Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187509213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-09
- Tag1875-09-21
- Monat1875-09
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1875
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
itu«. uhlN :tober -mbrr k »«- itu« S«p- : Mai Sri»« ohne psüu- ipsün- abigrr .30 fl; d gr- Haser sogen. » Faß Felix, »ivard >rmixr p^ckm g — Sack ck un- bak t« Strng. SS SS 4lo8 . All« nagua, Euba, »lmyra, ! »,stm illbischr. nie — Snone» !l Ser. «irvll, tOPcku. erdleaf, ^malra, . 3300 neralda, '1 PL Traube, Kaffee > zurück- rcchoen. änkt ge- iete sehr Fordr- wurden ischr. — rarunter > 72 «kl. Zuge- lulu. — 7 beiden »" und rser ein. nv fosort ribt dem rock c». g erhöht Eiiuge« ick -ben- nf Liefe- Wemge« n lind auch die Nach- lltzeu sich nlsatz be ten nach , feinster per S48 840 Kilo er, nach neuer 84 60 >5 — Ml allen der Se- zen und Nittel- ! gliche »u Donau- Spanien lschmLlert Fand daS legen ge- u r um- utfebland, Ungarn, merika rc. ch fige en. Da der er gewesen e kommen. :treive an l,st. Der llgem« ne. siende «e- d d«r ein- Kartoffeln ganz von tostet da« reis« kann exportirt mte Kar- Lglcbe ge rn Woche« tten. Di« Nieten ist, ruch thun. >d hat <Lr- igrn e nen t Nieinand vorzüglich« Erscheint täglich früh 6*/, Uhr. Rrdaliiia uab ckrprdiliou Johanuisgaste 33. «erantwonlichrr Nedacteur Kr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction B»nn»,zg« r»n il —ir Udr 4taidu»Na«1 ro» 1—S Uhr. Annahme der für die nächst folgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis :j Ubr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bis '/2V Uhr. Za de» Zilialeu für Zaf. Annahme: Ltto Klemm, Universitätsstr. 22, ^onts Lösche, Hainstr. 2l, part. nur bis V,3 Uhr. Vciptlger Äagklilall Anzeiger. LMN für Politik, Localgeschichlc, Handels- und GcfchästSdcrkeh^ Metz-«,fl.ge 13,700. Adoiaemraeerret» viertelt. 4V, Mc incl. «ringerlohn 5 Mk. Jror einzelne Stummer 30 Pf. Belegexemplar lU Ps. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbesbrberung 36 Ml. mit Postbesvrderung 45 Mk. Znsirate 4gesp. BourgemSz. 20 Pf. Größere «chriften laut unsere« PreiSverzelchnig —TabeUariiLe' Latz nach höherem Tarif. Leclamr» nalrr dem ttedacttoiußrlch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stelS an d. «rptsttis» zu senden. — Rabatt wir» nicht gegeben. Zablung pravlnuuerauäo oder durch Postvorschuß. 2«4. Dienstag den 21. September. 187L. Bekanntmachung. Jeder aakomniende fremde, welcher -ter ilbernachtet, ist am Tage setner Nnkuuft nnd, wenn diese erst t» de» Abendstunde» erfolgt, an« andrr» Tage Vormittags von seinen» Mytrtbe b i unseren» Areindenbnrea« anzumeldeu Are«de aber, welche länger als drei Tage bter stch aushalle«, haben Aamelde- zchrt» zu lösen. Vernachlässigungen dieser Vorschriften werden mit einer Geld» bnGe von IS Mark oder verdäl«»iGurä-tger Hasistras« geahndet. Leipzig, am 18. September I87S. Da» Pnltzeiamt der Stadt Leipzig. v«. «ackor Lrtnckler, Seer Bekanntmachung. Bezug nehmend ans «nsere Bekanntmachung vom 31. Mai d. I. bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß die öffentliche» Jnrpsnnge« Mittwochs Nachmittag« von 3 Uhr an im atten Nicolaischulgebäude am Nicolaikirchhofe Hierselbst stattfinden. Dieselben werben bis Mittwoch den 29. September d. I. fortgesetzt werden. Dir verweisen darauf, daß nach Z 1 de« Ämpfgesctze« jede« Kind vor Ablauf des aus sein Geburtsjahr