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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.08.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010816021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901081602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901081602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-16
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Diese» Blatt wird de» Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» alt Serugzgebiwr: Abend-Ausgabe zugestell», wahrend Morgen m einer «GttlMrN» , R» »«n, dieD-lirMt. Lt»-Dre»dnkr?!ack>rtchlen-^l««tt>m »»lick ««,„»: t>n in Dretdm «e der n»»l>en Umaedui,,. wo dt« Kutraauna dur» ei,ein Roten oder Kommitüonare erkolat, erdatten das Blatt an Woche»la,en. die Nicht aut Loim-oder iVeierla,« >ol,m. l» Uve> H>«llau«aaden »de,»« und «onir,« «„etiellt. kür RüSaade etnaetandler Schrtlt- taut« krme »erdmdlichleu. ftirntdrechantchlut,: Mutt l Nr. U und Nr. rov«. lelearamm-Sdrell«: «»chrich»»» »»««de». et die Post-Abonnenten an» Gesammtausgabe erhalten. Fsnreigen^ärN. Osgvünöot 18S« Nrrtas von Kirpsrti L Reirliardt. Die Annokme Von Ankündigung ertöt,« in derbauvtaelckiättdftell« »nd den Ncdenannadnicstcllen in Dresden did Nackmittaa« 2Udr Sonn uro Heierious nur Marteniirade M I'.'N li dir' -I Mir Die I >oa!I>ae Ärui o «eüe il, » Litdkin 20 Pi« . dln siindiaunuen nui dcrPrivaiie.ie . L> Pia i die sivattiae .-teile o>o .irinueiaiwl oder aui Lcnicus i-0 Pia. S" Ziummeni nach Lann uiidge>e- lösen > dki. SivaUiac >8runü»8len 20. 40 bei. m niid no Pig. nach besonderem Taut. Aurwarlioe ?tuNra,e nur gegen Poraurbeialilu»». Bclegdtätter werden Mit to Pta. bcrcchiict. Avbvrl üvluillv lull, mp °d 81viävr8lvüv Ili Lrmter ^Iimsiii. VvvrLplLlL 18. SllS8LrÄ-8ve1 H 8vdünroek8 Nredk., Mküi'ulleiÄi'. Nr. 22«. stteueste Drahtberichte. Hosnachrichten, Wvhnungsgeldzulchüffe an Staatsbeamte, kosten der Bevormundung, Sonn-, Fest- und Bußtagsseier, Militärgericht Berliner Lebe» Neueste Drahtmeldungen vom 15. August. Berlin. Ter R ei chs ka nzI er Hot sich nach Norderncv zurückbegeben Franfkurt a. M Die «Frks. Zig." meldet auS New-Pork, die Baumwollfabrikanten hätten sich dahin geeuffgt, vom ft. Septeniber ob die Löhne »m ll Pro; herab,usehen Krefeld. Die städtische soziale Kommission und die Per tret« der ausständigen Sammetwebcr beschlossen, eine Kommission «nzrrietzen. die die Frage der Einführung eines M iniinal - lohnes mit Altersstufen prüfen und einen Ausgleich herbei führen soll. Posen. Der dcutschsrenndliche Propst Kreis »Ski. der tvegeii seines antipolniichen Auftretens bei der Wahl i», Wahlkreis Meieritz-Bomst vom Erzbischof getadelt worden war. ist znm Militärpfarrer in Glogau ernannt worden. Danzig. In der M a r i e n b nr g c r Lotterie fielen 7>stOM Mk. auf Nr. 10110. -lOOM aus Nr. 789. :!0<)00auf Nr. 7000. Gumbinnen. Jni MannichastSspeiscsaalc der Dragoner kaserne begann heute unter dem Vorsitz des Oberstleutnants v. Schimmelmann vor dem Oberkriegsgericht die Rcvikions- Verhandlung im Prozeß Kro > igl. Tic Angeklagten be- ttteiten wieder jede Schuld. Münster i. W. Morgens tl Ulir ist der Schmied EinhauS hingerichtct worden, der im Avril einen Mitgefangenen im hiesigen Gcsängniß ermordet hatte. Paris. Ter «Livre Parole" wird auS Toulon gemeldet: .D« Kreuzer «du Ehavla" erhielt de» Befehl, sich zum Abgang nach der Levante bereit zu Hallen. Paris. Eine hervorragende Earlisten-Pcrsönlichkeit hat ein Telegramm «halten, wonach Don EarloS schwer erkrankt sein soll. Malta. Abends wurde die anläßlich des Ncgiernnos- jubiläums der Königin Victoria errichtete Marmorslatue der Königin mit einer