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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.06.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010614027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901061402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901061402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-14
- Monat1901-06
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Dieser Vlatt wird den Lesern von Dresden »nd Umgebung am Tage vorher bereits als öerugrgebilhn Abend-Ausgabe zugcstellt, während Morgen in einer WMErtl» , Mk « : durch d« «oll » Rt. DK.Vrrddver Nachricht«' erschein« iätick die «eeieber in Leetden und der «Schiten Um,ebw>, »o dt» Auira,it»a durch ei,«e Boten «der Kommimonäre rrtolal. erbauen tat Blatt an tboaientaae». die nicht,ut Sonn- »der Keteriaa« tot,«, t» Met rZeilautaad« «den»« und M»«,«»» tuaeüellt. Nür Nückaade einactandter Schritt- ÜtUte keine BerbindlichleU. Nerutvrechantchlud: »«t l «r. U und «r. ros«. lelearamm-Sdreiie: «»«richte» »rrtde». eS die Post-Abonnenten am Gesammtausgabe erholten. Unrei'gen-casif. 1850 NerLag van Kiepsrt, L ReiUrardt. N«' Annakme von Unkündiaun«»» ertolal in der-hauvtacichättrslelle,uid den Nedenonnavmeitellm in Dresden dis Nachnntto,« Slltir Gönn und gcieilags nur Manennranc L» von n die' .r Udr Dic i waMü-Grund- .eite >rn 8 Silben- A> Pta. An >llndi>,un»en aui der Vrivatieitc Zette r-> Pla.. d-e sivaltia« Zette als (iinacnrndl oder aut Lerttcilc so Pta 2>n Nummern nach Sonn und strier laaen I bee Sivaitiae Grundierten M. «v b« M »nt, >» Pia. nach dewriderenr Lau«. Üludtvüniae Auitraae „nr aeaeu Lorausdriadtuna. BitilldtaUn werden um m Pi», berechnet. HvllL, LIOvIUULIM 1 Ov. mit! IlepWteckii« äer üklll8LÜ6ll ?r»xer8trrll8e 2. Lodert LSdmo juo. Lloiäorstotto i» «r^ter stizmiii. KvorxpIrtL 16. Vr. 163. -pMl: Äieueste Drahtberichte. Illumination im AuSstelluugsparkk. Bürgerverein für Neu- und Antonstadt. Schwurgericht ..Deboray." Berliner Leben. Neueste Drahtmeldungen vom 13. Juni. Kiel. Der Kaiser empfing gestern Kalan vom Hose-Pascha. Zur gestrigen Frühstückstasel war mich der brasilianische Kapitän Ton Jolö Pvrmio de Susa Lopo geladen. Am späteren Abend sab der Kaiser an Bord der ..Hoben,allem" den Prinzen Heinrich, Admiral v. Köster und Staatssekretär v. Tilpik bei sich. Heule Morgen börte der Kaiser die Borträge der beiden Kabinetschess. Prinz Heinrich stattete einen Besuch auf der..Hobenzollern" ab. Der Kaiser gedenkt beute Abend s(> Ukr abnireffrn und morgen früh 5.25 Nbr aus dem Tempelhoser Felde einzutreffen, um Kavalleriebesichtigungeil vor,»nehmen. Hamburg. Die Nachricht des New-Norker „Cowmercial Advertiser". daß die Unterhandlunge» zwischen der Atchlion Topeka and Santa FL-Eiienbahn und der Hamburg-Amerika- Linle abgebrochen seien, wird von hiesiger zuständiger Seile für unwakr erklärt. WilbelmShaven. Der Dampfer ,. Andalusia " mit 500 aus China heimkebrcnden Offizieren »nd Mannschaften der Seebataillone ist heute Mittag an' der Rhede eingetwfien Eisenach. Der Student Will» Wohlfahrt ans Leipzig hat sich beute früh nahe der Rcutervilla mit einem Revolver er schossen. In seinen Taschen befanden sich ein Zehnpsennigstück und ein Champagnerbrecher. Posen. Der Kriminalpolizei gelang die Verhaftung der Mörder dcS am Sonntag Abend am Eichtvaldthor ermordeten Soldaten; es sind zwei polnische Arbeiter. Szafranski und KoSzlicki. St. Wendel. Bei der Reich stagsstichwa hl im Wahlkreise Ottweller—St. Wendel erhielt Geh. Bergrath Putze «nat.