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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-28
- Monat1880-05
- Jahr1880
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1880
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3264 ieiüen. von den Mitgliedern de» reichsten und vor nehmsten Adelt unterstützt wird, bei dem kein anderes Motiv denkbar ist, cüs die Einwirkung der Beicht väter auf Männer und noch mehr auf Frauen. Ein Wort von dem Papst oder von den Bischöfen, auch nur der diskretesten Abmahnuna, würde diesem un natürlichen Bunde des katholischen AdelS und der Priester mit den vocialiften ein End« machen. So iiröal'ich Die! ,ie Regierung kann friedlichen Bestrebungen fried lich entgeaenkommen; läßt sie sich aber durch Kampf und Drohungen die Hand zwingen, so hat sie alS Regierung abdicirt. Denn nun dazu kommt, daß auch der Papst oder wenigsten- der Pronuntius Ew Durchlaucht gegenüber von einer drohenden Sprache Nutzen für die Verhandlungen zu erwarten scheint, so sehe ich daraus mit Bedauern, wie fern man dort iedem hier annehmbaren Gedanken an einen moäu, vivenä» steht. Die Andeutung von definitiven oder sonstigen Beschlüssen, wie Abbruch der Verhandlungen, und jede andere Drohung macht auf unS keinen Eindruck. Die katholische Partei hat in Bezug auf Agitation im Lande ihr Pulver zu früh verschossen; die Wühlereien der Geistlichen und ihre wohlfeilen Blätter haben in den ersten Jahren deS Konflikt» Alles versucht, waS möglich war, um die Regierung deS König- in den Augen seiner Unter- thanen herabzusetzen und ihre Thätigkeit »u hemmen; die klerikale Presse hat darin mehr geleistet als die socialiftische und ist in der Wahl der Mittel ebenso wenig skrupulös gewesen wie diese. Was auf diesem Wege unS Unangenehme- und Gefährliche- bereitet werden konnte, haben wir bereits erduldet und müssen da- fernere erdulden, wenn die Geistlichkeit diese Rolle fortsetzt, welche sie dem Staate und der Bevölkerung mehr und mehr entfremdet. Die Verminderung der Geistlichen, daS Verschwinden der Bischöfe, der verfall der Seelsorge flößen unS die lebhafte Sumpathie mit unseren katholischen Mitbürgern ein, die auf diese Weise von ihren Geistlichen verlassen werden, weil die Priester au- politischen, dem Laien schwer verständlichen Motiven die Seelsorge verweigern. ES ist Sache der Kirche und de- Papstes, dies zu verantworten Zu anderen Zeiten und in anderen Ländern haben wir gesehen, daß die katholische Geistlichkeit unter sehr viel härteren Bedingungen, ja unter groben Gefahren und Demüthigungen, dennoch die Gläu bigen, die ihrer bedurften, nicht unbefriedigt ließ, sondern das wlereri P08«e sehr viel weiter trieb, als es nöthig sein würde, um in Preußen Seel sorge zu üben, ohne mit den Maigesetzen in Eonflict zu kommen. Wenn die heutige Hierarchie ihr Kiel und ihre Ansprüche sehr viel höher schraubt und lieber den Gläubigen die Wobl- thaten der Kirche versagt, als daß sie sich den weltlichen Gesetzen fügt, so werden Kirche und Staat die Folgen tragen müssen, welche Gott und die Ge schichte darüber verhängen. BiS jetzt sind wir eS, die praktisch entgegen gekommen sind; die polizeilichen, die gerichtlichen Verfolgungen sind sistirt, soweit daS Gesetz eS unS erlaubt; wir haben den SlaatSanwalten und der Polizei, soweit wir eS können. Schweigen und Enthaltung auferlegt und beabsichtigen, Gesetze vorzulegen, welche uns das in größerem Maße noch gestatten sollen; die Kirche aber läßt ihre Anwälte in, Reichstage und Landtage und in der Presse den großen und den kleinen Krieg in etwas milderen Formen, aber