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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187003244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700324
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-03
- Tag1870-03-24
- Monat1870-03
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.03.1870
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1» s !n !>' Ä» H W 2698 . ganz abgesehen davon, daß durch solche Vorgänge daS Recht der einzelnen Provinz, sich nach Möglichkeit zu isoliren, geradezu an erkannt wird. Eben so wenig schafft man eine dauernde Ver fassung durch eine Wahlreform, welche directe Wahlen mit dem Schmerling'schen Gruppeusystem combinirt. DaS sind traurige Aussichten. Sie würden noch trostloser sein, wenn nicht inmitten deS allgemeinen Wirrsals Ungarn als ein fester Punct sich dar böte, von welchem aus in nicht ferner Zukunft die Entscheidung über die österreichischen Verhältnisse, auch über die Verfassungs frage wird getroffen werden." Wichtige Entscheidungen scheinen sich demnächst in Spanien vorzubereiten. Die Trennung der Unionisten von den Radicalen ist jetzt eine entschiedene Thatsache, nachdem der Regent die Ent lastung Topete'S, deS letzten unionistischen Vertreters im Mini sterium angenommen hat. Ob der Regent Serrano selbst, wie ein Gerücht wissen wollte, dem Beispiele seines Gesinnungsgenossen Tapete folgen, und auch seinerseits seinen Posten niederlegen werde, mag dahin gestellt bleiben. Jedenfalls ist nach der Trennung jener beiden Parteien eine irgend verläßliche oder genügend an sehnliche Majorität in den CorteS nicht mehr vorhanden und namentlich keine Majorität, durch welche die Thronfrage ent schieden werden kann. ES würde also in Betreff der wichtigsten Fragen der Politik ein vollständiger Stillstand eintreten, welcher die Stagnation auf allen anderen Gebieten, an welcher das Land schon lange laborirt, vollenden würde. Unter diesen Umständen erscheint eine gewaltsame Action von irgend einer Seite her fast unvermeidlich. Das officielle Journal von Paris enthält ein Schreiben deS Kaisers an Ollivier, datirt auS dem Palaste der Tuilerien vom 21. März. Es lautet: „Herr Minister! Ich glaube, daß es unter den gegenwärtigen Umständen angemessen ist, alle die Reform n zu adoptiren, welche die consiitutionelle Regierung des Kaiserthums fordert, um dem ungemäßlgten Verlangen nach Aen- derungen ein Ziel zu setzen, welches sich gewisser Gemüther be mächtigt hat und die öffentliche Meinung beunruhigt, indem es einen Zustand der Unsicherheit schafft. Unter diesen Reformen stelle ich in erste Linie diejenigen, welche die Constitution und die Prärogativen deS Senats berühren. Die Constitution von 1852 mußte vor Allem der Regierung die Mittel verleihen, die Auto rität und die Ordnung wieder herzuftellen, aber eS war nöthig, daß sie verbesserungsfähig bleibe, so lange der Zustand des Landes nicht erlaubte, die öffentlichen Freiheiten auf soliden Grundlagen festzuftellen. Heute, nachdem eine Folge von Umgestaltungen die Herstellung einer constitutionellen Regierung herbergeführt hat, in Harmonie mit den Grundlagen des PlebiscitS, ist es nöthig, alles daS, was in speciellerer Weise in die Legislative gehört, auf das Gebiet des Gesetzes zurückzuführen, den jüngsten Reformen einen definitiven Charakter zu verleihen, die Constitution über alle Controverse hinauszüftellen und den Senat, diese große Körperschaft, die so viele Einsichten besitzt, anzurufen, seine wirk samere Mitwirkung dem neuen Regimente zuzuwenden. Ich bitte Sie daher, Sich mit