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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-19
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1880
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ledaeü»» »»> tepedttt«» JoharmiSgaff« SS. >P«chft»,>n> »rr «rdattlmu vormittags 1»—12 Uhr. Nachmittags 4—6 Uhr. «0i die «ü^g,d< ktn-k! scttyt« «a«h« st«h »»« vrätad! Uch. indier Mamr- nicht Nnnahnre der für die «ttäist- folgende Nummer bestimmter» Inserat« au Wochnttageu VW 8 Uhr Nachmittags, au Tonn- uud Kestlageu früh bis '/,8 Uhr. 2« de« Vitale» für Z»s. X»»ah»i: Ott» Klemm. Univcrsittitsstt. 22. L»UW Lifche.Satharinrustr. 1t»,p. uur VW '/^ Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Lorrlgeschichtt, Handels- und GeschLft-verkehr, Auflage 16.150. zd»»aeam>t«prei» viertelj. 4'/.DU., incl. Brmgerlohn S DL, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2L Pf. Belegexemplar l» Pf. Sedühreu für Extrabeilagen ohne Postbefbrdrrung »8 Mt. Mit Postbeförberung 48 Ml. Zufertte Lgesp. Petitzeile 2« Pf. Größere Schriften laut unserem PrriSverzeuhniß. - Tadel!arischer Satz »ach höherem Tarif. krclame« »ater dem Xctartto«strich di« Soaltzeitr 4« Pf. Jiisaat« find ßtts au d. Lr»ettt1<v zu senden. — «abatt wird nicht gegchen. Zahlung praoauwonuuio oder durch Postvorschuß. 196. Sonnabend den 19. Juni 1880. 74. Jahrgang. Zur gefllligen Veachtmig. Unsere Expeditton ist morgen Sonntag den 20. Juni nur Vormittags bis '>-9 Uhr geöffnet. F^a^s^F«FFs». Bekanntmachung. Für die ,^!»uisen-Stiftung" für arme, alte, unbescholtene Jungfrauen in Leipzig, die sich durch weibliche Handarbeiten ihren Lebensunterhalt verdienen, durch Krankheit, Alter»- oder Augenschwäche aber arbeits unfähig oder beschränkt arbeitsfähig geworden sind, ist unS von einer Dame, die nicht genannt sein will, wiederum ein Beitrag von Dreitausend Mark übermittelt, außerdem aber von derselben Geberin noch eine weitere Summe von Fünfzehnhundert Mark mit der Bestimmung zuaestellt worden, daß dre Zinsen dieser Summe zunächst einer im hiesigen JohanniS- doSpüale befindlichen Anverwandten der Schenkgeberin ausgezahlt, nach dem Ableben der Ersteren aber zu Unterstützungen an bedürftige JohanniShoSpitaliten verwendet werden sollen. Wir können nicht unterlaßen, die gedachten Zuwendungen, durch welche der unermüdliche Wohlthätia- keitSsinn der «dein Menschenfreundin sich aufS Neue belhätigt bat, mit dem AuSdrucke unseres wärmsten und aufrichtigsten Dankes hierdurch zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Leifqig, den 14 Juni 1880. »er «attz Der Ltatzt Lettzzi«. I)r Georgi. Harrwitz. Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Lit. dl. Nr. 7388, 12703, 30619, 33331, 50774, 56243, 58967, 63808, 64343, 67139, 72777, 78824, 83057, 83865, 84339, 83981, 95135, 95S09, 98558, 98665, 99783. Lit. ki. Nr. 7681, 9065 »erden hierdurch aufge fordert, sich damit unverzüglich und längstens biS zum Ablauf von 30 Tagen nach der auf jedem der Scheine bemerkten Berfallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzuaeben, widrigenfalls der Leihhaus-Ordnung gemäß den Anzeigern die Pfänder auSgeliefert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 17. Juni 1880. Die Verwaltung des Leihhauses und der Spareaffe. Bekanntmachung, d«S Arbeite« «uf de« Friedhöfe« am Joha««t»tage betreffe»d. In Folge vorgekommener Störungen der FriedbofSbesucher am Johannistage durch daS Arbeiten an n Erbbegräbnissen rc. finden wir un- veranlaßt, hierdurch die vernähme aller tzansewerbltchen Arbeite« und Hantirungen a«f de« hiesigen ftödttf«en Friedhöfe« am Z»h««niStaGe r« »«terfage«. Zuwiderhandlungen »erden mit Geldstrafe bis zu SV Mark oder Haft dtS j« 14 Tage« geahndet werden. Leipzig, den 1«. Juni 18«. Der «attz der Stadt «eitz-t» vr. Georgi. Harrwitz. Vermiethungen in der Fleischhalle am Hospitalplatz. In obiger Fleischhalle sollen die Adtheilunge« Nr. 2. 