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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188006212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-06
- Tag1880-06-21
- Monat1880-06
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1880
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Grschei»t täglich früh SV. Uhr. «eö««o, «tt «r»ttNttn JotzamnSgasi« SS- «n LrtacÜ»>u vormittag« tv-12 Uhr. Nachmittags 4—« Uhr. Mr dc« tiütktzab» <cn-ks«u»t»r Man»- HMpt« «Lchl st» dt» Nrdactum utcht vrrbtndllch. Annahme der für die nächst- tzolarnde Nnmmcr bestimmten Ansera le an Wochentagen bis H Uhr Nachmittags, an Sonn- »nd Festtagen früh dis '/.v Uhr. H» »enMinttn für Znf ännahmr: Otto Klemm. Universitätsstr. 22. LontS Lösche, Satharmenstr. 18,p. »m bis '/^ Uhr. KtWgerIMblM Anzeiger. Orga« fir Politik, Lmlgkschichtr, Hesdcli- mid GefchLMerkehr« 1S8. Montag den 21. Juni 1880. Gräserei- und Obstverpachtung. Die diesjährige Obst- und «rasnutznng im barmaltgeu Botanische» »arte» an der Harkort- graste soll «tttwoch, de« 2». d vormittag« » Uhr t» der Marftal-Vrhehttton im alten Johannis Hospital unter den vorher bekannt zu machenden Be« dingungen an den Meistbietenden verpachtet werden. Leipzig, den 19. Juni 1880. Des «ath« her «taht Leipzig Stnanzdetzutatto«. Politische Ilebersicht. Leipzig, ro. Juni. Nester den weiteren Aufenthalt de« kaiser lichen Paare« in Düsseldorf melden Tele gramme vom 1». Juni Folgendes: Ihre Maje stäten der Kaiser und die Kaiserin besuchten gegen Mittag die Ausstellung, um zunächst eine Rund fahrt dnrch die gärtnerischen Anlagen derselben z» machen. Auch hier wurden Ihre Majestäten überall von den enthusiastischen Kundgebungen der Bevölkerung begleitet. Besondere Aufmerksamkeit deS Kaiser« erregte die vor dem Krupp'schen Pa villon lauSgestellte Riesenkanone, mit welcher ver schiedene Manöver auSgesuhrt wurden. Nach fast zweistündigem Rundgang, wobei die Majestäten zu wiederholten Malen rhrer Bewunderung über die Ausstellung lauten Ausdruck gaben, folgte ein Frühstück in dem AuSstellungSpalaste. Der Kaiser trank mit dem Präsidenten de< AuSstellungScomits, Ingenieur Lueg, zweimal auf daS Wohl der Aus stellung, indem er bemerkte, daß er AehnlicheS wie diese außerordentlich gelungene Ausstellung noch nicht gesehen habe. Die Kaiserin beauftragte Herrn Lueg, auch den anderen Herren de« ComiteS ihren Dank zu übermitteln. Nach dem frühstück besichtigten Ihre Majestäten noch die Ausstellung der kunstgewerblichen Altcr- thümer. Ihre Majestät die Kaiserin äußerte bei dieser Gelegenheit, daß sie die Provinz kenne und viü erwartet habe, daß aber ihre Erwartungen noch übertrvssen worden seien Die Abreise der Majestäten fand um 3 Uhr 53 Minuten vom Rheinischen Bahnhose auS statt. T«r Kaiser kam Abends 7 Uhr 10 Min. in EmS an. Zum Em pfang Sr. Majestät waren die Spitzen der Be hörden und die Geistlichkeit, sowie der Krieger- Verein auf de« Bahnhofe anwesend. Von emer außerordentlich großen Menschenmenge mit be geisterten Kundgebungen begrüßt, fuhr der Kaiser nach dem Curhaus; auf dem Wege dorthin bilde ten die Schulkinder Spalier. Die Berliner Conserenz giestt wieder Stoff zu allerhand Gerüchten bezüglich deS Verhältnisses der Mächte zu einander. Die „Köln. Ztg." nimmt deshalb Gelegenheit zu constatiren, daß bezüglich der griechischen Frage eine Meinungsverschiedenheit zwischen Deutschland