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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.04.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060413024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906041302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906041302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-13
- Monat1906-04
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Diese» «1a« wird d» Leser» von Dresden ^ M L /D »nd Umgebung am Lage vorher bereit» al» ^ TV ^ ^D- zugestrllt. während e» die Post-Abonnenten o« Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. VerugrgeMr: «lerlcliMrli» t»e »««»e» be, UlaN» ,«etmaN«er 8uM»«ui>a dir» »nie« Voten m»e»»» «nd ««»,»»». an Sonn- «nd Monlaaen nur «lumav »Vtt X»Mt. dund au»«ürtt«kNom- mMouün , «t. be». » M« »0 «s. vrt einmaliaer Zullellun, durch d« VosOMt. lodntBrktellueldi. imNuS- land mit eniwrrchtndem LulLlag«. N »chdruck oller Artikel«. Onoinal- viMetlunoen nur mit deotlichrr Lnetlenauoadei.Dredd «achr') «uliiill,. Rachltlloliche Honorar, onivrüche dletden underückichtigt: mvntomt« MauuNnot» melden n»cht Mildeivadrt. »»leoramm-Adrekse: Mack>r«»»en reeode«. t HegrnLrrSeL L8LV Druck und Verlag von Llepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen-tanf. »nnakme von Snkllubiannaeu bi» nachmUta,» r Ubr. Sonn- und Feiert«,» n»r Manenftrade « do» U bi« '/.l Udr Di« >'valti,e«rund uile <eo o Gilben! so Di,.. An kündiLUnorn aut der Privatirit« Leite Ls Pia : dir rivaitiae Zeile auf Dort leite so Pi,., als Lmaeiandt Zeile « Pf«. In «»»»er» nach von» und Feiert«,«» > ivaill»e Erundieilc » Bk,., aus Privatieite « Pf, 2s»allt,e Zeile aus Dertieitr und als Lmaeiandt so P!,. Audw-irttae Lui. träre nur ,e,en Borau»d«ablun,. veleadtittter koiien ro Plen»i,e. Fernsprr»« . Nr. U und »«»«. Sauvtgeschasttstell«: Marienftr 88. WnM LrOm Lvl,tv j v n 12 8 o kl z . z. r klarer Slrsl»« 2. Lek« Vsl5-od»w»1rs«».' beise-Miitren-- Nr. INI. Nit«!: Neueste Drahlberichte. Hosnachrichten, Miisikerversammlung, Sachs. Gyinnnsiallehrerverein. Ausstand der Pariser Po'' — . - - Neueste Drnhtmeldunzen vom 12. April. Zum Ausbruch des Vesuvs. Neapel. <Priv.-T«l.j Ein Eisenbahnzug, der Flüchtlinge von Torre del Greco nach Neapel bringen sollte, blieb plötzlich in der Asche stecken. Vergeblich arbeitete die Maschine, die Aschenmässen erwiesen sich als undurchdring lich. Viele von den erschreckten Flüchtlingen svrangen aus den Wagen, auf deren Dächer glühende Steine niedcrprasselten. Der Zug hielt gerade auf einer Brücke. Zahlreiche Personen kamen durch Abstürzen in die Tiefe um. Neapel. Der König und die Königin begaben sich heute srüb zwischen 5 und 6 Uhr im Automobil nach den von dem Ausbruch des Vesuv betrossenen Gegenden. — Der Himmel ist noch immer von Aichewolken verdunkelt. Der Ascheregen bat in Neapel etwas nachgelassen. Die Luft Vesuv ist nichts zu sehen. El Ferrol. Hier wurde gestern beben verspürt. , Göttingen. sPriv.