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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1880
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800113024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880011302
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
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Präsiden tenbotschesk kann heute mitgetheilt werde«, daß die verirrter Deutschland« und Englands zu Washington schon vor geraumer Heit Schritte lhaken, um die Mitwirkung der Bereinigten Staa ten zu einer formell«« Vermittelung zwischen den Kriegführenden zu erlangen, daß jedoch dieses An sinnen rundweg zurückgewiesen wurde, wohl aus keinen, anderen Grunde, al- au« der Eifersucht, mie der man darüber wacht, jeden Versuch einer Einmischung Europas in Südamerika zu ver hindern. Ä»§ Ala-1 uv- Land. * Leipzig, 13. Januar. Aus der Anlanzdepu- tation der Zweiten Kammer in DreSden liegen «ine Anzahl Berichte vor, unter Andern, über die Etats des Ministeriums des Cultns und öffentlichen Unterrichtes, de« Flnaiizmiirifte- riums und verschiedener Abheilungen des Ministerium« de« Innern. In den, Be richte über den Etat des Cuttus»,inisierlu»s bemerkt die Deputation einleitend Folgendes: Es ist das erste Mal. daß der Etat in seinem ordent lichen Theile keine Erhöhnna gegen früher, in feinem außerordentlichen Theue aber ein« Forde rung überhaupt nicht anfweist. ES ist daS eine erfreuliche Wahrnehmung, welch« einmal darauf hin- deutet, daß die dem in Hede stehenden Departement unterstellten Anstalten und Einrichtungen zu «ine» dem derzeitigen Bedürfnisse genügenden Abschluß gekommen sind, dann aber auch, daß an den Staat nicht wiederum erhöbt? Forderungen gestellt werden in einer Zeit des noch herrschenden Druckes auf fast allen Elasten seiner Bevölkerung, sei es amb für Förderung von höchsten Gütern der M«nschh«i1. wie Erziebung und Unterricht kommend«, Ge schlechter und Pflege der religiösen Bekenntnisse für Gegenwart und Zukunft es sind. Es ist ein hoch zu schätzender Umstand, daß die Forderung der außergewöhnlich hohen materiellen Mittel hierzu in eine Zeit siel, iu welcher es unseren, Staat« leichter war, dieselben zu befriedige», so daß für jetzt nur die Ausgabe zu erfüllen ist. di« ja immer hin noch bedeutenden Beiträge zur Unterhaltung der getroffenen Einrichtuogen herberzuschaffen. 8 Leipzig, 12. Jan. In Nr. 1v des Tage blatte«, erste Beilage, befindet sich eine Mittheilung, wonach die „staat-anwaltlichenUntersuchungen über das Zwickauer Grubenunglück sesigestellt hq,ben, daß mangels einer nachweisbare» Versckut- düng der Direclion des „Brückcnberg Steinkohlen- bau Vereins" eine Entschädigungspflicht der(wobl: zu Gunsten der) Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute gemäß H 2 des Reichshastpflick^gesetzes nicht obliegt. Dieser Darstellung des Sachverhaltes dürste eine falsche Auffassung einerseits der staats- anwalttichen Eompetenzen, andererseits des Reichs- haftpflichtaesctzcs und seiner Anwendung zu Grunde liegen. Zunächst hat die „ftaatSanwattllche Unter suchung" mit der „Entschädigungspflicht nach H 2 de- ReichskastpflichtgesetzeS" Nichts zu lhun, denn letztere Pflicht ist eine eivilrcchtliche, die ,8aatSanwaltliche Untersuchung" hat es aber nüt Ermittlung einer etwa vorhandenen criminal- rcchtlichen Verschuldung zu lhun Sodaun aber