ätzenden Flüssigkeit begossen. Der Urheber der Frcvelthat ist unbekannt. London. Die «Times" melden, der deutsche Kronprinz «erde morgen früh in London eintrekse». — Dasselbe Blatt be richtet auS Shanghai: Die Engländer sind hier lehr ungehalten darüber, daß die hiesige englische Garnison herabgesetzt wnde ans eine Ziffer, die geringer ist, als die der hiesigen deutschen Garnison, so das; dadurch der deutsche Befehlshaber ein Offizier von höheren, Range, als der englische ist. London. Der «Standard" meldet ans Pretoria vom 12. ds. M.: In hiesigen gut unterrichteten Kreisen glaubt man nicht, daß die Proklamation Kitchcncr' S einen besonderen Erfolg haben werde, es sei denn, das; Schalk Burger und Steijn der Uebergabc zustimmten: doch wird dies nicht für wahrscheinlich gehalten, da die beiden! Befehlshaber befürchten mutzten, von allen Landsleuten als Verräther angesehen zn werden. Botho und die anderen Befehlshaber dürften in dieser Richtung ebenso wenig Schritte thun, so langc Steiin und Schalk Burger sich nicht zu ein« Uebergabc verstehen. London. Das Unterhaus nahm die ft. Leimig der Bill bc treffend den Königskitcl mit IW gegen >7 Stimmen an. Belgrad. Eine größere Räuberbande hat das in der Nähe der bosnischen Grenze befindliche Kloster Tckiokeschina über fallen. wurde ab« von den rechtzeitig gewarnten Mönchen verjagt. Peking. Die Unterzeichnung des Protokolls wurde nachmals verschoben, nachdem Einwändc erhoben worden sind gegen den Plan, den Hwangpu-Fluß bei Shanghai rn Schiit- fahrtszwecken zu regulircn. Man glaubt, datz der Aufschub nur kurz sein wird. Berlin. (Priv. Tel.) Die B orte war heute wie gestenr in der Hauptsache fest, eigentliche GeichäftStbätigkeit zeigte sich aber nur am Banken- und Montaiiattienmarktc. Po» auswärts fehlte es an Anregung, da die Börsen in Paris und Wien Feier tags wegen hentc geschlossen sind. Es zeigte sich namentlich für Hüttenwerthc und später auch für Banken Deckungsbegehr, aus den hin dir Kurse an den genannten Eisenniärkten leicht in die Höbe gehen konnten. Man fürchtet, datz die Verhaftung des hiesigen Bankiers Opitz in der Provinz ungünstig wirken dürste. Die hiesige Börse, der Opitz nicht nngehörte, kommt nicht direkt in Mitleidenschaft. Bankaktie» durchweg out behauptet, mir Kom- manditanrhcile i» zweiter Stunde angeboten und niedriger. Die Kursvnänderungen sind kaum nennenswerth Po» Monlannktien besonders Lanradütte aus Deckungen höher, auch Bochum« an ziehend. Kohlenwerthe letzte» meist etwas niedriger ein, erholten sich aber gegen Schlich des ossizicllen Verkehrs, angeblich auf Käufe sür auswärtige Rechnung. Esirnbahnwerlhe sehr still und knapp behauptet Transvaalbah» weichend auf Realismmgen. Renten nach wie vor sehr still, heimische ftvroz. Fonds niedriger. Privat- diskont 2H > Proz. Die Getreide- Börse verkehrte in lustloser, matt« Haltung. eS fehlte an jeder Unternehmungslust sowohl in greifbarer, wie in lieferbarer Waare. Die schwierigen Verhältnisse, am DlSkontmarkt halten vom Abschlich weiterer ausdauernder i Unternehmungen ab, dazu kommt, datz der Zusammenbruch von Bank- und Industriegeiellichasteu im Königreiche Sachsen und I Mitteldeutschland, ein .Hmiplabiatzgebict sür de» Getreidcvcrlehr. unsicher gemacht hat. ES ist Thatiachc. das; nur unter bestimmten Kanteten während der letzte» Zeit Getreide in genannten Gegenden verkauft und geliefert worden ist. Am Jruhinarktc wurden hier einige Posten von Weizen und Roggen nmgesetzt. Futtcrgctreidc gut deaachtet. Im Mitiagsvcrlcln wa> Weizen sür Hcrbsllieferung etwas angeboten, Preise etwa 1,2">-1,50 AU. niedriger. Roggen lag lehr still und mutzte etwa 0.'