01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-04
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vl, kvitlar«. jlkitiiii aranlie ^8. »a- am Lvgcr, ouxel llß^t >li'8 L^Lt. v i^'« leksr. . DwM- äftcu. l gratis t durch c»v., «. . r. s Nil. Lach :g. Hessen, -Lothiing. iainz. m zarten, I.f ugentu nfannne!- dcnd ichä- ; erzeug!: iildini, illadebeiil, »Pferd. f: Ioh.-Slr. kt. rienstr, blotzilri:! cncrslr.2t ucriti -auvlst.22 > See 56. nstr, 4. ladierstr, ianpltlr, Istr. ,A Hanplstr, ienstr, 7t. «eniir. A üreistrB tzeistr 18. ienthor ipp.PIatz tsl». Sir. crstr. 18 latz. zurr. etzschmar. icumunn. »- Mining. ctzlcr. rner. sscorgi. -IMck kerugigebütn: n»l>> am m «wo an ««v,at„»i,.. «droit Milan,ni vollem" >»r u »7 blegmi »ndrnIMILNal; ««kn r,l,»ramin-Idr«It«: Nachrlch«»» « »«de» UN! ^r.AS'WL!« .Wrv«: ft. ««W St-rLudtl 1856. Ia«I»vvIg UoH»ulvr»nUiQ 8r. <1«s KorütL» vor» öiseiidiv. 8vI»olL«»»«>v»», IK«-5,svrt«. Rinrelvorlcauk I»r, .^Itmurl.t 2. Haupt-Geschltftsftellr: Marienftr. 38. ^ureigen-tack. Innadm, van «nkändtaun,,» in« NLchmill,,« » ULr Sonn- unt Umria,« nur Btanknttrad« » von U d>« '/,» Udr Die I ipatNie Brun!» «eil« «ca. « Silben! ua Pt, . Sin tllndi,un,en mit der Pnvatieite ZcUe «d Pi, : die 2ipa!t„e Zeile als .Eui »eiandt' oder aut Lertieiie bv Pia In Nummern nach Sonn- und gelec >a,en i de. rivaitiae Grund«ei!cn uv. M de« «o und «i Pt, nach bk ionderen, larii Au»würii,e Aut irä,e nur ,e,en PorauabeiLdluna Bele,diail«r werden mit wPft berechnet. tierntbrechantchlud! «MI I Nr. u und Sir. nvvs. «srttetMrrrtSEtz Ilvlnr. loltoofttrsr 81rmi«« 2 '1'oIIcc-vitror »Irnssv 2 oivpllsdlt »jed rur Lomitimo von Ilwsrutori nuct Ldonnewonls Z tür äi« ..irrsselnvr W«el»rlel»tva". ^ ^»lilt'N u. fkÄt/.>>!ltItl-n I». vuminiiüilmg, vbergomini für vro»«iiitun unit Nvp»r»teur«. Ne„im.r«,r,ue!!k Kktvdsrät IikvPON. kormLllviitv LasstslliillL VON Smt-ltiirrtsIIiiiili«» ii. r>iiiiiM-c>iinl!>iIiilis«ii > in LÜoit 6U!^rlyu I'roii-Ivtron. — »Luuz tto».itciro liulol mn 8 «. Killer, m»« HLui t, ^ V * <r » ^ Ä'rÄ^.LKKumulatorvll n:»!>> oieonnn vnitn-s^ortnii 1'vi>sn tür l.iclit iiuij KiiuMilt ni»rr«u iädlvt Morris «viiw »vu diNLvru iitviu vixolls I.u<Iv8titbiu» unii^livlilt FS»rt Vsucksvdiivll» v MlrdUssswvllt 81l'UVll1l'S88e 11. M.3S. Akliki: Zum ballündjichc» EiienbahnkraiiSsland. Hoiiiachrichten. LandrSvaisichcrunaSamt. Heilmert IMiiimas;l Witterung: der Hiipiute. Scl»vin>li>klub „'.'legir", ÄerichISverl>n»d>»iinen. stuuiivereiii. ! Vcränderlikii. Mittwoli, 4. Aelirnlir lrU):;. tcm: resden. Zum holländischen Eisenbahner-AuSstand. Der Etienbahnnausstand ln Holland hat wider Erwarte» eine rasche und glatte Erledigung gesunden, und man könnte darüber ebenso schnell rur Tagesordnung übergeben, wenn er nicht insoser» ei» hervorragendes allgemeines Interesse grnMrle. als er für Europa das erste Beispiel eine-Z wirklich arvs;c» »»d beinalie mm fassenden VerkekrSstrciks bietcr und so Momente auswrisl, die auch ansterdalb der Grenzen der Niederlande ernste Beachtung verdiene». Zwar nur für wenige Augenblicke bat der Effekt der vcrbültnis- »»Wg mit Rüde inszenierte» AuSslandSbeweguiig, der säst gänz liche Stillstand des Berkcbrs, gedauert, doch bat das genügt, um die »ngedruclliche Grütze der Geiadrc» eikeniicii z» lassen, von denen der geiamte lvirtschaitlichc Organismus eines Landes durch eine» Generalstreik, auch wenn er noch nicht in vollem Umfange Wirklichkeit ist. bedroht werden muh. ES ist durchaus der Geist des revolutionären