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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.07.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010705028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901070502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-05
- Monat1901-07
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Diese* Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit« al* öerugrgebüdr: Aden-- Ausgabe zugestellt, während Morgen m einer WtuieliLlirli» - M «s Dt« ; »ur<t die Dok 3 M«. DI» „Dr»»dn«Naa>U»len' erich»,»»» ,s,U» Mir,«»»: d>» B»t>el>»r n> Dretten »nd der nLSiuen Uniaevun«. wo l>I« .-iutraaima durch ki,en»Bonn od«r kommiilionar« »riol,«. erdal»»n t«3 Blait q> Woa««,»»»»». di« nicht <mi Lon»< oder per» «na,» iotaen. V, twr> TüeilL»3«adc!i «3»»»» mit «»»3»»« tULtilllU. Nkr Nückaab« rinaelandier SchNN- Mte lein« vrrbtudlichkN. V«r»l»r«L»»l»lotz: ««tl «r. U und wr. «w«. r«I«ara»m.»dreiie: «»chrlchte» Lre»de«. e* die Post-Abonnenten a« GesammtauSgabe erhalten. Anreizen-tanf. Keg^LLrLSel 18LS Verlas von Liepsci, L Reict,ardt. D>» ANNLÜM» von ilnvind,,«,«»» »ttolst in der üiuwtaeiMiitiiÄ» und d»» Nkbenamiakmeilollen ,n Dredd-n dn> ilicudmittoss r Mir «von» »»-> ftku-rlass nur Marnnmone von ii o>2« '.I Uin Di» l wall»» Grund »«>«' cca. « «Liibeio 2« Di». A». iuudiauiigcn aus d»i Pnvannl» 25 L»g.« die Livattto» ,4ki«k a!4 .LmoellUidt' oder <»,« LklNk««« bv Dia. «1» Nummer» noch Loim und Jen, la^en I dk, Lwalnar Gniud.nleu uo. 40 de«. « und so Diu. nach besonderen, Tain. Au«n>Stti,t Auirräae nur aeaen Lorauodeäaliluii,. Älikgdlatter werde» mii w Di», berrchu«. Alvur, Vlovdmruw L vo. m,.! vtzs »«Mi iß« «!«>' ÜLN tsodvll Lau d I'rsxer ztr« 2. kodvrl SSIullv jlw. LLMvrnlottv m x» ter 4iiMit>tI vor »rxpls Iris. ÜAH» 1 Neueste Drahtberichte. Lotteriedarlehnskciisc und Leipziger Bank, 74iä!>ngeS Jubiläum der Firma Ang Leonhaldi. je**» Heidelbeersammeln. Publikum und Eisenbahn. ! Freitag, 5. Auli 1901. Neueste Drahtmeldungen vom 4 Juli. Kassel. Die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Leipziger Bank und der Trebertrocknungsgesellschast sind seitens der ersteren abgebrochen worden, und der Konkurs über das Vermögen der Akticn - Gesellschaft für Trebertrvck- nung ist Mittags eröffnet worden. Zum Konkursverwalter wurde Justizrath Fries ernannt. Gene aldirektor Schmidt wird vermißt. Der Vorsitzende des Aufsichtsratks Hermann Sumpf wurde verhaftet. Direktor Bollmann ist aus der Direktion ausgeschiedcn. Werdau. Die Flechjigu. Vohlc - Wcrke ffAkt -Ges.) haben deute Konkurs angemeldet. Gotha. Der Superintendent Müller in Grüsentonna ist über seine Verluste an der Leipziger Bank irrsinnig ge worden. Er mußte in eine Heilanstalt verbracht werden. Hannover Die in Misburg bei Hannover gelegene alte Spritfabrik von Kraul u. Wilkening brannte nieder. Ter Schaden wird auf 200000 Mk. veranschlagt. !> r Millionen Liter Spiritus blieben vom Brand verschont, man vermuthet Brand stiftung. da vor 14 Tagen bereits ein Brand auskam Bremen Der Begründer der egyptischen Tabaks und Ciaarettensabrik Leopold Engelhard in Kairo erschoß sich aus unbekannten Gründen in seinem Comptoir Stuttgart. Die Regierung errichtet an der Kunstgewerbe eine Lehr- und chswcrkstätte nach dem Muster der Münchner Werkstättc. Ludwigsyasen. Mit dein l. Juli ist auf den pfälzischen Bahnen die 4 5 tägigc Giltigkeit der Rückfahrkarten im Lokal-, Wechsel-, Verbands- und Durchgangs-Personenverkehr ein geführt worden. Nordernep. Reichskanzler GrafBülow ist in Begleit ung mehrerer Beamten hier eingelrosten