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Dresdner Nachrichten : 20.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-20
- Monat1899-07
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.07.1899
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Laß diese Ansicht, »vle schon von Bamngarten in seiner Karl'» V. ' Karl'» V- brworgehoben wurde, einer starken Korrektur bedarf Ohne die Kämpfe, die Planitz im Reichsrcgiment für die Sache Luther'» führte, wäre der Gang der Dinge unzweifelhaft ein anderer gewesen. Das Interesse, das die Berichte damit ihren, Inhalte nach in Anspruch nehmen können, wird noch durch deren ^ ungemein anziehende Form erhöht. Planitz gehört zu den besten Bncsschrcibem seiner Zeit und stellt sich in der Behandlung der deutschen Sprache würdig einem Luther an die Seite. Die Be richte. in denen er seine Kämpfe mit Herzog Georg von Sachsen oder Kurfürst Joachim von Brandenburg schildert, sind geradezu Perlen in der damaligen Drieflittcratur und von wahrhaft drama tischer Wirkuiig. — Der Erfolg der R en n P ferd e des Herrn Kommerzienrath Naumann ii» Grossen Preis von Berlin hat in sportsfreund- tichcn Kreisen ein berechtigtes Aussehen bervorgerusen. Das; in einem so gros;cn Nenne», welches dieses Mal mit Preisen in der Geiaminthohe von 105.000 Mk. ausgeslattet war, während aller dings fernerhin der Preis aus die Hälfte herabgesetzt werden soll, drei Pferde ein und desselben Stalles als die Ersten dnrch's Ziel gehen, ist wohl ein noch nicht dagewcsencS sportliches Ereignis;. „Namonna", „Altgold" und „Gaticaiw" sind alle drei nützliche Pferde und vom Trainer Althof in sorgsamer Obhut erzogen. „Namonna". die Siegerin, welche als Jährling für nur 8l00 Mk. von ihrem jetzigen Besitzer erkauft wurde und welche ihm jetzt als Dreijährige bereits 149.375 Mk. gewonnen hat, rettete schon im Hamburger Dcrbh als alleiniges deutsches Pferd unter den drei placirtcn das Ansehen der denochcn Zucht gegenüber dem Ansturm der österreichischen Rivalen „Galiford" und „Bonvivant" „Gcsti- cano" diente im Dcrbh nur als Pacemaker rsür die Stallgcnvssin und „Altgold" ist ein ungebcrdiges Thier, das leicht in's Schwitze» kommt. Herr Naumann lies; daher seine drei Rcnuvserdc am Frei tag lause», wie sie liefen, wenn auch „Namonna" bei ihrem even tuellen Sieg ein Pönale von 4 Psnnd für den Groszen Preis von Baden, bei dem sie mit guten Ehanccn angcmeldet ist, aufzn- nehmcn haben würde, in Erinnerung daran, das; das Thier schon im Dcrbh und manches andere Mal an mit ihrer Stniennniur ziliaiuinenhängcndcr Unzuverlässigkeit litt. „Topp", welcher das grosse Nennen schon einmal und zwar 1800 mit „Dalberg" ge wonnen hat, führte die Stute in der Thnt zum Siege und schlug die beiden um den zweiten Platz ringenden Staltgcsnhrten um etwa zwei Längen. In Baden wird „Namonna" Gelegenheit geboten sei», sich nochmals mit der Terbhsicgcrin „Galiford" in ernster Prüfung zu messen. Die Gcsammlgcwinne des Nanmann'schcn Stalles belausen sich für das lanfendeJahr nnnmehr aus 131.504 NU., so das; Herr Kommerzienrath Naumann setzt in dieser Beziehung des Erfolges an der Spitze der deutschen Rennslallbesitzer steht. — Tie Theilnehmer an den Stadt-Fcrnsprech- rinrichtungen der Dresdner Vor- und Nachbarorte sind jetzt zum Sprechverkehr mit Zwenkau, Larrsigk und Meuselwitz zn- gelassen worden. Die Sprechgebühr beträgt 1 Mk. TageSgcschichte. Deutsches Neich. Tie Kaiserin hat