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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.08.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040819020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904081902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904081902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-19
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An kündiguniien ani der Drwalieile Zeile 2ö Pia i die L ivaltiae Zeile auf Leri ieile so P'a. als Einaeiande Zeile w Pia Hn u»ch Sonn n»d!>eiert«ae» iwaiüac Grn»d«eile aa Pia.. ani Privaiieite ao Pia.. Livaliiac Zeile am lerlieiic und als Kinaciandt so Pia. AuSwiiriiae Am < Irüac nur arge» Porauiöbejaliluna. Beleadiätier werden mit ioP,z. berechnet. AkNlivrechattschlub: «ml t Nr. U und Nr. «t»» 81«e » Vonütig it bstüelc 50 Iftx. IN allen Zsxftlwliou, Owgoiien uml I'ailumerieii. 8sllo-A>u lüge«pslklllls«N ----- 4 Mlvek «PMilieii ^ Mlei ir«»»»» ^ r U,,<I -tt-»rr<-. ----- i« Lodert Lmuo — — ILaUiou». --77.—- «r. SS«, r -likU l. Rttss.-japan. Klleg. Neueste Dralstberichte. Hostmchiichtcn. Saalinl,aber. König Albctt-Deiiknml ans dem ! I IHFßF I. Uinovergr, Gcrickstsveihniidlungen. „Carmen". Berliner Leben. ! R v» K e/V-». Der russisch-japanische Krieg. Zum Kampf um Port Arthur liegen folgende Mel dung«« vor: Die Japaner fuhren in die T a n b c n v u ch t ein und rückten von Palingtsching aus. zwei Meilen nördlich von Port Arthur» «egen die Heftung vor. In der Nacht wurde Port Arthur von der Laubenbucht her bo m b a r d i e r t. — Tie Lage Port Arthurs soll nach Londoner Meldungen derart ocrzw « i - fett sei«, daß die Japaner neuerlich die Aufforderung zur K a- p i t u l a tion an General Stößel sandten. Ein großes Petro leum-Magazin soll explodiert fein und Port Arthur teilweise in Flammen stehen. Aus der japanischen Hafenstadt Kobe wird telegraphiert: ES finden ernstliche Unterhandlungen über die Kapitulation von Port Arthur statt. Ter japoniiche Major Aamoka überbrachte dem Kommandanten von Port Arthur, Ge neral Stütze!, neuerlich die Aufforderung zur Kapilulation, und General Stößel antwortete darauf nicht lofort abweisend, son der» erklärte, dah er um Il> Uhr vormittags die Antwort er- teilen werde. Man glaubt, datz General Stotze! sich mittelst draht loser Telegraphie über Tschisu mit Alexcjcfs in Verbindung gejetzt habe, um bei diesem Instruktionen einzuholcn, und man hält es nicht für unmöglich, daß inzwischen durch die Antwort, die er zu geben versprach, die Kapitulation ersolgte. Doch liegt bis zur Stunde darüber noch keinerlei offizielle Meldung vor. — Die „Rufs. Telcgraphenagentur" veröffentlicht einen vom 13. ds. datierten Tagesbefehl des Kommandanten von Port Arthur, General Stößel, in dem eS heißt: Es ist der Augenblick gekommen, in dem wir unsere Kräfte vereinigen mimen, um diesen Flecken russischer Erde, die Heftung Port Arthur, zu verteidigen. Unser großer Kaiser, unsere gemeinsame Mntter, das Vaterland Rußland, erwarten von uns die bedin gungslose Erfüllung einer heiligen Pf!icht: Tic Festung vor dem Anprall des Feindes zu schützen. Jeder von uns möge des heiligen Eides eingedenk sein »nd in seiner Brust die Ueber- zeugung einprägen, daß cs für ihn keinen anderen Ort gibt als de», der ihm auf den Wällen der Festung zugewicscn wurde. De« Beispiele unserer tapferen Ahnen folgend, werden