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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-13
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1875
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Erscheint tiiGtich früh S'/. Uhr. JobarmtSgafi« 33. Vsmudoorütcher Nedacteur Ur. Hüttner tu «eubuitz. Sprechstunde d. Redaktion >««»<»»,« vo» ll —15 ll»r R»ch»t«L,« »»» «—5 Utzi. der für die »Lchst- Aummer bestimmten a» Wochentagen bi« Nuchmittatz*. an Soun- > früh dt*'/.»Uhr. >« kr» FMtr, fllr Z»l. Lmiah««: vtt» «nmn. UmverMtSstr. 22. »subs Äsche. Hamstr. 21, patt, «r dt-V.8 Uhr. Anzeiger. OrM! für Politik, Localzefchichte, Haudcls- und GeschäMerkchr. «ktz-»»»«,« 15,7««. >«o,,rmc»<»»rr<* viertelt-A.M». incl. Bringertoho S ML Jede einzrtue Nummer 30 Ps Belegexemplar lü «. »edühren für Extrabeilage» ,hne P.stdefürderuug S, «. mit Postdefdrderuug 4L ML rnsnate 4a«1p. Bourgeois-. 2« Pf Größer« ^cknfleu laut unserem PreiSvrrzeichmß.—Tabellarischer Satz nach höherem Tarif, »rciamr, „irr »e« »eöarttea^kich die Spaltzrile 40 Pf. Inserate find stet« an d. Tipedttt», zu senden. — Rabatt wird mcht gegeben. Zahlung pr»«aa»«>muä» oder durch Postvorjchuß. W 28«. Mittwoch den 13. Oktober. Bekanntmachung. Der «« I» Detober d. I. fällige zweite Leruri» der Gewerbe-rurd Personal- siener ist nach der zum Gesetze vom 25. Juni vor. Jahre* erlassenen Au-sührungSoerorvaung vom 29 best. MtS. . , ^ . «ach eine» Halde» Jahre-detrage zu entrichten, »vv werden die hiesigen Steuerpflichtigen hierdurch anfgesordert, Ihr» Steuer» deträge für diesen Lerrat» »edft de» städtische« Gefalle», welche letztere, 1) — 80 aaf je et»« »olle Mark des jährliche» RatastersatzeS bet de« Bürger« »«d allen so»st «tt «t«deste»s 3 o»lle« Mark jätzrltcher Gt,«er »»d darüber deigezogene» Persone», Hwi« 2) — 40 a»f je et»e volle Mark des jährliche« Entasterfatzes det de« «nter I) «tcht «tt betraffe««» Gch«tz»er»a«dte» betrage«, bis späteste«» Ist Lage «ach de« ge«a»»te« Lenat« a» die Stadt» ste»er.St«aah«e allhier — Rilterstraße 15, Georgeohalle, 1 Lreppe recht* — pünctlut» ad- znsührev, da nach Ablaus dieser Frist die gesetzlichen Mahregel« stegev die Säumigen eintretv» müsse». Hierbei werden die hiesigen Principale, Meister »nd soustige« Arbeitgeber veranlaßt. bei Per »eidung einer Ordnungsstrafe von 3 bis 15 alle Zeit d<« I. Lernet» d. I. »arge» gange«»» Perfo»al»erä,der»«ae« »o« solche« «lt «»t»deste«s 3 >6 a»d darüber perso«alste»»rpfitchttge«, sowohl entlaste»«« »tr el«gestellte« Sehülsi» re. bt»»e« 8 Lage« bei vorgenannter Recepturstelle schriftlich und portofrei anzuzeigen, woselbst auch For mulare dieser verändrrungSanzeigen auf verlangen zu verabreichen sind Gleichzeitig sind die von den Kirchenvorständen zu Sl. Thomä und St. Nicolai bereits ausge schriebenen Steuerzuschläge von den dieser Abgabe verfallenden Gewerbe - und Personalsteuerpflichtigen »nch Höhe vo« 7 ans je et»e volle Mark der jährliche» St«aiSste»er mit z« entrichte«, ferner Reklamationen binnen 3 Wochen und spätestens bis zu» LA. -kovenrber d. I. bei Eingang* gedachter Stadt-Steuer-Einnahme schriftlich wie portofrei anznbringen. Leipzig, de» il. Oclober 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. «och Taube Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung vom 15. September d. I. ist die katholische Kirche» ««läge aas das Jahr I87S »ach den durch die Verordnung vom 12 Oclober l84t i» 88 7o und e, 8d, lO und N, verbunden mit H 4 der Verordnung vom 14 August d. I. be stimmten Sätzen, von denen jedoch diejenigen in H. 7 unter d und o auch für dte-mal auf drei viertheile, mithin