und Frankreich zu keiner Zeit vorhanden gewesen, auch jetzt nicht zu erwarten ist. Die französische und die deutsche Auffassung sind nahe verwandt. Deutschland, welche- durch kein eigene- Interesse in dem Wunsche beengt wird, der christlichen Bevölkerung Griechenland- förder lich zu sein, hat schon auf dem Congreß die fran zösischen Bestrebungen unterstützt und seither seinen politischen Einfluß fortgesetzt in derselben Richtung geltend gemacht. Auch die österreichisch-ungarische Legierung ist keineswegs den griechischen Hoff welcher Seite ihr innerste- Herz neigt, und die Folge der Politik und de« BorgehenS der Conser- vatwen werden nicht auSbleiben. Die Regierung hat dieselbe Haltung wie in der Commission be obachtet: sie vertheldigt die Linie ihrer Vorlage nach rechts und nach links, bewahrt gegenüber wichtigeren Abänderungsanträgen die größte Zurück haltung und läßt die Dinge gehen, wie sie eben gehen. Daß unter diesen Umständen die Aussichten, etwas für die Nationalliberalen Annehmbare« zu Stande zu bringen, sehr bedeutend herabgesunken sind, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden. DaS Verhältnis der belgischen Regierun'g zur Curie entwickelt sich m einer für die gegen wärtige Lage in Deutschland belehrenden Weise. Nachdem die belgischen Ultramontanen «nd ihre Führer, die Bischöfe, Monate lang in der schroffsten Weise gegen die Staatsregierung vorgegangen waren, benutzte das Cabinet seine durch die Neu wahlen verstärkte Stellung zu einem energischen Schritte gegen die Curie, zur Aufhebung der bel gischen Gesandtschaft am päpstlichen Stuhl, und waS bisher alle gütlichen Mittel, alles Verhan deln mit dem KlerikaliSmus und mit Rom nicht zu Stande gebracht, daö scheint der Entschlossen heit und dem Festhalten au dem einmal eingenom menen Standpunkt gelungen zu sein, Rom hat nachgegeben. Die „Jndtpendcnce beige" will wissen, daß in Folge de- Ausfälle« der jüngsten Wahlen der belgische Episkopat sich dem neuen Schulgesetz unterwerfen und an dem im Monat August stattfiadenden Nationalfest sich betheilia» werde. Derselben Quelle zufolge mache der Va tikan im gleichen Sinne seinen Einfluß gellend, um zugleich der Aufhebung der belgischen Gesandt schaft beim päpstlichen Stuhle vorzubeugen. In Italien hat die Standhastigkeil der Staat«gewalt die Curie vermocht, den Bischöfen zn gestatten, da« so sehr verabscheute königliche „Exequatur" nach zusuchen, dem schroffen Vorgehen der franzö sischen Regierung gegenüber zeigt sich der Vatikan sehr versöhnlich, in Belgien zwingt die Staats gewalt die Curie zur Anerkennung ihrer Macht — nur in Deutschland glaubt man durch „Milde" Etwas zu erreichen. Wir meinen, Deutschland vor Allem hätte in dem letzten Jahrtausend Gelegen heit genug gehabt, »u erfahren, daß dieser Weg niemals zum Ziele führt. DaS neueste englische Blaubuch offenbart so recht die Wendung, welche in der Orient-Politik England- emgetreten ist, seit Gladstone BeaconS- field'S Nachfolger geworden. Wohl hat auch da« Tory-Ministerium so gut wie alle Welt die Schlech tigkeit der türkischen Verwaltung erkannt und auf Verbesserung derselben gedrungen; allein Akten stücke, die eine so schonungslose Verdammung der Türkei enthalten hätten, wie Granville'S Instruc tionen an Goschen oder Lavard'S Depesche vom Krücken anznbieten, nachdem sie ihr — ein Bein abgenommen haben. So schlecht der türkische