mit derselben sachlichen Entschiedenheit fortsetzen wie früher. ES thut mir sehr leid, wenn der Papst glaubt, durch Kampf und Drohung mehr von unS erreichen zu können, als durch freundliches Nachgeben, und wenn ein so lie benswürdiger Prälat, wie Jacobini, über unser Ver halten verstimmt zu sein Ursache hat; aber in Berug auf die Gleichheit der Concessioncn. daS Vorgehen p»ri p»»»u in denselben ist unser staatliches mm pn»«»- mu» ebenso zwingend, wie daS kirchliche. Ich habe weder zu Masella noch »u Jacobini jemals eine Silbe gesagt, welche dahin hätte gedeutet werden können, daß wir in eine Revtsion, respective Abschaffung der Maigesetze nach Maßgabe der klerikalen Forderungen willigen würden; friedliebende Praxis, erträglicher moäu» viveiui, auf der Basis beiderseitiger Verträg lichkeit ist Alles, waS mir jemals erreichbar schien. Ich habe die Rückkehr zu der Gesetzgebung von vor 1810 im Princip für annehmbar erklärt, die Rückkehr zu dem von 1810 bis 1870 erwachsenen Zustände aber stet- mit großer Bestimmtheit abgelehnt bei den drei oder vier Gelegenheiten, wo dieselbe von unS verlangt wurde. Diese Ablehnung war nicht ein Mangel an Gefälligkeit, der durch die Wahrnehmung „peinlicher Eindrücke" beseitigt werden könnte, sondern sie war unabwei-liche politische Nothwendigkeit. Wenn die Wiederherstellung diplomatischer Bezie hungen für Rom keinen Vortheil bildet, für den ein Preis gezahlt werden würde, so werden wir darauf verzichten, dieselbe nochmal- anzubieten. und daraus nicht wieder zurückkommen. gez. v. BiSmarck. Seiner Durchlaucht dem kaiserlichen Botschafter Prinzen Heinrich VII Reuß Wien. * » » Fassen wir die nunmehr geschaffene Lage in ein Wort zusammen, so wird für die liberale Partei die Sache dadurch sehr schwierig werden, daß sich möglicher Weise eine ähnliche Situation in diesen kirchlichen Fragen im preußischen Landtage ent wickelt, wie im Reichstage durch die ElbschifffahrtS- und Zollfrage geschehen ist, d. h. daß Falk in eine eben so offene Opposition gegen den Minister Präsidenten gedrängt wird, wie die- mit Del brück geschehen tsi. Daß damit der Regierung neue Schwierigkeiten bereitet werden, kann nur Derjenige leugnen, der nicht daran glauben will, daß Falk doch der Mann der Sympathien von neun Zehntheilen der Protestanten Deutschland ist, wie sehr auch die klerikale und gouvernementale Presse der verschiedenen Eonfessionen seinen Werth herabzusetzen sich fortwährend bemüht Die kirchenpolitische Vorlage muß formell und materiell die größten und principiellsten Be- denken Hervorrufe«, und ob e- gelingen wird, diese durch Abänderung der Vorlage zu beseitigen, m ch dem Gang der Verhandlungen überlassen bleiben; s-h, gUustig dazu sind die Aussichten augen blicklich nicht. Es wird voraussichtlich nicht an Stimmen fehlen, welch« die principiellc Gegner schaft gegen die Vorlage dadurch bekunden wollen, daß sie «ne Eommisstonsberathung verwerfen. Als wahrscheinlich wird man aber betrachten müssen, daß die Majorität de- Hause» durch Ver weisung der Vorlage in eine Commission we nigstens den versuch machen wird, zu einer Ver ständigung zu gelangen. Ein weitere« Prognostikon über den Gang dies« Angelegenheit zu entwerfen, ist bei dem augenblicklich noch so ungeklärten Stand der Meinungen unter fast allen Parteien unmöglich Politische Iledersicht. Leipzig L7. Mai. Der Schirmherr de« Deutschen Reiche-, der greise Kaiser Wilhelm, erfreut sich, wie über einstimmend gemeldet wird, de- besten Wohlergehen-. Der erhabene Herr widmet sich mit einer Ausdauer ohne Gleichen den Reaierung-geschäften und seinen