22 und 2S sofort. », 4 vom 2. Septemder d. I. an gegen etn«»«atliche Kündigung anderweit an die Meistbietenden vernnethet werden und haben wir hierzu LertzeigerungStermin auf Sonnabend, den S. Juli d. I.. vormittags 11 Uhr, an NathSstelle anberaumt. Die BersteigerunaS- und VermiethungSbedingungen können schon vor dem Termine auf dem RathhauS- saale, 1. Etage, eingesehen werden. Leipzig, den 12. Juni 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Gewcrbckammer Leipzig. iDieuStag, de« 22. dieses MouatS, Nachmittags 5 Uhr öffentliche .Plenarsitzung t« Kammerlocalc Petersstratze Nr 2V Tagesordnung: N Negistrande. 21 Bericht deS Verkehrs-Ausschusses über die projectirten Abänderungen deS Eisenbahn-Gütertarif-. 3) Bescheid deS Ministeriums auf die Vorstellung der Kammer, die Theilnahme der Innungen Verbänden betreffend. — Delegirten-Conferenz der deutschen Gewerbekammern. W. HäckeI, Bors. Herzog, Secr an Die Lerliuer Constreuz. Der Artikel 24 deS Berliner BertrageS vom lS. Juni 1878 lautet: „In dem Fall, wo die hohe Pforte und Griechenland nicht dazu gelangen sollten, siL über die Grenzberichtiguna zu ver ständigen, wie sie i« 13. Protokolle deS Congreffes von Berlin angezeigt ist, behalten Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien und Rußland sich vor, beiden Theilen ihre Vermittelung anzubieten, um die Abmachungen zu erleichtern." Wie leicht zu erwarten stand, haben sich Griechenland und die Türkei über die Grenz berichtigung nicht verständigt: hat sich die Pforte ja doch nur widerwillig entschlossen, einen Theil der Abmachungen, zu denen sie vertragsmäßig ver pflichtet war, zu verwirklichen, während etliche noch immer ihrer Ausführung harren. Zweifellos würde auch der Artikel 24 ohne praktische Folge geblieben sein, wenn nicht Frankreich fortdauernd und neuerdings auch England das Interesse Griechenland- geschützt hätte. Mit Recht durfte man sich wundern, daß Griechenland die günstige Gelegenheit deS russisch-türkischen Krieges nicht benutzte, um auch seinerseits losru schlagen und seinem Staate eine kräftigere Ge staltung zu erringen. Ersten- würde dem Kamps dadurch ein schnellere- Ende bereitet worde« sein, zweitens hätte aber Grieckeuland als kriegführende Macht bei dem Berliner Congreß ein nachhaltiges Wort mitzureden gehabt. Man weiß, in welcher Gährung sich daS griechische Element damals be fand, und eS bleibt noch heute eine offene Frage, ob eS dem Druck des englischen CabinetS allem gelang, den griechischen Degen in der Scheide zu halten. Wahrscheinlich hat Rußland in Athen ebenfalls eine Pression nach dieser Seite hin ausgeübt, denn eS besitzt jetzt keinen Grund mehr, den vor 50 Jahren mit feiner Hülfe ge schaffenen Staat zu stärken und zu erweitern. Damals handelte eS sich für die Petersburger Politik in erster Linie um eine Schwächung der Pforte; seitdem aber gegenwärtig die slavi- scheu Völkerschaften auf der Balkanhaldinsel zu immer größerer Freiheit der Bewegung