ist durch e„, Erkenntniß deS Reicksober- hanbelSgerichtS (bekanntlich der obersten Instanz m allen unter das Reichshastpflichtgesetz fallenden Sachen, dom 19. Oktober l874 eme Entscheidung getrosten, also auch für ähnliche Fälle ein Prä-- prdiz geschaffen worden, welches gewiß auch von dem in die Stelle des Rcichsoberhandelsaericht« eingetrelenen Reichsgericht nicht unberücksichtigt gelassen werden wird. „Der Umstand allein", er klärte das ReichSoberhandclSgericht, „daß die An gestellten von der criminellen Anklage fahrlässiger Töttung oder Körperverletzung freigesprochen wor den, se, für die Festsetzung eines Verschul dens nach civilrechtlichen Grundsätzen unerheblich. Es hindere Dies den Civilrichter nicht, die Handlungeu der Angestellten einer selbststän digen Prüfung zu unterwerfen und danach unter Berücksichtigung der für die Beweissührung im Eivilprocestc geltenden Grundsätze zu beniesten, ob nicht, der erim inell en F rei sp recku n g n » geachtet, den Angestellte» ein sahr.ässigcs, die vermögen-rechtliche Vertretung des Unfalles (nach tz 2 des R.-H -G ) beeinflussendes Verhalten zur Last falle. Die Frage sei, ob die Beamten des Ankernehinen« im civilrechtlichen Sinne diejenige Sorgfalt und Aufmerksamkeit dethätiqt haben, die von jedem besonnenen Mensche» bc, Abwägung der voranssichtlichen Folgen seines Handelns, ins besondere zur Abwebr der mit dem Betrieb für das Publicum (hier: die Arbeiter) vorhandenen Ge fahren. nothwendig gefordert werden muß. Diese Frage sei aber nach freier richterlicher Neberzeu- guna (A 6 deS R H G) zu entscheiden." Ob in, vorliegenden Falle eine solche „civilreck>tl«che Ver schuldung" eines der Beamten aus jenem stöhlen werke von dem Civilrichter — nach seiner „freien" Uebrrzeuaunq — angenommen und somit eine Haftpflicht des Unternehmers (jene« stoblenbau- verein«) sesigestellt werden würde, läßt sich natür lich mcht sagen; nur so diel ist unrichtig, daß diese Frag» bereit« durch das Ergebniß der „siaats- anivaltljchen" (also strafrechtliche», Untersuchung miteutschieden sei * Leipzig, lL Januar. Am gestrigen Abend fand im großen Saale des Schützen Hause« da« erste Stiftungsfest de« Deutschen Kellner- Bunde« statt. Die Reibe der hierfür getroffenen Arrangements eröffnete ein von der Capelle des eine Festtafel unterbrochen wurde Bei derselben wurden Toaste aus Kaiser und König, aus den Protektor de« Bundes, den Bundes - Präsidenten und so weiter auSaebracht und die fröhliche Slimmizng durch Festlieder gehoben, nach Be endigung der Tafel aber der Ball wieder ausge nommen Es betbeiligtcn sich eine Anzahl Prin, otpale an der Feier diese« ersten Festes eine« Bunde«, der in der kurzen Zeit seine« Bestehen« unter der verständnißvollen Führung seines Direktor«. deS Herrn Insp. Kühn, und unterstützt von dem trest lich redigirten Organ „Der »kellnerfreund" rapide Fortschritte gemacht und sich über alle Gauen Deutschlands verbreitet hat. Der Verein unter hält beispielsweise 36 Vermittlung«-Bureaur in den verschiedensten deutschen Städten und hat überdies Verbindungen in Frankreich. Oesterreich, Belgien :c. Die Zahl der Mitglieder des Bundes, unter welchen sich auch viele Priueipale befinden, beläuft sich zur Zeit aus etwa 3006. Für die Anhänglich keit der Mitglieder an den Bund sprachen am deutlichste» die zahlreich eingelansenen Beglück wünschung«-Telegramme