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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010308011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-08
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.03.1901
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Alles, was genau so aussieht wie ein entichiedenes Heraustreten aus der strikten Neutralität, wie die offene Partei nahme für England, ist nach der Auffassung des Grasen Bülow in Wirklichkeit nichts Anderes als ganz unmaßgebliche Privatleisinng. die Welen und Richtung der amtlichen Politik, für die der Reichs kanzler die Verantwortung trägt, durchaus unberührt läßt. So lange sich Kaiser Wilhelm in England ansgehalten hat, war er nur Privatperson, nicht Deutscher Kaiser; was der Monarch dort that, war rein private Gefühlssache. Die Ordensverleihung an Lord Roberts war blos ein Privatakt, batte keine politische Bedeutung, und „im Uebrigen ist Lord Roberts keine politische Persönlichkeit". Lord Roberts, der militärische Hauvtrepräsentant der afrikanischen VergewaltigungSvolltik Großbritanniens, der jetzige Oberbefehls haber der englischen Armee, war und ist nichts weiter als eine Privatperson. Allo sprach Graf Bülow, und die meisten Reichs tagsmitglieder scheinen ihm geglaubt zu haben! Der Reichskanzler versicherte, daß der Besuch des Kaisers in England nur ein rein menschlicher Akt war, daßder Kaiser dabei nur einem menschlichen, einem edlen Zuge seines Herzens folgte. Wenn dies der Fall ist, dann wird da» deutsche Volk «m so weniger zu begreifen vermögen, warum gerade Lord Roberts, der in Deutsch land allgemein als die Verkörperung einer verabscheuenSwürdigen Politik und Kriegführung angesehen wird, durch den höchsten preu ßischen Orden geehrt, warum mit einem „rein menschlichen Akt" ein Akt der Auszeichnung verknüpft wurde, von dem man doch Im Voraus wissen konnte, daß er im deutschen Volke die bitterste Ver stimmung Hervorrufen mußte. Gras Bülow hat sich hierüber voll ständig auSgeschwiegen; er hat vergessen, die Gesichtspunkte an- zugeben, aus denen sich die Ordensverleihung an den britischen Generalissimus ol» eine rein private .Gefühlssache", als ein „edler Herzrnszug" würdigen läßt; er bat keinen Auffchluß gegeben, um welcher privaten Verdienste willen der Privatmann Roberts den Privaten Schwarzen Adlerorden erhalten bat und weshalb bei diesem rein menschlichen Privatvorgang geflissentlich die militäri schen Eigenschaften deS neuen Ritter» diele» PrivatordcnS betont und gepriesen worden sind. An» der Bülow'schen Privat-Tdeorle würde folgen, daß sich unser Kaiser aus zwei Hälften zusammen lebt. die miteinander gar nichts zu tbnn haben, auS einer privaten und einer monarchischen; in dem Kaiser soll der Privatmann in keinerlei Zusammenhänge stehen mit der öffentlichen Persönlichkeit deS Herrscher», de» Monarchen. Der große Kanzler Fürst Bismarck hat eine andere Ansicht vertreten: er iah die Verleihung des Schwarzen Adlerorden» an Ausländer in der Rangstellung oder von der politischen Bedeutung eines Lord Roberts als Staats angelegenheit an, bei der er ein Wort mitzusprechen hatte; er hat wiüwrholt gegen die Verleihung de» genannten Orden» Einspruch erhoben, so im Jahre 1872, al» die Botschafter von Rußland und Oesterreich. 