sich bei einem Ausflug in die Berge bei Bartholomä am KönigSsce eine Fnß- verstauchuna zugczogeu. (Wiederholt.) Ter Unfall ereignete sich auf dem Waldweg zwischen der Eislapcllc und St. Bartholomä. Die Kaiserin glitt auf einem auf dem Fußweg befestigten nassen Brett aus und kani dabei zu Fall. Trotz starker Schmerzen ging sie noch eine kurze Strecke, wurde dann aber ans einem herbei- geholtcn Stuhl weitergetragcn und kehrte, erst im Boot, dann zu Wagen, gegen Abend nach Berchtesgaden zurück. Tic Nacht verlief befriedigend: die Schmerzen waren nach Anlegung des Verbandes gering. Die Schwellung an dem verletzten rechten Unterschenkel ist mäßig, macht jedoch die Anwendung einer Eis blase nothwendig. Voraussichtlich bedingt die Verletzung eine längere Ruhelage. Anläßlich des S tck v c l l a u f es des Kreuzers „Niobe" bei der Aktiengesellschaft „Weser" in Bremen richtete der präsrdircndc Bürgermeister Dr. Pauli folgendes Telegramm an den Kaiser nach Molde: „Ew. Majestät jüngstes Schiss „Niobe" sendet vom Weser strande, auf den cs zur Freude Bremens soeben hinabgegiitten, den ersten Gruß seinem oberste» Kriegsherrn. Bürgermeister Dr. Pauli." Darauf ist folgende Antwort eingegangen: „Hvben- zollmr". Molde. Es freut Mich, daß Ew. Mngnificenz als Ver treter Bremens dem neuen Krenzer das Geleit gegeben haben, dessen Name mit dem EntwiclelungSganac der Manne so eng verbunden ist. Die alte Scgcisregaltc „Niobe" hat durch Jahr zehnte hindurch den jungen Nachwuchs vvrgebildet und blickt nun herab ans eine stattliche Reihe bewährter^ Offiziere dis in die höchsten Stellen hinauf. Zum Schutz von Schifffahrt und Handel bestimmt, ist der neue Kreuzer „Niobe" ein Träger heimatlilicher Grüße, ein Bindeglied für unsere Landslenlc, welche ihrer Geschäfts- tbätigkeit in allen Meeren der Welt nachgehen. So wie die alte „Niobe" einen Geist gelegt hat in die Schule, für weiche sie bestimmt war. so möge die neue „Niobe" den Geist treuer Anhäng- , lichtest an Kaiser und Reich ans allen Erdtheilen fordern Helsen! (gcz.l Wilhelm. 1. U. Ans dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten ist durch folgendes Telegramm an den Magistrat in Dortmund der Besuch des Kaisers in Rheinland-Westfalen abgesagt: „Sc. Majestät haben mit lebhaftem Bedauern Allerhöchst seine vcrsönliche An wesenheit bei der Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals anfgebcn müssen und mit der Allerhöchsten Vertretung Se. Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Heinrich betraut. Ter Besuch der Müngstcncr Brücke und der Thaispcrrc, welche Tour beabsichtigt war, fällt fort." Der Besuch des Kaisers bei Gchcimrath Krupp auf Billa Hügel ist gleichfalls abgesagt worden. Das „Reutcr'sche Bureau" meldet aus Apia: Bei Sasacitn, im Distrikt des Häuptlings Suatele, fand am 4. Juli ein Gefecht statt. Ein Malietoaner wurde tödtlich verwundet, zwei Mataa- faner, darunter der Sohn Suatcle's. wurden gctödtet, drei wurden verwundet. Die Kriegsschiffe „Tauranga" und ..Kormoran" ver hafteten die Schuldigen — Chambers verließ Apia am 17. Juli mit Urlaub und kehrt nicht wieder zurück. Am gleichen Tage fand eine Bercsthnng zur Feststellung der Rcgicrungsform statt, woran Mataafa theilnahm. Gelegentlich der Einweihung des Münchner Friedens- Denkmals hielt der dortige Bürgermeister an den Prinzrcgenteil eine bcmerkenswcrtlie, kräftig nationalgefärbte Anipmchc, in welcher der Redner betonte, daß sich