aus London, Christiania, Wien. Berlin. Hambnrg.Brenien.Köln« Rh-, Halle. Chemnitz re. Endlich aber wollen wir nicht unerwähnt lassen, daß jedem Ei»tretenden die prachtvolle Deko ration des Saales, insbesondere ein Tableau impo- ilirte, welches gewissermaßen die Handwerkszeug« und Gerättckchasten des gastronomischen Gewerbes sinn reich darstellte. Die Gegenstände dazu waren von de» Firmen H. Klitzsch und Wilhelm Schickt hier bereitwilligst bergegeben worden und überdies schloß üch dieser Ausstellung eine solche von Fack- Lileratur an. Alles in Allem hat das gestrige erste Stiftungsfest einen in jeder Beziehung er freulichen und befriedigenden verlaus gehabt. — Man glaube ja nicht, daß die eingetrelene gelinde Witterung alles Eis schon zu Wasser ge macht habe. Aus den Flüssen ist die Eisdecke aller dings ganz verschwunden, aber die Hochfluth hat sie nur sortgeristen, »nd überall kann man noch riesige Bruchstücke, vom Hochwasser aus dem Lande zurückgelasten, liegen sehen Ander« ist es aus den Teichen. Hier hat sich die starke Eisdecke noch total erhalten; bi« Regen haben sie nur stark abgewasck)«n und von den Uferrändern mehr oder iveniger abgelöst. Der kürzlich eingetrelene leichte Frost nun ist hinreichend gewesen, die alle solide Eisdecke wieder zur tragbaren glatten frischen Eisbahn zu gestalten, daher die Ankündigungen: „daß die Eisbahn wieder gut und sicher zu befahren". Und so ist es auch, nur an den Rändern der Teiche ist daS EiS etwas schwach geworden, so daß man diese Stellen hat absperren müssen. Aber nur noch ein paar Grad Kälte und die Eisbahn wird aus allen Teichen wieder durch aus complet sein. Aus dem Scbwanenteich und dein Gchimmel'schcn Teich scheint sich die alte Eis decke am besten erhalten zu haben; »us dem letz tereu konnte schon am Sonntag d,e Eisbahn wie der eröffnet werden. ) Leipzig, 13. Januar. Als gestern Abend gegen l 1 Uhr ein hiesiger Bürger unweit der bei der Kleinen Burggasse gelegenen Pleißenbrücke vvrüber- amg, nahm er ein auffällige« Geräusch daselbst iin Wasser wahr, als wenn Jemand von der Brücke hinab in denFluß gesprungen sei. Wegen der kerrscheiidenFinstcr- niß vermochte er zwar etwasBestiminteres nicht zu er kennen, beim Nähertreten fanden sich aber am Brücken geländer einige Frauenkleidungsstücke, schwarzes Iaqnet und rotbwollenes Tuch, vor, die der Finder an die nächste PolizeibezirkSwache ablieferte. Die Befürchtung, daß sich eine Frauensperson zur frag lichen Nachtzeit in das Wasser gestürzt und ertränkt habe, fand heule Morgen leider Bestätigung durcb Auffindung eines weiblichen Leichnams unter halb der erwähnten Brücke an der Nonnenmühle. DiePersönlickckeit ist noch unbekannt.— Ein aus wärtiger. zur Cur eines schweren Magenleidens hier aufhältlicher Rechtsanwalt entleibte sich heute Morgen durch Erhängen, jedenfalls aus Verzweifclung über seine schmerzhafte und wobl unheilbare Krankheit. — Einen merkwürdigen Ausgang nahm gestern Abend ein Streit, d,r i.» Sporcrgäßcben zwischen einem Fabrikanten und einem Hciiiswirthe statlsand. Die Leute wurden handgemein init einander, warfen sich die Treppe hinunter und traten dabei einen Hund todt. * AuS dem 17. sächsischen Reichstags- wablkreisc, 12. Januar. AuS Anlaß der be vorstehenden Reichs tagswahl in unserem Kreise bat sich der Reichsverein zu Glauchau an die con- servativen Vereine zu Glauchau und