-Tel.) Der striertc beute morgen 4 Uhr neue Fern ordentlicher Stärke. Der Erdbebenort ist nach Fernberechnung vermutlich die Südspitze Italiens. Es beweist, daß die ur sprüngliche Annahme, die Ursache der Katastrophe liege im oberen Teile des Kraters, falsch ist. Der Herd der Eruptionen ist also tiefer zu suchen, was weitere Katastrophen wahrschein lich macht. Lohnbewegungen. wie vor zeigt sich in der Abfertigung l Wirkung des Streikes der Kein Schiss bleibt wegen fehlen- der Mannschaft zurück. Von gestern mittag bis heute morgen gingen 31 Dampfer, 3 Seeschleppzüge und ein Segelschiff aus. Paris. Der heutige Ministerrat wird sich mit dem Ausstand beschäftigen. Die radikalen und sozialistischen Blätter treten mit Entschiedenheit für die Forderungen der Postbediensteten ein. Tie konservativen Blätter er klären. der Ausstand zeige am deutlichsten, das; man den Post- bedicnsteten unter keinen Umständen das Recht zur Syndikats- bildung bewilligen dürfe. Die Postbediensletci, in den Provinz städten, besonders in Marseille und St. Etienne. richteten an ihre ausständigen Kameraden in Paris Swnpathiekiindgebunaen. Paris. Das Postministerium und alle Postämter der Stadt sind in vergangener Nacht in i l i t ä r i s ch b e w a ch l worden. Auch die Wagen, welche die Postsachen befördern, wer den von Militär begleitet. Wie heute früh verlautet, ist die Zahl der ausständigen Postunterbeamten beträchtlich gestiegen, uni für einzelne Dienstzweige werden Soldaten verwendet werden müssen. Lens. Der Deputierte Lamandin und der Sekretär des Syndikats im Departement Nord, Gairaux. werden sich heute abend nach Aa ch en begeben, um einer Versammlung des international«» Komitees der Bergarbeiter beizuwohnen. Berlin. Auf die gestern zur Zeichnung aufgelegten 3 00 Millionen 3ttzprozentiger preußischer Konsols sind gezeichnet worden: 53 Mill. Mk. Schuldbuch- cintragungen, 40 Mill. Mk. Tperrstücke. 330 Mill. freie Stücke, zusammen 443 Mill. Mk. Die Zuteilung wird voraussichtlich gleich nach den Ostersciertagen erfolgen. Stendal. In dem Mordprozesse gegen den Arbeiter Franz T h s z y n s k i. der in der Nacht zum 1. Dezem ber vorigen Jahres in Klaeden die Frau des Aufsehers Solt- wedcl erschlug, sowie diesen selbst und vier Kinder schwer ver letzte, wurde heule nacht nach dreitägiger Verhandlung das Urteil gesprochen. Dieses lautete gegen Tpszpnski aus Todes- strase und 15 Jahre Zuchthaus, gegen Äowalczyk aus 15 Jahre - Kunst und Wissenschaft. Zollbeamten, Sievert-Konzert. Berlinei Leben. Zuchthaus und 20 Jahre Ehrverlust. Zwei andere Angeklagte wurden zu 6 Monaiei. und einer zu 3 Monaten Gefängnis ver urteilt. Valentin Tyszynski wurde freigesprochen. Essen <Ruhr). 'Der Vorstand des Gcwertoereins christ licher Bergarbeiter zu Elsen sprach sich in einer Resolution bezüglich der Kommiisionsbeschlüsse des Abgeordnetenhauses zur Knappschaftsresorm dahin aus. das; durch die Streichung der unmittelbaren geheimen Aeltesienwahlcn, >owie durch die Abschaffung der Wählbarkeit der Invaliden das Gesetz in der Fassung der Kommission für die Bergleute unbefriedigend je,. Wenn Beruhigung im Knappschastsgeviele eintrelen folle. lei es unerläßlich, die gelreime Wahl und Wählbarkeit der Invaliden gesetzlich zu sichern. Die arbeitcrsrenndlichen Abgeordneten und die Staatsregierung werden gebeten, in diesem Sinne zu wirken. Lens. Dem nach 25 Tagen aus dem Bergwerk geretteten Bergmann Verton ist ebenfalls die goldene Medaille ver liehen worden. Madrid. Tie V e r m ä hI u n g d e s K ö n i g s ist auf den 1. Juni d. I. festgesetzt. Newpork. Die Nachricht von dem