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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.02.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010208029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901020802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901020802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-02
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Nvur, LloekmLiw L Lo. »N«I voMM« <ier deiikkii«« klliiii krLLvr8trL88v 2. ködert Vödmv juo. kmplisltlt KIviävr8tvttv i n LröKter äumrlil 8vvr§plLtL 18. <l>ni«a«s' ^eiirsle Tmlitberichto. Ho»iachi>ctten. Hosball. Eiienbahnrath. Scheibenschüffen Gesellschaft. Turnverein von 1867. l 1 M ^» «Iv» . SPitzeniaiiimIer, Müllärgericht. ..Der Liebcskvntrakt". „Ter sechste Sinn". Coneert van stlvou. AnlchauungSblätter. j kltUtz» O» LenvI. Neueste Drahtmeldungen vom 7. Februar. Berlin. Der Reichskanzler ist heute früh nach Hom burg v. d. H. adgereist. Homburg v. d. H. Der Kaiser ist heute früh 8 Uhr hier cüigctwssen. Potsdam. Der Kronprinz ist 0»9 Uhr hier eingetrofsen. Cronberg. Ter Kronprinz von Griechenland ist heule irük üi Schloß Friedrickshos eingctrosien. Bremen. Dis Bürgerschaft hat de» Antrag an den Senat gerichtet, bei der bevorstehende» Erneuerung der Handels verträge durch den bremischen Bundesrathsbcvollmächt igten gegen jede Erhöhung der Lebensmittelzölle zu wirken. K ö l n. Die „Köln. Volksztg," meldet: Bischof Anzer. der am 13. November v. I. von Komi nach Ziraniu abgcreist war, wurde in der neutralen Zone durch deutsche Soldaten ge leitet: icnieits der neutralen Zone halte der Bicekönig chinesische Soldaten beordert, die den« Bi'chof bis Ziraniu das Geleit gaben. Ter Biichoi schrieb an den Missivnsprokurator in Tsingtau, ein Thcil der Missionare könnte sofort in die Missionen zurückkehren, den Ortsmandarinen solle vorher Nachricht gegeben weiden, damit iie im den Notlügen S chutz sorgen. Auch habe der Bicekönig ver brochen. die Entschcidigungssrage betreffend des zerstörten und ge raubten Eigenthums der Christen und der Missionare in be- iriedigender Weiie zu lösen. Ter Bischof wollte das Weihnachts- sesl in Iensu seiem, die Missionare konnten jedoch erst nach dem Aeilmachtsiest von Tsingtau »breHen. Bochu Ni. Wie der ..Bochuiner Anzeiger" aus Annen meldet, sind gestern auf dem Kruppschen Stahlwerke infolge Bruches eines Hermies 1 Arbeiter ab gestürzt. 2 Arbeiter sind todt und 2 Verletzt. Wien. In der heutigen Berathung des Klubs der deut schen Parteien wurde keine Einigung in der Frage der Präsidentenwahl erzielt. Paris. Der Armeeausschuß faßte einen Beschluß, in dem der Kriegsminisier anfgesordert wird, thnnlichst bald einen Gesetz entwurf betrefftnd Einstellung von Unteroffizieren und Mannschaften einziibringen, um auf diesem Wege allmählich die Einführung de» zweijährigen Dienstzeitzu ermöglichen. Pari s. Im Senat beantragte General Mercier bei der Be nutzung des Marine-Etats, einen Betrag von 250 OOO Jrcs. cinzustellen zur Beschaffung von Fahrzeugen, die im Kriegsfälle zur üin- »nd Ausschiffung von Truppen verwendet werden sollen. Koch kurzer Debatte zog Mercier jedoch seinen Antrag, der vom Marineminister bekämpft wurde, zurück. Calais. Tie streikenden Tüll- und Spitzenarbeiter haben beschlossen, die Arbeit bedingungslos wieder auizunehmen. Nom. Prinz HeinrichVII. vonReuß, Generaladjutant weiland Kaiser Wilhelms I.. beging heule mit seiner Gemahlin das