und in der Villa Wedel abgestiegen. Baris. Tie Union Sund reale veranstaltete gestern Abend in der Arbeiterbörsc eine Versammlung. Tue Polizei ließ die im Saale aufgehängtcn rothen Fahnen, sowie eine Tafel mit der Inschrift: Krieg dem Kriege! entfernen. Es kam infolgedessen zu einer Schlägerei, wobei Fensterscheiben und Bänke im Saale zertrümmert und die Polizisten von den Arbeitern mit Holzstücken beworfen wurden. Die Versammlung nahm schließlich eine Re solution an, in der gegen das Vorgehen der Polizei Einspruch er hoben und der Absicht, den Krieg zu bekämpfen, Ausdruck ge geben. sowie allen Arbeitern die Sympathie der Versammlung versichert wird, da olle Menschen, gleichviel ob Chinese», Mada gassen oder Buren. Brüder seien. Tic Resolution fordert schließ lich die Arbeiter aus. im Falle einer Kriegserklärung allgemein sich zu weigern, die Waffen zu ergreifen. In einer anderen Versamm lang, wo der Gcmemdcratb Rechenschaft über 'ein Mandar ab legte, kam es ebenfalls zu heftigen Zusammenstößen, wobei zahl reiche Personen verletzt wurden. Paris. Tie Blätter heben mit großer Befriedigung die Leistungen de? Unterseeboote s „Gustave Csds" hervor, das in 21 Stunden ungesehen die Fahrt von Toulon nach Afaccio unternahm, gegen da? Admiralsschiff einen und allen Verfolgungen sich entziehen kannte. Rom. Der Advokat Afano ermordete leine 23jährige Geliebte Giujeppina Ebiarra aus Eifersucht aus offener Straße. Antwerpen. Ein Haufe van Vagabunden, etwa 100 an der Zahl, griff in einen« der bevölkertsten Stadttheile mehrere Voltzeiagentcn an und verwundete sie schwer. Erst nachdem die Polizei Verstärkungen erhalten hatte, konnten 20 Personen »ach einem heftigen Kampfe verhaftet werden. Drei von den Angreifern wurden schwer verwundet. Seit 14 Tagen ist dieses das «weite derartige Vorkommuiß Madrid Kammer. Silvcla tadelt die Hindernisse, die in Valencia von der Bevölkerung der Abhaltung der Jubetjahrseier entgegengesetzt wurden Jbruncz antwortete, die Liberalen hätten den Prozess«,men die Lichtung entgegengebracht, io lange sic einen rcin religiösen Charakter gehabt hätten. Tic Klerikalen seien sorvedo schleuderte anlaßtc die Angelegenheit der Inbelwhrfeier lebhafte Zwischenfälle zwischen den Republikanern und Carlisten. die sich gegenseitig msultirten. Der Präsident konnte nur mit Mühe die Ruhe wiedcr- herstellen Aalborg. Ter dänische Raphta-Schovner „Anna" ist gestern vor Limsjord in die Luft geflogen nachdem die Naphtaladung Feuer gefangen hatte. Ter .Kapitän und ein Mann sind ertrunken, zwei Mann sind schwer verbrannt an Bord des Schiffes ausgcfunden worden. New-Aork. Der oberste Gerichtshof von New-Nork er klärte Arrest aus ein Depot der Leipziger Bank in Höhe von 12900 Dollars zu Gunsten der Firma Schiff n. Bodenheimer, Importeure in New-Uork und Chemnitz. Lertlichcö m,d Sächsisches Dresden, 4. Juli. —* Der Mann, der am Montag den Prinzen Fried rich August in Wachwik belästigte, ist verhaftet worden. —* Herr Minister v. Seydewitz hat dem Rathc cröffnei. daß er die Genehmigung zur Errichtung eines Rcform- gvmnasiums — Gymnasium und Realgymnasium mit gemein samem Unterbau —, das für die Johannstadt in Aussicht genommen ist. ertheilcn werde, falls die städtischen Kollegien dies beantragen würden. —* Ercellenz Hausmarichall v. C arl o w i tz - H a rtitzs ch feierte heute mit seiner Gemahlin aus dem Schloß Haida bei Falkenstein die silberne Hochzeit. Se. Majestät der König über- jandtc dem Jubelpaare ein huldvolles Schreiben. Mittags be gaben sich die Oberbof- und Hoichargen zur Beglückwünschung nach