bundeSseldherrlichen Pflichten. Seine Majestät hatte am Dienstag Nachmittag auch eine Conscrenz mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. Am Mittwoch Vormittag begab der Kaiser sich, begleitet vom General ä la suite Grafen Lehndorff, nach dem Tempelhofer Felde und besichtigte dort zunächst auf dem Exercirplatze östlich der Ckaussec im Beisein der königlichen Prinzen und der Generalität :c. die zweite Garde-Jnsanterie-Brigade, bestehend au- dem 2. und 4. Garde-Regiment zu Fuß und dem Garde-Füsilier-Regiment, unter Beseht de- General- Major« von Capnvi, und demnächst westlich der Tempelhofer Chaussee die dritte Garde-Jnsanterie- Brigade, bestehend auS dem Kaiser-Alexander Garde- Grenaiier-Regiment Nr. 1 und dem 3. Garde- Grenadier-Regiment Königin Elisabeth, unter Be fehl de- General-Major- von Grolmann. Nach sem Schluß der Besichtigungen nahm der Kaiser sofort einige militairische Meldungen entgegen und kehrte hieraus wieder zur Stadt zurück. Im Laufe de- Nachmittag- hörte derselbe dann noch die Vorträge de- Obrrhof- und HauSmarschalls Grasen Pückler und de- Wirklichen Geheimen CabmetSrathes von WilmowSki und speiste dem nächst allein. Ueber die Sommerreisen Seiner Majastät ist bereit- von uns berichtet worden. Herr Ludwig Nürnberger hat sich in einem seiner geistreichen Vorträge auch über den Cultur- kampf geäußert. Der genannte Parlamentarier äußerte sich dahin: „Vor etwa einem Jahre schrieben wir, daß die wirthschaftliche Reaktion die politische und die politische die kirchliche im Ge folge haben muß, und der Lauf der Dinge hat diese Vorhcrsagung bewahrheitet. Die nrcben politische Vorlage ist auf dem Boden gewachsen, den der Reichskanzler durch seine vorjährige Politik vorbereitet hat; sie mußte mit Nothwendigkeit darauf erwachsen. Die Gelehrten mögen sich Mühe geben, unS zu beweisen, daß durch die Vor lage kem Schritt nach Canossa gethan wird, denn der Staat bleibe im Besitze aller seiner Machtmittel. Der untrügliche Volksinstinct urtheilt ander«: er weiß, daß, wenn die Thür einmal ge öffnet ist, die jetzt geöffnet werden soll, Fürst Bis marck auch durch dieselbe gehen wird. Fürst Bis marck ist ein mächtiger Mann, aber den Con- seq uenzen seiner eigenen Thaten kann er sich eben so wenig entziehen wie ein anderer Sterblicher." Wir kommen aus die Verhandlungen de« öster reichischen Herrenhauses zurück. Das Haus og den bekannten Nationalitätsstreit und dessen Inner, die Sprachenverordnung, vor fein Forum. Die Redner der Verfassung-Partei gingen mit wohlerwogenen und deshalb um so schwerer in« Gewicht fallenden Argumenten wider jede etwaige Vergewaltigung in dieser Angelegenheit zu Felde. Fürst Schönburg erklärte die Ver ordnung „nicht für gerecht", weil ihre Spitze gegen die dem Reiche ergebene deutsche Bevölkerung ge richtet sei. Die Slaven seien durch ihre eigene Agitation, die Deutschen durch die Maßnahmen der Negierung beunruhigt. Die- sei da« bis herige Resultat der VersöhnungSaction. Fürst Carlos Auersperg führte diesmal eine be sonder- scharfe Sprache. Er meinte, man schreite mit politischen Concessioncn vor und man müsse besorgen, daß auch die Staats grundgesetze zu Tauschobjekten werden könnten. Ritter v. Schmerling verließ den begrenzten Standpunkt de- Nationalitäten- und Sprachen- conflicteS. Er sieht den Einheitsstaat von den Wogen de« Föderalismus bedroht. „Die Ver fassung ist ernstlich bedroht. Man bestürmt sie nicht, aber man unterwllhlt sie." Er prie« die Verfassung-Partei als jene, welche den Ge- sammtstaat erhalten wolle. „Wir kämpfen für den Glanz der Kaiserkrone" — waren seine Schluß