Bapern unter den Segnungen des geeinigte» Deutschlands wohl fühle; daß es immer so bleiben möge, sei der Wunsch aller Deutschen. Er sagte u. A.: „Der Größe unserer Dankespsticht werden wir uns nur io klarer bewußt, je mehr wir uns die gewaltigen Fortschritte vor Augen halten, die wir. durch Einigkeit stark gemacht, in den veraangenen 28 Jahren nach außen in der Wahrung und Befestigung der deutschen Grvß- machtstellung, nach innen i» einer ehedem für undenkbar gehalte nen Förderung der kulturellen Wohlfahrt zu verzeichnen haben Wie angesehen und hochgeehrt ist in aller Welt, als gleichbedeutend mit Kraft und Rechtlichkeit, Treue und Fleiß der deutsche Name geworden, der ehedem als der Inbegriff von Schwäche, Kleinlichkeit und Träumerei verspottet ward! Unserem engere» Vaterland kommt heute als dem zweitgrößten unter den deutschen Bnudcs- ftaatcn eine Bedenkung zu. wie sic seine Zugehörigkeit zum alten deutschen Bund ihm niemals zu gewähren vermocht. Wohin immer wir in Bayern wie im Reich unsere Blicke lenken, ob wir das Ringen nach künstlerischen Idealen, die Gründlichkeit und Tiefe wissenschaftlicher Forschungen, die erstaunlichen Fortschritte der Technik und deren Berwcrthnng für das praktische Lehe», oder die Hebung der allgemein«» Bildung, die Veränderungen in den Erwerbsverhältnissen, die Neugestaltung des Verkehr betrachten, überall gewahren wir ein gesundes Blühe», ein fröhliches Gedeihen. Wohl ist es ein Naturgesetz, daß da. wo viel Licht ist, auch der Schatten nicht fehlt. Wer aber unbefangen die Entwickelung der Dinge betrachtet und die politischen und wirthjchastlichcn Zustande von ehedem wie von heute vergleicht, der wird sreudig anerkennen, daß dem ruhmvollen Friedensschluß eine nicht minder ruhmvolle und segensreiche Friedensvcriode gefolgt ist." Der Prinzregcnt erwiderte hierauf: „Herr Vüraermelster! Mit warm empfundenen Aorten haben Sie die Bedeutung des schönen Monumentes, welches heute enthüllt wird, zum Ausdruck gebracht. Wir begehen eine schöne Feier. Möge unsere Jricdensfcier von guter Vorbedeut ung für viele Jahre noch sein I Möge der Segen des Friedens unserem theuren Vaterland auch fcrnerhln vergönnt bleibe». Es falle die Hülle!" Mit dein Beschlüsse der RcichstagSkommission zur Vorberath- ung der GewerbcordnungSnobelle auf Einführung eines vbligntori- ' den Ladenschlusses um 9 Ubr Abends geht es cigenthüm- ' Die offiziösen „B- P. N " schreiben: ,Ae eingehender sich Zerblirbung stehen und dritten» kn falsche «der ( )le beiden enteren Gruppen wurden in der rno d«S die Presse mitÄm Berb vrvmr aelanara 1» der sion bei dieser ffchästlgt.'u'm so mehr Beschluß verfehlt und umgestoßen und der Vorschlag der Verbündeten Regierungen wieder krrgestellt werden. Die Vertreter der verbündeten Regierungen haben es in den Kommiisionsberathungen an deutliche» Erklär ungen darüber, daß der Kvmmissiviisvorlchlag imanilehmbar sei, nicht fehle» lassen: wenn die öffentliche Meinung ihnen Recht giebt, so ist das zum mindesten kein Grund, um von diesen Erklär ungen zurückzutreleii. Es ist auch geradezu vom Standpunkt der Angestellten nicht zu verstehen, wie die KommissionSmchrhcit zu solchem Beschlüsse gekommen ist. Wird der Ladenschluß aus 9 Uhr unbedingt fcstgelegt, io ist selbstredend jede Initiative der Laden inhaber ans etwaige Etnsülming eines Schlusses vor dieser Stunde lahmgelegt. Denn wen» die Lndeninhaber von der Gesetzgebung io mit Mißtraue» behandelt