Haida. Zahlreiche Glückwunschschreiben »nd Angebinde liefen dort ein. —* Herr Prof. Tr. Opitz am König!. Gymnasium zu Dresden-Neustadt ist zum Nachfolger des Rektors Tr. Gerth am Gymnasium zu Zwickau ausersehen —* Der Handelskammer Dresden ist vom Staats sekretär des Reichs-Marrne-Amts ein Berzeichniß der in daS Handelsregister des Kaiser!. Gerichts von Kiautschou ein getragenen. sowie der nicht eingetragenen Firmen mir Angabe der Geschäftszweige zugegongen Dasselbe kann in der Kanzlei der Kammer. Ostra-Ällee 9. eingesehen werden. —* In einer Extra-Ausgabe schreibt das tunjervative „Vater land" : „In einem den Zusammenbruch der Leipziger Bank be handelnden. in dir. 327 des „Leipz. Tageblattes" auszugsweise abgedruckten Artikels der „S. Natl. Eorr." wird die Thatsachc, daß die Königs. Stichs. LandeslotteriedarlebnSkasse und damit der sächsische Staatstiskus mit erheblichen Forderungen beim Konkurse der Leipziger Bant betheiligt ist, zu einem pikante» Auspuffe benutzt, welcher Beunruhigung im Lande zu erregen ge eignet ist. Es wird dort unterstellt, daß die sächsische Finanz verwaltung sächsische Rente an die Leipziger Bank überlassen habe, und daran die Betrachtung geknüpft, daß dieser PostciAffcitte nun mehr zur KonkurSmasi'e gehöre, daher der sächsische Staatssiskns wegen der Valuta dafür wtzl gefährdet ericheine Von zuständiger Stelle sind wir zu der Erklärung ermächtigt, daß die Forderungen deS sächsischen Staatssiskns an die Leipziger Bank nicht aus Uebcr- lasiuna von sächsischer Diente hermhren An einer solchen war diese Bank zum letzten Mal im Frühsahr vorigen Jahres bctheiligt, und dieses Geschäft ist bereits im vorigen Jahre völlig abgewickelt worden. Die inngste Rentenbegebung im Februar dieses Jahres ist bekanntlich nicht an das sogenannte Sachsen Konsortium, zu welchem die Leipziger Bank gehörte, sondern an die Deutsche Bank und das von dieser geführte Konsortium erfolgt. Die Forderungen der LottenedarsehnSkaffc an die Leipziger Bank haben lediglich in kurzbesristeken Lombarddarlehen ihren Ursprung, welche sie an diese Bank aus den ihr zur vorübergehenden zinsbaren Anlegung überwiesene» zcstweilig verfügbaren Slaatsgetdern gegen Sicherheit gewährt hat. Sie betragen insgeürmntt 11 Millionen Mark Die Sicherheit dafür ist allerdings nur für cinci« verhältniß- mäßig kleinen Tbeil in vorschriftsmäßiger Weffe durch Hinterlegung von kurshabenden Werthpapicren bestellt worden, deren Realisirnng keine Schwierigkeiten dielet Für rund in Millionen Mark bat sich die LottcnedarlehnSkaffc. entgegen den ihr gegebenen be gnügl, welche allenthalben das Giro der Leipziger Bank wage» und von den verschiedensten Personen und Firmen, unter denen sich auch die Aktiengesellschast für Trebertrocknung und ihre Tochter Institute befinden, acceptirt sind. Dem Konkurse gegenüber steht deni Staatssiskns das Recht aus abgesonderte Bernedung aus diesen Pfändern zu. Daß hierdurch für einen erheblichen Thctl der Forderungen Befriedigung erlangt werden wird, beruht außer Zweifel. Mit den« etwa nicht gedeckten Reste erst tritt der Staatssiskns in die Reihe der nicht bevorrechteten Konkurs gläubiger. In welchem Umfange dies der Fall sein wird, läßt sich jetzt noch nicht übersehen. Auch insoweit aber liegt zur Zeit noch keinerlei Anlaß znr Besürchtung vor Verluste» vor. Um io mehr müssen «vir es bedauern, wenn die Presse, die doch angesichts der Schwere des gewaltigen und in reinen Folgen noch nicht übersehbaren Unglückssalles auf dem wirthichastlichei« Gebiete, wie ihn der Zusammenbruch der Leipziger Bank darstell«, ihre Ausgabe darin