-lib > 15724 Stimmen. Fuchs <C.) 14 952 Stimmen. Es zer splitterten sich 107 Stimmen. Pritze ist somit gewählt. Prag. Ter Kaiser empfing heute Vormittag zahlreiche Deputationen, darunter eine Deputation des Adels und der Geist lichkeit. beide unter Führung des Kardinals Freiherrn v. Skrbenskn. und eine solche des Landesausschusses. geführt vom Oberlandmarichall Fürsten Lobkowitz. sowie eine solche der Prager Stadtvkrtrelung unter Führung des Bürgermeisters. Auf die Huldigungsankvrach« des Kardinals bei dem Empfange des Klerus erwiderte der Kaiser in czechikcher Sprache, er nehme die von Sr. Eminenz Namens des Klerus Böhmens abgegebene Versicherung der Treue und Anhänglichkeit mit Tank und Befriedigung entgegen, und fuhr deutsch fort: Ich bin von der Lauterkeit Ihrer dvnastischen und patrio tischen Gefühle überzeugt. Seren Sie versichert, daß die Interessen der katholischen Kirche in Mir stets einen warmen Förderer finden erden. Aus die Ansprache des Kardinals bei dem Empfange der Deputation des Adels antwortete der Kalter in deutscher Sprache: Ich spreche dem Adel Böbincns für diese lvnale Kundgebung Meinen herzlichste» Dank au», und fubr hieraus crechisib fort: Gern halte Ick Mich überzeugt, da» der Adel eine feste Stütze für den Thron und das Reich ist und bleibe» wird. Wien. Das .Fremdenblatt" widmet dem Telegramm des Kaisers an den Grasen Waldcrsee einen besonder» warm- aekallenen Leitartikel, in dem es u. A. sagt, Gras Waldersee stebe bei unterem Kaiser seit Langem iin Anteben. und die ehrende Depesche sei ein neuer vor aller Welt abgegebener Beweis, wie hoch unser Monarch ihn schätzt. Gras Waldm'ce ging mit so viel Umsicht vor. daß nirgends, auch nur vorübergehend, eine Gefährd ung oder Stockung eintrat. Vor Allem aber entfaltete er Klugheit! und Takt, die seine Berufung zu der in ihrer Art einzigen Stell- ! u»a auf das Glänzendste rechtfertigten- Die Anerkennung, die! unser Kaiser ihm spendete, ist alio nicht nur ein höchst auszcick- nendes Kompliment für d/n verdienten Generalseldmarschall.! sondern zugleich ein neues Zeichen der freundschaftliche» Gefühle für Kaiser Wilhelm und das Deutsche Reich. Das Blatt lcvließt: Walderste war der Träger einer internationalen und natiVialen bedeutungsvollen Mission. Er entledigte sich ihrer so, wie es von diesem hervorragenden General zu erwarten stand. Wien. Die aus Berlin verschwundene Margarethe Stiirtz wurde von der Polizei in einem hiesigen Hotel ermittelt. Nachdem man ihr den Roth ertheilte, zu ihren Angekönaen zurück- zuarhrn. da ihre Mutter im Sterben liege, hat sie das Hole! unter Zurücklassung ihrer Effekten verlassen, ohne anzugcben, wohin sic sich wenden würde Wien. Der Beginn der Arbeiten für den Bau der Tauernbahn ist für die zweite Hälfte dieses Monats fest gesetzt. Tie Leitung der Arbeiten liegt in den Händen des Sektionschefs Wurms. Zunächst werden die Sprengarbeiten an den grosien Tunnels, nämlich dem Bärengrabentunnel «Kara Wankens, dem Tauernscheidetunnel lMallnitzer Tauen» und dem Poßruck-Tunnel lPvhrnbahn) in Angriff genommen. Marburg «Draus. Das hiesige Schwurgericht vcr- urth eilte den Bauer Bratuicka, weicher seine leibliche Tochter ermordet, zerstückelt, gebraten und von dem Fleische gegessen batte, zum Tode durch den Strang und dessen Ehefrau wegen Beihilfe zu:l Jabren schweren Kerker. Brüssel. FrauBotha wird einige Tage hier verweilen und sich dann zum Präsidenten Krüger nach Holland begeben. London. Ter Standard meldet aus Shanghai: Ein kaiserlicher Erlast wurde veröffentlicht, wodurch die Aushebung einer kaiserlichen Eisenbahn-Schutz wache angeordnet wird London. Der.Standard" berichtet aus Shanghai: Tic Mission Prinz Tschn », die nach Deutschland