wir keinen Schritt znrückweichen und dem Feinde mit Mut und Entschlossen heit entgegengehen. In Tokio ist das Gerücht verbreitet, das russische Kriegsschiff ..Rossia", das im legten Kampfe in der Tsushima-Ttraßc schwer beschädigt wurde, sei auf der Rückfahrt nach Wladiwostok u n t e r g e ga n g c n. Nack einem ergänzenden Bericht des Admirals Togo belau fen sich die j a p a n i s ch e n V c r l u st c in der Seeschlacht vom 10. d. M. auf 225 Mann. Der Petersburger „Regierungsbote" schreibt: Rach dein am 80. Mai veröffentlichten Ausweis der Regierung über die hier zu Kriegszwecken zur Verfügung stehenden freien Sum me» betrugen dieselben zu Beginn des Krieges über 300 Millio nen. Inzwischen ist bis zum 16. August allen Ressorts ein Kre - dit für KriegsMecke im Betrage von 2571/4 Millionen eröffnet worden. Daraus geht hervor, daß der Ertrag der Realisierung der fünfprozentigcn Schatzschcine, die im Nominalbeträge von 300 Millionen Francs ausgcgebcn wurden, noch unberührt ist. Die eben anaeordnete neue A »leihe wird dadurch erklärt, daß eine rechtzeitige Vervollständigung der Barmittel während des Krieges besonders wichtig ist und die Unterbringung der Serien einige Zeit beansprucht. Bezüglich der Form der neuen Anleihe ist zu bemerken, daß die Billette der Reichsrentei ein in Rußland weite Verbreitung genießender Wertpapiertvpns sind, der besonders zur Kriegszeit sehr bequem ist, da die Billette nicht Kursschwankungen unterliegen. Sie dienen oft als Zahlmittel an Privatpersonen. Die Realisierung von 100 Millionen der neuen Anleihe ist bereits gesichert. Weitere Meldungen lauten: London. Das Reuter-Bureau meldet aus Tokio von gestern abend: Wie verlautet, meldete der Kommandant der Bc- lagerungsarmee, daß der Kommandant von Port Arthur die Aufforderung zurUebrrgabc derFest » ng abgclehnt habe, desgleichen mit Dank das Anerbieten des Kaisers von Japan, die Nichtkämpscr aus der Festung abzichen zu lasse». London. Reuters Bureau meldet aus Schanghai vom 18. ds., daß das Eintreffen der japanischen Flotte dort erwartet werde. Japan sei entschlossen, die sofortige Ausfahrt der rnsj i- schen Sckisse aus Schanghai zu verlangen, oder deren Ent waffnung zu erzwingen. London. Nach einer Meldung des „Tally Expreß" aus Kobe vom 17. habe sich bei der Oeffnung der Postsäcke des Dampsers „Prinz Heinrich" das Fehlen von Briefen japa nischer Agenten aus Rußland ergeben. Neueste Drahtmeldungen vom 18. August. Kopenhagen. Während eines Manövers des Uebungs- geschwaders im Großen Belt stießen die Torpedoboote „Hawhesten" und „Stören" zusammen. Ersteres sank. Die Besatzung ist gerettet. „Stören" ist leicht beschädigt. Petersburg. Im Seekanal erfolgte ein Zusammen stoß zwischen dem deutschen Dampfer „Tiana" und dem nor wegischen Dampfer „Dana". Letzterer sank an einer 10 Fuß tiefe» Stelle. „Diana", die cbemalls beschädigt wurde, brachte die Mannschaft des gesunkenen Dampfers hierher. Newyor k. Tic Cunard-Linie kündigt eine Fahrpreis- c r m äß i g u n g von 15 Tollars für Passagiere 1. und 2. Klasse nach Liverpool an. 'Die internationale Handels- und Schiff- sahrtsgesellschaft regte in London die Frage an, wie der Maß nahme cutgegeuzutreten i'ei. Die White-Star-Line setzte den Fahrpreis 2. Klasse nach Liverpool herab. Oertlichcs und TncliMche«. Dresden. 