worte. Graf Taaffe betheuerte natürlich, daß er. seiner bisherigen Politik getreu, keiner Partei strömung folge. Er mache keine Concessionen, um die Gunst der Parteien zu erwerben. Er treffe die nolhwendigcn Maßnahmen im Namen der Executive u. s. w. Leider entsprechen die Thaten diesen beschwichtigenden Worten nicht! Der Telegraph hat unsere Leser darüber berichtet, daß in der Nacht vom Dienstag zu Mittwoch in St. Petersburg in dem Proceß Weimar da- Urtheil gesprochen worden ist. Michail off und Saburoff sind zum Tode. Weimar zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt worden. Freigesprochen ist keiner der Angeklagten; die übrigen werden nach Sibirien tranSportirt und tbeil« in gewöhnlicher, theils in mit Zwangsarbeit verschärfter Hast gehalten. Wir fügen das fol gende. die letzte Sitzung ergänzende Telegramm hinzu: Petersburg, 2«. Mai. Die gestrige Schlußsitzung in dem Processe Weimar begann vormitiagS UV, Ubr. Zuerst sprach der vertyeidlger der Ma- linosstkaja, dann folgte die Replik de- ProcuratorS Oberst Kessel aus die Rede de- vertbeidigers Weimar. Kessel hielt die Anklage gegen Weimar in allen Punk ten aufrecht. Nach einer Replik de- verlheidiaers Weimar'» wurde den Angeklagtcn da- letzte Wort ertheilt. Michailoff sprach nur kurz und schloß mit der Bitte um Milderung seiner Strafe, da er weder auf Erden, noch cm Himmel als Jacobin« erscheinen möchte. Berdnikoff verzichtete auf da- Wort. Eabu- ross sucht« in ein« längeren Rede sein« Unschuld zu beweisen, indem « sich auf verschiedene Gesetzespara graphen berief. Weimar sprach nur kurze Zeit und äußerte, daß « bei dem vorliegenden Thatbeftande nicht begreife, we-halb « sich auf der Anklagebank befinde. Nachmittag- um 2 Uhr zog sich d« Gerichtshof zur Beratbung zurück und erschien erst heute früh um 3'/, Uhr wieder, um das Urtheil zu verkünden. Michailoff, Weimar. Saburoff, Berdnikoff und die Kolenkina wurden schuldig befunden d« Zugehörig keit zu einer Gesellschaft, welche den gewaltsamen Umsturz d« staatlichen, gesellschaftlichen und wirth- chaftlichen Ordnung bezweckt, die übrigen Angeklag- en der Zugehörigkeit zu ein« social-revolutionairen Partei, welche den Umsturz d« bestehenden Ordnung in näher« oder fernerer Zeit erstrebt. ES folgte so dann die Verlesung der bereit- gemeldeten zuerkann ten Strafen. Da» Militairgericht in Rostow am Don bat am 19. Mai nach Verhandlung de- Processes wegen der Unordnung am 14 April 1879 alle Angeklagten, mit Ausnahme de- Tkatschew und Baranow, de» offenen, bewaffneten, mit Ge walttat verbundenen Widerstande- gegen die ver- ordneten Behörden schuldig befunden; bei diesem Widerstand lass nach dem Urtheil de- Gericht« die Absicht vor, dre Ausübung von Amtspflichten zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Rostow am Don am 14. April 1879 zu verhindern, wobei Jewssejew, Jelenzow, Schitow, Romanzow, Kon- dratenko und Rykow die Hauptschuldigen, die übri gen Theilnehmer waren. Unter Zuerkennung mil dernder Umstände fällte daS Gencht da- Urtheil. zu Zwangsarbeiten in Bergwerken 4 Personen auf zwanzig Jahre, zwei auf fünfzehn Jahre zu ver- chicken. Dte übrigen «hielten größere Freiheits trafen. Die „Post" meldet auS Paris, daß daS Abstimmungsresultat bei der Präsidentenwahl im Senate, wobei Leon Say 147 Stimmen gegen 121 weiße Zettel und 8 zersplitterte Stimmen erhielt^ sich daraus erkläre, daß die Dissidenten des sinken CentrumS im letzten Augen blick nicht einig darüber blieben, einen eigenen Candidaten auszustellen. Daraufhin beschlossen die vereinigten Rechten in einer kurz vor Beginn der Senatssitzung