Sozialismus, der diesen holländischen ArbeiterauSsland bervorgeriisc», beseelt, geleitet und zum vollständige» Siege gcsülirt hat. Der bciiiabc gcschlolleiien Solidarität der Arbeiter gegenüber, die sich in einer fast allgemeine» Organisation eine überaus starke Position geschossen hat, vermochte» die Regierung und die Vertreter des bestehende» wirlichaitlichen Shstems nicht iland zu halten; sie mutzten bedingungslos kapitulieren und sie Wien dies ohne weilereS Zögern und Zandern, weil sie sich der Ueberlegenheit de? Gegners bcwutzt waren und zugleich der verhängnisvollen Folgen, die sich nicht blotz für alle» Handel und Wandel, sondern für den Wohlstand dcö ganzen Volkes und Staates bei einer längeren Dauer der VeikehiShemmung entwickeln mutzten. Zwei echt sozialistische Forderungen waren eS. um deren willen der Russland ins Leben getreten war: einmal die Forderung, datz jeder Arbeiter der iveziellen Organisation seiner Beruisgenossc» anzugehörc» hat, und dann das Verlange», datz die Arbeitgeber vieler Forderung dadurch Rechnung tragen, datz sie keinem ciutzerbalb des Zunft Verbandes stehenden Arbeiter Beschäftigung gewähren. Es handelt sich alio hier um einen Ichwercu Eingriss in die persönliche Freiheit des Individuums und um eine gleich foigenschweie Verkümmerung de- Rechtes des Arbeitgebers. Ein Arbeiter, der der Organiiation nicht beitritt. soll dazu gezwungen werden, indem ihm jede Mög lichkeit. sich sein Brot zu verdienen, abgclchnitte» wird: kein zünf tiger Arbeiter dars mit einem iiichtzünsligcn Kameraden ziilammen arbeiten, und einem solchen dars auch kein Arbeitgeber Arbeit zu kommen lallen, lall- er nicht selber boykottiert werde» will. Es ist der iatisam bekannte Terrorismus des radikalen Sozialismus, der sich aus diese Welse betätigt. Der holländische Berkehrsstreik hatte ein kleines Vorspiel ln einem AuSttande der Amsterdamer Fuhrleute. Die Poslkutichcr kamen eines Tages nur noch in geringer Zahl zum Dienst, und die Postverwaltung mußte sich damit helfen, bei den Briefträgern »nizuiragen, wer kutschieren könne, woraus einige Brief träger als Aushilfskuticher verwandt wurden. Die Amster damer, so berichtet die „Nat -Ztg.". erlebten zu ihrer nicht geringen Erheiterung das Schauspiel, die Boten, die sonst be scheiden zu Fuß ihre Brieie ablieierten, vom boben Bock herab mit der Peitsche knallen und die noch arbeitswilligen Postkutscher durch berittene Polizisten beschützt zu sehen. Die Organisation der Briefträger fotzte die Sache jedoch anders aus und protestierte gegen die Aushilsskutscher. Der schon vorgesehene Ausstand sämt> sicher Briefträger wurde indes noch rechtzeitig durch eine Ver ständigung verhindert, ohne datz die sozialistische Forderung der organisierten Arbeiter, datz ihre Nichtorganisierte» Genossen nicht beschäftigt werden dürfen, grundsätzlich zum Austrag gebracht wurde. DoS geschah erst, als in Amsterdam im Trans vortwcsen angestcllte Arbeiter von einer dortigen Transportgeselsi schast verlangten, datz sie nur noch Leuten Arbeit gebe, die der Organisation angehören. Tatsächlich weigerten sich die organi sierten Güterschuppenarbeiter, mit nichtzünftigcn Kameraden eine Arbeit gemeinschaftlich zu verrichten. Sie wurden sofort ent lassen und durch andere Arbeiter ersetzt, die gleichfalls der Organi salion angchörten und sich auch weigerten, mit Nichtorganisierten zusammen zu arbeiten, ja die Wiedereinstellung der Entlassenen forderten. Da die Gesellschaft hieraus nicht