100 Michael Maul Umfeld Johann Sebastian Bachs. Die bereits erwähnten Abschriften von BWV 2 und 54, sowie daneben die anscheinend später über seinen Schüler Koch ins sächsische Crimmitschau gelangte Kopie von BWV 194 16 sind hinreichend Zeugnis dafür, daß seine Bach-Pflege nicht nur auf das Auf führen von Orgelwerken beschränkt blieb, 17 zumal die intensive Korrespon denz mit Koch einen deutlich größeren Quellenbesitz an vokalen Bachiana erahnen läßt. Auch hier meint es die örtliche Quellendokumentation nicht gut mit dem Wissensdurst der Forschung. Zwar erhielt der als Director musices agierende Buttstädter Kantor laut Kirchenrechnung jährlich den fixen Betrag von 1 fl. 4 gr. „zur Musicalischen Correspondenz“. 18 Darüber hinaus sind aber nur kritische Bemerkungen über die Qualität der Figuralmusik von Seiten der Obrigkeit überliefert, die nicht erkennen lassen, was an der Stadt kirche St. Michaelis zu Krebs’ Zeiten musiziert wurde. 19 Ein möglicherweise 16 Siehe MaulAVollny (wie Fußnote 8), S. 109. 17 Zu Krebs’ Quellenbesitz an Orgelwerken Johann Sebastian Bachs siehe H. Zietz, Quellenkritische Untersuchungen an den Bach-Handschriften P 801, P 802 und P 803 aus dem „Krebs'sehen Nachlass“ unter besonderer Berücksichtigung der Choralbearbeitungen des jungen J. S. Bach, Hamburg 1969 (Hamburger Beiträge zur Musikwissenschaft. 1.). 18 Pfarrarchiv Buttstädt, Kirchenrechnungen (aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhun derts nur lückenhaft und ohne Belege überliefert). 19 So werden in einem Visitationsbericht 1734 nachfolgende Mängel aufgezeigt und Möglichkeiten zu deren Verbesserung eröffnet: „§. 1. Die Mängel der Schule bestehen in der verwirrten Ordnung derer Lectionum, in den vielen Feyertagen. in der entsetzlichen Versäumung derer Schul-Stunden. in der Confusion des Chori musici. und andern höchst schädlichen Dingen. Dafern fol gende Erinnerungen unumgänglich nöthig sind. [...] §. 5. Weil auch der Chorus Musicus allzu sehr ins Abnehmen gekommen, so wird hiermit zu befehlen nöthig seyn: 1. ) Daß der Cantor [Gottreich König, t 1751], welcher quartaliter sein Correspon- denz-Geld richtig biß hieher bekommen hat und noch bekommt, bessere und neuere Kirchen-Stücke anschafen. 2. ) Daß er seine Singe-Stunden fleißiger halte, worüber sehr geklagt worden, nehml. 2. Stunden wöchentlich die fundamenta in singen lehre und zwar fundamentaliter, daß sie e. g. eine tertiam, sextam, quartam, octavam etc: fertig wissen, auch der ac- cord eines ieden Thones und seine unterschiedenen Gänge in andere Thone richtig begreifen; die 2. übrigen Stunden aber denen widme, so die fundamenta verstehen. 3. ) Daß das Chor-Geld richtig aufgeschrieben von dem Rectore et cantore quartaliter richtig getheilet werde auch die Art der Theilung in einer gewißenhaften Rechnung dem Ephoro zugeschickt werde. 4. ) Daß der Praefecus und alle Membra Chori ieder alle quartale eine neue Aria oder Motette in die Chor Bücher Schafe, da besonders der dasige Organist ein geschickter Componiste ist.