Die Registrierung der Orgelwerke J. S. Bachs 19 Es wird schier der letzte Tag herkommen, Var. 1 Manual: Principal 16' + Quintadena 16' + Octava 8' + Flauti 8' + Octava 4' + Oc- tava 2' 4. Terzen in Mixturen und im Plenum Agricola 40 und auch Adlung (§233 und §244) setzen das Vorkommen von Terzen in Mixturen als selbstverständlich voraus. Ferner verlangen sowohl Adlung als auch Mattheson die Sesquialtera im Plenum. Kauffmann macht zwar zur Zusammenstellung des Plenum keine Angaben, doch auch er war der Verwendung von Terzen in Plenum-bezogenen Registrierungen nicht ab geneigt. Kauffmann Allein Gott in der Höh' sei Ehr Choral in Ped: Posaun Bass [16'] + Violon [16T Man: Princip 8' + Octav 4' + Sesqui altra Die Wagner-Orgel der Berliner Garnisonkirche enthielt - laut Johann Friedrich Walther - ebenfalls Terzen, und zwar im Scharff (der tiefsten Mixtur) des Manuals wie auch des Seitenwerks. Walther vermerkt überdies, das fünffache Cornett (c'-c'") im Manual habe „eine etwas weite mensur, und giebt dem Vollenwercke, eine schöne force“ (Steves, S. 23). Mit seiner Ablehnung von Terzen sowohl in Mixturen als auch im Plenum steht Silbermann allein (dies ist wahrscheinlich eine Folge seiner Ausbildung in Frankreich, wo weitmensurierte Cornett- und engmensurierte Prinzipalstimmen gewöhnlich nicht gemischt wurden). Begreiflicherweise machten in vielen von Johann Sebastian Bach gespielten und geschätzten Orgeln die Terzen in den Mixturen deren Ausschluß vom Plenum unmöglich. * Einige der geschilderten Praktiken sind auch heute noch strittig, beispielsweise hinsichtlich eines gleichbleibend starken Anteils von 16'-Registern im Manual plenum oder der häufigen Einbeziehung von (prinzipal-mensurierten) Terzregi stern in das Plenum. Als gesichert kann jedoch gelten, daß keine von diesen Verfahrensweisen Bachs Plenumkonzeption völlig fremd war. Was wir darüber allerdings nicht wissen, ist das Ausmaß, in dem das Plenum gewöhnlich ver wendet wurde. Soll es grundsätzlich für alle Präludien und Fugen benutzt werden, 41 also etwa auch für Präludium und Fuge A-Dur BWV 536, für die Fugen D-Dur BWV 532 und G-Dur BWV 577? Wenn nicht, welches sind die Alternativen? Kann ein zweites Manualplenum als gleichwertig fungieren oder ist das normale Plenum immer das des Hauptwerks? Sollen die freien Orgel werke - falls nicht anderweitig spezifiziert - durchweg mit derselben Plenum- 40 S. 492. 41 Die vorhandenen Quellen stimmen darin überein, daß freie Werke mit dem Plenum gespielt werden sollen; die Quellen sind allerdings weder sehr zahlreich noch völlig eindeutig. Vgl. Stauffer, S. 92 f.