>0—0.77, Ml. nnchgeben. Von russischem Roggen waren nur einige Hundert Donnen vsicrirt, ohne datz Abschlüsse zu Stande kamen Hofer lustlos, Preise andauernd fest. Mehl ruhiges Geschäft bei behaupteten Preisen. Rüböl flau. Spiritus ohne Notiz. — Wetter: Trübe, hcitz, Westwind. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 1">, August. . Majestät der König wird morgen Normittag gegen II Uhr zur Erledigung von Regicrungsgeschätt ltcn aus Reheieid >m Uhr zur Residenzichlossc eintreffen. —' Der Geietzenlwnrs über die Gewährung von W o h n - n n gs geld z»i ch als cn an sächsische S t aa tsb ea ni t e ist, wie dic «L. N. N." Horen, einer erneuten Durchsicht unterworfen worden und wird in der nachstehenden Fassung von der Regierung deni Landtage unterbreitet werde»: «Die Slaatsdicncr, inglcichcn die. Geistlichen, die Lehrer und die dauernd angestellten Bedienste ten der Universität erhalten, wenn sie ihren Stationsort in Deutschland haben, eine Besoldung auf Grund des StaalShaus Haltsetats beziehen und durch die ihnen nebenbei übertragenen Geschäfte nicht blos nebenbei in Anspruch genommen, vom 1, Januar fs«02 ab einen Wohmtngsgcldzufchutz nach Maßgabe des diesem Gesetze deigesügten Tarifs." Von dem Gesetze über die Gewährung von Wohnnngsgeldzilschns; werden nur diejenige» Beamten berührt, die nach dem Staatshaushaltsetat eine Besold ung beziehen, diejenigen Beamten, die freie Dienstwohnung inne habe» oder die ein Äeanivalcnt für eine Wohnung beziehen, das den zu gewährenden Wohnungsgcldzuichutz übersteigt, 'ollen diesen Znschutz nicht erhalten. Eine gleiche Ausnahme wird aller Wahr tchcinlichkcit nach für diejenigen Beamten eintreten, die sich im Besitze eines Hausanindslückes befinden und die »nvcrheirathet sind, mindestens wird für die «stercii, also die Grundstücksbesitzer, eine «liebliche Kürzung in dem Ertrabezuge eintreten. Ter Gesetz entwurf umfatzt sechs Bcamlcnklasscn und fünf Ortsklassen; in der «ltcn Ortsklasse sollen 2t0—1W0 Mk.. in der zweiten 100—voo Ml., in der dritten I tO 720 Mi, in der vierten 100—7,70 Mk. und in der fünften Ortsklasse 00->20Mk. jährlicher Wohmingsgeldülschiitz bewilligt werde». Die Mebrausgabe wird sich nach den Berechnungen, welche erneut angestellt worden sind, ans 7,' r Millionen iährlich belaufen, dazu kommt eine Mehr ausgabe sür Pensionen von ea. 000.000 Mk., so datz rund 0 Millionen Mk. erforderlich werden. Die Regierung wird nach wie vor eine Steuererliohung Vorschlägen, wenn auch im Gegensatz zu früher eine solche zu Lasten der nur vermögenden Klassen. Doch ist. wie das genannte Blatt anführt, in einem wie im anderen Falle kaum aus eine durchschlagende Unterstützung der Vorlage zu hoffen, und selbst nicht pessimistisch veranlagte ein Freitag, 11». August 1901. geweihte Kreise glauben, datz die Vorlage abermals Mangels ge niigendcr Deckung eine kräftige Unterstützung und damit zusammen hängend eine Genehmigung nicht finden dürste. Und da dieie Ansicht eine lehr weitgehende ist, so glaubt man auch, datz de- Geietzentwliises selbst in der Thronrede nicht wieder Erwähnung gcthan werden wird. - In einer jüngst erschienenen Verordnung des Justiz Ministeriums wird hcrvorgehobcn, es sei wahrzunehwen gcwejen. daß die Gerichlsiostcn. die in Vormiindschastsiachen entstehen, nicht selten von den 'Angehörige» deS Mündels eingesordert würden Namcnllich winden von manchen Gerichten die Kosten der Bevormundung unehelicher Kinder den Müttern oder auch den Vätern abgesordert Ein solches Vorgehen habe in den meisten Fällen keinen Erfolg, die damit verbundenen Weiterungen widcrstirächen also ichon dein richtig verstandenen fiskalischen Int« esse. Namentlich aber >ci ein solches Vorgehen mit der Vorschrift in 8 '> Absatz l Nr. ft des Gesetzes über die GcrichtSkostcn vom 2l. Juni 1!