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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187005314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-05
- Tag1870-05-31
- Monat1870-05
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1870
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2 ipziger Theater nicht länger mehr verwaist und herrenlos da- st hen soll. Doch Gotlscball und Woltersdorff sind bereit und im Stande augenblicklich die Direction zu übernehmen. Ferner wünscht man, sowohl dem hiesigen Publicum bekannte, als in dce hiesigen Theaterverhältnifse eingeweihte Persönlichkeiten zu wählen, um weitläufigen Erkundigungen auS dem Wege zu gehen. Doch auch in dieser Hinsicht darf eS Hofrath Gottschaü mit allen andern Bewerbern aufnehmen. Auch wäre durch die neue Com- bination dafür gesorgt, daß das Leipziger Theater nach außen seine literarische Bedeutung behält und nicht in ein bescheidene- provinzialftädtisches Dunkel zurücktritt. * Leipzig, 29. Mai. In Del Vecchio's Kunstaus stellung ist eine Anzahl neuer Gemälde angekommen, auf die wir unsere Leser mit wenigen Worten Hinweisen müssen. AlS ein hervorragendes Kunstwerk tritt unS zuerst entgegen: Die schöne Helena von Lampi (Preis 3000 Thlr). Das Bild zeichnet sich durch schönes Colorit, durch Weichheit der Formen, durch antiken Geist und Charakter im Ausdruck so aus, daß eS nicht nur Aufmerksamkeit und Anziehung, sondern lebhafte Bewunde rung erregt. Einen wahren Hochgenuß gewährt ferner daS Ge mälde: Am Gardasee von Koken in Hannover (Preis 500 Thlr.). Man weiß nicht ob man sich mehr über die Ueber- gänge der einzelnen Partien, oder über daS Duftige der Berge, over über den Wasserspiegel, oder die Wolken freuen soll. Alles dieS ist mit solcher Treue und Wahrheit vor das Auge gezaubert, daß man glaubt, inmitten der romantischen Natur zu sein. AlS ein recht interessantes LandschaftSbild reiht sich an: Partie aus dem Lauterbrunner Thal von Neinhardt in Dresden. Obgleich sich an der Ausführung hinsichtlich deS ColoritS rc. viel leicht mäkeln ließe, so macht es doch im Ganzen einen vorteil haften Eindruck. Eine heitere LebenSskizze führt unS daS Butter brodessen von Schöninger in München vor. Ein Bauern bübchen mit frischen Wangen verzehrt behaglich seine fette Bemme, während der Hund heißhungrig zuschaut. Noch müssen wir ein Portrait nack der Natur von R. Krauste in Leipzig erwähnen, welche- Professor I. C. Lobe darstellt, und sich durch Schärfe des Ausdruck- und durch eine sprechende Ähnlichkeit auszeichnet. Auch ein Geburtstagsgeschenk (bestehend in Blumen, einem Hündchen rc ) von Adr. Hahnen offenbart eine gewisse Origina lität und Lebendigkeit und Frische der Farben. Nächstens soll Übrigens wieder eine ganze Anzahl interessanter Bilder ankommen, die den Kunstfreunden neue Genüsse bringen werden. tr. Leipzig, 3V. Mai. Am 1. Juni tritt ein neuer Som merfahrplan auf der Thüringer Bahn in Geltung. Ein neuer in jeder Richtung eingelegter sog. Leipziger TageSschnellzug ist daS Hauptmerkmal deS Planes, dem alS kleine Schattenseite der Wegfall deS Leipziger Anschlusses an den Berliner TageS schnellzug gegenüber steht. Der Schnellzug 10 Uhr 55 M. früh fallt auS. Der Reisende kann den Berliner Schnellrug, der von Halle ab noch besteht, nur durch Benutzung des 10 Uhr 5 Min. von hier abgehenden Personenzugß bis Weißenfels (in Corbetha hält der Berliner Zug nicht mehr) erreichen und mit ihm 3 Uhr 7 Min. Nachmittags in Eisenach ankommen. Der directe Per sonenzug langt dort schon 2 Uhr 50 Min. an. In umgekehrter Richtung ist der