werde», daß ihnen für die Bethätig- nng eines freien Willens nur ein ganz knapper Raum bemessen bleibt, so werden sie den Willen überhaupt nicht betbätigcn, und den Schaden werden die Angestellten selbst haben. Außerdem ist in dem Beschlüsse der Kommission den lokalen und regionale» Ver schiedenheiten nicht die geringste Rechnung getragen. die Unter- jchiede unter den einzelnen Branchen sind nicht berücksichtigt. Kurz, es wäre nicht recht zu verstehen, wie die Kommiisionsmehrheit zur Einfügung einer solchen Anordnung in den Gesetzentwurf gekommen ist. wenn man nicht wüßte, daß die ReichStagsinehrhelt in den ersten neunziger Jahren daran gewohnt war. die einschneidendsten Eingriffe in das gewerbliche Lebe» durch Gesetze vorzunchmen und dem freien Ermcffen der Arbeitgeber überhaupt nichts zu über lassen. Nur aus dieser Gewohnheit ist die Festsetzung des Laden schlusses auf 9 Uhr zu erklären. Die verbündete» Regierungen aber haben völlig Recht, wenn sie den Weg der einseitigen und mechanischen R'eglementirung in der Sozialpolitik verlassen haben und den Verschiedenheiten der Orte und Branche» Rechimng tragen wollen. Nur eine solche Sozialpolitik wird ans die Tauer gute Früchte tragen. Es ist denn auch zu hoffen, daß die Reichstags- mchrheit im Plenum den Bcichluß der Kommission iimstoßen und zu dem Vorschlag der verbündeten Regierungen zurücklchrcn wird." Znm Sch ntzc der Arbeitswilligen hat jich soeben Schweden ein Gesetz geschaffen, wie man es bisher immer als eine nur in dem „reaktionären" Preußen denkbare „Ausgeburt" behan delt hat. Tie „Voss. Zig." schreibt nämlich: „Schweden hat jetzt de» traurigen Ruhm, zuerst sein Znchthansgcsetz in's Trockene ge bracht zu habe». Kurz vor seiner Abreise nach Norwegen, wohin er sich dieser Tage zu kurzen; Aufenthalt begebe», hat König Oskar nämlich das Gesetz bestätigt, und diese Bestätigung ist an und für sich ebenso anssehenerregend wie das Gesetz selbst. Das Gesetz be droht mit Zuchthaus Jeden, der in gesetzwidriger Weise durch Ge walt oder Drohung Jemand zwingt, etwas zu thnn oder z» unter lassen. und dieselben Strafen gelten für Tenscnigen, der den Versuch macht, Jemand zur Thcilnahme an einer Arbeits einstellung zu bewegen oder an der Wiederaufnahme der Arbeit zu Verbindern. Der Vorschlag zu diesen; Gesetz war in; Reichstag von einem ländlichen Abgeordneten eines Wahlkreises eingcbracht worden, wo Arbeitseinstellungen vorgekommen waren, und die Erste Kammer, die ebenso, wie die entsprechenden Körper schaften in anderen Ländern gleich dabei ist, wenn cs gilt. Arbeiter- rechte zu beschränken, nahm das Gesetz kurzer Hand an. Aber selbst in der Zweiten Kammer ging es mit bedeutender Mehrheit durch, obwohl die im Reichstage sitzenden Juristen und zwar kon servative. sich mit allerEntlchieocnheit gegen das Gesetz nrissprachcn, indem sie betonten, daß es gegen die Grundsätze der schwedischen Gesetzgebung streite, den Versuch zu einem Verbrechen mit derselben Strafe, wie das vollendete Verbrechen zu belegen. Dies geschah letzten Winter. Ta mm die schwedische Gesetzgebung die weise Vorschrift enthält, daß. um übereilte Beschlüsse des Reichstags un schädlich zu machen, alle Gesetze noch dein Höchsten GerichtShos zur Prüfung vvrgclegt werden, bevor die Bestätigung erfolgt, hoffte man. daß Schweden von diesem Gesetz, das in den weitesten Krciicn schärfste Vernrihcilnng fand, befreit bleiben wurde. In der Thnt