zeitweiligen Rücktritt Eastros von der Präsidentschaft von Venezuela ist hier durch ein amtliches Schreiben des venezolanischen Generalkonsuls initgeteilt worden, in dem es heißt. Präsident Castro wünsche sich nach den anstrcnaenden Arbeiten, die im letzten Jahre so erfolgreich gewesen seien, für einige Zeit ins Privatleben zurückzuziehcn. Castros Nücklrittserklärung deute an, daß er, wenn sein zeitweiliges Fernbleiben von den Ge schäften dem Lande Eintracht und Freundschaft bringen sollte, willens sei, seinen Rücktritt, wenn nötig, zu einem dauernden zu machen. Newpork. Die United States Steel Corporation sicherte sich einen japanischen Auftrag ans 50 000 Tonnen Stahl für die Erbauung von 200 Brücken der Söul—WijiEisenbahn. Wasbi.ngton. Amtlicher Mitteilung zufolge ist Prä- ssdent Castro zeitweilig vvn der Präsidentschaft von Venezuela z u r ü ck g e t r e t e n. Der erste Vizepräsident Gomez übcrklimmt die Präsidentschaft. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 12 April —* Se. Majestät der König wohnte am heutigen Grün donnerstag von vormittags lO Uhr ab dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei und nahm nach dem Hochamte mit Ihre» König!. Hoheiten dem Prinzen Johann Georg und der Prinzessiii Mathilde an der Kirchenprozcssioii teil. Mittags empfing er mehrere militärische Herren zu Mel dungen. —* König Friedrich August wird in den letzten Maitagcn Glauchau, das im Vorjahre aus der Königsreije nach dem Vogtlande übergangen wurde, besuchen, beim 'Fürsten zu 'Schöliburg^Alaucktziu übernachten und am nächsten Tage nach Zwickau fahren, um als Protektor der Eröffnung der Gcwcrbc- und Jndustrie-ÄuSstellung für das Erzgebirge und Vogtland bei zuwohnen. —Prinz Waldemar von Preußen fuhr am Dienstag mit seinem Erzieher und der Familie Lahmann per Automobil von Weißer Hirsch über Stolpen nach Schandau, dinierte im Hotel Sendia und besuchte die Waldoillenkolonic Neu-Schnndau-Sstrau. — Am Mittwoch nachmittag besuchte der Piinz das hiesige Kü b n sch e r f-M »s e» m aus der Großen Plauenschcn Straße und besichtigte die Emil Kühnscherfschc» Sammlungen, bestehend in mineralogischen, geologischen, vrä- zoologischen, botanischen und kunstgewerblichen Freita«, tri. April 1U06. Frl. Elisabeth Sievert. Gesanglehrerin an der Hochschule stngl Konservatoriums, veranstaltete gestern vor oollveietz- sa ' ' deS Könl, tem Vereinshausjaale eine Musik aufsührung von Schüle rinnen aus ihren Klassen. Das Niesenprogrcimm von 14 Num mern. an dem mehr als ein Dutzend jugendlicher Säugerinnen beteiligt war, wies Arien auf aus den Opern „Semiramis", „Undine", „Figaros Hochzeit", „La Perle de Brssil". „Mignon". „Die lustigen Weiber". „Lohengiin", „Jidelio"; ferner: Duett ou« Glucks „Orpheus", Duett und Terzett von Brahms und Lachner und Lieder am Klavier gesungen. Zur Mitwirkung hin- zugezogen wnren dns Gewertet,,,»S-Orchester unter Leitung von Herrn Kapellmeister Ollen u>t-> Herr Karl Pretzsch. beide für die Begleitung der solistischen Anträge., Auf Einzelheiten der Dar bietungen einjiigcbeii. müßte wesentlich den Raum überschreiten, der für derartige Anlässe vorgesehen ist. noch weniger würde hier eine kritische Beurteilung am Platze sein, da eS sich, mit einer einzjgen Ausnahme, ausschließlich um eine Prüfung im