1868, als der österreichische Ministerpräsident Graf Taaffe damit an»ge,eichnet werden sollten. Zu einem „großen" Tage hat sich die DienStag-Berhandlung de» Reich-tagS über die auswärtige Politik nicht gestaltet, weder für den Grafen Bülow noch für den Reichstag. Wieder einmal ist die Erwartung de» deutschen Volkes, daß seine Stimmungen und Verstimmungen durch die parlamentanlchen Vertreter zu energischem Ausdruck gebracht werden würden, bitter enttäuscht worden. Friedrich v. Gentz. einer unserer klassischen Publizisten, hat einmal gesagt: „ES giebt in dem Zeitalter, worin wir leben, nur eine einzige echt-schmeichelhafte Art, einen Monarchen zu ver ehren — daß man ihn für würdig erkenne, die Wahrheit zu ver nehmen ; nur eine einzige wahrhaft vechienstliche Art, ihm zu dienen — daß man sie ihm keinen Augenblick verhülle." Die über wiegende Mehrheit de» Reichstags — vas ist der Geiommteindruck der Sitzung vom 5. März — sieht zur Zelt ihre Aufgabe darin, die Wahrheit zu verhüllen, zu schweigen, wo die Pflicht gebieten sollte, die Wahrheit offen zu bekennen und dem nationalen Volkswillen Rechnung zu tragen. Bon konservativer Seite scheint man die Parole auSgeoeben zu haben, jede» Wort, das dem Reichs kanzler al» dem Vertreter der kaiserlichen Politik unbequem sein und ihn unbehaglich stimmen könnte, sorgsam zu vermeiden. Aeraer denn je herrscht im Reichstage eine würdelose Wettbuhlerei der Fraktionen um die Gunst de- leitenden Staatsmannes; keine der bürgerlichen Parteien möchte e» mit ihm verderben: keine sich die Möglichkeit verschließen, mit ihm zusammen zu geben, wenn er in der inneren Politik Bahnen einschlogen sollte, die In der Richtung der fraktionellen Interessen liegen. Nur so läßt es sich versieben, daß die Reden der Wortführer der einzelnen Parteien — von dem Sozialdemokraten natürlich abgesehen — statt der vielfach erwarteten scharten Kritik In der Hauptsache nur Aeußerungen der Zustimmung und de» Vertrauen» zu dem Reichskanzler und seiner auswärtigen Politik enthielten. Andererseits war auch der Reichskanzler ersicht lich bemüht, sich da» Wohlwollen der Parteien zu erhalten, und Lieber.nann von Sonnenberg hatte nicht Unwcht, wenn er kon- statirte, daß sich die Drohung der Offiziösen. Gras Bülow werde dir Alldeutschen mit dem TborS-Hammer zerschmettern, nicht er füllt habe: seine Waffe, meinte der antisemitische Redner, war viel weicher. «S war der Wurf mit der Wurst nach den verschiedenen Speckseiten. Tie Auslassungen des Grälen Bülow über die auswärtige Politik, über die Beziehungen zu England und Rußland, über das zollvolitische Thema waren so allgemein gehalten, daß sie jeder aktuellen Tragweite entbehren. Auf Einzelfragrn, wie z. B. die schwebende chinesische, ist der Reichskanzler überhaupt nicht ein- geganaen und die momentane internationale Situation hat er nicht mit einem Wörtch n gestreift. Was er sagte, waren durchweg allgemeine Redensatten, z. Th. Plattheiten und Gemeinplätze, populäre Wahrheiten, die Niemand in der Welt bisher bestritten bat noch jemals bestreiten wird, die, weil sie jeden originellen Gepräges entbehren, jeder andere Sterbliche, der einmal ein A-B-C-Buch für Politik mit Erfolg studirt hat, ebenso gut und ebenso trivial vortrage» kann, wie der jetzige Kanzler des Deutschen Reiches. Die Reichstagsmehrheit hat das vollkommen befriedigt, und der nationale Führer Basserman» bekundete ausdrücklich seine Genng- thuung, wieder einmal alte, selbstverständliche Wahrheiten gehört zu haben. Ein „Bravo!" „Sebr gut!" oder „Sehr richtig'" begleitete den Ausspruch von Wahrheiten der folgenden Art: „Selbstverständlich ist volle und dauernde Gleichberechtigung zwischen dem deutschen und dem englischen Volke die oomliiia sme aus non jedes Zusammengehens und jedes Zusammenwirkens zwilchen beiden Ländern" — „Wir sind gern bereit, auf der Basis gegenseitiger Rücksichtnahme und absoluter Parität mit England in Frieden, in Freundschaft und Eintracht ru leben" — „Deutsch land und England haben manche Reibungsffächen, es bestehen aber auch zwischen beiden viele und nothwendige Berührungspunkte' — „Deutschland ist nicht mehr auf das Ausland angewiesen, als das Ausland ans uns" — „Es empfiehlt sich im Allgemeinen. Meinungsverschiedenheiten zwischen befreundeten Regierungen auf diplomatischem und nicht aus publizistischem Wege auszutragen" — „Die deutsche Landwirtkickast ist nicht eine quantits