Feit der silbernen Hochreit. Aus diesem Anlaß statteten ihm der Minister des Aeußeren Visconti Venoita und der General- adiutant des Königs Äruiati, sowie der deutsche Botschafter Graf Wedel. Herren und Damen der Hofgesellschaft und zahlreiche Ver- treler des Adels Gratulationsbesuche ab. Rom Infolge des gestrigen Kammervotums überreichte Torocco heute früh dem König die Demission des Kabi ne ts Ter König behielt sich die Entscheidung vor, er wird heule und morgen mit den parlamentarischen Führern, insbesondere den Kammerpräsidenten konferiren. H aag. Hier verlautet, daß die Hochzeit der Königin deshalb aus den Anfang Februar festgesetzt ist. weil die Königin-Mutter eine, schweren Operation entgegensehen soll. Welcher Art das Leiden sei. wird nicht gesagt, aber es soll der Wunsch der Königin Emma gewesen sein, ihre Tochter vor der Operation verheirarhek zu sehen. Amsterdam. Das „Handelsblnd" meldet: Der portu- aieiiiche Gesandte Gras von Seli: hat die Geschäfte wieder übernommen. Der niederländische Gesandte in Lissabon v. Weede lehrt demnächst nach Lissabon zurück. Der Zwischenfall wegen dcK Konsuls Pott in Lourenyo Margues erscheint damit beigelegt. London. Der „Manchester Guardian" will erfahren hoben, Kaiser Wilhelm hätte dem König Eduard versprochen, ihn, Ms die Stoatsgeichäkte es erlaubte», im Herbst in Balmoral zu besuchen, auch sei es möglich, daß die Kaiser Wilhelm und Nikolaus im nächsten Frühjahr zusammen nach England kommen würde». — Auf dem Flaggschiff „sanspareil" in Sbecrncß siel ein Matrose beim Hisse» der Flagge zur Begrüßung des Kaisers vom Mast und starb an feinen Verletzungen. London. Der bezüglich der Kriegsentschädigung unter den Gesandten am meisten Zustimmung findende Vorschlag geht nach einer Meldung der Times" aus Peking dahin, daß ein Pauschalbetrag ieitgesetzt und zeder einzelnen Negierung der Theil- betrag zngewirscn werden soll. Man veranschlagt, daß China ohne besonders schwere Belastung 1 Mill. Pfd. Sterl. extra iür einen Anleihedienst zahlen könnte, was einer Kriegsentschädigung in Summa von 80 Mill. Psd. Sterl. entspräche. — Bei der Kon ferenz der Unterhändler zeigte es sich, daß die Chinesen sich vorher aus unrechtmäßige Weise ei» Exemplar der Anklageschrift gegen die zu bestrafenden chinesischen Würdenträger verschafft hatten. Sie hatten sich ihre Antworten schon zurecht gelegt und ant worteten hartnäckig ablehnend ans die Forderung der Todesstrafe. Petersburg. Aus kaiserlichen Befehl behält das 11. Schützen-Regiment, dessen Ehes General Gurko war, zu beständiger Erinnerung an die militärischen Verdienste des Generals für alle Zeit den Namen „Gurko". Petersburg. Die „Handels- und Jndustric-Ztg." meldet aus Baku vom 5. Abends, daß die Lagermaaazine der Kaspisch- Schwarzemeer-Gesellichost (Rothschild) fast völlig au S gebrannt sind. Tie Gefahr ist vorüber, falls keine neuen Explosionen er folgen. Man befürchtet, daß bei dem Brande mehrere Hundert Personen getöbtet worden sind. New - Bork. Eine Depesche aus Peking vom 6. ds. M. besagt: Die fremden Gesandten beschlossen endgiltig, die Todes- strasc für alle 12 bezeichneten Würdenträger zu verlangen, in welcher Zahl die bereits verstorbenen einbegriffen sind. Für den Prinzen Tuan und den Herzog Lau könne der Kaffer, wie die Gesandten ferner beschlossen, die Todesstrafe in die Verbannung nach Turkeston umwandcln. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden, 7. Februar. —* In den letzten Tagen trat bei Sr. Majestät dem König daS frühere Leiden wieder mit einer geringen Blutung auf, deren Folgen noch einige Tage Ruhe erfordern. Es ist deshalb der in Aussicht genommene Aufenthalt in Leipzig aui einen späteren Zeitpunkt verlegt und der für Sonnabend den 9. Februar geplante Kammerball auf einen noch zu bestimmenden Tag der nächsten Woche verschoben worden. —* Die Festräume des Königl. Residenzschlosses vereinigten gestern Abend eine etwa 700 Personen zählende Gesellschaft zu einem großen Hofballe. Dieses Balltest, durch die Anwesen heit Ihrer Majestät der Königin. Ihrer K. und K. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August und Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg ausgezeichnet, nahm 80» Uhr seinen Anfang Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg waren aenötdigt, wegen Unwohlseins dem Ballieste fern zu bleiben. Bereits um 8 Uhr batte eine Ehrenwache des Königl. Gardereitev- Regiments in der französischen Galerie im zweiten Stock Ausstell ung genommen, um den Ankommenden die militärischen Ehren bezeugungen zu erweisen. Unter den Gästen, deren Veriammiung im Stucksaalc und im großen Balffaale ersolgtc, beianden sich die Damen und Herren vom Dorp» cliplomnligno. die Herren Staats minister. die Generalität »nd zahlreiche Offiziere mit ihren Damen, die Mitglieder der zur Zeit einderiifenen Zwischenveputationen beider Kammern der Ständeversaminlung. ferner die Direktoren und Räthe der Ministerien, sowie Beamte aller Königl Behörden. Vertreter der Kunst und Wissenschaft und eine große Anzahl Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie. Bei der Verschiedenartigkeit der Hoi- und Militärunisormen und nicht minder durch die kostbaren Toilette» der Damen bot die Versammlung ein glänzendes, farbenreiches Bild. Ihre Majestät die Königin und die Prinzlichcn.Herrschaften erschienen unter Vor tritt und begleitet vom großen Dienst gegen 9 Uhr in der Fest- Versammlung, nachdem sie die Vorstellung mehrerer neu an gemeldeter Damen und Herren im Gobelinszimmer entgegen- aenommen hatten. Nach Eintritt in den Balliaal begrüßte» Ihre Majestät die Königin und die anwcienden Prinzlichen .Herrichailen zunächst die die Spitze der .Hofgesellschaft bildenden Domen unk, Herren. Nach Verlaus von etwa 20 Minuten begann der Tau-, mit einer Polonaise, bei welcher die Königl. Hostromveler die. Kapelle deS 1. (Leib-lGrenodiei-Regiments Nr. lOO, welche die Hoibaümusik aussükrte, mit Feldtrompeten nnd Pauken unter stützten. An der Polonaise, die der Königl. Oberhosmarschall Gras Vitzthum v. Eckstädt eröffnetc. nahmen Thcil: Ihre Majestät die Königin mit dem Preußischen Gesandten Grafen Dönhoff, Ihre K. »nd K. Hoheit die Frau Prinzclsin Friedrich August mii dem Ravcrffchen Gesandten Freiherr» v. Niethammer und Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg mit Freifrau p. Niest hamiiier. Nach einmaligem Rundgang löste sich die Polonaise am und die Rundkänze nahmen nach der ausgestellten Tanzordnung mit einem Walzer ihren Anfang. Oberleutnant Frechen: v. Fritsch voni Garderelter-Regiment tanzte hierbei vor. Jni weiteren Ver laufe des Festes bewegte sich Ihre Majestät die Königin in leui seligster Weise unter den Gästen »nd zog dabei eine große Anzahl von dielen in's Gespräch. Die Prinzlrchc» Herrlchasten betheiligten sich lebhaft am Tanze. Um 11 Uhr folgte sodann das Souper, welches stehend an großen Büffets im