«00 nicht vereinbar. Die Gründe, die von ciniacn Anitsgcrichten für das bezeichnctc Vorgehen nngcsetz! würden, seien nicht zntieffcnd. In der Verordnung wird diese Auffassung näher begründet und den Amtsgerichten anheinigegebcn. lünstig die in Vormuiidschastsiachelt entllcheiidcn Kosten nur dann von den An gehörigen des Mündels «nzichcbe», wenn diese Angehör'gcn ans »ahmsweisc Krall besonderer gesetzlicher Vorschriften, namentlich nach 8 Absatz 1 Nr. 1 und 2 oder nach 8 7, Absatz 2 des Gesetzes über die Gerichtskoslcn kostenpflichtig sind. — Einem vom coangelüch lutherischen LniideSkonsistorium anläßlich der Verhandlungen der letzten Landesttmodc gestellten Antrag entsprechend, werden die Polizeibehörden durch das Ministerium deS Innern erneut angewiesen, mit aller Strenge ans die Befolgung der Vorschriften des Gesetzes über die Sonn-, Fest - nnd BußtagSseier zu halten und bei Zuwiderhand lungen scharf einzuschreitcn. Hervorzuheben ist nameittlich. datz nach 8 7 des Gesetzes Vcrgnügen^Festlichkeiten und Lustbarkeiten an öffentlichen Orten an den Sonnabenden und an den Vor abenden von Fest- und Feiertagen keinesialls über Mitternacht ausgedehnt werden dürfen, daß sich dieses Verbot, wie schon in der Verordnung vom 10. März 1900 ausgesprochen worden ist, auch auf nichtöffentliche Conccrtc, Tanz- und sonstige geräuschvolle Vergnügungen, wenn sie an öffentlichen Orten abgebalten werden, bezieht, und daß cs hiernach unzulässig ist, hinsichtlich der Tauer und Ausdehnung aller dieser Vergnügungen und Lustbarkeiten an den Sonnabenden und Vorabende» der Fest- und Feiertage über 12 Uhr Nachts Ausnahmen zu bewilligen. — Hicizu bemerkt das Ministerium noch: Wenn sodann im Interesse der Herbeiführung einer besseren SonittagShetligimg dringend zuIoünschcn ist, datz die Vergnügungen und Festlichkeiten an den Sonnabenden und Vorabenden vor Fest und Feiertagen überhaupt am ein möglichst geringes Maß beschränkt werden, so wollen die Polizeibehörden auch dies im Auge behalten und bei Genehmigung für Vergnüg ungen an Sonnabende» und Vorabenden vor Fest- und Fei« tagen, tiisbcionderc auch in den Städte», einen strenge» Matzstab anlcgcit und mit der Erlaiibntßcrthciluiig vorsichtig und sparsam umgebe». —* Sei! heute rücken die Truppen wieder mit klingendem Spiele aus, die Manöverübungen :c. erfolgen wieder iiiftcr Musil- bcgleitiliig. —* Gestern beging Herr Tilchlerinmingsmcis!« Johann Friedrich Göttlich R o tzlcr hier die Feier seines ftchährigen Bnrgcrjubliänms. Die städtischen Körperschaften über'andteii ein GInckwunichichreibcn. —* Herr Rndvls Hcntschcl. Portier im Hotel goldener Engel, hier, verläßt heute nach fast vollendeter Hhährig« Dienst zeit seine Stellung. Herr Henfschcl ist mehrfach ausgezeichnet worden, n. A. mit verschiedene» Diplomen, sifhernen Medaillen nnd dem Städtischen Ehrenzcugniß. —* Tie Gcsammtzalil der wegen des A n sstandcs der F l a s ch c n a r b c i I e r z» unterstützenden Personen beläuft inb ans rund IftOOO. Zur Unterstützung dieser großen Zahl sind wöcheml ck, mindestens ftftOOO Alk. «forderlich. Tic Organisation der Flaschen arbeitcr, die bis setzt ohne die Summen, die von anderen Arveile, Organisationen überwiesen wurden, rund 280 tM All. ausgembst hat. versügl über keinerlei Mittel mehr, sie ist deshalb lediglich ans die Uillerstütznng ander« Organisationen angewiesen Der Berliner Leben. IN Bcrlin, 1 l. August. Die Berliner .Litfaßsäulen" boten in den verflossenen acht Tagen einen ungewohnten Anblick. Die Theater und