auf resp. '/«, »nd de- von den betreffenden Parochianen zu entrichtenden Ge werbe- und Personalsteuersatze» herabgesetzt sind, beziehentlich unter Hinweis auf die Verordnung vom 28. März 1873 ausgeschrieben worden und somit fällig. Die htestge« katholische« Bettragsvsttchtige« werde» daher anfgesordert, die aas sie fallende» Beiträge bis zum RS dieses Moaats a» die Stadt - Steuer« Gt»««d«»e allhier — Ritterstratze IS, Georgeahalle I Treppe rechts — «»er« t»«rrt ahzaführea. Leipzig, den N. Oktober 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. «och Taube. Gcwölbe-Vermiethung. Da* im Erdgeschoß de- Börseugebäudes auf der StockhauSseite befindliche zweite Gewölde vom Salzgäßchen a»S nebst NiederlagSraum «nter der Freitreppe soll vo«» I. April 1878 a» a«s drei Jahre, also bis zum 31 März 1879. und von da ab gegen halbjährliche «ttndigung anderweit an den Meistbietenden veriatethet werden. Hierzu beraumen wir versteigrrungstermin an RathSjtelle auf Do««erstag de» Ist. d». Mo«. BorwtttagS II Uhr an «nd fordern Miethlustige hierdurch auf, sich in demselben einzufinden und ihre Gebote zu thuo. Die Versteigerung», »nd LermiethungSbedingungen können schon vor dem Termine bet «nt eingesehen werden. Leipzig, den 4. Oktober 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. «och. Cerutti. Professor vr. Lirudaum's Vorträge. » * Leipzig, 12. Oktober. Der gestrige zweite Vortrag de» Herrn Prof vr. Birnbaum galt der Agrarierpartei und den Gocialistev. Der Redner kam im Eingänge seiner Darlegun gen nochmals mit kurzem Rückblick auf seinen ersten Vortrag zurück und bemerkte, daß man nicht etwa denken solle, daß die hergebrachten WirthschastSsyftevie voll und unbedingt zur Durch, sührung gelangt seien. Im Gegenlheu, sie seien wesentlich durch die jeweiligen bestehenden Ver hältnisse modificirt worden. So habe insbesondere weder die Manchesterpartei in England noch irgend eine andere Partei da» sogenannte Manchester programm. so wie in der Regel e* dargestellt werde, gänzlich verwirklicht, und in ganz Deutsch land gebe e- gewiß keinen einzigen Mann, dgr die Behauptung ausstellen würde, daß der Staat sich in wirthschastliche Dinge gar nicht einzumischen habe. Ueber da» Maß der Einmischung freilich könne man streiten. Der Grundsatz, daß der Staat erst dann einzugreifen habe, wenn sich die Betreffenden nachweislich nicht selbst zu helfen im Stande seien, sei weit verschieden von dem der Manchesterpartei angedtchteten Grund satz, daß man die Dinge gehen lassen müsse, wie sie sich entwickeln. Der Redner be rührte «it kurzen Worten noch einmal die drei sogenavuten wirthschaftSsysteme, da diese meisten» sehr unklar definirt würden. vorigrSmal habe er die Definition von Ra» gegeben, heute wolle er seine Auffassung gebe«. Da» von Colbert be zeichne er als da» System der Ueberschätzuug de» Geldes »nd der Unterschätzung der Bodenproduc- ti»v, da» phystokratische Überschätzt die voden- production und unterschätzt deu Haudel und die Fabrikation, da« System von Adam Smith »der da» Industriesystem aber, welche» jeder THLtig- Seit gerechte Würdigung zu Theil werde» läßt, darf auch al» da» System der Befreiung von der staatlichen Bevormundung gelten und hat vieleicht dadurch eine Schattenseite, daß e» die Bedeutung der Production überschätzt, nicht Rücksicht auf die Consumtion nimmt und nicht danach fragt, ob die gefertigten Waaren Absatz finden. ES giebt heute noch Anhänger aller drei Systeme »nd. darin liegt ein Grund der Strei tigkeiten in wirthschastlttben Dingen. In England ist die 1839 gegründete Manchester partei die herrschende geworden. Bekanntlich