Der Organist Johann Gottfried Rist (1741-1795) und der Bratschist Ludwig August Christoph Hopff (1715-1798) : zwei Hamburger Notenkopisten Carl Philipp Emanuel Bachs
Jürgen Neubacher 1 10 Bei dem in beiden Schreiben als vorübergehend erkrankt bezeichneten Kopi sten dürfte es sich, wie im Fall des November-Briefes schon von Manfred Hermann Schmid vermutet, um Bachs langjährigen Hamburger Hauptkopisten Johann Heinrich Michel gehandelt haben (zu dessen Lebensdaten siehe un ten). * * * 4 Der laut Schreiben vom 3. November 1795 „gleichfalls ganz gute“ Kopist muß in einem nicht genau definierbaren Zeitraum vor Abfassung des Briefes verstorben sein. Das in diesem Zusammenhang gebrauchte Adverb „jetzt“ signalisiert jedoch nicht zwingend den Todeszeitpunkt des zweiten Kopisten, sondern kann auch auf die momentan hohe Belastung des Haupt kopisten bezogen werden, wäre dann also wie folgt gemeint gewesen (umge stellter Satzteil kursiv): „Er [= Michel] ist freylich hier der Beßte, aber, da ein gleichfalls ganz guter Notist ge storben ist, auch jetzt so gar sehr besetzt, daß ich dadurch gegenwärtig nur allzuoft in die größte Verlegenheit gerathe.“ ln diesem Fall spräche nichts gegen ein weiter zurückliegendes Todesdatum des Kopisten irgendwo zwischen dem letzten vorausgegangenen Brief (mög licherweise derjenige vom Februar 1795) und dem hier in Rede stehenden vom November 1795. 5 Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg. 80.), Bd. 2, S. 1322. Unverständ licherweise stellte Suchalla bei der Kommentierung dieses Briefes keinen Bezug zu den von Schmid veröffentlichten Briefen Johanna Maria und Anna Carolina Philip- pina Bachs an Westphal her. obwohl dieser vom Inhalt her geboten gewesen wäre. 4 Tatsächlich liegt das im November-Brief genannte Cembalokonzert Wq 27 (H. 433) in einer Abschrift J. H. Michels vor. die aus Westphals Besitz stammt; vgl. R. W. Wade, The Keyboard Concertos of Carl Philipp Emanuel Bach, Ann Arbor (MI) 1981 (Studies in Musicology. 48.), S. 248. 5 Im Februar-Brief gibt J. M. Bach zu erkennen, daß die ihr von Westphal zur Durchsicht zugesandten Bachschen Cembalokonzerte mit den Nachlaßverzeichnis- Nummern 4 (Wq 4, H. 406), 5 (Wq 5, H. 407) und 25 (Wq 24, H. 428) korrigiert wurden beziehungsweise teilweise neu abgeschrieben werden mußten, wohingegen die Konzerte Nr. 9 (Wq 8,H.4I1), 10 (Wq 9.H.412), 13 (Wq 12. H.415), 18(Wq 17, H. 420), 20 (Wq 19, H. 422) und 24 (Wq 23, H. 427) noch bei ihr lägen. Im November-Brief wird mitgeteilt, daß zwei der Konzerte von einem dritten Kopisten, der „nächst dem andern [= Michel] noch wohl am Beßten“ schreibe, neu kopiert worden seien und nun zurückgeschickt würden, vier weitere Konzerte habe sie aber noch immer bei sich liegen, darunter das Konzert Nr. 10. In einem darauffolgenden Brief an Westphal vom 13. Februar 1796 wird die Rücksendung dieser „4 letzten durchgesehenen Concerte“ mitgeteilt, zusätzlich läge das Konzert Nr. 16 (Wq 15, H. 418) bei. Außerdem gibt Anna Carolina Philippina Bach in diesem Brief eine Übersicht der ihr von einem der Kopisten in Rechnung gestellten Kosten für die Kon zerte Nr. 2 (Wq 2, H. 404), 4, 9, 10, 13, 18, 19 (Wq 18, H. 421), 20 und 33 (Wq 32,