gelangen, läßt sich da- Endziel russischer Wünsche auf diesem Wege leichter erreichen. Der türkische Staat ist im Absterbe» begriffen die Staatengebilde, welche da« Feldherrngenie der oSmanischen Helden zertrümmerte, ringen sich wieder an die Oberfläche empor, nnd so denkt auck Griechenland der Zeiten, bevor Murad II. und Omar ihre siegreichen Schlachten schlugen. Al» die europäische Diplomatie v»r 54) Jahren den griecbi- ichen Staat von der Türkei ablöste, wurde schon damal- von Einsichtigen b«t»nt, wie dieser junge Staat, um sich lebensfähigzu entwickeln, einer dcsseren Abgrenzung bedürfe. Mühsam hat sich Griechenland durch die Fährnisse und inneren Conflicte hindurchgescblagen, um der europäischen StaatSkunst daS Geständniß abzunölhigen, daß man damals auß Kurzsichtigkeit, «elcbe vorzüglich in England und Oesterreick herrschte, einen Fehler begmg, der eine Berichti gung jetzt als dringend nothwendig erscheinen läßt. Die Art und Weise, wie dieselbe eintreten soll, giebt jedoch so Manches zu denken. Politische Schwär mer unv Phantasten träumten mit Vorliebe von einem europäischen Schiedsgericht, welche» jeden Streit zwischen den Nationen und Staaten unsere» WeltthettS glatt und friedlich schlichte. Diese» Gericht wäre wohl hinzunehmen, wenn seine Thätig- eit nicht durch ,eine Zusammensetzung geschädigt würde, d. h. wenn in ihm Richter und nicht, wie in Wahrheit, Parteien zu Gericht säßen. Ein Interesse urtheilt hier Uber da» Interesse Anderer ab, und nicht die Gerechtigkeit, s»ndern die Politik feiert Triumphe. Die Vorgeschichte zu der in Berlin zusammen getretenen Konferenz liefert den Beweis für die Unklarheit, welche noch immer in Betreff der orientalischen Frage obwaltet. Rußland soll erst in der letzten Stunde Stellung genommen haben und den Verhandlungen ziemlich gleichgültig gegen über stehen. Herr Gladstone trug sich mit dem Plan, das Programm der Conferenz zu erweitern, ließ ihn jedoch fallen, als Rußland darauf die nicht erfüllte Friedensbedingung in Betreff der Knegokostenentschädigung zur Berathuna vorschlug, eine Bedingung, welche für die englischen Capl- talisten einen bitteren Beigeschmack erhalten dürste. Nach der wohlunterrichteten „Politischen Corre- spondenz" handelt eS sich bei der Conferenz aus schließlich darum, Frankreichs Haltung auf dem Berliner Congreß in der griechischen Krage Nach druck zu geben, und die deutsche Regierung soll der französischen ein ebenso eifriges al» anfrrch- tigeS Entgegenkommen beweisen. Deutschland hat sich der Zustimmung Oesterreich-UngarnS ver silbert und sich mit Frankreich über die Einbe ziehung JaninaS geeinigt. Von England und Italien ist nach dem genannten Blatt eine ablehnende Haltung nicht zu besorgen, und somit würden die Verhandlungen der Conferenz zum reinen Gewinn für Griechenland ausschlagen. Als Basis der Grenzberichtigung wird eine Linie dienen, welche, von dem Fluß Salambria in Thessalien au-gehend, bei dem Fluß Kalama in EpiruS enden würde. Die Frage, ob sich die Pforte den Eonferenz- beschlüssen fügen wird und wie im gegentheiligen Falle dieselbe« durcbruführen sind, steht allerding» auf einem anderen Blatte und soll vorerst in der Eonserenz unberührt bleiben. Gelangt Griechen land jedoch wirklich durch die jetzt tagende Kon ferenz zu einer nutzbringenden Abrundung seine» Gebietes, so wird eS seine oberste Aufgabe sein, sich die Sympathien Europa», welches eS mehr sche» Reich überhaupt möglich