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Dresdner Nachrichten : 01.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188409010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-01
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.09.1884
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»dcr «»ltttiltalilu», I »tld«n lb Pt». A,»«ia>- ttir Moula, »der »»ch gesl- t»,en «elli.eU« ru Pt». S»I,ratt nebmen ai>: »nn»«c«n-N»r«aur »o« Ha,Ie»lutn u. voäler, «ud. M»N». t.iude u. S»., A»daUd«>da»k, ü>. rvlMIer.Aörlt». vt. Ki,»-«Ia»d«!iur». ^ Barll-Hollc, v. Arndl-^crUnV,, El'iner-H>.mb»r«. P>od»l-r«»>>d «Ui, s>»-»«ade klNAkl. Manuscrt» (,»>>, 2!ee»«»! Uit>>-ir Tageblatt für Politik, Merhallung. KesWlsoerliehr. Dörsenkricht, Irem-eMe. DüL5»s)X?I1t x^Krüuäk-lv» j 5p»^c« 60l.i.LQIUkA LI-'vbvr«-trunl,'8-izursau ^ 25 ^Itmsk-lrt II. kr»»>ä,mr><,n»>« I', > Lüriel - 8u!n f. On in«, n u. li 2 />ri l Ii«rr«Q. L je«WWG Hvllt«»-«» «»IVaiia«i» owpLskIt io xrvsstsr ^osvodl »skr billig uoä sekva «los SpVL>»»I-<d«»« I»Art vou ^«Nus riÄluLt, Xssl. voüiof.. K. >»«r». o I. Vlt., Lingrmg »n äor lllsusr. 'AN'li desto ffl^rdo vo» fflo^or, Ddplstlsnl» ItttlUSl. IIotitpi»1kokv I)rv8Üvu, »>n «o<»riroi»tl»«r. 5 Horionsli'. 5 /I Id liluvv 5 k'.srivnLlr. 5 P. un6 partieu». "» "» unil pcirticus. ^ ^tt86l»6-^U8ktrltlUN88-668<Ilrttt, t'oinltlette bmut- u. kililltzl-^U88titüllli«en. ff !Vnr «Itronedi I Nllllg»0r«t»v. ^ ^^MIS IlrWl«ii-!l!«t»«Il, t!«n,Eti'Wv ülr. lL Lksmpsgnvr-Psdrilt, V. f. Lvegsr, -»«-«-ülWchvlt. tzwmleiÄNW Xr. K smpfisblt »sin« vioäsrkolt prüinili tva tH»»inp»ßs»«r, iu tzuuIltLt xateu krsn/üslselt«» jklarkvn p(lvleli, xu 2—4 ^Iß. äiv kll>8elle. Dieselben kreise io <len liieclorD^en. Rr.S4S. -».lehr««»,. L»n«„!4«.0»u«m.j «"««ZZ.^2 l Dre««°».IS84. Montag. 1.September. Ntiieste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." bei». Lein Begleiter, Prinz Heinrich von Cliartres. brachte ihn Nachts nach Aussce, wo er in ärztlicher Behandlung ist. Trotzdem gicl't sein Zustand volle Hoffnung auf Genesung. London. Ein Reuter'sches Telegramm aus Shanghai melde', daö französische Geschwader habe die Mündung deo Min« slusses verlassen, über seine Bestimmung sei Zuverlässiges nicht bekannt. Die chinesischen Befehlshaber hätten Äe'ehl erbalten, uanjösischc Kriegs- und Handelsschiffe, die in den Vertragshäsen ankämen oder diese!ben verlieben, anzugreisen: die augenblicklich in den gedachten Häsen befindliche» französischen Handelsschiffe seien auigeiordert worden, diese Häsen sofort zu verlassen. London. Ein Wirbelsturm wüthete in Evansville, Jndiania, und vernichtete Hunderte von Gebäuden und viele Menschen leben. Auf dem Ohio schlug ein Fährboot um, wobei 14 Per sonen ertranken. Ntw-Nork, so. «„aug. »!<HI 2,25. Nolber rviuterwetjea so>/,. »r.ilugust nomiucll. »r. Leplciuber 82-,,. »r. Oclobrr St',,. Mal» «New! «5. gracht S. Dresden. 