Eckparadc- und im Bankett jaale. sowie in den beiden Speiieiälen eingenommen wurde. Die mächtigen Tafeln, mit den prächtig angerichteten auserlesensten Speisen, trugen reichen Pflanzen- und Blumenschmuck, der sich besonders ini Ectparadeiaal entfaltete, wo der Königl. Hof mit de» distinguirtetten Gästen speiste. DaS daselbst in Husciienform er richtete Büffet umgab ein mächtiges, bis zur Decke dieses Saales reichendes Arrangement von herrlichen tropischen Gewachsen und duftenden Blumen. Wundervolle Amaryllis-, Orchideen- und Fliedergruppen. wwic Hvacinthen und Maiblümchcn, in den ver schiedensten Farben zrffammengestcllt, boten ein prächtiges Bild, das durch die in das ganze Arranaement gelegten elektrischen Glühkörper im Ausdruck wesentlich erhöht wurde. Einen werteren schönen Schmuck wies dieser Saal mit den zu beiden Seiten des Einganges etagenförmig errichteten Büffets aus. welche die aus erlesensten goldenen Tafelvrunkstücke. die den berühmten Kunst schätzen des Grünen Gewölbes »nd der Königl. .Hoi-Silberkammcr entnommen waren, revräsentirten. Die den Gästen während dco ganzen Abends zur Verfügung stehenden, reich mit Blumen und werthvollen Porzellanen geschmückten Konditoreibüffets befanden sich in den Gemächern hinter der sogenannten Reitschule. Der Tanz, der auch während des Soupers fortgesetzt wurde, wäkrte bis l Unr und schloß mit einem Kotillvn. Nach kurzer Verabschiedung zog sich sodann der Hos zurück. —* Nach längeren Leiden verschied heule in den ersten Morgenstunden in seinem Besitzibum in Blaiewitz Herr Buch- druckercibcsitzerJ ohannesPäßler, Mitinhaber und Chefsenior der hiesigen Firma Johannes Päßler. Buchdruckerei und litho graphische Anstalt. Als langjähriges Mitglied verschiedener Vereine und Gesellschaften, insbesondere als treuer Förderer der idealen Zwecke der Freimaurerloge, früher als Mitglied des Dresdner Stadtverordnetenkollegiums, als hochangeschener Vertreter seiner Berufs hat sich der Verstorbene in allen Kreisen aufrichtige Werth ichätzung und persönliche Zuneigung zu sichern verstanden. —* Der sächsische Eisen bahnrat h trat am 7. d. M. zu seiner Wintersitzung zusammen. Zu Beginn der Verhandlungen gedachte der Vorsitzende,-, Herr Generaldirektor v. Kirchbach. niit warmen Worten des verstorbenen Geb, Kvmmcrzienraths und Effenbahnraths-Mitgliedes Georgs in Mvlau. Hieraus nahm der Effenbahnrath einige Mittheilunae» über Beschlüsse der letzten, Gencralkonserenz der deulichen Eiicnbalpien entgegen, die die Artikel Calcium-Carbid. Futtermehl und Margarine betrafen. In der Frage einer anderweitigen Fassung der Position Holzwaarcn der Spezialtarife l nnd II befürwortete der Effenbahn- ^ rath die ihm unterbreiteten, den Interessenten im All ! gemeinen günstigeren Tarisirungsvorschlägc und sprach sich , Iür eine Deklaration der Tarifposition „Haute und Felle" des Spezialtarises I dahin aus. das rohe Rauchwaarcinelle nicht hierunter fallen. Was die Tarifirnng der Mühlsteine Kunsl und Wissenschaft. t" ÜSaigl. Hofschausviel. Zum ersten Male: „Der Lieb es kontrakt". Lustspiel in drei Akten von Albert Roderich. Neu einstudirt: „Der sech stc Sinn". Schwank in einem Auszuge von Gustav v. Moser u. Robert Misch. — Zo ein bischen Liebenswürdigkeit wirkt doch bisweilen geradezu Wunder, nicht nur im Leben, sondern auch auf der Bühne. DaS sah man gestern Abend wieder einmal drüben im Neustädter Hause an der Lumpiel-Novität. mit der ein domo vovua auf den