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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-06
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1880
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Zweite Anlage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 152. Donnerstag den 0. Mai 1880. 74. Jahrgang Himmelfahrt. Der König Mai hielt frohe Hochzeit wieder, Maiwonnig strahlt die junge Erdenbraut, Ein bunter FrühlingSftrauß prangt ihr im Mieder» Bon Freudenthränen ist ihr Aug' bethaut. Der Freude Gott nimmt hold die Well gefangen, Und Lenz und Liebe herrschen süß gepaart, Und Du, mein Herz, was solltest Du noch bangen? O halt' auch Du im Geiste Himmelfahrt! Hörst Du der Glocken ahnungssrohes Klingen? Ein Hephata schallt über Feld und Au, Hörst Du die Lerche hock im Blauen singen? Schaust, wie die Rose glänzt im Morgenthau? Und wolltest nicht Dein banges Herz erschließen ? In all' dem Frühlingsdust und Zauber nicht? O laß auch Dir der Freude Blumen sprießen, Halt' mit dem Herrn die Himmelfahrt zum Licht. Zu jenem Himmel sollst Du frei Dich schwingen. Wo Friede glänzt wie sanfter Mondenschein, Der Friede nur kann goldncn Segen bringen Mit Zauberkraft in Deines Herzens Schrein. Da schwinden all' die streitenden Gewalten Wie Rebelbilder vor des Lichtes Glanz, Was feindlich war, muß freundlich sich gestalten Und schmückt sich mit des Friedens Lilienkranz. .iu jenem Himmel, wo der Liebe Sterne tTrstrahlen Dir mit wundersüßem Lickt, Da fliege hin — noch ist er Dir ja ferne, Roch kennst Du seine ew'gen Wonnen nickt. Die Liebe hält Dich in den treuen Armen, Wie selig fühlst Du ihren süßen Kuß, Ob kalt Dein Herz, eS muß durch sie erwärmen, lind wird durch sie erst, was es werden muß. Zu jenem Himmel, wo als heil'ge Sonne Der Glaube über alle Leuchten strablt Und still die Welt mit seligsüßer Wonne Zu einem Bild des wahren Glückes malt. Er bringt den Kelch, der Durstige erguicket, Den Balsam, der die schwerste Wunde heilt, Hinauf! Zu jenem Sonnenlicht geblicket. Das alle Wolkennächte schnell zerthnlt. Zu jenem Himmel sollt Ihr muthig fliegen, Wo Friede, Glaub' und Liebe ewig prangt, Im finstren Thal sollt Ihr fortan nicht kriechen. Zum Lickt hinauf! Der Himmel sei erlangt! Du deutscher Aar, entfalte Deine Schwingen Und fliege auf, Du König sonder Art, Empor! Dann kommt mit heil'gem Glockenklingen TeS deutschen Volkes große Himmelfahrt. Hermann Pilz. Auf der Linie I worden, auS denen die protestantische Kirche Leipzig-Chemnitz vi, Borna I Nahrung empfängt. Nun ist eS ja unzweiscl geht der erste Zug nach Chemnitz statt 5.35 bereits I hast, daß die heilige Schrift den in ihren Grund- 5,.30 früh ab, während der Abendzug statt 8.0 erst I lehren unantastbaren Quell unserer Religion bildet, 8.5 AbendS hier abgelassen wird. In der Richtung I es ist aber entschieden zu weit gegangen, wenn von Chemnitz kommt der^ letzte Zug statt 11.35 erst 1 „,an aus der einen Seite meint, daß durch eine 11.41 Abends hier an. Die zeither im Anschluß an die Züge ab Leipzig o.5 Vorm, und in Leipzig 12.35 Nachm, stattgehabte Personenbeförderung mit Güter zug zwischen Kieritzsch und Borna wird vom 15. Mai ^rb bis Frohburg ausgedehnt, so daß man bei Ab fahrt von Leipzig Vorm. 0.5, 10.14 Vorm, in Borna Kritik des Inhaltes der heiligen Schrift schon eine Erschütterung der von ihr dargestellten Autorität herbeigeführt werde. Nicht darin, daß der Glaube an die Autorität der heiligen Schrift gewisser maßen erzwungen wird, insbesondere durch den und 10.46 Vorm, in Frohburg eintrifft, während man I Hinweis auf zeitliche und ewige Strafen in