1. September. — S. M. der König wird nicht erst morgen, sondern bereits schon keu e Abend 9 Ubr mit Extrazug von Tharandt in Sckandau eintreffen und in Eendig's Billa „Quisisana" adsteigen, um Dienstag und Mittwoch auf Reinhardtsdorser Revier Hochwild- jagocn abzubalten. — I. M. die Königin begiebt sich in nächster Zeit wieder nach ihrem geliebten Schloß Morawetz in Mähren, um dvrtselbst einige Tuge zu verweilen und die dortigen von der hoben Frau geschaffenen Wohltbätigkeits-Jnftitute periönlich zu besichtigen. — Während der Korpsmanövcr des Kgl. Sächs. ArnieekorvS bei Nossen wird S. K. H. der tommandirende General Prinz Georg vom 14. bis 17. Septemver in der AlbrecbtSburg zu Meißen mit seinem Stabe Wohnung nehmen. Nicht minder soll S. M. der König beabsichtigen, im Banketsaale der AlbrechtSburg em großes Osfiziersdiner abruhaltcn. — Um aucb den, illu >1 rirten gemüth- und harmlosen Humor ein Plätzchen rn unserem Blatte rinzuräumen, wird von nun an seden Montag (wie cs bereits beute geschieht) eine derartige Beigabe erscheinen, die hoffentlich unseren geichätzte» Lesern für den tür alle Zukunft gütigen Preis von — Mark — Psg. willkommen sein wiro. — Herr Oberbürgermeisler Vr Stübel verwendet diesmal seinen dreiwöchigen Urlaub nicht zu einer Kunstreise nach Italien oder zu einer Besichtigung größere, Städte, wie er es soütt zum Bortbeile seiner Vaterstadt Dresden gethan, sondern sucht in der siärkendcn und nervenerguickenden Luft der Alpen Erholung von den vielfachen Anstrengungen und Aufregungen, die gerade rn der letzten Zeit fein Berui mit sich gebracht hat. Sein Reiseziel war oiesmal daS reizende Berchtesgaden, woselbst auch der Herr Kultus minister vr. v. Gerber leinen Urlaub verbracht hatte. — Der hiesige Konservative Verein soll für die nächste Reich-« tagswabl Herrn Ged. Rath von Einsiedel aufstellen wollen. — Der Bestand des Z oologiscden Gartens hat in den letzten Tagen theilS durch Geschenke und Ankauf, theilS auch durch mehrere im Garten geborene Exemvlare einen recht bemerke»«» wcrtben Zuwachs erfahren. Gctchenkt wurden dem Garten von Herrn vr. Petzoldt ein direkt aus Brasilien angekommener Nasen bär, wie von Herrn R. Girnt ein stattlicher Bussard. Durch Kauf wurden erworben ein Rallenreitcr (Mäbnenreiter), 2 westasrikaniichr Rallenhühner. 5 Kuhreiter, ü junge Schwäne und ein niedliche- braunes Zebukälbchen. Durch den Verkauf dreier Wapiti (kanadische Hirsche) nach dem ^arilin ä'^celimation) batte der Bestand eine Verringerung ersahren, welche jedoch durch die Geburt dreier Waövitirinder nun wieder ausgeglichen ist. Ferner wurden noch ein Schwcinshirsch und ein Damblrjch im Garten geboren. — Für die Sonnabcndsbesucher des Zoologischen Garten- war daS vorgestrige Concert des Musikckor- des ArtillerieregimentS eine höchst willkommene Abwechselung. Herr StabStroinveter Baum hatte ei» höchst gediegenes Programm zusammengestellt und führte in trefflicher Weise die einzelnen Nummern durch. Die Prärision trompeter Baum czcellirte, zeichneten sich durch Noblesse de- Tones aus. Er mußte mehrere einzelne Nummern wiederholen. Die herbst liche Kühle des Abends nöthigte leider viele Besucher, da- üoncrrt vorzeitig zu verlassen. — Als am Sonnabend der um 7 Ubr 13 Min. Abend» von Wien in Dresden eintresjendc Zug in die Nähe der Goetdestraße gekommen war, flog durch das Koupeeseiüter der I Klaffe des letz tere» Wagens ein Stein, wöbe, die Splitter der zertrümmerten Fensterscheibe eine im Koupce sitzende Dame leicht verletztem Ein im Zuge befindlicl er höherer Beamter hatte beobachte^ wie von 3 in der Nähe der Bai», siebende» Fungen einer den Stein aushob und