bessere» Sinne des Wortes handelt, die von dem Erfolge fleißiger Studien Zeugnis geben soll, weniger von fertigen »nd abgeschlossenen künstle,ischen Leistungen. Unter diesem Gesichtspunkte beurteilt darf Frl. Sievert für den Verlaus des Abends die volle Aner kennung für sich und ihre erfolgreiche Lehrtätigkeit in Anspruch nehmen. Sämtliche Vorträge überzeugten, daß hier eine knnst- aewandte, treffliche Lehrerin unter Anwendung einer gediegenen Methode und eines rationellen Unterrichts ihres Amtes waltet und Resultate erzielt, mit denen sie und die angehenden Künst lerinnen ihrer Schule vollauf zufrieden sein dürfen. An reichem und ausmunlcriidein Beifall hat nicht gefehlt. es während des gaiizen Abends Berliner Leben. Don Zeit zu Zeit fällt ein Aufsehen exregende GerichtSverHanolnng in das dunkelste daS nicht lmn»e: in den verrufenen Vierteln des Nordens und L. Berlin, 10. Avril, reller Lichtstrahl durH eine ' ' erlitt. einer vom Kollegium geplanten Feier abgesehen werden. Man überreichte ihm in seiner Wohnung eine Ehren- und Erinne rungsgabe. —* Herr Ober-Pastassistent Mosenthin beim Postamt 25 in Dresden. Neusicidter Bahnhof, feierte gestern sein 25sähriges Dieiistjubiläiim, bei dem ihm von seinen Freunden und Kalle gen mehrfache Ehrungen zu teil wurden. Die Königliche Landcsbrandversicherurrgs- kasse ist wegen Reinigung der Geschäftsräume am 16. und 19. ds. für den Kassenverkehr geschlossen. —* An der Technischen Hochschule beginnt das der Hochichule ist gegenwärtig Geheimer Horrat Professor Dr. Trude. —* De r K o h l e n v e r k e h r d e r s ä ch f i s ch e n S t a a t L- eisenbohnen im 1. Vierteljahre 1906. Obwohl die Monate Januar und Februar d. I. einen oerhältnismäßig schwachen Verkehr ouzuweiscn hotten, ist doch im ersten Viertel des lausenden Jahres eine Steigerung gegenüber dem gleichen Zeitabschnitte des vorigen Jahres zu verzeichnen. Insgesamt wurden an Kohlen und Briketts nach vorläufigen Ermittlungen beordert: 3 275 558 t l1905 : 3 236 452 r>, das sind 39106 , oder 1,21 Proz. mehr. Hiervon entfielen aus Steinkohlen ieinsch!. Koks und Briketts! 1267 495 sl 326 384s r, d. s. 38 889 > aus Braunkohlen (einschl. Koks und i8s t, d. s. 77 993 t oder 4,08 Proz. , leinkohlen betrug 39Z1 (40I8> Proz i, derfenige der Braunkohlen 60,69 (59,02) Proz. An Steinkohlen auS Lachien wurden versendet 997 998 s1024 612s> t„ d. ji. 26 914 r 2,63 Proz. weniger. In den einzelnen Bezirken wurden verfrachtet: Zwickau 508 673 soll'205) r, Lugau-Oelsnitz 388 992 s414 037, r. Dr esden 100 033 <99 370) t. An Stein kohlen aus Preußen gingen ein: n) aus 'Schlesien 224 54O (21S614) t: b) aus Rheinland-Westfalen 42 383 154 8W) k. De; Empfang an Steinkohlen aus anderen Gebieten betrug 22874 <29 330) t. Die Beförderung von Braunkohlen und Braun- kohleubrikelis stellte sich folgendermaßen: s) aus Sachsen 94 608 , 99 096) r Braunkohlen und Koks, 69 205 <53 2741 , Briketts: b) aus Sachsen-All kohlen und Thüringen Koks. 268 637 , 260 029) e Briketts. Dies ergibt «ine'Gesamt Verfrachtung aus Deutschland an Braunkohlen und Koks von 393 028 <398 4491 t. d. s. 5421 r oder 1,36 Proz. weniger, an Briketts 561 489 <506 6351 r oder 54 804 t, --- 10.82 Proz. mehr. Der Empfang böhmischer Braunkohlen betrug 1 033 546 ,1 004 934) r oder 28 