Waldenburg mit der Bitte gewendet, sich über die zu ergrei fenden Maßnahmen mit ihm zu einigen Dieses gewiß ganz correcte und zweckmäßige Vor gehen scheint leider bei den Conservatwen kein Entgegenkommen zu sinken, indem der kon servative Verein zu Waldenburg in seiner am 9. Januar abgehallcncn Versammlung ans Antrag des Vorsitzenden, Seminarobertchrers Schütze, beschlossen hat, einen eigenen konser vativen Parteicandidaten cmfzustellen, und zwar oknr irgendwelche Rücksprache vorher mit den Liberalen zu nehmen. Dieser Beschluß wurde gefaßt, trotzdem daß der gedachte Bereinsvorsitzende das aus drückliche Bekenntmß üblegte, „die Ausstellung eines eigenen Candidaten geschehe freilich nickst in der Hoffnung, denselben durchzubringen, sondern nur um das numerische Stimmenveryältniß kennen zu lernen und um za conftatiren, über welche Slimmenrahl man verfüge." Herr Seminarober- lcbrer Schütze fügte in seinem Referate zwar die Bemerkung hinzu, man könne mit den Liberalen noch vor der Wahl ein Compromiß dahin ab- schließen. daß. wenn bei der Wahl der socialistische Candidat nicht die absolute Stimmenmehrheit er halte und eine Stichwahl erforderlich werde, daun diejenige Partei, deren Candidat die geringere Stimmenzahl erhalten habe, die andere Partei unterstützen müsse; indessen was e« mit dieser Be merkung aus sich hat, zeigen die weiteren Worte des Herrn Schütze, daß, sollte es den Conservativen nicht gelingen, einen geeigneten Candidaten zu finden, die Parole „Wahlenthaltuna" auszu geben sei. Wenn die konservative Partei in unserem Wahlkreise bei diesen engherzigen An schauungen verbleiben sollte, dann ,st un schwer vorauSzuseben. daß der Kreis für die reichstreuen Parteien nickst gewonnen werden kann Unseres Wissens sind die Liberalen des Kreises bereit, unter Umständen mit für emen gemäßigten Conservativen, der von particularistischer Gesin nung frei ist, zu stimme»,, durch ein solches Ver halten aber, wie es die Waldenburger Conserva tiven gleich von vornherein i» Scene setze», können sie in dieser Geneigtbeit nicht bestärkt werde» * Pausa. l2. Januar. Es dürste wohl taum einen Voqtländer geben, der seine Heimat nicht liebte, selost wenn er Jahrzehnte lang von >br getrennt war. Sicher wird deshalb ein in der Bearbeitung befindliches Äöerk auf großen Beifall rechnen können, dessen Verfasser sich die Ausgabe gestellt hat, eine selbstständige und vollständige Sammlung von „Vogtlands Sagen" zu bieten. „Was sich das Volk erzählt von Geistern und Ge stalten. von Riesen und Zwergen, von Gespenstern und Hexen, von unheimlichen Orten und wunderbaren Begebenheiten, von rätbselhasten Denkmälern und uralten Bauwerken, von heidnischen Gebräuchen und merkwürdigen Localereignissen: daS Alles soll zu einem Bilde seines Lebens und Denkens ver einigt werden " Hu diesem Zwecke sollen nicht nur die in verschiedenen Werken bereits enthal tenen vogtländischeu Sagen zusammengestellt, sondern vor Allein die zahlreichen noch un ge druckten Ueberlieserungen dem naben Unter gänge entrissen werden. Im Interesse der mög lichsten Vollständigkeit wird der Bearbeiter, Herr Schuldirektor Hitler in Pausa, für jede bezüg liche Notiz gewiß sehr dankbar sein. Herr Hitler ist geborener Vogtländer und in jeder Beziehung ein hervorragender Kenner seiner engeren Heimath. Nock in diesem Jahre soll bei Neupert in Plauen daS Werk