einging, begann der Ausstand, der schnell um sich griff. Die Arbeiter in Amsterdam verhängten über alle diejenigen Verkehrsinstitute den Boykott, die sich nicht ohne weiteres den diktatorischen Geboten der sozial demokratischen Organisation unterwerfen wollten. Auch die An gestellten der holländischen Eisenbahnen weigerten sich. Güter der boykottierten Gesellschaften zu verladen und Waggons mit boy- kotticrten Gütern zu rangieren. Da die Bahnen gesetzlich ver pflichtet sind, alle Güter ohne Unterschied zu verfrachten, so wollten sich die Eisenbahngesellschaften anfangs der Forderung nicht fügen, für die boykottierten Firmen keine Waren mehr zu befördern, und so entstand ein EisenbahnerauSstand, der den gesamten Ber, kehr -um Stocken brachte, allerdings nur aus kurze Zeit, well alsbald die Forderungen der Ausständigen angenommen wurden. Sowohl die holländische Prioatbahngescllschast wie die Staats- babiwerwaltung unterwarfen sich dem Verlangen der Streikenden, keine Güter für diejenigen Transportgesellschaften mehr an- zun-hmen. deren Arbeiter sich im AuSstande befinden, und da diese Gesellschaften aus solche Weise völlig isoliert wurde», so blcivl auch ihnen nichts mehr übrig, als die Waffen zu strecken. So wird es dahin kommen, datz tatsächlich das Recht des Arbeitgebers in Holland eine grundsätzliche Einschränkung erfährt: nicht mehr der Arbeitgeber, wie das bisher naturgcmätz in aller Welt der Fall war, soll svrlazi bestimme», wen er in seinem Betriebe beschäftigen will, sondern vielmehr die organisierte, d. h. in der Hauptsache sozialdemokratisch geleitete Arbeiterschaft soll das Recht haben, vor- zuschreiben, welche Arbeiter er beschäftigen dars und welche nicht. Es ist ein überaus verbäirgnisvoUer Schritt von unabich- barer Tragweite, den die Negierung und die Eisenbahnvcrwal- tungen getan haben, datz sie sich den Machtonsprüchen des radi- kalen Sozialismus willsohrig zeigten. Tie Nachgiebigkeit erscheint grenzenlos, weil die sozialistischen Machtansprüche crfahrungs- geniätz ins Ungemesscne zu wachse» pflegen, sobald sie nur erst ein mal in einer Frage von prinzipieller Wichtigkeit volle Befriedigung erlangt haben. Datz es sich >m wesentlichen in Holland um die Entschei dung der reinen Machlsrage handelt, geht u.a. daraus hervor, datz bei dem Streike die Lohn- und Arbeilsdaucrsrage keine Rolle gespielt hat. Nach einer Darstellung der „Franks. Ztg." wollten die organisierten Eiscnbahnarbeitcr lediglich den Solidaritätsstreik; sie wollten die unwiderstehliche Macht ihrer Organisation beweise». Scho» in der ersten Konserenz, die zwischen der Direktion der Holländischen Eisenbahngcscllschast und dem Organisationsoor- slande der Arbeiter stattsand, kam man darüber überein, die Lohn- uiid Arbeitsdauerfrage, die an den Streik geknüpft werden sollte, fallen zu lassen. Freilich Hot ma» es den Sozialisten allzu leicht gemacht zu siegen. Auf dem Amsterdamer Bahnhosc bczeichnele der neuernannte Stationschcf den Ausstand als eine» .schönen Streik" und versprach Verwendung bei der Direktion. Auf dem Zentral bahnhofe in Amsterdam wurde zwischen der Direktion und dem Organisalionsoorslande genau geregelt, wie weit die Züge laufen dürfen, nachdem einmal der Streik aus dieser Station erklärt war. Der Handelsminister wurde gebeten, die Zustimmung zu der Auf fassung zu geben, daß der Streik d>c t'oroa innjouro sei, die die Eiscnbahngesclljchaftcn berechtigt, den Transport von Gütern zu vcr- wcigern, die sonst gesetzlich