erblicken sollte, aus Bewahrung der Ruhe nach Krusten hinzirwirkeii. Artikel wie die Eingangs erwähnten bring«, welche den gcgentheiligen Erfolg haben müssen, indem sic der Befriedigung des ^ensationsbednrsniffes dienen." In der Hanv«- sachc bestätigt das „Vaterland" nrffcrc gestrige Milche«lung. zu de« wir ebenfalls von zuständiger Seite ermächtigt waren. Die „S- Natl. Eorr." kam« es nicht lassen, möglichst off in groß iprechecischer Sensation zu machen und das „Leipz. Tagebl" schöpft auS diesem Wiffcnsborn nur zu gern. - Ein Ereigniß. das «etzt bei dem Zusammenbruch der Lew zigc. Bank in sehr nustcgendcr Webe an die Oeffenlttchkcrt tri:«, erickernt beinahe wie ein Seniationsdroma. Ter Gründer des Bankhauses M. Schic in Dresden, so berichtet die „Dr. Ztg ". «nachte für den Fall seines Todes ein Testament, nach welchem sein bedeutendes Vermögen in Aktien der Lcipzrgcr B >ru k. angelegt werden sollte. Es sei hier gleich eingeschaltet, daß die Leipziger Bank damals als münöelsicher galt. Das Vermögen sollte immer in diesen Papieren liegen bleiben und die Zinsen sollten allein den Erben des Testators übermittelt werden Als der Erblasser starb, zählte seine Familie 3,2 Köpfe. Das Ver mögen sollte sichergestellt blechen, so daß kein Familrenglicd re ff« schlechte Verhältnisse kommen konnte. Für den Fall, daß einmal kein Mitglied der Familie mehr am Leben war, sollte die diesige jüdische Gemeinde das Kapital erhalten und verpflichtet sein, die Zimcn olliälfflich an Arme zu vertbeilen. Der Vorstebe- der Gemeinde, Herr Salzburg, wurde, nachdem die Notenprivi legien der Leipziger Bant aufgehoben wäre», beim Ministerium vorstellig, mit dem Ersuchen, die Bestimmung des Testaments, da- Vermögen in Aktien der Leipziger Bank liegen zu lassen, am znbeben. Dieses Ersuchen wurde aber abschlägig beschieden mii der Motivinmg. a» dem Wunsche des Erblassers könne nichts ge ändert werden. — Herr Vorsteher Salzburg bat dann noch einmal dasselbe Ersuchen an daS Ministerium gerichtet, jedoch mit dem selben negativen Ersolgc. Nach dem Zusammenbruche der Leih ziger Bank ist setzt das große Kapital, das — nachdem tragück»" Weste alle Familieiiglieder des Herrn Schie gestorben waren an die hiesige isracltti'che Gemciiidc übergegangcn war, verlöre«« — Diese wahre Begebenheit, die wie ein Kapitel aus einem Roman klingt, beweist wiederum, daß selbst die Vorsich! des west blickendstcn menschlichen Auges an der Gewalt der Ereignisse Schiffburch erleidet, —' „Als Tankopfer für Unbetheiligtiem an dem Leih ziger Bankbruche" ist dein Planer 71. Hölscher in Leipzig von imgenamster Seite aus der Nicolaigcmeinvc die Summe von 10«D Mk. übergeben worden. —* Am 1. ds. M. feierte die Firma Aug Leonhard«. Dresden, ihr Iffsähriges Bestehen Schon in früher Morgen itundc fanden sich die Familicrim!lgliedc>, Freunde und Bekannten des fetzigen Besitzers de, Firma be« Hern« Prof. Ed Leonhard' in Loschwitz ein. um ihre Glückwünsche darzubnnaen und dem von einer Militärkapelle anSgefiihrten Morgenständchcn zu lamchcn Jin Laufe deS Tages stellten sich der Gcmemdcvorstand von Losch witz. Deputationen der Beamten und Arbeiter anS Dresden. Lolchwip. Bvdcnbach und Schwepnitz ein (von denen nicht weniger als 31 uvcr ein Viertelsahrhimdert und länger «in Dienst der Firm- gestanden haben« zur Beglüctwnnichung und Ucberreichnng eines Albums mit Ansichten de« Fabriken und Photographien dös Pe« Publikum und Eisenbahn. fast Dw Verlängerung der Giltigkeit von Rückfahrkarten in allen Staaten Deutschlands wird von allen Seiten dankbar oe- grüßt und dürfte die Lust