ganz oder lheilweise erscheinen. ? Aus der Lößuitz. >2. Januar. Die Dres dener Gew erbe kam nie r ist im ganzen Handels- l»ld Gewerbctaminerberirk bemübt, die Gewerbe treibenden zu einer Umschau über die örtlichen Ge- werbevcrbaltnisse anzuregen und das Ergebniß der selben zum eigenen Gebrauche bestens zu ver wenden. Daß die Ziele just der Dresdener Ge- iverbekamnler auf eine Stärkung des Innungs- ivesens hinauslausen, ist bekannt; daß dieselbe aker hoffen zu dürfen glaubt, wie sie in ihrer Zuschrift äußert, aus eine Beachtung und Wirksamkeit der Innungen, wie weiland im Mittelalter, ibre Anstrengungen richten zu können, muß dennoch befremden. Die Herren in Dresden sollten koch wissen, was in unserer Zeit noch erreich bar ist und wie wenig unsere Gewerbetreiben den aus den, Lande geneigt sind, sich aus der Ge woknheit des Sichgehenlasiens zu größerer That- krast emporzuraffen. Diese dürste aber doch un bedingt notvwendig sein, um der Bewegung im Handwerkerstände zur Besserung seiner Lage erst einen festen beachtenSwerlhen Kern abzugeben. Der jetzige Kern derselben ist kaum mehr als ein Spiel ball bald in der Hand der socialdemokratischen, bald in der der reaktionären oder, wie sie sich lieber nennt, deutsch-conservativcn Partei. Wa« indessen an den Bemühungen der Dresdener Gewerbckam- mer im oben bemerkten Sinne werthvoll ist, ver dient alle Unterstützung und so wird denn auch der „och jung« Gewerbcverein von Kötzschenbroda, unter der einsichtsvollen Leitung seines Vorsitzen den, des Schuldirektors Krieger, nach Möglich keit die Materialien zu einer Uebersicht über die gewerblichen Verhältnisse des Orte« sammeln. — Für den herannahenden 18. Januar rüsten sich einige Bewohner unserer Dresdener Vorstadt, dem vom Reichsverem zur Erinnerung an die Versailler Kaiser-Proclamation aus der Brühlschen Terrasse im Belvedere veranstalteten Festmahle bei- ruwohncn. Man sagt, daß, dazu aufgcfordert, Professor Biedermann noch einmal die Gelegen heit zu einen, öffentlichen Auftreten wahrnehmcn wird, und daß seine langjährigen Kammercolleqen darum auch zahlreich sich an dem Festmahle oe- l heiligen werden Za bezweifeln ist nicht, daß die Erinnerung an die einst viel gerühmten sinnigen Feste des Vereins die lebhafteste Theilnabme erwecken wird. Ist doch der Tag des l8. Januar ein solcher, welcher alle deutschen Parteien, mit Aus nahme die de, scheelsüchtigen Ultramontancn, Parti- cularisten und Vaterlandslosen, zu einer gemeinsamen Feier vereinigen kann. -s Dresden, 12. Jan. DaS Organ unseres Juden ketzvcrein« „Deutsche Reform" ist in Hellen Zorn darüber entbrannt, daß den bekannten Führern des sog. Deutschen Resormvereins zu Dresden ver schiedene Zuschriften au« Leipzig zugegangen sind, welche den Anschauungen der Iudenhetzvereinler nicht entsprechen. Da- genannte Blatt eFzeht sich in seiner letzten Nummer in den gemeinsten Schimpfereien gegen das „Leipziger Tageblatt", weil r« die „Hauptmacher der Iudenhatz" mit Namen genannt Halle, und veröffentlicht gleich zeitig die Zuschrift eines „Leipziger Hausbesitzers und Rentiers von etwa 50 Jahren", der „confes- sionsloö, aber Freimaurer" sein soll, in welcher den Hauptmachern der hiesigen Judenhatz der gute Rath ertbeilt wird: „Geht aacd Stötteritz und laßt Euch curiren, noch bester nach Waldheim, da mit Ihr ernstlich arbeiten lernt! Schade, daß die Prügelstrafe abgckommen. 