Cembalo oder Pianoforte? 75 sich Forkels Zeugnis. In seinem biographischen Abriß über Bach sagt Forkel: „Am liebsten spielte Bach auf dem Klavi chord. Die sogenannten Flügel, obgleich auch auf ihnen ein gar verschiedener Vortrag stattfindet, waren ihm doch zu seelen los, und die Pianosorte waren bei seinem Leben noch zu sehr in ihrer ersten Entstehung, und noch viel zu plump, als daß sie ihm hätten Genüge tun können. Er hielt daher das Klavi chord für das beste Instrument zum Studieren, sowie über haupt zur musikalischen Privatunterhaltung. Er fand es zum Vortrag seiner feinsten Gedanken am bequemsten und glaubte nicht, daß aus irgend einem Flügel oder Pianosorte eine solche Mannigfaltigkeit in den Schattierungen des Tons hervor gebracht werden könne, als auf diesem zwar tonarmen, aber im kleinen außerordentlich biegsamen Instrument." Herr Or. Nef sagt nun hiergegen, daß diese Ausführungen durchaus die Meinung Phil. Emanucl Bachs und der spateren Zeit wiederspiegeln. Im Gegenteil, sie decken sich völlig mit dem, was Mattheson und Kuhnau sagen. Herr Or. Nef er wähnt, daß schon Spitta Forkels Urteile mit Mißtrauen an gesehen habe. Ganz recht, Spitta bezweifelt Forkels Urteils fähigkeit; darum handelt cs sich aber hier nicht, hier handelt es sich um die einfache Glaubwürdigkeit. Man kann doch nicht ohne weiteres voraussetzen, daß ein so ernster, verdienter Mann, wie Forkel war, gelogen hat. Wenn er nicht gelogen hat, so stammte die Mitteilung von Friedemann Bach und Phil. Emanuel Bach. Diese müssen aber doch genau gewußt haben, welche Meinung ihr Vater hatte, oder sollen sie auch gelogen haben? DaS könnte man doch nicht eher annehmen, bevor nicht die unwiderleglichsten Gegengründe vorhanden wären. Welches sind nun diese vermeintlichen Gegengründe? Da wird zunächst darauf hingewiesen, daß Seb. Bach bei seinem Tode kein Klavichord hinterlassen habe, dagegen:,,! four- nirt Clavexin, welches bei der Familie, so viel möglich bleiben soll, 1 Clavesin, 1 dito, 1 dito, 1 dito kleiner, 1 Spinettgen".' Das ist allerdings merkwürdig; sollte vielleicht der Gerichts beamte, welcher das Inventar aufnahm, einen falschen Aus druck gewählt haben, sollte das