anr Reisen bedeutend heben. Eine sehr zeitgemäße Betrachtung angesichts der begonnenen Reisesaison ver öffentlichte dreier Tage im „Hamb. Korr." ein vorzüglicher Be obachter. indem er seine „Erlebnisse aus einer Eiienbahnfahrt von Hamburg nach Kiel" schildert. Ter Bericht deS obenerwälnsten Hamburger Beobachters besagt: „An einem Maffonntaa beschloß ich. zur Auffrischung meiner durch Stubenarbeit angegriffenen körperlichen und geistigen Kräfte, sowie zur Befriedigung meiner Vorliebe für die Entwickelung unserer deutschen Flotte einen Ausflug nach Kiel zu machen. Es hatte in der Nacht geregnet, wovon der Schmutz der Straßen noch Zeugniß gab: aber vic Sonne schien jetzt klar, »nd der Himmel versprach, unterstützt von einem steigenden Barometerstände, einen herrlichen Tag. In fröhlichster Strminung. ohne jegliches Gepäck, wandelte ich nach deni Bahnhof am Klosterthor in der schlauen Berechnung, daß ich hier, wo der Kieler Zug beginnt. leicht einen guten Platz in einem noch nicht überfüllte» Wagcnabtheil finden könnte. Meine Hoffnung wurde nicht grtänchst: ich sand ein Wagenabtheil 2. Klasse noch unbesetzt und nahm einen Eckplatz ein, von dem ich unterwegs die Bahnumbautcn in Hamburg beobachten und ans der Fahrt nach Kiel mich an dem Anblick der grüne» Wiesen und Felder erfreuen konnte. Als ich mich behaglich in meiner Ecke niedergelassen hatte, ichweisten meine Augen durch das Wagcn- abtheil, und ich erfreute mich an seinem äußerst jorgsam her gerichteten sauberen Zustande: Wände, Decke. Fußboden, die mit gestreiften« Plüsch überzogenen Polstersitzc waren in tadelloser, staubfreier Verfastuug, die Fenster blanl geputzt, die Vorhänge rein und glatt: Alles um mich herum war dazu angclhan, die Be hagllchkeit meiner Stimmung zu erhöhen, und ich hatte nur noch den einen Wunsch, daß ich entweder allein bleiben oder in gleicher Stimmung befindliche, nicht zu zahlreiche Reisegesellschaft erhalten möchte. > Noch drei Minuten bis zur Abfahrt: schon hoffte ich. daß der Schaffner die Thür schließen und mein Wunsch in Erfüllung «Heu würde: da erschien zuerst ein junger, elegant gekleideter Herr, der das Innere meines Abtheils prüfend musterte und cS ! für sich und seinen neuen Hellen Sommeranzug geeignet befand, er soeben auf dem durch den nächtlichen Regen schlüpsriaen ! Ehe er den Wagen bestieg, blies er eine große Rauchwolke anS Straßcndamm mit seinem Rade ousgcglitten und mit dem Rücken j Iciner, wie ich mit gewissem Neid bemerken mußte, wbr würzig «auf das Straßcnvstasler gesallcn sei: er erbrachte sin die Wahrheii > duftenden und mit einer Leibbinde versehene«« Cigarre in das Ab-' dieses Mißgeschicks auch sogleich den Beweis, indem er uns sein«' theil hinein, und ich konnte die Güte dieser echten Havana auch! übel zugerichlete Rückseite zeigte mrd sich dann mchövst in die daran erkennen, daß die aus die halbe Länge der Cigarre sich er streckende Asche weiß und stramm in die Lust ragte. Jetzt stand der Herr in der Mitte des Abthcils und setzte sich nach kurzer Um schau mit einein gewissen Ruck aus den Platz neben mir« bei diesem Ruck verlor die Cigarrenasche ihren Halt und rollte über die Beine ihres Eigners auf den Fußboden, wo sie in viele Theile zerstob. Gleich hinter diesem Herrn erschien ein Elternpaar mit zwei Knaben im Alter von 4 und 0 Jahren und nahm auf der anderen Seite des Nbtheils Platz. Tie beiden Knaben waren auf's Beste «onntäglrch hergcrichtct, wozu — allerdings ohne ihr «ins der Eltern Vcr schulden — die kleinen Stieselche» nicht recht paßten, die sich ans dem Wege zmn Bahnhof nicht die reinsten