entiandt ist. um das Bedauern des Koffers van China über dir Ermordung des deutschen Gesandten auszusprechen, wird Peking wahrscheinlich Ende Juni verlassen: Tschangkenmao werde hierbei als oberster Sekretär siingiren. Heising sors. In einem Waarenlager in der Vorstadt Skatudden brach Feuer aus, durch welches ein Schaden von mehr als 300000 Mk. verursacht wurde. Konstantinopel. Ein kaiserliches Jrade weist die türki schen Delegirten au. die Verhandlungen über die Handels konventionen mit Rumänien. Serbien und Griechenland so rasch wie möglich zum Abschluß zu bringen. Tokio. Der deutsche Gesandte gab zu Ekreu des Grafen Waldersee ein Frühstück, an dem die kaiserlichen Prinzen, die Mitglieder des Kabinets und verschiedene Staatsmänner thcil- nabmen. Der deutsche Gesandte brachte einen Trinkipruch auf den Kaiser von Japan aus. den Prinz Fusckimi mit einem solchen aus den Deutschen Kaiser erwiderte. Graf Waldersee brachte ei» Hoch auf die japanische Armee aus, über die er sich in höchst an erkennender Weise aussprach Pretoria. Reuters Bureau meldet: Au der Grenze von Swaziland ivurden 20 Buren gefangen genommen, darunter der Bruder von Schalk Burger. Philippovel. Wie aus Konstantinovel gemeldet wird, hat der türkische Arzt, der sich aus das französische StatioiiSichiff „Monctte" geflüchtet hatte, an Bord des französischen Schiffes „Circasie" Konslantinovel verlassen. Bomba ». Der Mo »s u n hat begonnen. Kreitilli» 14. Juni 11)61. Im lausenden Jahre haben im 2. und 3. Wahlkreise der Stadt Dresden Neuwahlen für die Zweite Ko m m e r der Ständevenammlung staitzusinden. Die Listen der bei diesen Wahlen slimmbercchligle» Urwähler liegen vom Sonnabend den 15. Juni bis mit Freitag den 2l. Juni im Altstädtcr Nathhause. Allmacht Nr. 1. 1. Obergeichvß. Zimmer 10 und zwar an den Wochentagen Vormittags von 9 bis 1 Uhr und Nachmittags vo» 4 bis 7 llhr, am Sonntag den l»>. Juni Vormittags von 1l bis I llhr und Nachmittags von 1 bis 6 Uhr zur Einsichtnahme der Bclheiligteii aus. Woltt's Tel. Bur. meldet aus Stockholm: Ter Minister des Aeustere» hat den s ch w ed i! ch -» o r w c g i s ch c n G cn cra l konsul Horn und den VicckonsuI Klötzer in Dresden, bisherige Direktoren der Creditanstalt für Industrie und Handel, von ihren Acmtern suspendirt. —* Die Ansammlungen vor dem Bankgcbäudc der Credit- aiistalt haben heute aufgehvrt. ebenso wie der Zudrang zu den Kaffen nur noch ein geringsiigiger ist. Die Einlagen mit täglicher Kündigung sind nahezu vollständig zur Abhebung gelang! und an- standslos ausgezahlt worden. —* Ruthe und Stock sind von icher die. geiurchtctcu Abzeichen des Lehrerberuses gewesen und zwar nicht blost des Lehrers für Anfänger im Lesen und Schreiben, sondern auch des Mcffters de, treten Künste. So sind auf den ältesten Holzschnitten Albertus Magnus, Thomas v. Armin u. A. meist mit dem Zeichen ihre. Würde, der Ruthe, dargestcllt. Ohne Furcht und Schläge war. dieser Gedanke liegt ja wohl jener Sitte zn Grunde, eben Zucht und Erziehung ein Ding der Unmöglichkeit. Um nun bei de, Erziehung von Prinzen und fürstlichen Kindern cincueits die Disziplin zu wahren, andercrieits aber ebenso die geheiligte Person des zukünftigen Herrschers zn rcspcktirc». wurde an cm zelnen Höfen zu Aushilfsmiltcln gegriffen. Ei» solche» war z. B der sogenannte Prügelknabe, der stellvertretend für die Misiethatcn des jugendlichen Serenissimus die leiblichen Strascn zu ertragen hatte, dafür aber als dessen Spielgejcllc und später als hoher Staatsbeamter reichlich belohnt wurde. Eine andere Art der Strafanwendung bei den fürstlichen Wildlinge» war die paar,-, in slügio. Im jüngsten Heft der Mittbeilimge» der Gesellschaft iür deutsche Erriehungs- und Schulgeichichtc veröffentlicht Pro». Dr I. Bach-München aus einem in der Dresdner Hof- und Sloais- Ribliothek ausbewahrten Büchlein eine Reihe von Abbildungen, > in denen ein prinzlichcr „Dcliguciit" am kurt ü r st l ich - j ä ch «s i t ch e n H o f e der Albrrtiner Linie abgemalt ist. Das erwähnte ! Büchlein führt die Aufschrift: „Ditz Buch ist das Schwarze OcrtlicheL und Sächsisches. Dresden. 