sprach sich der Höchste Gerichtshof, aus über einem Dutzend Mitgliedern, die Jnstizrüthe genannt werden, bestehend einhellig gegen die Bestätigung ans. Damit hatte der Beschluß des Reichstages die allersthurfftePeurriheitiina gcfimbcn, und man athmete wieder froh auf. Daß nun König Oskar dem Gutachten des Höchsten Gerichtshofes znm Trotz ein solches Gesetz bestätigt, erregt außerordentliches Aussehen »»d ist auch wirtlich wunderbar. Von einem Fürsten, dessen Gerechtigkeitssinn in der Welt so be kannt ist, dürfte inan es am wenigsten erwartet haben, daß er ein Erkenntnis; seines obersten Gerichtshofes verwirft." Ter „Reichs- bvtc" bemerit hierzu: „Wenn inan diese liberale Tendenzdarsteliuiig mit der nöthigcn Kritik liest, wird man mit Freuden erkennen, daß cS auch noch andere Herrscher giebt. welche ebenso wie inner Kaiser gerade in ihrem Gerechtigkeitssinn de» verstärkte» Schutz der Arbeitswilligen für unentbehrlich halten und dicieAnsicht. unbeirrt auch von den inristöcden Zwirnsfäden eines hohen Gerichtshofes, verwirklichen. Der wahre Liberalismus, der aufrichtig die bürger liche Freiheit schützt, ist hie; allein bei den beiden Herrschern, nicht hei den oppositionellen Parteien und Juristen, die mit ihren Wenns und Abcrs wieder einmal den Wald vor Bäumen nicht sehen." In der vorgestrigen Abendsitznng der Zweiten Heimchen Kammer beantwortete Skaatsminisier Rothe eine Interpellation des Abg. Davids über die Pensionirnng des Geh. LberichulraihS Prof. Tr. Schiller dahin, daß bei der Kürze der Zeit die Re gierung der Frage nicht die Sorgfalt habe widmen können, wie sie in Anbetracht der Wichtigkeit cs verdiene. Rach Aititel 13 des Edikts von 1820 über die öffentlichen Dienstverbältuisse der Eivil- und Staatsbeamten habe die Oiegierung das Recht, icden Staats beamten vermöge der Versügnng der obersten Staatsverwaltung zu jeder Zeit in den Ruhestand zu versetzen. In diesem Falle habe der Großhcrzog von dem Rechte Gebrauch gemacht, weil die Art. in der der Geb. Schnlrath Prof. Dr. Schiller sich der Presse zu seinen Veröffentlichungen bedient habe, mit der Ordnung in den Staatsdiensten nicht verträglich sei. Ob ein TiSciplrnar- verfahrcn eingeleitct werde, sei noch nicht enticbieden. Tic Wicderanstellung halte die Regierung für cinsgcichloffcn lieber Maßregeln, die zur Beseitigung etwaiger Schäden im Schulwesen zu ergreifen seien, sei die Regierung noch nicht schlüssig geworden. Die hessischen Abgeordneten Tr. David und Genossen richten folgende dringliche Anfrage an die Reaicriing von Hessen-Tnrni- sladr: 1. Aus welchen Gründen ist die Pensionirnng des Geb. Oberschulraths Professor Tr. Schiller erfolgt ? 2. Ist die eventuelle Wiederanstelliing dieses um das hessische Schnlweicn so hoch verdienten Mannes in Aussicht genommen, im Falle daß das gegen ihn eingeleitete Disciplinurverfahren einen zureichenden Grund zur strafweise» Pensionirnng nicht ergicbt? 3. Welche Maßregeln gedenkt die Regierung zu ergreifen, um die bloß gelegten Schäden unseres höhere» Schulwesens einer gründlichen Heilung entgcgenziisülneii? Die Fincinzkvmmnuvn der württembergischen Kammer beschloß, der Kammer vorziischlagc», das geplante Zusammengehen der süddeutschen Verwaltungen in der P e rs o nen t a ri s re f o r m im ivirthschaftlichen und sozialen Interesse zu begrüßen. Tie Kom mission erblickt in diesen Zielen einen weitere» Schritt zur Herbei führung eines einheitlichen Persvnentariss