verfrachtet werde» müssen. Er soll darauf erklärt haben, die Eisenbahngejellschosten seien private Institute, die ihn nichts angingen, sie könnten handeln, wie sie cs für gut fänden. Selbst das angeführte demokratische Blatt gibt zu, datz dies ent schieden ein Irrtum des Ministers sei. Gewiß seien diese Gescll- jchasten, soweit ihre Aktien und Obligationen in Frage stehen, private juristische Personen, aber nickt mehr seien sie es, sobald der Verkehr in Frage komme; dann habe der Staat nicht nur das Recht, sondern im vorliegenden Falle sogar die Pflicht cinzngreiscn. Das ist nicht geschehen. Tic holländische Negierung hat sich schwer versündigt, als sie auch ihrerseits die sozialistischen Forder ungen bewilligte und so der sozialdemokratischen Arbciterorgani- sation Vorschub leistete. Unter der Uebcrschrift „Wieder ein Menetekel", weift die „Post" auf die ernste Gefahr hi», die entstehen mutzte, wenn die Sozialdemokratie im Falle einer Mobilmachung versuchen sollte, ihre Macht in hochverräterischer Weise zu ge brauchen, und in Folge von Ausständen der Bahnbedienstetcn der Aufmarsch der Truppen an der Grenze verzögert würde. „Was nützen alle sorgfältigen Vorbereitungen der Pläne für den Kriegs- fall durch die angestrengten und bis ins Einzelne vcinliche» Arbeiten der Heeresleitung, wenn durch ein Machtwort der revolutionären Sozialdemokratie ein GeneralauSstand der Eisenbahnangestellten die wohlvorbereiteten Maßregeln unwirksam machen könnte?" Die schärfste Wachsamkeit, bemerkt das frcikonscrvalive Organ, ist in dieser Hinsicht nötig, um zu verhindern, daß die Partei, welche Hochverrat und Umsturz als Progrommpuiikle hat, nicht einen solchen Einfluß in den Kreisen unseres Bahnpcrsonals gewinnen kann, datz man ernstlich mit einer derartigen Gefahr rechnen müßte. Neueste Dralitmeldunqen vom 3. Februar. INachtS cingekcndc Dcvescften dcftndcn sich Leite 4). Berlin. sPriv.-Tel.I Reichstag. Vizepräsident Gras Stolberg gedenkt des Ablebens Rudolf v. Delbrücks, als eines der Mitbegründer des Reichs. Mit ihm sei der Letzte der großen Männer aus jener grossen Epoche dahingegangen. Das Haus ehrt das Andenken des Dohingejchicdcnc» durch Erheben von den Plätzen. — Auf der Tagesordnung steht die zweite Be ratung des Reichshaushalts-EtatS, und zwar zunächst des Etats des Reichstags. — Abg. Pach nicke streif. Vercinia.I be- schwert sich darüber, daß die Eisenbahminterbeamten nickt überall davon unterrichtet seien, daß die Eiscnbahnfreikarlen der Mtglieder dieses Hauses zur Fahrt erster Klasse berechtigen. — Abg. Singer sSoz.j empfiehlt Gewährung eines Wartegeldes für die Hilss- beamten des Reichstags, das sie in den Stand setze, sich in der Zeit zwischen zwei Sessionen über Wasser zu halten. Weiter be- mänaelt Redner eine Verfügung des Präsidenten, die den Ab- geordneten den Verkehr mit dem Publikum in der Wandelhalle erschwere. — Aba. Dr. Lack cm lZentr.j: Diese Verfügung sei im November notwendig gewesen, weil damals der Andrang zum guten Teil aus Sensationslust so groß gewesen sei, datz die Be- wegungssähiakeit der Abgeordneten darunter gelitten habe. Redner widerspricht dann einer Aeutzerung Singers, daß im Zusammen- hange mit den letzten Aenderunaen der Geschäftsordnung die Minderheit vergewaltigt worden sei. ES sei nur ein Mißbrauch eingeschränkt worden, um einer Vergewaltigung der Mehrheit ent- gegenzutreten. Eine fünftägige Geschäftsordnungsdcbatt«, die der Präsident nicht hindern könne, verstoße gegen den Sinn der