13. Juni. —* Tie Fürstin zu 2 tollbcrg Wcrnigcrndc be suchte dos Musikinstrumeuten-Magazin von Wilh. Graedncr. Waffcnhausstr. 15. und bewirkte daielvst mehrere Einkäufe. Register genennet worden, zur Zeit als der Churiürst Johann Georg der Erste in feiner Jugcndt scharff gehalten, so o>>t Er was Vbels begangen undt nicht lerne» wolle», ist er darinnen ab gemnhlet wvroen." Die neuen in dem Büchlein einhaltenen Bilder stellen ebenso viele dem Grad der Delikte nrrgevnßte stufenweise Strafurteil dar. Nr. 1 kündet die Strafe au r» der Form eines von zwei Hasen getragene» WapvenS. gut dein die Ruthe in zwei facher Weise angebracht ist. Nr 2 kündigt die Strafprozedur an: bei dir. 3 wird der Schuldige zur Strafvollziehung an die Thur geführt: aus Bild Nr. l wird er on den Haaren gezogen, ans Nr. 5 ist ihm dic R,itbe angehängt. bei Nr. «i trägt er die Rutbe ans deni Rücken, ans Nr. 7 steht er unmittelbar vor der Züchtigung, bei Nr. 8 ist er on de» Ofen geicsselt, und Nr. 9 bringt die pein liche Avplikation der Ruthe selbst. — * Im städtischen A usstcllnugsparlc fand geiler» Abend die erste grotzc Illumination statt, deren Aussiwrung. wie, schon Erwähnt, in den Händen der Ncw-sfforker Firma James Pain u. SonS lag. Wen» auch der Himmel, ic mehr der Abend hereinbrach, eine immer uiifrcitudlichcr werdende Miene ausstccktc und schwere schwarze Regenwolken ihn bedeckten. >o blieb doch glücklicher Weise das für eine Illumination geradezu Vernichtung bedeutende Nah aus. Schon mit beginnender Dämmerung waren Kunst nnd Wissenschaft. 1*.Mutter Landstraße" von Wilhelm Schmidt und .Hockenjos" von Jakob Wassermann, dic Freitag, den 14. Juni, in Gegenwart der Dichter ihre Erstaufführungen im König!. Schauspiel Hause erleben, sind, wie nochmals mit- getbcilt sei. folgendermaßen besetzt. „Mutter Landstraße": Johannes Witting: Herr Diene: Hans: Herr Franz: Gertmd; Frl. Pölitz: Sophie Witting: Frl. Serda: ein Spielmann: Herr Winds: der Student: Herr Gebühr: der Kappenmacher: Herr Reut: eine Magd: Frau Firlc; zweite Magd: Frl. v. Pindo: «in Knecht: Herr Grosse. — .Hockenios": Hockenjos: Herr Frobos«: Karinkel: Herr Gun;, Mette»schlcicher: Herr Rens: Bienemann: Herr Gebühr: Hannemann: Herr Eggerth: Schnabelweid: Herr Walther: Meier: Herr Grosse: Börne: Herr Bauer: Frau Hockenjos: Frl. Schendler: Helene Hockenjos: Frl. Müller: Frau Hannemann: Frau Wolfs; Frau Borne: Frau Hilde brandt : Frau BalmeSberger: Frau Firle: Abendroth: Herr Hufs. s-* Nesidcn,kl,enter. Das au künstlerischen Anregungen der verschiedensten Art so reiche Land rock-Ga st spiel geht zu Ende: gestern spielte die Wiener Tragödin die Titelrolle m Mosenthal's » Deborah ". in der sie heute »och einmal aus treten wird, uni sich morgen als Magda in Sudermann's .Heimath" von unserem Publikum zu verabschieden. Was die Darstellung des Stückes, das den Namen seines Autors wie kein zweites Werk seiner Feder populär gemacht hat. und das bis tief rn die siebziger Jahre hinein das am meisten gegebene ..Judcn- stück" der deutschen Bühne war, heute vielleicht noch erträglich machen kann, die interessante Ausgestaltung der