ist. Politische «rdersicht. «ei«,,. I». Sunt. In der am Mittwoch u«ter bem Vorsitze de» Staat-minister» Hofmann abgehaltene« Sitzung de» BundeSrath- wurde beschlossen, eine Vor lage. betreffend die Bewilligung von Privat. Transitlagern für Bau- und Nutzholz cm be stimmten Plätzen, ohne vorgäugiae Verweisung an einen Ausschuß demnächst im Plenum zu bc- rathen. Bei der sodann vorgenommeuen zweiten Lesung deS Regulativs über die Eredittrung der Tabakgewichtsteuer gelangten die in erster Lesung gefaßten Beschlüsse mit unwesentlichen Abände rungen zur wiederholten Annahme. Hieraus er stattete« der Mecklenburg - schwerinfcbe Bevoll mächtigte Oberzolldir.ctor Oldenburg, d l aierische Bevollmächtigte Obev-Zollrath Scdmidttvnz und der badische Bevollmächtigte Ministerialrath Scherer Namens de- Ausschusses für Zoll- und Steuerwesen Berichte Uber verschiedene Eingaben, welche den gestellten Anträgen gemäß zur Erle digung kommen. Im Einzelnen bezogen die Ein laden sich auf die Wiedererstattung von Spiel artensteuer, die Zurückerstattung von Zoll für Tabak, die zollfreie Entnahme von Eisendraht- waaren aus der freien Niederlage, die Ein- chließung de* FlußuferS bei Burg in da« Zoll gebiet, die Zollbeha»dlung von Bettsedern. Entsprechend dem Vorschläge desselben Ausschusses wurde ferner beschlossen, daß vom 1. Oktober d. I. ab auf dem gesummten Gebiete der Erhebung der gemeinschaftlichen indirekten Abgaben die An- chreibung der Gewichtsmengcn nach Kilogrammen und, soweit erforderlich, nach Decimalbrüchen eines Kilogramms zu erfolgen hat, und daß bei der Anschreibung der letzteren über zwei Stellen nach dem Decimalkomma nicht hinauszugehen ist. Den Schluß bildeten Mitteilungen über neuerdings eingegangene Petitionen und die Regelung ihrer geschäftlichen Behandlung. Der Lag der zweiten Lesung deS Kirche»- aesetzes ist gekommen, aber man wird wohl nicht sehlgehen in der Annahme, daß die preußische Regierung endgültige Beschlüsse über Das, Wa ste von der Vorlage preiszugeben und waS sie un abänderlich aufrecht zu halten beabsichtigt, noch nicht gefaßt hat, sondern zuvor den Verlaus der zweiten Lesung abzuwarten gedenkt, um dann zwischen der zweiten und dritte« Lesung noch einen letzten Versuch zur Verständigung zu machen. Unter diesen Umständen wird wohl auch seitens der Fraktionen daS letzte Wort m der zweiten Lesung «och nicht gesprochen werden, und eS ist anzunehmen, daß dieselbe ein ähnliches Ergebniß haben wird wie die CommissionSberathung: Zu rückhaltung der Regierung, Vorbehalt seilen- »er Fraktionen, wechselnde Mehrheiten bei den einzelnen Artikeln und Paraaraphen. ES hat auch von Ver ständigung-Versuchen unter den Fraktionen in der Zwischenzeit Nichts verlautet; von einer auch nur einigermaßen geschlossenen Mehrheit kann sonach nicht die Rede feiu. Die Parteien werden auch in der zweiten Lesung aus eigene Hand Vorgehen. SämmtliHe Fraktionen haben Sitzungen abgehal- te«, um tue fernerhin einzuhaltende Taktik zu be spreche«. Bon dem Ergebniß dieser Berathungen ist bi- jetzt nicht viel bekannt geworden, vorau- sichtlich werden sämmtliche Fraktionen zunächst an ihrem bei der zweiten Lesung der Commission ein genommenen Standpunkt sesthalten und die da mals abgelehnten Anträge auf- Reue ««bringen waS ohne Zweifel wieder zur Folge hat, da der Gesetzentwurf eine Gestalt annimmt, für d bei der Gesammtabftimmung eine Mehrheit nicht zu erreichen ist. Die Nntionalliberalen beharren