Eoneert- anreigen waren rn Folge der verordneten Landestrauer lämmtlich verschwunden. Das giebt cS hier sonst niemals. Auch in den heißesten Monaten spielen verschiedene Theater «durch" »nd min destens ein halbes Dutzend unserer Muientempel ist auch in der theatcrfcindlichste» Jahreszeit geöffnet. Daneben giebt es noch an reichlich einem Dutzend Stellen täglich Mnsikgenüssc, meist Eonecrte Non Militärkapellen. Auch die sogenannte «Große Berlin« Kunst ausstellung" kommt ohne ein tägliches Doppeleoneert nicht ans und es toll Leute geben, die dieieS Eonccrt wöchentlich zwei Mal besuchen, ohne je einen Blick in die Knnstsälc zu werfen. In diesem Jahre verlieren sie nicht einmal allzu viel vabci. Also die Berliner StraßcnsSnlc» hatten sich in der letzte»« Woche voll ständig verändert. An Stelle der üblichen Theater- und Evnrert- zettel machten sich Anzeigen über Eilenhahn-Sonderfahrten, über die beste Stiefelwichse der Welt und die elegantesten Herrcnkleider zu billigsten Preisen breit. Wohin das Auge blickte, nahm cS nicht- als ernste geschäftliche Mittheilungen wahr. Jedes öffent liche Vergüngen war streng vervön! — Doch nein! nicht icdes. Dort in der linken oberen Ecke prangt ia eine verffihrnischc Mädchengcstalt, die fast unmittelbar einer Badewanne entstiegen ru sein scheint, »nd ihr zu Füßen liest man folgenden Trrt: Blumensäle, Berlins vornehmste? Ball-Etablissement. Jeden Abend geöffnet. Jeden Abend großer Ball ?c." Sollte diese Anzeige etwa nur. wie cs in der Anekdote von dem Regen schirm des zerstreuten Professors so schön heißt, nur «in Gedanken stehen geblieben" sein? Doch nein, aus der entgegengesetzten Seite finden wir eine ähnliche verlockende Ankündigung: «Ballhaus, vornehm st es undältcstcs Balllokal Berlins, gegründet 1788! Täglich Ball nnd Ballet-Aufführungen. Auftreten der feurigen Ungarinnen Geschwister Tokaher:c." Unv da all« guten Dinge bekanntlich drei sind, fehlt auch in diesem aumuthigen Reigen nicht „Berlins allervornehm st eS Ball-Etablissement, die Amorsäle . Etn Jrrtbum erscheint demnach ausgeschlossen mid es ist uns überdies von einer auf diesem interessanten Gebiet aus dem Berliner Nachtleben gut unterrichteten Seite bestätigt worden, daß diese «vornehmen" Stätten niedrigster Lüste und Zerstreuungen auch während der Landestrauer geöffnet waren! Also „Tentsches Theater", die drei Berlin« Sommeropern und andere anständige und künstlerische Unternehmungen mußten, um die Landestrauer nicht zu stören, ihre Pforten schließen. Gute Eoneertmnsik war verpönt. Aber jene Jahrmärkte oder vielmehr nächtlichen Märkte des Lasters dursten ruhig veranstaltet werden. Wir beobachten hier dieselbe Erscheinung, die uns schon in Bezug ans die Theaterecnsur so manches Räthscl ausgegcbcn hat: nur die vornehmen und ernsten Theater nnd Dichter werden von ihren Bannslrahlc» actroffcn. schlüpfrige Machwerke crsreucn sich ihrer weitgehenden Nachsicht. Dasselbe nngleichc Maß ist nun auch bei der Landestrauer zur Anwendung gebracht worden, »nd in diesem Falle nimmt eS sich ganz besonders merkwürdig aus. Selbst wenn die Polizei aus Grund ihrer vielfachen Erfahrungen der Ansicht ist, daß sie den schlimmsten Snmvspslanzen — und das sind derartige Balllokalc — im Leben einer Weltstadt den größten Spielraum gewähren müsse, da sic dort wenigstens das Laster unter beständiger Aufsicht halten kann, wird man in diesem Falle vor einem unlösbaren Räthscl stehen. Das gesunde Laiengefühl sträubt sich dagegen, daß große Theater polizeilich gezwungen werden, eine Woche lang ihre Vor stellungen zu unterlassen, während dieselbe Polizei ruhig gestattet, dak während derselben Zeit jene Balllokale, die