folgende« Kalenderjahres zur Impfung zu bringen ist, sofern nicht gesetz- Uche Befreiungsgründe vorhanden find, und daß nach tz 14 de« gedachten Gesetze» Aeltern, Pflege- Litern und Vormünder, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund der Impfung entzogen werden, mit Geldstrafe bi« zu 50 oder mit Hast bi« zu 3 Tagen zu bestrafen sind. Auch wiederholen wir die zeither nicht gehörig beachtete Vorschrift, wonach sör jede» Klub, welches zur Impfung gebracht wir-, gleichzeitig dem Jmpsarzte et» Zettel,u übergeben ist, aus welchem Name, Geburtsjahr «ud Geburtstag deS Kinde», sowie Name, Stand und Wohnung de- DaterS, Pstegepater« ober Vormunde« beziehentlich der Mutter oder Pfleg,n»utt»r dentltch verzeichnet find. Leipzig, am 27. Juli t875. Der Nath der Stadt Leipzig. Der StadtbezirkSarzt. vr. Koch. vr. H Sonnenkalb. Bauer. Ein Musikfest in Leipzig. Die Heroen der Tonkunst finden nicht minder himmelweit verschiedene Beurtheilungen al« hervor ragende Staatsmänner, Generale und Dichter. Man hört und licst überschwängliche Lobes erhebungen, aber auch herbe Worte de« Tadel«, die meist von Unkenntniß oder bi« zur Leidcn- fchastlicbkeit gesteigerter Erbitterung zeugen. Der Ueberschwang im Leben entsteht in der Regel au« Eitelkeit oder Eigennutz, seltener a»S Ueber- ,eug«nd; da« „Herunterreißen" gewöhnlich au« Unkenn'niß oder verletzter Eitelkeit. Der ruhige mit de?" Gegenstände seiner Beurtheilungen genau bekannte intelligente Kritiker weiß Stärke und Schwäche de« Betreffenden richtig abzuwägen und modificirt al» ehrlicher Mann nach der ihm eigenen Sachkenntniß sein Urtheil. Schon diese grelle Meinungsverschiedenheit liefert den Beweis, daß Der, der sie hervorgerusen, sich doch bedeutend über da- Gewöhnliche erhebt und lebhafte« In« teresse in allen Kreisen der Gesellschaft erweckt. Gerade unsere Zeit zeichnet stch au« durch Extreme, die nach allen Richtungen hin schädlich wirken. Hier thun sie de« Guten, dort de« Bösen zu diel. Bei den Verständigen erregen sie mit leidige« Achselzucken, in der unverständigen Menge aber steigern sie den schon herrschenden Fanatis mus bi« zur Phrenesie. Zum ruhigen Genüsse der Werke eine« solchen hervorragenden Manne« kommt unter diesen Umständen Niemand oder doch nur sehr wenig Unparteiische. Zu diesen Betrachtungen gab die Anwesenheit Franz Liszt'« in Leipzig Anlaß. Wohl selten hat ein großer Meister mehr Bewunderung nnd Ver ehrung, aber auch gehässige Uriheile hervorgernseu, al« der Tom Po« ist Liszt. Al« Tlaviervirtuo« stcht er aus einsamer, bi« jetzt von keinem Ton- cnrrenten erreichter Höh«. Wer ihn gehört hat, räumt ihm «uumwnuden diese Stellung ein und preist sich glücklich, diese« hohen Genüsse« theil- hastig geworden zu sein. Die Kunde v«u seine« Erscheinen nnd Auftreten in Leipzig, der Mustk- Metropole Dentschland«, setzte alle Gemüther der für die Kunst sich Jvteressirenden in fieberhafte Erregung Wer den großen Künstler noch nicht kannte, wollte ihn kennen lernen; wer ihn früher schon gehör», sehnte sich, die Bekanntschaft zu er neuern. Leider konnte nicht den Wünschen Aller Genüge geschehen, obgleich bedeutende Summen für ein Hörerbillet geboten wurden, da von den Veranstaltern de« Liszt-Eoncerl» nur Einlad ungen an einen gewählten Kret« versendet waren. Und es war in der vollsten Bedeutung de« Worte« rin Liszt-Concert. denn e« bot nicht nur aus schließlich Compositionen de« Meister«, e« führte ihn