aus ihrer unbedingten Ablehnung der Paragraphen 4 und 9. Man wende nicht ein, ohne jene beiden Bestimmungen Hab« der Gesetzentwurf keinen Werth mehr. ES würde gewiß auch dann noch der Re § gierung ein stattliche- Maß von Vollmachten ge lben, womit sie Schärfen und Härten der kirchen- wlitsschen Gesetzgebung zu milderu vermag. Es würde vor allen Dingen auch dann noch durch dieses Gesetz erreicht werden können, was ja da» Ziel aller VerständigungSversuche mit der katho lischen Kirche sein muß: die Herstellung einer regel mäßigen Diöcesanverwaltung, sei eS auch nur durch Bislhumsverweser, und eine geordnete Seelsorge, owie die Curie endlich die unerläßliche Anzeige- Pflicht anerkennt, waS ja, wie auS dem bekannten )8pstlichen Brief an den vormaligen Erzbischof von Köln hervorgeht, mit den Grundsätzen der Kirche nicht in Widerspruch steht. Ob aus dieser Grundlage eine Verständigung zu Stande kommen wird? Einen anderen gangbaren und zum Ziele ührenden Weg vermag man nicht zu erkennen. Da nach den verschiedensten, auS allen Haupt- iädten der europäischen Großmächte kommenden Meldungen eine ernste Meinungsverschiedenheit aus der Conferenz sich schwerlich Herausstellen wird, o wird bereits die Frage erörtert, in welcher Weise den Conserenzbeschlüssen Nachdruck zu ver- chasfen wäre, fall« die Pforte, wie Dies vielleicht nicht ohne Grund von Manchen gefürchtet wird, Tch denselben ablehnend gegenüber verhalten sollte. Eine einfache Einladung an Griechenland, die ihm zugesprochenen GebietStheile in Besitz zu nehmen, hätte vermuthlich geradeDas zur Folge, waö man vermeiden will — den Krieg, bei dem der Erfolg für die griechischen Waffen zum Mindesten sehr zweifelhaft sein würde. Von Seiten der Westmächte ist des wegen angeregt worden, etwanigem Widerspruche der Pforte gleich nachdrücklich entgegen zu treten, und man versichert sogar, daß dem König Georg in Paris und London Zusicherungen bezüglich etwaniger Abberufung der Botschafter in Stambul, ja sogar wegen einer vereinigten westmächtlichen Flottcndemonstration gemacht worden seien. Eine Bestätigung für diese Nachricht bleibt immerhin abzuwarten. Eben jetzt, unmittelbar vor der zweiten Lesung deS KirchengesetzeS, schleudert die „Kölnische Zeitung" eine donnernde Philippika gege« dasselbe und seine Urheber und Bertheidlger. Zum Schluß hebt sie hervor, daß wohl aus cinrelne Härten in den Maigesetzen verzichtet werden könne, daß aber an den Grundbestimmungen derselben nicht ge rüttelt werden dürfe. ,,Vor Allem darf nicht daran gedacht werden, die Bischöfe zurückzurufen; diese Böcke dürfen nicht wieder zu Gärtnern gesetzt werden. Ferner darf vom Staate nicht ver langt werden, daß er die Anstellung von Geist lichen zuläßt, deren Gesinnung ihm verdächtig erscheint und deren Wirksnmkeit die seinige zu durchkreuzen droht; noch weniger kan» man vo« Staate verlangen, daß er solche Männer besoldet. Jn»b«s»ndere aber muß er darauf halten, daß die künftigen Lehrer und Hirten deS Volke» einen Bildungsgang durchlaufen, der sie für solche hohe Stellung wirklich befähigt. Die Hierarchie kann allerdings für ihre Zwecke keine wahrhaft gebildeten Diener gebrauchen ; wird der Wissenschaft und ins besondere der biblischen Wissenschaft einmal freier Einzug in die römisch-katholisch« Kirche gestattet, dann wird sie die Legende von der göttlichen Einsetzung deS Papstthum« schnell zerstören
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