haben e» aber auch die Engländer sehr gut ver standen, je nach Bedürfnis ihrer Interessen in den Colonien da» entgegengesetzte System zur Auwendung zu bringen. Die sranzösische Wirth- schaftSpolitlk war von alterSher mehr eine Poli tik de» Schutzzölle» und erst seit Napoleon III., auf den Cobden einwirkte, neigte sie etwa» dem Freihandel zu. In Deutschland ist die Frei handel-Partei zum großen «ummer der gegnerischen Parteien im Norddeutschen und im Deutschen Reichstag zur Geltung gelangt. Zufälliaermeise haben sich gerade seit dieser Zeit wirthschastliche «risen eingestellt »nd «an hat nun ohne Weiteres diese «risen der herrschenden Partei in die Scbuhe geschoben. Indessen der unparteiische Ge schichtsschreiber werde dereinst die Sache ander», richtiger darstellen. Er werde an die große» «riege der letzten Jahrzehnt« erinnern, er werde sagen, daß nach Ueberwmdung der großen Reac- tiouSperiode in den fünfziger Jahren eine Periode gekommen sei, in der sich der voll»- geist freier entwickelt habe, von England her über sei in die deutschen Arbeiterklassen da« System der großen Strike» getragen worden, in Folge dessen entstand eine Steigerung der Arbeits löhne, der LebenSmittelpreise, endlich auch Arbeiter mangel. Die kleineren Unternehmer konnten nicht mehr gut bestehen, e» bildeten sich die Actien- unternehmungen. Der Wunsch nach Steigerung der Einnahmen führte zu dem tollen Börsenspiel und zur Krisis. Wer vermag heute von sich zu sagen, daß er von diesen Erscheinungen gänzlich unberührt »nd unbetheiligt geblieben »st? Hinter drein freilich machte man Einzelne verantwortlich, e» traten Männer auf, welche da» sittliche Moment in der BolkSwirthschast betonten, ein Moment, welche» in Deutschland wohl niemals gänzlich auS dem volkswirthschafttichen Leben geschwunden ge wesen. Aus diesen Motiven datirt das Entstehen der «athedersocialisten - Partei. Ein Mann, der seltsamerweise auch auf dem gegenwärtigen Con- greß wieder habe in den Vordergrund treten können, Rudolph Meyer, veröffentlichte einige pikante Enthüllungen über das Entstehen dieser Partei. Danach habe der Ideenaustausch der Cabinete über die sociale Frage im Jahre 1872 einigen Antheil an der Begründung de» Eisenacher Eongresse», da der Geheime Re. gierungSrath Wagener den Sturz de- Man chesterthum» habe herbeiführen wollen. ES möge dahin gestellt bleiben, ob Meyer'» Angaben allenthalben auf Wahrheit beruhen, Thatsache aber ist, daß der Katheder ocialisteu-Tongreß im vorigen Jahre unter Betheiligung de» Herren äVagener stattfand, und daß über dessen verhält- uiß zu BiSmarck alle innigen Verehrer de» RetchSkavzler» deu Kopf schütteln mußten. Heute hören wir zu unserer Verwunderung. daß Herr Meyer, di» rechte Hand wagener'», in Eisenach wieder erschienen ist und zwar mit Anträgen, die leicht zur Sprengung Ve na de* Lovgreffe* führen könnend wir brauchen uu* nicht darüber zu wundern, da Nehnliche* schon früh« auf auderem Gebiet, im landwirthschaftlichen Congreß, au*- geführt wurde. In diese« Eougreß habe bereit* seit einiger Zeit der pommersche, ost- »nd westpreußische, sowie mecklenburgische Feudaladel völlig die Oberhand gewonnen und au- ihm sei eine politisch- landwirthschaftliche Interessen- Vertretung hervorgegangen. Der landwirthschaftliche Con- greß versuche gegenwärtig die von Mayer in verschiedenen Artikeln des „Dahcim" vertretene Ansicht der Bildung einer social-konservativen Partei auszuführen. Recht ergenthümlich sei aber, daß, während früher die Vertreter der Feudalclasiev nicht- für da* Wohl der arbeiten den Tlassen gelhan, sie jetzt auf einmal als deren beste Freunde