auch al« virtuosen vor, da er au« freiem Antriebe seine Mitwirkung al« solcher in der lieben«würbigsten Weise angeboteu hatte. Al» den Träger und eigentlichen Veranstalter des wirklich schönen Unternehmens müssen wir den Leipziger Chorgesang-Verein nennen, der dem Meister für die ihm geschenkten compo« sitorischen Spenden sich dankbar zeigen und seine Verehrung und Liebe öffentlich bekunden wollte. Kreuvde Liszt'«, Herr Eommerzienrath Blüthner »nd Herr CommissionSrath Kahnt, schlossen sich wnkihätlg ihm au. Da« so gebildete Comit», der Vorstand de« Chorgesang-Verein« und die Mannten Herren, empfingen den Meister am U September gegen Mittag aus dem Bahnhofe, »o sich auch eine größere Gesellschaft Damen und Herren emgefundcn, die den berühmten Meister zuerst «rgiüßen wollten. Die Damen überreichten ihm, al« er den Lagen verlitß, Blumensträuße; diese zarte Aufmerksamkeit erfreute ihn sichtlich. Mit jener Freundlichkeit, die, weil sie nicht« Herab lassende« »erräth, sofort die wärmstm Sympathien erweckt, reichte er den Anwesenden die Hand. Er war, seit ich ihn nicht gesehen, voller nnd stärker geworden. Sein langes starke« Haar hatte nnr noch einen matten Ansluz der dnnklen Jugend- sarbe, e« war fast weiß. Aber wie hell und leb haft glänzte sein große« geistreiche« Auge noch, wie strahlte geistige und körperliche Kraft au« seinen GesichtSzügrn, die Niemand vergißt, wer ffe einmal gesehen, wie trotzte ferne ganze Hal tung den 64 Jahren, die Uber seinem Haupte da hingerauscht ! Ich möchte ihn nicht einen stattlichen GreiS, nur einen kräftigen Mann nennen, dessen Haar zeitig erbleichte. Da- Comitö begleitete den Meister nach dem Hotel de Pruste» wo er in dem für ihn reservirten Zimmer einen exquisiten Blüthnerschen Flügel vorsand. Denselben Mittag */,2 Uhr begab sich Liszt in die ThomaSkirche, um da» Kyrie au« seiner Choralmeste aozuhören, da« der Thomaner-Chor an die Spitze setne« Motettenprogramm« gestellt hatte. Der würdige Cantor, Prosestor Fr. Richter, dirigirte selbst Wir citiren Liszt'« Worte, die er srlbst über diese Ausführung geäußert: „Da« ist ein a cupellu Ge sang, wie ich ihn selten gehört. Leipzig kann auf diesen Schülerchor stolz sein Der Geist, der seine Borträge beseelt, ist ein echt kirchlicher". Nach mittag« 4 Uhr hielt Liszt »it dem k. säLs.Kam- mervirtuosen Hr». Kriedr. GrÜtzmacher im Concertsaale de« Etublistemeut« von Jul. Blüth ner, woselbst auch die Mativäe stattsand, eine Probe. Diese beiden Meister zu hören, war für die Auwesendeu ei» seltener, erhebender Kunst- genuß. E4 hieße Enlen nach Athen trage«, wollten wir über da« Lellospiel GrÜtzmacher» auch nur ein »ort verlieren. Wir wünschten allen Musikfreunde» da« Glück» diese beiden Heroen gehört zu haben, al« sie »ach der Prvbe zu eigenem Vergnügen Walzer von Schubert spielten. Die kleine Zahl der Hörer war zn beneiden Am 12. September Morgen« elf Uhr hatte sich der Concertsaal Blüthner« mit einem an«- erlesenen Publicum gefüllt. Der elegante Ranm, dessen Zugänge prachtvolle exotische Pflanzen schmückten, bot einen reizenden Anblick. Ans dem Podtnm prangte die lebensgroße Büste Liszt's, deren Haupt ein frischer Lorbeerkranz umwand Mit dem Schlage elf Uhr erschien der Gefeierte, empfangen durch freudige« Zurufen der Menge. Der ziemlich starke Cborgesangverein eröffnete da« Concert mit dem Chore der Tritonen au« Herder'« „Entfesseltem Promctheu«", in welchem Frl Stürmer und