nach de», Zuge warf. die sofort nach Ankunft deS ZugeS mit Hilfe des Balmhofögendarmen angeslellte Razzia führte aber leider nicht zur Eruirung deS nichtSwürdige» Bengels. Vielleicht gelingt dies aber noch, denn der mit kurzen Hosen, weißen Strümpfen und eine», Matrosculmt bekleidete Junge, anscheinend „besserer Leute" Kind, wird eventuell leicht zu rcrognoöciren sein. FedensallS ist es Pflicht eines Fedcm, zur Feststellung deS Tbüters, der 8—10 Fahre alt sein mochte, mit,„wirken, damit man ihn bei den Ohren nehmen und ein Erempel statuiren kann. — Dnü Münchner BantbauS. welches, wir gestern berichtet, durch eine» »assinirte» Gauuc: (angeblich Architekt Viktor Rudorfs aus Prag) ui» 18,000 Mk beschwindelt worden i,t, setzt für die Auf- greisung deö Gauners und Wiedererlangung des Verlustes (ganz oder tbeilwelje) eine Belohnung von 2000 M. auS. Der Gauner hat bei dem Verkaufe der erschwindelten Wertlipaviere in anderen Münchner Bankgeschästen 2 Packele zu se Ü000 M. in baverischen Hundertmarknotrn, 30 Stück einzelne bau,rische Hnndrrtmarknotcn und 1 BonS zu üOOO Mark Reich-noten erhalten. — Die konservativen Verein« für Plauen und sür da- obere Voiglland haben als Kandidaten sür den 23. RrichstagswablkreiS Herrn Staatsanwalt Vr Hartmann wieder ausgestellt. Letzterer hat sich auch bereit erklärt, da» Mandat anzunekmrn. — An, 28. v. M. ist der Bai»,larbeiter Flieget beim Reiche« nauer Bahnbau von einer herabsaltenden Erdivand verschüttet worden und bald darnach an de» erhaltenen Verletzungen ge Soeben. — Landgericht. Wegen önentllctier Beleidigung batte sich am 29. August einer der einigsten Vorkämpfer gegen dre Vivisek tion und sowohl hierdurch als durch seine Reisen in Afrika und sein» thierschutzireuudlichen Gesinnungen populär gewordener Schritt- Aussichten sür de» 1. September^ Mäßiger Südwestwind, verein« ' läge, etwas wärmer steiler, Ern» Heinrich von Wrber, und der Pastor Carl Wilhelm Emil Knodt aus Münster in Westialen vor der III Fer>e»slraf- kaminer zu verantworten. Veranlassung dazu gab ein in der August- Nunimer 1883 der Zeitschrift „Tlner- und Menschenfreund" ver öffentlichter Artikel, dessen Autor der Paüor Knodt ist. Fn dem Aussätze mar die sür de» Kläger vr. meä. Pcltz in Osnabrück aller dings nicht schmeicheihaite Bckauptung enthalten, ein „Fudenarzt" habe vor ca. 8 Fabren im Krankenliauie Osnabrück den Schlosser Sterpemann (nach den Aussagen von dessen Ai,ittcr und Schwester) in noch lebendem Zustande des StarrkrampieS secirt. Hieran war die Bemerkung geknüpft: ein Sanitätsrath hätte sich dahin aus gesprochen, daß derartiyc Fälle öfters vorkämen, und schließlich drückte der Verfasser seine Verwunderung darüber aus, daß ein solches Vorkommniß nicht gerichtlich verfolgt worden sei. Aus dem gerichtlichen Verhör ergvb sich, daß Herr von Weber zur Zeit der Veröffentlichung der Nr. 8 seines Blattes in England gewesen ist und von dem Erscheinen des incnminirtei, Artikels gar keine Kenntniß gehabt hat. Die Redaktion war überhaupt gar nicht seine, sondern des Pastors Knodt Sache. Nur aus Gekälligk,it gegen einen sehr dringenden Wunsch des letzteren batte Herr von Weber von Ende Juni 1883 an gestaltet, seinen Namen als den des verantwortlichen Redakteurs am Ende der Nummer zu drucken, während