der von Frohburg Vorm. 11.2, von Borna Bonn. 11.20 i Furcht zugänglichen Gemüther», liegt die eigent abfährt und 12.35 Nachm, nach Leipzig kommt. I tiche Sittlichkeit, sondern der Respect vor Die Linie I dieser Autorität muß aus dem eigenen lebendigen Leipzig-Riesa-Dresden-Bodenbacb I religiösen Empfinden, auö der Erwärmung von hat speeiell in Bezug auf Leipzig wesentliche Verände-1 Her; "nd Gcmüth für die Lehren der Kirche rungen nicht erfahren. Zu erwähnen ist, daß Zug I bervorgchen. Wenn die Vertreter der gegnerischen 313 um 5 Minuten früher (früh 5.5 statt 5.10 früh» I Meinung behaupten, es sei unmöglich, die große vom Dresdner Bahnhofe absährt und künftig auch I Masse des Volkes aus diesen idealen religiösen in Mackern halten wird. Courierzug 318 geht 2 Min. > Standpunkt zu versetzen, sondern e« bedürfe deS später, 6.5 Abends hier ab, wird in seinem weiteren Laufe in Dresden N. 10 Minuten (statt 7 Min.), in Drcsden-A. 5 Min. (statt 2 Min.) Aufenthalt neh men, 8 Min. später von DreSdewA. abfahren l8.43 Abds) und statt 0.54 erst 10.2 nach Tetschen kommen. Der Oesterr. Rordwesthahnzug gebt 10.27 Abends weiter und trifft am anderen Morgen 8.54 in Wien ein In der Richtung von Dresden fährt der jetzt Abends 10.45 in TreSden-R. abgehende Zug, welcher zeither 1.46 früh hier ankam, in Zukunft auf der ganzen Tour 5 Minuten später, kommt sonach erst I 51 früh nach Leipzig. Der Rachtcourierzug nach Dresden (Abends 0.50 ab Leipzig Dresdner Bahnhof, RachtS 12.10 in Dresden-R. Leipziger Bahnhof) wird künftig in Dresden noch nur 10 Minuten Aufenthalt vom Leipziger Bahnhöfe nach dem Böhmischen Bahn Hofe übergeführt. Die Weiterfahrt von Dresden-A. nach Bodenbach erfolgt wie zeither Nackts 1. In Bezug auf die weitere Verbindung ab Dresden nach Bodenbach bezw. Tetschen bemerken wir weiter, daß die Abfahrt des jetzt 0.35 Vorm, von Dresden-A Mittels der Furcht vor den Strafen im Jenseits, dann dürfen sie nickt den freisinnigen Protestantiö mus, sondern sie müssen den Protestantismus über Haupt anklagcn und sie müssen sich aus die Seite der römisch-katholischen Kirche schlagen, welche ibre Bekenner principiell durch Drohungen mit über irdischen Strafen einzuschüchtern pflegt und starren Autoritätsglauben von ihnen durch Erregung von Furcht verlangt. Die protestantische Kirche lehrt ihren Anhängern zwar auch die Autorität der heiligen Schrift, aber die Ausstellung dieser "Autorität war eine freie That Derer, denen wir den Protestantismus zu danken haben. Luther erkannte die kirchliche Autorität nickt an, sondern er wählte frei die Autorität der heiligen Schrift; zum Andern lag in der Ausstellung der Autorität der letztere» die "Aufforderung an die freie Wissenschaft, mit ihren wissenschastlichenMitteln Erklärnngnnd Erläuterung nach Bodenbach fahrenden Personenzuges (ab Leipzig I ber verschiedenen - teilen in der heiligen Schrift, die Der Sommersahrplan -er sächsischen Staatseisenbahnen. Mit dem 15. Mai d. I. tritt auf sämmtlichen Linien der sächsischen StaatSeisenbahnen der Sommer- tahrplan in Kraft. Derselbe bringt auch für Leipzig durch Einlegung neuer Züge, durch ZugSverlegungen u. s. w. mannigfache Nenderungen, sowohl in Hin sicht auf die localen als auch auf die directen Eisen bahnverbindungen. Viele unserer Leser werden sich nun gewiß über die Gestaltung des neuen Fahr planes unterrichten wollen; um dies nach Möglichkeit zu erleichtern, geben wir im Nachstehenden eine Zu sammenstellung der speciell aus Leipzig Bezug haben den Aenderungen der Eisenbahnzüge im Sommer sahrplane, von welch' Letzterem auch der heutigen Nummer unseres Blattes