Brettern. Albert Roderich, einer der bekanntesten Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter", als Dramatiker debutirte. man darf wohl sagen, init ziemlichem Glück. Denn bis aus den ersten, viel zu umständlich und schwer auigebauten ersten Akt. der noch dazu ans einen beinahe düsteren Grundton in seiner zweit-'» Hälfte gestimmt ist, wurde das Erstlingswerk des übrigens keineswegs mehr jungen Dichters - er wagt erst als Fünfundsüniziger den Sprung auf die Bretter - überaus freundlich von dem gut bestickten Hause ausgenommen^ Man spürte eben aus den behaglich dahln fließenden drei Akten der Novität daS Wehen eines Hauches von harmloser Liebens würdigkeit und gefälligem Humors, dem das Publikum sich um so lieber hingab. als daS Werk und sein Autor frei von jeder Präten sion austtet«; Beide wollen weiter nichts als angenehm unterhalten, und wachen daS weder sich, noch den Zuschauern irgendwie schwer. Denn die Fabel deS LiebeSkontrakts* straft die Svruchweisheit des ehrwürdigen Ben Stiba „Alles schon da gewesen" ganz gewiß nicht Lügen. >a auch iw Ausbau der locker gefügten Handlung, die ein« reck! überflüssige Episodenrolle, eine Art Bensberg rochv,vor, in der Exposition unnützer Welse aufhält, lassen sich neben aller hand technischen Schwächen verschiedene Anlehnungen, dle auf ein slucbllgeS Studium der „Gesammelten Werke" von L Arronae bis aus Otto Ernst Hinweisen, nicht leugnen. Die Charakteristik der einzelnen Perionen, und zwar nicht nur der Träger der Handlung, könnte auch häufiger, entschiedener die Schablone durchbrechen und sich weniger der Bühnenmittel älterer Observanz bedienen, namentlich da. wo es gilt, für daS Auftreten de» Helden Stimmung in machen oder seine Partnerin av liebenswürdige Lchelmi» und edelsinnige Jungfrau eüuufkhren. Sein Bestes hat sich Albert Roderich für den Dialog anfgeipart. der nicht nnr sehr gefällig gearbeitet und mit allerhand hübschen Wendungen durch« schoflen, sondern auch mit Verttändniß und Geschmack geführt ist und sich frei hält von den in Werken ähnlichen Genres so hoch im Preise stehenden Kalauern und Tapetenwitzen, denen man ihre Herkunft aus betriebsam geführten Zettelkataloge». Notizbüchern und ähnlichen Eselsbrücken gewöhnlich schon von Weiten, cinsieht. Daß der Autor, der als Novellist wie als Lyriker bereits in mancher Probe ein tüchtiges Können bewiesen hat. seinen nette» Humor noch nicht immer in die nöthigen, mehr oder minder scharf gefaßten Pointen zu pressen weiß, damit sic raketcnartig ganze Strecken der Handlung erleuchten und überstrahlen, daß er noch nicht Dramatiker genug ist. um die Komik einzelner wirklich lustspielartiger Situationen im zweiten und dritten Akte zu höchster Wirkung zu steigern, das darf Niemanden bei einem Erstlingswerke, das der „Liebeskontrakt" nach Maß und Art seiner Qualitäten nun einmal ist, irgendwie Wunder nehmen. Hier heißt es auch, bei Albert Roderich das zweite Bühnenwerk abwarten, das ja stets erst das entscheidende Wort für die Beurthetlung eines Autors zu sprechen hat. der sich einem neuen Arbeitsgebiet zu wendet. Gelingt es dem Dichter da sich frei zu machen von all' den freiwilligen oder unfreiwilligen Anleihen bei Vorgängern und Mitläufern, die gewünschten Absichten in dramatisch einwand freien Situationen wirken zu lassen und das Interesse für Figuren eigener Erfindung mit der Gabe seines liebenswürdigen Humors zu gewinnen — dann wird sich das Talent des