abgehaltenen Versammlung weiße Zettel abzugeben. Da Leon Say seinen Sieg hauptsächlich dem Einflüsse Gamhetta'S ver dankt, so muß diese Wahl insofern alS die glück lichste Lösung der Präsidentenfrage angesehen werden, al» damit die Harmonie unter den drei Staatsgewalten gewahrt und die Gefahr einer ConflictSpolitik vermieden wird, obgleich e» der Regierung peinlich ist, den Botschafterposten in London so schnell Wied« vacant zu sehen. Waddington gilt als der designirte Nachfol ger Say'S. Re Umberto hat am Mittwoch zu dem ita lienischen Volke besprochen. Die Thronrede, mit welch« der König da- Parlament «öffnete, bebt hervor, daß eS nothwendig gewesen sei, das Parlament schleunig zu berufen, evi um eine sofortige Berathung und Erledigung der von d« Nation «warteten Gesetzentwürfe herbeizuführen. Weiter heißt eS: „DaS Land, welches meiner Aufrichtigkeit vertraut und mich mit seinem vertrauen stützt, bat meinem Rufe entsprochen und selbst in der Aufregung des WahlkampeS eine ruhige und würdige Haltung be wahrt. Die Regierung wird Ihnen abermals Gesetz entwürfe über Reformen vorlegen, für welche d« Weg durch lange Vorbereitungen geebnet ist und welchen daS Bedürfnis, de- Landes einen neuen Impuls giebt. Ich zweifle nicht, daß Sie diesem Bedürfnisse entsprechen werden. Die vergangene Legislaturperiode hat trotz unerwarteter Hindernisse und Verwickelungen sowohl dauernde gute Ergebnisse als auch Entwürfe hinterlassen, welche der neuen Legislaturperiode eine schnelle und fruchtbare Arbeit erleichtern werden. Meine Regierung wird Sie auffordern, über die Mahlsteuer zu berathen. Ich habe da- Vertrauen m Ihnen, daß Sie, ohne da- Gleichgewicht desz vudgets zu stören, die Frage im Interesse der Be völkerung lösen werden. Sie werden ferner Gesetz entwürfe, betreffend die Grundsteuer und betreffend die Aushebung de» ZwangScourses, zu prüfen haben. Ich hoffe ferner, daß diese Legislaturperiode das ver dienst haben wird, die von Allen gewünschte Wahl, reform herbeizuführen. Die Ausdehnung des Wahl rechts wird dem nationalen Willen, welchen ich immer aufrichtig zu erkennen suchte, einen vollständigeren Ausdruck geben. Die Wahlresorm wird begleitet sein müssen von einer Reform der kommunal- und Pro« vinzial-Gesetzgebung. Auf dem Gebiete deS Eisen bahnwesens werden Sie sich mit Gesetzentwürfen »u beschäftigen haben, welche dem nationalen Wohl stände zu Gute kommen sollen. Auch werden Sie sich mir der Strasgesetztgebung und HandelS- gesetzgebung zu befassen haben. Ich rechne fern« auf Ihre andauernde Sorge für die Armee und Marine. AlS ich das letzte Mal daS Wort an Sie richtete, konnte ich mit Befriedigung die guten Be ziehungen Italiens zu allen Regierungen constatiren. Unsere Politik in den auswärtigen Angelegen heiten galt dem Werke der Vermittelung und der (Zivilisation. Di« Ereignisse haben unsere Voraus sicht bestätigt. Das vertrauen, daS man in unsere Unparteilichkeit (?) setzte, führte unS zu einer ehren vollen Thätigkeit >n der diplomatischen Aktion, welche di« lovale Ausführung de» Berliner Vertrage- sicherstellt. Die jüngst von «in« befreundeten Macht ergriffen« Initiative, welcher bereit» dieanderen Mächte, Italien einbemriss*"- beiaetreten sind, bezweckt, die noch nicht gelösten Schwierigkeiten zu beseitigen. Man darf vor Allem hoffen, daß die Pacification d« an Mon tenegro grenzenden Gebiete sich ohne da» Unglüc eine» EonflicteS vollziehen wirb. Auch wird bezüglich d« griechischen Frage bei nunmehrig« Ueberein- ftimmung aller Mächte unsere wirksame und un- interessirte Mitwirkung nicht fehlen, um eine Lösung zu