Staat auch sein mag, eS giebt Nicht-, WaS «an an seine Stelle setze» könnte. Die Uebertraguug der Macht an die Christen, von welcher „Daily New«" träumt, würde erst »ach arauenbaskem Blutvergießen, nach einem Verzweiflungskampfe ftattfinden können — und waS wäre damit ge wonnen? Sind die christlichen Völkerschaften der Türkei an Cultur «nd staatenbildendcr Kraft den Türken viel überlegen? Im Gegensatz zu den gestern mitgetheilten Nachrichten meldet die „Jndependencia" auS Bu karest vom 18. Juni, daß die Regelung der Arabtabia-Frage in Folge der Vermittelung der österreichischen Regierung demnächst erfolgen werde. Rußland beantrage erne neue Linie, welche die von der technischen Commission festgestellte Grenze unwesentlich abändere und Arabtabia Ru mänien belaste. Man glaube, die rumänische Re gierung werde diese Linie annehmen. Telegramme auS und über Afghanistan geben zu verstehen, daß Abdurrahman nicht der Mann sei, dem die englische Regierung den Emirsitz in Kabul anvertrauen könne. Auf gefangene Briefe von ihm bestärken den Ver dacht, daß ihm eine Unterwerfung unter den von England gestellten Bedingungen eben so fern liege, als der ehrliche Wunsch, künftig mit England in Frieden zu leben. Er zögert, sucht Ausflüchte, steht in Verbindung mtt Mahomed Jan, schickt im Geheimen Botschafter nnd Geschenke an die Führer der feindlichen Stämme, setzt dabei die Unterhandlungen fort und verstärkt mit jedem Tage vorsichtig seinen Anhang. Da Lord Ripon die Zukunft Afghanistan« und dessen Beziehungen zur indischen Regierung schwerlich einem so ver dächtigen Manne anvertrauen wird, ist stark die Rede davon, den als Gefangenen sortgesührten Jakub Khan in Kabul wieder einzusetzen. Die neuesten Nachrichten auS Ehina lauten, wa« kriegerische Vorbereitungen anbetrisit, sehr bedenklich. AuS allen größeren Städten de« Reiche« kommen Meldungen von großartigen Rüstungen und militairische» Vorkehrungen. Am furchtbarsten st die Wasserstraße nach Peking auf dem Peiho- luffe bewehrt. Die Taku-FortS oei Tientsin, welche re versperren, sind in neuester Zeit sehr stark be« estigt und mit Krupp'schen Riesen-Geschützen ver ehr» worden. Anßerde« sind 7 große chinesische Kanonenbote, worunter 4 ganz neue, auf den wichtigsten und geeignetsten Punkten de« Flusse« aufgestellt, und starke Masten europäisch gedrillter und bewaffneter Truppen werden in den Umgebun gen der Hauptstadt concentrirt. «ungen semdlich, wenn sie auch als Grenznachbar 27. April d. I., sind früher von englischen der Türkei ihre Beziehungen zu dieser nach eigenem ' Diplomaten nicht geschritten, wenigsten- nicht Ermessen zu pflegen hat Da« Ergebniß der bisherigen ^Verhandlungen über die kirchenpolitische Vorlage ist, daß Art. 1 und 2 gestrichen, Art. 3 angenommen ist. E« ist damit wenigstens schon jetzt die dritte Lesung gerettet. Im klebrigen aber läßt sich be reu- erkennen, daß die zweite Lesung die Ent scheidung über da« letzte Schicksal der Vorlage »ach keiner Seite hin fördern wird. Die zweite Lesung bietet genau dasselbe Bild und wird das selbe Ergedniß haben wie die EommissionSberathuug: wechselnde Mehrheiten, Abstimmungen, die keine thatsSchliche Bedeut««« Rahe», und schließlich ein in der wunderbarsten Welse an« dev Gelenken ge rissener Entwurf ohne Ginn und Zusammenhang. Um Montag wird der entscheidende Art. 4 zur Verathnng komme» «nd ohne Zweifel ebenfalls