bis dahin Pastor Knodt zwei Jakre lang sowohl als faktischer wie auch alS nomineller Redakteur sungirt hatte. Zu jenem Wunsche batte dem Pastor Knodt seine Uebeisiedelung von Oberheffen nach der preußische» Stadt Münster Veranlassung ge rben. Während der Reise des Herr» von Weber lagen die Ge käste der Redaktion i» den Händen des Pastors Knodt und eines Revisors, der, ein tüchtiger Jurist, aus Gefälligkeit die regelmäßige Censur der Korrekturen besorgte. In Folge einer unglücklicherweise gerade in diese Zeit fallenden, wem, auch nur wenige Tage dauern den Abwesenheit dieses Revisors schlüpfte leider der ominöse Artikel ohne Cenrur ln die Veröftentlichungsnummer durch und die Absicht des Dereinssekretärs, die von ihm erwartete letzte Revistonünummer noch dem Vertreter des Herrn von Weber, Freibrrrn von Rochtizkn, ! vorzuleacn, konnte insolgr eines bedauerlich überhaste' keS der Auslage nicht mehr auSaesührt werden. De, klagte. Pastor Knodt. verwahrte sich energisch dagegen» usdrucke „Judenarzt" eine Beleidigung des ihm sa völlig unbekannten vr. Peltz beabsichtigt zu baden, indem unter den Theologen jäbnUche Worte (wir z. B. Jndenchriste» u. andere) sehr gebräuchlich seien, auch habe er nur genau den Ausdruck wieder- bolt, den die Damen Stccgemann bei ihrer Er,äl>lung gebraucht batten. Im klebrigen deries er sich aus die natürliche Aufregung, welche in ilim der gräßliche Bericht der beiden Frauen nothweudig Hervor rufen mußte, an denen absoluter Glaubwürdigkeit er nickt zwcis-'ln konnte. Er habe eS daher für eine unabweisbare Pflicht erachtet, dielen Fall zur verdienten Oefsentlichkeit zu bringen und berufe sich aus de» Sckutz des ß 193 (Wahrung berechtigter Interessen). Noch wurden die Zeugnisse der beiden Frauen Steegemann in Münster verlesen, welche durch Eid bekräftigten, daß Pastor Knodt in de», Artikel nur genau Das wiedererzählt. was sie ihm selbst be richtet batten. Ungeachtet der glänzenden Dertbeidigung deS Herrn Rechtanwalts Krauße verurtheilte die Ferienftraskammer. unter Vor sitz deS Herm Landgerichtsrath v. Wachsmann, Herrn v. Weber aiS nominellen Redactkur zu 8 Wochen. Herrn Knoot als Verfasser zu 6 Wochen Gefängniß. Beide Angeklagte haben das Rechtsmittel der Revision gegen diese Entscheidung angemeldet. zweite Aw mit dem WI,1t»r-»ruo »»» 8,. >»». k>«r,»eur »»» 0N»> »«litt. S»0l,r»t« IS. Otttt. ,2 Uhr», 7« »Im., 2 »«falle«. rhermo«etr»,ra»» «ach »teauwnr, Lrmheraiar ,»> Sir»«, a,«»rt,ft« 8» Si««e, höchst» 15" Wirme. — vrhrikt. Stad: «Üd-Oft. Feuilleton. s Die nächsten Schauspiel-Vorstellungen im Kgl. Hoktbrater seien dem Publikum ganz besonder- empfohlen. Heute gebt Laube'S wirksames und werthvollcS Schauspiel „Die KarlSschüle?' in Scene, um das Andenken an Heinrich Laube, den bocknerdienten Förderer edler Schauspielkunst und aeistvollen Dramendichter, zu feiern. Jeden falls verdient es wärmste Anerkennung, daß die Kgl. General direktion durch Veranstaltung einer Laubefeier dem pietätvollen Wunsche Vieler Genüge tbut. Nicht weniger muß die Wabl des patrio tischen Schauspiels „Colberg" von Paul Heyke zur Sedanscier am Dienstag allgemeine Zustimmung finden. Nicht- kann sür den patriotiichen Sinn der deutschen Jugend belebender und anregender sein, al- die edlen Gedanken und