sich aufwerfen »nd die nationalliberale Partei der Ausbeutung dieser Elassen beschuldigen. Nachdem Redner die Sätze de» RodbertuS'schen wirthschastliche» Programm» verlesen, welche» Meyer al» da» Programm der socialconservativen Partei erklärte, bemerkte er, man solle die Be deutung dieser Bewegung nicht unterschätzen. Die Herren hätten lange sich einer gewissen Zurück- Haltung befleißigt, jetzt aber scheine e», al» ob sie die Zeit für gekommen erachteten, mit ihren Ideen heran» zu treten. Der weiteren Entwicke lung der Geschichte möge e» überlassen bleiben, wieviel diese neue Parte» von ihren Forderung»» durchzusetzen vermöge. Die Feudalpartei — da» sei der ganze Eindruck ihres neuerlichen Auf tretens — versucht das ihr im Laufe de» letzten Jahrzehnts verloren gegangene Terrain wieder zu erobern, indem sie sich als volksfreund auf- spielt und große Worte in den Mund nimmt, dir niemals zu verwirklichen sind. Der Redner ging nunmehr zu den Socialisten über, welche nach seiner Meinung weder über- schätzt noch unterschätzt werden dürften. ES sei richtig, wenn nicht gewisse Uebelstände in der Gesellschaft vorhanden gewesen, hätte diese Partei nicht entstehen können; bei angemessener, richtiger Behandlung werde die sociale Be wegung in segensreicher und gefahrloser Weise verlaufen. Nach einer geschichtlichen Darlegung über da» Entstehen de» SocialiSmus in Frank reich, England und Deutschland beleuchtete der Redner die in den socialistischen Versammlungen und Blättern immer ausgestellte Behauptung, daß der SocialiSmu» den Communi-mu» nicht anstrebe. DaS sei mindesten» ein großer Irr- thum. Ohne Durchführung deS CommuniSmuS fei die Verwirklichung de» socialistischen Pro gramm» nicht möglich. Nun sei zwar der Com muniSmu» an sich noch kein Unglück, indessen die jetzige Welt sei dazu nicht reif und e» bedürfe noch ein gute» und harte» Stück Erziehung. Entschieden zu verwahren haben wir un» gegen die überstürzte Einführung kommunistischer Ideen. ES sei möglich und sehr wahrscheinlich, daß heute noch viele Führer und Anhänger der Social- Partei sich über die Consequenzen ihrer Politik nicht im Klaren befänden «nd diesen habe man immer »nd immer wieder die Wahrheit entgegen zu halten: „Euer System führt zum CommuniSmuS!" Der Redner erklärte, die Beweisführung für diese Sätze dem nächsten Vertrag Vorbehalten zu wollen. Der Dran- -es „Laiserhoses". Berlin, 11. Oktober. Erst heute vormittag konnte mau übersehen, iu welcher Ausdehnung da» Hotel „Der Kaiserhos" unter der gestrigen furchtbaren FeuerSbrunst gelitten hat. AuS- gekommen ist da» Feuer gestern vormittag kurz vor halb 10 Uhr; al» Lärm gemacht wurde, branute bereit» der ganze Dachstuhl de» kolossalen Gebäud«» an alle« Ecken »nd Enden, zum aller größten Schrecken der vielen Fremden, die im Hotel sich aufhielten. Von den 268 Logirzimmern war nur ein einzige» unbesetzt gewesen Wie da» Feuer entstanden ist, weiß man bi» zu dieser Stunde nicht; e» fand an der Dachbekleidung wie an Zinkeinfassungen reiche Nahrung, und weil e» der sofort erschienenen Feuerwehr nicht möglich war, dem Feuer beizukommen, so war nach einer Stunde bereit» die vierte Etage de» ganzen Hause- ein Opfer der Flammen. Nicht lange dauerte e», und da» brennende Dachgebälk stürzte auf den mit GlaS bedeckten Mittelraum, von wo da» Feuer in den Speisesaal dev Hotel» sich auSbreitete, der im Parterre gelegen ist »nd dessen Decke bis zum zweiten Stockwerke herauf reicht. In dem weiten Speisesaale stand sofort Alles in Brand, und noch immer war e» der Feuerwehr nicht möglich, erfolgreich einzugreisen, weil in da» «olossalgebäude, daS