Ihren Collegen in Einvernehmen zu fetzen, um mir eine» Entwurf zu einem SenatSbeschlusse vorzulegen, welcher die auS der Volksabstimmung von 1852 erfließenden Fundamentalbestimmungen unabänderlich feststelle, die gesetzgebende Gewalt zwischen den beiden Kammern theile und der Nation den Theil der constituirenden Gewalt zurückgebe, den sie mir über tragen hatte." H Leipzig i 23. März. Ein als Gast in einer Restauration der Hospitalstraße anwesender Tagelöhner auS Lindenau benutzte gestern Abend den kurzen Schlaf emeS Pöklingshändlers, welcher sich ebendaselbst von seiner Ermüdung etwas auSruhen wollte, um denselben aus seiner neben ihm stehenden Pöklingskiste einige 20 Stück Pöklinge zu entwenden. Der Dieb glaubte sich unbeobachtet und »«entdeckt, als er aber mit seiner Beute ab' gehen wollte, sah er sich auf einmal von einigen andern aufmerk samen Gästen festgehalten. Man zog ihm die gestohlenen Pök linge auS dem Brustlätze, wohin >r sie versteckt hatte, wieder heraus und überlieferte ihn selbst der nächsten Polizeibezirkswache. — Jener Schmiedegeselle, Michael August Strauß, welcher am 12. d. M., wie wir damals mittheilten, in der Krause'schen Maschinenfabrik in der Inselstraße von dem Schmiedegesellen Meyer aus Neuschönefeld im Streit durch einen Schlag mit einem eisernen Instrumente schwer am Kopfe verletzt und deshalb inS Hospital gebracht wurde, ist in Folge dieser Verwundung gestern Abend daselbst gestorben. Die gerichtliche Section deS Leichnams fand heute im königl. Bezirksgericht hier statt. — Während des letzten CarnevalS wurden bekanntlich all- hier eine namhaft Anzahl Oberröcke und Ueberzieher, welche von auswärtigen zum Besuch hierher gekommenen Gästen in Restau rationen und Gasthöfen einstweilen abgelegt worden waren, spurlo- gchohlen. Zwar ist der Dieb jetzt in der Person eineS Schloffer- gesellen, Namens Guder auS Liegnitz ermittelt, gleichzeitig aber auch die Nachricht anher gelangt, daß man denselben in der Nähe von Cöthen erschossen aufgefuvden habe. Er hatte sich selbst entleibt. — Gestern Abend wurde der Markthelfer einer hiesigen italienischen Waarenhandlung gefänglich eingezogen, weil er sich einige Waaren auS den Vorrächen seines Principal- diebisch er weise angeeignet hatte. Gleiches Schicksal betraf denselben Nach mittag einen Kupferdruckergehülfen, welcher auS einem Wafchhause in der Friedrichsstraße, woselbst er etwas zu arbeiten hatte, ver schiedene Bestandteile eineS eisernen OfenS stahl. — Auf dem Fleischerplatz erregte heute Nachmittag ein be trunkener Handarbeiter durch sein Hin- und Herschwanken großes Aufsehen. Bedenklich wurde aber die Sache, als der Mann auf der Brücke zur Frankfurter Straße daS Geländer be stieg. die Beine überhina und Miene machte, inS Wasser hinab zuspringen. Als deshalb Polizei hinzukam, verließ er seinen ge. jährlichen Standpunct und wollte seinen Weg gehen. Sein Zustand rechtfertigte aber die Maßregel, daß man ihn unter die Arme nahm und an geeigneten Ort zum Ausschlafen brachte. — Ern hiesiger Emwohner hatte vor einigen Tagen die Drei stigkeit, wiederholt auf Rechnung einer Polizeibezirkswache und in deren angeblichem Aufträge, während er sich selbst al- Polizeidiener auSgab, in einem Victualiengeschäft der Windmühlen- straße Brod, Bier und Schnaps ohne Bezahlung zu entnehmen. Heute gelang eS, den Betrüger zu ermitteln und zur Verant wortung zu ziehen. — Die zu Gunsten des Herrn Herzfeld veranstaltete Matinee verspricht eine sehr genußreiche zu werden. Cs haben außer Fräulein Stürmer unsere ersten Bühnenmitglieder ihre Mitwirkung