612 t --- 2,85 Proz. mehr. Die tägliche Transportlelstung belief sich auf durchschnittlich 36 395 <35 961) t ransportleistung belief sich auf durchschnittlich 36 395 <35 9öl) —* Mit Rücksicht aut den sich bereits Mitte April ent wickelnden Verkehr noch den böhmischen Bädern sTeplitz und Karlsbad) werden die beteiligten Bahnoerwaltungen den bet den Badereiienden beliebten »Schnellzug ab Dresden Hauptbahnhof 12 Uhr mittags, ab Schandau 12 tlhr :36 Min., in Äodenbach 12 Uyr 58 Mm., in Teplitz 1 Uhr 56 Min^ in Karlsbad 4 Uhr 30 Min. nachmittags schon vom 15. April ab in Verkehr setzen. Der Zug führt durchlaufende Wagen erster bis dritter Klasse bis Karlsbad und nimmt hier die Anschlüsse von Berlin lab 8 Uhr 5 Min. vorm.). Leipzig 9 Uhr 30 Min.) und Chemnitz lab 8 Uhr 52 Min.) aus. —* Für gestern abend historischen, Objekten. —* Sein 40jähriges Amtsiubiläum beging der an der 14. Bezirksschule ongcstelltc Lehrer Herr Hugo K'r e ß. Leider mußte wegen Erkrankung des keiner Pflichttreue und seiner aufrichtigen Gesinnung halber wcrtgeschätztcn Jubilars von Für gestern meine Musikerverein Musiker-Bersamuiliilig d einer Berliner Strafkammer hat sich soeben ein merkwürdiger Pro^esi hegen „W e ch s e l s ch^i e b c r" abgespielt; merkwürdig nicht deshalb, well derartige Schiebungen und Schieber i» der deutschen Reichshauptstadt zu den Seltenheiten gehörten, sondern durch die Art ihrer Ausführungen. Das angellagte und schließ lich zu empfindlichen Zuchthaus- und Gesängnisstrascn ver urteilte Schieber-Trio Thilo, Plumm und v. Poschokinskp hatte nämlich eine ganz eigenartige Spezialität bis zur höchsten Fertigkeit ousgcbildet. Diese Gauner, die sich der in Berlin ziemlich alltäglichen Tätigkeit gewidmet halten, gcldbedürftige Kavaliere gehörig zu schröpfen, hielten dabei mit bewunderungs würdiger Konsequenz an dem Grundsatz fest, den Gcldhungriyen unter keinen Umständen einen Pfennig Gelv zu geben, sondern sich von ihnen vorher Blankoakzepte aushändigen zu lassen und dann für sie aus Nimmerwiederiehon zu verschwinden. Das klingt ziemlich einfach^ ist aber doch in der Praxis recht schwierig und erfordert große Klugheit und Geschicklichkeit. Zunächst muß nian in der Auswahl der Opfer vorsichtig sein. Man darf mit solchen Scherzen nicht dem ersten Besten kommen, der womög lich gleich Lärm schlägt, wenn er sich geprellt sieht, und dann ocp sofort zum Kadi lauft.' Dann wäre ja vie Sache sehr schnell zu Ende. Man darf sich also nur an Leute hcranuiachcn, die sich scheuen, ihren Namen nnv ibre Verhältnisse durch die Oeffent. lichkeit schleifen zu lassen, und die daher lieber einen noch so schlimmen Reinfall ruhig ertragen, als daß sie ihn an die große Glocke hängen. In dieser Beziehung bieten natürlich aktive Offiziere die sicherste Gewähr, und deshalb sind sie auch die zahl- reichsten Opfer dieser Hyänen der Millionenstadt. Daneben kommen dann noch vornehme Lebemänner lind andere An gehörige der sogenannten besten Gesellschaft in Betracht. Per sonen, deren wirtschaftliche Existenz auf tönernen Füßen ruyt, die vorzugsweise vom Pump leben und daher im Interesse ihrer Kreditfähigkeit ebenfalls beflissen sein müssen, derartige „Zwischenfälle" geduldig hinznnrhmen, ohne die Kriminalpolizei und die Gerichte deswegen zu bemühen. Endlich