Ge sckästsordnuno^ Ueberdws habe der Präsident nicht ein cinzi. Mal von der Befugnis Gebrauch gemacht, das Wort zur Geichän»- ordnung z» verweigern sLachcn bei den Sozialdemokraten!; adc: er inüfte diese Befugnis haben in Fällen, wo cs nach Ansicht de, Mehrheit zur oldnungsuiätzigen Führung der Geschäfte des Hau'cs notwendig sei. — Abg. Singer lSoz.j: Also nach Ansicht dc: Mehrheit! Das ist eben das Malheur, datz w:r jetzt eine:: Präsidenten nicht des Hauses, sondern der Mehrheit haben! T:e beschlossenen Aendcrungen der Geschäftsordnung sind nicht durch dc> :- Bersahrcn der Minderheit erzwungen, sondern Lurch den Willen der Mehrheit, den Zolltarif durchzudriiclcn. — Abg. Lieb er mann v. Soiincnbcrg lNei.j verteidigt die beschlossene» Ge- schäslsordnungsändcrungcn. Tic eine Bestimmung allerdings. tr.> nach der Präsident das Wort zur Geschäftsordnung verweigern dort, muffe wieder beseitigt werden. Für die Hilssbcamten wüßte > Klappsitze im Saale angebracht werden s»r den Fall, Laß wir wieder einmal eine lange Nach! haben. — Abg. M üllcr - Lagan lsrcis. Vereinig.) wünscht Besserstellung der Stenographen und er leichterten Zutritt des Publikums zur Wandelhalle. — Abg. Pach-, »icke streif. Vcr.) kommt aut die Geschästsordnungs-Aendcrung zu-! rück. Ter Antrag Kardorss sei eine Vergewaltigung der Minder-'i beit gewesen. Der Etat des Reichsamls wird genehmigt. — Es solgt der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei. Hierzu liegt eine Resolution Barth und Müllcr-Sagan vor, in welcher ersucht wird üin Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betr. Neuem- , teiluna der Reichslogswahlkreisc unter Berücksichtigung der seit ' Gründung deS Reiches erfolgte» Verschiebung der Bevölkerung. —j, Abg. Svahn iZenlr.) erklärt die endliche Gewährung von Diätcip i an die ReichStagsabgcordnclen für dringend notwendig, um so not-'' wendiger, als noch unlängst der Kaiser selbst cs für cmgezcigt/ erklärt habe, Arbeiter rn den Reichstag zu wählen. —/ Weiler wünscht Redner endliche Entschließung der Rcichs- rcgicrung über die Frage des Jesuitenge'etzeS-im Sinne des be züglichen Reichstagsveschlusses. — Reichskanzler Gras Bülow:, Was die Diäten anlangt, so kann ich persönlich mich Len Lasur sprechenden Zweckmäßigleitsgründen nicht verschließen. Ich messe' ihnen vielmehr einen erheblichen Wert bei, obwohl ich nach den anderweit gemachten Erfahrungen über den Erfolg der crhosstech Maßnahmen nicht ganz sicher bin; aber ich stehe doch anderer-,' seits der Frage gegenüber als oberster Reichsbcamler, der üben die Ausichien der verbündeten Regierungen nicht io huiweggehen kann. Wir olle wissen, daß seinerzeit die Diätenlosigkcft als not wendiges Korrelat des allgemeinen Wahlrechts gedacht war, und noch heule vertrete» zahlreiche politische Kreise den Standpunkt', keine Diäten, ohne ansgleichcnde Maßnahmen, z. B. Heraus rückung der Altersgrenze für das Wahlrecht und Einführung der Wahlpflicht; alles Vorschläge, die aber auf Annahme dieses- hohen Hauses nicht zu rechnen hoben werden. Bedenken Sie auch, daß seinerzeit bei Vereinbarung der Rcichsvcriassung die Bundes- fürsten aus wertvolle Neckte verzichtet haben! Unter diesen Umständen ist cs begreiflich, daß die Neigung zu solche» Acudc- rungen der Neichsverfaflung keine große ist, und daß fede Acnde- rung reifliche Erwägung verlangt und nicht ohne zwingende Gründe ausgeführt werden kann. Aus diesen Gründen bin ich heute noch nicht in der Lage, die Zustimmung der vcrbüiidcien