suchen, welche den gemeinsamen Abmachungen und den Traditionen unser« nationalen Politik ent spricht zu Gunsten deS Frieden», welchen wir au jange Dauer und mit Ehren unS zu sichern bemühen Ich hoffe auf ein verdienstvolles Ergebniß Ihrer Arbeiten, ein solche- «wartet auch Italien, welches di« Früchte seiner Einigung aeerntet bat und an ihnen fefthült vermöge der großen Geschichte feine Schmerzen und Geschicke." Da» spanische Cabinet ist nicht aus Rosen gebettet, denn eS hat sich der oppositionellen Parteien seit Kurzem eine auffallende Regsamkeit bemächtigt, deren Spitze sich gegen das Ministe rium CanovaS del Castillo wendet. Sagasta. Alonso Martinez, Marquis de la Bega, Martine; CampoS, Posada Herrera und etwa 30 ihrer politischen Freunde sind Willens, die Regierung an sich zu bringen. Unter dem Vorsitze des erst genannten Parteiführer» versammelten sich am Ikontag gegen 130 Mitglied« der könig- treuen liberalen Fraktionen und setzten ein leitende- Comitö von sechs Personen ein, welche- die fortan in beiden Kammern einzuschlagende VerhaltungSlinie bestimmen soll. So einig die Gegner de- Cabinets in ihrem Haffe zegen da» System CanovaS del Castillo'S sich zeig en, so wenig Positive- vermochte ihr eigene- Pro gramm aufzuweisen. Nicht- verrieth, wie sie die Verfassungsartikel bezüglich de- HabeaS CorpuS, der religiösen Toleranz, des Vereins- und VersammluogS- recbtes und der Preßfreiheit zu interpretiren gedenken, und vor Allem muß d« vollständige Abgang einesFi- nanzplane» betont werden, der geeignet wäre, Spanien dem MaraSmuS zu entreißen. Die Coalition be gnügte sich zu verkündigen, daß sie mittelst der Freiheit regieren werde. In Ansehung der ver- chwommenheit de- gegnerischen Aktion-Plan« mögen die Freunde des Ministerium- am Ende doch nicht so ganz Unrecht haben, loenn sie der Meinung sind, daß die noch obendrein au» so sehr ungleichartigen Elementen zusammengesetzte Oppo sition vorläufig keine ernste Gefahr für den Be fand deS konservativen Cabinets auSmache. Depeschen au» Kabul und Labore zufolge cdeint die Lage der Engländer in Afghanistan wieder kritisch werden zu wollen, und dem neuen Zicekönig von Indien, Lord Ripon, dürfte eS chwer werden, seinen Instructionen gemäß die chicklichste Form für einen baldigen Rückzug zu inden. Am 20 Mai griff eine von Peshbolak kommende britische Streitmacht unter General Gabb 4000 Afghanen unweit Maizena, südlich von Djellalabad, an. Der Feind, d« eine larke Stellung inne hatte, wurde nach hartnäckigem Widerstände daraus vertrieben und bis Sheikh Maid an verfolgt, woraus er sich nach allen Achtungen hin zerstreute. Ueber hundert Afgha nen blieben todt auf dem Platze, während der »ritische Verlust sich auf 2 Todte und 4 ver wundete, unter letzteren zwei Osficiere, beschränkte Dreitausend Afghanen stehen, wie verlautet, im stlltimorepasje, gegenüber Barter'S Position im Logarthale unweit Hissarak. Es heißt auch, daß in Ghuzni sich eine neue Combination unter Mohamed Jan gebildet, daß mehrere Vardak-Chefs sich derselben angeschlossen, und daß der Feind sich in Stärke zwischen Schekabad und Ghuzni concentrirte. Räubereien finden wieder in Mardan statt, und die von dort nach Kabul > Uhrenden Straßen sind unsicher. In Kabul elber wurden am Donnerstag Abend 28 Läden durch eine Pulverexplosion zerstört, deren Ursache noch unermittelt ist. Voppivd - rndrist - I-LAvr jetrt nur 6 tziktluriiievrtrLM 8 S»rtoi»-VtsoI»üsoAai» in großer Auswahl von 2 an, 8e>llLl<1eeIitzll 8leiw«IMell 3',,-24 Xi. 5*,—20 X, KlMr-VV»MiickeeIiea 1V8M. 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