Empfindungen, welche der Dichter Hevir in den Heiden seines Stücke-, Netteldea und Gneiienau, zum Ausdruck bringt. Die st olle Freude Uber die Etnbeit und Größe de- deutschen Vaterlandes findet durch die Herzerl,ebenden Worte jener tapferen deutschen Männer reiche Nahrung. UrtnigenS ist die diesige Aufführung von „Colberg" auch ai- eine bochgrdiegene. vor treffliche bekannt. Daher ist wohl aus die lebhafteste Betheülgung bei dieser Vorstellung am Dienstag zu rechnen. Modenbrief. Hennance l von der habe ich ein kleines Trouville am 28. August. Meine theure iichtiasten Herbstlaune der Natur begleitet, ttandhokel bezogen. Viele meiner Bekannten wenn daS nur genügte! Aber die Damen, welche Dienerschaft mit sich führe», bestehen darauf, dieselben in die Farben zu kleiden, die sie selbst tragen. Erscheint >. B. die Gräfin W. in gniner Promc- nadentoiletle, so kannst Du daraus schwören, daß ihr Griillaiime in grünseidenen Strümpfe» rmd grüner Plüschrvesle folgt. Der von ihm getragene Hund empfing selbstverständlich auch ein grünes Halsbald. Wahrhaft komisch sieht es aus, wen» die Farbenassoci- atio» zwischen Herrin und Diener mattrosa oder hellblau heißt. Wenig Figuren haben Talent zu Mignons. Die bräunlichen Ttzpen der Provcn^alen eignen sich dazu ganz und gar nicht. Unter die Cvuleuren, welche hier am Strande vorherrschen, gehört Mandari nengelb. Mit violrt oder mvoSarün dekvrirt könntest Du ihm in äaw sch, . beiwohnen Was an inleressantrn Beobachtungen sicb dort bietet. theile ich Dir gewissenhaft mit. Schade, daß ich mich nur in weiße Seide kleiden darr. Susanne bot daS Devant der Robe mit schwad- weißen Plstschstreisc» bamenbrettartig besetzt, während Schleppe»therl und Korsage von Spitzen erngerahmt werde». Neugieng bin ich, ob meine HanSgenoisn». emeDoure. die ich noch nicht rechi begreife, auch die Reunion besucht. Denke Dir. diese Frau schreibt Briese a» sich selbst I AI- ich noch dem Grund trug, «einte sie: ,man sei mrt sich wuncr am urrgeurUefteu und deiäsirge Ändere nicht durch Sckreibercien, die wenrr's hoch käme, acht Tage später ans dem Gedächtniß in's Feuer wanderteu." Des Scherzes wegen habe ich einen solchen, durchaus nicht sür die Lesse»Ilichkeit bestimmten Brief eskamotirt. Lies ihn; vielleicht lachst Tn darüber, vielleicht schiltst Du mich, daß ich Dich damit behellige Meiner Meinung nnch sann »ran von fremden Anschauungen immer etwas prosilircir, zumal rvenii sie den eignen oppositionell entgegen trete». Madame de L. schreibt: „Sei mir gegrüßt, mein hochgeschätztes 2ch und laß nuS dlauder»! Sieh', ich nehme Dir gegenüber in einer Bergöre Platz, veren Blumenmuster ans mattgrancm Fond an frühere Jahrhunderte erinnert. Von gleicher Ancierurität erzählen Sessel, Portieren und e. Alles ist verblichen, verschwommen, sarbciunüde. Wes halb ? Weiß ich's! Nur so viel ist mir bekannt: die Gegenstände, welche einenr Alterthumsuiiiseirm Ehre mcichen würden, sind nicht etwa von einer Urahne ererbt, sondern vor wenig Wochen ncn an- aekcmft. Als ich von einer laugen Reise durch den Orient zurück kehrend mein Hotel besichtigte, kam mir sein Interieur so ganz anders als bei meinen Bekannten, io übersvlid, spießbürgerlich vor. Ick liiußte gähnen, wenn ich ans die dunkelseidencii Bezüge blickte