für ganz Deutschland. Ministerpräsident Tr. Freiherr v. Miktnacbt erklärte in der Kom mission, es sei eine wesentliche Ermäßigung des Schncllzngszirschlags, sowie im Nahverkehr ein Zweipseiinigiatz für den Kilometer in Aussicht genommen. Ein Ni er krieg in Berlin, der großen Umfang annchmeii kann, ist von sozialdemokratischer Seite soeben hegonncn worden. Diesmal ist die PichclSdorser Brauerei an die Reibe gekommen, die sich geweigert hat, ihre Säle weiterhin für sozialdemokratische Parteifcstlichkeiten herzugcben. Eine Volksversammlung hat daraufhin den Bohkatt beschlossen, und in den nächsten Tagen sollen m allen Stadtthcilc» Versammlungen stattfindcn, um dem Boykott Bedeutung zu verleihen. ES bleibt abzuwartcn, ob die Brauereien auch diesmal gemeinsame Sache machen. Oesterreich. Der amerikanistbe Gesandte in Wien, Mr.Addisvn Harris hat sich zum Einpfangc des Admirals Dewey. der an Bord der „Olympia" ausPvrt Said eintrifft. nachTricst begeben. Sämmt- liche in Oesterreich-Ungarn befindlichen amerilanischen Konsnln sind gleichfalls angcwicicn. sich am Enwfarigc des Admirals zu belhetligen. ES verlautet, Dewey wolle eine Kur in Karlsbad durchmachcn, bevor er nach Amerika zrirücklehrt. Frankreich. Die Berthcidiger Drcyfns ' richteten an den Koloniulminister ein Schreiben, in dem sic die Einvcrleibniig aller zurückgebaltenen Briese DrcyfnS' in die Akten des Kriegsgerichts verlange». Dem „Figaw" zufolge geht das Gerücht, alle Gcheim- aktenstücke würden ausnahmslos dem Kriegsgericht mitgetheilt und "" 'iuckc würden direkt aus «rsteren in ra gezvari _ . „ , niedrigster Art. die an den Generalstab verlaust worden waren, wo sie nach dem Weggänge Picguart's vom November 1890 bis Oktober 1897 zusammengestellt worden sind. Die Regierung verlieh, wie erwähnt, dem Nordamerika angesrcdelte» deutschen Reichsbüraer an- in den Weg in raer Max Breuer, der 1891 als Schiffsarzt der „Ruffia" vom Norddeutschen Lloyd aus hoher See mit Lebensgefahr au Bord der „Wildflower" ging, um dem französischen Matrosen Element einen brandig gewordenen Vorderarm zu ampntiren, das Ehrenlcgioickrcu;. Als damals der Schiffsführer den, tapferen deutschen Ant ein Honorar anbot, sagte Bretter: „Für Pflichterfüllung unter Lebensgefahr nimmt nran bei uns kein Geld Ich freue mich, einem Franzosen bergestanden zu haben." Die Betheiligten, sagt „Figaro", regte» gleich die Aus zeichnung Breucr's an. allein acht Jahre lang hatten die Minister des Auswärtigen und die Präsidenten der Republik nicht den Much zu dieser Höflichkeit, selbst als Telcassv vor einigen Monaten die Maßregel beschloß, mußte er gegen gewaltige Widerstände kämpfen, welche die Feigheit gewisser Politiker ihm legte. England. In, Unterhaus wurde bei der Beratbung de- BerichtS über den Gesetzentwurf, betr. den Verkauf von Nahrungs mitteln, ein von der Regierung bekämpfter Unterantrag Lambert s, nach welchem die Einfuhr und der Verlaus von Margarine, die wie Butter gefärbt ist. für gesetzwidrig erklärt werden sollte, mit 297 gegen 08 Stimmen abgelehnt. Die .Times" schreiben: Die Richtigkeit der Meldung übe, den Beschluß des Volksraads in Proton» vorausgesetzt, könne dic Krisis in den Beziehungen zwischen England und Transvaal als beendet nngelehe» werden. Tie Verleihung des Wahlrechtes an alle UitlanderS, die am Tage der Veröffentlichung des Gesetzes seit 7 Jahren i» Transvaal sich anshalten. und die Vertretung der Uitlandcrs im