Berliner Zug uns ebenfalls verloren gegangen, indem man denselben von Eisenach kommend nur bis Weißenfels benutzen kann, um dort von 4 Uhr 23 Minuten Nachmittags bis 8 Uhr 7 Min. Ab. zu warten, bis der Leipziger TagcSschnellzug Einen mitnimmt. In Kösen hält letzterer leider nicht an, wohl aber der Berliner! Der neueingelegte Leipziger Tagesschnellzug geht hiet 7 Uhr 25 Minuten früh ab und brmgt den Reisenden schon 10 Uhr 54 Minuten Vormittags an den Fuß der .Wart burg (Der 5 Uhr 55 Minuten früh abgelastene Personenzug trifft an selbiger Stelle auch erst 10 Uhr 40 Min. ein.) Man ist 11 Uhr 27 Minuten bei der Station Gerstungen und hat Anschluß nach Frankfurt, Kassel, Köln und Düsseldorf. Bon ebendaher hat man Anschluß in umgekehrter Richtung, in dem man Nachmittags 5 Uhr 28 Minuten von Eisenach aofährt und schon 9 Uhr Abends in Leipzig ist. Der nächste Zug geht 6 Uhr ab und trifft 10 Uhr 5V Minuten Abends hier ein. Ver spätet man sich, so kann man den Personenzug 7 Uhr 20 Min. AbendS wählen, der Einen 4 Uhr früh hierher zurückbringt, oder den Nachtschnellzug 12 Uhr 29 Minuten, der unS 4 Uhr 25 Mi nuten heimführt. * Leipzig, 30. Mai. DaS gestern stattgehabte sogenannte FrühlingSfest deS Leipziger Lloyd erfreute sich, wie alle von dieser Gesellschaft ausgehenden Festlichkeiten, einer ungemein zahl reichen Beiheiligung von Gästen und Feftgenoffen. Kurz nach 3 Uhr setzte sich vom Gestade am Letzten Heller der imposante Zug, bestehend auS dem Admiralboote Saxonia, einem Kahne mit der Lloyd-Flagge und einem Mustkchor, drei großen Fischerkähnen mit Gästen, dem dann hintereinander sämmtliche Boote deS Lloyd folgten, während eine Anzahl Grönländer den Zug umschwärmten, m Bewegung und gelangte unter Böllerschüssen, Musik und Ge sang eine- hiesigen BeremS bald am Ziel, der Insel Rödlio, an. Hier concentrirre sich die allgemeine Aufmerksamkeit sämmtlicher Kesttheilvehmer auf daS um 5 Uhr beginnende Wettrudern; bei der EröfsnunaSfahrt der Boote Hansa und Maria wurde erstere von der Maria um eine halbe BootSlävge geschlagen, woran allerdings wesentlich daS störende Dazwischenkommen deS DampfbooteS die Schuld trug. In der hierauf folgenden Wettfahrt der Germania und Saxonia ließ letztere die Germania um mfhrere Bootslängen zurück; in gleicher Weise wurde hierauf die Britannia von der Isabella geschlagen. Den Schluß bildete ein Grönländer-Wettfahren, an welchem sich vier Mann bethei ligten und bei dem der in Leipzigs Seeanvalen berühmte Grön länder PieSke, allerdings hart bedrängt, den Sieg errang. Nach der durch Admiral Eigner in bekannter derber und humoristischer Weise geschehenen Preisvertheilung ordnete sich der Zug in der selben Reihenfolge wie er gekommen und fuhr nach dem Plagwitzer Hafen, von wo aus sich ein Festzug, daS Musikchor und sämmt liche Bootsflaggen an der Spitze, nach dem Felsenkeller in Be wegung setzte. Mit Concert und darauffolgendem Ball daselbst, - der bis Mitternacht währte, schloß dieser in jeder Beziehung würdig verlaufene Tag, welcher aufS Neue ein glänzendes Zeugniß von dem innerhalb deS Leipziger Lloyd herrschenden frischen und thatkräftigen Geiste ablegte. * Leipzig, 30. Mai. In diesen Tagen wurde zu Ammels hain bet BrandiS ein nur erst kürzlich vorher auS der dortigen Gegend verwiesener Mensch betroffen, der in der dreistesten Weise die Schänken frequentirt und bei der Bezahlung der Zeche eS in der Regel auf das Hinauswerfen hatte ankommen laste«. Dies mal inveß vergriff er sich, als der in Naunhof ftationirte GenS- darm den säubern Burschen arretiren wollte, derartig an diesem, daß eS