meist Stätten wüster Orgien sind, geöffnet bleiben. UebrigcnS sind olle Rechts gelehrten darin einig, daß die Verordnung bezüglich d« Schließung der Theater und der sonstigen BergnügungSlokaie rechtsnngiltig war »nd daß die Unternehmer mit sicher«» Erfolge die richterliche Ent scheidung hätten anrufcn können. Die Direktoren selbst waren darüber nicht im Zweifel. Wenn sic sich trotzdem durchweg der polizeilichen Anordnung ruhig gefügt haben, so veranlaßten sic d<uu außerhalb der Sache liegende Erwägungen. Das Wort .Polizei-Allmacht" ist Thcaterdircktorcn gegenüber wahrlich kein leerer Wahn. Die Polizei hat es in der Gewalt, wenn man ihr von dieser Seile irgendwelche Schwierigkeiten macht, solche in zehn- und hundertfacher Gestalt zurück,ugcbcn. So fügt man sich eben kluger Weise auch da. wo man sich« ist, vor dem Kadi Recht zn behalten und zu erhalten. Nun, da die Landestrauer vorbei ist und unsere Theater Wied« ungehindert spielen dürft», zeigt es sich, daß sic lämmtlich, bi? auf drei, die ohnehin um diese Zeit aufgehörr beziehungsweise Ferien gemacht hätten, unversehrt wieder aufdeni Plane «scheinen Der Schaden, das stand für die Wissenden von vornherein sei. hat >a auch nicht sowohl die Direktoren getroffen, die in d:e>« Jahreszeit ohnehin keine Seide spinnen und froh sind, wenn ne nur die Unkosten hcrausschlagen, als vielmehr die Angestellten, die während der ZwangSpanlc entweder gar nichts oder nur einen Brnchthcil ihr« Gage erhgltcn haben. Sic mögen wohl ihren Kollege», de» kleinen Spanier Gillo, beneiden, der qcgenwärftg aus einer Miniaturbühnc in Eastan'S bekanntem Panoptikum auftritt. Dieser spanische Künstler ist die Selbstlosigkeit in Person, Obwohl er mit wahrem Fcuereiftr mimt, mit einer Genauigkeit und Sicherheit, woran sich alle Bühnenkünstler der l Welt ein Beispiel nehme» könnten und solttcn. hat er doch noch niemals einen Peseta Gage erhalten oder auch nur beansprucht Dabei ist er nicht etwa von Hause ans ein mehrfach« Millionär io daß er sich den Linus leisten kann, lediglich zn seinem V« gnügen zu spielen. Er besitzt nichts, aber auch gar nichts. Fr<" tich entspricht diese seltene Bescheidenheit auch icinn Bcdürmitz losigkeit. Er braucht buchstäblich nur Kleider für sein offentliche - Auftreten und diele liefert ihm natürlich lein Impresario. Für Essen, Trinken und Wohnen giebt er nichts aus. da er einfach nichts ißt noch trinkt und sich mit einem nicht einmal geräumigen Kasten als Wohn- und Schlafzimmer begnügt. Ter überaus schan sinnige Leser wird nach diesen Andeutungen wohl bereits «rathen haben, daß Don Gillo eigentlich kein Künstler von Fleöch »ns Blut, sondern mehr ein Kunstwerk ist. 'Aber was sür eine-;' E - ist wirklich erstaunlich. waS vieler «mechanische Mcmch". wie lein Erzeuger ihn nicht unzutreffend nennt, leistet! Zutreffender wäre noch die Bezeichnung: «clektro-mechaniscvcr Mensch". Denn nur die Verbindung der Elektrizität mit der Mcchanil war im Stande, dieses Wunderwerk hervorzuzaubcrn. Der Dreikäsehoch, der in seinem Aeußcre» etwa an den größten d« vor «iiigen Jahren vielgenannten Liliputaner «innert, tritt mit der ganzen, seinem Volk eigenen Grandezza auf die Bühne, verbeugt sich mit tadel los« Eleganz, nimmt einen Zeichcnstist zur Hand und zeichnet am eine Tafel mit schnellen, sicheren Strichen das Bild irgend eines bekannten Zeitgenossen. Dabei beugt er sich mit der denkbar größten Ungezwiinaenheit. putzt sich die Naie. belächelt sein Werk und winkt herablassend einem der Zuschauer zu. Ja. er bekommt eS sogar fertig, das Bildniß eines Anwesenden in kürzester Zeit zu
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