näeliesubls' — „Gute und freundschaftliche Beziehungen zu ollen Mächten, die in Frieden und Freundschaft mit uns leben wollen, aber volle Auk- rrchterbaltnng unserer politischen und . wirthschastlichen Selbst ständigkeit und Unabhängigkeit — „Dir Regierung hat in erster Linke die Pflichi, "die giffamEiOwirkhschaftlichen Interessen des Landes t» Betracht zu ziehen* — „Dke Negierung hat die Pflicht, sich über den Parteien zu halten, das Ganze in's Auge zu fassen und auf das Ganze zu gehen" — „Unsere ganze wirthschaftliche Zukunft bängt ab von dem Zusammenwirken zwilchen den verbündeten Regierungen und dem Reichstage im Geiste ausgleichender Gerechtigkeit" — „Es ist von der allergrößten Bedeutung, daß sich alle Erwerbsstände in guter und gesunder Entwickelung befinden" — „Unsere Produktion ist im Interesse der steigenden Wohlfahrt der Bevölkerung vielfach darauf angewiesen, für den Ervort zu arbeiten" — „Unsere neue rollpolitische Gesetz gebung wird nur von nationalen und deutschen Gesichtspunkten Inspiritt sein, sie wird den berechtigten Fordeningen aller am deutschen Wirthschaftsleben Interessirten Faktoren Rechnuna tragen und nur das Wohl der Gesammtheit wird für uns maßqebend sein I" Sehr richtig ! Dergleichen aalglatte Wahrheiten wird gewiß Nie mand bestreiten wollen, aber sie werden auch die bitteren Em pfindungen, von denen das deutsche Volk seit Monaten erfüllt ist, in Nichts mildem. Neueste Dralitmeldungen vom 7 März. * Berlin. Der Bürgermeister Schultz von Bremen wurde heute Nachmittag vom Reichskanzler emvkangen, um über die gestrigen Vorgänge zu berichten. Im Allerhöchsten Aufträge theilte der Reichskanzler dem Bürgermeister mit, der Kaiser be wahre stenndlichste Gesinnungen für die Bremer Bürgerschaft und lasse sich hierin durch die Nnkhat eines Einzelnen in keiner Weise beirren. * Bremen. Die heutige Vernehmung Weiland's ergab unzweifelhaft dessen Unzurrchnunasfähigkeit. Der Thätrr gab an, er habe sich gestern nicht wohl gefühlt Und einen epileptischen An fall befürchtet. Als er In der Menschenmenge auf die Ankunft des Kaisers wartete, sei ihm durch das Rauiche» des Teichmanir- BrunnenS aus dem Domshof und durch daS Stimmengewirr des Publikums die Vorstellung entstanden, daß er, wie st über, als Schiffer auf einem Sckiff fahre: er sei immer erregter geworden und habe in dem beginnenden .Krampf und in dem Wahne, er werfe daS Loth aus, das Eisen von sich geschleudert. Damit trabe er daS Bewußtrei» verloren. Das Eisenftuck ist eine Laiche. 2l Em. lang, 5 Cm. breit, 8 Cm. dick und hat 550 Gramm Gewtcht. Berlin. (Priv.-Tel.) Reichstag. Am BundcSratbs- tische: Staatssekretär v. Tirpltz. — Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung mit folgenden Worten: Meine Herren I Jcb habe dem Hause die betmbende Mittheilung zu machen, daß Se. Majestät der Kauer gestern bei einer Fahrt m Bremen durch ein Eisenstück, welches ein noch nicht 20 Jahre altes Individuum gegen den kaiserlichen Wagen schleuderte, nicht unerheblich Im Ge sicht verletzt worden ist. Es scheint bis jetzt, daß durch Gottes gnädige Fügung die Verletzung keine gefährliche ist. und daß unier kaiserlicher Herr, welcher jedoch zur Zeit bettlägerig ist, in nicht allzu langer Zeit wieder bergestelit sein wird. Indem ich in, Namen des Reichstags dem Abscheu über die unselige Tbat hiermit Ausdruck gebe, verbinde ich damit den Dank gegen den gütigen Gott, welcher den Kaiser und das deutsche Vaterland vor schwerem Unheil gnädig bewahrt hat. und die Bitte an Gott um die baldige Wiederherstellung deS geliebten Monarchen und um ferneren Schutz und Schirm seiner erhabenen Person. Sie haben sich von den Plätzen erhoben, um sich meinen Motten und meinen Gefühlen anznschließen; ich konstatire das. — Aus der Tagesordnung steht der Marineetat. Bei dein Titel „Staatssekretär" antwortet Staatssekretär