Stellen des Straßen- pflasters ausgesucht hatten und daher mit einer recht ansehnlichen Schmutzschicht versehen waren. Tic lieben Kleinen erhielten die beiden gegenüberliegenden Fensterplätze, damit sic sich durch Hinaussehcn anS dein Fenster die Zeit vertreiben kmintei«« da dies«Hellen Fenstervorhiiiigen ab. im Sitze«« aber nur sehr schwer möglich war, wurden die Knaben des Weines wenig Glück gehabt von Vater und Mutter auf die Sitze gestellt, auf denen sie daun r-»«« 2,,^ z„ » während der Fahrt vergnügt Iierumspraiigeu und die Potstersitzc binnen Kurzen« in einen erschreckend unsauberen Zustand versetzten. Die Eltern iahe» dies wohl nicht oder wollten den lieben Kleinen doch dieses Vergnügen nicht vertagen. Inzwischen war die Wagcnthür geschloffen worden. mein Nachbar zündete seine ansaegangene Cigarre wieder an. warf das brennende Streichholz achtlos auf den Fußboden, zog eine Zeitung Polster seines Sitzes zurücklehnte Tic beiden Knaben hatten de« erregten Erzählung des Radlers crttamtt zngchörr und warfen ietz: liebäugelnde Blicke auf den Korb, den die Mutter aus ihrem Schoitt hielt. Die sehnsüchtigen Blicke fanden Erhörnng, der Kord wurde geössnel. die beiden Knaben erhielten icder ein Butterbrot« de Vater entnahm eine halbe Flasche Rothwcin und ein Glas und die Mutter wählte für sich eine Apclsinc. Die Familie mußte sch: zeitig aiisgestandcn sein, denn sic ergab sich der leiblichen Stärkung mit großem Behagen. Tie beiden Knaben nntcimchicn zu nächst die Innenseite der Butterbrote und rückten das darin vor gefundene Wurststück verschiedentlich hin und her, bis cs nach ihrer Ansicht die richtige Lage erhalten halte, mit den hierdurch recht glänzend gewordenen Fingern zeichneten sie dann lachend Figuren au« die Fensterscheiben ni«d wischten, als die ans Reinlichkeit be dachte Mutter ihnen dies Verivies. ibre fettigen Fingerchen an de» "er Vater batte beim Eiw'chante» der Rothwcin war bei der Be wcgniig des Zuges weniger in das Glas, als auf den Sitz »nd de» Fiiyboden, ja sogar aus die Hellen Beinkleider des Durstigen ge flössen; nnniuchig hierüber entnahm er zum Trost ans dem reichen Inhalt des Butterbrotkorbcs ein Ei, welches er säuberlich abpcllte und mit Behagen verzehrte, nachdem er die Eierschalen auf de» Fußboden geworfen hatte. Mein Nachbar, hierüber erschrocken, rückte heftig zur Seite und verlor dabei abermals die kniistvollsl langerbaitene A'che seiner Cigarre. Tic Mutter hatte natürlich aus der Rocktasche und setzte, »m den Genuß der Cigarre und der die Schalen der Apfelsine ebenfalls ans den Fußboden geworfen Zeitung durch eine recht begnemc Körperlage zu erhöhen, beide und ihnen die Papiere, in die die Butterbrote eingewickelt gewewn Füße auf die Kante des ihn« gegenüber frei gebliebenen Polster- waren, zugejclll. sitzcS: daß auch seine Stiesel die Spuren des Straßenschmutzes trugen „nd sich auf dem Plüschbezug abzeichneten, nchtele er nicht. Bahnhos „Dammthor" war erreicht; die Wagcnthür wurde geöffnet und cm junger Mann ini Radleranzug setzte sich als siebente Person mir gegenüber, nachdem er mit turnerischer Gewandtheit über die Beine meines in die Zeitung versenkten Nachbars hinmeggekletrert war. M er Platz gekommen, erzählte er uns Mitreisenden, daß der Fahrt von 20 Minuten Dauer aus meinem reinlich und mnthlich Vorgefundenen Abtheil geworden! Es sah geradezu schreckend und ekelerregend aus, und ich bemühte mich, einen vorübereilendcn - ^ - -chaffner und aus meinem reinlich und ge- er- .. . . dcr ^tcitionsheamte>Cberc,Mrufeq,
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