25 täglich wären die best« Cur für Euch. Kümmert Euch dock um Euer Geschäft und laßt Gesetze — Gesetze sein Ihr ändert e« mit Euren wahnsin niger. Ideen doch nickt!" Die Ausdrücke dieses Schrribebriese« sind allerding- sehr drastisch, aber doch nicht gewichtig genug, um ihnen größeren Werth beizulegen. Weiter erwähnt da« Organ des Iudenhetzvereins „andere Schreiben", in denen von Hundepeitschen, Schellenkappen, Besserungs anstalt, Sonnenstein und anderen schönen Dingen die Rede ist. Daß eine solch« Polemik der Sacke nickt nützen kann, ist klar. — Eine etwas dunkle Geschichte gelangt nächster Tage vor den Schranken des Freiberger Strafgericht« zur öffentlichen Ver handlung. Der der Anklage zu Grunde liegende Tbatbestand ist folgender: Ein kaum 20jährige- Mädchen ir in dem unweit Dresden gelegenen Orte Possendors batte vor Kurzem außer der Ebe ein Kind geboren, besten Existenz die junge Mutter behinderte, ihrer« gewohnten Broderwerb nachzu gehen DaS Mädchen wendet sich in ihrer Nolh an eine in Dresden ..Am See" wohnende Feder Händlerin, und Diese ist um guten Rath nicht ve, legen. Sie schlägt vor. da« Kind iu den Blättern „zur Adoption" aubzubielen. Aus da« erlassene Inserat meldet sich denn aucb eine Dresdner.Heb amme, welche verspricht, da« Kind io „gute Hände" unterzubringrn. Die junge Mutter wird veran laßt. mit ihrem Kinde nach Dresden zu kommen, »nd hier wirb nun, unter Vermittelung der hüls« bereiten Hebamme und ihrer Helferin, der Feder Händlerin, der Handel abgeschlossen. Eme „uribc kannte seine Dame", welche zur Bedingung gemacht hatte, daß ihr Name ungenannt bleib«, verspricht, das Kind zu adopt'ren, nimmt eS sofort an sich und entschädigt die Mutter mit einer ansehnlichen Summe baaren Geldes. Es wird auch noch aus emackt, daß über das Unterkommen des kleinen Lesens Nachforschungen unter allen Umständen nicht angestellt werden dürfen. So weit war Alles gut gegangen. AlS indessen nach einiger Zeit de, Vormund de- Kindes sich nach dem Befinden des letzteren erkundigte, erhielt er ausweichende Ant worten und selbst auf ernstliches Drängen wollte die Mutter über den Verbleib ihres Kindes keine Auskunft geben. Die alsbald angestelltcn Polizei lichen Erörterungen führten nun aus die Spur des Kindes. ES wurde festgestellt, daß das Kind i:r einer angesehenen Familie an Stelle eines ptötzlicb estorbenen Kindes gleichen Geschlechts und gleiche:: lllers untergeschoben worden war. Tie wirk licke Mutter erhielt ihr Kind zurück. Die bei de, Sache belheiligt gewesenen Personen wurden un längst aus Requisition des zuständigen Freiberqer Gerichts hier verhaftet. — So weit unsere Er mittelungen. Unbekannt ist uns, wo daS gestorbene Kind geblieben, an dessen Stelle das adoptiere untergeschoben werden sollte. Die bevorstehende Gerichtsverhandlung wird darüber Aufklärung geber Telegraphische Depeschen. Wien, 12. Januar, Abend«. Der ungarische Delegationsallsschuß für die auswärtigen Angc legenbcitcn nahm das Budget de- Ministeriums des Auswärtigen unverändert an. Der Vertrete: der Regierung, SectionSchef Baron v. Kallay, er klärte, daß die Aushebung der österreichisch-imga rischen Consulate in Bosnien und der Herzegowina demnächst zu erwarten sei. — Der Marineaus schuß volirle das Budget deS Marineministeriums mit Abstrichen im Gesammtbetrage von 688,000 Fi. — Der Heeresausschuß nahm viS aus drei nocb schwebende Titel das Ordinarium de« Budgets dc? Kriegsiilinistcriirms unverändert an. Der Kriegs minitter legte einen tetaillirten Ausweis der ad »liiiistrativen Maßnabmen vor. durch welche er eine Ersparniß von 2 Millionen Fl. zu erreicht,, b°L!