Dichters in viel bedeutsamerem Lichte offenbaren, vor Allem aber wird es sicbzeigen. ob mit Albert Roderich ein neues Luftspieltalent für unsere Buhne ge wonnen W. Eins versteht er schon jetzt ganz vorzüglich: dankbare Rollen zu schreiben, welche die Hauptpersonen immer ln den Vordergrund des Interesses rücken und ihnen unaus gesetzt da- Interesse der Zuschauer sichern. Kein Wunde,, daß die Schauspieler sich alle Muhe gaben, durch eine möglichst rxcellente AufsÜbrung gestern Abend dem Erstlingswerk zu einem durch schlagenden Erfolge zu verhelfen. Namentlich daS Liebespaar deS übrigens sehr kurzen Lustspiels — die drei Alte spielten sich in 88 Minuten ab — setzte Alles daran, in seinen vom Dichter mit allerhand hübschen Wendungen und Scherzen reich bedachten Scenen die Gunst deS Publikums zu erringen, was sowohl Herrn "" tabl» dem schneidigen Privatdozenten Dr. HauS Römer, wie ch Frl. GaSnv. seiner reizenden kleinen Braut, ganz vortre" auch gelang. soll nicht gesagt werden, daß die übrigen Mit wirkenden weniger Sympathien fanden. So war Herr Bauer ein famoser Schwiegervater, Frau Hildebrandt eine etwas bissige, aber schließlich noch ganz passable Schwiegermutter und Her, Gebühr ein harmloser „guter Kerl" mit netten Manieren und einem gutsitzenden Frack. Von den Spielern der Episodenrollen verdien > Herr Rens besondere Hervorhebung wegen der Sicherheit, mir der er wieder, ohne dabei seine Zuflucht zu aiifdringlichen Mätzchen zu nehmen, den heruntergekommenen v. .Hofften charakterksirtc. Neben Herrn Müller ist dieser Künstler augenblicklich unser beste: Evisoden-Schanivieler, der mit immer gleichem Ernste auch an die Lösung von seiner eigensten Individualität fern liegenden Rollen geht. Nach der Novität, deren erster Akt. wie schon erwähnt, ziemlich kühl ausgenommen wurde, während der zweite und dritte Aufzug einen vollen und unbestrittenen Heitcrkeitseriolg erzielten gab man. um den Theaterabend anSzufüllen. noch den einaktigen Schwank „Der sech ste Sinn" von Mojer und Misch, der iust den Damen Diacono und Serda, sowie de» Herren Rena mit Ganz in den führenden Rollen recht annehmbar besetzt und floll gespielt, ebenfalls da? Publikum gut amüsirtc. Tic geschmackvolle Jnscenirung beider Stücke durch Herrn Obcrrcgmeur Erdmann darf eine besonders nachdrückliche Anerkennung beanspruchen, P. A. Wolfs, x* Das Königs- Konservatorium bringt in seine»! zweiten Prüfungs-Coneert am Sonnabend im Neustädter Kasino zur Ausführung: Klavierstücke von Beethoven. Chopin, Grieg: Concertino für Klarinette von Weber: Violinconcert von Kreutzer: Bioloncellconcert von Goltermann: Trio iür Klavier. Violine und Violoncello von Costart: Gesänge von Weber, Cornelius und H. Hosmann. Coneert Anton van Rooy. Der Concertüberdruß ist bereits so allgemein geworden, daß leidst Künstler, wie van Rooy. vor kaum mehr als mäßig besetztem Saale musiciren. Kein Wunder, kann doch seit Wochen kein Abend vergehen, an dem nicht mindestens in einem, meist aber in zwei oder drei Sälen zngleich Musik gemacht und das Publikum förmlich gewaltsam in Grund und Boden gesungen, gegeigt und geflaviert wird. Wir sind tu hem sinnlosen swdsrnrs ä« nokessos schon so weit gekommen, daß in nicht wenigen Fällen sogar die Freidillets nur unter lebhaftec Anpreisung der in Aussicht gestellten Geiiüs'c untergeb rach: werden können. Tief zn bedauern ist allerdings, wenn diese an
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