verworfen werde». Der Grund, warum di« Lage an« der Verworrenheit sich nicht i« Geri» " löse« will, liegt voruehmkch darin» daß die Lactore», den» an dem Zustandekommen einer bestimmt» Leistung vorMgSwetfe f«u muß, die conservattve« P«t»ir» « Regierung, nicht zu dem Entschluss« komm» kön ne», ob sie d» Gesetzentwurf durch PreiSaebnng der nachgerade »st und klar genug »erdwo gehoben» Bestimmung» für die Nationalliberal« annehmbar mache», oder ob sie sich dam HK» mr Verständigung mit de« Emtrum off» HAM» Wollen. Zwischen diesen beide» Extrem» muß nachgerade die Wahl getroffen werden. Die Hal tung der Eonservativeu während der ganz» bis herig» Verhandlung hat klar genug gezeigt, uach veröffentlicht worden. Man kann nicht emcu Augenblick daran zweifeln, daß die furchtbare Schilderung, die Layard von den Zuständen in der Türkei entwirft, auf strenger Wahrheit be ruht, denn der gelehrte Erforscher Ninivehs ist ein Türkenfreund und ein ernster, gewissenhafter Be obachter. Es überrascht auch nicht, aus seinem Munde eine so entsetzliche Beschreibung der tür kischen Mißwirtschaft zu hören, kayard legt in wohlwollender Absicht dm Finger auf die eiternde Wund« ; er spricht als Arzt, der heilen und den Krank« retten will. Gladstone aber veröffentlicht die Depesche als Beweis für seine oft bekannte An schauung, daß die Türk» au« Europa vertrieben »erd» müßt», veröffentlicht sie rur Rechtfertigung feiner Orieutpolitik. In seiner Hand wird der Be richt Layard'S zu einer niederschmetternd» An- klage, nnd die englisch« Blätter, welche der Reaie- rnng »ah« sich», zieh» bereit- tue praktische Schlußfolgern»-, die Pforte fei gerichtet und ver- uriheilt. Die „Daily Re»«" erklärt sogar, die Türkei sei der ungeheuren Mehrheit ihrer Be völkerung »ach ein christliche« Land, «nd die Herr schaft müsse von de« Mahomedanern auf die Christ» übergehe». Ist DaS eine kluge, den Frieden und die Interessen Europa« wahrend« Politik ? Ge winnt dieMenschheit wirklich dabei, wmn »a« türkische Reich in Trümmer geschlagen wird? Die Rück wirkung auf Enrop«, die Geiahr eine« allgemeinen Kriege«, wmn die Herrschaft der OSmanen beute oder morgen zusammen bricht — sie stehen selbst türkenseindlichm Diplomaten so lebhaft vor Augen daß sie sich beeil«, der alt gewordenen Türke, Schwurgericht. L. EttzNNS. Der Schwurgerichtshof war au« den früher schon genannten Herren zusammengesetzt; die An klage führte Herr EtaatSanwalt Schwabe: al« Ge- richtSschreiber funairteHerr Referendar Mattha; die Vertherdiauna, führte Herr Rechtsanwalt vr. Erdmann. Die Geschworenenbank wurde gebil det auS den Herren RitlorautSpachter Hillig auS Trachenau, Stadtrichter vahrmann au- Trebsen, Rentier Johlige au> Borna, Buchhändler A. H. Pahn« hier, RittergutSpachter Burkhardt auS Benndorf, Ziegeleibesitzer Oertel auS Eutritzsch, Gutsbesitzer ObenauS auS Zaußwitz, Brauereibesitzer Liebscher auS Burghausen, Gutsbesitzer Rittmeister von Funke auS Stahmeln, Fabrikant Fomm auS Reudnitz, Stadt- gutSbesitzer Wolfs auS Markranstädt und Privatmann Kob von hier. Bus der Anklagebank befand sich der SS Jahre alte Handarbeiter Friedrich Ernst Gabriel aus Oschatz, bereit« vielfach wegen Diebstahl« bestraft. Der An geklagte war beschuldigt, da« Schadenfeuer, welche- am Nachmittage de« 1. März d. I. da« der Wittwe Kohl in Kleinsorst bei Oschatz gehörige Hau« zerstörte, vorsätzlich und au« Rache