ein Exemplar beiliegt. Als eine nur gerechtfertigte Neuerung wollen wir zunächst hervorheben, daß nach der auf dem Fahr plane ersichtlichen Bemerkung an Sonn- und Fest tagen auf allen Linien der sächsischen Staatsersen- bahnen die IV. Wagenclafse in Wegfall kommt. Die Zugsänderungen selbst geben wir in nach stehender, lmienweise geordneter Uebersicht. Linie Leipzig-(Bair. Babnh)Hof und Eger. Wie in früheren Jahren findet der Nachts 12.10 vom hiesigen Bairischen Bahnhofe abgehende Courier zug ab Reichenbach wiederum Fortsetzung nach Hof tAnkunft daselbst 3.54 früh- und von dort auf der Bairischen Staatsbahn nach Nürnberg, Augsburg, München :c., während in der entgegengesetzten Rich- Hing der früh 3.35 auf hiesigem Bairischen Bahnhofe anlangende Courierzug im Sommer ebenfalls von Hof (11.47 Nachts) ab, im Anschluß an die Züge der Bairischen Staatsbahn, verkehrt. Auf der Linie Reichenbach - Eger coursirt im Anschluß an den früh 4.45 hier abgehenden Personenzug wieder, wie in den Vorsommern, ein Personenzug (ab Reichenbach Vorm. 8.5, in Eger Vorm. 11.46), und in der Gegenrichtung «in solcher Nachm. 2.55 ab Eger Nachm. 6.20 in Reichenbach, dortselbst an den Abends 10.4 hier ein- t> essenden Personenzug anschließend. Ter MittagSpersonenzug nach Hof, jetzt 12.40 Nachm, ans Leipzig, wird künftig 10 Minuten früher, also 12.30 Nachm, vom Bairischen Bahnhofe abgefertigt. Auf der Verbindungsbahn zwischen dem Bairischen und dem Berliner Bahnhofe wird der jetzt 12.10 Nachm, vom Berliner Bahnhöfe abgebende Personenzug künftig bereits 12 2 Nachm abgefertigt und 12.20 Nachm, auf dem Bairischen Bahnhose anlangen. Die Züge früh 3.40, Vorm. 8.40 und Nachm. 8.7 ab Bairischer Bahnhof gehen je 3 Minuten, der Zug Nachm. 12.45 ab Bairischer Bahn Hof 2 Minuten später ab, während die Züge früh 4.35 um 2 Minuten, Nachm. 6.8 um 3 Minuten und Nachrs 11.53 um 6 Minuten früher vom Berliner auf dem Bairischen Bahnhofe eintreffen. künftig 5.5 Vorm.) auf 0.20 Vorm, festgesetzt worden ist. Ferner sind auf der Bodenbacher Linie wie in den Vorsommern in den Mittagsstunden je ein Personenzug und ein Courierzug in jeder Rich tung eingelegt, und zwar verkehrt der Personenzug in der Richtung nach Bodenbach im Anschluß an die Züge ab Leipzig, Dresdner Bahnhof 7.50 Vorm., in Dresden-N. 11.24 Vorm. (Personenzug) und ab Leipzig, Dresdner Bahnhof, 0.10 Vorm., in Tresden-N. 11.34 Vorm. (Courierzug), im directen Anschluß, ab Dresden - N. Leipziger Bahnhof 11.40 Vorm, ab Dresden-A. 12.0 Mittags, in Bodenbach 2.2 Nchm., während der Courierzug erst 12.42 von Dresdener-N. Leipziger Bahnhof abgeht, sonach für die über Dresden nnausfahrenden Passagiere auf dem Leipziger Bahn -of in Dresden-N. genügend Zeit zum Einnebmen des MittagSmahleö bietet; von Dresden A. Böhm Bahnhof erfolgt die Weiterfahrt 1.0 Nachm., die An kunft in Bodenback 2.34 Nackm., in Tetschen 2.36 Nacbm. In der Richtung von Bodenbach erhält nur der Courirzug 12.20 Nachm, ab Bodenbach, 12.17 Nackm. ab Tetschen, 1.47 Nachm, in DreSden-A , 2.3 Nachm, in Dresden-N. directen Anschluß an den 2.25 Nachm, von Dresden N. abgehenden und 5.20 Nachm, auf hiesigem Dresdner Bahnhöfe anlangenden Personenzug, während der Personenzug Nackm. 12.45 ab Bodenbach, 2.41 Nachm, in Dresden A ,2.55 Nachm, in DreSden-N. eine direkte Verbindung mit Leipzig nicht vermittelt. Auch ist zu erwähnen, daß die Züge Vorm. 7.32 in Dresden A., von Schandau (Anschluß an den Vorm 10.44 hier anlangcnden Personenzug) und Nachm. 