- Wien. 12. Januar. Meldungen der „Polit. Corresp." auS Konstanlinopel: Das Gerücht von einem förmlichen Bruch zwischen der Pforte und Griechenland in der Grenzsrage ist unbegrimde:, jedoch ist die Wiederaufnahme direkter Perhaud lungen zweifelhaft. — Die von den Bulgaren in Pbilippopcl gewaltsam in Besitz genommene aric ckischc Patriarchatokircbe ist der dortigen griechischen Gemeinde wieder übergeben worden. — Die wen tenegrinische Regierung weigert sich, Tommiffär zur Entgegennahme der Cesstonsurkunde über das abzutretenbe Gebiet zu ernennen, und verlangt zuvo c Entivasfnung der Bevölkerung von Guffinje und Zurückbeförderung der zahlreichen nach jGusstnje gekommenen Albanesen. Rom, 12. Januar. In der heutigen Sitzung des Senat« wurde seitens de« Centraloureau bin sichtlich der Mahlsteuervorlaae folgende Tagesord nuna beantragt: Wirksame Maßregeln erwartend, welche eine graduelle Abschaffung de« Mahlsteue: ohne Gefährdung der Finanzen gestatten, suspen dirt der Senat alle Berathungen der Vorlage der Mahlsteuer und geht zur dei Präsident theitte die Er ncnnung deS MarincministcrS Alton zum Sena tor mit. wegen Aufhebung der Mahlsteuer und geht Tagesordnung üoer. — Morgen Fortsetzung Debatte. — Der Senat-Präsident theitte die O weh! Abgeordneter vr. Heinescheink leider (!!) kein Glück mit seinem Antraae auf Ab schafsung der Goldwährung zu haben — so lammern die „Dresd. Nachrichten". Die' dafür be- stelllen Referenten Abgg. Richter-Tharandt und Georg, haben nämlich vorgeschlagen, den Antrag aus fick beruhen zu lassen. * Wien. 12. Januar. Rack dem heute vublicirren Stand« der Oesterreichisch-Ungariichen Bank beträgt der noch nicht zur Dertheilun- gelangte Ge winn pro 1879 2,853,87« st. und »Nlfällt somit noch «ine Rcstdividend« von 19 st. prr Actie. Ler hiernach noch unverkbeilt bleiben?» Rest de« Gewinne-, welch», 3676 fl. beträgt, ist am die neue Rechnung übertragen worden. Im Ga,neu beziffert sich di« Dividend« pro 1879 aus 39 st. p,i Actie oder «'», Vr»c. * Marseile. l l. Januar. In einer heut, hier stattgebadten Versammlung von 1500 Besitzern türki scher Schuldodligat»on«n theilte der Senator Baragnon au- einer mit dem früheren Minister Waddington gehabten Unterredung di« Erklärung bestell)«» nüt. daß da- letzte Uebereinkommen zwischen der Pforte und den Bankiers keineswegs den bei der türkischen Anleihe engagirtrn Jnterefien Rechnung zu tragen scheine. Der französisch« Botschafter Fournie, kabe nach erhaltener Mittyeilung von der betreffen den Vereinbarung sich dahin geäußert, daß für Frankreichs Auffassung über die Letztere da- 18. Protokoll de - Berliner Vertrages maßgebend sei. D»e französtsck e Regierung, fügt« Baragnon hinzu, gedenke sich am die obigen Erklärungen zu beziehen, wenn er deSbal!' im Senate interpellirt werden sollte. Die-Bersamw lung beschloß, an di« Regierung das Ersuchen zu richten, da- gedacht« türkisch« Uebereinkommen nickt anrucrkennen und die Ernennung einer internativ nalen Commission nach Maßgabe de- Berliner Ver trages zu beantragen.
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