Frl. Redecker die Soli sangen. Da« herrliche Werk, frisch und lebendig vorgetragen,übte eine mächtig ergreifende Wirkung au«, die sich durch stürmische« Bravo lundgab. Ihm folgte ein Prolog von August Schräder, gesprochen von Frl. Gottschalk. Der Dichter knüpft an die PrometheuSsage an, preist den geistigen Lichtbringer der Menschheit, welcher auch »nserm verehrten Meister die hohe Gabe künstle- rischer Schaffenskraft verliehen, wodurch er Mit- und Nachwelt durch zahlreiche GeisteSproducte zu erfreuen und zu beglücken vermöge E« waren Worte von tiefer Wahrheit und poesievoller Schönheit, welche durch ergreifend« Deklamation Aller Herzen erfreuten. Trefflich gewählt folgte nun der Chor der Musen au« Promctheu«, der einen wirksamen Schluß der ersten Programm- Nummer bildete. Frl. Redecker sang «it ihrer prachtvollen Altstimme zwei Lieder: „Mignon" nnd „Leidvoll und freudvoll", in deren Vorträge sie ihre Meisterschaft al« Concertsängerin docu- mentirte. Eine gleich tüchtige Leistung boten die Herren Pinner und ZarembSky, zwei Schüler de« großen Meister«, in dem Bortrage der be rühmten Fuge über LA 6 8 nach dem Arrangement für zwei Claviere von C Tbern. Die Schüler spielten im Geiste ihre« Meister« mit Bravour und Eleganz. Eine schöne Scene folgte dieser Programm-Nummer. Eine junge Dame au« dem Vereine näherte sich dem Meister und überreichte ihm mit einer einfachen poetischen An sprache einen Blumenstrauß Liszt dankte ihr durch einen Händedruck »ud winkte den übrigen Damen de« Chorgesang-Verein«, die sich der lieblichen Sprecherin anaeschlossen. freundlichen, Dank zu. Die nun solgenden Chorwerke der 137. Psalm für Frauenstimmen, worin Frl Dähne in höchst anerkennenSwerthcr Weise da schwierige Sopransolo saug, da« Kyrie au« der Grauer Festmesse, Chor der Engel au« Göthe'S Faust und Chor der Schnitter au« Promethru« wurden mit einer Präcision, Klarheit und Rein heit zu Gehör gebracht, die wiederholt lauten Beifall hervorriefen; selbst Liszt gab wiederholt seiner Zufriedenheit Ausdruck, indem er dem Chore zuwinkte. Dem Dirigenten, Herrn l)r. Stade, müssen wir hohe Anerkennung zollen für da« sorgfältige Studium und für die ruhige und umsichtige Leitung. Alle Feinheiten der Compo sitionen trutrn klar hervor und e« ließ sich da« innige vertrautsein mit den Intentionen de« Meister« erkennen, da« vr. Stade auch auf die Sänger und Sängerinnen zu übertragen ge wußt halte. Seine sichtbare Tactgliederung war so correct und präci«, daß der Chor dem Diri- gentenstabe ohne Mühe folgen konnte. Frl. Anna Stürmer sang zwei Lieder: „Der Fischerknabe" und „Wo wellt er". Hatte sie schon in dem Kyrie, in dem sie mit Fräulein Redecker, Herrn Rebling und Herrn Schmidt da« Goloquartett sang, den vollen Glanz und die Jugeadsrrschc ihrer umfang reichen Sopranstimme entfaltet, so bot stch ihr m den Liedern Gelegenheit, tiefe Innigkeit, seelen volle- verständniß und Weichheit ihrer stimm lichen Mittel darzuthun. Die Krone der Solo« gesang-vorträge war Meister Gura. Die Lieder ,,E« war ein König in Thule" und die „Bäter- grust" konnten einen besseren Interpreten nicht finden. Wa« läßt sich über diesen Sänger von Weltruf noch sagen? Er sang eben wie nur Gura singen kann. Die Wirkung seiner Vorträge war enorm. Nach ihm trat Liszt an den Flügel Mit ihm zugleich erschien Friedrich GrÜtzmacher, sein Cello tragend. Den begeisterten Empfang zu beschreiben, der beiden Meistern ward, unter nehmen