Volksrnad entsprachen den Forderungen Mrlner s. Der allein noch strittige Punkt sti die Bestimmung über die Rüh rige Wartezeit. Dies sei eine Sache, der die englische Negierung, wie eS heißt, sehr geringe Bedeutung beimcsse. Tlratsächlich scheine das Reinergebniß der Verhandlungen zu sein, daß Ebamber- lain vollständig erreicht habe, was er dic ganze Zeit über im Auge gehabt hätte. ' Nuffland. Aus Abbas Tuma» wird gemeldet: Olm 0. Juli a. St., also am neunten Tage nach dem Ableben des Großsürsten - Thronfolgers, wurde die sterbliche Hülle in feierlicher Prozession ans dem Palais in die eine Werst entfernt : Kirche getragen. Ter Traucrzng, in dem Großfürst Nikolaus Michailvwilscn. das Gefolge des verstorbenen Großfürsten und zahlreiche Würdenträger cinherschritteii und dem sich eine große Vvlksincnge anschloß, traf gegen II Uhr in der Kirche ein. Groß fürst Nikolaus lind die Würdenträger geleitete» den Sarg in s Innere der Kirche, wo er auf einer mit tropischen Gewächsen geschmückten Erhöhung unter einem Baldachin Ausstellung fand. Nunmehr wurde eine feierliche Seelenmesse celebrirt. Am 8. Juli a. St. früh Morgens geht der Trnuerzug nach Borschorn ab. älinerika. Ein Telegramm der sämmtlrchcn amerikanischen Korrespondenten in Ma nila erregt ungeheures Aussehen. Tie Sensation, sagt der Washingtoner Korrespondent des „Daily Cbro- nicle", ist beinahe eine solche, als wenn eine schwere Niederlage der amerikanischen Truppen gemeldet wäre. In dem Telegramm erklären die Korrespondenten, in Folge der offiziellen Depelchen habe das umerikunischc Volk einen falschen Eindruck von der Lage ans den Philippinen bekommen. Diese Depeschen gaben eine übertriebene optimistische Ansicht, welche die höheren Offiziere rin Felde nicht thcilleir. Diese Depeschen schilderten die Lage de, Filipinos un genau, erstens in Bezug aus die inneren Streitigkeiten zwischen ihnen, zweitens die Temoralisirung derselben in Folge des amerikanr scheu Feldzugs, drittens den brigantcnarligen Charakter ihrer Armee. Die Depeschen behaupteten irrlhünrlich, man habe dic Situation gut in der Hand und der Feldzug könne ohne Verstärk ungen schnell beendet werden. Mcm habe die Hartnäckigleit der Filipinos unterschätzt und dic Behauptung, das; die Freiwilligen, bereit l'cic». weiter zu dienen, sei unwahr. Tie Ecnsnr habe die! Korrespondenten gezwungen, an der falschen Darstellung der That-s sachen Theil zu nehme». General Otis habe die Telegramme i ändern lassen, die. wie er sagte, das Volk daheim alarmier» würden. Namentlich sei es nicht erlaub!, die Berichte ders Hospitäler über Hitzsrhläge zu telcgraphircn: über mißlungene mililänsche Operationen dürste »ich! anssülirlich telegraphirl werde»: ganze Berichte über die allgemeine Lage wurden verholen, die Operationen der Marine seien systematisch als geringfügig hin- gestellt worden. — Mac Kinley ist über die Depesche der Korre spondenten ernstlich „usgebracht und er fürchtet, weitere Enthüll ungen über die Unfflhigsert des Kriegs-Departements könnten seine politischen Aussichten ernstlich schädigen. Llsrista. Bei der Bcralhnng des Gesetzentwurfs, betr. das Wahlrecht im Volk s r a » d von Prätoria, erwiderte Krüger auf eine Anfrage, Miluer's Vorschläge gingen zu weit: würden sic angenommen, so würden die alte» BnrghcrS überstimmt werden. Tic Abänderung, daß nur sieben statt neun Jahre Aufenthalt inr Lande zur Erwerbung des Stimmrechts not!,ig sein sollen, sei