2.0 (künftig 2.10 Nachm.) von Dresden-A. nach Schandau, im Sommer wiederum wie in den Vorjahren von bezw. bis Bodenback durchgeführt werden. Unfern Lesern dürfte ferner von Interesse sein, zu erfahren, daß durch eine Spätcrlegung des jetzt Abends 8.0 vom Schlesischen Bahnhofe in Dresden-N. nach Görlitz abgehenden Personenzugs auf 8.30 Abds. eine Allschlußverbindung an den Nachm. 6.5 vom hiesigen Dresdner Bahnhofe abzulassenden Courier zug, welcher 8.20 Abends in Dresden-N. Leipziger Bahnhof anlangt, nach der Schlesischen Linie herge stellt worden ist. In Bezug auf die Linie Leipzig-Döbeln Dresden ist nur eine geringe Veränderung des 2.15 Nackm. hier abgehenden und des 4.16 Nackm. hier ankom- menden Zuges zu bemerken. Beide Züge halten künftig auck in Sommerfeld und geht Ersterer 5 Min. früher, 2.10 Nackm., hier ab, während der Letztere 3 Minuten später, 4.10 Nackm., hier ankommt. Protestanten-Verein. * Leipzig, 5. Mai. Der hiesige Protestanten verein hielt am gestrigen Abend die letzte VereinS- sitzung im Winterhalbjahre 1870— 1880 ab und solcher bedürfen, zu geben. Luther hat ausdrücklich ge sagt : „Wenn die Gegner pochen aus die Schrift wider Christum, dann poche ich auf Christum." Diese durch Lutber gegebene Freiheit in der "Auslegung der heiligen Schrift mußte mehr und mehr dazu führen, daß in derselben eine Sichtung vvrgenom- mcn wurde zwischen dem wahrhaft religiös und sittlich Gehaltvollen und Demjenigen, daö die Wissen schaft als unnützes Beiwerk erkannte. ES kann unter keinen Umständen außer Augen gelassen ;u wirken. Den Inhalt seines mit großem Bet alle ausgenommenen BortragS zog Referent in folgenden Sätzen zusammen: 1. Wer auf kirchlichem Gebiete eine Gefährdung des sittlichen Lebens durchLockerung der Autorität fürchtet, hat nickt den „freisinnigen" Protestan tismus, sondern den Protestantismus überhaupt anzuklagen, und muß zur katholischen Auto ritätskirche zurücklenken. 2. Ter Protestantismus hat zwar die heilige Schrift ebenfalls als bindende Autorität bingeslellt, er hat aber ihre Auslegung der freien wissenschaft lichen Forschung überlasten, und hat eben jene Beschränkung der Autorität auf die heilige Schrift, den Bruch also mit der kirchlichen Autorität, durch einen freien persönlichen Glaubensact vollzogen. 3. Wenn diese Freiheit des persönlichen Glaubens, verbunden Mit der Freiheit der Wissenschaft, in der weiteren Entwickelung des Protestantismus dazu geführt hat, daß auch die Autorität des Bibelwortes in vielen Stücken, namentlich in rein historischen Fragen, zweifelhaft geworden ist, und sich Ucberzeugungen dieser Art in weitere Kreise verbreitet haben: so ist die dadurch etwa zugleich erschütterte Autorität der Schrift und Kirche in Bezug auf religiöse und sittliche Wahrheiten nur durch lebendige, erwärmende und überzeugende Darstellung des eignen Werths dieser Wahrheiten wieder herzustellen. 4. lleberhaupt ist das Heranrelfen der Völker zu freier, selbstständiger Prüfung des Ueberlieferten ein psvchologisch nothwendiger, nirgends auszu- baltender Proceß. Furcht und äußeres An sehen verlieren ihre Wirkungskraft, Herz und Geist deS Menschen wollen in freier Zustim mung das Göttliche ergreifen. 5. In diesem kritischen Stadium ist ein Zurücklenken zum äußeren Autoritätsprincip daS Gefährlichste, was möglich ist, indem es in dem erwachten Wahr- hcitsbedürfniste Mißtrauen in den innern Werth des Dargebotenen erzeugt und den Schein her- vorruft, als solle Unhaltbares durch Gewalt auf recht erhalten werden. 