Titelrolle, — in diesem Zeichen erfocht sich der alte Mosenthal unter Frau Sandrock's Fahne auch gestern noch einen verwäteten Sieg. Aber es war doch nur rin Pvnhussieg, der das Leben des Deborahdichtcrs auf den weltbedeuteiidcn Brettern kaum verlängern oder gar in ein freud volles Dasein wandeln dürste, das ihm der Geschmack unserer Zeit längst abgcsvrvchen bat. Die Vorzüge des VolkSstückes. dem selbst ein Dingelstedt noch nachrnbmcn konnte, daß in ihm Stofs und Stimmung des Dichters, allgemeine Richtung der Zeit und be sondere Bühnenziistände, ErsuiideneS und Wahres ziindend aus- einanderplatzcit, werden uns kaum noch bewußt, wir sehen heute nur die grobe, fadenscheinige Jntrigue. die unsichere, in ihren ge schraubten pivchologischen Voraussetzungen bisweil-u geradezu uu- mögliche Zeichnung der einzelnen Chnraktere und die lose Komposition, die an die drei ersten Akte einige epilogartigr Schlußscrnen hängt, denen man allzu deutlich die kompromißartige Absicht anmerkt. Der schlaue Moienthal, auch hierin ein echter Hebräer, wollte weder Christ noch Jude verletzen und rückt darum hier plötzlich das pole mische Charakterbild in das mildenwe Licht der idyllischen Dorf- «tWA die durch Auerbach ja gmügrnd beim dentjchen Leser und Thcaterpnblikum occreditirt war. Das Alles aber hätte dem Stück keinen Theaterersolg über die ersten zehn oder zwanzig Jahre seines Erdendaseins hinaus verschafft, wenn nicht seine Titelrolle ein Paradescld sür alle Heroinen der Wolterzeit gewesen wäre. Ter Rolle allein ist es auch zu danken, daß das Schauspiel, nachdem cs zehn Jahre lang auf dem äußeren Burghöfe antichambriren mußte, doch noch in das Kaffcrl. König! Hosburgthealer siegreich einzog Freilich das Aeußerliche, das Theatralische, was den, Drama anhaftct. steckt auch in der Titelsigur: es ist zu viel leeres Pathos in den donneniden Flüchen dieser Jüdin, wie in ihrein milde» Verzeihen, mit dem sie sich von dem n. t. Publikum verabschiedet. Einer starken schauspielerischen Intelligenz, einer Künstlerin von ausgesprochener Persönlichkeit, die leicht zu Exentricitäten in der Bethätigung eines raeigen Temperaments neigt, wird trotz alledem die Rolle ab und zu auch heute noch einen prächtigen Rahmen bieten, der sich überdies nach jeder Richtung hin beliebig erweitern läßt, ohne daß litterarffchc Gcmiither dadurch irgendwie verletzt werden. Dieses Vorrecht nahm Iran Sandrock gestern Abend übrigens nicht allzu sehr siir sich in Anspruch. Sic spielte die Rolle in den ersten beiden Akten zwar mit beträchtlichem Aufwand stimmlicher und miniffcher Mitcl, hielt aber einen gewissen Stil in der charakteristischen Linie inne und suchte nach Möglichkeit den schmetternden Timdc» von allgemeiner und besonderer Menschen liebe wenigstcns de» Schein überzeugender Innerlichkeit zu geben. Den Höhepunkt ihrer Leistung bedeutete selbstverständlich oer dritte Akt mit seiner .berühmten" Kircheiisecne, in die der Dichter so ziem lich Alles hinein gepackt hat. was an ekstatischer Leidenschaft sür eine Heroincnrolle aufzubringen war. Hier ließ die Künstlerin ihrem Temperament voll dic Zügel ichieße», sprach den Fluch übcr Joicph und sein Haus mit wahrer Donnerstimme und erfüllte die Atti tüde der beleidigten Rachegöttin mit hinreißendem Feuer, io daß schon als rein physische Krastleistung diese «Scene die »achdrück lichste Anerkennung verdient, wie sie sich gestern Abend in rauschendem Beifall bei offener Scene äußerlich dokumentirtc. Sehr glücklich betonle im letzten Akt Frau Sandrock die müde Resignation — allem Anscheine »ach eine Svezialitä! der Künstlerin — in dem Wesen der