wir nicht. Sie trugen die Elegie vor, die Liszt zum Gedächtnisse der Frau Marie von Moukhanoff für Pianoforte, Violoncello, Harfe und Harmonium componirt hat. Die Harsen- partie rxecutirte Hr. Wenzel, die de- Harmo nium« Herr Clau«. Liszt und GrÜtzmacher .. . daß Beide da- Höchste boten, wa« überhaupt zu erreichen, ist Alle«, wa« wir sagen können. Der enthusiastisch« Beifall, der den Saal durch donnerte. endete nur dann erst, al-Liszt zum zweiten Male sich an dem Flügel niederließ, um die Legende von Sanct Jacobu« von Paula, eine seiner werth vollsten Compositionen, zu spielen. Die Hörer saßen und standen wie gebannt. Todesstille herrschte im Saale. Wer Liszt'« HeroiSmu« de« Birtuosen, «anz in sich ausnehmen will, muß ihn nicht nur hören, sondern auch sehen. Professor OScar Paul, unser bedeutendster Musik-Gelehrter, sagt von ihm: „Liszt saß gänzlich ungezwungen mit elastischen MuSkeln ohne jegliche Anspannung am Clavier, aber dabei war sein Oberkörper so rulsig wie eine antike griechische Säule, welche der Zeit iufolge innerer Gediegenheit getrotzt hat. Auch die Hände bewegten sich selbst bei den schwierigsten und gefährlichsten Passagen mit einer Ruhe im Handgelenk, welche als mustergültiq allen Jüngern im Clavierspiele zu empfehlen ist " Das Bild, Liszt am Clavier, wird Allen unver geßlich bleiben. So schloß die Matinse. die mit Lapidarschrist in die Annalen der Leipziger Musikgeschichte ein getragen zu werden verdient. Sie bot nicht nur des Anregenden, sondern auch de- Höchsten so viel und war in ihrem Verlause so überaus vom Glücke begünstigt, daß sie für alle Zeilen eine glänzende und seltene Erscheinung bildet. Wir gönnen diesen Erfolg dem wackern Leipziger Chorgesang-Verein, der die Initiative dazu ergriffen, und wünschen ihm von ganzem Herzen Glück dazu. Aber auch de- Danses Aller kann er sich versichert halten, welche Gäste waren bei dem von ihm veranstalteten Concerte, das sich zur Höhe eine« Musikfeste« erhob, weil Franz Liszt darin gespielt hat. Da« Diner im Hotel de Prusse. da« dem Cobcert folgte, vereinigte nicht nur alle Künstler und Künstlerinnen, die thätig mitgewirkt, sondern auch einen großen Theil der Leipziger Kunst- notabilitäten und zahlreiche Verehrer de« Meister«. Daß e« der anregenden Toaste nicht fehlte, bedarf wohl kaum der Erwähnung. Auch Liszt erhob sich, um allen Denen ein Gla« zu weihen, die ihm da« schöne Fest, dessen freundliche Erinnerung lange in ihm fortleben werbe, bereitet hatten. Denselben Abend besuchte er eine SoirSe im Zschocker'schen Mustkinftitute, dessen beste Eleven Compositionen de« Meister« vortrugen, der wiederholt Beifall spendete. Liszt verschmäht e« nicht, auch in engeren Kreisen anregend zu wirken und die Bestrebungen tüchtiger Männer, zu denen Herr Direktor Zschocder zählt, nach Gebühr zu würdigen. Montag« früh begab sich Liszt in die königl. sächs. Hof-Pianofortesabrik de« Herrn Eommerzienrath Blüthner. Nach eingenommenem Dejeuner führte der Cbes de« Hause- den be rühmten Gast durch alle Räume der ausgedehnten Fabrik, die sich mit Fug und Recht al« die größte, mit allen Erfindungen der neuesten Zeit aus gerüstete, mithin vollkommenste der Gegenwart bezeichnen läßt. Maschinen und Arbeiter waren in voller Thätigkeit. Ein hochinteressante« Bild der Thätigkeit und deS Fleißes von mehr al« 300 Arbeitern, unterstützt von der gewaltigen Kraft de« DampseS, entfaltete sich vor den er staunten Blicken