angelegt zu haben. In dem Kohl'schen Hause wohnte zur Zeit de» Brande« auch der Angeklagte mit semer Familie. DaS Berhtltniß zwischen ihm und der HauSwirlhin war kein besonder« freundschaftliche«, e« gab mehr fach Streitigkeiten und insbesondere wurde Gabnel dadurch gegen die Kohl aufgebracht, daß Dieselbe nach seiner Meinung schuld daran gewesen, daß er, nach dem ihm die Wohnung im Kohl'schen Hause aufge- kündigt worden, nur mtt Müh« «ine andere Wohnung Hab« sind« können, wett di« Kohl hie Leute gegen chn,^uisgeh«tzt" habe. An de« gmannten 1. März hatte sich Gabriel vor der Strafkammer zu Oschatz in öffentlicher Haupt verhandlung wegen Diebstahls zu verantworten nnd e« erfolgt« sein« Berurtheilnng zu 4 Monaten Ge- ftngmß. Die Verhandlung fand in den LormittagS- stunoen statt, und nicht zu lang« Zeit darauf, al« Gabriel wieder in seine Wohnung zurückgekehrt war, brach auch da« Feuer au«. Der Angeklagte, der alsbald danach wegen Ver dacht« der Urheberschaft der Brandstiftung arretirt wurde, leugnete, wie ,n der Untersuchung, so auch in der Verhandlung selbst beharrlich da« chm Bel- gemessene. Auflage 1S.150. Ld«»»n»e»t§»rrt» merkst. 4 V.ML, mcl. Bringerlohn b Mk., darch die Post dezogen « Mk. Jede einzelne Nummer 2ü Pf. Belegexemplar 1« Pf. Gebühren für Extrabeilagen »hur Postdritlbeiuüg SS MI. «tt Postbesvrderuu, 48 Mt. L»lernte Sgesp Petitzeile 20 Pf Größere Schriften laut unserem Prc,Svcrze>ch>uiv. —TadeÜarstcher Satz nach höherem Tarif. Ltttamr, »nt« de» tlrdarttonGrtch die Spallzeile 4« Pf. Inserat« find stet« an d. Aepeöttton zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praannmornntto oder durch Postvorschuß. 74. Jahrgang. Rach seiner Meinung soll da« Feuer durch einen Efsendefect entstanden sein; er selbst habe von dem Brande nur erst erfahren, al« eine Nachbarin ihn »arauf aufmerksam gemacht. Daß er ärgerlich über )ie Klatschereien der Kohl gewesen, die »hm überall >ie Erlangung einer anderen Wohnung erschwert >abe, gab er alS richtig zu, dahingegen leugnete er verschiedene, gelegentlich vor und nach der Haupt- Verhandlung in Oschatz gethane Aeußerungen, u. ». auch die: ,,wenn ich diesmal Strafe kriege, da er hänge ich mrch", oder: ,,na, ich bin zu vier Monaten verurthettt worden, ich habe einen Strick zu Hause, da hänge ich mich." Ebenso bestritt Gabriel, dem mit ihm s Z. zusammen m Arbeit gestandenen Zeugen Rothe gegenüber einmal die Aeußerung gethan ru haben: „sie (die Kohl) mag sich nur vor nur in Acht nehmen, ich will schon ein Geschicke d ran machen, daß sie sich bald auch nach einer Stube Umsehen muß und kerne solche vermiethen kann, da erspare ich auch noch vi r Thaler ZinS." Der Zeuge Rothe, der hierüber befragt wurde, versicherte auf daS Bestimmteste, daß Gabriel damals jene Aeußerung wirklich aethan und daß er, Zeuge, nachdem er von dem Au-oruch deS Feuer« gehört, sich auch sofort der Aeußerungen Gabriel'« erinnert habe. Die bereit- in den sech-ziger Jnhren stehende Zeu gin Kohl wie» die Beschuldigung deS Angeklagten, ,hn bei anderen Leuten verklatscht zu haben, al« un wahr zurück, ebenso auch die Angabe desselben, al- ob daS Feuer durch Unordnung in der Esse rc. ent standen sei. Auf d»e Frage deS Herrn StaatSanwaltS bemerkte die Zeugin, daß Gabriel bei dem Brand« jedenfalls Nicht- verloren babe, da von ihm bereit- vor dem Umsichgreifen deS FeuerS Alle- auSaeräumt worden