uno ehe ich noch recht wußte warum, wanderteu sic nnisammt der» anderen gediegenen Möbeln in ein Anktionslokal. Während irgend eine eitle Pariser Bürgerin diese Schätze sür einen Spottpreis in ihr häusliches Paradies nbersührtc, hielt hier eine Schaar von Deko rateuren Einzug. Die guten Leute hämmerten, rückte», drapirten mit einer Ausdauer, die Bewunderung verdiente. Endlich war man fertig; die wahrhaft erschreckenden Berechnungen wurden von meinem Intendanten beglichen und wiederum stellte ich, die Reihe der Säle und Zimmer durchschreitend, Vergleiche an. Stirn sah es freilich ganz anders aus! Inmitten des zierlichen Rococo-Etablissements standen Barock-Stühle, deren verdrehte Formen sichtbar gegen die Remrissgnce aiikänrpsten: hier kokettirte ein Boule-Tisch mit der Imitation eines indischen Zeltes, dort mahnte ein gothifch geschnitzter HauSciltcrr, leichtsinnig erfundene Majolika-Vasen und Nippes an die Bergäng- lichkert der Erde. Mit einem Wort, ich fand, wohin ich auch den Schritt lenkte, Anhaltepunkte zunr Nachdenken, abenteuerlich genug, um den Ansang eines Romans herzugcben, und der Anfang soll ja, wie AlphorrseDaudet meint, die Hauptsache sein. Für einen effekt vollen Anfang zernagen die Schriftsteller nicht rnrr nnzählige Federn, sondern auch ihren Verstand. Du ziehst bei diesem Wörtchen eine Grimasse? Liebes Ich, wir brauchen nicht geistreich zu sein, es lohnt nicht der Blühe. Niemand beobachtet uns, Niemand außer Dir und mir sieht den großen Spiegel, oer sich inr venetianischen Rahmen an die Gobelintapete schmiegt. So etwa könnte ein mit fremder Tugend geschmücktes Gewissen aussehen. Uebrigeus wäre dies in meiner Umgebung der einzige Gegenstand, den man nicht — „stilvoll" nennen würde. Unter Vieser Bezeichnung versieht die Jetzt zeit nun einmal alles Unklare und Unscheinbare: sie ist entzückt über ein PSle-MSle von Farben und Fonncn rmd vergißt, daß die wirklichen Antiquitäten doch auch eine Jugend hatten. Die Schöpfer unserer moderne» Altcrthümer überspringen dieselbe. Sie stellen niark- und kraftlose Grcisengestalteii, buntaeschmückte Mumien an die Seite des neunzehnten Jahrhunderts. Anstatt dasselbe im ver schönenden, harmonischen Gewände zum Kulturkampf zu geleiten, hängen sie ihin Ueberreste rängst vergessener Moden, Äarderobestücke iremder Nationen um die Schultern und stempeln es zum Hans wurst, oder vielmehr zur Kolombine: denn den Kleidern oer Frauen gilt der Spott. Kein Mensch bedenkt, daß sie gleich den Bauwerken, Möbeln re. rc. eine Mosaik des Geschmackes, solglich „stilvoll" ge halten sind. Dieses abscheuliche „stilvoll"! Es ist zum Losungswort avancirt, was uns im ersten Magazin, wie aus der letzten Boutique entgegen klingt! Will ich beispielsweise eine Visitrvbe kaufen und trete bei Monsieur Wörth ein, so fliegen Dutzende dienstbarer Geister wie wilde Enten aus. Eine blonde Verkäuferin präsentirt den beliebten Redürgote aus a zcmr-Stvsf „ist hellseidenem, plissirten und außerdem von Sprtzeiwolants bogenförmig umzogenen Jupon. Weder die Conleuren, noch der Schnitt stimmen überein, aber die Herzogin von A. nannte die Toilette stilvoll und damit endet jeder Zweifel. Genau so ergeht es den neusten Herbstanzügen. Du weißt sa, daß wir uns in kürzester Frist zur Koiupletirung