de- Meisters, der wohl ein solche« Jnstitut in unseren Mauern nicht vermuthet hatte. Da« Souterrain, da« man zuerst betrat, schien die Werkstatt de« Vulkan zu sein. Feuer loderten, Hammerschläge erklangen, Maschine« rauschten und zischten und geschwärzte kräftige Männergestalten, emsig arbeitend, tauchten auf auS dem Halbdunkel, da- sich allmälig in falbe Helle verwandelte, je mehr das Auge sich daran gewöhnte. Der Chef erklärte die Bestimmungen und Leistungen jeder einzelnen Maschine. Hier wurden die Metallbestandtheile der Instrumente geschaffen. Weiterhin, in einem ruhigeren Raume, erbtickte man unter den Händen der Arbeiter die rohen Umrisse der Flügel und Pianino«. In jedem Saale erkannte man daS Fortschreiten der Arbeit, bi- man endlich Sie vollendeten Instru mente antras. Liszt spielte ein soeben vollendete« Pianino, dem er die zartesten Pianotöne entlockte, die geheimnißvoll wie ein ferne- Ech» verklangen. Nicht nur der Umfang und die Einrichtung de« Etablissements hatten dem Meister impouirt, sondern auch die musterhafte Leitung desselben, die sich in den kleinsten Bcstandtheilen au-sprach. Aus den lobenden Ausspruch eine- Juror» wie Liszt kann jeder Beurtheilte stolz sein. A. Schützenhaus. * Leipzig, 20. September. Den Bemühungen der Direktion de« Schützenhause« ist eS nach Be seitigung der verschiedenartigsten Hemmnisse ge lungen, auch in der gegenwärtigen Meßzeit eine sehr reichhaltige und durch ihre Leistungen her vorragende Bereinigung von Künstlern dem Publicum vvrführen zu können. Je mehr auf diesem Gebiet die Concurrenz durch die großen Bergnügungslocale der europäischen Hauptstädte hervor tritt, um so mehr ist e» anzuerkennen, daß schließlich da« SchützenhauS und sein Besitzer keine Opfer gescheut haben, um in der Thal etwa« vorzüglikde« zu bieteu. Der Erfolg der gestrigen Eröffnung«-Vor stellung war ein durchaus günstiger. Da« Publicum hatte sich weit zahlreicher eingesunden, al« die« am ersten Meßsonntag in der Regel der Fall zu sein pflegt Nicht nur die Räume de« Trianon und de« Parterresaale« waren gefüllt, sondern e« zeigte auch der große Saal dasselbe Bild. Nach einigen Musikvorträgen der bewährten Büchner'schen Capelle, welche unter Anderm den Krönung«.Marsch au- der Oper „Die Folkunger" zum Angehör brachte, erschien die Wiener Lieder sängerm Fräulein Carola aus der Bühne. Die junge Dame, eine zarte, duslige Erscheinung, ent wickelte durch schelmische Vortragsweise, die durch eine frische und sehr biegsame Stimme unterstützt wurde, einen so bestrickenden Zauber auf die Zu- Hörer, daß sie dreimal gerufen wurde Wir rechnen e« der Sängerin, die das Soubrettensach zu vertreten bestimmt ist, als Verdienst an. daß sie nicht, wie e» häufig andere derartige Künst lerinnen zu thun pflegen, sorcirt und übertreibt E« kam durch ihr Austreten gleich von Anbeginn der Vorstellung Belebtheit und Wärme in das Publicum, welches auch den daraus solgenden, von der Ballet-Gesellschaft des Herrn Chankatti ausgeführten ungarischen Nationaltänze wohlgefällig beurtheilte. Ueberraschende und kühne Leistungen vollbrachte die Gymnastikersamilie Da Vene an dem drei gegliederten Schweberrck. Lebhafte Bewunderung fanden namentlich die erstaunliche Körperkrast und Gewandtheit dcr bei diesem Künstlerkrei« mit wirkenden Dame Allgemeine Heiterkeit aber be gleitete die Vorführungen de« musikalischen Clown«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite