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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187010288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18701028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18701028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-10
- Tag1870-10-28
- Monat1870-10
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1870
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10018 covtributionen auSzufchreiben, und zwar soll jede Gemeinde einen im Berhältmß zur Größe der Bevölkerung stehenden Betnag «t» richten. Die Reicheren sollen für die von den ärmeren Bewoh nern zu entrichtenden Beträge Borschuß leisten, bis die letzteren im Stande find, dieselben zurückzuerstatten. — Ein weiteres De- cret der Regierung verfügt, daß alle Ausgaben für die mobilisirte Nationalgarde ebenfalls von den Gemeinden getragen werden. Endlich wird verfügt, daß ganz Frankreich mit Ausnahme von Paris in vier Generalgouvernements unter Commando der Ge nerale Bourbaki, Fiereck, PolheS und Cambriel etngetheilt werde. Für die Truppen, die in der Umgegend von Paris stehen, werden bereits Einrichtungen für Winterquartiere getroffen. Unter Anderem sind, wie .das neueste Milttair ° Wochenblatt be stätigt, für dieselben 60,000 Schafpelze bestellt worden. In Dijon war die Furcht vor der Ankunft der deutschen Truppen sehr groß. Der Maire kündigte au, daß alle Personen, welche die Stadt verlassen, ausgezeichnet werden, und, wenn fle nicht sofort zurückkehren, mit einer starken Steuer belegt werden sollen. Er ergriff diese Maßregel, weil er die reichen Leut« der Stadt, die fast alle die Flucht ergriffen haben, mit in die KriegS- steuer hineinziehen will, welche der Stadt von den deutsche« Truppen auferlegt werden könnte. — Andererseits berichtet der Berner „Bund" aus der Gegend von Damvant im beruischeu Iura von einer großen Panik, welche im benachbarten französische» Gebiet auf ein Gerücht von der Annäherung der Preußen auS- gebrocheu sei. In allen Dörfern läuteten die Sturmglocken; die GrenzwLchter sammelten sich und improoisirte Nationalgarden und FranctireurS strömten von alle» Seiten gegen Montbeliard. AuS der Belagerungsarmee vor Metz gehen von den ver schiedensten Seiten kurze Mittheiluvgen zu, welche alle darin übereiu- stimmen, daß sich die Anzeichen mehren, die eine Capitulation der Festung für die nächsten Tage in Aussicht stellen. Ueberläufer melden sich massenhaft bei unfern Borposten, und wenn die Aus sagen derselben über den Zustand in der Festung auch mit Vor sicht aufzunehmen find, so ist doch die Desertion an sich ein ge wichtiges Zeichen der unter der Besatzung herrschenden Stimmung. Auch die Fourage scheint knapp zu werden; wenigstens laufen die französischen Pferde unfern Patrouillen zu Dutzenden in die Hände, so daß eS den Anschein hat, als entledige man sich auch hier der überflüssigen Mäuler. Dagegen trifft General Bour baki Borkehrungen, Lille zu vertheidigen. Wie gewöhnlich wird mit der Zerstörung deS PrivateigenthumS der Anfang ge macht. Die Häuser in der ersten Zone der militairischen Be festigungen werden demolirt, die Bäume gefällt, die Hecken abge- schnttten, und ein Befehl deS Präfecten ordnet die Ausführung der künstlichen Ueberschwemmungen an. Ueber das Resultat der neuen französischen Kriegs anleihe verlautet noch nichts Näheres. ES wird interessant sein, zu erfahren, welche Börsen sich für diese Finanzoperation interesstreu werde», der jeder legale Charakter fehlt. Geld müssen die Franzosen übrigens sehr nöthig haben. Ihre furchtbare Munitionsverschwendung in Paris würde schon allein zureichev, ein Land in finanzielle Verlegenheit zu bringen. Jeder Schuß auS den großen Geschützen der Pariser Fort- — unsere Soldaten neunen die Langgeschoffe derselben eiserne Zuckerhüte — kostet vierundneunria Tbaler. Biele auf Ehrenwort entlassene französische Officiere haben öffentlich die Absicht erklärt, in den rm südlichen Frank reich zu organifirenden Streitkräften Dienste zu nehmen oder in de» Süden Frankreichs oder nach Algier zur Ablösung dortiger Officiere gehen zu wollen. In Folge dessen ist vom deutschen Armee-Ober-Commando bekannt gegeben worden, daß bei etwaigen künftigen Capitulationen, bei denen sonst die Bedingungen von Sedan Anwendung finden, französischen Officieren eine solche Vergünstigung, wie sie ihnen in Art. 2 eingeräumt sind, nicht wieder zu Theil werden wird. Auch ist bei Gefangennahme solcher Officiere die volle Strenge der Kriegsgesetze nun vor geschriebe«. DaSCorpS de- Generals von Werder ist vou Besoul nicht gegen Dijon marschirt, sondern hat die Richtung nach Besau§on hin eingeschlagen, in dessen Nähe die letzten Gefechte vom 22. bei «tuez u. s. w. stattfande» (vergleiche vorige und vorletzte Nummer). General Cambriel will natürlich diese Niederlagen nicht eingestehen, sondern hat auS Besang» vom 23. nack TourS telegraphrrt, daß er unter unbedeutenden Verlusten „seine Stellungen behauptet habe". TS geht daraus wenigstens hervor, daß General Cambriel den Oberbefehl nicht an Garibaldi abgegeben hat. Die „Patrie" meldet, daß Garibaldi nach wie vor da- Verlangen stelle, den Oberbefehl über sämmtliche in den Vogesen befindliche« Streitkräfte zu übernehmen. Die „Prov.-Corr." meldet: „In Versailles finden zur Zeit die Be rat Hungen wegen deS Beitritt- der süddeutsche» Staaten zu dem bisherigen Norddeutschen Bunde statt. Außer dem Bundeskanzler Grafen von Bismarck nehmen diesseits der sächsisch« StaatS-Miuister von Friesen und der Präsident deS Bundeskanzler-Amte- StaatS-Miuister Delbrück an den Verhand lungen Theil; di« süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen find durch die leitenden Minister und die Fachmiuister vertreten. ES ist Aussicht vorhanden, daß die Sr gebnisse der Verhandlungen schon dem in der zweite» Hälfte de- November zu berufenden Reichstage vorgelegt werden können " Die Conferenz von Interessenten der veutschen Schifffahrt, welche am 24. und 25. October m Berlin tagte, um sich Über Anträge an den Bundeskanzler wegen Schadenersatz der Rhederei durch die Operationen der Franzosen zur See schlüssig z« machen, hat sich dahiu geeinigt, keinen Ersatz für die Blokave, sondern nur für den verübten Sreraub und die daraus entstan denen Consequenzen, Flucht der Bedrohten, Schädigung der Be- raubten re., zu fordern --- „Berlin in Trauer!" ist die Ueberfchrift eine- melo dramatischen Berichtes deS clericaleu Pariser Blatt,s „Union", wonach dreitausend Frauen in langen Trauerkleidera unter dir Fenster der Königin gezogen wären und hinauf geschrieen hätten: „Frieden! Frieden!" Denn ver Krieg hätte in Berlin allein 14,000 Eheweiber zu Wittwen uns 29,000 Kinder zu Waisen gemacht, sowie Handel und Wandel im ganzen Prrußenlaude vernichtet. Die „Union" garantirt die Richtigkeit obigen Berichte-, und der „Constüutionnel" macht dazu die Bemerkung, da- köure nur dazu beitragen, Frankreich in dem Widerstande bis auf de» letzten Mann, z« bestärken, „nicht zu vergessen, daß Prruße« zwar im Stande sei, in einer kurz b:meffenen Zeit einen schwere» Schlag zu führen, doch daß eS nicht im Stande sei, einen zähen Kampf von längerer Dauer au-zuhaltcn". Dies ist jetzt du Ansicht, welche Gambetta täglich und stündlich predigen läßt, irm den Franzosen zu zeigen, daß die Preußen auf dem letzten Loche pfiffen und daß man nur nicht nachzugeben brauche, um d«s Siege- schließlich gewiß zu sein. Daneben wird kem Tag ver säumt, um vaS Lleo von der Unüb-rwindlichkeit von Pari-zu singen. ----- Ueber die Ausweisung der zahlreichen deutschen Be wohner der Stadt Dreux erfährt daS „Fr. I." noch Folgende-: Die Ausweisung ist Folge eine- in der Nähe vorgefallenen u»- bedeutenden Gefechts, welches übrigen- die Stadt nicht weiter bedroht hat. Als sich die Stadt bedroht glaubte, hatte man zwar die guten Dienste der Deutschen als Dolmetscher verlangt, nach Beseitigung der Gefahr erblickte ma^ aber nur noch Berräther und Spione in ihnen, verhaftete sie und führte sie gebunden nach dem Gefängnisse. Hier wurden sie gerade nicht schlecht behandelt, allein man erklärte ihnen mit aller Bestimmtheit, daß sie erschösse» werden würden! Glücklicherweise besann man sich doch eiur- Besseren und schaffte sie nach fünftägiger Haft, mit Ketten be lastet, nach der belgischen Grenze, wo sie sogar ihre Koffer vor- fandeu. Selbst der Rotheste der Rothen, Karl Heinzen, der Heraus geber deS „Pionier" in Boston, liest den Herren von der augen blicklichen Regierung Frankreich- ordentlich den Text. Er fegt: ,Märe» wir an der Stelle König Wilhelm-, wir würden auch alö Republikaner außer einem pecuniairen Ersatz der KriegSkostrn die Abtretung von Elsaß und Lothringen alS Frtedeuö- bedingung aufftellen und lieber Paris dem Erdboden gleich mache», alS von diesen Bedingungen ein Titelchen ablaffen. Denn dich Bedingungen sind nicht nur gerecht, sonder» sie sind auch noch- wendig als Garantie für die Zukunft, die wieder durchaus un sicher werden würde, wenn man Frankreich die Möglichkeit ließe, militamsch bis zu der früheren Macht zu erstarken, und die Hoff nung, seine bisherigen Besitzungen an dem vielbegehrten Rhem auSdehnen zu können. Die ganze neuere Geschichte beweist, daß nur die Physische Unmöglichkeit daS bis in alle Fasern mit Chau vinismus und Anmaßung inficirte französische Volk, mag eS republi- kanisch oder monarchisch sein, zwingen kann, seinen Rhemgelüsten zu entsagen, Frieden zu halten und seine» herrischen Geist gegen dir übrige Menschheit abzulegen. Und da diese physische Unmöglichkeit, die bisherige Rolle fortzusetzen, eS nothwendig dahiu treiben wird, seinem Ehrgeiz durch würdigere Auszeichnungen, nämlich durch innere Freiheit, Aufklärung deS Volke-, sociale Reformen, Pflege der Künste und Wissenschaften u. s. w. zu genügen, so sind dir erwähnte» FriedenSbedinguvgen im Interesse Frankreich- selbst zu empfehlen und würden durch ihre Folgen wieder der ganzen Ml zu gut« kommen. Und die nächste dieser Folgen wäre der Weg fall deS HauptvorwandeS zur Unterhaltung großer stehender Heere. ED fragt sich nun zunächst, ob daS republikanische Frankreich, repräsentirt durch seine provisorisch, Regierung, Einsicht »ud Selbstverleugnung genug haben wird, diese Bedingungen zeitig zuzugesteheu. Weist eS dieselben zurück, so kommt die Schuld einer Fortsetzung deS Krieges auf seine Rechnung." In den Helle» Siege-jubel klingen hie und da seltsam klagende Stimmen hinein. Zwischen den Millionen, die in stolzem Na tionalgefühle Hände und Stimme erheben, schleichen Leme «it Leichenbittermienen umher, schütteln wehmüthig ihre Häupter u»d blicken so trübe, als ob ihnen alle Liede» gestorben wären. Ware« jammern diese Klageweiber deS Kriege-? Etwa über die eut' setzllcheu Opfer deS blutige» Kriege-? Ach »ein, sie seufze»: „Diese Siege vernichten alle Hoffnungen der Freiheit, mit da Freiheit in Deutschland ist eS vorbei." Diesen schwarzseherrde» Wern i reicher, K H die E eigenen? kein Trsal der Freih Schicksal hätte, we im Verli Patrioten Auren, , Verluste durch eir schweigen Napoleon -lecht-bri richtuvge lei, ihr da- Kör den glü, alle den! deutsche lichen G ist das Mischer Gute ge" Zünde r 1870 ge! m nur harrt, l der Frei lorbrerk seine Pf Vau. d ist nichti den zäh denden sein« K< fürchten, ist eS t! »underi fein da »ur dir jk«ße i ab den die Ki unter l * ? für die den ui der ol deuts den N Verein daS L« drutsch * i lein B fadtlh' oanr in dev Wü! ,»rz dieser Die § kmtt da- L »erde. »ügev lassen «ent llmstt unten » an di ahuli »agel durch
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