nur der herbeigeeilten Hülfe mehrerer Ortsbewohner ge lang, den Wüthenden in Fesseln zu legen. Dabei ergab eS sich, daß in dem Trunkenbold zugleich Derjenige entlarvt wurde, der Tags vorher alS erster Gehülfe des Brandiser Schornsteinfeger- meifters sich auSgegeben und in Nerchau die kurz vorher gerei nigten Schornsteine und resp. Küchen rc. einer angeblich gründ lichen Revision unterzogen und hierbei einen Diebstahl verübt hatte. Um seiner äußern Gestalt das rechte Ansehen zu verleihen, batte sich der freche Eindringling daS Gesicht entsprechend mit Ruß geschwärzt. H Leipzig, 30. Mai. Auf dem Berliner Bahnhof hier nahm man heute Morgen in der vierten Stunde mit nicht geringem Erstaunen wahr, wie eine Frauensperson plötzlich über daS FahrgleiS nach einer Locomotive hin zuschritt, dieselbe erkletterte und dort niederkauerte. Ueber dieS auffällige Gebühren befragt, erklärte die Frau, daß sie sich nur an der Maschine habe wärmen wollen; zugleich erkannte man aber, daß die arme Person geistes gestört war und brachte sie deshalb herein nach der Stadt. Sie lst, wie wir hören, eine Einwohnerin von Eutritzsch und später in ihre dortige Wohnung zurückgeführt worden. — Den gestrigen Extrazug der Magdeburger Bahn nach Schkeuditz und Halle haben 170 Personen von hier auS benutzt, TageSbilletS wurden 120 Stück auSgegeben. * Leipzig, 30. Mai. In der vorgestrigen SchöffengerichtS- verhandlung hatten sich fünf Personen über eme wider sie erhobene Anklage wegen Unterschlagung und Betrug bez. Miturheberschaft und Beihülfe zum Betrüge und Partirerei zu verantworten. Gegen Ende deS vorigen und zu Anfang des laufenden IahreS waren auf dem hiesigen Oberpostamte 13 an hiesige bez. damals hier aufhältliche Personen gerichtete Begleitbriefe abhanden gekommen und die dazu gehörigen Güter von unberechtigten dritten Personen erhoben worden. Als die Schuldigen hatten die Erörterungen ergeben zunächst den damals im Oberpostamte auShülfSweise als Lagerbogenschreiber angeftellte Wilhelm Robert Z, 3V Jahre, besten Ehefrau Johanne Emilie Z., und die beziehentlich wiederholt be straften Handarbeiterinnen Rosalie Friederike R., Juliane Wilhel mine verw. E. und den Handarbeiter Albert Wilhelm Th., sämmklich hier. Z. hatte die ihm in seiner gedachten Eigenschaft in die Hände gekommenen Begleitscheine unterschlagen und nach vorauSge- aangener Verabredung durch die übrigen Angeklagten nach Aus händigung der Briefe an sie die betreffenden Postsendungen, insbesondere durch die R. u. E, erheben lasten. Der Werth deS so auf bezügliche Weise erlangten fremden Gutes belief sich auf über 260 Thlr., darunter 2 Fälle über 50 Thlr. Der königl. Gerichtshof, welchem Herr GerichtSrath Pusch prästdnte, ver- urtheilte die Angeklagten mit alleiniger Ausnahme der verehelichten Z., die eine Freisprechung erlangte, sämmtlich dem Anträge deS die Anklage vertretenden Herrn AstestorS Schwabe je nach ihrer Verschuldung zu ArbeitShauSftrafe und zwar Z. in der Dauer von 3 Jahren, die R. zu 2 Jahren und 9 Monaten, die E. zu 2 Jahren und 8 Monaten und Th. zu 7 Monaten — unter Anrechnung je eine- MonatS auf die erlittene Untersuchungshaft. Die Bertheidigung hatten übernommen die Herren Advocaten vr. Erdmann, Liebster, Krug und Helfer. *!* Leipzigs 30. Mai. Am Sonntag den 29. d. M. sind aus die westlichen StaaiSbahven 265 Tour- und 876 TageSbilletS bei hiesiger Expedition auSgegeben worden. * Leipzig, 30. Mm. Auf dem Bahnhofe der Thüringi schen Bahn sind am 29. Mai 232 TourbilletS und 503 Sonn- tagSbiüetS auSgegeben.
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