6. Der freisinnige Protestantismus will deshalb, daß das Zweifelhafte offen als solches bezeichnet und das Unhaltbare preisgegeben werden soll, damit um so mehr Vertrauen und Liebe entstehe zu dem ewigen WabrheitS- und Heils gehalte, der in der Person Jesu und in seinem Worte enthalten und unS zu freier, kind licher — nicht knechtischer Aneignung von Jesu selbst dargeboten worden ist. (Matth. I I, 25 sf.). An der aus den Vortrag folgenden kurzen Debatte betheiligten sich Herr BÜchbindermeister ErusiuS und Herr DiakonuS Bin kau, welcher darlegte, der vom Referenten behandelte Vorwurf sei ein über werden. daß die Bibel eine literarhistorische Schrift aus schwer wiegender, aber er treffe, falls er be von Menschenhand darjtellt. Nicht zu verhindern gründet, nickt allein den Protestantcnvercin, sow war, daß die Resultate der wissenschaftlichen For- Hern den Protestantismus überhaupt in seinen schlingen in der Bibel in immer weiteren Kreisen tiefsten Wurzeln. Es würden dann Diejenigen bekannt wurden, und die dadurch entstandene Recht behalten, welche daS Heil für den Staat'im Verminderung deö Glaubens, daß die Bibel KatholieiSinuS allein finden Indessen erachtete ihrem vollen Inhalte nach Anspruch auf Gött- Redner den Vorwurf eben nickt für begründet lichkcit habe, i,t mcht wieder zu repanrcn. Aber und betonte sodann, man könne etwaige Ge hierin giebt sich nicht etwas Willkürliches kund, sondern es vollzieht sich damit ein Physio logisch nothwendiger Proceß, der unaufhaltsam, wie man DaS immer in der kulturgeschichtlichen Entwickelung beobachten kann, seinen Weg geht. In der Forschung nach dem Wahren liegt die Be stimmung der Menschen, und selbst wenn damit gewisse Gefahren verknüpft sein sollten, dürfen sie nicht davon abgehalten werden. Wenn man diesen Proceß zurückdämmen wollte, dann würde man gegen zwei große Mächte ankämpfen, einmal gegen eine physiologische Nolhwendigkeit und sodann gegen das in dem Menschen vorhandene natürliche Verlangen, sich zu seiner wahren Bestimmung zu erheben. Wenn man die vorstehenden Betrachtungen aus daö specielle kirchliche und christliche Gebiet an wendet, so ergeben sich folgende Schlußfolgerungen. Wer einmal durch Kritik oder auf anderem Wege dazu gelangt ist, nicht alles DaS für unbedingt wahr zu halten, was in der heiligen Schrift steht, und doch gezwungen werden soll, den entgegen gesetzten Glauben zu haben, Der wird erst reckt mißtrauisch werden gegen die Kirche, die also mit ihm verfährt Der Abfall von der Kirche muß durch solche Eindämmung noch viel größer werden, die daraus hinauSläusl, den Glauben an die Autorität der kirchlichen Lehren mit Gewalt ausrecht zu halten. Und hat denn daS Ehristenthum wirklich nothwcndig, in dieser Weise zu Verfahren'? Der Redner ant wertete hieraus mit einem entschiedenen Nein und betonte, daß. wenn es nicht möglich sein sollte, die Menschen freiwillig zu dem Glauben zu be wegen, sie innerlich für die Kirche zu erwärmen, DaS dann ein trauriges ArmuthSzeugniß für das er hatte hierzu eine ganz interessante Tagesord-1 Ehristenthum und die heilige Schrift sein würde. nung aufgestellt. Der wichtigste Gegenstand der Berathung war die Erörterung der Frage: Ist eS berechtigt, der freisinnigen Richtung im Protestantismus vorzuwerfen, daß durch sieSitte und Autorität eine Locke rung erfahrenhaben'? Das Referat hierüber hatte Herr Professor Dr. Sevdcl übernommen und Derselbe führte Folgendes aus: Die Frage, ob Sitte und Autorität eine Lockerung erfahren, wird erst dann praktisch und beachtenS- werth, wenn nachzuweisen ist, daß aus dieser Lockerung zugleich auch sittliche Schäden für unser Volksleben hervorgeaanaen. denn an sich allein ist Am Alten, Unhaltbaren künstlich sesthalten, damit macht man den Abfall und Verfall nur noch ärger. Bon diesem Standpunctc ausgehend, kehrte Redner