Einleitung. (?) Feuerhaken und Feuerleitern entnahm man vielleicht aus dem Sturmzeuge der Arsenale — beide blieben lange ungefüge Geräthe und erforderten nicht wenig Mulh und Geschicklichkeit bei der Anwendung. Erst das neunzehnte Jahrhundert begann mit der Lösung des Problems, die Feuerleitern durch mechanische Vorrich tungen gelenk und handlich zu machen. Wahrhaft epochemachend für die Entwickelung des Feuerlöschgeräthes ist die Erfindung der Handspritze, welche gegen Ende des 14. oder zu Anfang des 15. Jahrhunderts zu Nürnberg gemacht worden zu sein scheint, wenigstens bestellt Frankfurt a. M. daselbst 1439 die ersten — ein Jahrzehnt später, und Nürnberg stellt sie schon in Messing dar. Ein wie kindliches und in den Augen der Jetztwelt wirkungsloses Ding jene Handspritzen auch im Vergleich zu der Macht des Elementes gewesen sein mögen, das sie bekämpfen sollten, so enthielten sie doch die Möglichkeit der Verbesserung und die Anregung zu weiteren Erfindungen aus diesem Gebiete. Die erste Spur der eigentlichen Feuerspritze findet sich in Deutschland in einer Baurechnung der Stadt Augsburg vom Jahre 1518, und nennt man den dortigen Goldschmied Anton Platner als deren Erfinder und vermulhet, daß er der von Vitruv gegebenen Beschreibung der Ktesibischen Maschine die Anregung zu seiner Erfindung verdankt habe. Das ist die Zeit, da Ulrich von Hutten der muthigste und genialste Kämpfer für Erringung geistiger Freiheit und Entwickelung seinem lieben Willibald Pirkheimer von Augsburg aus zurust (25. Oct. 1518): „O Jahr hundert! o Wissenschaften! Es ist eine Freude zu leben, wenn auch noch nicht sich zur Ruhe zu setzen, mein Willibald! Es blühen die Studien, die Geister regen sich! Du nimm den Strick, Barbarei, und mach' Dich aus Verbannung gefaßt!" Aber welch' ein gewaltiger Bann hatte gebrochen werden müssen, ehe selbst eine Entlehnung aus Vitruv hatte gemacht werden können! Die Theologie lag wie ein Alp aus dem Geistesleben des ganzen Mittelalters. Die Priesterschast war der einzige Stand, der zu lesen und zu schreiben verstand. Alle Geistessähig- keit und Thätigkeit, ob nun von Geistlichen oder Laien ausgeübt, ging im Dienst des Glaubens aus; und wenn auch das Volk des Psassen spottete, und die Bau meister Mönchssratzen an ihre Dome hefteten, so war doch die ganze Denkweise eine theologische und schmachtete in den Banden jener aller Humanität spottenden Lehre von St. Augustin. Die wenigen, die etwa nicht Geschmack am Pristerleben fanden, wandten sich dem Kriege zu. Alle Künste und Kenntnisse, die sich nicht auf das edle Kriegs-, Rauf- und Raubhandwerk bezogen, waren überflüssig und schädlich. Nur etwas Theologie war vonnöthen, um die Erde mit dem Himmel zu verbinden, (siehe Winkler. Geschichte der Botanik 1854 pax. 56. Kleriker und Soldat, das sind die beiden Hauptklassen dieser Kulturepoche noch fehlte der Stand des gelehrten Laien, der seinen Scharfsinn aus die Mittel und Wege hinlenkte, um das Leben durch Erfindung und profane Kunst weltlicher und lebensfreudiger zu gestalten. Eine der köstlichsten Ironien, wie sie nur die Geschichte zu bieten vermag, läßt in Deutschland einen Mönch das Gemisch von Salpeter, Kohle und Schwefel zusammen reiben, das die Allmacht seiner Sippe mit dem ersten Büchsen- und Kanonenschüsse bis in die Grundvesten erzittern machte — die stehenden Heere