Regierungen zu den Diäten aiisiprechcn zu können. iBravorusi rechts.) Was die Aufhebung des Jefuilcngesctzcs anlnngt, so er klärt der Kanzler noch, die Zulassung von Ordeiisiiiederlaisungen finde die Zustimmung der Regierungen nicht, dagegen erscheine es denselben nicht länger notwendig, das; auch di» einzelnen Rcichsangchörigen, die dem Jesuitenorden angeboren, dem bisherigen Ausnahmcrccht unterstellt bleibe». In dieiem Sinne werde er namens der preußischen Regierung im Bundcsrate Stellung zu de» betreffenden Initiativgesetzc» lAushcbung des § 2 des Jesuitengcsetzesl nehme». — Abg. Spab n iZenlr.) spricht namens des katholischen Volkes leinen Dank m die Erklärung des Kanzlers hinsichtlich Aufhebung des -i 2 de-^ Jesuitcilgesetzes aus. obwohl das katholische Volk es allerdings nach ivie vor für recht hatte, daß das ganze Jesuftengcsctz au'- gehoben werde. jBravo! im Zentrum.) Er wünsche, daß im» auch in den Einzclstaaten die Uebcrzeugung sich Beachtung ver schaffe, daß es solcher Ausnahmegesetze nicht bedarf, ui» dcn Frieden in der Bevölkerung zu ivahrcn. — Abg. Basjermanii mal.-lib.) gibt seiner Genugtuung Ausdruck über die Sicherung der Geheimwahl und plädiert für die Gewährung der Diäten. Nach den Worten des Reichskanzlers glaube er, hoffen zu dürft», daß die Regierungen in nicht zu ferner Zeit auch aus diesen Wunjch des Reichstags cingehen würden. sLachcn links.) Man sage, die Diätcnlosigkcit sei ehemals als Korrelat des bestehenden Wahl rechts gedacht gewesen, aber die ganze Entwicklung der Dinge habe doch dahin geführt, daß gerade die Diälenlosigkcii es den Parteien unmöglich macht, geeignete Elemente in dcn Reichstag zu wählen, Redner erklärt sich schließlich noch namens scincr Freunde gegen den Antrag Barth-Müller-Sagan. — Abg. Fürii Bismarck bekämpft das Verlangen nach Diäten. Die Majoritiu der Verbündeten Regierungen lege mit großem Rechte Wert auf die Ausrechlcrhaltung des bestehenden Zustandes. Seinerzeit sei die Diätenlosigkeit als Korrelat des allgemeinen gleichen Wahlrechts heschlossen worden. Der erste Kanzler habe damals gemeint, man müsse mit dem Wahlrecht erst beruhigende Erfahrungen abwartcn Sind min die bisherigen Erfahrungen beruhigende? Darauf können alle staatserhallcnd denkenden Parteien nur mit Nein antworten. Der Reichstag sei radikalistcrt worden durch das ständige Anwachsen der Sozialdemokraten in demselben, und dieft Radikalisierung würde durch Diäten noch gefördert werden. Auch würde dadurch der Reichstag aus ein niedrigeres Niveau gebracht werden. Man wolle durch Diäten die Beschlußfähigkeit des Hauses heben. Das würde aber auch mit den Diäten nicht gelingen. Man solle lieber, wie in Spanien, Strafgelder über die nicht anwesenden Abgeordneten verhängen, sLachcn links ) — Abg. v. Volkmar sSoz.) hält es für bezeichnend, daß das Zentrum jetzt so bescheiden mit einer Abschlagszahlung auf die Aushebung des Jesuitenaesetzes sürlicb nehme. Freilich, das Zentrum Hobe ja mir den Vorteil davon, wenn das Jesuitengesetz immer noch sortbestehe, weil cs dann noch fortgesetzt darauf herumtrommeln könne sHeiterkeit), und zwar ohne daß cs von dem Gesetze nur den geringsten Schaden habe. Wenn der Vorredner die Diäten bekämpft hat mit Rücksicht und auS Besorgnis vor einem weiteren Anwachsen der Sozialdemokratie, so kann ich ihm nur erwidern, wir sind w vor- wärtS gekommen und werden auch weiter vorwärt» kommen, gleich. T! - ' tz N -l
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