des vorhan dene» vorjährigen Materials, oder besser ausgedrückt, zu einer Rege- nerationskur der Garderobeschränle, aufschwingen müssen. Was würden die Danien meiner Kreise sagen, wenn ich von dem eben angekündigten Damast, der mit einem Sammetnctz überzogen zu fein scheint, keinen Gebrauch machte, oder den originellsten Besatz der Saison ignorirte? Dieser Besatz ist wahrhaft Prächtig. Gelb, blau, roth oder grüner starker Plüsch wird nach der Facon eines fliegenden Vogels ausgeschnitten, etwas Sticheide ergiebt die nvth- wendigc Schattirung. Den Kopf zu cachircn — er würde Viel Mihe verursachen und doch nicht ganz natürlich aussehen — legt man einen Perlemweig darüber hin. Auf jedem glatten Wollstoff können diese Plüich-Bögel Aufnahme finden, nur auf seidenen Kleidern dürsten sie zu kompakt erscheinen. Was meinst Du. theures Ich, wenn wir uns ein Promenadeiikvstüm von kirschbraunem Sammet onsertigen und dasselbe mit zierlichen Täubchen oder Rebhühnern besetzen ließen? Rechne ich hierzu noch einen Faconhut von weißer, gerippter Seide (der Kops ist rückwärts aus gefältelten Knvtenlge- bildet, vom wird er von Marabouts garnirt und nütSpitzcnbarden geschlossen), so ist die eleganteste Toilette fertig. Die Wahl der Hand schuhe macht Kopfzerbrechen. Sie sind nicht allein mit Stickereien leden Genres, sondern sogar mit Biivulerien verziert, die wie Ber- loaues hcrabhängen. Am meisten bchagt niir ein Franse kleiner goldener Münzen, welche an der äußeren Aniilinie angeheflet ist. Wie ich gestern hörte, sollen diese Müiizeiwerzieruirgen auch aus Hüten, besonders in der Gegend der Biudebäuder. also vom Obr bis zunr Kinn, angebracht werden. Selbstverständlich giebt diese Mode der Lach- uno Spottsucht der Männer neue Nahrung. Was fchadet's l Wer sein Vergnügen im Glossircn sucht, mag's finden. Schlägt nicht die Uhr? — Drei, vier — ah. wir haben vergessen, daß unser Diner heute von Gästen getbeilt wird. Im Spitzemchlaf- rock kann ich sie doch wirklich nicht eniviangen! 'Also geschwind in's Ankleidezimmer. Hoffentlich hält die Kammerirau Alles bereit. Was darf ich heut von ihrer Laune erwarten? Das rosa und weiß gestreifte Seidenkleid mit den braunen Atlasshawlen und Revers, die bunten Sani- odcr die Robe von hellarauer Faille. auf der sich metlupwn prälentrreil ? Beide Toiletten passen zu einem etwas echaur " " " "" ''' macht nur, vermöge des Arrangements. firtei» Teint: die letztere einen reicheren Eindruck. . n Eindruck. Mit welchem Geschick ist der Rock zujam- meugerlcüt. Neve» doppelten Plisseefalten liegen Vierecke von schmalen, aneinaiiderstoßendcn Volants: wie eine Puffe füllt das Devant bis beinahe zum Saume herunter, niedergehulten wird cs durch bunte Plüsctrponrpons. Rückrvarts sind ein paar faltig auge- setzte Bahnen zu einer Rosette vereinigt, aus deren Mitte Band- schlupsen flattern. Ganz ohne Ausvntz bleibt die Evrrage. Man sagt, die Figur gewinne dadurch und ich glaube daran. Außer einem breiten Lpitzer,kragen mit Perlagrsments nehme ich nur eine Garnitur modernster, silberner Knöpw. Genau wre eur zier liches Vorlegeschloß koruurt, werden sie an einem Kettchen durch die Doppelreihe der Knopflöcher gezogen. — Leb' wohl, geliebtes Ich
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