freundlichst zugesagt und ist den letzteren dies von Herrn Director Laube aufs Bereitwilligste gestattet worden. Zn dem Programm ist vorläufig ein Quartett auS Fidelio und ein Quintett auS Oosi kau tutti fest ausgenommen. D Leipzig, 23. März. Der noch nicht elfjährige Sohn des Cigarrenarbeiters Thomas in Großzschocher besuchte am gestrigen Nachmittage den Pflegesohn des dortigen GastwirthS, seinen Schulkameraden. Letzterer wollte sich seinen Gast dadurch ver binden, daß er ihn mit Malakoff traktirte, den er allem Vermuthen nach heimlich sich zu verschaffen gewußt. Der Knabe hatte aber von dem Getränk in so großer Menge genoffen, daß er gegen Abend fast leblos in das Haus der Ettern zurückgetragen werden mußte und am heutigen Frühmorgen, dem Vernehmen nach lediglich in Folge jenes übermäßigen Genusses, gestorben ist. Drr Mutter, welche erst vor zwölf Tagen eineS Kindes genesen, iß durch den bedauernswerthen Vorfall in große Bestürzung versetzt worden. -s Reudnitz, 21. März. Gestern feierte der hiesige Local- Verein unter zahlreicher Theilnahme seiner Mitglieder und deren Gäste das fünfte Stiftungsfest im Saale der Drei Mohren zu Anger, da leider unser Ort einen größeren Saal noch immer entbehrt. Des Vorstandes deS Vereins und der Bestrebungen der Mitglieder wurde bei dieser Gelegenheit in anerkennender Weise gedacht und mit großer Befriedigung ein Bericht de- Herrn Ed. Mühlner ausgenommen, der sich über die Errungen schaften für das öffentliche Wohl, welche der Local-Verein m Laufe des letzten IahreS im durchaus fortschrittlichen und freiheit lichen Sinne durchgesetzt habe, verbreitete. * Leipzig, 23. März. Am 17. d. M. entfernte sich die an Schwermuth leidende Ehefrau deS Gutsbesitzers Pfau zu Groß- bardau auS ihrer Wohnung und zwar unter Umständen, weicht Schlimmes befürchten ließen. Wirklich fand man auch am 20. unterhalb der Golzermühle in der Mulde den Leichnam da Unglücklichen, welcher noch am selbigen Tage zur Beerdigung nach Großbardau gebracht wurde. Die Verstorbene hinterläßt einen Wittwer und eine fünfzehnjährige Tochter. * Leipzig, 23. März. Am 16. d. M. Abends gegen 10 Uhr verunglückte der 26 Jahre alte Dienstknecht Kusus, alS n mit einem zweispännigen Geschirr vom Bahnhof Kieritzsch nach Pegau zurückfuhr, dadurch, daß er unter ein Rad kam und überfahren wurde. Nach ärztlicher Aussage erfolgte der Tod dckl Verunglückten auf der Stelle Auffällig ist der Umstand, dm man bei KufaS, welcher am Morgen deS Tages gegen 5 ThaltrI baareS Geld bei sich gehabt haben soll, bei der Aufhebung nur! noch Uhr und Messer vorfand. j — Bei der PrüfungS-Commission für einjährig Frei willige zu Leipzig sind in dem mtt dem 19. März d. I. geschloffenen Prüfungstermine überhaupt 187 Anmeldungen ei« gereicht worden. Hiervon waren 4 der Competenz halber an andere Prüfungs-Commisstonen zu verweisen, 2 wegen noch nichts erfüllten 17. Lebensjahres, 2 wegen verspäteter Anmeldung, 1 Wege mangelnder Unbescholtenheit zurückzuweisen, während 5 Am düngen vor der Prüfung wieder zurückgezogen wurden. Von verbleibenden 173 Angemeldeten erhielten 107 nach Maßgabe vo §. 154 der Bundes-Militair-Ersatz-Instruction auf Grund ^ eingereichten Schulzeugnisse BerechtigungSlcheine. Der vorschi mäßigen Prüfung hatten sich sonach 66 zu unterwerfen, selbe bestanden 21, wogegen 42 und zwar 16 auf die schrist Arbeit und 26 auf Grund der mündlichen Prüfung wegen genügender Vorbildung zurückzuweisen waren. 1 Afpir wurde wegen Benutzung verbotener HülfSmittel bei Anfertigung
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