größte der Stadt nächst dem königlichen Schloß, eme Spritze nicht gezogen werden konnte, denn der „Kaiserhos" be sitzt, erschrecklich zu sagen, keinen Hof. Er ist ein einziges, in sich zusammenhängendes, nach vier Seiten "sich auSdehnendeS Gebäude, dem es an jedem Raum iu seiner Mitte fehlt Das war sein Berhängniß. WaS brannte, mußte weiter brennen; dre vorzüglich organisirte und com- mandirte Feuerwehr, nach einander von je einem Bataillon dreier Garde-Regimenter unterstützt, konnte nur noch aus kurze Zeit in die oberste, vierte, dann in die dritte Etage auf der West-, Nord- und Ostseite des Hotels eindringen, um zu retten, was zu retten war. Betten, Stühle und andere kleinere Möbel wurden auS den Fenstern auf die Straße geworfen, größere Gegenstände behutsam herunteraetragen Da» Mobiliar der vierten Etage, so wie die auf dem Dachstuhle befindlichen Sachen, Kleidungs stücke, Koffer und Schränke de» Kellnerpersoval» sind sämmtlich verbrannt. Der Prinz Karl, dem Kaiserhofe gegenüber wohnend, ordnete sofort an, e» sollten alle geretteten Gegenstände in die ge räumigen Remisen seine» Palai» gebracht werden, eine Erlaubniß, welche dem Hotel Überaus zu statten kam. Gegen Mittag wüthete da» Feuer mit beson derer Heftigkeit zugleich auf der Oftseite be» Hotels gegenüber der DreifaltigkeitSkicche. Dort brachen bald die Decken der vierten Trage durch, und da» Feuer griff in einigen Zimmern de» dritten Stockwerk» um sich. Auf der Nordseite de» Gasthos» ist in den inneren Räumen da» Feuer stellenweise bi» in die Bel-Etage einge drungen. ES hat den Gepäck Aufzugs-Apparat und die Gepäckstube, ferner ein Geräthzimmer zerstört. Mit heroischer Verwegenheit drang die Feuer wehr nach allen Seiten hin vor, in erster Reihe bemüht, die einzelnen Feuerstelle» de» groß» Feuerherdes zu localisiren; bei einer ander» Taktik in der Bezwingung der Gefahr wäre da» Ganze Hotel bi» auf den Grund ausgebrannt, vierzehn Feuerwehrleute haben, weil theil» leicht, theil» schwerer verletzt, schon gestern Abend von der Feuerstelle fortgebracht werden müssen. Erft nach 9 Uhr Abend» war die Gefahr be seitigt. Da» gesammte Personal der Feuerwehr war jedoch noch heute Mittag zur Stelle uad seit gestern vormittag halb zehn Uhr ist e» in ununterbrochener Thängkeit. Hunderte von Ballen glimmen noch immer, und plötzlich schlagen au» Schutthaufen Helle Klammen herauf. Einen erschreckenden Eindruck macht die Feuer- flelle beim Betreten de» Hotel» von der nörd lichen Hauptfront. Der mit Gla» bedeckt ge- wesene Mitlelraum ist in einen Schutthaufen ver wandelt. Die dicken Scheiben Uber ihm, durch da» herabgestürzte Gebälk zerschlagen, liegen al» Scherben auf Oleander- und Myrthcnbäumen, die ebenfall- halb verbrannt sind. Zerstört »st jede» Ornament, jede Wandmalerei, von dem hinter dem Mittelraum liegenden Speisesaal an der Südseite stehen nur noch die Mauern und die eisernen Deckenträger. Da» Feuer zerstörte Alle». In der Mitte deS SandcS liegt von vier Etagen heruntergestürztes Gestein, dazwiscben sieht man zerbrochen« Stühle, Tische. Spiegel, Uhren, Gläser und alles Geräth, was zu einem opulenten Diner gehört. Denn schon war, als daS Feuer den herrlichen Saal zu vernichten begann, für dreihundert Personen gedeckt gewesen. Ein übergroßes Glück, daß von den vielen Hunderten, die in dem wirren Gebäude zusam mengedrängt wohnten, Keiner sein Leben ein- gebüßt; wenigstens wußte die Polizei bi« heute Mittag von keinem derartigen UnglückSsall. Da« aute Commando der Feuerwehr hat eben in strenger DiSciplin große« Unglück abgewehrt; e»
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