v. Tirpitz auf eine Beschwerde des Abg. Roesicke- Kallerslantern. die Verträge mit ausländischen Konscrvenlieferanten seien in Folge der Bestimmungen deS Flciichschaugesetzes gekündigt worden, und seit dem 1. Oktober würden daher keine ausländischen Konserven bezoczen. Die Mattneverwnltung wird sich auch künftig streng an die Bestimmungen des Gesetzes halten. Auf die Be schwerde des Aba. Bebel erwidert der Staatssekretär, daß der Jlottenverein bisher Geldbeträge für Flottenzwecke an das Marine amt noch nicht abgefühtt habe. Uebrigens wisse er nicht, witto. falls dein Reiche ein Kanonenboot geschenkt werde, die Marineverwaltung veipflichtet sein sollte. «S abznlebnen. Von einem von Äebel be haupteten umfangreichen Bruch von Spanten beim Kreuzer „Fürst Bismarck" sei ihm nichts bekannt. Auf eine fernere Beschwerde des Abg. Molkenduhr erklärt es der Staatssekretär iür selbstverständlich, daß bei der Saiml. Marine Boot-Übungen zur Adschwächung der Folgen von Unfällen stattsinden. wenn auch davon nicht viel ge redet werde: daß bei der Marine schwerere Unfälle vottämen, als bei der Handelsflotte, sei erklärsich, denn auf den Schiffen der Marine leien die Beiatzungen stärker. Gegen die Brandung sei natürlich kein Kraut gewachsen, es sei eben nicht immer mehr möglich. Boote auSzuietzen. Jedenfalls hätten in allen Fällen die Schisfskommandanten ihre Schuldigkeit aethan, auch im Falle der „Gneiienau" bei Malaga. — Abg. Bebel <Soz.> glaubt kon- statiren zu können, daß auch nach Ansicht der Mattneverwnltung das Fleischschauaesetz nur bezwecke, die Konkurrenz ausländischer Konserven zu beseitigen, denn die Marineverwaltung habe noch wenige Monate nach Erlaß des Gesetzes bis zum Inkrafttreten desselben große Vorräthe ausländischer Konserven angeknuft. — Abg. Molke»buhr (Soz.) bleibt dabei, daß die Unfälle bei unserer Marine besonders schwer seien, auch bei der Gneiiennu- Katastrophe sei nicht genug geschehe», der Kapitän habe nicht ein mal nnbesvhlen. daß die Matrosen sich in die Masten retten sollen. — Staatssekretär v. Tirpitz: Wir haben schon schwere Unfälle erlebt, bei denen kein Mann verloren ging. Auch beim „Gneisenau" sind von 4M Mann Besatzung 420 gerettet worden, das ist doch ein nicht ungünstiges Verhältniß. Daß 4M Mann schweier ru retten sind als etwa nur 20. daS liegt doch klar aus der Hand. Der Kapitän des „Gneiienau" hat mir deshalb den Matrosen nicht befohlen, in die Masten zu klettern, weil die Masten jeden Augenblick über Bord gehen konnten. — Ilbg. Graf Klinckow - ström (kons.) dankt dem Staatssekretär sur die prompte Einstellung des Bezugs ausländischer Konserven. Daß noch vor Inkrafttreten des Geleges Ankäufe solcher Konserven erfolgt seien, sei hinreichend dadurch erklärt, daß es sich damals uni die Notdwendigkeit rascher Versorgung zum Auslaufen nach China bestimmter Schiffe ge handelt habe. — Der Titel „Staatssekretär" wird genehmigt, ebenso das ganze Ordinarium. Bei den einmaligen Ausgaben hat die Kommission an den Forderungen für das Linienschiff „Wittels- bacb", dritte Rate. 24MM Mk. abgesetzt. — Referent M üller- Amenka. Die Kommission schlägt daher eine Resolutton dabin vor, der Reichskanzler wolle in Erwägung ziehen, ob sich nicht im In teresse der Erwarniß die Einrichtung eines Panzerplattenwerkes auf Kotten des Reiches empfiehlt. — Staatssekretär v. Tirpitz: Meine Herren I Ich habe Ihnen mitzutheilen, daß die Firma Kiuvv uns angeboten hat, für den Fall eines aus längere Zeit ge sicherten Jahresbedarfs von 0000 Tonnen uns den Panzerplatten preis um 150 Mk. herabzusetzen. Es ist das jedenfalls ein solches Entgegenkommen der Firma, daß wir dabei wohl nicht mehr zu kur; kommen. Der Unterschied zwischen dem Preise, der uns bisher abgefordert worden ist. und dem Preise, den die Vereinigten Staaten zahlen, beträgt auch keineswegs 4M Mk., sondern loco