tiMger wd Anzeiger. Amtsblatt des KSmgl. Bezirksgerichts und des Raths dn Stadt Sechzig. M rir. Sonntag den 11. Deeember. Reelyoven-efeier. n»88» 187«. Ein Fest in diesen trüben Tagen? Ein Fest mit lauter Sang und Klang? Wir haben, ach, so schwer zu tragen, Und unsre Seelen sind so krank! Rein, laßt uns heut kein Fest begehen, DaS schmeichelt eitler Sinnenlust; Doch fühlt thr ewigen Geistes Wehen, So öffnet ihm die wunde Brust. ES giebt nur Einen Trost auf Erden, Der über alles Leid erhebt; Ihr müsset selig inne werden, Daß dennoch Gott im Himmel lebt. Gott mißt mit einem andern Maße Als wie mit menschlichem Verstand, Und führt die Menschheit Seine Straße Zu der Verheißung heiligem Land. ES giebt vor Ihm nicht Noth noch Sterben, Und Heut' und Morgen sind Ihm gleich; Die treu in Liebe sollen erben, Ob früh, ob spät, Sein Himmelreich. — Der heilige Gott hat Seine Zeugen An Seine Menschen auSgesandt, Daß sie sich gläubig vor Ihm beugen Und fassen Seine Retterhand. Auch er, der heut vor hundert Jahren Geboren ward, war auSgeschickt Als Zeuge Gott zu offenbaren, Wie er im Ringen Ihn erblickt. An siiner Wiege stand der Kummer, Noth nahm al- Kind ihn auf den Schooß, ES störte Gram des Jünglings Schlummer, Und Elend war des Mannes LooS. Doch immer auf den düstern Wegen, Die ernst er durch daö Leben ging, Hat er gesucht des Geistes Segen, An welchem seine Seele hing. Und seht, der Herrscher aller Geister Ließ finden sich von ihm, Er schuf AuS ihm der Töne höchsten Meister Und gab die Kunst ihm als Beruf. Da rief er laut: „Will Gott erbarmen Eich mein mit Seiner höchsten Gunst; So will ich einzia nur den Armen Einst weihen mich und meine Kunst!" Und ernst im Wirken, treu im Lieben, Im Kampfe stark, im Dulden hart Ist bis ans Ende er geblieben, Wie schwer geprüft sein Herz auch ward. ES hat das Glück ihm nie gelächelt, Der Erde Lust ihn nie entzückt, Ihm Freundschaft selten Trost gefächelt,. Und Frauenhuld ihn nie beglückt. Wohl schuf er eine Welt deö Schönen, So groß, so reich, so voller Licht; Berauscht von seinen Wundertönen Verstanden ihn die Hörer nicht. Die Harmoniken, die entsprungen Auö ihm, verstand nur er allein; — Doch niemals sind sie ihm erklungen — Kein Laut drang in sein Ohr hinein. So stand er einsam und verlassen Auf Erden, von der Welt verkannt; Sie konnte ihn, er sie nicht fassen; — Bei Gott allein er Tröstung fand. Er hat mit Gott dem Herrn gesprochen Und Ihm sein tiefes Weh geklagt, Mit Ihm gerungen, bis gebrochen Sein Herz im Kampf, den er gewagt. Und Gott hat ihm sich offenbaret In Seiner ewigen Herrlichkeit Wie Hiob einst, und ihn bewahret Als Zeuge Sein für künft'ge Zeit. — So geht denn hin, um anzuhören, Wie Menschengeist mit Gotte spricht, Und stimmet ein in vollen Chören, Wenn auch das" Herz vor Gott euch bricht. Wie Balsam träufelt auf die Herzen Der Melodiken Zauberklang Und stillet alle eure Schmerzen, Macht euch genesen, seid ihr krank. Dem Sänger, welcher für die Armen Sein heiliges Lied gesungen hat, Ahmt selig nach, und voll Erbarmen Sät reichlich aus der Liebe Saat. Getrost! Erhörung ist beschieden Der Seele, die zu Gotte schreit: Gieb Frieden uns, o Herr, gieb Frieden! Und sei gelobt in Ewigkeit! Dswald Marbach.