde ver öffentlicht werden dürfen. Nun. der Dienstplan ist »»streitig eine solche Anordnung, aber cs kommt hinzu, daß der „Deutsche Postbote" den Dienstplan nicht freiwillig eingesandt erhalten hatte, sondern die Redaktion schrieb: Sendet uns besonders ungünstige Dienstpläne." ES handelt sich also um eine Kette von amtswidrigen Handlungen gegen die ausdrückliche Instruktion. Der StantSickretär wendet sich sodann gegen die Anträge des Abg. Müller. Er wolle keine Palchaw'ithichast, aber es könne nicht znm Segen führen, wenn sich der Reichstag derartig in die dienstlichen Verhältnisse der ein zelnen Ressorts einmische. (Beifalls rechts.) — Abg. Stöcker lchristl-soz.): Wir sind Gegner der Sozialdemokraten, weiche ostene Feinde der Monarchie sind. Redner tritt dann im Uebrigen den Anssnhrungcn des Staatssekretärs bei und billigt es vor allen Dingen, daß mit fester Hand gegen die Sozialdemokraten vor- gegangen werde. — Staatsiekretär v. Podbielski erwidert, er stimme der Forderung auf striktere Durchführung der Sonntagsruhe zu. Heute schon werde eine Anordnung vubiizirt werden, daß in der Regel Sonntags der Schalterdientt nur von l2 bis 2 Uhr dauern solle. Der Borschlag, Sonntagszuschläge zu erheben, könne im Interesse der Aermere» nicht angewendet werden. — Aba. Tr Lieber (Centt.): Es ist eine berechtigte Forderung der Regier ung, daß die Beamten sich an Agitationen gegen dre Regierung und gegen die Vorgesetzte Behörde nicht betheiliaen ducken, aber andererseits dürfen sie auch nicht ungehalten werden, gegen ihre eigene Ueberzeugung agitatorisch für die Regierung thätig zu sein. Uns scheint es angezeigt zu sein, wenn die Beamten sich icdcr politischen Agitation enthalten, dagegen können wir unmöglich damit einverstanden sein, daß die Gennnung eines Beaniten zum Maßstab dafür gemacht wird, ob er in einer Verwaltung beschäftigt werden kann oder nicht- Tie Gesinnung ist ein staatsbürgerliches und natürliches Recht, dahinein hat Niemand zn reden. Wir haben es kenne» gelernt am eigenen Leibe, was es heißt, aus der schwarzen Liste zu stehen: da die Gesinnungsingerei auch gegen uns heute noch nicht ausgerottet ist. io sind mir doppelt und dreifach gegen die Erforschung der Gesinnung der Beamten. Der Resolution Müller bedürfe cs rndes, nicht: ohne sie tonne man dem Herrn Staatssekretär heute sagen: Mit solchen Maßregelungen des „Postboten" machen Sie für den selben nur Reklame. Auch der Resolution Bastermann bedürfe cs nach den Erklürnnge» des Staatssekretärs nicht. — Abg Bebel so;.): Gras Klinköwstwm scheint die 'Neigung zu haben, sich zn einem Ritter St. Georg gegen die Sozialdemokratie yeranszu- bildeii, aber wir werden auch über ihn hinweggleikc» wie ein Zug über einen Sttobknlm. (Heiterkeit.) In allen StaatSwertstätlen nnd sonstigen Staatsbetrieben sind Sozialdemokraten. Mit allen ihren UnIcrdnictüngSvenlichcn werden Sic nur das Geacn- theil von dem erreichen, was Sie erreichen wollen. — Abg. v. Kardorss (ReichSp.): Es ist gut, daß die Regierung endlich von ihrer unseligen Schwäche gegenüber der Sozial demotratie losgekomme» ist. Tie Sozialdemokratie leidet an Großmannssucht. Nach dem Rezept Stöcker's ist >a ieit Bismarck's Abgänge gebandelt worden, und was ist die Folge davon? — Die Sozialdemokratie ist aus mehr als 2 Millionen Wähler gestiegen! Das Sozialistengesetz ist nur aus Versehe» nicht erneuert worden: wir werde» aber unbedingt wieder zu einem Sozialistengesetz komme» und kommen müssen (Lachen links.) Wie schamlos die sozialdemokratische Lttesse ist, zeigt heute die Bemerkung des „Vor wärts". daß der Staatssekretär v. Podbielski. der bekanntlich an der Gicht leidet, sich zn seiner gestrigen Rede wohl durch ein gutes Frühstück gestärkt habe. Eine schamlose Insulte. (Beifall rechts: Lachen bei den Sozialdemokraten.) An der weiteren Debatte bc- theiligen sich Gras Klinkowström, Müllcr-Sagan und der Staats sekretär. Letzterer versichert, er habe keine Gesinnungsriechere! getrieben »nd werde sie auch nicht treiben. Die Sozialdcmo kratie würde aber nicht sein, was sie ist. wenn ihr stets teil eiitgcgeiigetreten worden wäre, und wenn die bürgerliche Gcsellichaft sich früher aus sich selbst besonnen hätte - Abg. v. Staudy (kons.) führt aus. daß sozialdemokratische Gesinnung mit der Beamtcneigenschaft unvereinbar sei. — Schließ lich wird der Titel „Staatssekretär" genehmigt, ebenso eine Reihe cnidcrer Ansgobetitel. — Weiterberathiliig Montag. Berlin. Das Abgeordnetenhaus beriech heute den Gesetzentwurf, betreffend die ärztlichen Ebreinrcrichte und die Aerztc- kamniem. Abo. Professor v Birchow (fr. Vp.) bekämpft den Ent wurf. in welchem er eine Degravlrmig des Aerzteslandes erblickt. Kultusminister Dr. v. Bosse wies dcingegciiüber daraus hin. daß elf Zwölftel oller Aerzte in den Aerztekaminern dem Entwürfe iu- aestunmt haben. Abg. Dittrich (kon>) tritt für den Entwurf ein. der endlich auch den Aerzte» gebe, was vie Rechtsanwälte schon längst besäßen: die corporattve Association. Abg. Langerhans (fr. Bp ) kält die LandeSgesetzgebuna für unzuständig, ein solches Gesetz überhaupt zu erlassen. Geh Rath Bartsch legt dagegen dar. daß sich der Entwurf durchaus innerhalb der durch die Reichs- gcwerdeordnung gezogenen Grenzen halte. Sehr entschieden tritt
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