unbedeutend, und er — Krüger — trete uns Gründen der Ehrlich keit und Rechtlichkeit für diese ein. Diese Abänderung bringe Allen dieselben Vvrrhcrle und entziehe den englischen Einwend ungen den Boden. Das Land laufe dnrch diese Abänderung kerne Gefahr, sondern werde sich inr Gcgenthcil den Beifall der ganzen Welt erwerben. — Ter Vvlksraad nahm mit 22 gegen 5 Stimmen einen Beschlußantrag an. nach welchem allen Uitlanders, die am Tage der Veröffentlichung des Gesekes sich seit sieben Jahren in Transvaal ansballcn. das volle Wahlrecht zugcbilligt wird. Inr Parlament in Kapstadt fragte Gordon Svrigg, ob der Premierminister eine Erklärung über die politische Lage abgeben wolle: Premierminister Schreiner erwiderte, er bitte von einer solchen DiSknision in einem Augenblick abznsehen, wo dic süd- airiknnische Repnblik die Einführung von Oieformen in Erwägung ziehe: eine solche Diskussion würde den guten Absichten Trans vaals nicht dienlich sein. Knust und Wissenschaft. st Im R es id e»z t h ca tc r wird nächsten Sonnabend zum ersten Male die Schwan! Novität „Vatcrfreudc»" in Scene gehen, io das; von dem Schauspiel „Dvrina" nur noch zwei Aufführungen stattfindcn können. st In seiner Hcimathsladt Triptis (Thüringen), wohin er sich schon als Schwerkrankcr vor etlichen Wochen begeben hatte, trug inan vorgestern den inr besten Mannesalter verschiedenen König!. Kaininerninsikus H erina » » Jäger, einen vstichtgerreiren und vortrefflichen Künstler, einen liebenswürdigen und be'chcidene.r Menschen, zu Grabe. Ter Verewigte gehörte seit über 25 Jahren unserer König!, musikalischen Kapelle als Aspirant, seit 1877 als Kaminermusikns an. Roch letzthin wurde ihm die Freude zu Theil, durch eine Ordensanszeschnnng Anerkennung seiner Leist ungen an Allerhöchster Stelle zu finden. st Als ein Beleg für dic Nedersüllnng im Musiker- berus darf eine Meldung aus dem Harz gelten: Tic Tirigenten- stclle beim BcrginnsikkorpS in Clausthal, welche mit nur 1700 M. vom Oberbergamt dotirt ist, wozu vielleicht noch ebensoviel, aber sehr schwankende Nebcneinnahinen kommen, ist jetzt aus geschrieben worden. Obwohl die Absolvirnng eines Konservatoriums für Musik Bedingung ist, sind schon »ghezu 200 Meldungen ein- gelaiisen. st Zn dem Internationalen Geographen- Kongreß, der am 27. September in Berlin eröffnet werden soll, haben bereits 600 Gelehrte aus allen Tbeilen der Welt ihr Erscheine» zugciagt. Frithsos Nansen und der Fürst von Monaco befinden sieh unter Denjenigen, die ihre Thcrlnahine in sichere Aussicht gestellt haben. st Tie vom Pariser „Gaulois" erfundene Mär, Zola beab sichtige. über dicD r ey f» sa f fa ire einen 0! v m a n zu schreiben, wird nun durch den Wortlaut des Telegramms, mit welchem Zola ein dcrartiaes von Ncw M'rk ausgehendes Anerbieten zurückwies, endgiltig deinentirt. Das Telegramm, das die anicrikaniichc Prcffe veröffentlicht, lautet kurz und bündig: „'Nicht für Millionen Dollars. Zola." — Na, na! st Im Wiencr Burgtheater sollen in nächster Saison mehrere Dichtungen Raimnnd' s in das Repertoir ausgenommen werden und zwar in erster Reihe „Der Verschwender". Sodann will man vor Allein „Alpenkönig und Menschenfeind" mit Kainz in der Rolle des Rappelkopf geben. Die Märchenstücke sollen aus das Glänzendste ausgestatlet und als Zugstücke für die Weihnachts zeit benützt werden. Seite k. »»» Donnerstag, 2«. Jnli 1808
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