Einleitung. (5) der Asche und dem häuslichen Brauerei-Betriebe eine nur allzu günstige Brut stätte gewährte. Wie bald machte ihn nicht die Feuerungsanlage flügge. Da brannten mächtige Holzklötze in einer Grube, dann auf erhöhtem Heerde — der Ranch aber mußte durch Thür und Fenster entweichen, oder durch die Lucken im Dache. Die Verfeinerung der Sitten mußte schon bedeutend vorgeschritten sein, als man endlich über der Feuerstätte einen Rauchfang erbaute in Form eines um gestürzten Trichters, der sich im oberen Stockwerk zur Esse verengte, um sich unterm Dache wieder zur Rauchkammer zu erweitern — allein das Ganze ist nur ein Gerüst aus Holz gestickt, innen und außen mit Lehm verstrichen. „Wehe der Stadt," sagt Pfalz in seinen Bildern aus dem deutschen Städte- leben, „wenn unter diesen Schoppen und Lauben ein Feuer aufging, und ein Luftzug die Flammen nach den dichtbevölkerten Vierteln hrnlenkte! Blitzschnell schlug die Lohe über dem dürren Wandgebälk und dem Schindeldache des Hauses zusammen, blitzschnell sprang sie von dem Erker oder Ausschuß des Hauses über die enge Gaste hinüber auf die andere Seile, unaufhaltsam flog sie die Häuser reihe hinunter, umschlang den nächsten Thurm, knickte ihn um und schmolz die Glocken; mit dem stürzenden Gebälk zugleich warf sie sich auf andere Straßen, Kirchen, in die Höfe der Reichen, in die Getreidespeicher und Waarenlager, immer weiter und weiter eilend, bis sie endlich in einer Sackgaste oder an der Stadt mauer „wendete," d. h. ihr Ziel fand." Unwillkürlich drängt sich Angesichts so verheerender Wirkungen die Frage auf, warum man nicht beim Wiederaufbau der Städte und Viertel nach soliderer Bauart strebte. Man hat viel von der Sorglosigkeit jener Zeiten gesprochen, aber dabei nicht bedacht, daß von solcher da nicht die Rede sein kann, wo die Grundbedingungen des ganzen jeweiligen Kultnrzustandes die Keime großer Kata strophen der einen oder andern Art im Busen tragen, und es der angestrengtesten geistigen Arbeit ganzer Generationen bedarf, wie auch der vielfältigen Berührung mit schon vorhandenen höheren Kulturstufen, um jene zu entfernen und eine entwickeltere Civilisation sich anzueignen. Man hat leichthin sein Berdammungs- urtheil abgegeben über den immer wiederkehrenden Holzbau, und doch ist nichts leichter zu erklären und als Nothwendigkeit zu beantworten ohne der Anhänglich keit zu gedenken, die der Mensch gemeinhin dem Altgewohnten weiht. Es konnte eben von einer durchgreifenden Aenderung des Baumateriales so lange keine Rede sein, als die Stadtforsten noch dicht genug waren, um den Preis des Holzes unter den der Steine, selbst leicht brechbarer Kalk- und Sandsteine zu drücken. Denn der Städtebürger hatte nicht wie Adel und Klerus hörige Bauern, die er mit der Peitsche nach dem Steinbruch zur Frohndeleistung hätte treiben können, aber er besaß eine Axt, um sich im Falle der Roth sein Baumaterial nothdürftig selbst herzurichten. Erst mit Erschöpfung der Wälder und gleichzeitiger billiger Herstellung von Backsteinen, welche die Städte durch ihre kommunalen Ziegelscheunen oder Oefen anbahnten, kann ein Einfluß der Bauart auf vermehrte Feuersicherheit der Städte datirt werden. Denn jetzt findet vor allen Dingen das gefürchtete Flugfeuer seinen Gegner, während sich gleichzeitig den Stichflammen indem Fachwerk des