18 August. —* Se. Maiestät der Könia besuchte gestern nachmittag mit der Erzherwgin Otto, deren beiden Sölmeu und den beiden ältesten Söhnen des Kronprinzen Schloss Weesenstein Heute vor mittag »nternahm er mildem jungen Erzberz og Kn rl und mehreren Herren vom Dienst einen JagdanSflng nach dem Nllers- dorfer Revier. Zur heutigen Mittagstafel sind der österreiclstsch- ungarUchc Geschäftsträger Graf v. TarnvwSli und Generalleutnant v. Schmalz mit Einladungen ausgezeichnet worden. —* Der Prlvatdoient Dr. Otto Zletzschmann. erster Assistent am physiologischen Institut der Tierärztlichen Hochschule zu Dresden, erhielt vom Ackerbanministerium von Argentinien einen Ruf als Professor iürPhysiologie. Embryologie und Histolo gie an das in Buenos-AlreS neu zu gründende Vcterinäklnstitnt. Der Genannte hat den Ruf abgclehnt. —* Anläßlich des Geburtstags des Kaisers Franz ioseph I. wurde heute vormittag 10 Uhr am Hauptaltare der iesigcn katholischen Hofkirche eine Messe gelesen, der die Herren der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft mit zahlreichen hier wohnenden Oesterreichcrn usw. beiwohnten. —* Den nächste» BeratungSgegenstand des Verbands- tagcs der Saal! »Haber Sachsens inEbcmnitz bil dete die Angelegenheit der Schädigung der Saalbctriebe durch städtische und private Unternehmungen. TerReserent hierzu, Herr Richard Naumann-Dresden, kritisierte den Saalbetricb im AiiSstellungspalaste zu Dresden, die Absicht der Leipziger Verwal tung. einen Meßvalast mit großem Festlaale zn bauen und die Verwendung von Vereinshanssäien. von Schützenhttuiern, Jnminas- bäusem re. zu Konzerten und Bällen. Eine Resolution, in der die Versammlung „gegen die Schädigung der Saalbetriebe durch städtische und private Unternehmungen protestiert und den Vorstand veranlaßt, energisch gegen lösche Uebergrifse Stellung zu nehmen", snnd Annnhmc. Sodann beschäftigte sich der VerbandStng mit dem Verbote des Aufenthaltes der Jortblldungslchüler und Kinder in den Neheiiräumen der Tanzstile und nahm einen Antrag des Herrn Heinze-Töbeln au, durch den der Verliandsvorstand beauf tragt wird, bei den zuständigen Behörden schriftlich oder mündlich Vorstellungen z» erheben, das; Kinder in Begleitung der Ellern und Forihstbnngsichiller bei blölstich eststretender schlechter Witte ruiig in de» Nebemäumcn der Tanzläle Aufenthalt nehmen dürfe». Herr Rolh-Oelsnitz beantragte hierzu, den VerdandSvorstand zu beaustragen. bei der Königs, Staatsregicmng darum einzukommen. daß beim Betreten von Tanzsülcn durch Jugendliche nicht mehr der Saaünbaber oder dessen Stellvertreter, sondern nur diejenigen Perloncn in Strafe genommen werden, welche sich bewußt der Ueberlretuiig schuldig gemacht haben. Auch dieser Antrag fand die Zustimmung der Veriammlnng. Herr Haiita-Ottendors-Okrilla behandelte ebenfalls die Angelegenheit eingehend und übte Kritik an einer Entlckieidiing des König!. Sächl. O Herlandgerichts. wo nach im Interesse der Slllllchkeit Kindern und Jugendlichen nicht nur der Zutritt zum Tanstaale, sondern auch sämtlicher zum Lokale gehörigen Räume verboten ist. Er beantragte, diele Entscheidung an,»rechten. Tie Ainiahnre einer vom Vorstand ausgrarbeitelr» Resolution, in welcher die vorherigen Anträge zusamntengefaßt worden waren, bildete de» Schluß der Erörterung dieser Ange legenheit. Im weitere» Verlause der Beratungen wurde von viele» Seiten über die Verschiedenheit der Tanzregulative in den einzelnen Amlshanvtmannschastc» und in Städte» mit revidierter Städteordnung geklagt. Nach Referaten des Herrn Wirth- Äautzen, Krctzschmar-Potschavpcl und Roth-Oclsnitz wurde be schlossen, die Königs. Stoatsregienmg zn ersuchen, bei Neuauf- stellung oder Aenderung von Tanzrrgnlotiven in Zukunft Saal- gewerbetreibende hinzuznziehen und deren fachmännisches Urteil zu hören. Außerdem fand ein Znscitzantrag Annahme, taut welchem die König!. Staatsregierung nm Schaffung eines neuen einheit lichen Tcmzregirlativs ersucht werde» soll. Weiter wurde aus An trag des Herr» Pöstchke-Pirna beschlossen, die Königs. Ctaats- regrerung zu ersuchen, daß bei Vereinssestlichkeiten. wenn solche von Nichtmitglicder» bestrcht werden, oder von dem Verein an fremde Personen hierbei Zutritlskarten verkauft wurden, die In haber der Säle dafür nicht haftbar zu mache» sind bezw. bestraft werden können, wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. Sodann nahm die Versammlung ans Antrag der Saalinhaber in den Ge meinde» Geyer, Ebrenfricdersdors nnd Thum einen Antrag an, den Vorstand zn ersuchen, dahln wirken zn wollen, daß das von den Besuchern der Tanzsäle zu erhebende Eintrittsgeld alleinige? Erträgnis der Saalwirte bleibt. Die Erörterungen über den Flaschenbierbandel, wozu Herr Kretzscbmar-Potichappel referierte, suhrte zu einem Beschlüsse, wonach der Verband der sächsischen Saalinhaber gemeinsam mit dem Sächsischen Gastwirtsverband eine Abänderung des 8 33 der Reichsgewerbeordnung nach der Richtung hin erstrebt, daß der Flaschenbierhandcl konzessionspflich tig wird. Nachdem schließlich noch Leipzig als Ort sür den nächsten Berbaudstag bestimmt worden war. wurden die Beratun gen mit den üblichen Schlußreden geschlossen. Nachmittags fand ei» Konzert im Tchloßrestauront „Miramar" am Schloßteiche statt »nd abends vereinigten sich die Teilnehmer am Verbandstagc ;» einem großen Festmahl. —"Ans der großen Zahl vonStiftungen, die im zweiten Vierteldes Jahres 1001 öffentlich bekannt geworden sind und nach de» Auszeichnungen des „SSchs. Kirchen- »nd Schulblattcs" l 005-110 Mk. betragen, sind besonder? bemerkens wert: 300000 Mt. von der Finna Gebr. Brrhmcc in Leipzig au? Anlaß deS 25jährigen GeschüftSinlstläums für die Penfionskaffc des Geschäfts überwiesen; I6l 800 Mk. ans dem Nachlasse deS 1003 verstorbenen Rentners Schrodt in Blasewitz der Verwaltung des Ministeriums des Innern unterstellt mit der Bestimmung, dag die Halste der Erträgnisse bis zur Erfüllung einer Million aiiige- sammelt, die andere Hälfte aber von, Jahre 1905 ab dnrch Vcr- miltlnng der landwirtschaftlichen Kreisvcrelne zu einmaliger oder dauernder Unterstützung bedürftiger, namentlich lungenleidender landwirtschaftlicher Arbeiter verwendet werden soll. Dieses Ver mächtnis ist um so freudiger z» begrüßen, je seltener derartige Zu» Wendungen zu verzeichne» sind. Der Stadt Dresden siel der 105000 Mk. betragende Nachlaß des Amtsrichter? a. D. Mnnz zn. teils zur Gründung einer Freistelle im Bürgerhospital. teils z» Verschönerungszwecken bestimmt, nnd 100000 Mk. von Frl. Blnnck «Uttst und Wisseuschnft. Ki>»i«l. Hosoper. Bizcts „Carmen" verdankte sür geltem abend bei uns einem Gaste lein erfolgreiches Bühncn- dasetn: Herr Josef Teyssen — nicht Thyssen wie sie Nomenklatur de» offiziellen Theaterzettel- meldete — vom Stadt theater in Hamburg sang sür den zu den Festspielen