Abschied nehmende» Deborah. das der Dichter ziemlich »uvcriiilttelt in ein sanftes, mildes Licht zu tgucben für gut findet. — Neben der Titelpartie treten alle übrigen Rollen des Stückes »ach Wesen nnd Umsang zurück. StHSker hcrvorthun kann sich nur der Spieler des Joseph, wenn er über einiges Temverament nnd rhetorische Mittel wie Hen Reiter verfügt. Die übrigen, »och belangvolleren schauspielerischen Aufgaben, die den Damen Kronthal und Hilpert, den Herren Friese und Janda übertragen waren, sind nur von episodischer Bedeut ung. Das Publikum zeichnete alle Mitwirkenden mit der gleichen Aufmerksamkeit ans: Fra» «Sandrock wurde an den Aktschlüssen laut aes«Ht. A. Wolfs. . Berliner Leben. 1-. Berlin. 12. Juni. Kaum ist die sommerliche Renczeit angebrochen, jo cnchcin! auch alsbald die Tienstbokeniragc wieder auf der öncnllichen Tagesordnung. Ter äußere und innere Zuiammcnhang ist daun verkcnnbnr. Wenn dic Herrschaften ans Reffen gehen, habe» die Dienstboten — Verzeihung' es muß modern heißen: dic Dienst angestellten Zeit, die Volksversammlungen zu heffichc». in denen cs sich der italiviialsozialc Rufer im Streit. Herr v Gerlacb. an gelegen icin läßt, dic verdammte Zufriedenheit den Dienstboten anszntrrihen. Herr v. Gerlach bestreitet allerdings, sich w aus gedrückt zu haben. Er will nur gesagt habe»: ..Leute, die sich in uuw ürd i gc n V c rh ä l tiiiss e n zufrieden fühlen, damit nn zufrieden zu machen, ist die verdammte Pflicht nnd Schuldigkeit jedes anständigen Menschen." "Nun. das kämmt ia schließlich aus dasselbe hinaus. Es fragt sich eben um. was man „nntci nn würdigen Verhältnissen" versieht. Daß es auch in Berlin schlechte Dienstherrschaften giebt, die ihre Dienstboten nnwüldia behandeln und übermäßig anstrengen, kann und soll natürlich nicht geleugnet werde». Lauter Engel giebt cs auf Erden bielleicht mir in der nationalsoziale» Partei. Aber jeder Kenner der hiesigen Verhalt nissc wird unbedingt zugeben. daß die Zahl der schlechten Herr schäften verschwindend Nein ist im Verhältnis; zn den hiesigen schlechten Dienstboten. Faul, nergiiügiiiigssüchtig. iin;»ve>länig nnd anspruchsvoll — so müßte in etwa .">«« von 100 Fällen das Zcugniß lauten, wen» es wahrlieitsgemäß ausgestellt werden sollte. Aber eine Hausfrau versuche nur einmal in solcher Wcffe siir den niiSgestaiidenc» Acrger und den erlittenen Schaden im Dienstbuch zn gnittireii. Sic dan dann sicher sein, alsbald den Bemch eine- -LchutzmaitiikS ;n erhalten, der ihr klar machen wird, daß sie nicht berechtigt sei, einem Tienstmädche» ein Zeugnis; ansznslellen, das die Erlangung einer neuen Stelle unmöglich mache oder wesentlich erschwere. Es ist ein Jrrilmm. niizunelnnen, das; die Polizei hier grundsätzlich ans der Seile der Herrschaften gegen die Dienstboten stehe. Eher ist das Gegentheil der Fall' Wer nicht ganz he stiiiiiiite, eventuell gerichtlich zu erweisende Thatsachen oiisiihreu kann, ist Nicht berechtigt, davon etwas im Zengiiiß zn erwähnen. Die Polizei geht dabei von einem ganz richtigen Standpunkt ans. Je leichter und verlockender es hier für ei» junges Dienstmädchen ist. einen unsittlichen Lebenswandel anzufangc», desto gewissen hafter sorgt sie dafür, daß ibm dazu durch eine Erschwerung des anständigen Fortkommens kein Vorwand geboten werde. Das ist an sich ganz zn billige,!, wenn es auch an der Kehrseite nicht fehlt. Die nielsten Zeugnisse sind infolgedessen so farblos wie möglich gehalten. Man sindct als Grund des DicnftaustrittS fast immer die fcsistcbendc Redensart: „VcrftidminL-dalhcr."^Darunter kann
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