Essen nur 2M Mk. lLachen links und beim Centrum: Rufe: N ur WO Mk. ?i Ich habe auch die Hoffnung, daß bei weiteren Verhandlungen der Preis noch weiter herabgesetzt werden wird, so daß die Panzerplatten sich hoffentlich in Zukunft für uns nicht höher stellen werden, als für Amerika. Wenn Krupp früher >o Hobe Preise gefordert, so bat das hauptsächlich gelegen an der Unsicherheit in Bezug ans den Umfang der Bestellungen. Bei den außerordentlich hohen Kosten des Werkes bedurfte dasselbe auch einer außerordentlich hoben Amortisation. Dieser Grund fällt nun jetzt angesichts der Beschlüsse des Hauses vom Vorjahre fort. — Adg. Müller-Fulda führt noch aus, angesichts solcher Aus beutung habe das Reich alle Veranlassung, sich zu wehren durch Errichtung eines eigenen Panzervlattenwerkes, wie eS auch sonst eigene Wettstätten für den militärischen Bedarf und für den Marinebedarf besitze. — Hierauf wird der Titel mit dem von der Kommission beantragten Abstrich von 2 4M OM Mk. genehmigt und sodann mit allen Stimmen gegen die des Abg. v. Kardorff. die von der Kommission beantragte Resolution angenommen. Obnc weitere Debatte wird der Rest der einmaligen Ausgaben mit den zwei von der Kommission vorgeschlagenen Abstrichen sje 1 Mill. bei dem Kieler Trockendock, fünfte Rate, sowie bei der Forderung iür ein Bassin und SchiffsliegevlStze in Danzig) angenommen. Damit ist der Marineetat erledigt. — Morgen 2 Uhr: Unfall- sürsorgegesetz für militärische Beamte, sowie einige kleine Vorlagen. — Schluß der heutigen Sitzung: 2V« Ubr. Berlin. (Priv-Tel). In der Bndgetkommissi on des Reichstags wurde heute die Berathung des Kolonialetats fort gesetzt. Bei dem Etat für das südafrikanische Schutzgebiet erklärt Kolonialdirektor Dr. Stübel, er sei vom Kaiser ermächtigt, Folgen des m.tzutheilen: Prinz Arenberg sei vom Kriegsgericht zum Tode verurtheilt, sodann zu 15 Jnhren Zuchthaus begnadigt worden. An Stelle der Zuchthausstrafe sei dann auf dem Wege der Gnade Gesangnißftrafe getreten, auch sei ans Ausstoßung ä»? dem Heere erkannt worden. Arenberg verbüße seine Strafe rm Gefängniß zu Hannover. Ans Anfrage bestätigt Kolonialdirektor Dr. Stübel, daß eingetroffenen Berichten zufolge die Rinderpest im Schutz gebiete ausgebrochen sei. Es liege jedoch kein Gmnd zu der Be fürchtung vor, daß die Pest eine größere Ausdehnung gewinnen könne. Ein Buientreck großen Stils habe bis jetzt nicht statt- gejundcn: cs seien nur einige Familien in die deutsche Kolonie eingewandert. Vor Beendigung des Krieges sei ein größerer Bnrentreck nicht zu erwarten. Auf eine weitere Anfrage wurde regierungsseitig entgegnet, daß die in das Schutzgebiet gekommenen deutschen Mädchen sich fast alle meist nach kurzer Zeit verbcirathet haben. Von ärztlicher Sette werde versichert, daß die Kinder in Südwestakika vortrefflich gedeihen. In den Jahre» 1889—1899 seien inSgeiammt 377 Mannschaften der Schutztruppc im Schutz gebiete geblieben, 90 als Ansiedler, die übrigen als Gewerbe treibende. Berlin. (Priv.-Tel.) Abgeordnetenhaus. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Berathung deS KultuS- etatS bei dem Kapitel „Höhere Lehranstalten" fortgesetzt. Dabei entspann sich eine längere Debatte über die Reform des höheren Schulwesens, worüber Kultusminister Dr. Studt eingehend Mit- theiiung machte. Wefterberathung morgen. Berlin. Ter Kaiser hat wegen der Verwundung die Reise nach Königsberg znr Einweihung der Königin Luisen- Gedächtnißkirche zu seinem Bedauern aiikgcben müssen. Berlin. (Priv.-Tel.) Fcldmattchall Graf Wald er fee beabsichtigt Mitte dieses Monats Tsingtau zu besuchen. Der Aufenthalt daselbst ist auf einige Tage berechnet. — Der deutsche Legationssekretär v. Berger, der die Kriegstage von Peking milmachte, verläßt Peking nächsten Freitag, um seinen Posten als
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