sei. Sie selbst sei, weil sie außer der Gabriel- schen Verhandlung auch noch einer andern in Oschatz beigewohnt habe, erst nach Kleinforst gekommen, als schon Alles gebrannt habe. Die Zeugin Rothe widerlegte die Behauptung der Kohl, daß schon vor deren Erscheinen und dzw. gleich bei Entstehen de- Brande« die Gabriel'schen Sachen bei Seit, geschafft worden seien; im Uebrigen aber bestätigte Zeugin, daß da» Feuer zuerst an der beite de« Hause«, wo die Gabriel'sche Wohnung liege, herausgekommen fei, und zwar auf der Gievelseite, einige Ellen von der Este. Die Aussagen deS SchornsteinfegermeisterS Wüh ler und deS Maurermeisters Voigt lauteten über einstimmend dahin, daß da- Feuer infolge einer fehler haften Beschaffenheit der Este, da diese im guten Stande sich befunden, nicht herauSgekommm sein könne. Nach geschloffener Beweisaufnahme wurde den Ge schworenen ledlglich die eine auf vorsätzliche Brand stiftung gestellte Schuldfrage vorgelegt Der Herr EtaatSanwalt betonte, daß der heutige Fall von den bisher verhandelten Anklagen wegen Brandstif tung insofern abweiche und schwieriger sei, wett hier nicht das geringste Geständniß vorliege; in- besten habe er au« dem Gesammtergebmß der Beweisaufnahme die Ueberzeugung gewonnen, daß der Angeklaate alS der Urheber jener Brand stiftung anmsehen sei, sowie auch, daß er dieselbe vorsätzlich bewerkstelligt habe Er beantragte deshalb Bejahung der Schuldfrage, während der Herr Ver- theidiger auS den Ergebnissen deS Zeugenverhör,s und gegegenüber dem entschiedenen Leugnen deS An geklagten nicht die Ueberzeugung von der Schuld seines Defendenden zu gewinnen vermochte und den Geschworenen die Verneinung der Schuldfrage an empfahl. Das Verdict der Geschworenen fiel indessen im Sinne der staatSanwaltschaftlichen Austastung auS und so wurde Gabriel wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu fünf Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Verlust der Ehrenrechte und Zulässigkeit der Polizeiaufsicht verurlheilt. Aus Stadt und Land. * Leipzig, 20. Juni. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin traf gestern Abend 1t Uhr 18 Minuten mittelst der Berlin-- Anhalter Bahn nebst Gefolge von Berlin hier ein und fuhr mit dem Nachtschnellzuge der Baierischen Bahn weiter nach FranzenSbad. * Leipzig, 20. Juni. Indem wir auch heute auf die un Juseratmtheile unsere« Blattes ent haltene Bitte um Unterstützung» für die Noth- leidenden in der Oberlansitz aufmerksam mach», last« wir nachstehend ein Verzeichniß der bei der Wafferfluth im Pließnitzerthale Verunglück ten folgen: Ja EnnnerSdorf a. d. E: Carl Angust Standke, Gartenbesitzer, alt etwa 60 Jahre; Earl Traugott Gleißenberg, Tagearbeiter, 60 I.; dessen Cbkfrau, 60 I.; Tagearbeiters-Ehefrau Schulze geb. Wünsche, 40 I.; der» Enkelkwd; Ehefrau Fischer, 30 I.: Schönborn'S Ehefrau, 50 I.; Hauptmann, Hausbesitzer und Weber, 60 2.; Frau Rothmann, 50 I.; Schmied Schneider, 40 I.; Tischlers. Ehefrau Lormz; deren Tochter Lorenz. Ja Summa 12. U. Ja Bernstadt: Tuchmacher August Neitsch. 60 I.; Handschuhsadrikant Günther; Ernst Böhmer. Schulknabe, tt I.: Ernst Schenke. Schulknabe, 10 I.; Gustav Schenke, Schulknabe, 8 I.; Anna Schenke, 3 I.; Korbmachersfrau Schenke, 30 I.: Ziegeldecker Malt'« Kind. 10 Wochen; Tagearbeiler Kottwitz'S Kind, 9 Wochen; Tuchmacher Eichler'z
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