nach München beurlaubten Herrn Burrian den Joss. Anfangs ließ der Sänger, dem von seiner Heimat auS ein beträchtliches Renommee voransging, ziemlich kühl; erst nach und nach interessierte er stärker, nm im letzten Aufzuge namentlich durch seine sür einen Tenor ganz be« trächtllchen darstellerischen Fähigkeiten eine künstlerische Leistung von nicht gewöhnlichen Qnalitäten zu bieten, die sich auch in musikalischer Hinsicht als durchaus rühmcnsweit erwies. Das stimmliche Material, über daö Herr Teyssen verfugt, ist ein Heller Tenor von ausgesprochen lyrischer Färbung, der in der Höhe von großer Tragkraft, im Medium von sehr sympathischem Timbre lst. Beträchtlich gehoben werden diese natürlichen Vorzüge dnrch eine vortreffliche Schulung, die sich gestern vornehmlich durch die tadel lose Behandlung der voir mixt« und in dem leichten Nehmen der Kopftöne bewährte. Sehr geschmackvoll ist der Vortrag des Künst ler«. dem nur hier und da eine Steigung zum Schleppen »»hastet, die sich gestern am stärksten tn dem Duett mit Mieavla geltend machte- erfreulicherweise aber, ebenso wie vorübergehende Unsicher heiten in der Intonation, im Verlause des Abends ganz ver schwand. um im letzten Aufzuge einem außerordentlich tempera mentvollen Geia«g Platz zu machen. — Bon den übrigen M!t- wtttenden verdient mir Frl. Rast, die die Micasla gestern abend zum erstenmal sang, besondere Hervorhebung: sie führte die kleine Partie nicht nur musikalisch in jeder Hinsicht einwandfrei durch, sondern gab der Figur den ganzen, ihrer Perlon eigenen Liebreiz und jene unbedingt notwendige herzliche Innigkeit, die da- schlichte Lckndmädchen in bewußte« Gegensatz zu der heißblütigen Carmen bringt. Im übrigen nahm die Vorstellung, in allen anderen Rollen ganz wie sonst besetzt, einen recht besrlcdigenden Verlauf. Tin Extralob verdient Herr Kapellmeister Kutzschbach. der die Hmr durch alle Fähriichkeiten der Temvoschwankungrn. denen sich vor allem Fra« Jelinek-Carmen gar zu weilherztg hingab. mit unbetnbarer Sicherhett und großer Delikatesse zu gutem Gelinaen steuert^/ V. 1' Tolstoi will sich jetzt der Abwechslung halber einmal in literarischer Kritik versuchen. Aus einer Unterredung, die der Wiener Schriftsteller Dr. Hugo Ganz mit Tolstoi hatte und die in der „Franst. Ztg." abgcdruckt ist, geht hervor, daß der russische Schriftsteller an einem Buche gegen Shakespeare und gegen den Shakespeare-Kultus arbeitet. Auch über Goethe äußert sich Tolstoi absprechend. Er sagt über ihn: „Das, was mich bei Goethe choquicrt, ist gerade das Spielerische, das Sie Heine nackffagen. Sowohl Goethe als Shakespeare sind nur ans das ästhetische Spiel gestellt, schassen nur zuni Genüsse und nicht mit dem Herzblut. . . . Das Pathos für die Mensch heit finde ich viel mehr bei Schiller, und cs ist gerade dies, was mir ihn nähcrbringt als Goethe und Shakespeare. Er war heilig durchdrungen von der Intention seines Werkes. Er hatte nicht die kalte Kunstlcrambition, nur seinem Sujet gerecht werden zu wollen. Er war ganz erfüllt von den. Verlangen, uns mit- »nd hinzureißcn. Unter den Forderungen, die ich an den großen Künstler stelle: technische Vollendung, Bedeutung des Borwurfs und aufrichtige Erfülltheit von dem Stoffe, ist die letzte die wichtigste. Man kann ein großer Schriftsteller sein, selbst wenn die technische Vollendung, die volle Beherrschung der Kunst