gewissermaßen den Spieß um und betonte, wie gerade die rückläufigen Tendenzen eS sind, die in der Jetztzeit für die protestantische Kirche gefährlich werden. Hülse gegen den über hand nehmenden Abfall von der Kirche sei nur möglich durch den freisinnigen Protestantismus, welcher die Resultate der wissenschaftlichen Kritik nickt negirt. Redner schloß seinen Vortrag, indem er bemerkte, eS wäre ein Unglück, wenn der sitt liche, göttliche Gehalt in der Person Jesu, in ervorgegangen, eS noch nicht schlimm, wenn einer herkömmlichen, I aller Einfachheit den Menschen entgegenbracht, aus der Macht der Gewohnheit bestehenden Autorität I keine Wirkung auf Herz und Gemüth hcrvörbringcn Abbruch geschieht. Aus die Kirche angewendet, I sollte, und auS der heiligen Schrift nachwieS, wie würde der gedachte Vorwurf etwa so zu desiniren I IesuS klar ausgesprochen, daß Geist und Herz ge- sein, daß durch den freisinnigen Protestantismus I Wonnen werben sollen durch den Inhalt seiner i der Interessen der Grundbesitzer seien eben soli- daS Ansehen derjenigen Quellen geschmälert j Religion, und er weit entfernt gewesen, durch Furcht z darisch mit denen der Baugewerken. Selbstver- fahren für die protestantische Kirche nicht besser bekämpfen, als wenn man cö mit dem Protestan tismus recht ernst nehme an den eigenen Per sonen und zeige, daß die Grundlage desselben die wahre Sittlichkeit sei. Zum zweiten Theile der Tagesordnung, den Geschäftsbericht aus das abgelausene Jahr be treffend, ergriff zuvörderst Herr diakonus Bi »kau daS Wort, um deS großen Verlustes mit schmerz- bewegten Worten zu gedenken, den der hiesige Protestantenverein durch den Tod seine« lang jährigen Vorstandsmitgliedes, Herrn Penck, erlitten, und ihm den wärnisten Dank deS Vereins nackzu- rnfcn. Zu dem VereinSleben im letzten Jahre übergehend, bemerkte Redner, die gegenwärtige Zeit sei nicht dazu angclhan, große neue Erfolge zu erringen, sondern eS handele sich hauptsächlich darum, die Errungenschaften festzuhalten, denn eS sehe ganz danach auS, alö ob wir in der nächsten Zeit nothwcndig haben würden, dieselben zu ver- lheidigen. Eö komme für die Mitglieder deö Vereins im Wesentlichen darauf an, in ihrer stillen Arbeit ruhig auSzuharrcn. Herr Meiding er, der Eassircr deS Verein«, erstattete den Cassenbericht. Es haben danach die Einnahmen im letzten Jahre betragen 143 Mark, die Ausgaben 463 Mark, der kleine Fehl betrag wird aus dem von früher her vorhandenen Eassenbestand von 213 Mark gedeckt werden. Zu den 120 am Beginne des IahreS dem Vereine an gehörenden Mitgliedern sind 22 neue hinzugekom men, 5 ausgetreten, so daß ein Mitgliederbestand von 137 verblieben ist. Zum Revisor deö Eassen- bcrichtö wurde Herr Taubenhcim gewählt. Die Neuwahl deS Vorstandes ergab als wiedergewählt die Herren Diakonus I)r. Binkau, Professor I>r. Scydel, Meidingcr, Dr. Kirchhofs, ReselShöser, Zenker; an Stelle des verstorbe nen Herrn Penck wurde Herr Stecke neugewählt. Nachdem der Vorsitzende noch eingehende Mit- thcilungen über den vom 18. bis 21. Mai in Gotha stattsinoendcn zwölften deutschen Protestan tentag gegeben, wurde die Versammlung geschlossen. Allgemeiner Hausbelitzer-Verein. * Leipzig, 5. Mai. Ai» gestrigen Abend fand im großen Saale der Cent ral-H alle eine überaus zahlreich besuchte Versammlung statt, welche der Vorsitzende des genannten Verein«, Herr Archivar Sauer, mit einer Begrüßung der Anwesenden und einer Mittheilung der Veranlassung cröffnete, daß der Vorstand Einladungen auch an weitere Kreise erlassen habe. Die Berechtigung
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