sind noch aktive Beamte höheren Ranges, für die ähnliche Rücksichten maßgebend sein müssen, schr geeignete Objekte für derartige Hais- abschneidereien. Ostens zu suchen ist. sorücrn auch oft genug in den äußerlich Hat man nun die Opfer auSgewählt, dann kommt es daraus glanzende» Teilen des i Zeltens jein Quartier aufschlägt. Vor an. sie von vornherein vertrauensselig zu machen. Dazu braucht V--10 Uhr hatte der Allge. zu Dresden eine öffentliche nach Meinholds Sälen cinbc- ru>cn. zu der die hiesigen Zivilmusiker in großer Anzahl er- schienen waren. Als Hauptredner des Abends ioor Herr Paul Zimmer-Berlin berufen worden, der über „Die all gemeine Lage der Musiker" einen mehrstündigen, oft durch Bei fall ausgezeichneten Vortrag hielt. Redner nannte die Lage der deutschen Zivilmusiker eine elende und erbärmliche. Es sei Ehrenpflicht des Staates, den Zivilmusiker und seine man eine Mittelsperson, die in jeder Hinsicht einen guten Ein druck macht. Diese Rolle war dem Angeklagten Thilo zugefalleu. dem Sohne eines verstorbenen Amlsgcrichtsrats, einem jungen, eleganten Manne, der, trotzdem er frühzeitig aus eine ab schüssige Bahn gekommen war. die gute Abkunst und Erziehung nicht verleugnet und wohl dazu angetan erscheint, leichtsinnige Kavaliere zu umgarnen. Wenn er treuherzig versicherte, da;; auf Grund des ausgestellten Akzeptes der vereinbarte Betrag von seinem Geldinannc losort bar ousbczahlt werden würde, dann glaubte man >üm dies gern und legte den verhängnis vollen Wechsel ohne Mißtrauen in seine Hand. Wie konnte man auch vermuten, daß dieses Papier von dem Edlen «ou Poschokinskv, genannt v. Suchen, in Empfang genommen und von dem Meister im Wcchselschicbegeschäft Plumm bei einem Hintermann, der natürlich von der Entstehung dieser Verbindlich keit „keine blasse Ahnung hatte" und daher auch nie zu fassen war, sofort versilbert werden würde. Natürlich gab cs bei diesem immerhin riskanten Geschäft — den» man konnte me genau wissen, wie sich das Opfer schließlich verhallen werde — nicht viel bares Geld. Ein Wechsel über 1000 Mk brachte im Durchschnitt 200 Mk. bar, aber da die Schieber keine oder nur sehr geringe Auslagen daraus hatten, höchstens eine kurze Eiscu- bohnfahrt und Annoncen-Spesen. so konnten sie dabei ganz gut bestehen. Dos Opfer wartete nun aus den versprochenen Geldbetrag, der natürlich nicht ernlie». Nun wurden Mahnbriefe und weiterhin Telegramme an Herrn Thilo losaclasscn. Eine Antwort kam darauf so wenig wie das Geld. Nun ging den Gerupften allmählich ein Licht aus. Aber was blieb ihnen übrig, als stillzuhalten and den Verlaus der bösen Geschichte ruhig abzu warten? Inzwischen hatte ihr Wechsel eine längere Wande rung angelretcn und zuletzt ganz den ehrbaren Charakter eines Geschäftswcchsels angenommen, wenn er am Verfalltage Pünkt lich präsentiert wurde. Er mußte dann wohl oder übel ein- gelöst werden, sodaß alles in schönster Ordnung war: die Schieber hatten aus nichts 200 Mk., der Geldmann aus 200 Mk. 1000 Mk. „gemacht" »nd der hercingefallene Kavalier hatte für nichts und wieder nichts 1000 Mk. hergeben müssen, die er natürlich zu fürchterlichen Ducherzinsen von irgendeinem ande ren dunklen Ehrenmanne schleuni« «liche» hatte. S» war
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