stücke fehlt, wie etwa bei Dostojewski; ober ohne daß man mit dem Herzblut schreibt, kann man es nicht sein." Bezeichnend für Tolstois literarhistorische Kenntnisse ist, daß er dem Inter viewer gegenüber erklärte» den Namen Gottfried Keller noch nie gehört zu haben. Berliner Leben. L. Berlin, 17. August. Die Berliner Schulferien sind zu Ende, und die meisten Berliner Familien, die verreist waren und schulpflichtige Kinder haben, sind wieder zu ihren Penaten zurückgckehrt. Das liest sich ungeheuer einfach^ ober was es in Wahrheit zu be deuten hat, davon kann sich nur derjenige eine zutreffende Vor stellung machen, der einmal daS erstaunliche Getriebe auf den Berliner Hauptbahnhöfen zu Beginn und am Schluß der Sommer- ferien mit angesehen hat. Diesmal ober hatte infolge deS un- gewöhnlich Heeßen Wetters das allgemein« Reisefieber einen Höhepunkt erreicht, der kaum noch zu überbieten war. Wer irgend konnte, floh die Riescnbackstube und suchte einige Er frischung im Gebirge oder an der See. Namentlich die Ostsee, die gleichsam vor den Toren der deutschen Rcickzshauptsladt lieg:, war mit Berlinern überschwemmt, und demgemäß war auch der Rückstrom von hier aus am stärksten. In den letzten Tagen glich der Stettiner Bahnhof einem gewaltigen Feldlager. Trotz dem er letzthin ninaebaut und erheblich vergrößert worden ist, vermochte er die Menschenmassen, die sich ans den überfüllten Zügen «uf ihn ergoffcn, kaum zu fassen. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, ging es aui den anderen fünf oder sechs Berliner Hauptbahnhöfen zn, und es ist ein wahres Wunder, das; alles glatt abgelnnscn und nirgends auch nur ein Unfall vor- gckommen ist. Die Bahnbcamten, aus denen sti diesen Tagen eine große Verantwortlichkeit lastete, werden gewiß erleichtert aiifatmen, Vas; nun das Schlimmste wenigstens überslanden ist. Allmählich kommt nun auch das Berliner Leben wieder in den gewohnten Fluß. Die „Saison", wie man das zn nennen Pflegt, hat angcsangcn, und zwar piinttlich, wie gewöhnlich, mit der Wiedereröffnung des Wintergartens, unseres größten und erfolgreichsten Spczialitätentheatcrs. Hier treffen sich zum ersteu- male wieder im grellen Scheine der elektrischen Lampen die Ver treter der Lebewelt, die sich kurz zuvor in irgendeinem Mode bade bemüht hatten, die Folgen eines anstrengenden Berliner Winterseldzüges nach Möglichkeit loszuwerdcn, und die min das bischen Lebenskraft, das sic sich neu erworben haben, wieder unbarmherzig zu vergeuden beginnen. Das diesmalige ^Pro gramm des Wintergartens bat freilich die sonst an dieser Stätte üblichen Scnsiilionen nahezu ganz vermissen lassen. Es waren meist gute, alte Bekannte, die man zu sehen und zu hören be kam, die gewiß durchweg in ihrem Fache Hervorragendes leisten, aber doch den Reiz der Neuheit nachgerade cingebüßt haben. Die wenigen neuen Nummern wollten nicht recht cin- schlagen. Eine böse Niete war insbesondere eine Truppe von 20 italienischen Harfenistinnen, denen gegenüber man im Zweifel blieb, ob sie talentloser oder häßlicher sind. Man sollte cs gar nicht für möglich halten, daß das Land der berühmten weib lichen Schönheiten so viele minder schöne Mädchen auf einmal zu versenden bat. Ihr unglückseliges Harfenspiel ist aber von jener Art, die Stein' erweichen, Menschen rasend machen kann. .! - H i 'fl
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